William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Unwillig ließ Edward sich von seinem Bruder aufhalten und knirschte dann mit den Zähnen. "Aber Rob, ich kann doch nicht -" er brach ab und senkte den Blick für einen Moment. Er atmete tief durch und nickte dann. "Wie du meinst." erwiderte er beklommen. Dann schüttelte er den Kopf. "Ich glaube nicht, dass er vor Morgen zurück sein wird."
Edward fuhr sich unbehaglich über das Kinn. "Du könntest zu James nach Italien gehen. Oder wir sprechen mit Richard, er wird dir garantiert eine Unterkunft in Toulouse beschaffen können. Es grenzt direkt an Aquitanien und Richard und der Graf von Toulouse haben ein ganz gutes Verhältnis zueinander. Dann wärst du auch nicht so weit weg ..." überlegte Edward, nickte dann aber und führte Robert zu seinem Zelt. "Ja, einen Becher Wein könnte ich wohl auch vertragen." Er seufzte leise. So hatte er sich das wirklich nicht vorgestellt.

"Du kannst....du musst an deine Familie denken." Robert seufzte leise und fuhr sich über das Gesicht. "Dann muss ich schon fort sein. Das heißt, ich werde Vater nicht mehr sehen." Er nickte langsam. "Ja, ich befürchte auch....Ich denke, Toulouse wäre mir lieber, da bin ich nicht so weit von meiner Familie weg. Ich werde auf dem Weg nach Bea und Rob sehen. Ich muss es dem Kleinen selber sagen....Könntest du für mich mit Richard sprechen? Ich werde an ihn nicht so einfach heran kommen, nicht jetzt in den nächsten Stunden."
Er sah seinen Bruder eindringlich an. "Bitte, kümmere dich um Josie und meine Kinder, solange ich fort bin. Sieh zumindest ab und zu nach ihnen und sag Phil, dass ich auf ihn zähle. Er wird wissen, warum."
Schließlich würde Phil alles tun, um seiner Familie beizustehen, solange er fort war.
Er sank in Edwards Zelt auf einen Hocker und vergrub das Gesicht in den Händen. Ausgerechnet jetzt war sein Vater nicht hier.

Edward nickte. "Ich denke, Toulouse ist eine gute Wahl. Rob könnte dich auch ab und zu besuchen. Und ich könnte Josie und die Kinder ebenfalls nach Bordeaux bringen, dann kannst du sie sehen." bot Edward an als sie sein Zelt erreicht hatten. "Ich bin sicher, wir bekommen das schon irgendwie hin, Robert. Lass den Kopf nicht hängen." Er füllte die Becher mit Wein und reichte einen an seinen Bruder weiter.
"Ich werde mit Richard sprechen. Und wenn ich wieder in England bin, kümmere ich mich um alles andere. Ich werde mit Phil reden und nach deiner Familie sehen. Keine Angst, Rob, ich werde gut auf sie aufpassen, ihnen wird nichts geschehen."
Edward setzte sich neben seinen Bruder und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

Robert schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, ob das so klug ist. Henry wird sein Auge auf meine Familie werfen. Das siehst du schon daran, dass er Rob haben wollte. Wenn er merkt, dass sie außer Landes reisen, können sie nicht wieder zurück, befürchte ich. Ich werde dir einen Brief für meine Frau mitgeben. Sprich mit Vater. Sag ihm, was Sache ist und was ich vor habe. Ich werde mir bei der Reise etwas Zeit lassen. Falls er mir nachreisen will und mich noch einholt, bevor ich die Grenze hinter mir habe."
Er stürzte den Wein hinunter.
"Ich danke dir, Bruder....Es ist wirklich bitter. Da versucht man wirklich alles richtig zu machen und das ist der Dank."

Edward nickte verdrossen. "Gut, wie du meinst. Aber solltest du es dir anders überlegen, weißt du, dass du nur ein Wort sagen musst. Schick mir eine Nachricht und ich setzte alles Menschenmögliche in Bewegung, versprochen." versicherte Edward und erhob sich, um die Karaffe mit dem Wein zu holen, damit er nachschenken konnte. "Hier, heute hast du durchaus mal einen Becher mehr verdient."
Edward streckte die langen Beine aus und schwieg einen Moment. "Sobald Vater zurück ist, setzte ich ihn in Kenntnis von allem. Und dann werden wir dich wieder zurück holen, du wirst sehen. Wenn Vater Henry unter Druck setzt, wird dieser sicher schnell wieder zurück rudern und das Urteil aufheben. Du wirst dann vielleicht etwas Gold an die Krone zahlen müssen, aber du wirst sicher alles zurück bekommen und kannst nach Hause kommen. Du hast alles richtig gemacht, Rob, gib die Hoffnung jetzt nicht auf."

