William und Joanna - 1192

Giselle

Giselle schlug das Herz bis zum Hals, als Rob sie in den Sattel setzte. Es war ein seltsames Gefühl und sie klammerte sich noch ein wenig unbeholfen an den Sattel "Das ist schwer zu sagen, ich kann die Beine ja nicht fühlen. Aber es scheint mir einen stabilen Sitz zu geben. Es hält mich in einer festen Position. Ich glaube, das ist okay....ich weiß nicht."
Sie musste sich erst einmal einfühlen. Giselle warf Rob einen fast ängstlichen Blick zu, dann gab sie Hermes das Zeichen und unterdrückte einen leisen Aufschrei, als Hermes auf die Beine kam.
"Oh Gott....", flüsterte sie. Es war ein unbeschreibliches Gefühl so weit über dem Boden zu sein und diesen lebendigen Körper des Pferdes unter sich zu haben, der sich leicht bewegte.
"Lass mich nur ja nicht los..." Am Anfang musste sie sich auf sich konzentrieren. "Du....wirst mir viel beibringen müssen."

Rob nickte leicht. "Wir werden es einfach ausprobieren und sollte dir mit der Zeit etwas auffallen, was wir verbessern können, sag Bescheid." beschied er und beobachtete wie Hermes auf die Füße kam. Rob schenkte Giselle ein aufmunterndes Lächeln. "Keine Angst, ich werde ihn nicht los lassen. Halt du dich einfach vorne fest und wir gehen ein paar Schritte." erklärte Rob und schnalzte Hermes leise zu. Der Wallach setzte sich in Bewegung und war dabei so unendlich vorsichtig, dass Rob dem Schimmel am liebsten um den Hals gefallen wäre. Hermes schien ganz genau zu wissen was für eine kostbare Fracht er nun auf dem Rücken trug.
Rob ging halb rückwärts gewandt neben Hermes her, während dieser langsam einen Schritt nach dem anderen machte. "Das werde ich. Aber wir haben ja alle Zeit der Welt dafür." erwiderte Rob lächelnd.

Giselle

"Das werde ich. Aber es ist für mich schon ein Wunder, dass ich überhaupt auf einem Pferd sitze. Davon hätte ich nie zu träumen gewagt, bevor ich dich kennengelernt habe." Und langsam konnte sie auch etwas entspannen und ein Lächeln zeichnete sich auf Giselles Gesicht ab.
Hermes trug sie unendlich vorsichtig über den Platz und trottete einfach brav neben Rob her. Das Pferd war wirklich Gold wert.
"Die haben wir, da hast du Recht. Aber ich will jeden Tag üben. Ich will bald mit dir ausreiten können." Jetzt, da die erste Hürde genommen war und sie sich recht sicher im Sattel fühlte, wollte sie mehr und sie wollte ihr Ziel erreichen.
Es würde kein einfacher Weg werden, aber mit Rob an ihrer Seite würde sie sicher bald lernen. "Du meinst, er lässt sich von mir irgendwann steuern?"

Rob grinste leicht. "Tja, ab und an geschehen halt doch noch Wunder." bemerkte er zuversichtlich und sah mit Zufriedenheit, dass Giselle sich immer mehr entspannte. Er schmunzelte leicht und nickte. "Nur zu gern. Ich sehe es schon kommen, in einem halben Jahr galoppierst du mir bei unseren Ausritten dann regelmäßig davon." neckte er sie sanft.
Sachte strich Rob mit der freien Hand über Hermes' Hals und sah dann wieder zu Giselle auf. "Natürlich. Ich habe die letzten Wochen darauf verwandt ihm beizubringen wie er ohne Einsatz der Schenkel zu reagieren hat. Ich werde dir nach und nach alles erklären und dann kannst du langsam anfangen ihn selbst zu lenken und das Tempo zu bestimmen."

