William und Joanna - ab 1191 bis 1192

Robert verschränkte die Finger hinter seinem Rücken miteinander. "Du könntest in Ruhe das Kind bekommen und niemand würde dich schlecht behandeln.Sie sind doch so einiges gewohnt inzwischen." Allerdings hoffte er, würde sie nicht ablehnen, weil John auf keinen Fall in Truro willkommen wäre. Weder sein Vater noch er würden ihn auf der Burg dulden.
"Du wärst in besten Händen bei John und Elena..." Robert spürte, dass seine Tochter unsicher wurde und griff nach ihrer Hand.
"Wenn du dem Kind eine gute Zukunft ermöglichen willst, kommst du entweder mit mir oder du heiratest in ein paar Tagen. Wenn du mit John gehst, bist du immerzu unterwegs, ohne Zuhause, ohne Zufluchtsort, mitten in Intrigen. Das ist kein Ort für ein Kind."

Diana

Es war ein so verlockender Gedanke. In Cornwall zu sein, bei ihrer Familie, bei ihrer Mutter, die ihr beistand! Nicht irgendwo weit im Norden, wo sie keine Menschenseele außer Jacob kennen würde, wo sie die meisten Einheimischen ja sogar kaum verstand, weil sie fürchterliches Englisch sprachen, weit fern von zu Hause, vom Hof, von Menschen die sie liebte ...
Diana Sah auf ihre Hand hinab, die nun in der ihres Vaters lag. Wie gut das doch tat. Doch das Ganze hatte einen schmerzlichen Haken, da war sie sich sicher. Sie hob den Blick und sah ihren Vater an. "Ich würde so gerne kommen." räumte sie leise ein. "Aber wenn ich in Cornwall bin, dann ... würdest du nicht zulassen, dass John mich besucht, nicht wahr?" fragte sie unsicher, wenngleich sie ahnte, dass sie die Antwort bereits kannte.

Robert wusste, sie war kurz davor einfach nachzugeben und sich der Sicherheit ihres Zuhauses anzuvertrauen. Er hoffte so, sie würde es tun und so Johns Einfluss erst einmal entgehen. Je weniger der Kerl mit ihr zu tun hatte, desto besser. Außerdem würde sie dann nicht so fürchterlich weit im Norden sein, so weit weg von Cornwall.
"Dann tu es, Diana. Pack deine Sachen und komm mit mir nach Cornwall!", forderte er erneut auf. Er schloss kurz die Augen.
"Nein.", räumte er ein. "Es tut mir leid, aber das ist etwas viel verlangt und dein Großvater wird das nicht anders sehen. John kann froh sein, wenn dein Großvater ihn nicht in die Finger bekommt, wenn er erfährt, dass du schwanger von ihm bist. Glaub mir, er ist ungemütlicher als ich, wenn er verärgert ist. John wird Truro nicht betreten."

Diana

Wie gern hätte sie einfach ja gesagt! Hätte getan, wozu ihr Vater sie ermutigte, hätte ihre Sachen gepackt und wäre für eine Weile nach Cornwall gegangen, um ihr Kind zu bekommen. Aber die Worte, die dann folgten, machten ihr das unmöglich.
Diana spürte wie ihre Kehle eng wurde und die Tränen ihre Augen verräterisch schimmern ließen. Rasch schloss sie die Augen und schluckte schwer. "Dann werde ich nicht nach Truro kommen können." erklärte sie leise und öffnete die Augen wieder. "Ich kann nicht kommen, wenn der Mann, den ich liebe, der Vater meines Kindes mich nicht einmal besuchen darf. Ich weiß, dass es viel verlangt ist, aber von mir zu verlangen ihn in all der Zeit nicht zu sehen, ist ebenfalls zu viel." erklärte Diana heiser. Sie musste John ja nicht die ganze Zeit um sich haben, sie würde es aushalten, wenn er sie nur ab und zu besuchte, so wie er es zwischendurch ja auch hier schon getan hatte. Aber ihn gar nicht zu sehen für ein halbes Jahr oder länger ...
"Ich wäre wirklich gern gekommen. Allein schon wegen Mutter." schloss Diana mit einem traurigen Seufzen.