Robert stimmte zu. "Danke. Aber ich glaube, ich weiß sie lieber Zuhause in Sicherheit. Isaac ist noch so klein..." Er lächelte traurig und ließ sich den Becher füllen. "Ich bin nur froh, dass du hier bei mir bist und ich das nicht allein durchstehen muss."
Das alles war viel zu viel für ihn. Er hätte sich jetzt gerne von der Schlacht ausgeruht, aber jetzt hatte er ganze andere Probleme.
"Ich hoffe, du hast Recht und Henry lässt ihn nicht auch auflaufen. Wahrscheinlich kann ich noch froh sein, dass er mich nicht töten lässt."

Als William in das Lager zurück kehrte, war er müde, aber durchaus guter Stimmung. Zwar war es ihnen nicht gelungen den jungen Henry in die Finger zu kriegen, aber sie hatten noch einige Männer aus seinem Gefolge gefangen nehmen können, also war das Unterfangen nicht ganz umsonst gewesen.
Er hatte sein Pferd bei seinem Knappen gelassen und machte sich nun auf die Suche nach seinem Sohn, um zu sehen, wie es Edward ging und zu hören, was sich seit gestern noch alles getan hatte.
Er wusste zwar, dass Edward unverletzt war, doch da er rasch hatte aufbrechen müssen, hatte er nicht weiter mit ihm gesprochen und von Robert hatte er auch noch nichts gehört.

Edward war erleichtert, als sein Vater endlich ins Lager zurückkehrte. Am Morgen war Robert schweren Herzens, aber gefasst abgereist ohne sich von jemandem außer seinem Bruder zu verabschieden. Nun kam sein Vater ihm entgegen und Edward schloss ihn in die Arme.
"Da bist du endlich...wart ihr erfolgreich? Unversehrt?", wollte er wissen. "Komm bitte mit in min Zelt, ich muss dir etwas sagen. Es ist dringend.", erklärte er dann ernst.
Wie sollte er seinem vater das nur beichten? Ob dieser etwas ausrichten und sich Henry entgegen stellen konnte?

William lächelte leicht als er Edward entdeckte und zog ihn in seine Arme. "Gut dich zu sehen, Junge." murmelte er erleichtert und wiegte den Kopf dann hin und her. "Naja, Henry haben wir nicht erwischen können, aber einige seiner Gefolgsleute, also haben wir ihm wenigstens noch etwas zusetzen können." erklärte William.
Doch im nächsten Moment wurde er blass. "Dringend?" fragte er mit rauer Stimme und beschleunigte die Schritte etwas, damit sie schneller Edwards Zelt erreicht hatten. "Was ist passiert?" Die wildesten Szenarien schwirrten durch Williams Kopf und vor allem eine Angst setzte sich fest. "Ist jemand gefallen? Ist es Robert?" fragte er mit dünner Stimme, die Angst schnürte ihm bereits den Brustkorb zu. Das würde er nicht ertragen. Das durfte einfach nicht passiert sein.

Edward nickte zufrieden. "Wenigstens etwas. Henry hat es nicht besser verdient. Ich bin so froh, dass du zurück bist.", seufzte er und ging rasch neben seinem Vater her zum Zelt.
"Nein, nicht gefallen. Robert hat nur einen Kratzer. Aber....naja, er fiel meinen Männern in die Hände. Ich habe ihn zu Henry gebracht, weil ich dachte, er wolle ihm etwas ins Gewissen reden und ihn dann nach Hause lassen. Aber Henry hat ihm erst die Todesstrafe angedroht wehen Hochverrats und dann hat er das deinetwegen umgewandelt."
Edward schluckte.
"Er hat Robert einfach auf unbestimmte Zeit ins Exil geschickt und ihm alle seine Ansprüche auf dein Erbe aberkannt! Er wollte den kleinen Rob zu sich holen, aber Richard hat das glücklicherweise verhindert. Doch Robert blieb keine Wahl, er musste heute Morgen das Lager verlassen haben. Richard hat ihm gesagt, wohin er sich wenden soll. Robert ist in Richtung Toulouse unterwegs, er wird vorher noch seinen Sohn besuchen. Du musst etwas machen, das ist doch nicht gerecht. Robert hat sich nur an seinen Eid gehalten."

