William und Joanna - 1192

"Natürlich, wieso auch nicht? Es kostet mich schließlich nichts, John davon zu überzeugen. Ich werde später mit ihm sprechen." sicherte sie Isabella zu. Und wieso auch nicht? Wenn Isabella damit ein wenig mehr Freude im Leben hatte, erschien es Diana nur richtig. Immerhin fühlte sie sich nach wie vor ein wenig seltsam angesichts der Tatsache, dass sie Isabella sozusagen den Mann gestohlen hatte.
Verblüfft sah Diana Isabella an als diese ihre Hand ergriff. "Mylady, ich ... ich weiß gar nicht, ob ich so viel Freundlichkeit von Euch verdient habe." murmelte sie etwas verlegen. Sie wusste nicht ganz, was sie von diesem Treffen erwartet hatte, aber sicher nicht, dass Isabella ihr gegenüber so offen war. Eher hatte Diana gedacht, es würde in einem handfesten Streit enden, da Isabella ihr Vorwürfe machen würde, aber ganz offensichtlich hatte sie sich in der Comtess of Glouchester reichlich geirrt.

Isabella

Isabella lächelte strahlend. "Das ist großzügig von Euch, ich danke Euch. Er wird es besser auffassen, wenn Ihr ihn in meinem Namen bittet."
Sie legte den Kopf schief. "Warum solltet Ihr nicht? Ich sagte Euch bereits, dass ich keinen Groll gegen Euch hege. Ich bin nicht unglücklich über Eure Anwesenheit."
Sie mochte die Andere und sie war neugierig gewesen.
"Wie ist es so mit einem kleinen Kind? Ich werde vermutlich nie Mutter werden, aber es interessiert mich. Ist es anstrengend? Und wie ist John als Vater, wenn es nicht zu vermessen ist Euch das zu fragen?", fuhr sie dann fort.

Diana machte eine abwehrende Geste. "Nichts zu danken, Mylady, wirklich." Es machte Diana ein wenig verlegen, dass Isabella ihr so dankbar war. Irgendwie musste sie sich erst daran gewöhnen, dass die Ältere keinen Groll gegen sie hegte.
Als Isabella dann das Thema auf Henry lenkte, leuchteten Dianas Augen auf. "Henry ist ... das Labsal meiner Seele. Er ist ein so wunderbares Kind, ich bin wirklich froh, dass ich ihn habe. Und wenn ich ihn auf dem Arm habe, weiß ich, dass nicht ganz so furchtbar wichtig ist, wie die Zukunft weiter geht, denn mein Sohn ist das größte Geschenk, das Gott mir machen konnte." Sie lächelte leicht. "Sicher ist es auch manchmal anstrengend, aber all die kleinen, wundervollen Momente überwiegen einfach." Diana sah Isabella kurz an, dann hob sie leicht die Schultern. "Es ist schwer in Worte zu fassen, denn man kann es kaum glauben, wenn man ihn nicht selbst mit Henry erlebt hat. Wenn er sich ihm widmet, dann so voller Hingabe, wie selbst ich es ihm nicht zugetraut hätte, wenn ich ganz ehrlich bin. Ich glaube, Henry tut John wirklich gut."

Isabella

"Doch...wenn ich irgendwann etwas für Euch tun kann, scheut Euch nicht es mir zu sagen.", erwiderte Isabella dann. Sie freute sich, dass sie ein Thema gefunden hatte, mit dem sie wirklich Zugang zu Diana gewonnen hatte.
"Das glaube ich Euch, er ist so ein niedliches Kind. Ich beneide Euch beinahe ein wenig darum." Auch wenn sie natürlich nicht unbedingt Johns Kinder haben wollte.
"Das klingt gut. Vielleicht hält ihn die Verantwortung für den Kleinen davon ab sich ins Unglück zu stürzen mit seinen Intrigen. Das würde mich freuen."
Denn John würde sie alle mitreißen, wenn er fiel. "Es freut mich auch, dass er offenbar auch anders kann. Ich konnte ihn mir nie recht als Vater vorstellen."

