William und Joanna - ab 1167 bis 1169

"Das habe ich mir fast gedacht. Und wer wäre dazu besser geeignet als Ihr?", erwiderte John grinsend , lauschte dann aber schweigend Williams Worten zu Eleonore. Er konnte verstehen, dass es William nicht gerade leicht fiel die Abneigungen seiner Frau zu hinzunehmen geschweige denn nachzuvollziehen.
"Nein, vermutlich tut er das nicht, da habt Ihr ganz Recht. Darum werden wir dieses Gespräch verschieben bis zu dem Tag, an dem Ihr wieder vollkommen gesund seid.", erklärte er.
"Ihr solltet Euch ein wenig hinlegen.", schlug er dann vor. "Und meine Salbe verwenden, dann dürfte es Euch bald besser gehen. Ihr dürftet besser Luft bekommen und die Kopfschmerzen dürfen langsam nachlesen. Probiert es einfach aus."
John lächelte leicht. und schüttelte den Kopf. "Es erstaunt mich trotzdem, dass Joanna noch so heftig auf Eleonore reagiert. Das Ganze ist doch Jahre her. Andererseits...Eleonore legt es auch darauf an. Aber lassen wir das. Konzentriert Euch darauf, dass Ihr bald wieder gesund werdet. Schließlich habt Ihr ein paar Welpen zu erziehen und eine Grafschaft zu leiten."

"Niemand würde ich sagen." schlug William dann vor und nickte langsam. "Das ist vermutlich die beste Entscheidung." er erhob sich langsam und fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Locken. "Ich danke Euch für Eure Hilfe."
Er konnte nur hoffen, dass Johns Salbe tatsächlich gut wirkte und die Schwellung mindern würde. So war es nämlich doch recht unangenehm. Und er war sich sicher, dass er heute nicht allzu viel Schlaf finden würde.
"Ach, wisst Ihr, dass ist ein ewiges Thema. Joanna kann Eleonore nicht verzeihen und die ist keine Person, die ein Blatt vor den Mund nimmt. Das war sie noch nie und ich kenne sie ja nun mittlerweile schon eine halbe Ewigkeit ... und genau das ist das Problem an der Sache."
William zuckte mit den Schultern und legte John eine Hand auf die Schulter. "Aber lassen wir das für heute. Ich werde jetzt besser zu meiner etwas schreckhaften Gemahlin zurück kehren und mich ausgiebig ankündigen, nicht, dass das Ganze noch schlimmer ausgeht ..." er grinste müde und überließ John dann seinem freien Abend und kehrte zu Joanna zurück.
Dieses Mal klopfte er vorsorglich an die Tür als er eintrat.
"Nicht erschrecken, ich bin es nur." warnte er sie grinsend vor und ging dann zu dem Tisch hinüber, um die Salbe abzustellen.
William zog sich das Hemd über den Kopf und begutachtete dann die Salbe, die John ihm gegeben hatte.

Joanna hatte immer noch ein sehr schlechtes Gewissen, wenn sie an den Übergriff auf ihren Mann dachte. Dass sie so überreagierte, war ihr noch nie passiert und es gab ihr sehr zu denken. Irgendwie musste es doch zu schaffen sein, Beaumont aus ihrem Kopf zu verbannen. Dieser Kerl war doch tot, sie hatte es mit eigenen Augen gesehen. William hatte ihn getötet. Und wie verdient er es gehabt hatte zu sterben.
"Ich weiß...ich sagte schon einmal, das Problem war nicht das Hereinkommen. Das Problem war einfach nur deine Umarmung von hinten, mit der ich nicht gerechnet habe. Es war wie ein Reflex, ich hatte wirklich panische Angst in dem Moment."
Joanna betrachtete ihn zerknirscht und seufzte leise, ehe sie zu ihm hinüber kam. "John hatte also etwas für dich. Hoffen wir, dass es hilft. Soll ich dir beim Auftragen behilflich sein, William?", fragte sie dann vorsichtig und schaute ihn erwartungsvoll an. Sie hatte Angst, dass sich irgendetwas zwischen ihnen veränderte dadurch, dass sie gerade so schreckhaft war und überreagierte, wann immer etwas vollkommen Unvorhergesehenes passierte. Sie hatte Überraschungen immer gern gehabt, aber im Moment reagierte ihr Unterbewusstsein nicht sehr positiv darauf.

"Ja ja, ich weiß. Das hast du mir ja lang und breit erklärt. Nur ändert das auch gerade nichts an meiner gebrochenen Nase." erwiderte William gelassen.
Er öffnete die Dose und sah dann zu Joanna hinüber. "Das wäre nett. Aber sei vorsichtig, ja?" bat er sie dann und hielt ihr die Dose entgegen während er sich setzte. Natürlich wusste er wieso Joanna so reagiert hatte, doch wie er schon gesagt hatte, das änderte nichts an seinen Schmerzen.
Und leider auch nichts daran, dass er sich langsam ein wenig vor den Kopf gestoßen fühlte. Sein Verstand sagte ihm zwar, dass Joanna nichts dafür konnte, doch sein Ego verkraftete ihre Reaktionen auf Dauer nicht. Es war nicht gerade motivierend, wenn die eigene Frau vor einem zurückschreckte oder einem sogar die Nase brach. Von dem gezielten Tritt zwischen Williams Beine ganz zu schweigen.
William legte den Kopf ein wenig in den Nacken und schloss die Augen, während Joanna vorsichtig die Salbe auftrug. Er hoffte wirklich, dass sie half ... denn momentan konnte er ausschließlich durch den Mund atmen und er wollte auch gar nicht so genau wissen, wie er gerade aussah.