William starrte Edward entsetzt an. Er konnte seinen Ohren kaum trauen, hatte er da gerade etwas von Exil gehört? "Henry hat was getan?" fragte er entgeistert und ließ sich in Edwards Zelt auf einen Schemel sinken. "Das ist unmöglich, er kann doch nicht ..." William schüttelte den Kopf. Das musste er erst einmal verarbeiten. Sein Ältester war ins Exil geschickt worden und obendrein allen Ansprüchen enthoben?
Einen Moment lang schwieg William, dann sprang er zornig wieder auf. "Das kann er nicht tun! Ich werde sofort mit ihm reden. Er kann Robert nicht einfach ins Exil schicken!" knurrte William wütend und war mit wenigen Schritten bereits am Zelteingang. Wieso konnte denn nicht einmal alles glatt laufen?

Edward nickte unglücklich. "Ich hätte ihm das auch nicht zugetraut, ich dachte, er wäre gerecht.Aber Robert hat wirklich alles versucht. Es war irgendwann besser nicht mehr zu widersprechen. Oh, Vater, er war so verbittert. Ich habe ihn noch nie so gesehen. Nicht mal als Josie ihn verlassen hatte. Er meinte, er könne nicht verstehen, wie wir diesem König ergeben sein können. Ich glaube, Robert hat einfach kein Glück mit Königen."
Aber er war ausgesprochen froh, dass sein Vater so reagierte und Henry die Hölle heiß machen würde. "Soll ich mitkommen?"

William biss die Zähne zusammen. Sollte es möglich sein, dass Robert nun durchleben musste, was er selbst schon hinter sich hatte? Als er in Frankreich gefangen gewesen war und Henry ihn verbannt hatte?
William schüttelte den Kopf. "Er wird es rückgängig machen. Und wenn ich dafür weiß Gott was tun muss!" grollte William und hob dann aber abwehrend eine Hand. "Nein, bleib du nur hier. Ich denke, dass muss ich vertraulich mit Henry regeln." entschied er und war dann schon draußen, um sich auf den Weg zu Henry zu machen. Diese Sache durfte auf keinen Fall aufgeschoben werden, dann könnte er Robert noch zurück holen.

Henry brütete über einigen Dokumenten und Lageberichten seiner Hauptmänner. Er wartete aber immer noch auf Williams Bericht. Den würde dieser ihm sicher mndlich vortragen, aber er war bereits zurückgekehrt. Nur wo blieb er? Neuigkeiten von solcher Wichtigkeit musste er ihm doch sofort mitteilen!
Henry seufzte leise und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Holztisch.
Als endlichdie zeltplane zurückgeschlagen wurde, trat William ein.
"Da bist du ja endlich. Ich dachte schon, du kämst nicht mehr. Was gibt es Neues? Habt ihr Henry erwischt?"

William trat mit energischen Schritten ein und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten direkt auf Henry loszugehen. "Was es neues gibt?" donnerte er wütend. "Ich komme hier an und muss erfahren, dass du meinen Sohn um ein Haar enthauptet hättest und letztlich so gnädig warst, ihn ins Exil zu schicken und ihn obendrein all seiner Ansprüche zu entheben. Was fällt dir eigentlich ein? Bist du vollkommen verrückt geworden? Ist das der Dank für all die Mühe, all die Jahre der Treue?" William war vor Henry stehen geblieben und hatte die Hände zu Fäusten geballt, damit er Henry nicht am Kragen packte und in die Höhe zog.
"Und bevor du auf die Idee kommst noch einmal zu fragen, nein, wir haben ihn nicht erwischt, dafür aber einige seiner Männer." zischte William zornig.

Henry verdrhete die Augen, als William gleich so wütend reagierte. "Du hast also schon mit Edward geplaudert, bevor du zu mir gekommen bist.", bemerkte er mit leichtem Tadel. "Ja. Ich habe ihn ins Exil geschickt und seiner Ansprüche enthoben. Ich bin nicht verrückt, aber dein Sohn hat die Waffen gegen meine Männer erhoben und ist damit des Hochverrats schuldig. Du weißt, dass darauf eigentlich der Tod steht. Ich habe ihm so die Chance gegeben sich zu bewähren.", erklärte er dann.
"Es leigt ganz allein an ihm ob ein Jahr oder zehn. Und ich lasse mich nicht umstimmen, du weißt, dass ich Recht habe. Er hat sich gegen seinen König erhoben anstatt sich rauszuhalten."