Diana musste lächeln. "Ich danke Euch, Mylady. Vielleicht werde ich bei Gelegenheit darauf zurück kommen." stellte sie in Aussicht. "Das ist er durchaus. Und vielleicht kann ich an ihm gut machen, was bei John damals schief gelaufen ist. Ich will, dass Henry trotz allem behütet aufwächst, dass er eine gute Kindheit hat an die er sich später gern zurück erinnert." Diana nickte langsam, denn das, was Isabella das sagte, entsprach so ziemlich auch ihren Gedanken. "Darauf hoffe ich auch und derzeit sieht es sehr erfolgsversprechend aus. Henry lässt John ... vernünftiger werden. Er beginnt anders über bestimmte Dinge nachzudenken, sein Blickwinkel verschiebt sich ein wenig. Vielleicht ist Henry nicht nur für mich ein Segen, sondern ebenso für John." Und damit für alle, die mit dem Prinzen zu tun hatten. Denn bei aller Liebe für John, war Diana keineswegs blind für all seine Fehler.

Isabella

Isabella neigte den Kopf. "Das ehrt Euch. Ich denke, jedes Kind sollte eine behütete Kindheit haben und Henry wird es Euch danken. John lernt vielleicht so, wie ein Vater sein sollte. Er hat da nicht allzu gute eigene Erfahrungen. Ich bin sicher, Henry wird sich gern erinnern."
Sie seufzte leise.
"Ich hoffe, Ihr behaltet Recht. Etwas Vernunft käme ihm wirklich zugute. Eine andere Sicht der Dinge als seine rein egoistische."
Sie seufzte. "Ich bin sicher, dass er ein Segen ist." Sie drückte erneut ihre Hand und erhob sich dann langsam. "Ich danke Euch für Eure Zeit, Lady Diana. Das Gespräch war sehr aufschlussreich, vielleicht wiederholen wir es einmal. Gerne auch in Gesellschaft Eures Sohnes."

Diana schluckte leicht. "Ich danke Euch für diese freundlichen Worte, Mylady." Sie hatte nicht erwartet, dass Isabella so viel für sie übrig haben würde und es beschämte Diana etwas, dass sie so schlecht von Johns Gemahlin gedacht hatte, während diese ihr so freundlich entgegen trat.
Ehe sie darüber nachdenken konnte, erwiderte sie leicht den Druck von Isabellas Hand und erhob sich dann ebenfalls. "Ich ... ich würde mich freuen, wenn wir das tun, Mylady. Und Henry wäre sicher ebenfalls begeistert, er ist ein sehr sonniges Kind und freut sich immer über neue Menschen, die ihm Aufmerksamkeit schenken." entgegnete sie lächelnd.

Giselle

Giselle hatte sich völlig mit ihrem neuen Rollstuhl angefreundet und schätzte die Mobilität, die sie dadurch in ihrem Gemach gewonnen hatte. Es war anstrengend, aber das nahm sie in Kauf.
Als Rob nun von seinem Training zurückkehrte, rollte sie zu ihm hinüber und begrüßte ihn mit einem Lächeln. "Da bist du ja....wie war es heute?" Sie war froh, dass er sein Leben weiterlebte und sich nicht völlig auf sie beschränkte, weil sie Hilfe brauchte.
"Ich habe eine Nachricht bekommen für dich. Ich soll dir ausrichten, dass Madeleine in den Wehen liegt." Sie hatte die junge Frau kennengelernt und sie hatte sofort gewusst, warum Rob sie so mochte. Sie war ein hübsches Ding, nett und bodenständig.
Und Lillian war in der Tat ein kleiner, süßer Kobold.

Rob war überglücklich mit seinem Leben. Giselle blühte auf in Truro und Lucas' Idee mit dem Rollstuhl war ein wirklicher Segen. Giselle übte fleißig und so kam sie ihm nun im Gemach schon mühelos entgegen als Rob von seinem Training zurück kehrte. Rob gab seiner Frau einen liebevollen Kuss zur Begrüßung und erwiderte ihr Lächeln. "Oh gut, ich glaube, heute werden es nur zwei blaue Flecken." Bemerkte er grinsend.
"So? Was für eine Nachricht denn?" Fragte er neugierig und wurde im nächsten Moment eine Spur blasser. "Großer Gott." Murmelte Rob. Am liebsten wäre er los gelaufen um nach Madeleine zu sehen, aber sie würde ihn ohnehin nicht dabei haben wollen. "Es war wirklich ein Segen, dass ich letztes Mal nichts davon wusste. Ich bin schon seit Tagen vollkommen neben mir und jetzt das ..." Im Warten war er nicht besonders gut.