Giselle

Giselle lächelte. "Du sorgst für ganz schön viele Wunder in meinem Leben. Und ich glaube fast, das wird nie ein Ende nehmen." Es war ein völlig anderes Leben hier als in Fenwick. Sie wurde einfach in alles integriert, auch bei Abendessen im größeren Kreis wurde für ganz selbstverständlich ein Platz neben Rob reserviert und man versuchte es ihr recht zu machen. Sie versteckte sich nicht oben, wenn Gäste kamen, im Gegenteil. Rob stellte sie ausgesprochen stolz vor. Das gab ihr ein ganz neues Selbstbewusstsein.
"Das ist mein Ziel, Rob. Und irgendwann werde ich es erreichen."
Sie nickte. "Darauf freue ich mich. Ich will alles lernen, damit wir uns gut verständigen können. Es ist...ein gutes Gefühl. Als würde er mir die Beine ersetzen."
Und wenn sie irgendwann selbst die Richtung bestimmte, würde es ein gewaltiges Stück Freiheit für sie bedeuten.

Rob lächelte liebevoll und legte die freie Hand kurz auf Giselles, die am Sattelknauf ruhte. "Bis an unser Lebensende nicht. Das verspreche ich, mein Herz." erklärte Rob mit sanfter Stimme. Seit Giselle hier in Truro war, blühten sie beide immer mehr auf und von Tag zu Tag verliebte Rob sich immer mehr in seine Verlobte. Er wusste, dass er nie bereuen würde Giselle gefragt zu haben.
Rob lachte freudig auf. "Ich kann den Tag kaum erwarten. Und ich weiß, dass er kommen wird. Denn ich glaube, du bist eine Frau, die immer erreicht was sie will." Rob sah Giselle an und ergötzte sich einen Moment lang an ihrer Freude. "Es freut mich, dass dir meine Idee so gut gefällt." Bemerkte er heiter.

Giselle

Giselle drückte kurz Robs Hand. "Daran zweifle ich auch nicht.", erwiderte sie lächelnd. Rob gab ihr immer wieder das Gefühl etwas ganz Besonderes zu sein und das tat ihrer Seele unwahrscheinlich gut. Sie konnte kaum erwarten seine Frau zu werden.
Sie nickte eifrig. "Er wird kommen. Ich hatte bisher keine allzu großen Ziele, die ich erreichen wollte, aber das hat sich jetzt geändert. Das werde ich nutzen, zumal du mir immer solchen Mut machst. Wie könnte das hier mir nicht gefallen?"
Sie streichelte liebevoll Hermes' Hals. "Du hast ein kleines Wunder mit ihm vollbracht." Langsam stellte sie sich auf die Bewegung ein und traute sich auch den Sattel loszulassen.
"Ich kann es kaum erwarten dich endlich zu heiraten..."

"Ja, ich schätze unser beider Leben verändert sich gerade sehr gewaltig." Erwiderte Rob. "Und ich würde es nicht anders haben wollen."
Rob beobachtete wie Giselle langsam Vertrauen fasste und den Sattel schließlich sogar los ließ. Er grinste zufrieden. "Ich weiß nicht genau, ich glaube, wir alle haben unseren Teil zu diesem Wunder beigetragen. Ohne dich hätte ich es nie versucht und Hermes ist ein unglaublich gescheiter Kerl, er hat es mir leicht gemacht." Robs Blick wurde zärtlich. "Ich auch nicht. Und bald ist es soweit, Giselle. Schon bald machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt."

Hanna

"Edmund, du kleiner Teufel, komm sofort wieder her!" Hanna schwankte zwischen Belustigung und Empörung, weil ihr Sohn von den frisch gebackenen Keksen einige stibizt und sich rasch aus dem Staub gemacht hatte.
Wahrscheinlich teilte er seine Beute mit seiner Schwester und den Kindern im Dorf, mit denen die Beiden die meiste Zeit herum tollten. Seufzend blieb sie ihm Türrahmen stehen und stemmte die Hände in die Hüften. "Dieser Lausebengel..." Aber eigentlich war sie rundum glücklich mit ihrem Leben hier. Matthew war liebevoll und sanft zu ihr und behandelte die Kinder auch wie seine eigenen.
Es war eine gute Entscheidung gewesen und sie hatte sie noch keinen Tag bereut. Es hatte sich alles eingespielt und inzwischen hatte die Dorfgemeinschaft sie vollkommen akzeptiert.

