William und Joanna - ab 1191 bis 1192

John neigte den Kopf. "So ist es schon besser. Dann wissen sie wenigstens woran sie sind und können sich damit abfinden. Was Jacob angeht....das dürfte schwierig werden, sein Vater will einen Erben und jemanden, der die Linie erhält. Ich weiß nicht, wie wir ihn in eine geistliche Laufbahn kriegen könnten."
Er hob die Schultern und schüttelte den Kopf leicht. "Das siehst du so. Ich habe andere Erfahrungen gemacht, aber so ist es nun einmal. Wir sollten darüber nicht streiten, Diana. Nein, ganz verwundert bin ich nicht, aber verärgert, dass er mir die Schuld in die Schuhe schieben möchte."
Als Diana in Tränen ausbrach, küsste er ihre Stirn und zog sie an seine Brust. "Ich liebe dich auch....sorge dich nicht, alles wird gut. Und selbst wenn wir uns ein Weilchen nicht sehen, ich werde ein Auge auf dich haben."
Er würde einfach einen Mann in Truro einschleusen, der auf Diana ein bisschen aufpasste.

Diana

"Richtig und bis es soweit ist, dass man es sieht und das Kind schließlich da ist, haben sie sich damit arrangiert und freuen sich ja womöglich sogar über den Enkel." erwiderte Diana und spürte, wie ihr leichter ums Herz wurde. "Ich weiß es auch nicht, aber wir werden uns Gedanken machen und ihm auf die eine oder andere Weise helfen." entschied sie entschlossen. Sie wollte, dass Jacob ebenfalls glücklich werden konnte und vielleicht fanden sie ja irgendeinen Weg.
Diana seufzte leise. "Wie weise von dir ... vielleicht sollten wir das Thema wirklich lassen, in dem Punkt werden wir uns eh nicht einig." stimmte sie zu.
Sie glitt auf Johns Schoß und ließ sich etwas von ihm trösten und auch dieses Mal verfehlte seine Nähe ihre Wirkung nicht und Dianas Tränen versiegten langsam. Sie war so gerührt davon, dass er diese Mühen auf sich nehmen wollte und die letzten Stunden der Angst hatten ihr so zugesetzt, die Tränen hatten nun einfach heraus gemusst.
Jetzt aber fühlte sie sich wesentlich befreiter und Diana legte die Arme um Johns Nacken und gab ihm einen liebevollen Kuss. "Das klingt gut." murmelte sie zufrieden und lehnte den Kopf an Johns Schulter. "Und ich werde es später Vater sagen. Er wird außer sich sein vor Freude." Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. "Und vielleicht kann ich ihm sogar ein schlechtes Gewissen machen, wenn ich ihm sage, dass du mich dazu gebracht hast nach Truro zu gehen. Das hätte er dir nämlich nie zugetraut."

"Da bin ich sicher. Vor allem deine Mutter. Und du hast jemanden, dem du Fragen stellen kannst, den du kennst.Deine Mutter hat schließlich Übung genug, nicht wahr? Ich denke, du bist dort besser aufgehoben als in der Fremde. Und für Jacob....überlegen wir uns etwas."
Er wusste zwar noch nicht, wie sie ihm helfen sollten, aber irgendetwas würde îhnen noch einfallen. "So ist es..."
John legte beide Arme um Diana, als diese sich auf seinen Schoß setzte und wartete, dass sie sich beruhigte.
"Ach, ich glaube nicht, dass das irgendetwas ändert für deinen Vater. Er wird niemals ein schlechtes Gewissen haben. Er wird vermuten, dass ich dabei irgendwelche Hintergedanken habe. So Unrecht hat er damit ja auch nicht."

Diana

Diana lachte leise. "Ja, Übung hat sie für wahr. Und ich werde dort wesentlich glücklicher sein als dort oben im wilden, kalten Norden." Bemerkte sie.
Sie schmiegte sich an John und deutete ein Schulterzucken an. "Vielleicht nicht, wer weiß. Aber ich werde es ihm dennoch unter die Nase reiben." Erklärte sie und küsste John zärtlich. "Und ich bin froh über deinen Eigennutz. Er zeigt, dass du an mir hängst." Neckte sie sanft, dann strich sie John vielsagend über die Brust. "Komm, lass uns die Zweisamkeit ein wenig ausnutzen bevor es Zeit für das Abendessen ist und ich meinem Vater sage, dass ich nach Truro kommen werden." Schlug sie mit samtener Stimme vor.