Giselle

Giselle erwiderte seinen Kuss und grinste dann. "Das ist gut. Ich bevorzuge meinen Mann möglichst unversehrt.", neckte sie dann. Sie wunderte sich nicht allzu sehr über seine Reaktion, denn in der Tat war er in letzter Zeit sehr aufgeregt gewesen, weil das Kind jederzeit kommen könnte.
"Das glaube ich sofort. Aber du kannst ihr ja ohnehin nicht helfen, Rob. Sie will sicher lieber ihre Ruhe haben, Liebster. Sie wird es dich sicher wissen lassen, wenn es geschafft ist und ich bin sicher, dass es gutgehen wird. Mach dir keine Sorgen. Es wird ein so wundervolles Kind wie Lillian werden. Und diesmal kannst du von Anfang an erleben wie es aufwächst."
Giselle griff nach seiner Hand und drückte sie leicht. "Beruhige dich."

Rob lachte leise. "Ja, den Zustand bevorzuge ich auch." gab er zu und seufzte dann leise. "Ich weiß, ich weiß. Und sie ist hier ja in den besten Händen. Trotzdem, es entspricht irgendwie nicht meiner Art zu warten und die Hände in den Schoß zu legen. Zumal ich ja auch Schuld an der ganzen Sache bin." bemerkte Rob und schnitt eine kleine Grimasse.
Dann bedachte er seine Frau mit einem zärtlichen Blick, beugte sich zu ihr und küsste sie noch einmal. "Du bist die wundervollste Frau der Welt, ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe. Und ich kann gar nicht oft genug sagen, wie sehr ich dich liebe." murmelte Rob und erwiderte sachte den Druck ihrer Hand. Es war alles andere als selbstverständlich, dass Giselle Madeleine und Lilian nicht einfach nur duldete, sondern dass sie keinen Groll gegen sie hegte, weil sie teil von Robs Leben waren. Und sie sprach ihm nun in dieser seltsamen Situation auch noch Mut zu in der Madeleine Robs zweiten Bastard zur Welt brachte.

"Es reicht ja, wenn einer von uns lädiert ist.", scherzte Giselle. Sie nahm ihre Behinderung inzwischen auch mit Humor, weil es hier eben einfach kein Problem war. Jeder passte sich an sie an und sie war hier sehr willkommen.
"Das ist sie. Aber es gibt eben Dinge, die auch du nicht beeinflussen kannst. Du kannst ihr nicht helfen und sie muss da durch. Aber ich habe mir sagen lassen, beim zweiten Kind ist es einfacher. Sie weiß ja, was auf sie zukommt. Ich bin sicher, dass es bald geschafft ist."
Sie erwiderte den Kuss. "Und ich liebe dich." Es war ein wunderbares Gefühl, dass Rob sie so schätzte und auch deshalb war ihr klar gewesen, dass sie mit Madeleine keinen Krieg führen sollte. Allein Rob zuliebe, um ihn nicht in die Bredouille zu bringen.

Rob lachte leise auf und hauchte einen Kuss auf Giselles Schläfe. "Wohl wahr." murmelte er leise und war überglücklich, dass Giselle mittlerweile so locker mit ihrem Gebrächen umgehen konnte. Es war ein großer Schritt für sie gewesen hier nach Truro zu kommen, aber es hatte sich bezahlt gemacht.
"Gut, dass wenigstens einer von uns beiden ruhig und gelassen an die Sache heran geht." neckte Rob seine Gemahlin und strich sachte mit dem Daumen über ihren Handrücken. "Komm, lenk mich ein wenig davon ab, dass ich gerade wieder Vater werde. Erzähl mir, wie dein Tag bisher war. Was hast du feines getrieben, während ich beim Training war?" erkundigte er sich in der Hoffnung, so ein wenig die Sorge um Madeleine und das Kind in den Hintergrund drängen zu können.