Matthew

Matthew war gerade auf dem Weg von der Schmiede nach Hause als ihm der kleine Edmund kichernd entgegen gelaufen kam. So schnell wie seine kleinen Beinchen ihn trugen, huschte der Junge weiter und Matthew stellte schmunzelnd fest, dass er die kleinen Ärmchen vor der Brust verschränkt hatte, um ein paar - offenbar unerlaubt erbeutete - Kekse zu tragen.
Er trat zu Hanna, die im Türrahmen ihrer Kate stand, legte einen seiner breiten Arme um sie und gab ihr einen Kuss. "Hätte ich den kleinen Dieb aufhalten sollen?" fragte er amüsiert und strich seiner Gemahlin sachte über die Wange, um ein wenig Mehl wegzuwischen - mit dem Ergebnis, dass sie nun statt einem weißen, einen schwarzen Fleck auf der Wange hatte. "Hm, besser ich wasch mir erstmal gründlich die Hände." beschied Matthew amüsiert.

Hanna

Hanna schüttelte lachend den Kopf, als Matthew zu ihr trat und erwiderte seinen Kuss. "Nein, nein. Er hat nur ein paar Kekse gestohlen, die sollten zwar für morgen sein, aber da er sie ja teilt, soll er seine Beute behalten. Ich frage mich wirklich, warum Edmund so ein kleiner Dämon ist...aber ich lieb ihn deswegen ja nur umso mehr."
Und Edmund war eben wie sein Vater, nur nicht in die Regeln der Etikette und des Adels gedrängt. Hanna bedachte Matthew mit einem sanften Blick und wischte den Ruß von der Wange.
"Das solltest du wohl...und dann kannst du auch gleich einen Keks probieren, bevor Edmund und Juliana sie alle stibitzt und sich die Bäuche vollgestopft haben. Sie sind noch warm."
Sie folgte Matthew ins Haus. Sie suchte ohnehin den passenden Moment um mit ihm zu reden, also war es gar nicht so übel, dass sie nun allein waren.

Matthew

Matthew schürzte amüsiert die Lippen. "Das fragst du dich wirklich? Du weißt doch genau, welcher Dämon da in dein Bett geschlüpft ist und ihn gezeugt hat." bemerkte Matthew ohne den kleinsten Funken Bitterkeit und küsste Hanna noch einmal. Es war ihm egal, dass die beiden kleinen nicht seine Kinder waren, denn er liebte die Zwerge trotzdem und sie gehörten einfach zu Hanna und damit nun auch zu seinem Leben.
"Allerdings glaube ich fast, dass Juliana ihn dieses Mal vorgeschickt hat, um die Kekse zu holen. Sie weiß schon ganz genau wozu so ein kleiner Bruder nützlich ist, den man zu jeder Schandtat überreden kann." fügte Matthew grinsend hinzu.
"Hm, Kekse klingen gut." beschied er dann und löste sich von Hanna, um die Kate zu betreten und sich an der Waschschüssel den letzten Ruß von den Händen zu waschen. Das tat er zwar jedes Mal schon, wenn er die Schmiede verließ, aber irgendwie ging so gut wie nie aller Ruß bei ersten Waschen ab.
Als er damit fertig war, beugte er sich vernehmlich schnuppernd über die Kekse, die Hanna auf den Tisch gestellt hatte, nahm sich einen und biss ab. "Na kein Wunder, dass die Mäuse zu kleinen Dieben werden. Sie schmecken himmlisch, Hanna." beschied er und hauchte einen Kuss auf die Wange seiner Frau, ehe er den Rest des Kekses in seinem Mund verschwinden ließ. "Wenn du mich weiterhin so gut bekochst, werde ich eines Tages noch rund wie ein Faß." bemerkte er amüsiert, nahm sich aber ungeniert noch einen weiteren Keks.

