William und Joanna - ab 1181 bis 1182

John seufzte und strich Constance sanft durch das Haar. Er wusste, dass es auch für sie keine leichte Zeit war. Für sie Beide nicht. "Es wird wieder gut, irgendwie." Aber er hoffte wirklich, dass sie sich nun etwas von Arthur fern hielt.
"Das ist gut. Ich werde mir bei der Reise nicht allzu viel Zeit lassen. Und jeden Tag an dich denken. Aber weißt du, danach können wir neu anfangen. Ganz von vorne. Schaffst du das mit den Kindern allein? Mit der Kinderfrau zusammen?"
Er seufzte leise, als sie ihn küsste und nickte. "Ich dich auch, Constance." Und so ließ er sie gehen, um nach den Kindern zu sehen. Er selbst wollte gleich mit William sprechen.

William hatte sich heute die Zeit gegönnt, um in aller Ruhe und ausgiebig mit Joanna gemeinsam zu frühstücken. Das Essen war nun mittlerweile vertilgt, aber da er noch keinen Drang verspürte sich an die Arbeit zu machen, hatten sie es sich noch einmal vor dem Kamin gemütlich gemacht.
Trotz dieser trauten Zweisamkeit drifteten seine Gedanken immer wieder auch zu John und je öfter William darüber nachdachte, desto mehr Sorgen machte er sich um seinen Freund.
Doch bevor er Joanna darauf ansprechen konnte, klopfte es mit einem Mal an der Tür. "Immer nur herein." rief William und war nicht wirklich überrascht als es John war, der das Gemach betrat.
"John, mein Freund, komm, setzt dich." forderte er ihn mit einem aufmunternden Lächeln auf und gab sich Mühe seine Anspannung zu verbergen. Jetzt würde er sicher erfahren, wie das Gespräch mit Constance verlaufen war ...

John war ein wenig angespannt, als er sich zu William begab. Besonders, als er bemerkte, dass dieser nicht allein war. Was Joanna darüber wohl denken würde? Diese jedoch lächelte ihm nur zu und hielt sich ansonsten völlig zurück.
Er ließ sich den Beiden gegenüber nieder. "Ich habe es immerhin überlebt.", begann er. "Es hätte auch schlechter laufen können. Immerhin haben wir uns nicht angeschrien. Wir haben darüber gesprochen und...sie sieht ein, dass es ein Fehler war. Allerdings brauche ich Zeit. Ich kann ihr nicht so einfach verzeihen und vertrauen. Und daher denke ich, dass deine Idee mit der Reise vielleicht nicht so verkehrt war. Allerdings schwebt mir etwas Anderes vor als Paris..."

William schlug die Beine übereinander und nickte nachdenklich. "Nun, immerhin. Das ist ein guter Anfang will ich meinen. Mehr als ich meist zu Stande bekommen habe." bemerkte er und warf grinsend einen Seitenblick auf Joanna. "Ich bin sicher, es kommt alles wieder in Ordnung, John." fügte William hinzu, zog dann jedoch eine Augenbraue nach oben.
"Etwas anderes als Paris?" wiederholte er. "Wohin würdest du denn -" er stockte und sah John forschend an, zog den Arm zurück, den er um Joanna gelegt hatte und lehnte sich etwas vor. Seine Mundwinkel zuckte leicht. "Kann es sein, dass ich dein Ziel bereits kenne?" fragte er und musste nun doch lächeln. Er hatte so eine Ahnung, was John vorschwebte und allein bei dem Gedanken wurde er beinahe so aufgeregt wie ein junger Bengel, der sein erstes Schwert halten durfte.

John lächelte knapp, als Joanna ihrem Mann einen belustigten Blick zuwarf. Ja, bei den Beiden lief jeder Streit sehr turbulent ab. "Ja, immerhin. Ich hatte befürchtet, dass es schlimmer laufen würde. Aber ich liebe sie, ich kann einfach nicht so abweisend zu ihr sein, wie ich sollte. Ich hoffe, du hast Recht."
Sein Lächeln wurde etwas breiter, als William wohl ahnte, worauf er anspielte. Er beugte sich ebenfalls ein wenig vor.
"Das halte ich für sehr gut möglich. Und ich glaube, die Zeit ist reif. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, schätze ich. Und Abstand würde mir gut tun und einen neuen Anfang ermöglichen. Wenn ich es jetzt nicht tue, werde ich es nie tun. Ich würde mich freuen, wenn du mich begleitest."
Joanna hob eine Augenbraue. "Würdet ihr mich aufklären?"