Giselle hob die Schultern. "Nun, ich bin ja auch nicht direkt betroffen. Es ist schließlich nicht mein Kind und einer von uns muss ja die Ruhe behalten."
Sie lächelte leicht. "Oh, nicht viel. Ich habe mich ans Fenster gerollt und habe ein wenig an einem deiner Hemden gearbeitet. Ich hatte viel Zeit die Handarbeit zu perfektionieren, ich mache es gern. Und ich wusste ja, dass du gleich wieder kommst."
Sie seufzte.
"Und dann kam die Nachricht auch schon. Ich wusste erst nicht recht, aber dann dachte ich, es hat ja Zeit bis zu zurück kommst."
Und sie war sicher, dass bald wieder jemand auftauchen würde, der ihnen die Geburt von Madeleines Kind mitteilte.

"Alle werden neidisch sein, wenn sie mich in dem Hemd mit deiner schönen Stickerei sehen ... zeig mir wie weit du gekommen bist, hm?" schlug er vor und sah zum Fenster hinüber wo Giselle ihre Nähzeug in die breite Fensterbank gelegt hatte.
"Tja, da hast du wohl recht. Häufig dauern Geburten ja doch immer recht lang, vermutlich hätte ich bis heute Abend weg bleiben können und es hätte nichts geändert." Aber nun wusste er davon und war dazu verdammt zu warten und zu hoffen.
Rob freute sich auf das Kind und war mehr als gespannt darauf, ob es womöglich noch so ein kleines süßes Mädchen werden würde oder dieses Mal ein Junge. Aber er ertappte sich auch bei dem Gedanken, wie wundervoll es wäre, wenn es Giselles Kind wäre auf das er warten würde. Andererseits wäre er vermutlich in heller Panik, wenn Giselle schwanger wäre. Vielleicht war es besser, wenn sich die Vermutung der Ärzte bestätigte und sie gar keine Kinder empfangen konnte. Aber das war auch ein müßiger Gedankengang, sie konnten es so oder so ja nicht ändern.

"Aber natürlich werden sie das. Das wird das schönste Hemd, das du jemals hattest." Giselle schob sich motiviert zum Fenster herüber und holte das Hemd. Sicher wäre Rob zehnmal schneller dabei gewesen, aber es zählte, dass sie es einfach selbst konnte. Dass sie in der Lage dazu war.
Sie brachte ihm das Hemd und legte sie ihm auf den Schoß. "Noch nicht ganz fertig, aber in ein paar Tagen."
Sie lachte leise. "Vermutlich hast du Recht. Du hättest dir genauso gut Zeit lassen können."
Giselle neigte den Kopf. "Du wirst schon sehen, es wird ein wunderbares Kind werden. Lillian ist ja auch zuckersüß. Was wünschst du dir, was es wird?"
Es war wie ein Wermutstropfen, dass sie ihm wohl nie Kinder schenken würde, aber letztendlich wusste sie auch nicht, ob sie eine Schwangerschaft überhaupt gut überstehen würde, wenn sie denn dazu in der Lage sein sollte.

Während Giselle zum Fenster hinüber rollte, ließ Rob sich auf einem freien Stuhl nieder und beobachtete seine Gemahlin lächelnd. Es mochte so banal erscheinen, dass sie das Hemd alleine von der Fensterbank holte, aber das war es für sie nicht. Es war etwas völlig neues und Rob beobachtete sie nur zu gerne dabei wie sie ihren Rollstuhl immer mehr erprobte und leichter damit umgehen konnte.
Als Giselle zurückkehrte betrachtete er die Stickerei auf seinem Hemd und lächelte. "Wirklich wunderschön." Rob strich sachte über die ersten fertigen Stickmuster. "Du hast ein atemberaubendes Talent für solche Dinge."
Rob lehnte sich etwas zurück und seufzte leise. "Ja, das ist sie. Und im Grunde ist es mir egal, was es wird. Ein Sohn wäre schön, aber genauso würde ich mich über noch so ein süßes Mädchen freuen. Hauptsache es kommt gesund und munter zur Welt." erwiderte er und griff dann nach Giselles Hand. Er wusste, was ihr bei diesem Thema unweigerlich durch den Kopf ging und dennoch verlor sie kein Wort darüber, beklagte sich nicht, denn das, was sie beide hatten, war schon so viel mehr als Giselle sich jemals erträumt hatte und Rob war zufrieden solange sie einfach an seiner Seite war.