Robert schaute Diana beinahe flehend an. "Bitte, Diana....du kannst ihm doch schreiben. Aber für dich und für das Kind wäre es das Beste nach Truro zu kommen. Deine Mutter wäre so gerne bei dir, um dir zu helfen. Das würde es doch auch für dich so viel einfacher machen. Lass dich nicht von John gegen uns wenden. Selbst wenn ich es irgendwie zulassen würde...dein Großvater wird es nicht tun. Er wird niemals verzeihen, dass John Henry verraten und ans Messer geliefert hat. Er ist schon Richard immer noch gram, John wird ein rotes Tuch für ihn sein. Es geht nicht."
Und er hasste John nur noch mehr dafür, dass er ihm seine Tochter stahl, sie entfremdete und dazu zwang allein in den Norden zu gehen. Wie sollte er das nur ertragen?

Diana

"Ihm schreiben?" wiederholte Diana heiser und hätte beinahe aufgelacht. Stattdessen vergrub sie das Gesicht in den Händen und kämpfte gegen die Tränen an. Wieso musste das alles nur so verflucht schwer sein?
"Ich will mich doch gar nicht gegen euch wenden! Aber wie soll das denn aussehen? Soll ich nun ein halbes Jahr in Truro sitzen und mich nach ihm sehnen? Und danach? Ich kann ja kaum mit einem Neugeborenen schon wieder zurück an den Hof und so wird es noch länger dauern ... ich weiß, dass du das nicht verstehst und Großvater wird es auch nicht tun, aber ich liebe John nun einmal. Und du weißt doch selbst, wie fürchterlich es ist, lange von seinen Liebsten getrennt zu sein."
Diana starrte auf einen Flecken Rasen vor ihren Füßen und fühlte sich seltsam leer. Sie wünschte, ihr Vater hätte diesen Vorschlag gar nicht erst gemacht, damit sie sich das Szenario nicht erst ausgemalt hätte.

"Das weiß ich, Diana. Aber du bist nicht mehr nur für dich allein verantwortlich. Du musst jetzt lernen an das Wohl deines Kindes zu denken, auch wenn du selbst dafür verzichten musst." Warum hatte sie sich ausgerechnet in dieses Scheusal verlieben müssen? Seine kleine, süße Diana....Philippe würde auch völlig aus der Haut fahren, war das Mädchen doch seine geliebte Patentochter.
"Du wirst dich entscheiden müssen. Wenn du nicht verzichten kannst, solltest du wohl Jacob heiraten. Der einzige andere Weg ein Zuhause für euch zu sichern."
Robert seufzte,
"Ich will doch nur das Beste für dich, Kind."

Diana

Diana nickte langsam. "Ich weiß. Ich bin mir durchaus bewusst darüber was es bedeutet schwanger zu sein." Auch wenn sie ganze Tragweite wohl auch erst nach und nach würde begreifen können. "Ja, das muss ich wohl. Ich werde ein bisschen darüber nachdenken müssen." Und sie musste mit John sprechen, vielleicht konnte er ihr irgendwie helfen. Und wohl auch mit Jacob, denn ihn betraf ihr Entscheidung auf die eine oder andere Art und Weise ja auch.
Diana seufzte leise. "Ich weiß. Ich bin mir nur gerade nicht sicher, ob es das besser oder schlimmer maxht." Räumte sie leise ein.

Elena

Elena richtete sich auf und legte die Hände einen Moment auf die Oberschenkel. Sie kniete im Kräutergarten des Hospitals und erntete einige Kräuter, damit sie ihre Vorräte aufstocken konnten. Sie hatte in den letzten Monaten sehr viel von den Ärzten im Hospital gelernt, besonders natürlich von Lucas. Sie liebte ihren Mann abgöttisch und das Leben hatte sich wunderbar eingependelt zwischen Zweisamkeit und ihrer gemeinsamen Arbeit hier.
Sie war glücklich, mehr als das. Und ihr Leben würde sich bald ein kleines bisschen verändern. Elena war mit Lucas zu einer Pause verabredet, sicher würde er sie bald abholen.

