William und Joanna - ab 1189 bis 1190

Joanna hob die Augenbrauen. "Deine Pflicht also. Deine Pflicht als was? Falls du es vergessen hast, du bist kein Lordkanzler mehr. Aber es wäre mir auch egal, dass du unbedingt nach London willst, wenn du nicht alle meine Vorschläge kategorisch ablehnen würdest! Es geht nicht darum, dass du Eleonore helfen willst." Sie stemmte die Hände in die Hüften.
"Ich bin nicht albern, aber wenn sie bittet, springst du sofort und wenn ich dich bitte, ist es unwichtig. Das finde ich wirklich unmöglich von dir!"
Und sie war wirklich sauer, dass sie immer noch zurück stecken musste, obwohl sie nun endlich mehr Zeit füreinander haben sollten.
"Ich dachte, wir könnten jetzt zusammen mehr unternehmen, aber es ändert sich gar nichts..."

Joannas Worte trafen so zielsicher und so schmerzhaft, dass William leicht zusammen zuckte. Nein, er war kein Lordkanzler mehr. Und wenn er ganz ehrlich war, hatte er diese Schmach immer noch nicht richtig verwunden. Dieses Amt war ein wichtiger Teil seines Lebens gewesen und mit Henrys Tod war ihm auch diese Aufgabe genommen worden. "Meine Pflicht als Kronvasall. Denn wenn man mir auch sonst fast alles genommen hat, bin ich immer noch Earl of Cornwall!" erwiderte William gepresst und erhob sich, damit er nicht länger zu Joanna aufsehen musste. "Und was genau willst du mir jetzt damit unterstellen?" Ob Joanna genauso reagiert hätte, wenn der Brief von jemand anderem aus dem Kronrat gekommen wäre?
"Herrgott, nichts was wir unternehmen könnten, läuft uns weg, richtig? Wir können all diese Dinge, die du machen willst, immer noch tun." erwiderte William entnervt.

Joanna seufzte tief. "Ja, das bist du." Und William würde niemals auch nur das geringste bisschen dieser Macht abgeben, nur Robert durfte ein wenig Anteil daran nehmen. "Ich unterstelle dir, dass dir immer noch alles Andere wichtiger ist als meine Vorstellungen und Wünsche. Jetzt, da die Kinder alle erwachsen sind, dachte ich, wir würden mehr Zeit miteinander haben. Wenn Eleonore dich nun wieder voll in Beschlag nimmt, wird es noch viel weniger sein. Die Dinge, die ich machen will, laufen nicht davon, aber du schiebst sie ja immer wieder auf die lange Bahn und irgendwann sind wir zu alt für lange Reise. Wann sollen wir sie denn tun?"
Joanna wandte sich beleidigt dem Fenster zu. "Ich weiß nicht, warum ich den Eindruck hatte, ich müsse jetzt endlich nicht mehr so zurückstecken wie früher."

"Alles andere?" echote William. "Nie war mir alles andere wichtiger als du!" protestierte er entschieden und schüttelte dann den Kopf. "Wenn Eleonore nun meine Hilfe braucht, wird es vielleicht noch ein, zwei Jahre so sein, aber was glaubst du denn, was passiert, wenn Richard zurück kommt, hm? Solltest du vergessen haben, was für ein inniges Verhältnis ich zu ihm habe?" Es stand außer Frage, dass William dann wieder außen vor sein würde.
"Verstehst du wirklich nicht, wie es für mich ist? Das erste Mal seit ... seit Henrys Tod scheint es so als würde ich wieder ... gebraucht werden." erklärte William mit gedämpfter Stimme. Vermutlich konnte Joanna es wirklich nicht verstehen, wusste nicht wirklich, was Eleonores Brief in ihm ausgelöst hatte.
William schloss kurz die Augen, dann schüttelte er müde den Kopf. "Du wusstest immer wie ich bin, Joanna. Mach mir das jetzt nicht zum Vorwurf."