Charles hatte sein Versprechen eingehalten und war mit seiner Familie nach Truro gereist. Er wusste, dass Mary sich nach ihren Eltern sehnte und sie waren sehr herzlich begrüßt worden. Sogar Daniel hatte sie begleiten wollen, um Truro einmal wieder zu sehen.
Am Abend waren Familie und Freunde zu einem kleinen Fest zusammen gekommen und Charles trank mit William einen Becher Wein, Mary saß neben ihm.
Sie beobachteten das Treiben der Kinder wohlwollend, die zu Cedrics Musik munter tanzten.
"Mir scheint, mein Sohn überlegt gerade, ob deine Enkelin wohl gerne tanzt.", bemerkte er amüsiert. Joanna war eine der wenigen in seinem Alter und beide waren zu alt um mit den Kleineren zu toben. Daniel war allerdings ein wenig schüchtern, wenn es um Mädchen ging.
Vielleicht war das hier eine gute Gelegenheit für ihn.

William war ausgesprochen zufrieden während er hier in seiner Halle sah und das bunte Treiben beobachtete. Nicht nur, dass Rob gesund aus dem Heiligen Land zurück gekehrt war und Stephan mitgebracht hatte, auch Mary war mit ihrer ganzen Familie nach Truro gekommen und William hatte selig seinen jüngsten Enkel begutachtet.
Er nippte gerade an seinem Wein als Charles' Worte seine Aufmerksamkeit einforderten. William zog eine Augenbraue in die Höhe. "Dein Sohn und meine Enkelin ... ich fühle mich langsam wirklich alt." brummte William halb im Scherz und sah dann zu Daniel hinüber. Ein Lächeln huschte über seine Lippen. "Er sollte sich ein Herz fassen. Joanna würde ihm zu Füßen liegen, wenn er sich ihrer erbarmt und ihre Langeweile beendet." erklärte er verschmitzt. Joanna war kein solcher Wirbelwind wie ihre ein Jahr jüngere Schwester und deshalb war es auch Diana gewesen, die zu Eleonore an den Hof gegangen war, nicht Joanna. Aber einem schönen Tanz war seine Enkelin trotzdem nie abgeneigt und William vermutete, dass ihr Daniel als Tanzpartner ganz besonders gut gefallen würde.

Charles lachte leise. "Das liegt nur daran, dass dein Sohn so früh angefangen hat Kinder zu bekommen. Also sorge dich nicht. Du weißt doch, man ist immer so jung, wie man sich fühlt. Wenn ich morgens aufstehe, denke ich manchmal, ich wäre schon 80 Jahre alt."
Er grinste und wiegte den Kopf hin und her. "Das sollte er, aber ich bin nicht sicher, ob er mutig genug ist dafür. Er ist etwas schüchtern. Dabei würden die Beiden sich sicher gut verstehen. Sag mal, William....Joanna ist noch nicht versprochen, oder?"
Er wäre natürlich wirklich froh, würde sein Sohn wirklich an Joanna Gefallen finden. Er hatte seinem Sohn schließlich versprochen, dass er seine Frau aussuchen durfte.
"Vielleicht solltest du ihm einen kleinen Schubs geben, Mary. Von dir nimmt er solche Dinge eher an als von mir."

"Auch, ja. Und vermutlich an dem Umstand, dass ich auf die sechzig zugehe." bemerkte William amüsiert, nickte dann aber. "Allerdings hast du Recht. Und im Moment fühle ich mich mindestens zwanzig Jahre jünger. Es ist immer eine Freude euch hier zu haben."
Williams Blick glitt zu seiner Enkelin, dann sah er Charles an und lächelte. "Noch nicht. Mein Sohn folgt der Devise, dass sie ihren Mann selbst aussuchen soll, wenn Daniel sich also etwas Mühe gibt ..." Ein leichtes Augenzwinkern unterstrich seine Worte.
Mary lachte leise. "Keine Sorge, ich kümmere mich darum." versprach Mary und erhob sich, um mehr oder weniger beiläufig zu Daniel hinüber zu schlendern. Sie ließ sich neben ihm nieder und betrachtete ihren Stiefsohn neugierig. "Und, war es die richtige Entscheidung mitzukommen oder hast du es schon bereut?" fragte sie mit sanft neckendem Unterton.