Lucas

Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte Lucas es nie für möglich gehalten, dass ihn eine Ehe so glücklich machen würde. Heiraten und eine Familie gründen, das waren früher Dinge gewesen, die wohl irgendwie zum Leben dazu gehörten, die ihn aber nun wahrlich nicht den Schlaf geraubt hatten.
Bis er Elena getroffen hatte.
Und nun war Lucas in seiner Ehe so glückselig, dass er es kaum in Worte fassen konnte. Er liebte seine Frau, lag ihr förmlich zu Füßen und mit ihr zu arbeiten erfüllte ihn immer aufs Neue mit Begeisterung, weil sie seine Leidenschaft teilte und immer neue Ideen mit einbrachte.
Nun war er gerade auf dem Weg in den Kräutergarze um Elena dort abzuholen. Sie hatten sich wie so oft zu einer gemeinsamen Pause verabredet.
Er kam zu ihr hinüber geschlendert, ein Lächeln auf den Lippen. "Du bietest immer wieder einen wundervolle Anblick, mein Herz." Bemerkte er zufrieden und bot ihr eine Hand an um ihr beim Aufstehen zu helfen.

Elena

Elena drehte lächelnd den Kopf, als ihr Mann den Weg entlang schritt und sie ihn schon am Gang erkannte. "Schmutzig und im Dreck knieend?", erwiderte sie lachend und nahm seine Hand, um auf die Füße zu kommen. "Wie schmeichelhaft."
Sie begrüßte ihn mit einem Kuss und wischte sich die Hände an ihrem Kleid ab. "Hattest du viel zu tun heute Morgen?"
Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung, um sich zu einer Bank in der Nähe zu begeben. Sie saßen gern hier in der Sonne, aßen eine Kleinigkeit und genossen einige freie Minuten, bevor sie die Arbeit fortsetzten. Genauso wollte sie es haben, es könnte kaum besser sein.
"Es ist immer so schön ruhig hier."

Lucas

Lucas lachte auf. "Auch das. Du siehst immer wunderschön aus." bemerkte er amüsiert, half Elena auf die Beine und erwiderte ihren Kuss. "Vor allem aber meinte ich, dich bei einer so sinnvollen und guten Arbeit zu sehen. Eine wundervolle Frau, die etwas wundervolles tut ... was könnte schöner sein? Egal ob mit Erde unter den Fingernägeln oder nicht." erklärte Lucas und legte einen Arm um Elenas Taille um mit ihr zu der Bank hinüber zu schlendern auf der sie so häufig saßen.
"Hm, es ging tatsächlich. Die übliche Runde bei den Patienten, die hier sind, ansonsten nur einen Schnupfen und ein paar kleine Wehwehchen, die schnell gepflegt waren. Und du kommst gut voran? Ich habe den Eindruck, dass es dem Kräutergarten so geht wie mir: unter deiner kundigen Pflege blühen wir zu unerwarteter Schönheit auf." Lucas hauchte einen Kuss auf Elenas Wange und setzte sich mit ihr auf die Bank.
Zufrieden streckte er die Beine aus und seufzte leise. "Oh ja, das ist es. Genau richtig für eine erholsame Pause."

Elena

Elena lächelte zufrieden. "Das freut mich zu hören. Und genau deswegen liebe ich dich auch so." Lucas konnte einfach allem etwas Gutes abgewinnen und er war so bodenständig, das tat ihr unglaublich gut. Sie lehnte sich an ihn und lauschte seinem Bericht.
"Dann ist heute ein sehr guter Tag, scheint mir. Keine ernstlichen Verletzungen....Oh, ausgezeichnet. Die Pflanzen gedeihen und die Ernte ist gut. Ich werde noch einige Bündel zum trocknen aufhängen können heute."
Sie lachte leise. "Dann habe ich wohl ein geschicktes Händchen für euch Beide, für dich und den Garten.", erwiderte sie.
"Eine erholsame Pause, die ich dir ein bisschen versüßen kann. Ich habe nämlich ein paar Neuigkeiten.", begann sie dann und beobachtete ihn aufmerksam. "Wir Beide bekommen Nachwuchs, Lucas. Ich bin schwanger."