"Wenn Richard zurück kommt...", gab Joanna zu bedenken. "Ich bete jeden Tag, dass es nicht so kommt, aber ich fürchte mich davor, dass Richard fallen könnte. Für Beatrice würde eine Welt zusammen brechen und Guillaume ist noch nicht soweit. Ich hoffe, das Heilige Land lässt Richard und seine Begleiter wieder aus seinen Fängen."
Sie nickte leicht. "Natürlich weiß ich das und es ist ja auch...in Ordnung, wenn wir nach London gehen. Du wirst keinesfalls allein gehen. Aber egal, was ich dir vorschlage, du hast dazu keinerlei Motivation. Ich würde so gern Isabella besuchen oder James oder Beatrice....Sie sind alle so weit verstreut. Ich will es dir nicht vorwerfen, aber du reagierst nie so euphorisch wie jetzt, wenn ich dir etwas unterbreite. Ud ich dachte einfach, die Dinge würden sich nun etwas ändern."

"Unkraut vergeht nicht so schnell. Ich bin sicher, dass er zurück kommen wird. Aber dafür muss er wohl ohnehin erst einmal ins Heilige Land kommen. Bisher haben sie es ja kaum bis nach Sizilien geschafft." erwiderte William trocken. Richard und dieser verfluchte Kreuzzug waren nun wirklich nicht sein Lieblingsthema.
William seufzte leise. "Es tut mir Leid, wenn ich dich so enttäusche, aber ... ich weiß einfach noch immer nicht, wie ich damit zurecht kommen soll. Ich tue mich unglaublich schwer damit einen neuen Platz für mich zu finden in dieser Welt, ich ... es lähmt mich regelrecht." William fuhr sich über das Gesicht und atmete tief durch. "Wir werden James auf dem Weg nach London besuchen. Wir kommen ja ohnehin an Winchester vorbei, dann können wir gleich ein paar Tage bei ihm bleiben." Schlug William vor. "Und wenn wir erst einmal in London sind, können wir auch für ein paar Tage nach Kent. Nach Canterbury oder Dover oder wohin Charles und Mary sich gerade aufhalten. Du kannst sie und Will sehen." versuchte William eine Art Friedensangebot zu unterbreiten. "Isabella besuchen wir am besten, wenn wir wieder zurück in Truro sind. Wir nehmen ein Schiff und segeln nach Pembroke, das ist deutlich kürzer als auf dem Landweg ... was meinst du?"

Joanna seufzte. "Da hast du wohl Recht. Dabei hatte jeder hier gehofft, sie würden sich ein wenig beeilen auf der Reise, damit sie auch rasch wieder zurück sind. Warten wir einmal ab, wann sie wieder kommen." Sie schüttelte leicht den Kopf. "Ist schon gut. Ich weiß, dass es schwer ist für dich. Es tut mir leid, ich wollte nicht nur nörgeln, aber es war einfach ein bisschen frustrierend, dass du sofort einwilligst nach London zu gehen. Du wirst sehen, ein bisschen zu reisen wird dir gut tun.Dann wirst du dich auch wieder lebendiger fühlen. Du solltest dich nicht nur damit identifizieren in der Politik gebraucht zu werden, du bist doch viel mehr."
Joanna begann zu lächeln. "Das klingt wundervoll, ich habe sie schon so lange nicht mehr gesehen." Sie freute sich wirklich die Kinder zu sehen. Und du hast ja recht, der Seeweg ist kürzer. Also werde ich warten, bis wir wieder hier sind, ehe wir die Reise nach Pembroke in Angriff nehmen. Robert hat hier momentan ja ohnehin alles fest im Griff und erledigt einen Teil der Arbeit für Beatrice und Eleonore von hier aus."

William trat zu Joanna, zog sie in seine Arme und vergrub das Gesicht in ihren noch immer leuchtend roten Locken. "Bin ich das?" murmelte er leise. "So viel mehr? Mir kommt es schwerlich so vor." Sicher, er hatte Cornwall und seine Familie, aber seine eigenen Kinder waren mittlerweile alle aus dem Haus und mit seinen Enkeln war es einfach anders, wenngleich er sie ebenso innig liebte. William versuchte wirklich Henrys Tod hinter sich zu lassen, aber es war wirklich nicht einfach.
William atmete tief durch. "Ich hoffe du hast Recht und ein wenig reisen wird mir gut tun." William strich Joanna über die Wange und sah ihr in die Augen. "Es tut mir so Leid, Joanna. Wirklich. Ich weiß, du hättest es verdient, dass ich dir mehr Aufmerksamkeit schenke, dass wir all die Dinge unternehmen, die du dir schon so lange wünschst." wisperte er leise.