"Nein, ich weiß." Joanna seufzte schwer und räumte noch ein paar Sachen zusammen, ehe sie sich zu ihrem Mann setzte und nach der Salbe griff. "Es riecht immerhin gut.", informierte sie ihn. "Riechst du noch etwas?", fragte sie dann sicherheitshalber noch einmal mit gebotener Skepsis nach.. Ganz vorsichtig trug sie eine dünne Schicht Salbe auf seine Nase auf und hoffte, dass sie ihm dabei helfen würde wieder ordentlich Luft zu bekommen."Es wird schon wieder werden.", murmelte sie ein wenig geknickt und warf ihm einen Blick zu.
"Ich bin immer vorsichtig und ich habe die Hoffnung, dass es bald besser werden wird . Normalerweise hilft Medizin von John doch eigentlich immer ganz gut, oder? Ich habe noch nie erlebt, dass etwas von ihm nicht anschlägt. Du etwa?"
Joanna überlegte einen Moment und legte dann ihre Hand auf Williams. "Ich...ich will nicht, dass sich wegen meiner Überreaktion etwas zwischen uns ändert, Liebster. Das weißt du, nicht wahr? Es tut mir leid und ich würde es gerne rückgängig machen, wenn ich könnte. Leider ist mir das nicht möglich. Aber wenn du eine Nacht darüber schläfst, ist es morgen bestimmt schon nicht mehr so schlimm, oder was denkst du?" Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. "Auch wenn deine Nase bis dahin wohl in allen Farben schillern wird, schätze ich." Joannas Mundwinkel zuckten amüsiert.

Er runzelte die Stirn ein wenig. "Nicht wirklich. Du könntest mir genauso gut irgendetwas stinkendes auf die Nase schmieren, ich würde es wahrscheinlich nicht merken." bemerkte William etwas verdrossen. Dadurch, dass seine Nase ziemlich geschwollen war, konnte er weder richtig durch sie atmen, noch vernünftig riechen.
William schloss kurz die Augen und atmete geräuschvoll aus. "Ja, natürlich weiß ich das. Aber ich glaube, bis ich eine Nacht darüber vernünftig werde schlafen können, wird noch etwas Zeit vergehen ... so werde ich vermutlich kaum ein Auge zu bekommen." erklärte William mit schiefem Lächeln.
Dann verzog er das Gesicht und maß Joanna mit einem kritischen Blick. "Und du findest das lustig, ja?" fragte er dann ein wenig skeptisch. Schon seit John hier gewesen war und den Bruch bestätigt hatte, überlegte William fieberhaft, was er den Kindern sagen würde. Denn die Ausrede er wäre von einem der Pferde gefallen, funktionierte bei ihm nicht wirklich gut. Aber er konnte ihnen auch schlecht erzählen, dass Joanna ihm die Nase gebrochen hatte, das würde wohl kaum einen guten Eindruck hinterlassen. Außerdem kannte er seine Kinder, diese Nachricht würde sich mit Sicherheit schnell verbreitet haben.

"Umso besser, dann kannst du dich wenigstens über den Geruch nicht beschweren.", meinte Joanna mit einem flüchtigen Grinsen. "Aber warte es doch erst einmal ab. Wenn Johns Salbe tatsächlich gut wirkt, wirst du sicherlich auch ein paar Stunden Schlaf finden.", besänftigte sie ihn. Es tat ihr immer noch leid, dass er jetzt ihretwegen Schmerzen ertragen musste und sie nahm sich vor, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Sie musste es irgendwie schaffen, dass sie nicht mehr so verschreckt reagierte. Viel Zeit abzuwarten hatte sie einfach nicht...
"Nicht lustig.", versicherte sie ihn. "Aber ich habe gerade überlegt, was für eine Ausrede wir uns dafür einfallen lassen könnten. Du könntest sagen, du bist über einen unserer zahlreichen Hunde gefallen.", meinte sie amüsiert. Doch eigentlich war das wirklich ein ernsthaftes Problem. Sie seufzte leise.
"Ich hätte nicht gedacht, dass ich wirklich so hart zuschlagen kann, dass es dir gleich die Nase bricht. Dafür schmerzt jetzt allerdings auch meine Hand. Wirkt Johns Salbe wenigstens schon ein bisschen?"

"Ich hoffe es, aber erst einmal muss ich mich wohl gedulden. Das Zeug muss ja erst einmal wirken." murmelte er nachdenklich und runzelte dann die Stirn. "Die Ausrede hinkt allerdings etwas. Dass ich über einen von ihnen stolpere mag ja noch passieren, aber das ich mir dabei gleich die Nase breche? Denkst du nicht auch, dass ich etwas bessere Reflexe habe?" erwiderte William dann.
Er zuckte mit den Schultern und musterte Joanna kurz. "Du hast einfach in dem passenden Winkel getroffen. Du ahnst gar nicht, wie leicht es ist Knochen zu brechen, wenn man nur richtig trifft. Da braucht man nicht einmal viel Kraft." erklärte William. "Selbst Beatrice könnte das."
William stand auf und strich Joanna kurz über die Wange. "Danke dir. Aber bis es wirkt, dauert es wohl noch einen Augenblick. Auf jeden Fall ist es recht angenehm kühl." erklärte er und ging zu der Truhe hinüber, um sich auszuziehen. Er wollte eigentlich nur noch ins Bett und versuchen ein wenig Ruhe zu finden.

Joanna und William standen im Hof und warteten auf die Ankunft ihres Gastes. Henry hatte ihnen vor einigen Tagen einen Brief zukommen lassen, dass Jane ein Kind erwartete und dass er hoffte, dass sie sie für die nächsten Monate bis zur Niederkunft aufnehmen würden. William war erwartungsgemäß wenig begeistert gewesen, aber natürlich blieb ihm keine Wahl, denn er wollte Henry ja helfen.
Wie sie befürchtet hatten, begleitete Henry seine junge Geliebte auf dem Weg nach Cornwall und genau deshalb hatten sie Geoffrey auch erst einmal mit den Jungs in den Wald geschickt. Richard musste ja nicht gleich mitbekommen, was hier ablief, zumal man Jane ihre Schwangerschaft inzwischen durchaus schon ansehen konnte, wenn man es wusste.
Offenbar hatte die junge Frau darauf bestanden zu reiten, was Henrys Gesicht nach zu urteilen gar nicht seinem Sinne entsprach. Jane allerdings wirkte gar nicht so mitgenommen, was daran liegen mochte, dass die Schwangerschaft noch nicht sehr weit fortgeschritten war. Joanna konnte sie nur zu gut verstehen, schließlich hatte sie den Weg nach Frankreich damals auch lieber zu Pferd zurückgelegt und war so schneller voran gekommen, auch, wenn Geoffrey versucht hatte ihr das auszureden, weil er es zu gefährlich für sie und das Kind fand.
Als Henry seiner Liebsten aus dem Sattel geholfen hatte, beschloss Joanna, gleich die Initiative zu ergreifen. Sie begrüßte Henry höflich, aber eher knapp und widmete sich Jane.
"Wie ich sehe, habt Ihr die Reise gut überstanden, das freut mich. Was haltet Ihr davon mich nach drinnen zu begleiten und Euch ein wenig zu erfrischen? Ich könnte mir gut vorstellen, dass es Euch nach etwas Ruhe gelüstet." Sie wusste ganz genau, wie sehr man sich nach einer Pause sehnte, wenn man noch Sorge für einen kleinen Menschen tragen musste und doch keine Zeit für Erholung fand. Eine Reise in diesem Zustand war immer anstrengend.
Henry schien ein wenig erleichtert, dass Joanna Jane so herzlich aufnahm und wandte sich an William, um ihm auf die Schulter zu klopfen. "Schön dich zu sehen, William. Ich danke euch wirklich, dass ich sie herbringen konnte.", sagte er leise. "Es wird zu auffällig am Hof, auch wenn sie gern noch geblieben wäre." Er hasste es jetzt schon, dass er sie allein lassen musste, aber er konnte nicht ewig hier bleiben, er hatte Dinge zu erledigen. Er war nun einmal König. Dabei hätte er so gerne mit ihr diese Schwangerschaft durchlebt.
"Aber was hast du denn mit deiner Nase angestellt? Hast du dich geprügelt?"