Lucas

Lucas grinste schief. "Ich Glückspilz." bemerkte er zufrieden und nickte dann. "Ja, ein wirklich guter Tag. Aber wer weiß, was noch kommt, der Tag ist schließlich noch nicht zu Ende." Lucas sah seine Frau an und ihr Lachen ließ ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. Nach wie vor war er nicht nur von ihrem Anblick fasziniert, besonders hingerissen war er auch immer wieder, wenn ihr Lachen erklang und sein Herz vor Liebe zu ihr fast überquellen ließ.
"Oh ja, das hast du in der Tat." pflichtete Lucas ihr bei und zog dann eine Augenbraue in die Höhe. "So? Dann versüß mir mal den Tag." forderte er neugierig und lauschte Elenas Worten. Seine Augen weiteten sich etwas und er fühlte sich genau wie damals als sein Vater ihm offenbart hatte, dass Elena für ihn schwärmte: es war eine der natürlichsten Sachen der Welt und unausweichlich, aber es trat Lucas trotzdem mit solcher Wucht als wäre er geradewegs gegen eine verschlossene Eichentür gelaufen.
"Schwanger?" wiederholte er mit einem Tonfall als wisse er gar nicht, was dieses Wort bedeutete. Schwanger. Elena war schwanger. Sie würde Nachwuchs bekommen. Sie würden ein Kind bekommen ... Eltern werden ... er würde Vater werden!
"Großer Gott." Hätte Lucas nicht bereits gesessen, hätten seine Knie vermutlich nachgegeben. Ungläubig wanderte sein Blick von Elenas Gesicht zu ihrem flachen Bauch und wieder zurück, dann schlang er plötzlich die Arme um sie und zog sie unglaublich behutsam in seine Arme. "Wir werden Eltern ..." wisperte Lucas und gab Elena einen Kuss. "Herrje, was stellst du nur mit mir an Elena de Warenne? Ich und Vater werden ..." Er lachte leise auf und allmählich begann sich das Glücksgefühl in ihm auszubreiten.
Dann plötzlich kam ihm ein anderer Gedanke und er starrte seine Frau fast erschrocken an. "Und dann schuftest du hier auf Knien im Garten? Herrgott, Elena, du musst dich schonen! Du kannst doch schwanger nicht genauso weiter arbeiten!"

Elena

Elena nickte. "Du hast Recht, noch ist der Tag nicht vorbei." Sie lächelte, als sie den Schock in seinen Augen sah und gab ihm ein wenig Zeit. Sie hatte geahnt, dass er im ersten Moment ein wenig überfordert sein würde damit. Aber natürlich enttäuschte Lucas sie kein bisschen, stattdessen nahm er sie vorsichtig in die Arme. Sie erwiderte seinen Kuss und fuhr durch die braunen Locken. "Das werden wir...und ich habe absolut keinen Zweifel daran, dass du ein ausgezeichneter Vater sein wirst."
Immer noch lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken, wenn man sie so nannte....Elena de Warenne. Ein alter normannischer Name, den sie nun tragen durfte, obwohl sie doch eigentlich nur ein einfaches Bauernmädchen war.
Elena begann zu lachen, als er sie so entsetzt ansah und schüttelte leicht den Kopf. "Mach dir keine Sorgen, Liebster, ich bin schwanger und nicht krank. Es geht mir wirklich gut, dem Kind geht es gut. Ich kann arbeiten, solange ich merke, dass es mir nicht schadet. Ich werde verrückt, wenn ich nur irgendwo rumsitze."