Joanna legte ihrem Mann die Arme um den Hals, als er sie an sich zog. "Natürlich bist du das. Wie könntest du es nicht sein, wenn du doch für mich das Maß aller Dinge bist und das schon seit bald vierzig Jahren? Das ist doch eine beachtliche Leistung es so lange mit jemandem wie mir auszuhalten. Du bist einfach alles für mich, William. Wie also könntest du nur Poltiker sein? Ich könnte mir keinen besseren Ehemann und kein besseres Familienoberhaupt wünschen. Deine Kinder und Enkelkinder vergöttern dich allesamt und du bist ihnen ein gutes Vorbild. Es gibt wenige Menschen, die so beliebt sind. Und du bist immer noch ein sehr attraktiver Mann, wir sind gesund, was also können wir mehr wollen? Lass uns die gemeinsame Zeit nutzen, die man uns geschenkt hat. Glaub mir, ich habe immer Recht. Du wirst wieder aufblühen, wenn du mehr von der Welt siehst und wir reisen."
Sie gab ihm einen sanften Kuss. "Was nicht ist, kann doch noch werden."

"Vierzig Jahre?" wiederholte William leise. "Kann es wirklich sein, dass wir schon so alt geworden sind? Mir kommt es vor als wärst du erst gestern in mich hinein gelaufen und wir waren dort doch kaum älter als zwanzig ..." Und nun, nun wurde William in diesem Jahr bereits 56 Jahre alt.
Er gab Joanna einen Kuss und lächelte sanft. "Ich sollte eher froh sein, dass du es so lange mit mir ausgehalten hast." erwiderte er zärtlich. "Und dass du noch immer solche hübschen, schmeichelnden Worte findest."
William lachte leise. "Vielleicht hast du Recht. Vielleicht lerne ich auf meine alten Tage ja doch noch, wie ich dir gerecht werde." Er erwiderte Joannas Kuss und strich ihr zärtlich über den Rücken. "Ich liebe dich so sehr, Joanna. Besonders, weil du es noch immer mit mir altem Narren aushältst."

"Oh ja, vierzig Jahre. Eine lange Zeit, aber die Zeit vergeht so schnell. Auch mir ist es noch ganz nahe, wie ich dich das erste Mal getroffen habe. All die Heimlichtuereien, die es doch beinahe nur noch spannender gemacht haben. Der glücklichste Tag meines Lebens war der Tag, an dem ich dich geheiratet habe. Sieh dir an, was aus unserer kleinen Familie mittlerweile geworden ist."
Joanna fuhr ihm durch die dunklen Haare, die inzwischen deutlich mit silbernen Strähnen durchwirkt waren. "Die werde ich immer für dich finden, solange ich lebe. Weil ich dich genauso sehr liebe." Sie lehnte die Stirn an seine.
"Oh, ich bin sicher, das wirst du. Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Ich könnte dich niemals im Stich lassen."

"Ich bin Gott bis heute so dankbar, dass er uns noch eine zweite Chance gewährt hat. Dass er mich zu dir geführt hat." Es war wirklich wie ein Wunder gewesen, dass William damals an diesem verregneten Tag ausgerechnet in dem Kloster Halt gemacht hatte indem Joanna sich zurück gezogen hatte.
William lächelte zärtlich als Joanna durch seine Haare strich. "Was für ein Glückspilz ich doch bin." bemerkte er leise, dann löste er sich von seiner Frau und griff nach ihrer Hand. "Komm, lass uns ein wenig spazieren gehen und dabei unsere Reise planen. Wenn wir länger hier drin bleiben, werde ich nur unsinnig sentimental." bemerkte er mit einem verstohlenen Grinsen.

