William und Joanna - ab 1191 bis 1192

Jane

Jane wandte sich etwas im Sattel um und grinste Stephan an. "Tja, Rob kennt eine Menge Wege und Ecken in denen es sich gut jagen lässt in diesem Wald. Ich kenne die Stellen, an denen seltene Kräuter wachsen." erklärte Jane augenzwinkernd. Sie hatte diesen Ort durch Zufall gefunden als sie einmal einen gemütlichen Ausritt mit der Suche nach ein paar Kräutern verbunden hatte, die eher tiefer im Wald zu finden waren. Irgendwann war sie abgestiegen und zwischen den Bäumen entlang gewandert und hatte plötzlich auf einer kleinen Lichtung gestanden.
Und genau diese Lichtung erreichten sie auch jetzt als sie zwischen den Bäumen hervor kamen. "Da sind wir." erklärte Jane zufrieden und glitt aus dem Sattel. Der kleine Fluss, der sich durch den Wald schlängelte, führte auch hier entlang und erhielt durch eine kleine Quelle, die hier entsprang noch etwas Zufluss. Dadurch staute sich das Wasser hier auch ein bisschen, so dass fast so etwas wie ein kleiner See entstanden war, eine kleine Badestelle, an der tiefsten Stelle reichte einem das Wasser gerade einmal bis zur Hüfte und von der Quelle konnte man das wunderbarste, frischeste Wasser überhaupt trinken.
Jane glitt aus dem Sattel und atmete tief durch. Sie band ihr Pferd vorsichtig an einem der Bäume fest, so dass es ein wenig Grün knabbern konnte, aber nicht Gefahr lief in die Zügel zu treten. Dann ging sie zum Uferrand, zog die Schuhe aus und ließ sie ins feuchte Gras fallen, ehe sie in das kühle Wasser hinein watete. Bis zu der Quelle, die aus einer kleinen Felsenansammlung heraussprudelte, reichte einem das Wasser nur bis an die Wade, aber Jane machte sich gar nicht erst die Mühe die Röcke zu raffen.
Sie drehte sich im Wasser um und sah Stephan herausfordernd an. "Na kommt! Oder seid Ihr etwa wasserscheu, Mylord?" fragte sie lachend und formte mit den Händen eine Schale, um etwas von dem frischen Quellwasser trinken zu können.

Stephan

Stephan grinste zurück. "Das glaube ich Euch sofort. Rob hat von Kräutern genauso wenig Ahnung wie ich. Aber es verblüfft mich immer wieder, wie groß der Wald ist. Immer wieder entdecke ich neue Seiten an ihm."
Er staunte nicht schlecht, als sie die Lichtung erreichten und er fühlte sich in ein Märchen versetzt. Es war wunderbar ruhig hier, nur das Plätschern des kleinen Flusses bildete mit ein paar Vögelchen eine wunderbare Hintergrundmelodie. Er stieg ab und band Saladin ebenfalls fest.
Stephan hob die Augenbrauen hoch, als er Jane barfuß im Wasser stehen sah und stellte wieder einmal fest, wie sehr sie in diese Natur passte.
Er zögerte nur einen Wimpernschlag, dann zog er die Stiefel aus, krempelte die Hose ein wenig hoch und folgte ihr ins kühle Nass. Sofort richteten sich alle seine Sinne darauf aus.
"Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das das letzte Mal getan habe.", stellte er erfreut fest. "Es tut gut so einfache Dinge wieder zu entdecken."

Jane

"Und selbst gemeinsam kennen wir vermutlich nicht einmal die Hälfte aller Geheimnisse des Waldes." sinnierte Jane und beobachtete zufrieden wie Stephan sich seiner Stiefel entledigte und die Hose hochkrempelte damit er ihr ins Wasser folgen konnte.
Sie trank ein wenig von dem Quellwasser, dann sah sie Stephan an und lächelte zufrieden. "Es freut mich das zu hören. Immerhin sind es doch die kleinen Dinge im Leben, die es erst so richtig lebenswert machen." erwiderte Jane und fing wieder Wasser mit ihren Händen auf. Sie drehte den Kopf ein wenig und sah Stephan mit funkelnden Augen an. "Man sollte sich viel mehr solchen Kleinigkeiten widmen. Einem schönen Ausritt zwischen schattigen Bäumen, einem Lied von den Vögeln lauschen, die Blumen auf einer Wiese bewundern und herausfinden welche besonders duften und ... ein Bad in einem Fluss nehmen." fügte sie unschuldig hinzu, drehte sich rasch herum und spritzte Stephan das aufgefangene Wasser ins Gesicht.