Lucas

Lucas betrachtete seine Frau einen Moment lang mit sanftem Blick, dann hob er leicht die Schultern. "Wenn du es sagst, wird es wohl so sein. Dank dir bin ich auch ein ganz passabler Ehemann geworden, glaube ich, da wirst du auch einen guten Vater aus mir machen." erwiderte er und küsste sie noch einmal zärtlich. Und Lucas war realistisch, wenn das Kind erst einmal da war, würde er es schon ordentlich hinbekommen, der Gedanke daran erfüllte ihn auf jeden Fall jetzt schon mit Freude. Zu sehen wie sein eigen Fleisch und Blut langsam heran wuchs und wenn er dem Kind später beibringen konnte, was er wusste ... Lucas lächelte verträumt bei der Vorstellung.
Dann sah er Elena mit einem etwas skeptischen Blick an. Am liebsten hätte er es gesehen, wenn sie genau das getan hätte, herum gesessen und sich geschont, aber er sah auch ein, dass sie in gewisser Weise recht hatte. Er seufzte leise. "Na schön. Aber versprich mir, dass du vorsichtig bist und bitte, bitte arbeite nicht mehr mit den Kranken, die etwas ansteckendes haben, ja?" bat Lucas und legte Elena eine Hand an die Wange. "Ich könnte mir jetzt noch viel weniger verzeihen, wenn euch etwas zustieße." wisperte er leise.

Elena

Elena lehnte die Stirn einen Moment an seine. "Natürlich. Du wirst ein wunderbarer Vater sein. Wenn das Kind erst einmal da ist, wirst du es vergöttern. Ich sehe, wie du hier im Hospital mit den Kleinsten umgehst und sie kommen alle am Liebsten zu dir. Du hast ein Händchen für Kinder, Lucas, das wird bei deinen eigenen nicht anders sein."
Sie gab ihm einen Kuss und nickte. "Ich verspreche es. Ich werde schon aufpassen. Dann kann ich in dieser Zeit eben mein Wissen bei der Wundversorgung etwas vertiefen, diese Patienten sind ja nicht ansteckend. Uns wird nichts zustoßen. Du weißt doch, ich bin kein verzärteltes Pflänzchen, wir Beide werden robust genug für eine problemlose Schwangerschaft sein.", versuchte sie ihm die Angst zu nehmen.
"Du solltest es deinem Vater sagen. Er wird sich sehr freuen."

Lucas

Lucas musste unweigerlich grinsen. "Stimmt. Und das habe ich lange Zeit wirklich nicht begriffen, wieso sie so gerne zu mir kommen. Ich meine, mich maulfaul zu nennen ist vielleicht doch ein wenig drastisch, aber ... naja, du weißt schon." Er zuckte leicht mit den Schultern. Aber Elena hatte ganz Recht, die Kinder, die zu ihnen kamen waren ihm gegenüber immer sehr aufgeschlossen und wenn sie zum wiederholten male kamen, wollten sie immer von Lucas behandelt werden.
Lucas lächelte und küsste Elena auf die Stirn. "Gut. Ich weiß, dass du das nicht bist, aber dennoch mache ich mir ein wenig Sorgen. Ich werde mir aber Mühe geben, dich deshalb nicht zu sehr verhätscheln zu wollen, versprochen." erklärte Lucas und nickte dann. "Wir sagen es ihm gemeinsam, bevor wir mit der Arbeit weiter machen. Er wird ganz aus dem Häuschen sein und vermutlich vor Stolz fast platzen, immerhin hat er uns beide ja erst zusammen gebracht." bemerkte er augenzwinkernd. "Und heute Abend sagen wir es meiner Mutter. Sie wird sich ebenfalls sehr freuen." Ein weiteres Enkelkind, das sie betüdeln durfte war sicher ganz in Constances Sinne.

Elena

"Ja, ich weiß...aber du bist immer so ruhig und gelassen. Du nimmst ihre Sorgen ernst und nimmst sie ihnen. Sie haben keine Angst vor dir, deshalb kommen sie gern. gerade weil du noch nicht so ehrwürdig bist."
Elena grinste flüchtig und bedachte Lucas mit einem liebevollen Blick. "Das hoffe ich doch. Keine Sorge, ich weiß dich schon zu bremsen, wenn du mir zu anstrengend wirst."
Aber sie würde lügen, wenn sie sagte, dass es ihr nicht gefiel, wenn er sie ein wenig mehr umsorgte. Sie hatten Beide so viel zu tun, dass die gemeinsame Zeit zu zweit wirklich kostbar war. Aber jetzt würde sie womöglich ein bisschen mehr davon bekommen.
"Das ist eine gute Idee. Deine Eltern haben keine ganz einfache Zeit hinter sich, es wird sie umso mehr freuen. Schließlich ist erst einmal nicht abzusehen, dass dein Bruder sie mit Enkelkindern beschenkt."