Giselle errötete ein wenig vor Stolz, als er ihre Arbeit lobte. Sie freute sich, wenn er das zu schätzen wusste, denn sonst hatte sie ihm ja nicht allzu viel zu bieten.
"Schön, dass es dir gefällt. Ich habe mir extra Mühe für dich gegeben." Giselle nickte. "Das wird es, da bin ich mir sicher."
Sie drückte leicht seine Hand. "Wir denken einmal wieder dasselbe. Aber es bringt ja nichts sich darum zu sorgen. Gott wird schon tun, was er für richtig hält."
Und entweder sie wurde irgendwann schwanger oder eben nicht. Da sie aber wusste, dass Rob sie immer lieben würde, mit oder ohne Kinder, machte sie sich darum keine Sorgen.

Rob deutete eine Verbeugung an. "Ich fühle mich sehr geehrt, Mylady." erklärte er feierlich und schenkte Giselle ein Lächeln. Dann nickte er. "Das tun wir wohl, ja. Aber du hast absolut Recht, Gott wird tun, was er für richtig hält und wir tun gut daran uns damit zu begnügen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls überglücklich, dass er mich in Fenwick an diesem Abend den Weg zur Galerie hat finden lassen. Alles andere ist nicht so furchtbar wichtig." beschied er und küsste Giselle zärtlich.
Und sollte es dabei bleiben, dass ihre Ehe kinderlos blieb, so hatte Rob kein Problem damit die Grafschaft eines Tages Isaac zu vererben. Aber das lag nun wirklich noch in sehr ferner Zukunft, immerhin lebte sein Großvater noch und nach diesem kam erst noch sein Vater an die Reihe - bis Rob also tatsächlich einmal Earl of Cornwall werden würde, würden noch so einige Jahre und auch Jahrzehnte ins Land ziehen.

Madeleine schaute zufrieden auf das kleine Bündel in ihren Armen herab. Es war eine leichte Geburt gewesen und sie hatte sich auch nicht mehr so gefürchtet wie beim ersten Mal. Es war ein hübsches, kleines Mädchen geworden, ein Schwesterchen für Lillian.
Sie wartete gerade darauf, dass Rob vorbei kam um sie anzusehen. Erstaunlicherweise unterstützte Giselle ihn dabei und war auch wirklich hinreißend zu Lillian, das hatte ihr Madeleines Respekt verschafft. Rob hatte wahrlich eine gute Wahl getroffen.
Sine Ehefrau würde ihnen keine Steine in den Weg legen, Rob würde die Mädchen sehen können, so oft er es eben wollte.

Rob war bei Giselle geblieben und hatte sich von seiner Gemahlin recht erfolgreich davon ablenken lassen, dass Madeleine gerade in den Wehen lag. Als es dann aber schließlich an der Tür geklopft hatte, war ob umgehend auf den Beinen gewesen und nun erreichte er wenig später Madeleines Gemach. Er klopfte vorsichtig an und betrat dann das Gemach mit beinahe rasendem Herzen.
Er sah Madeleine im Bett sitzen, ein kleines Bündel in den Armen und lächelte erleichtert. "Euch beiden geht es gut?" erkundigte er sich, wenngleich es recht offensichtlich war. Madeleine sah erschöpft aus, aber ihre Augen leuchteten vor Glück, also war alles gut gegangen.
Vorsichtig trat Rob an das Bett heran. "Was ... was haben wir diesmal bekommen?" fragte er und spähte neugierig auf das Bündel in Madeleines Armen hinab.