Daniel

Charles lächelte zufrieden. "Wir freuen uns auch immer hier zu sein. Mary wollte nach der Geburt von Gérard so gern hierher kommen und euch besuchen. Sie hat euch vermisst und die Kinder sind immer ausgesprochen froh ihre Großeltern zu treffen. Es ist erstaunlich, was für eine große Familie wir mittlerweile zusammen sind."
Er trank einen Schluck Wein. "Was Daniel angeht...er ist eigentlich ein charmanter Bursche, daher würde mich nicht wundern, wenn es ihm gelingt sich mit ihr zumindest anzufreunden. Es würde mich freuen, sie ist ein liebes Mädchen." Wohlwollend beobachtete er, wie Mary sich zu Daniel begab. Seine Frau hatte ein Händchen für solche Dinge und einen guten Draht zu Daniel.
Dieser wandte sich gern seiner Stiefmutter zu, da er ohnehin nicht recht etwas mit sich anzufangen wusste.
"Es ist immer wieder ein Erlebnis hier zu sein. Bereut habe ich es noch nicht, ich fühle mich nur manchmal etwas fehl am Platz."

"Und ihre Großeltern sind froh ihre Enkel zu treffen." bemerkte William lächelnd. "Ihr seid hier immer willkommen, das wisst ihr ja. Ich bin froh, dass es meine Kinder auch nach all den Jahren immer wieder mal hier her zieht. Das spricht doch für sich will ich meinen." William trank noch einen Schluck Wein ehe er Charles wieder ansah. "Wessen Idee war eigentlich der Name des Jungen? Ich war zugegebener Maßen ein wenig überrascht." fragte er dann ein wenig gedämpft. Er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass Mary eins ihrer Kinder nach ihrem ersten Mann benennen würde, aber er wusste, wie wichtig eine solche Geste sein konnte. Er selbst war damals ausgesprochen gerührt gewesen als Joanna vorgeschlagen hatte, eins der Mädchen Isabella zu nennen. Allerdings war die Situation zwischen ihm und seiner ersten Frau ja doch ein wenig anders gewesen als bei Mary und Gerard.
William nickte. "Sie würden gut zusammen passen. Meinen Segen haben sie auf jeden Fall."
Mary legte währenddessen den Kopf ein wenig schief und sah Daniel forschend an. "Fehl am Platz? Wieso das?" erkundigte sie sich dann, um Daniel ein wenig zu entlocken, was ihn bewegte.

Daniel

Charles nickte. "Das sind sie. Und ich danke dir wirklich, es ist schön zu wissen, dass wir hier immer willkommen sind. Sie fühlen sich alle wirklich wohl hier und besonders Mary zieht es ja immer wieder nach Truro zurück. Sie hängt an Cornwall."
Der Earl of Kent lächelte sein schmales Lächeln. "Es war meine...Ich fand, es sei Zeit mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Außerdem hat Mary ihn geliebt, er sie sicherlich auch. Ich denke, er war krank, nur kann nicht einmal dein Wunderheiler eine solche Krankheit in den Griff bekommen. Warum ihm also nicht verzeihen, wenn er doch gar nicht Schuld daran war?"
Daniel hob die Schultern. "Ach weißt du, ich kenne doch kaum einen hier. Ich mag Truro wirklich, aber irgendwie....ist es schwierig Anschluss zu finden. Ich möchte mich nicht aufdrängen. Und ich weiß gar nicht, ob sie überhaupt etwas mit mir zu tun haben möchten."

William lächelte wissend. "Eine gute Entscheidung. Bei uns war es damals auch Joanna, die vorgeschlagen hat eines der Mädchen Isabella zu nennen, nach meiner ersten Frau. Ich hatte selbst schon mit dem Gedanken gespielt, aber ich hätte es nie gewagt, diesen Vorschlag zu äußern schätze ich. Gut, dass meine Tochter einen so weisen Mann geheiratet hat." bemerkte er und hob leicht seinen Becher um Charles zu zutrinken.
Mary lächelte milde. "Natürlich wollen sie etwas mit dir zu tun haben. Hier ist jeder willkommen, weißt du." erwiderte sie und legte leicht eine Hand auf Daniels Unterarm. "Und ganz im Vertrauen." begann sie leise, mit verschwörerischem Unterton. "Joanna dort drüben würde ihr Leben dafür geben, wenn du sie zum Tanz auffordern würdest." wisperte Mary und deutete ein kleines Kopfnicken in Richtung ihrer Nichte an. "Wenn du eine gute Tat vollbringen und ihr den Abend retten willst, geh zu ihr und frag sie."