Lucas

Lucas lachte leise. "Noch nicht so ehrwürdig ... ich weiß ja nicht, ob ich je so ehrwürdig werde, wie mein Vater." gab er zurück und lehnte sich zufrieden etwas zurück. Er war wirklich glücklich mit seinem Leben, so wie es gerade lief, stellte er einmal mehr fest.
Dann seufzte er leise. "Nein wahrlich, diese Dinge hängen nun erst einmal an mir. Aber wenigstens hat Cathie schon ein wenig vorgelegt, so war der Druck nicht ganz so groß, dass ich heiraten und Kinder kriegen muss." erwiderte er augenzwinkernd. "Aber wer weiß, vermutlich hat Eric ihnen schon eine ganze Schar von Enkelkindern geschenkt von denen wir nur nichts wissen - und er womöglich auch nicht." fügte Lucas spöttisch hinzu, schnitt dann aber eine kleine Grimasse. "Ich hoffe, er kommt bald zurück. Ich habe schon ohne ihn geheiratet und nun sieht es so aus als würde ich Vater werden ohne dass er hier ist ... ich habe keine Lust meinen Bruder erst wieder als alten Mann in die Arme schließen zu können."

Elena

"Oh, irgendwann wirst du das ganz sicher. Aber dafür hast du ja noch ein paar Jahre Zeit, nicht wahr?" Elena lächelte. "Cathie allein, die für Nachwuchs sorgt, wird ihnen nicht genug sein. Daher ist es vielleicht nur gut. Und vielleicht wird einer deiner Söhne ja auch in deine Fußstapfen treten. Dein Vater war sicher sehr erleichtert, dass du sein Handwerk erlernen wolltest und er all sein Wissen weitergeben konnte."
Sie lachte leise auf. "Ja, das wäre wohl gar nicht so abwegig. Dein Bruder ist kein Kind von Traurigkeit. Er hat ganz sicher schon unzähligen Mädchen das Herz gebrochen."
Sie küsste ihn auf die Wange.
"Er wird zurück kommen und sicher gar nicht mehr so lange auf sich warten lassen. Mach dir keine Sorgen, er kommt zurück. Wenn eben nicht bei diesem Kind, dann wird er dir eben beim nächsten Kind beistehen und Pate werden."

Robs Hände, die die Zügel fest umschlossen hielten, bebten ein wenig. Es war nur ein ganz leichtes Zittern, kaum wahrnehmbar mit dem Auge, aber er spürte es. Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer als sie durch das große Tor in den Burghof ritten. Er war wieder zu Hause.
Da Stephan und er dieses Mal nur mit kleiner Begleitung aus dem Heiligen Land aufgebrochen waren und einen Großteil mit dem Schiff zurückgelegt hatten, waren sie schnell voran gekommen. Kurz hatten sie auf ihrem Weg auch in Bordeaux gehalten, um Stephans Mutter und Bruder zu besuchen und ihnen Nachrichten zu überbringen, doch nun waren sie endlich in Truro angekommen.
Rob zügelte sein Pferd, glitt geschmeidig aus dem Sattel, ließ den Blick schweifen und atmete tief durch. "Endlich." murmelte er leise. "Wie sehr hab ich auf diesen Tag gewartet." Sie hatten einen Boten hier her geschickt als sie in England an Land gegangen waren, man wusste also zumindest, dass sie wieder im Land waren.
Hier im Burghof herrschte eine geruhsame Betriebsamkeit, eine Atmosphäre, die Rob immer schon geliebt hatte und die ihm nun erst Recht das Gefühl gab wieder zu Hause zu sein.