Stephan

Stephan konnte dem nur zustimmen. "So ist es. Man entdeckt die Schönheit erst neu, wenn man sie entbehrt hat. Es gibt auch im Heiligen Land Oasen voll bunter Pflanzen, aber nichts kann mit einem schönen Wald mithalten."
Er lachte auf und wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, als sie ihn nass gespritzt hatte und machte einen Schritt vor. "Du freches Ding...", erwiderte er amüsiert und tat er ihr nach, indem er ihr eine Ladung Wasser überwarf.
Es war so befreiend, so unbeschwert hier mit ihr in der Sonne zu schäkern und einfach nur Mensch zu sein. Niemand erwartete etwas, die Schatten waren weit fort.

Jane

"Ich glaube, das hat auch viel mit dem Geburtsort zu tun. Die Mauren würden eine ihrer Oasen unseren Wäldern wohl vorziehen. Andererseits ... Azeem fühlt sich hier ja auch sehr wohl."
Jane ergötzte sich an Stephans Lachen und nahm bereitwillig eine Ladung Wasser in ihrem Gesicht in Kauf. Es war ein wirklich kleiner Preis für dieses Lachen und es war warm genug um nass zu werden.
"Ich freches Ding?" Wiederholte sie herausfordernd und mit einem Grinsen auf den Lippen. Langsam ging sie ein paar Schritte zurück, dorthin wo es tiefer wurde. "Welch ungewohnten Reden von Euch ... mein Prinz." Bemerkte sie amüsiert, bückte sich und beförderte den nächsten, weitaus größeren Schwall Wasser in Stephans Richtung.

Stephan

Stephan nickte. "Das ist wohl wahr. Aber Azeem fühlt sich wegen Cathie und seiner Familie hier wohl, das darfst du nicht vergessen."
Der nächste Schwall Wasser durchnässte sein Hemd bis auf die Haut und er wischte sich das Wasser aus dem Gesicht, ehe er ihr ins tiefere Wasser folgte und sie an der Taille packte, um sie näher zu ziehen. "Wenn du mich schon so nass machst, sollst du daran auch teil haben.", neckte er. "Und sag Stephan zu mir...du hast mich schon schreiend am Boden gesehen, es ist sinnlos. Hier bin ich kein Prinz, einfach nur ein Mensch."
Stephan genoss die unbeschwerten Stunden hier. "Es war gut her zu kommen." Die Pause tat seinem Körper und seinem Geist gut.

Jane

"Stimmt. Aber er hat unser grünes, nasses England dennoch sehr zu schätzen gelernt." erwiderte Jane und lachte auf als Stephan zu ihr herüber kam und sie so einfach an der Taille packte und näher zog. Sie legte die Hände auf seine Schultern und grinste. "Oh, da habe ich kein Problem mit. Man muss es ausnutzen, dass noch einmal so ein warmer Tag zum Baden da ist." erwiderte sie augenzwinkernd. Dann würde ihr Blick eine Spur sanfter und Jane nickte. "Gut so. Immerhin sind wir genau deshalb hier her gekommen. Um den ganzen Sand und den Prinzen abzuspülen." erklärte Jane, nahm die Hände von Stephans Schultern und schöpfte neues Wasser, das sie ihm dieses Mal direkt über den Kopf goss. "Ich bin wirklich gespannt, was für ein Mensch darunter hervor kommt. Wer dieser Stephan eigentlich ist ..."
Jane war froh, dass wenigstens schon einmal dieser erste Schritt getan war und vor allem, dass es funktionierte. Sie hatte ihn entführen können aus der Welt in der ihm all dieses Leid geschehen war. Aus der Welt in der er der Sohn des Königs war, in der er Erwartungen erfüllen und funktionieren musste. Aus der Welt in der kein Platz für Schwäche war und auch nicht für solche Albernheiten wie im Flusswasser plantschen.