"Das bin ich auch. Wer weiß, was sonst aus mir geworden wäre. Ob ich heute noch im Kloster wäre?" Vielleicht wäre sie auch irgendwann an den Hof zurück gekehrt, wenn sie es hätte ertragen können William und Isabel zusammen zu sehen. Und dann hätte sie sicher irgendjemanden geheiratet, den sie niemals so lieben könnte wie sie es mit William tat.
Joanna lächelte und nickte zustimmend, drückte dann leicht seine Hand. "Das ist eine gute Idee, es ist so schönes Wetter. Es gibt ein paar Dinge zu planen und ich möchte dich hier nicht dem Trübsinn überlassen. Du könntest dir überlegen, ob du mir nicht ein neues Kleid spendieren möchtest, ich schätze, ich muss für den Hof einmal meine Truhe durchforsten."
Dort musste sie schließlich etwas feinere Kleider tragen als sie es Zuhause tat.

William grinste leicht. „Vermutlich nicht. Ich glaube kaum, dass du oder deine Mitschwestern es auf Dauer zusammen ausgehalten hättet.“ neckte er sanft und hauchte einen Kuss auf Joannas Lippen. „Aber zum Glück sind diese Überlegungen ja hinfällig, da ich dich gefunden habe.“
Sein Blick glitt sanft an Joanna auf und ab, dann nickte William. „Sicher, was immer du wünschst, meine Teuerste. Und wenn es zehn neue Kleider werden, mir soll es Recht sein.“ William legte einen Arm um Joannas Taille und führte sie zur Tür. „Wenngleich du in meinen Augen keine pompösen Kleider brauchst, um wunderschön zu sein.“ erklärte er während er die Tür öffnete. Dann beugte William sich etwas vor und flüsterte Joanna ins Ohr. „Am schönsten bist du ohnehin ganz ohne Kleider. Aber den Anblick wollen wir doch mir vorbehalten, hm?“

"Nein, vermutlich hast du da Recht. Wir hätten es nicht ausgehalten, sie hätten mich vor die Tür gesetzt oder ich einen von ihnen ermordet." Joanna erwiderte seinen Kuss sanft und grinste. "Was ein Glück für alle Beteiligten."
Sie folgte ihm zur Tür, freute sich schon auf die nächsten Stunden gemeinsamer Zeit. "Ganz so viele müssen es nicht sein, aber am Hof sollte ich vermutlich doch zeigen, dass ich immer noch meinen Stand angemessen vertreten kann. Aber ich danke dir für das reizende Kompliment."
Sie lachte auf, als er diese Anzüglichkeiten ins Ohr flüsterte und zog ihn sanft an seinem Ohrläppchen. "Das will ich aber auch meinen. Allerdings könntest du das ja heute Abend nochmal genau in Augenschein nehmen um wirklich sicher zu sein, dass ich dann am Schönsten bin."

Will

Will atmete tief durch und hob das Übungsschwert erneut. Er hatte es heimlich geholt und sich in eine abgelegene Ecke der Burg verzogen, wo ihn niemand so schnell finden würde. Sein Fuß war mittlerweile vollständig geheilt, aber sein gebrochener Arm steckte sehr zu seinem Verdruss noch immer in einer Schlinge. Martin hatte darauf bestanden, dass er den Arm ja nicht vorzeitig belastete, weil der Knochen vermutlich noch nicht wieder ganz zusammen gewachsen war.
Also war Will noch immer zur Untätigkeit verdammt, denn solange er die Schlinge noch tragen musste, durfte er auch noch nicht wieder am Training teilnehmen. Aber er hielt es einfach nicht mehr aus nichts weiter tun zu dürfen. Es sah, wie die anderen Knappen trainierten, Fortschritte machten und er nur die Hände in den Schoß legte. Außerdem ging ihm immer noch nicht aus dem Kopf, dass sein rechter Arm vielleicht nie wieder so einsatzfähig werden würde, wie früher. Martin zeigte sich zwar sehr optimistisch, aber Will wusste, dass es erst sicher war, wenn der Arm verheilt war und die Schlinge abbleiben konnte. Und aus dieser Angst heraus hatte Will beschlossen sein Training mit links aufzunehmen.
Allerdings war das alles andere als einfach und das Schwert über eine längere Zeit hoch zu halten, war schon anstrengend genug, ganz davon abgesehen es präzise zu führen. Aber er wollte unter keinen Umständen sein Training mit den anderen wieder aufnehmen und sich dann vollständig blamieren. Also übte er heimlich, so wie heute. Der Schweiß lief ihm bereits den Rücken hinab und er spürte, dass sein linker Arm allmählich lahm wurde, aber noch wollte er nicht aufhören für heute.