Hanna

Hanna lachte auf. "Da hast du natürlich auch wieder Recht." Es tat wirklich gut, dass sie so unbefangen mit Matthew über diesen Teil ihrer Vergangenheit reden konnte. Er machte ihr keinen Vorwurf daraus, sie konnte mit ihm scherzen und er liebte die Kinder einfach wie sie waren.
"Das ist möglich, sie ist ein kluges Köpfchen für ihr Alter. Aber die Beiden hängen ohnehin ständig mit den Dorfkindern zusammen und stellen Unsinn an. Sie sind eben Kinder und das sollen sie aber auch sein."
Hanna folgte Matthew hinein und lächelte zufrieden, als er ihre Kekse lobte. Sie genoss es ein solches Leben zu haben. Matthew wusste ihre Hingabe zu schätzen und auch, dass sie ihm tadellos den Haushalt führte. Sie machte ihrer Familie gern eine Freude und sei es nur mit Naschwerk.
"Dafür arbeitest du doch viel zu hart in der Schmiede. Außerdem stört mich das auch nicht weiter, wenn es so sein sollte." Sie lächelte vielsagend.
"Dann wäre ich wenigstens nicht mehr die Einzige."

Matthew

Matthew lächelte. "Ja, das sollen sie ruhig sein, die zwei Kobolde. Sie sollen es genießen, dass sie noch so klein sind, Erwachsen sind sie später noch lang genug." pflichtete er Hanna bei. Und soviel Unsinn wie die Kinder manchmal auch anstellten, es waren nie dramatische Dinge, nichts worum man sich Sorgen machen musste.
Matthew zuckte leicht mit den Schultern. "Stimmt. Aber wer weiß, im Alter ändert sich das vielleicht etwas." bemerkte er und biss von seinem zweiten Keks ab, ehe er Hanna verwundert ansah. "So?" Er grinste schelmisch. "Hast du heute etwas schon so viele Kekse -" Matthew brach ab als Hannas Worte endgültig zu ihm durchsickerten und er ihren Blick zu deuten begann. "Süßer Jesus." murmelte er und legte den angebissenen Keks ein wenig achtlos zurück auf den Tisch. "Du bist schwanger?" fragte er, trat zu Hanna und legte die großen Pranken an ihre Hüfte. Der Gedanke, dass sie ein Kind von ihm erwarten könnte, erfreute ihn sogar noch etwas mehr als er gedacht hatte und er wusste insgeheim, dass es auch mit Edwards Kindern zusammen hing. Einfach, weil er so nun hatte beweisen können, dass er genauso in der Lage war Hanna ein Kind zu machen, wie dieser adlige Hurensohn es zustande gebracht hatte. Und im Gegensatz zu diesem, kümmerte Matthew sich auch aufrichtig um Hanna und die Kinder - noch ein Pluspunkt für ihn, wie er fand.

Hanna

Hanna nickte. "Oh ja, der Meinung bin ich auch. Sie sind gut, wie sie sind, die Beiden." Sie wartete ab, bis bei Matthew der Groschen fiel und strahlte ihn an. "Ja, das bin ich. Wurde auch Zeit, hm?" Sie waren nun eine Weile verheiratet und eigentlich war sie immer recht fruchtbar gewesen. Das hatte sich jetzt auch wieder bestätigt. Sie wusste aber genau, wie glücklich Matthew darüber sein würde, wenn sie ihm ein Kind schenkte.
Es war ein gutes Gefühl, wie seine Hände so beschützend an ihrer Hüfte lagen und sie gab ihm einen sanften Kuss.
"Bald werden wir ein Krümelchen mehr haben..." Das würde ihre Familie perfekt machen.