Daniel

Charles nickte. "Ich denke, wir sollten Gott dafür danken, dass wir so ein unbeschwertes Leben führen können. Dafür ist es nur ein kleines Opfer mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Das hat auch deine Frau verstanden, denke ich. Ob ich weise bin deswegen, darüber lässt sich streiten. Manchmal denke ich, ich bin ein Tor."
Daniel schaute zu Mary auf und war seiner Stiefmutter und Freundin wirklich dankbar für ihren Zuspruch. Er folgte ihrem Blick zu ihrer Nichte Joanna und ein Anflug von Rot zeigte sich auf seinen Wangen.
"Meinst du wirklich? Was ist, wenn sie mir einen Korb gibt?"
Aber wahrscheinlich würde er nie auf einen grünen Zweig kommen, wenn er es nicht wagte. "Ich stelle mich an wie ein Mädchen...", stellte er dann nüchtern fest. "Aber...sie ist so hübsch und ich glaube nicht, dass sie wirklich so froh ist, wenn ich sie frage. Sie schaut nicht so freundlich."

William schmunzelte leicht. "Ein weiser Tor. Aber allein die Tatsache, dass du so an dir zweifelst, beweist, dass du kein reiner Tor bist. Dieser sind immer von sich selbst überzeugt." hielt er entgegen und beobachtete dann möglichst unauffällig, wie Mary sich mit ihrem Stiefsohn schlug.
"Oh ja, das meine ich. Sie wird sich freuen." bestätigte Mary lächelnd. "Sie wird dich nicht abweisen. Und falls sie das doch tun sollte - das gehört zum Leben dazu, Daniel. Wenn du immer wartest aus Angst du könntest abgewiesen werden, könnte es sein, dass Gott dir die perfekte Frau vor die Nase setzt und du sie nicht kennen lernst, weil du zögerst." Mary lachte leise. "Oh nein, wenn du dich so anstellen würdest, hättest du dir schon jemanden gesucht mit dem du darüber tratschen kannst, wie du Joanna am besten ansprichst." erklärte sie amüsiert und sah dann kurz zu ihrer Nichte.
"Unsinn, Daniel, sie ist nur ungefähr genauso schüchtern wie du. Sie ist ein ganz wundervolles, herzensgutes Ding, glaub mir. Sie schaut nur so, weil sie sich ähnlich verloren vorkommt, wie du es beschrieben hast. Ihre Schwester ist am Hofe und ausgerechnet heute ist eine ganze Schar junger, gutaussehender Männer hier, das verunsichert sie. Dieser Wirbel um die Rückkehr von Rob und Stephan, dann sind wir mit unserer nicht gerade kleinen Familie hergekommen ... und du bist hier." Mary lehnte sich noch etwas zu Daniel hinüber. "Wenn du wüstest, wie oft sie schon versucht hat möglichst unbemerkt zu dir hinüber zu sehen ... fass dir ein Herz, Daniel, und mach sie glücklich. Bitte sie um den nächsten Tanz." Mary grinste schelmisch. "Ich werde auch deinen Vater auf die Tanzfläche ziehen, er wird sich zieren, aber mir zu liebe wird er es tun. Dann schauen nicht alle Augen nur auf euch." beschied Mary augenzwinkernd.

Daniel

Daniel schaute Mary ein wenig skeptisch an. "Wenn du meinst....Ich weiß ja, dass du Recht hast und Vater würde sich sicher für mich schämen, wenn er wüsste, wie ich zaudere, aber ich habe einfach Angst mich zu blamieren, Mary."
Er hörte aufmerksam zu und musste zugeben, dass Marys Worte nicht unlogisch klangen. Vielleicht fühlte sich die junge Lady ähnlich fehl am Platz wie er. Daniel schaute ruckartig auf. "Sie hat zu mir rüber gesehen?" Wahrscheinlich musste er sich tatsächlich ein Herz fassen. Im nächsten Moment lachte Daniel auf. "Du willst meinen Vater zum tanzen bringen? Den Leuten werden die Augen aus dem Kopf fallen, weil sie es ihm mit seinem Bein gar nicht zutrauen."
Daniel atmete tief durch und erhob sich dann um zu Joanna zu gehen. Er verneigte sich formvollendet. "Lady Joanna, es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mit mir tanzen würdet."