Stephan

Stephan lächelte und erwiderte ihren Blick. Er hatte gewusst, dass sie ein paar Hintergedanken zum Ausritt hatte, aber diese Methode gefiel ihm. Es war wie ein Gewand, das er hier abstreifen konnte. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal die Maske des Prinzen hinter sich gelassen hatte. Er hatte immer der würdige Prinz sein wollen und müssen.
Er schloss die Augen für einen Moment als sie ihm Wasser über den Kopf goss. Der symbolische Wert ließ ihn erschaudern.
"Ich weiß selbst nicht genau, was das für ein Mensch ist. Ich erinnere mich nur noch an den Prinzen.", erwiderte er leise.
Aber ihre Nähe tat so gut.

Jane

Als Stephan die Augen schloss und sich das Wasser über den Kopf gießen ließ, berührte sein Anblick Janes Herz in ganz besonderem Maße. Er wirkte mit einem mal so entspannt, so ergeben, weil er sich ganz dem Moment überließ, aber gleichzeitig wirkte er unheimlich verloren und Stephans Worte unterstrichen diesen Eindruck noch zusätzlich, so dass Jane sich wirklich ermahnen musste, nur keinen Laut von sich zu geben.
Sie strich sachte über seine Schultern und ließ die Hände dann auf seiner Brust ruhen. "Dann wird es allerhöchste Zeit, dass wir ihn wiederfinden, den Menschen hinter der prinzlichen Fassade. Den kleinen Stephan bevor er ernst und würdevoll geworden ist ..." Jane legte den Kopf ein wenig schief und musterte Stephan mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. "Wie war er so? Der kleine Stephan. War er ständig auf der Flucht vor der Amme, um etwas anzustellen? Womit hat er sich am liebsten die Zeit vertrieben, hm?"

Stephan

Stephan ließ ihre Berührungen zu und gab sich ihrem Vorhaben hin. Was auch immer es war, wenn es ihm half, würde er es tun. Und vielleicht war Janes Weg ein erster Schritt. Es würde ihm einfach gut tun sich freizumachen von seinen Lasten und sich zu besinnen, wer er eigentlich war.
"Wir hatten gar keine Amme...meine Mutter wollte uns selbst stillen. Aber wir hatten ein Kindermädchen, Marian. Sie war wirklich sehr freundlich. Ich war immer viel mit Guillaume unterwegs, wir haben Ritter gespielt. Manchmal war Jonathan dabei, wir haben immer ein wenig auf ihn aufgepasst, damit die anderen Burschen ihn nicht so hänselten."
Er runzelte leicht die Stirn. "Ich erinnere mich noch, dass unsere Mutter nach Jonathans Geburt hierher kam. Wir haben Vater so lange in den Ohren gelegen, bis er Guillaume und mich eingepackt und mit uns nach Truro zu Mutter gereist ist. Aber das sind schwache Erinnerungen....jedenfalls hatten wir viel Spaß unter uns Geschwistern."

Jane

"Wie ungewöhnlich." stellte Jane fest und betrachtete Stephan nachdenklich. "Aber etwas sehr positives. Es schafft eine ganz andere Bindung zwischen Mutter und Kind als es mit einer Amme der Fall wäre. Da muss es noch viel schwerer gewesen sein ohne sie bei deinem Vater zurückzubleiben." mutmaßte Jane als Stephan von der Zeit nach Jonathans Geburt erzählte. Wie verloren er und sein Bruder sich plötzlich ohne ihre Mutter gefühlt haben mussten.
Ein Lächeln huschte kurz über Janes Gesicht. "Ritter gespielt und den kleinen Bruder beschützt ... sehr noble Dinge für einen kleinen Knirps. Aber das brauchen wir hier jetzt gerade auch nicht." erklärte sie leise. "Hier musst du niemanden beschützen, du musst auf niemanden aufpassen außer auf dich selbst." Sie grinste leicht und machte sich von Stephan los, um ein paar Schritte weiter durch das Wasser zu gehen. "Du musst nur darauf Acht geben, dass du nicht ausrutschst und im Fluss ertrinkst." neckte sie sanft und tauchte die Hände ins kühle Nass.