Matthew

Matthew lachte leise auf. "Hm, schon ja. Ich hab auf jeden Fall nichts dagegen, dass es nun soweit ist." erwiderte er und zog Hanna an seine Brust als sie ihn küsste. Zärtlich erwiderte er den Kuss und lächelte dann gegen ihre Lippen. "Gut so. Ich kann gar nicht genug von Krümeln kriegen." scherzte er leise und strich Hanna sanft über die Wange.
"Du weißt, dass ich die beiden Knirpse liebe als wären sie meine eigenen. Und ich schwöre dir, dass sich daran auch nichts ändern wird, sobald nun auch tatsächlich unsere gemeinsamen Kinder unsere Kate bevölkern werden." erklärte Matthew leise. Er wusste, dass Hanna nicht an ihm zweifelte, aber er hatte dennoch das Bedürfnis es noch einmal klar zu stellen.
Er grinste ein wenig flegelhaft. "Und jetzt, wo sie langsam anfangen Walisisch zu sprechen, hängt mein Herz ohnehin noch mehr an ihnen." fügte er amüsiert hinzu. Besonders der kleine Edmund, der ja hier in Pembroke zur Welt gekommen war und sich ohnehin noch in einer Phase befand in der jeder längere Satz noch eine Herausforderung war, lernte Matthews Muttersprache nahezu im Handumdrehen. Er nutze walisische Worte ebenso selbstverständlich wie englische und jedes Mal wenn er das hörte, wurde Matthew beinahe rührselig.

Hanna

Hanna schmiegte sich an Matthew und legte die Arme um seine Hüfte. "Und das liebe ich an dir." Er war so liebevoll zu den Kindern und er liebte einfach das ruhige, beschauliche Leben. Er verlangte nichts weiter.
Sie schenkte ihm ein zärtliches Lächeln. "Ich weiß...du liebst sie sehr und sie könnten nicht glücklicher sein. Du bist ihr Vater, sie sehen dich als solchen und sie lieben dich genauso sehr. Und du wirst daran nichts ändern. Du hast genug Liebe für ein Dutzend Kinder."
Matthew war ein sehr feinfühliger Mann, das musste man ihm lassen. "Oh ja, Edmund ist schon besser als ich in der walisischen Sprache, das muss ich zugeben. Aber ich mache mir einfach regelmäßig Knoten in die Zunge beim Versuch. Aber es ist schon etwas besser geworden."
Edward würde Juliana kaum wieder erkennen, sollte er je wieder herkommen. Und Edmund....Edmund würde Matthews Sohn sein.

Edward nickte den Männern vor Richards Zelt nur knapp zu und wurde wie immer anstandslos vorgelassen. Kaum hatte er das Zelt betreten, öffnete er die Schnalle an seinem dünnen Mantel, der ihn während des Rittes vor der Sonne hatte schützen sollen - etwas, womit Edward sich auch in fünf Jahren wohl noch nicht arrangieren konnte. Es war so brüllend heiß, dass man am liebsten alle Kleider fortgeworfen hatte, aber man hielt es unbedeckt kaum länger in der Sonne aus ohne zu verglühen. Er ohnehin nicht.
Er warf den Mantel über einen freien Stuhl. "Großer Gott, ich bin einfach nicht gemacht für dieses Land." brummte er und trat zu dem Tisch mit der Waschschüssel hinüber. Er wusste, dass Richard darauf brannte zu hören wie sein Botengang verlaufen war, aber eine kurze Abkühlung war ihm selbst erst einmal wichtiger. Ohne zu zögern tauchte Edward das Gesicht in die Schüssel, verharrte so einen kurzen Moment, dann richtete er sich wieder auf und fuhr sich mit den Händen durch die tropfnassen Haare.
"Wirklich, Sire, ich bin froh, wenn du endlich entscheidest, dass wir nach Hause können." beschied Edward mit einer kleinen Grimasse und ließ sich erschöpft Richard gegenüber auf einen Stuhl sinken.

