William und Joanna - ab 1190 bis 1191

"Das ist ja wohl nicht weiter schwer darauf zu kommen, oder?". erwiderte Eleonore schnippisch. "Du gehst beinahe jeden Tag ins Hurenhaus, ich rieche es jedes Mal, wenn du hierher kommst. Das finde ich ein wenig übertrieben."
Sie lachte ein wenig spöttisch auf. "Er hasst dich nicht, Bernard, du bildest dir das ein. Du redest dir ein, dass er dich hasst und deshalb ist es für dich auch so. Du willst das Gegenteil gar nicht bewiesen haben. Er hat sich gar nichts eingebrockt. Zu mir war er immer sehr liebenswürdig und er hat nie versucht mich zu beeinflussen."
Eleonore funkelte ihn wütend an, als er sie so unsanft zu sich zog und versuchte ihr Handgelenk zu befreien.
"Mein Problem ist, dass du dich anstellst wie ein Prinzesschen! Dein Leid? Du übertreibst so maßlos! Das ist einfach nur lächerlich."

Bernard

"Und wenn schon? Du bist doch froh, dass du dich in deinem Zustand um solche Dinge nicht zu kümmern brauchst und du kannst kaum erwarten, dass ich jetzt Monate lang herum sitze und keusch lebe wie ein Klosterbruder." knurrte Bernard unwillig. "Dennoch ist das nicht der Grund weshalb ich hier bleiben will."
Bernard schluckte schwer. "Ich bilde mir das nicht ein. Du hast doch keine Ahnung, was ich mit ihm schon alles durch habe! Du kannst ihn noch nicht so lange, dir hat er noch immer gern eine Maske gezeigt, ein Schauspiel vorgespielt. Du weißt nicht, wie er wirklich sein kann."
Im nächsten Moment zuckte seine Hand und schon hatte er Eleonore eine Ohrfeige verpasst. Nicht mit aller Kraft und er hielt sie ja auch noch immer am Handgelenk, aber durchaus so, dass ihr Kopf herumruckte. "Wie redest du eigentlich mit mir? Nimm dich gefälligst ein wenig zusammen!" fuhr er sie zornig an.

"Und deshalb ist es nicht mehr nötig Rücksicht zu nehmen und Diskreation zu üben? Dir ist das alles völlig egal, auch wenn du mich damit verletzt. Ich verlange doch gar nicht, dass du ganz keuschtg bist." Eleonore konnte nun einmal sein Bett nicht mehr teilen und es wäre ihr egal gewesen, wenn er ab und an eine Dirne besuchte. Aber Bernard übertrieb wieder einmal.
"Ich habe vielleicht keine Ahung davon, weil du nie darüber reden willst? Ich weigere mich indes zu glauben,dass er so falsch ist und nur spielt. Bernard, der Mann ist alt und krank. Was hätte er jetzt noch davon? Wie kannst du nur immer noch so unbarmherzig sein?"
Eleonore schnappte heftig nach Luft, als er sie ohrfeigte und ihr Kopf herum ruckte. Wütend versuchte sie ihre Hand zu befreien und schlug ihm mit der freien Faust auf die Brust.
"Ich rede, wie es mir passt! Und jetzt lass mich los, du Mistkerl!"

Bernard

"Ich bin diskret! Sonst würden es ja schon die Spatzen von den Dächern pfeifen." knurrte Bernard. "Stell dich nicht so an, es ist ja nicht so als würde ich direkt mit Anschluss mit noch offener Hose zu dir kommen." höhnte er leise.
Bernard schnaubte. "Siehst du, du willst es doch auch gar nicht glauben. Er hat dich schon so für sich eingenommen ... was hat er dir alles über mich erzählt, hm? Hat er schon angefangen seine Lügengeschichten zu verbreiten?"
Unbarmherzig hielt er Eleonores Handgelenk weiter fest und seine Muskeln spannten sich ganz von alleine an als sie zuschlug. Er konnte nicht einmal wirklich von Schmerz sprechen, trotzdem ärgerte es ihn, dass sie es gewagt hatte zurück zu schlagen.
Mit wenigen Schritten drängte Bernard sie zurück, so dass Eleonore nun mit dem Rücken an der Wand stand. "Das solltest du dir aber besser abgewöhnen." empfahl er gefährlich leise. "Du bist meine Frau und du hast mir zu gehorchen, ist das klar? Wenn du es wagst, noch einmal gegen mich die Hand zu heben, wirst du das bitter bereuen, hörst du?"