William machte eine abwehrende Geste. "Ich denke, du bist genau so abweisend zu ihr, wie es für euch angemessen ist. John, ihr gehört einfach zusammen und das ist eine Hürde, die ihr auch gemeinsam wieder meistern werdet. Da bin ich sicher."
Williams Augen begannen zu leuchten und er nickte kurz. "Du glaubst doch nicht, dass ich dich alleine gehen lasse?" erwiderte er mit einem verschwörerischen Lächeln, ehe er sich Joanna zu wandte. "Jerusalem, meine Schöne. John will ins Heilige Land reisen und wir haben seiner Zeit beschlossen, das gemeinsam zu tun, also werde ich ihn begleiten." erklärte William und mit einem Mal war die geruhsame Trägheit des Morgens aus seinen Gliedern verschwunden, er konnte nur noch mit Mühe still sitzen und hätte am liebsten sofort mit den Vorbereitungen begonnen.

"Ich hoffe sehr, dass du recht behältst. Es ist wirklich schwierig, so im Streit mit ihr zu liegen. Auch der Kinder wegen.", erwiderte John nüchtern. Doch auch seine Augen leuchteten auf, als William zustimmte ihn zu begleiten. "Das ist wundervoll, ich freue mich sehr darüber. Es wird eine spannende Reise werden, da bin ich ganz sicher."
Joanna hob die Augenbrauen. "Jerusalem? Seid ihr von allen guten Geistern verlassen? Das ist eine viel zu weite und zu gefährliche Reise. Außerdem werdet ihr so lange unterwegs sein, wie soll das gehen, William? Wann habt ihr das denn beschlossen?"

William grinste breit. "Du hattest doch wohl nicht an mir gezweifelt, oder?" erwiderte er neckend. Jerusalem war schließlich schon seit längerem ihr gemeinsamer Traum, nie würde William auf die Idee kommen, John alleine dorthin reisen zu lassen.
William lehnte sich wieder etwas zurück und nickte, ein zufriedenes Lächeln auf den Lippen. "Jerusalem." bestätigte er und sah seine Gemahlin wieder an. "Ach, Unsinn, so viele Menschen reisen dorthin und wieder zurück. Selbst Eleonore mit Louis seinerzeit auf dem Kreuzzug begleitet ... da werden wir ja wohl in der Lage sein eine Reise dorthin zu unternehmen." entgegnete William gelassen und lachte dann leise. "Ach Liebes, wieso sollte es denn nicht gehen? Hier läuft doch alles hervorragend, Cornwall wird schon eine Weile ohne mich auskommen können. Und Oxford sowieso, dort sitzt ein hervorragender Steward und ich bin sicher, dass Edward nur zu gerne auch ein Auge auf sein Erbe haben wird." bemerkte er lächelnd. "Henry wird ebenfalls nichts dagegen haben, immerhin werde ich ihm einige Dinge von der Reise mitbringen können und ich bin sicher, er wird die Reise nutzen, um mir irgendwelche Aufträge aufzuerlegen." William legte den Kopf zur Seite und strich Joanna über den Rücken. "Und ich bin sicher, auch meine reizende Gemahlin wird mich ziehen lassen, weil sie weiß, dass es mir ein Herzenswunsch ist, einmal in meinem Leben nach Jerusalem zu kommen." erklärte er mit samtener Stimme, zuckte dann jedoch mit den Schultern. "Wir planen es im Grunde schon lange ..."