Joanna

Mary musste grinsen. "Ja, das hat sie. Mehrfach sogar und jedesmal so verstohlen als fürchte sie, der Blitz würde sie treffen, wenn es jemand mitbekommt." Mary war froh, dass Daniel so viel auf ihre Worte gab und sein Lachen zeigte ihr, dass ihr Plan funktionierte. "So ist es. Alle werden staunen. Und ihr könnt euch erst einmal daran gewöhnen miteinander zu tanzen ohne, dass die ganze Aufmerksamkeit auf euch liegt." erklärte Mary augenzwinkernd.
Als Daniel sich erhob beobachtete Mary ihn einen Moment lang zufrieden, dann stand sie ebenfalls auf und kehrte zu Charles zurück. Sachte legte sie ihm eine Hand auf die Schulter. "Mission erfüllt. Und als Dank dafür wünsche ich mir nun einen Tanz. Den werdet Ihr mir doch kaum abschlagen, oder Mylord?" fragte sie sanft und hauchte Charles einen Kuss auf die Wange, während einige Meter entfernt Joanna überrascht den Blick hob. Für einen Moment starrte sie Daniel sprachlos an. Schon seit ihrer Ankunft in Truro hatte Joanna versucht häufig einen Blick auf Marys Familie und damit auf ihren Stiefsohn werfen zu können und heute Abend war Joanna nur noch hier an der Tafel, weil Daniel da war und sie hin und wieder zu ihm hinüber sehen konnte.
Und nun stand er plötzlich vor ihr und bat sie um einen Tanz. Sie brauchte einen Moment um zu begreifen, dass es kein Traum war, dann wurden ihre Wangen von einer zarten Röte überzogen und sie senkte rasch den Blick, zum einen, um ihre Röte zu verbergen, zum anderen, damit er ihr übertriebenes Lächeln nicht sah. "Oh, sehr gern, Mylord." erklärte sie, erhob sich fließend und legte mit angehaltenem Atem eine Hand federleicht auf Daniels Arm. Sie konnte kaum glauben, dass er gekommen war, sie war fest davon überzeugt gewesen, er hätte kein Interesse, so wie er dort auf seinem Platz gesessen hatte.

Daniel

Daniel schöpfte tatsächlich Hoffnung aus Marys Worten. Wenn Joanna ihn anschaute, konnte sie ja gar nicht so abgeneigt sein. Er musste nur seinen Mut zusammen nehmen und sie ansprechen. "Das ist sicher von Vorteil. Aber ich weiß nicht, ob Vater von der Aussicht so begeistert ist."
Sein Vater präsentierte seine Schwäche nicht allzu gern in der Öffentlichkeit, aber er war wie Wachs in den Händen seiner jungen Frau und er würde ihr den Wunsch nicht abschlagen.
Charles seufzte leise und lächelte dann, als Mary zu ihm zurückkehrte. "Das ist mein Beitrag dafür, dass er sich überhaupt getraut hat, oder? Der Junge sollte wirklich selbstbewusster sein, er ist doch ein netter Kerl und schlecht aussehen tut er auch nicht. Wie du willst, aber ich werde ein bisschen Hilfe von dir brauchen..." Er erhob sich ein wenig mühsam und ließ seinen Stock an seinem Platz zurück. Er hasste es, vor den Augen der Welt umher zu hinken, aber es half ja nichts. Er würde seiner Frau diesen Wunsch nicht verwehren.
Daniel wartete indes aufgeregt auf eine Antwort von Joanna. Wie sie errötete,war wirklich liebenswert...sie war so ein hübsches Mädchen! Vielleicht hatte Mary ja doch recht. Er lächelte erleichtert, als sie zusagte und bewunderte ihre Eleganz, als er sie zur Tanzfläche führte.
"Ihr seht sehr hübsch aus heute Abend, Mylady.", machte er ihr ein wenig unbeholfen ein Kompliment.