Eleonore verdrehte die Augen. "Glaubst du, das tun sie nicht? Die Mädchen tuscheln schon. Und viel fehlt ja wohl nicht, du riechst immer nach diesen fremden Frauen. Ich weiß nicht, was für ein Duftöl es ist, aber ich rieche es und es ekelt mich an. Also hör auf mich zu verspotten."
Sie schüttelte energisch den Kopf. "Gar nichts hat er! Er hat mir auch nicht wirklich über dich erzählt, wir sprachen öfter über ihn und über mich. Und über deine Kindheit selten."
Als Bernard sie dann so mühelos an die Wand drängte, bedrohlich über ihr stehend, spürte sie zum ersten Mal ein wenig Furcht vor ihm, aber sie hätte es sich nie im Leben anmerken lassen, dazu war sie viel zu stolz.
"Nein, das ist nicht klar. Ich lasse mir von dir nicht den Mund verbieten. Ach bereuen werde ich es? Was willst du tun, hm? Du förderst nur das Gerede, wenn ich ein Veilchen habe."

Bernard

Bernard atmete tief durch und kurz huschte sein Blick zu Eleonores Bauch. Am liebsten hätte er ihr hier und jetzt gezeigt, was sie davon hatte so gegen ihn vorzugehen, aber das könnte das Kind in Gefahr bringen und Bernard wollte einen Sohn haben. Also biss er noch einmal mühsam die Zähne zusammen.
"Ja, du wirst es bereuen." prophezeite er und schnaubte dann belustigt. "Wirklich? Damit willst du mir Einhalt gebieten? Die Leute schert es einen Dreck, ob du ein Veilchen hast oder nicht. Sie kennen deine Eltern, sie kennen dich ... sie wissen, das ich dein Ehemann bin und jedes Recht habe, dich zu züchtigen, wenn es sein muss. Und im Notfall fallen mir noch genügend Maßnahmen ein, die dein hübsches Gesichtchen unberührt lassen. Reiß dich zusammen, Eleonore, oder ich werde dich lehren dich mir gegenüber nicht so respektlos zu verhalten!"

Eleonore wusste genau, was in Bernard vor ging und es ärgerte sie, dass er nur davon absah diese Diskussion zu führen, wie er es sonst getan hätte, weil sie schwanger war.
"Gar nichts werde ich bereuen.", erwiderte sie ein wenig herablassend. "Aber du bist es doch, der sich immer sorgt, was die Leute reden. Und davon, was dein Vater denkt. Sie kennen meine Eltern und sie kennen mich. Und soll ich dir was sagen? Sie lieben mich und sie verehren mich, genau so wie ich bin. Was glaubst du, wie viele Männer gern mit dir tauschen würden? Züchtige mich, das beeindruckt mich gar nicht. Ich habe keine Angst vor dir, Bernard, und ich werde dich so respektieren, wie du es verdienst. Wenn du dich benimmst wie ein kleines Kind, behandele ich dich auch so. Und wenn ich dich ohrfeigen will, dann lasse ich mir das von dir nicht verbieten."
Sie hatte immer schon ihren eigenen Kopf gehabt, Bernard hatte das von Anfang an gewusst und sie trotzdem geheiratet.

Bernard

Bernard starrte Eleonore zornig an. "Ach ja? Ich wäre an deiner Stelle da nicht so sicher. Du magst jetzt vielleicht mutig tun, aber wenn es erst soweit ist ..." Bernard verengte die Augen. "Tja, sie können aber nicht mit mir tauschen. Du gehörst mir und du tust gut daran, daß auch endlich zu beherzigen. Das Weib hat dem Mann Untertan zu sein!" Knurrte Bernard drohend.

Eleonore lachte spöttisch auf. "Und was dann, wenn es soweit ist? Du solltest doch inzwischen wissen, dass ich mich nicht fürchte. Ich bin kein scheues Ding, ich habe keine Angst vor dir. Da kannst du tun, was du willst. Und das alles ändert nichts an der Tatsache, dass ich nach Aux möchte. Auch wenn du noch so viel ablenken willst."
Es war reizvoll ihn so aus der Reserve zu locken und es empörte sie ein wenig, wie wenig er ihre Stellung als seine Gemahlin achtete. Sie stammte immerhin aus einer vornehmeren Familie als er. Er konnte sich glücklich schätzen, dass sie zugestimmt hatte ihn zu heiraten.
"Ich gehöre mir selbst, Bernard. Ich bin deine Frau, nicht dein Eigentum. Und du brauchst dich gar nicht so aufzuspielen, du wirst nicht erleben, dass ich dir Untertan sein werde."