"Nein, eigentlich nicht. Aber ich wusste ja nicht, ob es dir gerade in den Kram passt. Ob du zu entbehren bist. Ich glaube, wenn wir es nicht jetzt tun, werden wir es niemals tun.", erwiderte John gelassen. Jetzt fühlte er sich deutlich wohler. Jetzt, da der Entschluss stand und er sich darauf freuen konnte.
Joanna hingegen freute sich gar nicht darüber. "Wenn du meinst...aber hast du eine Ahnung, wie lange du fort sein wirst? Ich dachte, die Zeiten der monatelangen Trennungen wären endlich vorbei.", erwiderte sie mürrisch und bedachte ihn mit einem finsteren Blick. Er wusste ganz genau, wie er sie überzeugen konnte.
"Henry gibt dir Aufträge und dann dauert es noch viel länger.", prophezeite sie düster. "Ihr plant es schon lange? Und einweihen wolltest du mich wann?"

William hob ein wenig gleichmütig die Schultern. "Es ist, wie du sagst, entweder wir gehen jetzt oder nie. Wir haben es schließlich schon lange genug immer vor uns hergeschoben. Und jünger werden wir auch nicht." bemerkte er amüsiert.
Mit sanftem Lächeln strich er Joanna über die Wange. "Ach Liebes, du hast mich doch nun so lange an einem Stück ertragen müssen, da wirst du mich doch sicher eine Weile entbehren können." bemerkte er und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Und ich sorge schon dafür, dass Henrys Aufträge uns nicht aufhalten werden, keine Angst. Ich werde dir auch etwas schönes aus Jerusalem mitbringen, versprochen." Er zwinkerte ihr zu und lachte leise. "Sobald wir uns entschieden hätten zu gehen. Dass es nun so zeitig kommt, hätte ich ja selbst nicht erwartet. Aber sei mir nicht gram deswegen, Joanna, ich bitte dich."

Henry wartete ungeduldig auf Edward. Er hasste es, wenn man ihn warten ließ, aber bei Edward war es damit noch nie zum Besten bestellt gewesen. Und jetzt, da er verheiratet war und eine Rasselbande Kinder mit zu versorgen hatte, war es damit nicht besser geworden. Eigentlich kein Grund für eine Belohnung, aber Edwards Arbeit war tadellos und da der junge Mann irgendwann auch Oxford übernehmen wollte, dachte Henry daran, ihm ein wenig mehr Verantwortung zu übertragen. Er hatte da auch schon recht konkrete Vorstellungen.
Als es endlich klopfte, bat er den Besuch hinein. "Ah, Edward..."

Edward eilte durch die Gänge der Burg. Er wusste, dass er spät dran war, aber er hatte sich von seiner Familie nicht recht losreißen können und hoffte einfach, dass der König nicht allzu ungehalten war. Er klopfte an die Tür und trat ein, als von drinnen die vertraute Stimme erklang.
Er trat vor den König und sank auf ein Knie hinab. "Verzeiht, mein König, dass ich Euch habe warten lassen." erklärte er mit scheinbar aufrichtiger Zerknirschtheit. "Womit kann ich Euch zu Diensten sein, Sire?"
Wenn er hier eins gelernt hatte, dann zweifellos, wie er mit den richtigen Worten und einem charmanten Lächeln die Leute für sich gewinnen konnte. Edward hatte sich schon immer leicht Freunde machen können und er wusste mittlerweile auch genau, wie er den Ärger des Königs abmildern konnte, zumal er in der Regel immer gute Arbeit verrichtete und somit nie Grund für ernsthafte Klagen über ihn bestand.

Henry bedeutete Edward mit einem ungeduldigen Wink sich zu erheben, bedachte ihn aber mit einem wohlwollenden Blick. "Setz dich." Es war wirklich erstaunlich, wie der Bengel sich entwickelt hatte, seit er als ungezogener Wirbelwind hergekommen war. Viel hatte er gelernt...
"Spät, aber immerhin nicht zu spät. Auch wenn ich es nicht schätze, wenn man mich warten lässt. Nun denn..."
Henry musterte Edward nachdenklich. "Nun, ich denke darüber nach, dein Aufgabenfeld ein wenig umzugestalten. Da wird ja auf Dauer eine größere Verantwortung für dich in Betracht ziehen, solltest du vorher Gelegenheit haben, dich mit etwas größeren Aufgaben vertraut zu machen. Ich könnte einen neuen Captain der Leibwache gebrauchen."