Stephan

"Ja. Ich liebe meine Mutter sehr und sie war immer da, wenn wir sie brauchten. Das ist sie auch heute noch." Stephan nickte leicht. "Ja, das ist wohl richtig. Wir brauchen es hier nicht. Und ich werde es schon schaffen nicht in kniehohem Wasser zu ertrinken."
Er beobachtete sie kurz, wie sie die Hände ins Wasser hielt, dann folgte er ihr ein wenig. Es war ein wenig bekanntes Gefühl einfach hier im Wasser zu sein und die Natur zu genießen. Normalerweise hatte er nie Muße für solche Dinge.
"Es war eine gute Idee heute den Tag so zu nutzen. Das tut mir gut.", sagte er dann leise und schenkte ihr ein dankbares Lächeln.

Jane

Jane nickte langsam. "Ich weiß genau wovon du sprichst. Mir geht es mit meiner Mutter ganz genau so." Jane liebte ihre Mutter von ganzem Herzen und wusste, dass sie jederzeit zu ihr kommen konnte, egal wie groß oder klein ihre Sorgen waren. Es war ein ausgesprochen beruhigendes Gefühl.
Jane erwiderte Stephans Lächeln. "Ja, das finde ich auch. Man sollte viel öfter einfach alles hinter sich lassen und Zeit in der Natur verbringen. Wenn man sich mit ihr beschäftigt und sich auf sie einlässt, wird einem irgendwann bewusst, wie unsinnig und klein unsere Sorgen eigentlich sind, wenn man das große Ganze betrachtet."
Jane streckte auffordernd die Hand in Stephans Richtung. "Komm her, ich will dir etwas zeigen." forderte sie, ging ein wenig in die Hocke, so dass das Wasser ihr fast bis zur Brust reichte und ließ sich dann kurzer Hand rückwärts ins Wasser sinken. Jane atmete tief durch und machte eine sachte Schwimmbewegung, um sich in Rückenlage an der Wasseroberfläche zu halten. "Komm schon! Nass bist du ohnehin schon." erinnerte sie Stephan lachend.
Das hier tat sie besonders gerne im Sommer, wenn der Kontrast zwischen der warmen, nahezu heißen Luft und dem kühlen Wasser noch größer war. Dann konnte sie eine halbe Ewigkeit hier im Wasser vor sich hin träumen, den Blick nach oben gerichtet, auf die wunderschönen Baumkronen, die hier und da den Himmel freigaben. Aber auch jetzt hatte es seinen Reiz, konnte man so doch die bunten Blätter noch viel ausgiebiger betrachten und wenn man sich ruhig genug verhielt, kamen auch die Waldbewohner wieder zum Vorschein und man konnte zum Beispiel ein Eichhörnchen von Baum zu Baum huschen sehen oder einen Specht, der ein neues zu Hause in einem der Bäume schuf.

Stephan

Stephan lächelte leicht. "Ich bin froh, dass du das Gefühl kennst. Es ist sehr erleichternd immer jemanden zu haben."
Er schaute ihr neugierig zu, wie sie sich rücklings und voll bekleidet ins Wasser gleiten ließ. Er zögerte nur kurz, hob dann leicht die Schultern und nickte. "Na gut..."
Er folgte ihrem Beispiel und ließ sich auf dem Rücken im Wasser treiben. Es war ein eigenartiges Gefühl voller Ruhe, der Kontrast des ruhigen Wassers zu dem munteren Treiben der kleinen Waldbewohner, die immer noch warme Luft machte das Ganze angenehm.
"Wow...es ist ein unglaubliches Gefühl...", murmelte er leise. Es war zu kalt um es lange auszuhalten im Wasser, aber für den Moment war es wundervoll.
"Du gehst seltsame Wege..."