Bernard

"Wenn es soweit ist, wirst du feststellen, dass du meinen Worten etwas mehr Glauben schenken solltest. Dass du gut daran tätest, solche Dinge ernst zu nehmen." erwiderte Bernard bissig. Oh wie sehr es ihn doch reizte sie gleich jetzt zurecht zu stutzen. Er hasste es, wenn man sich gegen ihn stellte. Sicher, er hatte Eleonore durchaus eigen kennen gelernt, sie hatte immer gezeigt, dass sie einen eigenen Kopf hatte. Aber er hatte zugegebener Maßen nicht erwartet, dass sie sich irgendwann so gegen ihn auflehnen würde.
"Du kannst so viel dorthin wollen, wie du willst ... wir bleiben hier in Paris und das ist mein letztes Wort in dieser Sache." fuhr er sie wütend an.
Er legte eine Hand an Eleonores Wange, trügerisch sanft. "Wir werden sehen. Auch du wirst deinen Platz noch finden und akzeptieren." Bernard atmete tief durch. "Glaub mir, Prinzessin, für dich brechen noch ganz andere Zeiten an."

"Ach, tatsächlich? Täte ich das? Es ist mir egal, dass es dein letztes Wort ist. Wenn du nicht mitziehst, reise ich eben allein zurück nach Aux. Dann kannst du schauen, was du hier so allein tust. Einsperren lasse ich mich nicht von dir.", erwiderte Eleonore arrogant, als Bernard sie so anfuhr. Als er die Hand an ihre Wange legte, drehte sie demonstrativ den Kopf weg.
"Akzeptieren? Nur, wenn mein Platz ebenbürtig ist." Sie lachte auf und winkte ab. "Ganz andere Zeiten? Jetzt habe ich aber Angst."
Sie war so unfassbar genervt von dieser Auseinandersetzung. Sie hatte doch eigentlich nur eine Kleinigkeit von ihm gewollt.

Bernard

"Den Teufel wirst du tun!" Dieses brüllte Bernard regelrecht, nahm sich jedoch etwas zusammen als er weiter sprach. "Du wirst hier bleiben, dafür sorge ich. Du wirst dich mir in dieser Sache nicht widersetzen. Und wenn ich dir hier einschließen und eine Wache vor der Tür aufstellen lassen muss, mir ist es gleich. Du - bleibst - hier!"
Als Eleonore auflachte - ja, ihn regelrecht auslachte - hatte Bernard genug. Er holte erneut aus, blitzschnell und dieses Mal ohne zu zögern, ohne seine Kraft im Zaum zu halten, und ohrfeigte sie hart. "Du kleines Luder wirst noch bereuen mich ausgelacht zu haben." zischte er leise, kurz bevor seine Handfläche Eleonores Wange traf und sie regelrecht zu Boden schickte.

"Versteh doch einfach, Bernard, ich möchte nicht hier bleiben! Du machst es doch nicht besser, wenn du mich einsperrst. Nur, weil du nicht zu deinem Vater gehen möchtest. Du bist krank im Kopf, also wirklich. Ich werde schon einen Weg finden, darauf kannst du Gift nehmen.", zischte Eleonore aufgebracht. "Ich werde nicht bleiben."
Eleonore schnappte nach Luft, als er ausholte und sie dann mit voller Kraft ohrfeigte, sodass sie das Gleichgewicht verlor. Sie kollidierte hart mit der Wand und fiel dann schmerzhaft seitlich zu Boden.
Einen Moment lang glaubte sie, sie könne sich gar nicht mehr bewegen und so blieb sie reglos liegen. Dann biss sie die Zähne zusammen und brachte sich halb in eine sitzende Position, an die Wand gelehnt und die Hände vorsichtig auf ihren Bauch gelegt.
"Bastard...", wisperte sie atemlos.