Edward erhob sich auf Henrys Geste hin und nahm dann wie aufgefordert Platz. Den Tadel ließ er mit gesenktem Kopf über sich ergehen, schenkte Henry jedoch ein reumütiges Grinsen als der König geendet hatte. "Ich gelobe Besserung, Sire." beteuerte Edward, lauschte seinem Herrn dann jedoch aufmerksam und wurde im nächsten Augenblick blass.
"Einen neuen Captain?" wiederholte er ungläubig, dann, ganz langsam, begann die Vorstellung wirklich zu ihm durchzudringen und Edwards Augen leuchteten voller Euphorie auf und im nächsten Moment kniete er erneut vor Henry, hatte dessen Hand ergriffen und küsste den königlichen Siegelring. "Es wäre mir eine unglaubliche Ehre, würdet Ihr mich mit diesem Amt betrauen. Ihr werdet sicher nicht enttäuscht sein!" erklärte Edward inbrünstig.
Captain der Leibwache! Das war nun wirklich etwas, womit Henry ihm zeigte, dass er ihm vertraute und Edward fühlte sich mehr als einfach nur geehrt.

Henry nickte nur knapp und beobachtete dann dessen Reaktion auf sein Angebot. Diese war wie erwartet sehr positiv. Henry grinste flüchtig. "Oh ja, einen neuen Captain. Ich hoffe, du weißt, welche Verantwortung dahinter steckt. Ich hoffe sehr, dass du mich nicht enttäuschen wirst. Du kannst deine neue Stellung sofort antreten, aber bilde dir nicht ein, dass es so einfach werden wird. Die meisten der Männer sind bedeutend älter als du, du wirst sie davon überzeugen müssen, dass du sie gut führen kannst.", erklärte er.
"Und für deine Gemahlin habe ich auch eine Idee. Ich möchte die Königin an den Hof zurückholen. Und hier wird sie eine Hofdame brauchen, sie soll sich deiner Frau annehmen."

Edward nickte entschlossen. "Sicher. Und Ihr werdet Eure Entscheidung nicht bereuen, das schwöre ich Euch, mein König." erklärte Edward und erhob sich wieder. "Darüber hinaus bin ich sicher, dass ich die Männer schnell überzeugen kann." Er lächelte gewinnend. "Sie werden keinen Grund zur Klage haben." fügte er überzeugt hinzu.
Dann ließ Edward sich wieder auf dem ihm zugewiesenen Platz nieder und bekam große Augen. "Julia? Sire, das ... ist wirklich eine große Ehre, die ihr uns erweist." erklärte er, wusste aber ganz genau, dass er seiner Gemahlin gut würde zureden müssen. Wenn Julia von diesen Plänen erfuhr, würde sie sicher zunächst furchtbar verunsichert sein. Der Schritt an den Hof zu kommen war eine Sache gewesen, aber Hofdame der Königin zu werden etwas ganz anderes. Aber Edward würde ihr schon Mut machen, er war sicher, dass sie sich gut einfinden würde.

"Das hoffe ich sehr. Du wirst bald Gelegenheit haben, dich zu beweisen. Ich bin gespannt, was deine Männer mir berichten werden.", erwiderte Henry zufrieden.
"Ja, ich denke, Eleonore braucht einige Damen hier, wenn sie zurückkehrt. Und da deine Gemahlin ohnehin mit dir hier ist, warum nicht? Sie wird schon lernen, was sie wissen muss."
Er machte eine wegwerfende Geste. "Red ihr einfach gut zu, den Rest wird Eleonore schon hinbekommen. Julia wird es schon schaffen."
Henry erhob sich.
"Nun, wie wäre es wenn du mich begleitest, wenn ich Eleonore die Nachricht bringe, dass ich sie zum Hof zurückholen möchte."