Jane

Jane beobachtete mit tiefster Zufriedenheit wie Stephan es ihr gleich tat und sich ins Wasser gleiten ließ. Sie war froh, dass sie ihn hier her mitgenommen hatte, es war so ein wundervoller und friedlicher Ort - genau das, was er gebrauchen konnte.
Jane lachte auf, ein warmes, samtenes Lachen und drehte den Kopf etwas, um Stephan anzusehen. "Du meinst, ich bin ein bisschen wunderlich, weil ich hier im Wasser herum plantsche, mich mit meinem Kleid hinein lege und das nur, um ein wenig den Wald zu beobachten? Ja, ich glaube gern, dass das nicht wirklich viele Menschen verstehen. Aber das ist mir egal. Ich weiß es zu schätzen hier zu sein und ich hüte diesen Ort ... sozusagen als mein kleines Geheimnis, meine Zuflucht hier draußen, wenn ich von all dem Trubel genug habe." Jane atmete tief durch, schloss noch einmal kurz die Augen und stand dann wieder auf, denn mittlerweile waren ihre Kleider vollkommen durchweicht und es wurde frisch im Wasser. Sie schenkte Stephan ein spitzbübisches Lächeln. "Du solltest dich also besser geehrt fühlen, dass ich dich hier mit her genommen habe." erklärte sie und machte sich dann langsam auf den Weg zurück zum Ufer. Da die Bäume hier nicht so furchtbar dicht standen, kam genug Sonnenlicht hindurch, so dass man sich wunderbar ins Gras legen konnte, um zu trocknen und genau das hatte Jane jetzt auch vor.

Stephan

Ihr Lachen jagte ihm einen wohligen Schauer über den Rücken, der nichts mit dem kühlen Wasser zu tun hatte. "Ein bisschen wunderlich vielleicht, aber ich mag das. Es ist außergewöhnlich. Ich kannte nochnie ein Mädchen wie dich. Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du mir diesen Ort gezeigt hast. Es ist wirklich wundervoll hier."
Er wartete noch ein kleines Weilchen, dann erhob er sich und watete aus dem Wasser, um sich neben Jane ins Gras zu legen. Die Sonne würde schon ihr Übriges tun.
Verstohlen musterte er Jane. Das Kleid klebt ihr am Körper und zeigte ihm nur umso deutlicher, dass er recht gehabt hatte: sie war wunderschön.

Jane

Jane schmunzelte bei Stephans Worten. "Oh, das glaube ich gern. Ich bin keins von den Püppchen, das man in hübsche Kleider steckt und die dann tagein, tagaus mit Sticken und solchen Dingen beschäftigt sind. Auch fürchte ich mich nicht davor mir die Hände schmutzig zu machen ... oder die Kleider nass." erwiderte Jane grinsend und ließ sich in der Sonne ins Gras sinken. Sie streckte sich der Länge nach aus, schloss die Augen und seufzte leise. "Ja, es ist in der Tat wundervoll. Und es freut mich, dass es dir hier gefällt." erklärte sie, die Augen nach wie vor geschlossen.
Nach einer Weile hörte sie, wie auch Stephan aus dem Wasser kam und sich neben ihr ins Gras legte. Jane hatte das Gefühl seinen Blick förmlich spüren zu können, schlug die Augen auf und sah ihn forschend an. "Was geht wohl nur in deinem Kopf vor, Stephan, wenn du mich so ansiehst, hm?" fragte sie leise.

Stephan

Stephan grinste. "Nein, das bist du nicht. Du würdest eingehen, würde man dich in feinen Kleidern irgendwo einsperren." Und das faszinierte ihn so. Sie war so anders als seine Schwestern, die doch eher für den Hof geboren waren.
Er senkte ein wenig verlegen den Blick, als sie ihn so forschend ansah und ihn zielsicher durchschaute. "Ich glaube, das möchtest du nicht wissen, Jane."
Er schämte sich, dass er an solche Dinge denken musste. Dass er darüber nachdachte, wie schön sie war und wie gut es sich angefühlt hatte ihre Hände auf seiner Brust liegen zu haben. Er war ein seelisches Wrack und sie wollte ihm helfen. Es war nicht richtig das auszunutzen.
"Belassen wir es dabei, hm?"