Bernard

"Na, das werden wir ja noch sehen. Ich würde an deiner Stelle nicht einmal darauf wetten, dass du einen Weg findest. Du wirst das Kind hier bekommen und Schluss."
Ungerührt beobachtete Bernard die Folgen seiner Ohrfeige, verfolgte mit dem Blick wir Eleonore gegen die Wand geschleudert wurde und zu Boden sank.
Ihren gewisperten Fluch bedachte er mit einem kühlen Lächeln. "Beklag dich nicht, ich habe dich gewarnt. Und glaub mir, wenn du nicht lernst doch unterzuordnen, war das hier erst der Anfang." Dann wandte Bernard sich von seiner am Boden sitzenden Frau ab und ging geruhsam zum Tisch hinüber, um sich einen Becher Wein einzugießen. Das war nun nicht wirklich so gelaufen, wie er sich das vorgestellt hatte, aber Eleonore hatte es mit ihrer Aufmüpfigkeit auch nicht anders verdient.

Eleonore antwortete zunächst nicht mehr. Sie wusste, sie hatte ihn herausgefordert und dass er sich das nicht gefallen ließ, war vermutlich normal. Allerdings hätte sie sich nicht so leicht abkanzeln lassen, wenn dieses Kind nicht wäre. "Der Anfang? Was hast du vor? Mich windelweich prügeln? Glaubst du, ich lasse das so einfach geschehen?"
Zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie den Mann überhaupt kannte, den sie geheiratet hatte. Bernard war immer gut zu ihr gewesen.
Einen Moment beobachtete sie verärgert, wie er sich abwandte um sich Wein einzugießen, dann versuchte sie sich hoch zustemmen, sackte aber gleich wieder in sich zusammen, als ein stechender Schmerz durch ihren Körper zuckte.
Eleonore biss sich hart auf die Unterlippe, um nicht zu jammern, aber ein leises Wimmern war ihrer Kehle schon entschlüpft. Sie legte die Hände angsterfüllt auf ihren Bauch, als sie etwas Nasses ihre Schenkel hinab rinnen spürte. Sie brauchte gar nicht nachzusehen. "Ich blute....", sagte sie nüchtern, auch wenn sie innerlich Panik aufwallen fühlte. Das war nicht gut und es war viel zu früh, doch was sie spürte, konnten sehr gut erste Wehen sein.

Bernard

"Wenn es nötig ist." Bernard zuckte leicht mit den Schultern, dann zeichnete sich ein kleines, spöttisches Lächeln auf seinen Lippen ab. "Und was willst du tun? Zurück schlagen wie vorhin? Ich bitte dich." Das machte ihm nun wirklich keine Angst.
Er führte den Becher an die Lippen und nahm einen Schluck als er Eleonores leises Wimmern hörte. Beinahe hätte dieser Laut wieder an seinem Mitgefühl gerührt, aber er spülte diese Anwandlung schnell mit mehr Wein hinunter. Am liebsten hätte Bernard noch den Becher geleert und wäre dann wieder gegangen, doch Eleonores Worte ließen ihn inne halten.
Bernard kam sich vor als würde er sich unter Wasser bewegen, seltsam langsam waren seine Bewegungen als er sich umdrehte und Eleonore wieder ansah. Er sah in ihr blasses Gesicht und ließ den Blick hinab wandern, sah dann den dunklen, kleinen Fleck der sich langsam auf ihrem Kleid abzeichnete.
Bernard biss die Zähne zusammen, starrte seinen Frau noch einen Augenblick lang an, dann trat er ohne ein Wort zu ihr, hob sie hoch - nun wieder vorsichtig und beinahe sanft - und trug sie nach nebenan zum Bett hinüber. Er ließ sie darauf niedersinken und verließ dann wortlos den Raum, um die Dienerschaft in Bewegung zu setzen. Die Hebamme musste so schnell wie möglich her.

"Ich weiß selbst, dass das nicht viel bringt, aber ich könnte meinem Bruder schreiben." Guillaume würde ihr helfen und Bernard zurecht stutzen, wenn es nötig sein sollte. Jetzt hatte sie aber andere Sorgen als sich mit solchen Dingen auseinander zu setzen. Sie krümmte sich leicht, erwiderte dann Bernards Blick und war froh, wenigstens ein bisschen Sorge darin zu lesen.
Ohne Widerstand ließ sie sich von ihm aufheben und zum Bett tragen. Sie war vernünftig genug um zu wissen, dass sie Hilfe brauchte. Es würden keine einfachen Stunden werden, das stand fest. Das Kind wollte zur Welt kommen, doch es war viel zu früh und all das Blut war wohl auch nicht so normal. Es schwächte sie schon jetzt, aber sie war die Tochter ihrer Eltern, sie würde kämpfen.
Aber sie brauchte eine Hebamme, die ihr sagte, was zu tun war. Am meisten ärgerte sie, dass Bernard nun seinen Willen bekam und das Kind in Paris geboren wurde.