William war alles andere als begeistert von dem was hier nun ablief. Als der Brief von Henry eintraf hätte er diesen am liebsten direkt ins Feuer geschmissen und verbrannt, damit er nicht antworten musste. Aber natürlich hatte er keine andere Wahl gehabt als Jane bei sich aufzunehmen. Zum einen, da er Henry diese Hilfe nicht abschlagen konnte, zum anderen, weil er dann wieder unnötige Probleme mit Joanna bekam.
Also wartete er nun eher ungehalten im Hof als seine Gäste eintrafen.
Während Jane sich von Henry vom Pferd helfen ließ, glitt ihr Blick kurz prüfend über den Innenhof. Sie hoffte wirklich, dass sie hier auch tatsächlich so willkommen war, wie Henry ihr weiß machen wollte. Denn allzu selbstverständlich war das in ihren Augen nicht.
Sie gab Henry einen Kuss, ehe sie sich Lady Cornwall zuwendete und sie freundlich begrüßte. "Ich danke Euch, das wäre wirklich schön. Die Reise war recht lang und eine kleine Pause würde mir bestimmt gut tun." Sie erntete einen vielsagenden Blick von Henry, der ohnehin nicht gut geheißen hatte, dass sie unbedingt selbst hatte reiten wollen, ignorierte ihn jedoch weiter.
"Ich bin wirklich sehr froh, dass ich hier her kommen durfte. Ich hoffe, dass es Euch wirklich nicht zu viele Umstände macht, Mylady?"
William beobachtete die beiden Frauen missmutig, wurde dann jedoch von Henry in Beschlag genommen und verzog bei dessen Worten das Gesicht. "Ja ja, schon gut. Du weißt, dass es mir nicht sonderlich gefällt, aber du bist nun einmal mein Cousin, nicht wahr? Aber überschlag dich deswegen nicht vor Dankbarkeit." erwiderte er etwas verstimmt.
"Ha! Ja, so könnte man es auch nennen. Aber frag lieber nicht danach. Das ist nicht unbedingt mein Lieblingsthema." antwortete er dann. Mittlerweile war seine Nase immerhin so gut wie vollkommen abgeschwollen und William konnte auch wieder vernünftig atmen. Doch so langsam hatte sie sich grün und blau verfärbt und William wirkte tatsächlich als wäre er in eine Schlägerei geraten.

Joanna lächelte leicht und legte Jane sanft die Hand auf den Arm. "Macht Euch keine Sorgen, das ist hier unnötig. Auch wenn William manchmal etwas verstimmt erscheint, eigentlich meint er es nicht böse. Mir seid Ihr auf jeden Fall willkommen und ich kann Euch auch ausgesprochen gut verstehen. Es nimmt einem eine Menge Sorgen, wenn man weiß, dass man irgendwo bleiben kann. Aber kommt, Ihr wollt Euch sicher erfrischen und ein bisschen ausruhen." Es war nicht sehr klug von ihr gewesen Henry vor Williams Augen zu küssen, aber sei es drum. Ändern konnte sie es ohnehin nicht. "Oh, aber nein. Ihr macht mir wirklich keine Umstände. Ich bin immer froh ein bisschen Gesellschaft zu haben, wenn mein Mann beschäftigt ist. Und was ich so von Euch gehört habe, lässt mich glauben, dass wir uns ausgesprochen gut verstehen werden."
Joanna schenkte ihr erneut ein Lächeln und führte sie dann in ihre Gemächer, die sie bereits vorbereitet hatte. Sie war sicher, es würde Jane hier gefallen, denn auf sie hatte Cornwall auch immer eine entspannende Wirkung mit seiner Ruhe. Die sollte sie von Zuhause ja gewöhnt sein.
Henry grinste. "Ich weiß. Ich danke dir trotzdem, Cousin. Wenn ich dich nicht hätte, würde ich jetzt in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Und ich bin auch ganz froh endlich mal wieder raus zu kommen. Diese ständigen Reibereien zwischen Eleonore und Jane, die sich beide mit ihren schwangerschaftsbedingten Launen angehen, strapazieren meine Nerven ganz schön"
Er hob überrascht eine Augenbraue. "Du weißt aber, dass diese Aussage mich nur neugieriger macht, ja? Was meinst du damit? Du siehst aus, als hättest du dich betrunken in einem Wirtshaus geprügelt."