Joanna

Mary wiegte den Kopf leicht hin und her. "Zum einen. Zum anderen ist es dein Beitrag dazu mich glücklich zu machen." bemerkte sie mit einem hinreißenden Lächeln. Sie half Charles unauffällig auf die Beine und hakte sich dann so bei ihm ein, dass sie ihn etwas stützen konnte ohne dass es auffiel. "Und ich weiß dein Opfer sehr zu schätzen, Liebster. Spätestens heute Nacht wirst du sehr froh darüber sein, dass du meiner Bitte nachgegeben hast." versprach sie leise während sie zur Tanzfläche gingen.
Mit rasendem Herzen begleitete auch Joanna Daniel zur Tanzfläche und musste wirklich an sich halten, um nicht die ganze Zeit von einem Ohr zum anderen zu grinsen, stattdessen trug sie ein sanftes Lächeln zur Schau. Sein Kompliment ließ Joanna erneut erröten und sie atmete verstohlen durch, ehe sie antwortete. "Ihr ebenfalls, Mylord." brachte sie leise hervor und sah ihn kurz an. "Ich ... ich meine, Ihr seht ausgesprochen gut aus." korrigierte sie als ihr der Gedanke kam, dass ein Mann ja vielleicht nicht unbedingt 'hübsch' aussehen wollte. Joanna biss sich kurz auf die Unterlippe als die Musik für ein neues Lied einsetzte und sie beide zu tanzen begannen. "Es ist sehr großzügig von Euch mir Eure Zeit zu opfern." bemerkte sie leise. Sie hatte ehrlich gesagt nicht zu hoffen gewagt, dass Daniel mit ihr würde tanzen wollen.

Daniel

Charles seufzte, hätte ihrem Lächeln aber niemals widerstehen können. "So? Nun, ich bin gespannt, wie froh ich wirklich sein werde. Du bist ganz schön durchtrieben, meine Schöne.", murmelte er amüsiert. Er war dankbar, dass sie ihm einfach auf die Beine half, ohne dass es jeder mitbekam und ohne dass er sie darum bitten musste. So viele Dinge waren für sie selbstverständlich geworden.
Er stützte sich ein wenig auf Marys Schulter, als die Musik begann. Es war eine kleine Kunst nicht über die eigenen Füße zu fallen, aber es gelang erstaunlich gut - mit Marys Hilfe.
Daniel wurde rot. Das hatte er jetzt nun wirklich nicht erwartet. "Ich..äh...danke Euch." Er begann mit ihr den Tanz und runzelte dann leicht die Stirn. "Es ist alles, aber kein Opfer, Mylady. Ich hatte ehrlich gesagt nicht zu hoffen gewagt, dass Ihr zustimmt. Ich habe befürchtet, Ihr würdet mich abweisen, wenn ich Euch darum bitte mit mir zu tanzen.", gestand er dann.
Wie konnte es ein Opfer sein, wo er jede Minute so genoss, auch wenn er vor Aufregung kaum seine Füße sortieren konnte?

Joanna

"Sehr froh, glaub mir." wisperte Mary und grinste dann schelmisch. "Hm, ich weiß nun einmal einfach wie ich dich zu gewissen Dingen überreden kann. Und vor allem, dass du dann auch eine Belohnung verdient hast. Besonders wenn es eine Belohnung ist, die mir ebenfalls die Zeit versüßt." erklärte sie und war selig als sie auf der Tanzfläche ankamen und langsam zu tanzen begannen. Sie ergänzten sich einfach hervorragend, bewegten sich so selbstverständlich zusammen ... Marys Augen strahlten vor Freude. "Ich liebe dich, Charles." wisperte sie leise.
Joanna sah Daniel überrascht an. "Wirklich?" Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass er sich solche Gedanken gemacht hatte. "Aber was für eine Närrin wäre ich wenn ich abgelehnt hätte? Das wäre mir nie in den Sinn gekommen, glaubt mir." Es war ja nicht nur so, dass außer ihrem Bruder nur Stephan und Daniel als adäquate Tanzpartner für sie in Frage kamen, sie hatte Daniel vom ersten Moment an ausgesprochen anziehend gefunden. Dass er nun mit ihr tanzte, erschien Joanna wie die Erfüllung all ihrer Träume.

Daniel

Charles lachte leise. "Schön...ich gebe zu, du hast mich im Griff und eine Belohnung, die uns Beiden behagt, ist umso schöner." Das Tanzen machte ihm Freude, das musste er zugeben. Es war das erste Mal seit seiner Verletzung, dass er mit seiner Frau tanzte und er spürte, wie viel Spaß Mary daran hatte. Sie war eine lebenslustige, junge Frau und es freute ihn umso mehr, dass sie ihm niemals einen Vorwurf gemacht hatte, weil er eben nicht mehr so belastbar war wie früher. "Und ich liebe dich.", erwiderte er leise.
Daniel nickte und hob dann kurz die Schultern. "Ich freue mich, dass Ihr das so seht. Aber ich...ich wollte mich nicht blamieren und ich kenne hier ja auch kaum jemanden. Ich wusste nicht, wie offen Ihr für Fremde seid. Und mit unseren Kreuzfahrern kann ich natürlich auch nicht mithalten.", sagte er mit einem milden Lächeln.
"Vielleicht....vielleicht wollt Ihr ja einmal einen Spaziergang mit mir machenund mir Truro zeigen.", schlug er dann mutig vor.