"Das habe ich und ich konnte kaum glauben, was er mir da erzählt. "erwiderte William bissig."Der Tod? Willst du jeden einzelnen Mann, der gestern auf dem Schlachtfeld gegen uns gekämpft hat, töten lassen? Er hatte deinem Sohn einen Eid geschworen und den hat er eingehalten, nicht mehr, nicht weniger."
William starrte Henry wütend an. "Du solltest es aber besser rückgängig machen, sonst kannst du etwas erleben! Ist das der Dank für alles?" William verengte leicht die Augen. "Es gibt hunderte von Möglichkeiten womit du ihn hättest bestrafen können, um ihn eine Lektion zu erteilen, aber Exil? Henry, damit hast du nicht nur ihn bestraft, sondern dich auch gegen mich gewandt."

"Jedem einzelnen Mann werde ich wohl nicht habhaft werden, aber jeder von ihnen hat seine Waffe gegen den König gewandt. Dein Sohn hätte seinen Eid auch einhalten können, indem er sich einfach aus der Schlacht rausgehalten hätte und das habe ich ihm auch so gesagt. Sie haben alle gegen meinen ausdrücklichen Befehl gehandelt und ich kann keine Unterschiede machen, nur weil er dein Sohn ist. Rückgängig machen? Nein. Du musst selbst einsehen, dass es nur richtig war ihn so zu bestrafen. Sei froh, dass ich ihn am Leben ließ. Daswird eine Lektion sein, die sich einprägt. Womit habe ich mich gegen dich gewandt? Dein Sohn kann sich bewähren. Außerdem kannst du nur froh sein, wenn man ihn auf den rechten Weg zurückführt."

Williams Puls raste und mit jedem von Henrys Worten schien es nur schlimmer zu werden. Sein Brustkorb hob und senkte sich rasch und William malte sich aus, was er am liebsten alles mit Henry anstellen würde. Aber er konnte nicht, also musste er sich zusammen reißen.
Doch dann brachte Henry das Fass zum Überlaufen. "Ich sollte froh sein, dass du ihn am Leben gelassen hast?" wiederholte William tonlos und statt sich verbal über diese Dreistigkeit auszulassen, hob er nun die geballte Rechte und schlug ohne zu zögern zu. "Du widerlicher Bastard. Wenn du ihn umgebracht hättest, wäre es aus gewesen zwischen uns." zischte William und packte Henry am Kragen. "Was habe ich nicht alles für dich auf mich genommen, hm? Und jetzt das. Du hast Männer, die größere Verbrechen begangen haben, mit einem Wink für eine Weile in den Tower gesteckt oder gar begnadigt, wenn es dir gepasst hat. Wieso nicht auch meinen Sohn? Wieso hast du ihn weggeschickt?"

Henry taumelte unter dem Schlag zurück und funkelte William wütend an, als er sich an die Nase griff. Einen Moment später hatte er ihn am Kragen gepackt und zu sich gezogen.
"Du vergisst dich!", zischte er wütend. "Ich habe ihn ja auch deinetwegen nicht zum Tode verurteilt, obwohl es gerechtfertigt gewesen wäre. Hochverrat steht unter Todesstrafe. Aber ich habe es nicht getan! Was würde es bringen ihn in den Tower zu stecken? Der Effekt wäre der Selbe.  Und eine Begnadigung habe ich nicht ausgeschlossen, ich habe keinen Zeitraum festgesetzt für das Exil.  Dein Sohn befindet sich auf einem Irrweg und hat sich gegen den König erhoben. Wenn er diesem Irrweg den Rücken kehrt, bin ich auch bereit ihn zu begnadigen, William. Aber dein Sohn muss behandelt werden wie jeder andere Verräter auch. Ich habe ihn weggeschickt, weil er eine Lektion zu lernen hat. Eine Lektion, die Edward längst verinnerlicht hat."

"Ja, ich vergesse mich und zwar deinetwegen!" knurrte William wütend. "Und jetzt? Lässt du mich jetzt festnehmen und hinrichten? Ich habe es schließlich gewagt meinen König zu schlagen, dass ist doch auch Hochverrat, nicht wahr? Und da du ja alle gleich behandelst ..."
William schnaubte verächtlich. "Er hatte deinem Sohn einen Eid geschworen und an den hat er sich gehalten! Nichts weiter! Er befindet sich nicht auf einem Irrweg, sondern er hat getan, was ich von ihm wollte! Meinetwegen hat er damals diesen Eid geschworen, weil ich wollte, dass er zu deinem Sohn ein gutes Verhältnis aufbaut, dass er zu dem neuen König ebenso steht, wie ich zu dir! Es ist nicht sein Fehler gewesen, Henry, höchstens meiner."
Mit einem Mal spürte William wie es ihm die Kehle zuschnürte. "Er ist ein guter Junge, Henry. Das hat er nicht verdient." brachte er mit vor Zorn heiserer Stimme hervor. "Ein guter Junge und du hast ihn mir weggenommen."