"Ich danke Euch wirklich vielmals." wiederholte Jane und legte die Hand beiläufig auf ihren Bauch. Mittlerweile zeichnete sich eine leichte Rundung ab und wenn man eins und eins zusammen zählte, kam man durchaus darauf, dass Jane schwanger war. Deshalb hatte Henry es auch für nötig gehalten sie direkt nach Cornwall zu bringen.
Jane folgte Joanna nach drinnen und war wirklich froh, dass sie sich ihrer annahm. Die kritischen Blicke ihres Mannes waren Jane nämlich keineswegs entgangen. "Der Lordkanzler ist nicht unbedingt erfreut darüber, dass ich hier bin, nicht wahr?" fragte sie dann gerade heraus. Zwar wäre sie glücklich gewesen, wenn dem nicht so wäre, doch Jane war fest entschlossen die Zeit hier in Cornwall zu nutzen, um den Earl of Cornwall von sich zu überzeugen. Immerhin war sie der Meinung, dass sie an Henrys Seite gehörte und das würde er sicher auch noch einsehen.
William verzog das Gesicht und deutete dann auf den Eingang um mit Henry ebenfalls hinein zu gehen. "Nein Henry. Wenn du mich nicht hättest, wärst du vermutlich schon lange tot. Dann bräuchtest du dir über diese Dinge auch keine Gedanken mehr zu machen." scherzte er trocken.
Es war klar gewesen, dass Henry mit diesem Thema keine Ruhe gab, doch William wartete mit seiner Antwort bis sie nicht mehr im Hof waren und vielleicht irgendjemand etwas mitbekam. "Seit Joanna von Beaumont entführt wurde, ist sie ein wenig ... sagen wir schreckhaft." begann er dann langsam. "Sagen wir es so, sie hat mich nicht kommen gehört und als ich die Arme um sie gelegt habe, hat sie Panik bekommen." William blieb stehen und verengte die Augen kritisch.
"Und Henry, ich warne dich. Wenn irgendwer auch nur die leiseste Andeutung davon von dir hört, dann wirst du ein gewaltiges Problem mit mir bekommen. Das verspreche ich dir."

"Ich will ehrlich zu Euch sein. Nein, mein Mann ist nicht sehr begeistert von Eurer Anwesenheit, er hat keine Lust auf noch mehr Ärger, schließlich hatten wir davon genug für drei Leben. Allerdings würde er Henry so eine Bitte niemals abschlagen. Darum solltet Ihr Euch wirklich keinen Kopf machen, er kriegt sich wieder ein, wenn er Euch ein wenig besser kennt. Er sieht das nicht so, aber ich kann Eure Situation ein wenig mit meiner vergleichen, bevor ich William geheiratet habe. Ich wäre froh für Hilfe gewesen und da ich jetzt nun einmal in der Position bin zu helfen, warum also sollte ich es nicht tun? Ich finde, so selbstsüchtig darf ich nicht sein. William wird schon noch einsehen, dass er übertreibt." Sie lächelte. "Macht Euch keine Sorgen. Er hasst nur Veränderungen in seinem jetzt so schön intakten Leben."
Joanna wurde wieder ein wenig ernster. "Ich habe nur eine Bitte an Euch. Seid bitte vorsichtig, wenn Ihr Richard begegnet. Henrys Sohn lebt seit einiger Zeit hier und wir möchten verhindern, dass er so erfährt, dass sein Vater eine andere Frau liebt als seine Mutter. Er ist noch so jung.", warnte sie Jane vor. "Und wir möchten nicht riskieren, dass er beginnt seinen Vater zu hassen."
Währenddessen begleitete Henry seinen Cousin ebenfalls ins Haus. "Vermutlich hast du Recht.", meinte er lachend, schaute William dann aber überrascht an. "Deine Frau hat dich so zugerichtet??", fragte er entsetzt. "Erstaunlich...Schreckhaft, aha. Und deshalb bricht sie dir die Nase? Sie ist nämlich nicht einfach nur blau, sie ist auch ein wenig krumm, mein Lieber.", klärte er ihn auf. "Ist es seitdem besser geworden mit ihr? Beaumont war wirklich ein Aas." William hatte ihm schließlich berichtet, dass er Beaumont getötet hatte. Ihm war das nur recht.

Jane lächelte leicht und nickte. "Natürlich, er will die Ruhe genießen, die er sich geschaffen hat. Verständlich." bemerkte Jane. "Aber ich mache mir darum ehrlich gesagt keine Sorgen. Ich werde ihn schon noch von mir überzeugen. Ich weiß nur gerne von Anfang an woran ich bin." erklärte sie dann gelassen.
Jane nickte ernst als Joanna das Thema auf Richard lenkte. "Macht Euch keine Sorgen. Ich werde vorsichtig sein, solange Henry hier ist. Richard sollte von dem allen wirklich noch nichts mitbekommen. Irgendwann wird er alt genug sein und Henry kann es ihm erklären. Aber es wäre mehr als ungeschickt, wenn der Junge uns beobachtet." stimmte sie Joanna zu.
William musste den Drang unterdrücken Henry zu schlagen. Das Bedürfnis war ohne Frage da, doch stattdessen knirschte er nur verdrossen mit den Zähnen. "So ist es wohl." bestätigte William und war sich absolut sicher, dass Henry nicht erfahren würde, welche Schmerzen Joanna ihm noch beschert hatte. "Sie hat Panik bekommen und um sich geschlagen. Du weißt, wie schnell eine Nase brechen kann ... sie hat ungünstig getroffen." brummte William. Er wollte von Henry gar nicht so genau hören, wie er aussah, das wusste er selbst nur allzu gut.
William seufzte leise. "Naja, was heißt besser ... es ist unwahrscheinlich anstrengend für uns beide. Aber da müssen wir wohl durch. Sie muss erst einmal lernen, dass ihr von Beaumont keine Gefahr mehr droht. So schnell scheint sie das alles nicht zu verarbeiten." er warf Henry einen grimmigen Blick zu.
"Henry, ich schwöre dir, wenn Joanna nicht im Raum gewesen wäre, hätte dieses miese Schwein gelitten. Ich hätte ihn sicher nicht so schnell in den Tod geschickt. Dieser Bastard hätte es verdient langsam zu krepieren." erwiderte er leise mit zorniger Stimme. Der Hass, den William für Beaumont empfand war nach wie vor ungehemmt und manchmal hatte er das Gefühl, er würde deshalb noch verrückt werden.