Richard hatte ungedudig auf Edwards Rückkehr gewartet. Als dieser endlich sein Zelt betrat, sprang Richard auf. "Ach, hör auf zu jammern, Ed. Ich finde dieses Land durchaus reizvoll. Aber du hast vermutlich lieber den englischen Nieselregen.", neckte er seinen Freund.
Er gönnte Edward den kurzen Moment der Abkühlung in der Wasserschüssel und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken.
"Bald, mein Freund, bald. Aber erst muss alles erledigt sein. Und nun berichte mir endlich von deinem Botengang, du Lump. Spann mich nicht auf die Folter."
Richard lehnte sich vor.
"Ich will alle Einzelheiten wissen, Ed."

Edward machte eine wegwerfende Geste. "Darauf kannst du dich verlassen. Du ahnst ja gar nicht, wie sehr ich den ersten englischen Regen herbei sehne." Ihm hatte das Wetter in seiner Heimat nie sonderlich gestört und nun da er schon Jahre aus England fort war, kam es ihm immer verlockender vor. "Das Wetter hier ist einfach nicht für einen Feuerkopf wie mich gemacht ... es erstaunt mich immer noch, wie du das aushältst."
Edward streckte die Beine aus und grinste leicht. "Gemach, gemach. Geduld ist eine wichtige Tugend, auch für einen König." spöttelte er und goss ihnen beiden etwas Wein ein.
"Tja, ich weiß auf jeden Fall wieso wir gegen Saladin nur noch auf der Stelle treten. Dieser heidnische Hurensohn ist ... bemerkenswert. Ehrlich Richard, er ist sozusagen dein heidnisches Pendant. Man muss ihm einfach Respekt zollen." begann Edward schließlich doch zu erzählen.
"Es hat ein wenig gedauert bis man mich zu ihm gelassen hat, aber schließlich konnte ich ihm deine Nachricht überbringen. Ich glaube, es wird nicht einfach werden, aber Saladin hat sich Verhandlungen gegenüber durchaus offen gezeigt. Scheint als wäre er auch nicht böse darum, wenn er dieses Katz und Mausspiel beenden kann ohne noch mehr Männer zu verlieren."

Richard lachte auf. "Das war mir klar. Aber es kann ja nicht jeder die Schönheit dieses Landes erkennen. Ach weißt du, für etwas muss das Dämonenblut ja gut sein, das man uns nachsagt. Und wenn es nur ist, dass mir diese höllengleichen Temperaturen nicht viel ausmachen."
Er grinste. "Geduld kann ich noch haben, wenn ich alt und grau bin. Jetzt will ich lieber keine kostbare Zeit verschwenden."
Er nahm den Wein entgegen und lauschte aufmerksam Edwards Bericht. "Dessen bin ich mir bewusst. Er ist ein großer Mann und er behauptet sich schon lange, was bei seinem Volk nicht einfach zu sein scheint. Auch ich zolle ihm Respekt."
Richard runzelte leicht die Stirn, nickte aber ein wenig erleichtert. "Das klingt gut. Was hat er für Bedingungen gestellt? Hat er ein Treffen vorgeschlagen? So wie diese Sache Zuhause sich entwickelt, wäre mir lieb, ich könne dort bald nach dem Rechten sehen. Man darf John einfach nicht aus den Augen lassen."