Jane

Jane nickte amüsiert. "So wäre es wohl ... aber es würde wohl schon daran scheitern, dass ich nicht einmal in ein solches Kleid hinein käme. So ein Gebilde richtig anzuziehen ist ja auch schon eine kleine Wissenschaft." Bemerkte sie lachend. Und sie würde sich fühlen wie in einem goldenen Käfig. Nein, der Hof war wirklich nicht ihre Welt.
Verblüfft stellte Jane fest, dass es dieses Mal an Stephan war, verlegen den Blick zu senken. Sie seufzte leise. "Wie kommst du nur auf so eine unsinnige Idee. Wenn ich es nicht wissen wollen würde, würde ich nicht fragen. Und ich bin nicht aus Zucker, egal was es ist, ich werde schon nicht davon laufen." Sie sah ihn an und lächelte leicht. "Du vertraust mir doch, oder nicht?"

Stephan

Stephan lachte leise. "Da hast du nicht ganz Unrecht. Aber es würde dir sicher gut stehen. Wenn man einmal weiß, wie es geht, ist esnicht mehr schwierig."
Er hatte geahnt, dass sie so reagieren würde. Was war er nur für ein Dummkopf? Er musste wirklich zusehen, dass er seine Gefühle besser im Griff hatte und man ihm nicht gleich ansah, was er dachte. Das war wirklich peinlich.
"Natürlich vertraue ich dir. Mehr als sonst jemandem außer Rob. Aber es ist mir unangenehm." Er gab sich einen Ruck.
"Ich habe bewundert, wie wunderschön du bist und festgestellt, dass deine Nähe mich nicht so kalt lässt wie essein sollte. Aber du bist hier um mir zu helfen, ich sollte mich wirklich zusammen reißen."

Jane

Jane sah Stephan verdutzt an, dann brach sie in schallendes Gelächter aus. Es dauerte ein wenig bis sie sich wieder beruhigt hatte und leise glucksend wischte sie sich schließlich die Tränen aus den Augen. "Wenn man einmal weiß wie es geht? Woher willst du das denn wissen? Du sitzt hier in Wams und Hosen vor mir. Ich wage zu behaupten, dass du nicht mehr Ahnung von solchen Kleidern hast als ich." Bemerkte Jane heiter.
Dann sah sie Stephan aufmerksam an und spürte wie ihr Herz kurz ein wenig ins Stolpern geriet bei seinen Worten. Einen Moment lang sah sie ihn schweigend an, dann streckte sie zögerlich die Hand aus und ergriff die seine. "Ja, wir sollten uns zusammen reißen. Alles andere wäre sehr unprofessionell, nicht wahr?" hauchte sie leise.

Stephan

Stephan stimmte in ihr Lachen ein und grinste dann schelmisch. "Nun, würdest du darauf wetten, würdest u wohl verlieren. Zum einen habe ich ein paar kleine Schwestern und zum Anderen....habe ich Erfahrung genug beim Ausziehen solcher Kleider."
Er hob die Schultern. Was sollte er ein Geheimnis daraus machen, dass er vor der Zeit im Heiligen Land kein Kind von Traurigkeit gewesen war?
Stephan beobachtete ein wenig unsicher ihre Reaktion auf seine Offenbarung und sein Herz schlug einen Purzelbaum, als sie seine Hand ergriff.
"Das wäre es....dein Vater würde mich zurück in die Wüste schicken. Wohl zurecht. Ich will deine Hilfsbereitschaft keinesfalls ausnutzen."

Jane

Jane schürzte leicht die Lippen. "Ach richtig, wie konnte ich das nur vergessen. Ich bin sicher, dass die prinzlichen Hände sehr emsig darin waren all die Kleider der Püppchen auszuziehen, die ihm zu Füßen lagen." Sie zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Ich glaube, ich halte mich dann aber lieber an das Bild von dem fürsorglichen Bruder, der seinen kleinen Schwestern mit ihren Kleidchen hilft. Das ist ... natürlich. Unmaskierter." erklärte Jane dann sanft.
Sie sah Stephan in die Augen und hatte das Gefühl für einen Moment in diesem wunderschönen Blau zu versinken. Das was sie darin sah, weckte eine ganz ungewohnte Zärtlichkeit in ihr und den dringenden Wunsch ihn nie wieder gehen zu lassen, ihn zu beschützen vor dem, was ihm solche Angst bereitete ... "Ich lasse aber nicht zu, dass du jemals wieder zurück in die Wüste gehst." erklärte Jane leise und drückte leicht Stephans Hand, ehe sie seufzte. "Nur dass meine Hilfsbereitschaft gar nicht so uneigennützig ist, wie es den Anschein erweckt, schätze ich." murmelte sie dann.
Spätestens jetzt war ihr mehr als deutlich geworden wieso sie gestern einen Schritt vor gemacht und sich an ihren Vater gewandt hatte. Noch nie zuvor hatte sie sich während einer Behandlung ohne seine Bitte eingemischt, dieses Mal war das erste Mal gewesen.