Edward spürte, wie er ein klein wenig rot wurde. Er mochte etwas älter geworden sein und glich vor allem körperlich nicht mehr dem jungen Burschen von damals, aber für Lob war er noch immer über alle Maßen empfänglich und wurde mitunter leicht verlegen. Er nickte und quittierte Henrys Worte mit einem zuversichtlichen Lächeln. Er würde schon allen beweisen, dass er in der Lage war Verantwortung zu übernehmen und vor allem, dass er die Männer hervorragend führen konnte.
"Ich bin Euch wirklich dankbar, Sire, dass Ihr auch meiner Gemahlin eine solche Gelegenheit verschafft." erklärte Edward aufrichtig und grinste dann breit. "Sehr gerne. Ich lasse sofort die Pferde fertig machen." erbot er sich eifrig und war im nächsten Moment schon an der Tür, um einem der Diener Bescheid zu geben.

Eleonore saß vor dem Kamin und wärmte sich die ein wenig schmerzenden Finger. In manchen Dingen machte sich das Alter doch etwas bemerkbar und sei es nur die Kälteempfindlichkeit. Sie konnte aber nicht sagen, dass sie sich sehr unwohl hier fühlte. Ein wenig abseits vom Hof war es durchaus angenehm. Man hatte seine Ruhe und dann und wann besuchte Henry sie hier.
Hier war sie nicht so eingesperrt wie in Salisbury. Hier konnte sie Besuch empfangen, wann sie es wollte und Henry kontrollierte sie nicht mehr so stark.
Sie lächelte leicht. Ja, Henry und sie lebten im Moment harmonischer zusammen als es in den letzten Jahren jemals der Fall gewesen war.

Edward folgte dem König die Gänge entlang und war nicht überrascht als sie das Gemach der Königin erreichten und Henry mit einer schroffen Geste die Wache beiseite scheuchte und mit energischen Schritten eintrat. In gewisser Weise konnte er diesen Mann wirklich nur bewundern. Henry sprühte nur so vor Energie und mitunter fiel es sogar Edward schwer mit dem König mitzuhalten.
Mit ein wenig Abstand folgte er dem König in das Gemach und blieb zunächst etwas dichter bei der Tür mit gesenktem Blick stehen.
"Eleonore, meine Schöne!" begrüßte Henry seine Gemahlin, kaum, dass er über die Schwelle getreten war. Dann gab er Edward mit einem ungeduldigen Wink zu verstehen, dass er näher treten sollte. "Eleonore, ich möchte dir den neuen Captain meiner Leibwache vorstellen - Edward of Cornwall. " erklärte er als Edward neben ihn trat.
Kaum, dass Edward zu Henry aufgeschlossen hatte, ließ er sich vor Eleonore auf die Knie sinken. "Es ist mir eine Ehre Euch kennen zu lernen, meine Königin." erklärte Edward mit fester Stimme und bemühte sich darum, den Blick gesenkt zu halten - etwas, dass in Anwesenheit dieser Frau gar nicht so leicht war. Er kannte sie alle, die Geschichten, die sich um Eleonore von Aquitanien, ihren unkonventionellen Charakter und ihre unbeschreibliche Schönheit rankten und mit einem Mal war Edward geneigt sie alle zu glauben. Eleonore mochte bald die sechzig erreicht haben, aber sie war trotz allem wohl noch eine der schönsten Frauen der Welt. Allein die Ausstrahlung, die sie hatte und die den gesamten Raum einzunehmen schien ... Edward wurde beinahe schwindelig in der Anwesenheit dieser beiden beeindruckenden Persönlichkeiten. Es wunderte ihn gar nicht mehr, dass Henry und Eleonore gemeinsam die halbe Welt in Staunen versetzt hatten.

Eleonore sah überrascht auf, als sich die Tür öffnete, war aber nicht weiter verwundert, dass es Henry war. Wer sonst stürmte so in ihre Gemächer? Aber er war nicht allein.
Eleonore erhob sich langsam und trat ihm entgegen. Dann musterte sie Edward aufmerksam. "So,so, Edward of Cornwall. Williams zweiter Sohn, nicht wahr? Dann wünsche ich Euch Glück in Eurem neuen Posten. Möget Ihr nicht allzu viel zu tun haben. Aber Henry kann sich ja auch noch gut selbst verteidigen."
Eleonore schenkte ihm ein Lächeln. "Die Freude liegt ganz bei mir." Sie gebot ihm mit einem Wink sich zu erheben. "Ihr seid Eurer Mutter sehr ähnlich.", stellte sie fest.
"Nun, Henry, was führt dich her? Nur die Absicht ihn mir vorzustellen wohl nicht, oder?"