Charles

Charles hatte vom Fenster aus seinen Schützling mit seinem Übungsschwert über den Innenhof huschen sehen und nach einer Weile beschlossen, doch einmal nach ihm zu sehen. Es machte Will immer noch zu schaffen, dass er noch nicht wieder am Training teilnehmen konnte und Charles ahnte, wo er hin wollte und was er vor hatte.
Es war vielleicht ganz gut, nun einmal nach ihm zu sehen. Charles fand ihn an der erwarteten Stelle, verborgen in einem verwinkelten Eckchen, wo er mit der Linken übte. Charles lehnte sich an die Wand und stütze sich leicht auf seinen Stock, während er den Jungen etwas beobachtete.
"Das klappt doch schon ganz gut mit der Linken, hm?"
Will gab sich wirklich Mühe, das musste man ihm lassen.

Will

Will war so in sein mühevolles Training vertieft, dass er nicht mitbekam, dass er beobachtet wurde. Erst Charles' Stimme riss ihn aus seinem konzentrierten Zustand und er fuhr herum, mühsam einen kleinen Aufschrei unterdrückend, so sehr hatte er sich erschrocken.
"Mylord!" Will ließ das Schwert sinken und richtete den Blick eilig zu Boden. "Noch nicht so richtig gut. Und es ist dreimal so anstrengend als mit rechts." murmelte Will und sah dann kurz auf. "Mylord, es tut mir Leid, dass ich das Schwert genommen habe, ich weiß, ich hätte es nicht tun dürfen. Aber ich ... ich ... war einfach so ungeduldig." gestand er ein und sah Charles mit banger Miene an. Sicher, Charles war niemand, der seine Knappen prügelte oder über die Maßen streng war, doch was Will getan hatte, verstieß nun einmal gegen eine ausdrückliche Anordnung und er hatte Sorge, nun die unbequemen Konsequenzen tragen zu müssen.

Charles

Charles lächelte nachsichtig, als Will so erschrocken reagierte. "Natürlich ist es das, weil du mit der linken Hand ja kaum etwas machst. Es bedarf einfach ein bisschen mehr Training, dann wird es werden. Die Muskeln müssen kräftiger werden."
Wie sehr der Junge sich doch verändert hatte...Nichts mehr von dem Trotz war geblieben, nichts mehr von seiner rebellischen Art.
"Ich weiß...und ich kann dich gut verstehen. Ich kann auch nicht immer so, wie ich gerne würde. An manchen Tagen geht es besser, an manchen schlechter. Du siehst ja wenigstens ein, dass du einen Fehler gemacht hast und du das Schwert eigentlich nicht hättest nehmen dürfen. Aber ausnahmsweise werde ich darüber hinweg sehen. Unter der Bedingung, dass es nicht mehr vorkommt. Du wirst in Zukunft nur mit mir zusammen trainieren, solange du noch nicht am Training der Anderen teilnehmen kannst. So überanstrengst du dich wenigstens nicht oder verletzt dich noch. Wir werden regelmäßig üben, aber du kannst auch ohne Schwert genug tun um deinen Arm zu kräftigen."

Will

Will senkte den Blick als Charles verkündete, dass er über seine Tat hinweg sehen würde, wenn es sich nicht wiederholte. Aus der Traum davon, sich ein wenig vorbereiten zu können bevor die anderen ihn sahen und er sich bis auf die Knochen blamierte.
Was dann jedoch kam, hatte Will wirklich nicht erwartet. Sein Kopf fuhr wieder hoch und seine Augen begannen zu leuchten als er begriff, was Charles gerade gesagt hatte. "Ihr wollt mit mir trainieren? Ist das Euer Ernst? Das ... das wäre wundervoll!" Dann musste er sich nicht mehr heimlich davon stehlen und hoffen, dass er nicht erwischt würde. Und Charles würde ihm wirklich weiter helfen können, das hatte Will mittlerweile begriffen.