Stephan

"Nicht ganz so emsig wie du vielleicht meinst, aber warum sollte ich es leugnen? Ich habe meine Erfahrungen gesammelt. Halt dich an welches Bild auch immer du möchtest.", erwiderte er sanft. Stephan erwiderte ihren Blick und es war so ein magischer Moment, dass ihm ein Schauer über den Rücken lief. "Dafür bin ich dir wirklich dankbar.", wisperte er. "So, nicht uneigennützig?"
Also spürte sie diese seltsame Bindung auch. Aber er konnte das nicht tun. Er konnte sie nicht umgarnen und sie unglücklich machen, er war nicht sonderlich zurechnungsfähig im Moment. Und John würde ihm den Hals umdrehen.
"Ich bin im Moment kein einfacher Zeitgenosse. Es ist nicht der beste Zeitpunkt. Wir sollten...vorsichtig sein." Er wollte nicht, dass sie es bereute und dass er ihr weh tat.

Jane

"Nein, du solltest es nicht leugnen und ich wollte dir auch keine Vorhaltungen deswegen machen. Ich glaube, ich war einfach nur einen Moment lang ... ich weiß nicht ... neidisch vielleicht? Für euch Männer sind so viele Dinge so viel einfacher, so selbstverständlich. Wenn ihr euch eine Frau nach der anderen ins Bett holt, stört das niemanden, im Gegenteil, euch wird noch auf die Schulter geklopft, weil ihr so tolle Kerle seid. Wenn eine Frau das tun würde, wäre sie sofort als Hure verschrien. Und so ist es in so vielen Dingen ... wenn ich Glück habe und einen Mann finde, der erlaubt, dass ich weiterhin tue, was mir Freude bereitet, dann werde ich mit ein bisschen Glück Hebamme und werde als Kräuterhexe belächelt. Für meinen Bruder war es immer klar, dass er einmal ein glorreicher und bekannter Arzt wird und das Hospital übernimmt." ereiferte Jane sich ohne dabei jedoch die Stimme zu heben. Als ihr bewusst wurde, wie sehr sie sich gerade hatte gehen lassen, schloss sie kurz die Augen und schüttelte unwillig den Kopf. "Tut mir Leid, ich wollte dir nicht mit meinem unsinnig verletzten Stolz in den Ohren liegen."
Jane atmete tief durch und erschauderte leicht. "Nein, ganz und gar nicht uneigennützig." bekannte sie leise. "Ich mische mich sonst nie in die Behandlung meines Vaters ein, schon gar nicht vor dem Patienten. Nur bei dir habe ich das gemacht, weil ... weil ich unprofessionell war und auf mein Herz statt auf meinen Kopf gehört habe." erklärte Jane mit sachtem Lächeln.
Janes Mundwinkel zuckten leicht. "Vielleicht ist das aber auch gerade der beste Zeitpunkt, hast du daran schon einmal gedacht? Als einfacher Zeitgenosse hättest du doch nie länger als einen Augenblick im Hospital verbracht." Und wann war der Zeitpunkt schon gut? Für sie beide sicher nie. Er war ein Prinz, nach seinem Bruder Guillaume der nächste in der Thronfolge und sie ... sie wollte am liebsten schon flüchten, wenn sie nur an die feinen Kleider dachte, die nie auch nur zerknittern, geschweige denn dreckig werden durften.
Jane seufzte leise. "Aber du hast Recht. Es wäre wohl besser, wenn wir vorsichtig sind." Was war sie aber auch für ein Dummkopf? Musste sie denn ausgerechnet für einen Patienten solche Gefühle entwickeln? Und dann auch noch für einen so unerreichbaren? Hätte es nicht der Sohn des Sattlers sein können? Oder einer von den einfachen Rittern? Warum gleich ein Prinz?