"Das kann ich sehr gut verstehen.", erwiderte Joanna. "Und ich bin froh, dass wir einer Meinung sind. Henry soll es RIchard erklären, wenn er ein paar Jahre älter ist. Bis dahin genügt es schon, dass er weiß, dass seine Eltern sich nicht so überragend verstehen. Alles Andere ist zu viel für ihn."
Joanna lächelte und öffnete die Tür. "Das hier wird für die nächste Zeit Euer Zuhause sein. Ich hoffe, Ihr werdet Euch wohlfühlen. Wenn etwas sein sollte wegen des Kindes, kann unser Arzt sicher nach Euch sehen. John war früher Mönch, er hat fundierte Kenntnisse in der Heilkunst und ich bin immer froh, wenn er mir während einer Schwangerschaft zur Seite steht. Außerdem unterrichtet er unsere Kinder. Wenn etwas sein sollte, wendet Euch nur an ihn. In besseren Händen könntet Ihr nicht sein."
Henry nickte langsam. "Ist ja schon gut. Ich weiß, dass eine Nase leicht bricht. Ich hatte nur nicht erwartet, dass dir ausgerechnet deine Frau etwas brechen würde. Das ist nun doch eher ungewöhnlich. Da muss sie schon wirklich Panik bekommen haben. Es wird schon werden, William. Ihr habt doch schon viel Schlimmeres erlebt. Es wird vorbei gehen und du läufst nicht mehr Gefahr durch sie Schmerzen zu erleiden. "Aber ich kann sehr gut verstehen, dass es wohl anstrengend ist." Sein Blick wurde ernst. "Aber er ist tot, William. Ich weiß, dass er das verdient gehabt hätte, aber es war besser so. Dein Hass nutzt dir nichts mehr, er ist tot. Es wird ihn nicht mehr erreichen. Schließ damit ab. Beaumont ist tot, endgültig. Diesmal kannst du dir dessen sicher sein, du hast ihn ja eigenhändig getötet."
Seufzend legte er William die Hand auf die Schulter. "Auch wenn er nicht viel gelitten hat....es ist einfach am Besten so, wie es jetzt ist."

"Ich kann Euch gar nicht genug danken. Ich bin wirklich froh, dass Ihr mich aufnehmt. Auch wenn ich den Gedanken kaum ertragen kann von Henry getrennt zu sein, so ist es in meiner Situation doch sehr entspannend ein wenig vom Hof weg zu kommen." erklärte Jane. Eleonore hätte sie sonst wahrscheinlich noch wahnsinnig gemacht ... oder sie wäre Eleonore an die Gurgel gegangen.
Sie seufzte leise. "Ich denke, wir werden schon das beste daraus machen." murmelte sie dann. Manchmal war es nicht ganz so einfach so stark zu sein, wie sie es gerne wäre. Besonders wenn diese Schwangerschaft ihre Gefühle mal wieder völlig durcheinander brachte.
William stöhnte genervt. "Ja, ich weiß, dass wir schon Schlimmeres erlebt haben. Das muss ich mir gefühlt alle zwei Stunden anhören und selbst einreden. Du brauchst mir nicht auch noch so einen Vortrag zu halten. Es ist nur ... du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr es an den Nerven zerrt, wenn die eigene Frau vor einem zurück schreckt. Wenn man über jede Berührung nachdenken muss, denn eine Unbedachtheit ... naja, du siehst ja, womit sowas endet."
William ballte die Hand zur Faust. "Manchmal wünschte ich fast, er würde noch leben. Nur damit ich ihn so in die Hölle schicken kann, wie er es verdient hat. Für das was er meiner Familie angetan hat ... was er Joanna angetan hat." knurrte er leise. Dann verengten sich Williams Augen schlagartig und er bedachte Henry mit einem zornigen Blick. "Ja, diesmal habe ich es selbst getan. Die Frage ist doch aber, wie es überhaupt soweit kommen konnte? Du hättest dafür sorgen müssen, dass dieser Bastard keinen Schritt mehr macht ... wie konnte es sein, dass dieser Kerl frei herum lief, kannst du mir das einmal verraten? Selbst wenn er ausgebrochen sein sollte ... wieso hast du ihn nicht zurück geholt? Und wieso habe ich davon nichts erfahren? Du hättest mich informieren müssen!"
Die ganze Wut, die sich in William über diese Sache hinweg angestaut hatte, schien sich nun über Henry zu entladen.

Joanna schüttelte abwehrend den Kopf. "Schon gut. Und ich weiß, wie Ihr Euch fühlt. Es ist immer schwierig, vom Liebsten getrennt zu sein, wenn man das Gefühl hat, dass das Leben ohne ihn so unendlich grau und trist ist. Aber Ihr werdet sehen, dass es das gar nicht ist." Joanna winkte ab. "Der Hof ist in diesem Punkt ein wahrer Hexenkessel. Gerüchte verbreiten sich nirgendwo schneller als dort und haben auch die Angewohnheit, sich von Mal zu Mal zu vergrößern oder zu verschlimmern. Natürlich werdet Ihr das Beste daraus machen. Das ist hier viel einfacher als in Eleonores Schusslinie. Dieses Biest wird nicht davor zurückschrecken Euer Leben zur Hölle zu machen, darum ist es für Euch un das Kind deutlich besser hier zu verweilen. Die Kunst ist, sich einfach nicht von dem Gerede und den Intrigen aus der Fassung bringen zu lassen, sondern einfach auf die Liebe unserer Männer zu vertrauen. Schwer, aber bewährt.", erklärte Joanna zuversichtlich. "Ihr seid doch eine starke Frau, lasst Euch nicht unterkriegen davon."
Henry seufzte ebenfalls ein wenig genervt. "Meine Güte, ich kann nichts dafür, wenn du dir das ständig anhören musst. Ich sage dir das, weil es so ist, auch wenn ich weiß, dass es anstrengend ist. Es ist keine Lösung sie deshalb einfach nicht mehr anzufassen oder auf jede kleine Berührung acht zu geben. Sei nicht albern. So schlimm wird es schon nicht sein."
Henry verschränkte die Arme vor die Brust. "Ich weiß, dass du das willst, aber Beaumont ist nicht greifbar für dich und mir scheint, es ist auch besser so. Herrje, lass deinen ganzen Frust jetzt nicht an mir aus! Ich kann nichts dafür, ich wusste selbst nicht, dass er schon länger geflüchtet war, Offenbar hielten die Wachen es nach all den Jahren, die er im Tower war, nicht für so wichtig. Und danach habe ich getan, was ich konnte, um ihn wieder in meinen Gewahrsam zu bringen. Ich wusste es erst wirklich mit deinem Brief, wie hätte ich dich informieren sollen? Ich habe normalerweise wirklich wichtigere Probleme als Beaumont!"