Stephan

Stephan ritt gemeinsam mit Rob in den Burghof von Truro. Er konnte die Aufregung seines Freundes gut nachvollziehen. Auch er war in gewisser Weise nervös, hoffte er doch, dass man ihm hier helfen konnte. Er war einige Male während der Reise zusammen gebrochen, weil die Erinnerungen ihn überrollt hatten und die Erschöpfung trieb ihn an seine Grenzen, weil er kaum eine Nacht durchschlief. Vielleicht konnte man ihm hier ein normales Leben ermöglichen. Seine Mutter und sein Bruder hatten ihn in dem Versuch jedenfalls bestärkt.
Es war recht ruhig hier, friedlich und das hatte Stephan schon immer so genossen. "Ich verstehe immer wenn ich hier bin, warum du das hier so vermisst.", bemerkte er und stieg vom Pferd. Während von der einen Seite einer der Stallburschen angelaufen kam, kam von der anderen Seite ein kleines Mädchen auf kurzen Beinchen herbei getaumelt, weil sie offenbar die Pferde so schön fand. Saladin schnaubte nervös und machte einen Schritt zurück, als die Kleine ins Stolpern geriet und vor seinen Füßen auf die Knie fiel. Aber sie weinte nicht und so half Stephan ihr auf die Füße.
"Aufpassen, Kleines, nicht so hastig." Als das Mädchen ihn ansah, ließ er sie los als habe er sich verbrannt. "Woa, Rob...also ehrlich, das ist unheimlich. Die Kleine schaut aus wie du..."

Rob sah zu Stephan und grinste leicht. "Ja und ich bin auch sehr froh, dass ich es hier mittlerweile so sehr genießen kann." Immerhin hatte er in jungen Jahren in Truro wirklich gelitten, so dass er letztlich für lange Zeit nach Bordeaux gegangen war. Aber diese Sorgen hatte Rob hinter sich gelassen und war nun immer gerne hier in seinem Heim.
Rob hatte den Blick auf den Stallburschen gerichtet, der sie gerade erreichte und sah das kleine Mädchen erst als Stephans Stimme ihn dazu brachte, den Kopf zu drehen. Er beobachtete wie sein Freund dem Kind auf die Beine half und dann plötzlich beinahe zurück schreckte. Rob zog eine Augenbraue in die Höhe. "Was -" begann er, brach bei Stephans Worten jedoch ab. Er überließ dem Stallburschen die Zügel seines Pferdes, trat vor und ging vor dem kleinen Mädchen in die Hocke.
Geräuschvoll atmete er aus, dann stupste er dem Mädchen, das ihn aus dunklen, vertrauensvollen Augen neugierig ansah, sachte auf die Nase. "Hm, wo kommst du denn nur so ganz alleine her?" fragte er sie ohne natürlich eine Antwort zu erwarten. Dann grinste er schief. "Tja, sie kann ihre Verwandtschaft nicht leugnen. Ich würde sagen, so wie sie aussieht, könnten meine Eltern in meiner Abwesenheit mal wieder fleißig gewesen sein." Der raabenschwarze Schopf und die dunklen Augen waren auf jeden Fall sehr unverkennbar.

Stephan

Stephan grinste flüchtig. "Manchmal muss man erst die Ferne sehen, damit das Nahe wieder Reiz gewinnt." Er beobachtete Rob mit dem kleinen Mädchen aufmerksam. Jetzt, da die Beiden so Auge in Auge voreinander hockten, war die Ähnlichkeit noch verblüffener. Wie eine weibliche kleine Ausgabe seines besten Freundes.
Er lachte leise. "Das wäre durchaus möglich, schließlich war dein Vater zur Abwechslung mal längere Zeit Zuhause. So viele Möglichkeiten gibt es ja auch nicht. Leugnen kann sie eure Familie definitiv nicht. Wenn dein Vater nicht seine Moral vergessen oder du irgendwo gebrochene Herzen zurück gelassen hast, wird sie wohl deine kleine Schwester sein. Aber eine süße."
Es erinnerte ihn an seinen kleinen Bruder Richard, der ungefähr dasselbe Alter haben dürfte wie die Kleine hier.
Das Mädchen lachte Rob vergnügt an.