Madeleine hob den Blick und lächelte Rob zufrieden an, als er eintrat. Sie hatte schon erwartet, dass er sofort her eilen würde, er war die letzten Tage schon so aufgeregt gewesen, weil es jeden Moment soweit sein konnte.
"Ja, es geht uns gut. Es war eine wirklich leichte Geburt, viel einfacher als bei Lillian. Da dachte ich wirklich, ich schaffe es nicht." Sie legte den Kopf schief. "Komm, setz dich schon, Rob...Schau sie dir an. Es ist ein Mädchen."
Sie überreichte ihm kurzerhand das Kind und genoss den Anblick, der ihr das letzte Mal verwehrt geblieben war. Rob als Vater dieses Säuglings...
"Ich habe Lillians Namen ausgesucht, du solltest ihren aussuchen."

"Leicht ..." murmelte Rob ein wenig entgeistert. Es hatte Stunden gedauert und Madeleine sprach von leicht. Gott hatte vermutlich gewusst, wieso er all diese Dinge so eingerichtet hatte ... wäre Rob bei Lillians Geburt dabei gewesen, wäre ihm vermutlich vor Angst das Herz stehen geblieben.
Rob folgte Madeleines Aufforderung und setzte sich. Ein Lächeln trat wieder auf seine Lippen und seine Augen leuchteten. "Ein Mädchen?" fragte er leise und beugte sich vor um das kleine Gesicht zu begutachten. Ein Mädchen. Sie hatten noch eine kleine Tochter bekommen und Rob wusste, dass dieser kleine Wurm ihm genau so viel Freude machen würde wie Lillian.
Ein wenig verdutzt sah er Madeleine an als diese ihm den Säugling in die Arme legte und Rob kam sich seltsam unbeholfen vor. "Ähm ... denkst du ... denkst du, das ist eine gute Idee? Nicht, dass ich etwas falsch mache oder sie am Ende ... naja, fallen lasse oder sowas ..." murmelte er etwas verlegen. Seine kleine Tochter kam ihm so winzig und zerbrechlich vor. Lillian war immerhin schon ein Jahr alt gewesen, hatte laufen und munter vor sich hin plappern können. Dieses Mal war es anders, dieses Mal hatte Rob das Gefühl seine Tochter könnte zerbrechen, wenn er sie nur zu dolle anpustete.
Rob sah wieder auf die Kleine hinab und schluckte. "Einen Namen?" Er blinzelte ein wenig dümmlich. "Ich ... ähm ... gib mir noch einen kleinen Moment." Einen Namen. Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht, zum einen, weil es Unglück brachte, zum anderen, weil er schlichtweg nicht daran gedacht hatte. Wie sollte er einen passenden Namen für dieses kleine Geschöpf aussuchen?

Madeleine lachte leise. "Ja...sicher ist es eine elende Plackerei, aber es ging viel rascher und einfacher als bei Lillian. Die Hebamme sagte, dass sei normal. Beim zweiten wäre es einfacher und sie hatte Recht."
Sie nickte. "Ja, ein Mädchen..." Sie musste über Robs Gesichtsausdruck grinsen, als sie ihm die Kleine in die Arme legte.
"Ach, was für ein Unsinn. Du musst nur auf das Köpfchen aufpassen, sonst kannst du nicht viel falsch machen. Mit Lillian bist du doch auch gut zurecht gekommen."
Madeleine schüttelte den Kopf. "Sicher, denk darüber nach."

"Naja, wenn du das sagst." erwiderte Rob mit einem schiefen Lächeln. Er stellte einmal mehr fest, dass er von solchen Dingen eigentlich so gar keine Ahnung hatte. Dann seufzte er theatralisch. "Sicher, aber Lillian war ja auch schon viel älter. Ich hatte irgendwie nicht erwartet, dass sie ... so winzig sein würde. So zerbrechlich." bekannte Rob schulterzuckend und sah auf seine kleine Tochter hinab, betrachtete die noch geröteten Wangen, das etwas feuchte Haar, das wenn es erst einmal getrocknet war, ein weicher Flaum sein würde, und sah in diese kleinen, neugierigen Augen.
"Sie ist hinreißend, Madeleine ..." murmelte Rob leise. Er konnte sich kaum von diesem kleinen Wunder losreißen, der Anblick war einfach zu faszinierend. Nachdenklich runzelte er die Stirn. "Was hältst du von ... Rosalie?" schlug er dann zögerlich vor und sah nun doch zu Madeleine hinüber, ein wenig unsicher.