Jane konnte nicht anders als leise zu lachen. "Ihr seid auch mit Eleonore aneinander geraten, nicht wahr?" fragte sie dann fast ein wenig amüsiert. Es hatte schon einen eigenartigen Charakter, dass die beiden Frauen dieser gemeinsam Feind verbannt. "Habt Ihr noch ein wenig Zeit? Vielleicht könntet Ihr mir noch einen Augenblick Gesellschaft leisten. Wir könnten uns dann setzen und ein wenig über Eleonore herziehen ... so ganz im Vertrauen." Jane zwinkerte Joanna zu und ließ sich dann vorsichtig auf dem nächsten Stuhl nieder. Sie war zwar etwas erschöpft, doch sie wollte gern noch ein wenig mit Joanna sprechen.
"Natürlich ist das keine Lösung, aber du hast doch auch überhaupt keine Ahnung was hier vor sich geht." begehrte William zornig auf. Sein Cousin konnte ihn manchmal wirklich auf die Probe stellen. "Besser so?" wiederholte William und blinzelte kurz. Im nächsten Augenblick hatte er Henry am Kragen gepackt.
"Du kannst nichts dafür?" William hatte die Stimme nun deutlich erhoben und maß Henry mit verächtlichem Blick. "Du hättest dafür Sorge tragen müssen, dass das gar nicht erst passieren konnte! Du hättest mehr daran setzen müssen. Und was für Männer stehen denn in deinem Dienst, wenn sie solche Dinge für nicht wichtig halten? Und obendrein ... wieso war dieser Bastard überhaupt noch am Leben, hm? Er hätte schon längst tot sein müssen. Er hat Hochverrat begangen und alles was du tust ist ihn einsperren!
Mich hast du verbannt, weil du Idiot an mir gezweifelt hast und bei ihm hattest du handfeste Beweise und lässt ihn am Leben!? Das ist wirklich mehr als erbärmlich, Henry. Und jetzt hast du nicht einmal den Mut einzugestehen, dass du etwas falsch gemacht hast. Du weißt ja gar nicht, was du damit angerichtet hast." zischte William wütend.

"Aneinander geraten trifft es vielleicht nicht ganz so.", erwiderte Joanna. "Ich gerate eigentlich immer mit ihr aneinander, wenn ich sie sehe, wenn ich mich nicht beherrschen kann. Ich hasse diese Frau abgrundtief, das dürfte Eure Frage wohl beantworten." Sie würde Eleonore niemals verzeihen, was sie ihr angetan hatte, als sie die Nacht mit William verbracht und ein Kind von ihm ausgetragen hatte. Ein belustigtes Lächeln huschte über ihre Lippen, dann nickte sie. "Das werde ich gerne tun, wenn es Euch nicht zu sehr anstrengt.", antwortete sie und setzte sich auf einen der anderen Stühle. "Wir sollten vielleicht aufpassen, dass die Männer davon nichts mitbekommen, aber sonst steht dem nichts im Wege." Sie wusste schließlich ganz genau, wie William es verabscheute, wenn sie schlecht über Eleonore sprach. Wenigstens seine Freundschaft zu ihr lag nun auf Eis.
Henry blinzelte überrascht, als William so heftig reagierte und ihn am Kragen packte. Trotzdem ließ er sich seine Beunruhigung nicht anmerken. "Meine Güte, ih habe den Mann längst entlassen. Es ist nun einmal passiert. Beaumont saß im Tower sicher hinter Schloss und Riegel, mehrere Jahre lang. Die Hinrichtung war angesetzt, aber der Henker hatte einen Unfall. Danach habe ich ihn einfach vergessen, wie ich zu meiner Schande gestehen muss. Er war eine Made, die keinerlei Aufmerksamkeit verdient, ich habe ihn wirklich einfach nur vergessen." Henry packte Williams Handgelenke. "Nennst du mich etwas einen Feigling?", zischte er. Wenn er etwas hasste, dann dass man ihn an seinem Stolz angriff und seinen Mut in Frage stellt. "Ich gebe durchaus Fehler zu, wie du siehst. Es war ein Fehler so lange zu warten und ich war unachtsam, aber es gibt nun einmal wichtigere Dinge als Beaumont. Aber jetzt ist er doch tot, wo also liegt das Problem? Joanna wird sich schon wieder einkriegen, wenn ein wenig Zeit vergangen ist, William."

"Ach was, dafür ist immer noch genug Energie übrig." erwiderte Jane schmunzelnd. "Nun, dann sind wir uns in diesem Punkt wohl sehr ähnlich. Ich kann ja verstehen, dass Eleonore nicht unbedingt glücklich über meine Anwesenheit ist, aber ... sie kann wirklich hässlich werden mit ihrer Art und Weise." Jane schüttelte den Kopf. "Aber wisst Ihr, Henry ist ... er macht mein Leben vollständig. Und es ist mir egal, ob ich mit ihm verheiratet bin oder nicht. Ich weiß, dass er für mich da ist und das er mich liebt. Und daran kann auch eine Eleonore nichts ändern." fuhr Jane dann fort. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sie in Lady Cornwall eine gute Vertraute finden würde, sie war ihr wirklich sympathisch.
"Mehrere Jahre, Henry!" brauste William auf. "Merkst du eigentlich etwas? Wie kann ein Verräter wie er mehrere Jahre im Tower sitzen? Du hättest den Henker seine Arbeit machen lassen sollen. Und zwar nicht erst jetzt, sondern unmittelbar nach seiner Gefangennahme!" William kochte vor Zorn als er die Augen verengte. "VERGESSEN!?" fuhr er Henry dann an. "Du hättest mit einem Haar dafür gesorgt, dass dieser Kerl meine Frau vergewaltigt und sie möglicherweise umbringt, um an mich heran zu kommen und du vergisst ihn einfach so?" Es fehlte nicht viel und William hätte die Hand zur Faust geballt, um Henry Bekanntschaft mit dieser machen zu lassen.
"Ja, ich nenne dich einen Feigling." zischte William wütend. "Einen Feigling, der noch dazu bequem ist und wichtige Entscheidungen aufschiebt. Und wenn andere dann den Schaden haben, redest du dich einfach ein wenig heraus. Immerhin bist du ja der König und was immer du tust ist richtig und rechtens ..." bemerkte William verächtlich.
Er wusste, dass Henry nicht alles davon verdient hatte, doch er musste endlich mit seiner angestauten Wut irgendwo hin. Er fühlte sich durch Beaumonts schnellen Tod noch immer um seine Rache betrogen und Joannas Verhalten sorgte dafür, dass seine Nerven teilweise blank langen.