"Red nicht solchen Unsinn, William. Du weißt genau, was ich meine und wie ich es meine." Henry schüttelte den Kopf. "Du hast ihn aber nicht dazu gewzungen gegen mich die Waffen zu führen! Ein Eid ist die eine Sache, aber er hätte sich aus dieser Schlacht genauso gut heraushalten können. Du hast ihm das sicher nicht befohlen und so wie er sprach, steht er zu meinem Sohn auch nicht wie du zu mir. Er ist alt genug um selber die Konsequenzen seines Handelns zu erfassen."
Henry legte William die Hand auf die Schulter.
"Ganz ruhig...Ich weiß, dass er das ist, aber ich habe ihn dir nicht weggenommen. Es ist doch nur für eine Weile, bis er seine Fehler einbgesehen und gelernt hat. Dann wird er zurückkommen, aber Strafe muss sein und auch Konsequenz."

"Es ist kein Unsinn, Henry, du misst mit zweierlei Maß!" erwiderte William harsch. "Und wenn Henry ihn dazu auffordert, dass zwingt ihn sein Eid sehr wohl dazu, Waffendienst zu leisten, das weißt du genau. Wieso hast du ihm keine Geldstrafe oder sonst etwas auferlegt? Er war Edwards Gefangener und der hat ihn zu dir gebracht, weil er dir vertraut! Und was tust du? Enthebst seinen Bruder allen Erbansprüchen und schickst ihn ins Exil."
Als Henry ihm die Hand auf die Schulter legte, schlug William sie unwillig weg und trat einen Schritt zurück, um Raum zwischen Henry und sich zu bringen. "Für eine Weile ... er hat Frau und Kinder zu Hause! Du hast ja keine Ahnung, wie sich das anfühlt, Henry. Wie es ist, wenn man irgendwo fern der Heimat sitzt und feststellen muss, dass man von seinem König aller Ansprüche und allem Hab und Gut beraubt wurde. Ausgerechnet von dem Mann, dem man sein Leben widmet und der England ein guter Hirte sein soll." William wusste schließlich nur zu genau, wie sich das anfühlte und die Erinnerung an Paris wurde für ihn gerade mehr als lebendig.

Henry hob die Schultern. "Er hätte seinen Eid nicht gebrochen, wenn er sich im Hintergrund gehalten hätte. Er hätte gar nicht erst in den Krieg ziehen dürfen. Und ich muss ein Exempel statuieren. Und Edward wusste ja wohl, worauf er sich einließ, als er mir seinen Bruder brachte. Ich bin auch froh, dass er es getan hat. Es war nur richtig."
Der König seufzte ein wenig genervt. "Frau und Kinder sind doch gut versorgt, während er fort ist. Ich sagte doch bereits, dass er irgendwann zurückkehren kann. Aber nich nicht jetzt. Fang nicht wiedermit dieser alten geschichte an, das waren ganz andere Umstände. Dein Sohn hat wirklich einen großen Fehler gemacht. Mein Sohn wird genauso seine Strafe bekommen, wenn wir ihn haben. Und wenn Robert zurückkehrt, wird er mir einen Eid schwören."

"Edward hat darauf vertraut, dass du eine angemessene, gerechte Strafe findest, nicht, dass du Robert mit dem Tode drohst." erwiderte William scharf.
"Ich brauche ihn aber jetzt bei mir und nicht irgendwann. Und was, wenn ich sterbe, hm? Dann sitzt Robert im Exil und kann nicht einmal Ansprüche auf mein Erbe geltend machen." William schüttelte den Kopf. "Ich bin wirklich enttäuscht, Henry. Du hättest wenigstens dafür sorgen können, dass ich vorher noch einmal mit ihm sprechen kann."
William schwieg einen Moment und sah Henry durchdringend an, dann schüttelte er den Kopf. "Ich werde nach Hause reiten." entschied er dann. "Ich werde meine Sachen packen und noch heute das Lager verlassen. Meine Männer bekommen den Befehl in Ruhe die Zelte abzubrechen und mir morgen zu folgen. Aber meine Arbeit hier ist getan, ich habe genug." Dann wandte William seinem Cousin den Rücken zu und ging Richtung Zelteingang davon.