Edward hob die freie Hand zu einer halb abwehrenden Geste. "Ich gestehe, Sire, ich war schon immer ein ziemlicher Banause." feixte er und seufzte dann leise. "Dämonenblut oder nicht, ich bin wirklich neidisch. Ich habe ständig das Gefühl hier zu zerfließen und das, obwohl wir schon über ein Jahr hier sind." Die wäre in Sizilien hatte Edward ja durchaus noch ausgehalten, aber hier im Heiligen Land war es einfach verrückt.
Edward nippte an seinem Wein, dann nickte er. "Ja, es könnte jetzt endlich voran gehen." Wenngleich auch etwas anders als geplant. "Er will, dass wir seinen Kommandanten heraus geben. Den Kerl, dessen Namen ich nicht aussprechen kann und den wir bei der letzten Schlacht gefangen genommen haben. Er hat ein anständiges Lösegeld geboten und der Austausch soll im Rahmen der Verhandlungen zwischen dir und ihm stattfinden. Es soll sich außerhalb der Stadt getroffen werden; er schlägt vor, dass jeder von euch fünf Männer als Begleitung mitbringt, nicht mehr. Dann ist er bereit mit dir zu sprechen." berichtete Edward und seufzte dann. "Ja, es ist schon ein Wunder, dass dein reizendes Brüderchen überhaupt so lange die Füße still gehalten hat."

"Vielleicht sollte ich dich noch etwas hier lassen, um dich endlich daran zu gewöhnen. Wobei du dir dann in England vermutlich deinen Hintern abfrierst." Richard war überaus glücklich damit, dass er Edward hierbei sich hatte. Das machte die Dinge so viel leichter. Edward war der Anführer seiner Truppen, ein treuer Freund und der beste seiner Ratgeber, besonders, weil er ihm auch unschöne Wahrheiten an den Kopf warf.
"Das klingt annehmbar. Wir werden einen Boten schicken, dass wir unter diesen Bedingungen zu Verhandlungen bereit sind und dass wir ihn in zehn Tagen vor der Stadt erwarten. Fünf Mann....du wirst mich begleiten. Außerdem mein Schreiber. Und dann noch drei fähige Männer. Je eher wir eine Übereinkunft erzielen, desto besser. Die Nachrichten über meinen Bruder geben Anlass zur Sorge, er schmiedet wieder Ränke. Auch wenn man hört, dass deine Nichte ihn ein wenig davon ablenkt. Aber glaub mir, John hält niemals die Füße still."

Edward schnitt eine Grimasse. "Du könntest mich noch Jahre hier lassen und ich werde mich vermutlich dennoch nicht dran gewöhnen. Aber mit Gottes Hilfe brauche ich das ja auch nicht mehr." Edward sehnte sich danach zurück nach England zu kommen. Nicht nur wegen des Wetters, sondern vor allem, weil er seine Familie wieder sehen wollte, er wollte seine Kinder wieder in die Arme schließen können!
Er nickte, er hatte geahnt, dass Richard ihn mitnehmen würde und er wusste das durchaus zu schätzen. "In Ordnung. Nenn mir die Namen und ich gebe ihnen Bescheid. Den Boten können wir morgen schicken, heute wird er eh nicht mehr weit kommen."
Edward nahm einen großen Schluck Wein und lachte leise. "Großer Gott, wenn das wirklich stimmt ... mein armer Bruder. Es war sicher ein harter Schlag für ihn sein Töchterchen ausgerechnet an John zu verlieren." Robert war wirklich zu bedauern.

"Nein, das brauchst du vermutlich wirklich nicht mehr. Aber so sehr ich das Land auch schätze, ich sehne mich nach meiner Familie. Es ist bitter, dass wir Jerusalem nicht einnehmen werden. Aber der Moment, in dem ich meine Frau und meine Kinder wiedersehe, wird mich entschädigen.", erwiderte Richard ein bsschen wehmütig. Er vermisste Beatrice wirklich sehr und wie er sich vorher geschworen hatte, würde er noch einmal versuchen sich zu ändern und ihr keinen Kummer mehr zu bereiten.
"Ich werde sie dir später mitteilen, darüber muss ich noch etwas nachdenken. Der Bote reitet ja ohnehin erst morgen."
Richard lachte auf und schüttelte leicht den Kopf. "Wer wäre nicht untröstlich, wenn seine Tochter sich mit John einließe? Es wundert mich vielmehr, dass John offenbar noch unversehrt ist, obwohl dein Bruder sicher nicht allzu gut auf ihn zu sprechen ist."