Edward erhob sich auf das Zeichen der Königin hin und nickte. "Sein erster Sohn aus zweiter Ehe und Erbe Oxfords." erwiderte er mit schelmischem Grinsen und einem kurzen Seitenblick auf den König. Dann musste er ein Lachen zurück halten und nickte erneut. "Ihr seid nicht die einzige, die das so sieht. Es heißt oft genug, dass ich ihr nicht nur äußerlich sehr ähnlich bin, sondern auch ihren Charakter geerbt habe." erklärte Edward und erntete ein spöttisches Grinsen von Henry. "Wohl eher hast du sämtliche lasterhaften Eigenschaften deiner beiden Eltern in dir vereint, Bengel." bemerkte er mit gutmütigem Spott und sah Eleonore dann wieder an. "Du durchschaust mich wie immer, meine Schöne. Ich wollte gern ein paar Dinge mit dir besprechen, ein paar ... Bedingungen aushandeln, wenn man so will." erklärte er grinsend und gab Edward ein Zeichen. "Warte draußen, während ich mit meiner Gemahlin spreche, sei so gut." forderte er Edward auf und wartete, bis dieser sich trollte.
Dann trat er vor Eleonore und sah ihr tief in die Augen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen. "Verdreh dem armen Bengel nicht so sehr den Kopf, ja? Er ist gerade ein wenig handzahm geworden und darüber hinaus wäre es doch skandalös, wenn meine reizende Gemahlin es mit meinem Leibwächter treibt, oder?" neckte er Eleonore ein wenig.

Eleonore nickte und lächelte leicht. "Das scheint mir in der Tat auch so. Auch Eure Mutter nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um ihre Meinung geht." Sie lachte leise auf, als Henry einen entsprechenden Kommentar abgab. "Nun, dann hoffen wir, dass Ihr Eure lasterhaften Eigenschaften im Griff habt." Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Henry und hob überrascht eine Augenbraue.
"Bedingungen?", wiederholte sie fragend und wartete, bis Edward das Gemach verlassen hatte. "Oh, keine Sorge, das habe ich nicht vor. Er ist mir viel zu jung. Ich habe nicht vor, den armen Kerl wieder völlig durcheinander zu bringen. Außerdem...ist dein Leibwächter auch viel zu selten hier in der Nähe, als dass das erstrebenswert wäre."

Henry grinste breit. "Das hast du ja bereits. Ich glaube, er hatte nicht erwartet, dass eine alte Schachtel wie du noch solch eine Ausstrahlung haben kann." bemerkte Henry amüsiert und sah kurz zur Tür hinüber, ehe er Eleonore wieder direkt in die Augen sah.
"Ja, ein paar Bedingungen." wiederholte er und nickte dabei. Er streckte die Hand aus, legte sie an Eleonores Wange und lächelte sachte. "Sag mir, meine Teuerste, langweilst du dich hier in Windsor nicht ein wenig?" fragte Henry lauernd. Er freute sich schon diebisch darauf, Eleonore seine Absichten offen zu legen und sie endlich wieder in seiner Nähe zu haben. Und das dauerhaft.

:Eleonore.

"Wie charmant du heute wieder bist, Henry.", erwiderte Eleonore mit einem flüchtigen Grinsen. Auch sie fand es amüsant, dass Männer egal welchen Alters immer noch so auf sie reagierten. "Nun, er war offensichtlich beeindruckt. Aber du solltest mittlerweile gewohnt sein, dass die Männer mir immer noch hinterher schauen."
Eleonore legte den Kopf schief, duldete aber, dass er die Hand an ihre Wange legte. "Ach weißt du, eigentlich ist es hier ganz nett.", antwortete sie gelassen. Sie hatte so eine Ahnung, worauf er hinaus wollte.
"Ich bekomme ab und an Besuch. Angenehmer als Salisbury ist es allemal."