"Ihr ahnt gar nicht, wie hässlich sie werden kann.", bemerkte Joanna finster. Sie würde nicht vergessen, was Eleonore ihr bei der letzten Auseinandersetzung an den Kopf geworfen hatte. "Und das Schlimmste ist, dass sie meinen Mann selbst gern in ihrem Bett hätte. Sie lässt keine Gelegenheit aus mir das zu demonstrieren. Beim letzten Streit habe ich dann die Beherrschung verloren und sie geohrfeigt." Sie grinste triumphierend. "Aber sie hatte es verdient. Was Henry angeht, kann ich das gut nachvollziehen, mir geht es mit William genauso. Glücklicherweise bin ich jetzt seit einigen Jahren glücklich verheiratet, aber vermutlich wäre ich auch als seine Geliebte geblieben, wenn es hätte sein müssen. Ich kann verstehen, warum Ihr alles aufs Spiel setzt für Henry, auch wenn er einen sehr zweifelhaften Ruf hat. Aber Ihr scheint einen sehr guten Einfluss auf ihn zu haben."
"Hörst du mir nicht zu? Ich habe doch gesagt, dass der beauftragte Henker damals vorher verunglückt ist und ich habe es versäumt eine erneute Hinrichtung anzusetzen, weil ich mit anderen Dingen beschäftigt war. Und eigenmächtig wollte der Constable keine Entscheidung treffen. Außerdem, William, bist du Lordkanzler. Du hättest doch auch sehen müssen, dass er noch im Tower sitzt. Trotzdem hast du nichts unternommen, also schieb nicht mir allein die Schuld in die Schuhe. Und mal abgesehen davon...wie hätte ich denn voraussehen sollen, dass er sich an deiner Frau vergreifen und dich umbringen will? Ich dachte eher, er würde mich umbringen wollen um sich bei Louis wieder einzuschleimen. Woher sollte ich das denn wissen? Es tut mir leid, dass es so gekommen ist, aber ich bin nicht so sehr daran Schuld, wie du tust." Henry knirschte mit den Zähnen und rang um Beherrschung, musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass William gerade schwere Zeiten durchmachte. "Das ist nicht wahr und das weißt du. Ich schiebe unbequeme Entscheidungen nicht auf! Ich habe einmal etwas versäumt."

Jane zog überrascht eine Augenbraue nach oben. "Sie will ... Euren Mann?" wiederholte sie überrascht. Das hätte sie nun nicht unbedingt erwartet. Auch wenn sie Eleonore eine ganze Menge zutraute. Dann musste sie jedoch grinsen. "Herrje und ich war nicht dabei! Das hätte ich wirklich gerne gesehen. Sie hat sicher Augen gemacht als ihr sie geohrfeigt habt, nicht wahr?"
Einen zweifelhaften Ruf, ja, den hatte Jane ihrem Liebsten auch zunächst zugeschrieben, doch mittlerweile schien er sich tatsächlich zu ändern. Die zunächst schwerste Prüfung stand ihnen jetzt wohl erst bevor, doch Jane war sich mittlerweile sicher, dass Henry auch jetzt zu ihr stehen würde. Sie lächelte ein wenig verträumt und strich sich beiläufig über den Bauch. "Er kann wirklich wundervoll sein. Als ich ihn kennen lernte, habe ich ihm direkt ins Gesicht gesagt, dass er mich nie in seinem Bett finden wird ... und nun trage ich sein Kind unter dem Herzen. Er hat sich wirklich Mühe gegeben, das muss man ihm lassen."
"Damals!" echote William. "Du stehst hier nicht gerade wirklich vor mir und willst mir weiß machen, dass meine Familie beinahe zerstört worden wäre, weil dieser verfluchte Henker einen Unfall hatte und es dir einfach zu unwichtig war, um einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden!?" knurrte er wütend. "Willst du mir etwa sagen, dass ich Schuld daran bin? Ich habe mich auf dich verlassen, Henry! Jedes Mal, wenn ich mich auf dich verlasse, scheint das nach hinten los zu gehen. Du, du kannst tun was dir beliebt und jedes Mal, wenn du in Schwierigkeiten gerätst, kannst du sicher sein, dass ich dir den Rücken frei halte. Und da verlasse ich mich einmal auf dich und was ist? Du vergisst es!" Williams Herzschlag raste regelrecht, so erregt war er. Was als kleine harmlose Unterhaltung begonnen hatte, war für ihn unfassbar nervenaufreibend geworden.
"Dieses Schwein hatte nicht verdient noch zu leben!"

"Ja. Ich denke, sie kann es einfach nicht ertragen, dass Henry sich völlig von ihr abgewandt hat. Sie wäre zu bedauern, schließlich muss sie einsam sein, aber so wie sie sich verhält, verdient sie nicht einmal mein Mitleid. Ich warte nur noch auf den Tag, da sie ihre Drohung wahr macht und mich in Schwierigkeiten bringt. Nur wird sie sich an mir die Zähne ausbeißen und William wird sich nie von mir abwenden." Joanna grinste. "Ihr hättet es wirklich sehen müssen. Sie hat vollkommen perplex ausgesehen. Damit hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Aber es hat so gut getan ihr dieses selbstgefällige Grinsen vom Gesicht zu wischen."
Sie wurde wieder eine Spur ernster und nickte. "Ja, William hat mir erzählt, dass Ihr Henry eine ganze Weile auf Distanz gehalten habt und er darüber fast verzweifelt ist. Ich glaube, es hat ihm sehr gut getan mal zu erfahren, dass nicht jede Frau sofort springt, wenn er sie in seinem Bett haben will." Sie erwähnte allerdings lieber nicht, dass Henry das bei ihr auch versucht hatte. "So ändern sich die Dinge...Und ich denke, da er sich auch jetzt noch so um Euch sorgt, könnt Ihr davon ausgehen, dass er es ernst meint. Ich habe Henry noch nie so gesehen. Er scheint gelöster und irgendwie zufriedener als vorher. Auch, wenn seine Liebe zu Euch ihm einiges an Ärger beschert hat und noch bescheren wird."
"William! Ich war damals mit dem Prozess gegen Oxford und auch mit den Reibereien mit Frankreich so beschäftigt, dass mir ein einziges Mal etwas entfallen ist. Mein Gott, es tut mir doch leid, dass es gerade solche Konsequenzen hat. Aber normalerweise entkommt aus dem Tower auch niemand. Ich will natürlich nicht sagen, dass du Schuld bist."
Er löste Williams Hände von seinem Kragen und legte seine auf dessen Schultern. "Ich bin dir sehr dankbar dafür, dass du mir immer den Rücken freihältst, William. Und ich wollte nicht, dass das passiert, das musst du mir glauben. Ich weiß. Er hatte nicht verdient weiterzuleben, aber es ist nun einmal passiert. Willst du jetzt einen Streit zwischen uns vom Zaun brechen, weil ich einen Fehler gemacht habe? Du kannst dich auch mich verlassen, aber ich bin auch ein Mensch und ich bin nicht perfekt. Ich habe so viel zu tun, das ist mir eben entfallen. Aber ich bereue, dass es so ist. Beruhige dich, ich bitte dich. Du machst es so nicht besser. Joanna wird sich erholen, da bin ich sicher, und irgendwann wird sie Beaumont vergessen."