Charles

Charles legte den Kopf ein wenig schief und lächelte schließlich. Es schien die richtige Entscheidung zu sein, dem Jungen etwa Zeit zu widmen und allein mit ihm zu trainieren. Er wollte den Jungen schließlich nicht vergraulen, sondern ihm helfen.
"Das will ich. Warum sollte ich es vorschlagen, wenn es nicht mein Ernst wäre, Will? Ich bin sicher, wir bekommen das hin. Aber du wirst tun, was ich dir sage und ohne Murren aufhören, wenn ich das Training beende. Du wirst keine Fortschritte erzielen, wenn du dich überanstrengst. Wir verraten Martin besser nichts davon, das wird ihm nicht gefallen."
Charles zwinkerte Will kurz zu. "Ich bin froh, dass du zur Vernunft gekommen bist."

Will

Will schenkte Charles ein vertrauensvolles Lächeln. "Einverstanden. Ich werde tun, was Ihr sagt, Mylord." erklärte er sich bereit. Er wusste nicht nur, weil schäbig sein einstiges Verhalten gewesen war, er bereute es mittlerweile auch aufrichtig, hatte er Charles immerhin noch besser kennen gelernt und seinen eigenen Fehler eingesehen.
"Ich auch, Mylord. Wirklich. Ich bin aber vor allem froh, dass Ihr mir noch eine zweite Chance gebt nach all diesen Dingen." Er hatte es eigentlich nicht wirklich verdient gehabt. Aber nun ... allmählich schien dieses Wildschwein sich zu einem regelrechten Glücksfall zu entwickeln. Ein sehr schmerzhafter, aber dafür umso lehrreicherer Glücksfall.
Will grinste leicht. "Nein, Martin sollte wir wirklich besser nichts verraten."

Charles

Charles erwiderte das Lächeln und klopfte Will auf die Schulter. "Komm, genug für heute. Lass uns zusammen dem Reittraining der Anderen zusehen, dabei lernt man auch eine ganze Menge." Und irgendwie musste er Will ja langsam wieder mehr beschäftigen.
"Aber sicher, jeder verdient eine zweite Chance und ich weiß, dass man sich in deinem Alter oft ungerecht behandelt sieht. In dieser Phase ist man oft auch unzufrieden mit sich selber, das erschwert das Ganze."
Charles zwinkerte ihm zu.
"Ich werde schweigen wie ein Grab. Und nun komm..."

Will

Will seufzte leise, nickte dann aber. "Vermutlich wirklich besser, mein Arm ist schon etwas lahm." willigte er mit einem schiefen Grinsen ein. Er wusste, dass Charles recht hatte. Zu viel Training auf einmal schadete mehr als dass es nutzte.
Will bedachte Charles mit einem dankbaren Läxheln. Er war noch immer verblüfft darüber wie viel Verständnis Charles für ihn aufbringen konnte. Wie einfach wäre alles gewesen, hätte er selbst sich nicht so lang so furchtbar angestellt!
Will klemmte sich das Schwert unter den Arm und trat zu Charles. "Danke, Mylord. Martin würde mit sonst sicher die Hölle heiß machen." Bemerkte er mit einem kleinen Verschwörerlächeln.

Helene

Helene hatte schweren Herzens Aliz in Isabellas Obhut gelassen, in Hannas Nähe. Aber letztendlich hatte sie wieder heim kehren müssen, in Oxford gab es immer einige Dinge zu regeln und da Edward nicht hier war, blieben diese Dinge an ihr hängen.
Es hatte sie hart getroffen, dass Edward sie erneut so hintergangen hatte und sie fühlte sich einsamer als je zuvor. Deshalb hatte sie sich darauf besonnen, dass sie schon früher viel Halt im Glauben gefunden hatte. Sie wusste, was Edward davon hielt, aber nach den letzten Erkenntnissen war ihr das völlig gleich. Sollte er toben, wenn er zurück kam...
Sie hatte beschlossen einen Hauskaplan einzustellen und sich mit der Bitte an das Bistum gewandt. Dieses hatte ihr nun jemanden geschickt, den sie gleich kennenlernen und auf seine Eignung prüfen konnte. Helene freute sich darauf.