Bernard

Bernard schnaubte leise. "Vor deinem Bruder habe ich keine Angst." bemerkte er gelassen. Was sollte der Bengel ihm auch schon anhaben? Er, Bernard, war Vasall des französischen Königs, wenn Guillaume Plantagenêt gegen ihn vorgehen wollte, würde er schon eine Armee bis vor die Mauern von Aux führen müssen und so verrückt würde er schon nicht sein.
Nachdem Bernard die Diener los geschickt hatte, füllte er einen neuen Becher mit verdünntem Wein und kehrte zu Eleonore zurück. "Hier, trink etwas." Er gab ihr den Becher und achtete darauf, dass sie ihn auch wirklich selbst halten konnte und nicht verschüttete. "Francois holt die Hebamme und deine Zofe ist los, um frisches Wasser zu holen, sie wird gleich zurück sein." Bernard schluckte und rang ein wenig mit sich, dann gab er sich einen Ruck. "Kann ... ich bis dahin irgendwas für dich tun?" erkundigte er sich etwas unbehaglich. Von diesen Dingen wollte er eigentlich lieber gar nichts mitbekommen und er wünschte sich mehr als nur weit weg.

Eleonore trank erstaunlich folgsam für ihre Verhältnisse ein paar Schlucke des verdünnten Weines, den Bernard ihr brachte und gab ihm dann den Becher zurück. "Danke." Es war gut zu wissen, dass alles im Gange war und es nicht mehr allzu lange dauern würde, bis sie sich in die erfahrenen Hände der Hebamme begeben konnte.
Eleonore unterdrückte einen Aufschrei, als sie nächste Wehe kam und der kalte Schweiß trat ihr auf die Stirn. Sie atmete durch.
"Hilf mir aus diesem Kleid. Es...es ist jetzt so eng, ich kann es nicht ertragen.", bat sie dann atemlos. Es war offensichtlich, dass Bernard sich überall hin wünschte, nur nicht hier.

Bernard

Bernard hatte ein wenig gehofft, Eleonore würde seine Hilfe nicht in Anspruch nehmen, ihn vielleicht sogar gleich hinaus schicken, aber natürlich blieb er als sie ihn bat, ihr das Kleid auszuziehen. Er war immer noch verärgert und ihr Streit keineswegs vergessen, aber er war in den Hintergrund gerückt und immerhin war es sein Kind, dass da zur Welt kommen wollte.
Umsichtig öffnete er das Kleid und half Eleonore dann heraus, so dass sie schließlich nur noch mit ihrem leichten Unterhemd bekleidet auf dem Bett lag. Bernard legte ihr Kleid zur Seite und drehte sich gerade wieder herum als es klopfte und einer der Diener die Hebamme herein führte. Bernard schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Endlich war sie da und sie würde auch wissen, wie sie Eleonore helfen konnte.

Eleonore konnte nicht anders, als ein wenig dankbar für seine Hilfe zu sein. So wütend sie auf ihn auch gewesen war, er wandte sich jetzt nicht ab und überließ sie sich selbst.
Sie fühlte sich ein klein wenig besser, als sie endlich das Kleid los war und Erleichterung machte sich kurz breit, als sie die Hebamme entdeckte. Dann aber stöhnte si auf, als eine heftige Scchmerzwelle sie überflutete und ihr Unterhemd sich tiefrot färbte.
Die Hebamme zog erschrocken Luft ein und machte sich sofort an die Arbeit. "Geh...", brachte Eleonore keuchend hervor.
"Geh und warte draußen, ich will dich nicht hier haben." Das war ihm wohl ohnehin lieber.