Joanna

"Wie gut, dass ihr euch nicht blamiert habt." stellte sie lächelnd fest und deutete dann ein Schulterzucken an. "Für mich muss ein Mann nicht bis nach Jerusalem ziehen, damit ich sehe was in ihm steckt." erklärte sie. Joanna war es lieber, wenn die Männer hier blieben, so wie ihr Vater es auch getan hatte.
Für einen kurzen Moment stockte ihr Herz bei Daniels nächster Frage und Joanna musste sich Mühe geben, damit ihre Füße nicht auch aus dem Rhythmus kamen, dann schenkte sie ihrem Tanzpartner ein strahlendes Lächeln. "Es wäre mir eine große Freude Euch alles zu zeigen. Ich kenne die schönsten Winkel hier, Ihr werdet begeistert sein!" versprach sie mit leuchtenden Augen. Was für eine schöne Aussicht!

Seit Robert von der Liebschaft seiner Tochter mit John wusste, tat er vor Sorge um sie kaum mehr ein Auge zu. Besonders, seit er wusste, dass sie ein Kind erwartete. Ihm graute davor sie ganz allein oben im Norden zu wissen, kaum etwas von ihr zuhören und nie zu wissen, ob es ihr gut ging.
Er glaubte nicht, dass sie sich doch noch entschloss ihn nach Cornwall zu begleiten. Nicht, wenn John sie nicht besuchen durfte. Das war allerdings einfach ausgeschlossen. Selbst wenn Robert selbst es zähneknirschend seiner Tochter zuliebe dulden könnte, sein Vater würde das niemals tun. Nicht, nachdem John Henry so elendig verraten hatte und mit für dessen Tod verantwortlich war. Das würde sein Vater niemals verzeihen und er wusste nicht, ob er ihm überhaupt sagen konnte, wer der Vater von Dianas Kind war.
Wie hatte seine Tochter sich nur so in Schwierigkeiten bringen können? Seufzend trat Robert ans Fenster. Seit Tagen tat er nichts als grübeln, er wünschte sich wirklich seine Frau her.

Diana

Diana war ein wenig aufgeregt als sie vor dem Gemach ihres Vaters hielt, aber dieses Mal war es ein ganz anderes Gefühl als bei ihrem letzten Gespräch. Beim letzten Mal hatte sie fürchterliche Angst gehabt, heute freute sie sich regelrecht darauf ihm zu sagen, dass sie mit nach Cornwall kommen würde. Natürlich würde sie ihrem Vater nicht erzählen, was John vor hatte, sie würde vorgeben, dass sie beide sich aufs Briefeschreiben beschränken würden.
Diana klopfte an die Tür und trat ein als sie von drinnen die vertraute Stimme ihres Vaters hörte. Er stand am Fenster und jede noch so kleine Einzelheit in seinem Gesicht verriet Diana, wie besorgt er seit Tagen war. Diese Anspannung, die Sorge in den sonst so offenen und milden Augen ...
"Vater, hast du einen Moment für mich?" bat sie ihn leise und trat zu ihm, um ihn mit einem sachten Kuss auf die Wange zu begrüßen. Wie sehr freute sie sich darauf nach Cornwall zu gehen!

Robert sah auf, als es klopfte und schließlich seine Tochter eintrat. "Oh, sicher, Kind." Er berührte sie sanft am Arm, als sie ihn auf die Wange küsste. "Manchmal frage ich mich wirklich, wann du so erwachsen geworden bist.", stellte er etwas wehmütig fest.
"Was kann ich für dich tun? Setz dich doch." Er deutete auf einen der Sessel vor dem Kamin und setzte sich selbst in den zweiten. Er wusste wirklich nicht, wie es mit seiner Tochter weitergehen sollte. Er sorgte sich um ihre Zukunft.
Mit John konnte man nur ins Unglück rennen, das stand fest. Warum hatte dieser Schuft sich ausgerechnet seine Tochter aussuchen müssen?