Jane konnte nicht anders als zu lachen. Die Vorstellung, dass Eleonore eine Ohrfeige von Joanna bekommen hatte, war einfach herrlich. Lady Cornwall wurde ihr immer sympathischer. "Das nächste Mal, wenn Ihr sie ohrfeigen wollt, sagt mir bitte Bescheid, ja? Das darf ich nicht noch einmal verpassen." scherzte sie munter und fühlte sich gleich deutlich besser. Es war eine deutliche Erleichterung so aufgenommen zu werden, denn der anstrengendste Teil ihrer Schwangerschaft begann ja gerade erst.
"Ich hatte immer ein klein wenig Sorge, ob ich ihm nicht doch langweilig werden würde, sobald ich schwanger wäre, doch so wie er sich verhält hat er wirklich jeden Zweifel beseitigt." Jane lächelte glücklich und lehnte sich etwas zurück. Sie war wirklich zufrieden mit ihrem Leben.
William bebte am ganzen Körper als Henry langsam seinen Griff löste. "Du warst beschäftigt." William kam ein zynisches Lachen über die Lippen. "Du warst beschäftigt und da ist dir mal eben der eine Verräter entfallen, der unser Land schädigen, dich töten und eine nicht unerhebliche Macht an sich reißen wollte. Und der obendrein um ein Haar meine Frau vergewaltigt hätte!"
Noch ehe William einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, hatte er die Hand zur Faust geballt und zugeschlagen.
Als er das Gewicht von Henrys Händen nicht mehr auf seinen Schultern spürte, trat William zurück und lehnte sich keuchend gegen die Wand. "Henry, ich ..." begann er langsam, brach aber wieder ab.
Er hatte die Beherrschung verloren. Wieder einmal. Wie vor wenigen Wochen Joanna gegenüber. William starrte ein wenig fassungslos auf seine zitternden Hände hinab.
Er hatte wieder die Beherrschung verloren.

"Selbstverständlich werde ich das. Und Ihr wollt Euch sicher anschließen. Sie hätte es verdient. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie nicht sehr freundlich zu Euch ist, wenn sie Euch über den Weg läuft. Das ist allerdings deutlich einfacher als diese falsche Freundlichkeit, die sie mir immer entgegenbringt. Zumindest war das einmal, jetzt wohl nicht mehr. Aber Ihr werdet feststellen, dass es hier deutlich angenehmer ist als am Hof, wo man fortwährend Mittelpunkt der Gerüchteküche ist und sich auch noch mit den Anfeindungen neidischer Frauen auseinandersetzen muss." Joanna legte Jane leicht die Hand auf den Arm. "Er würde sich nicht so um Euch sorgen, wäret Ihr ihm langweilig geworden. Ich gebe zu, ich dachte auch, er würde Euch fallen lassen wie er es so oft getan hat, aber jetzt scheint er wirklich fast ein wenig zahm geworden zu sein. Eine Kühlung für seinen Hitzkopf schadet ihm jedenfalls nichts." Sie lächelte. "Ihr könnt Euch dennoch darauf einstellen, dass wir auch hier immer ein bisschen Trubel haben. Das bleibt bei sieben Kindern und elf Hunden im Haus nicht aus.", erklärte sie lachend. "Unsere Hundedame hat Nachwuchs bekommen. Zu Williams Leidwesen sind es neun Welpen geworden. Wir haben immer sehr viel Leben hier."
Vielleicht konnte man Jane ja auch einen der Welpen schenken. William würde froh sein, einen weiteren loszuwerden und Jane konnte sicherlich Aufmunterung gebrauchen. So ein kuscheliger Hund, der ihr die Zeit vertrieb, wenn Henry keine Zeit hatte, war sicher eine gute Idee. Sie würde William am Abend danach fragen.
Henry verdrehte die Augen. "Ich konnte doch nicht wissen, dass er versuchen würde sich an deiner Frau zu vergreifen. Woher soll ich das denn wissen? Normal wäre gewesen, sich möglichst bald außer Landes zu schaffen! Das konnte ich doch nicht voraussehen!" Im nächsten Moment taumelte er einen Schritt zurück, als Williams Faust ihn im Gesicht traf. "Verdammt noch mal, William! Hast du den Verstand verloren?", brüllte er seinen Cousin an und wischte sich notdürftig das munter fließende Blut aus dem Gesicht. "Nichts Henry! Du bist doch irre! Und wenn du noch so unentspannt bist, weil deine Frau so schreckhaft ist! Das ist kein Grund mich zu schlagen! Das könnte dich in Teufels Küche bringen! Mir wirfst du immer vor, ich hätte mich nicht im Griff, aber du, du hast dich noch weniger im Griff! Machst du das mit politischen Würdenträgern auch so, die nicht deiner Meinung sind? Himmel noch mal, was soll das denn?", ging er William scharf an. "Mehr als mich entschuldigen kann ich auch nicht! Als ob du noch nie einen Fehler gemacht hättest!"