Bernard

Bernards Wangenmuskeln spannten sich sichtbar an als Eleonore von einer weiteren Wehe gepeinigt wurde und der rote Fleck auf ihrem Hemd sich ausbreitete. Er riss seinen Blick von dem Blut los und nickte als Eleonore ihn aufforderte hinaus zu gehen. Das war letztlich ja auch genau das, was er wollte. Er wollte nicht hier sein und dabei zusehen, wollte seine Frau nicht schreien hören.
Bernard ging langsam in die Halle hinunter und ließ sich dort in einer Ecke am langen Tisch nieder. Einer der Diener brachte ihm etwas Wein und Bernard brachte die Zeit damit zu mit finsterer Miene in seinen Becher zu starren. Nur einmal sah er auf als er eilige Schritte hörte und Eleonores Zofe in die Halle kam. Sie war schon fast an ihm vorbei, da erhob er sich eilig und hielt sie auf. Doch das Flackern in ihren Augen war im Grunde schon beredet genug. "Wir brauchen mehr Wasser ... Mylord, bitte, ich ..." stammelte die junge Frau eilig und Bernard ließ sie mit einem kurzen Nicken los. Es sah also nicht gut aus.
Er sank matt wieder auf die Bank hinunter, nahm einen großen Schluck Wein und verlegte sich schließlich doch aufs Beten. So sehr Eleonore ihn heute zur Weißglut getrieben hatte, er wollte seine Frau doch nicht verlieren! Und das Kind ebenso wenig.

Eleonore hatte gewusst, dass eine Niederkunft kein Zuckerschlecken war, aber ihre Mutter hatte sie beruhigt und ihr die Angst genommen. So viele Frauen hatten das schon überstanden. Was sie nun aber am eigenen Leib erspürte, ließ sie an all dem zweifeln. Es war eine schreckliche Geburt, stundenlang quälten sie die Wehen, weil das Kind sich kaum gedreht hatte und die Hebamme war spürbar besorgt darüber, dass die Lady so viel Blut verlor.
Irgendwann hatte man einen Arzt hinzu geholt, doch viel tun konnten Beide nicht. Eleonore spürte, dass die Beiden begannen um sie zu fürchten. Aber nicht umsonst hatte sie einen eisernen Willen. Auch wenn sie zwischenzeitlich drohte das Bewusstseinzu verlieren, zwang sie sich irgendwie zum durchhalten.
Der Morgen graute schon, als man ihr endlich ihre viel zu kleine Tochter auf den Bauch legte.
Tränen der Erleichterung liefen über die fahlen Wangen und zart strich sie über das kleine Köpfchen, obwohl sie sich kaum noch rühren konnte.

Bernard

Bernard hatte die Nacht über nur wenig geschlafen. Er hatte sich eine freie Kammer geben lassen, war jedoch lange nicht zur Ruhe gekommen und schon früh wieder auf den Beinen gewesen. Es war noch dunkel draußen und wenn man aus dem Fenster sah konnte man einen hellen Streifen am Horizont gerade einmal erahnen als er wieder hinunter in die Halle ging, um zu warten.
Dauerten Geburten immer so lange? Er hatte zugegebener Maßen keine Ahnung. Erwartet hätte er, dass es schneller gehen würde, immerhin war das Kind ja noch kleiner als normalerweise üblich. Aber was wusste er schon von solchen Dingen.
Als es dann zu dämmern begann, kam endlich Eleonores Zofe in die Halle hinunter. Blass und müde sah sie aus und einen Moment lang glaubte Bernard sie bringe ihm die Nachricht vom Tod seiner Frau, aber dem war zu seiner Erleichterung nicht so.
Er begleitete sie zurück zu Eleonore und trat leise in die Schlafkammer. Eleonore lag im Bett und Bernard brauchte nicht einmal viel Licht um zu sehen, dass seine Frau vollkommen am Ende ihrer Kräfte war. Er atmete durch und setzte sich zu ihr auf die Bettkante. "Eleonore?"

Man hatte das Kind schließlich gewaschen und gewickelt und ihr schließlich wieder auf die Brust gelegt. Sie hatte die Kleine gestillt, aber sie hatte keine Kraft mehr sie in den Armen zu halten, obwohl sie wirklich ein Federgewicht war.
So hatte sie nur zärtlich beide Hände auf ihr Kind gelegt und betrachtete es aus halb geschlossenen Augen liebevoll und voller Staunen.
Irgendwann kam Bernard und setzte sich zu ihr. Etwas mühsam wandte sie den Kopf ein wenig. "Bernard...", antwortete sie heiser. "Du hast eine Tochter..."
Alles war so anstrengend, selbst das Sprechen. Aber trotzdem hätte sie sich nie an ihrem Mädchen satt sehen können. Die Hebamme hatte ihr behutsam erklärt, sie solle sich nicht zu sehr an das Kind binden, es war nicht sicher, ob es überlebte, zerbrechlich und klein wie es nun einmal war, einige Wochen zu früh auf der Welt.
Aber es war Eleonores Tochter und sie Plantagênets hatten einen eisernen Willen.