William und Joanna - ab 1183 bis 1184

"Ich hoffe sehr, dass er einwilligen wird. Ich weiß nicht, wie ich ihm beweisen soll, dass ich mich geändert habe. Dass ich dir nie wieder wehtun werde. Und jetzt mit Roland ist so viel Druck von mir genommen, alles wird einfaccher werden."
Ganz vorsichtig nahm Gerard seinen Sohn auf den Arm, als wäre er aus Glas. Er sah Marys Lächeln und strahlte zurück. Wie wundervoll seine Frau doch war, dass sie ihm einen prächtigen Sohn schenkte. Was machte es schon, dass er noch vier Mädchen hatte, wenn doch die Erbfolge gesichert war? Jetzt konnte er endlich entspannt sein, wenn er mit seiner Fau schlief, ganz ohne Erwartungen.
"Ich liebe dich, Mary..."

Mary seufzte leise und hob die Schultern. "Ich weiß es auch nicht. Aber er muss uns einfach zusammen gehen lassen ... und ich bin sicher, Mutter wird uns helfen, damit du deine Chance bekommst." Irgendwie würde es schon gehen, da war Mary sich sicher.
Mary trat so neben Gerard, dass dieser auch seine Tochter betrachten konnte und lächelte zärtlich. "Ich dich auch." erklärte sie und küsste ihn sanft, ehe sie ihre Tochter wieder zurück in die Krippe legte. Sie trat zu Gerard, nahm ihm den kleinen Jungen ab und legte diesen zu seiner Schwester in die Krippe, damit die Kinder weiter schlafen konnten.
Dann schlang sie die Arme um Gerards Taille und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. "Ich dich auch. Und ich freue mich so über unsere Zwillinge." Sie strich Gerard über die Wange und küsste ihn sanft. "Und ich bin sicher, dass Roland dich eines Tages sehr stolz machen wird."

"Ich werde alles versuchen und auch mit deiner Mutter sprechen, wenn es sein muss. Doch vielleicht hat er ein Herz und lässt uns zusammen leben. Immerhin verzichten wir schon so lange aufeinander, obwohl er eigentllich nicht das Recht hat uns zu trennen."
Gerard warf einen liebevollen Blick auf seine Tochter und ließ dann zu, dass Mary ihm den Jungen wieder abnahm, damit die Beiden in Ruhe weiterschlafen konnten. Er legte beide Arme um sie und seufzte leise, vergrub die Nase in ihren roten Locken.
"Das glaube ich auch....Ich schätze, ich muss mich bei deinem alten Herrn ankündigen, was?"

"Er muss einwilligen." erwiderte Mary und grinste dann schelmisch. "Wenn nicht, packe ich einfach meine Sachen und reise mit den Kindern bei Nacht und Nebel ab. Das hat er dann davon." Sie hatte immerhin ein halbes Jahr hier verbracht, das war in ihren Augen wahrlich mehr als genug, sie wollte wieder zurück nach Essex, wollte wieder an Gerards Seite sein und dort ihre Aufgaben wieder aufnehmen.
Lächelnd strich Mary durch Gerards braune Locken. "Warte noch ein wenig. Zum einen will ich noch etwas ungestörte Zeit mit dir verbringen, bevor Vater davon erfährt und zum anderen wird er ohnehin bald aus seinem Arbeitszimmer kommen, um mit Mutter und den Kleinen zu Mittag zu essen. Das sollten wir ausnutzen, in der Nähe meiner Mutter ist er immer deutlich zahmer." erklärte Mary lächelnd. Sie wusste genau, welchen Einfluss ihre Mutter auf ihren Vater hatte und in diesem Fall würden sie das zweifelsohne ausnutzen müssen.

Gerard lachte leise auf. "Das ist meine Frau, wie sie leibt und let. Ich fürchte zwar, dass wir ihn dann innerhalb von zwei Tagen wieder vor der Tür stehen haben, aber das würde ich sogar in Kauf nehmen." Er führte sie bestimmt aus dem Zimmer, damit sie die Kleinen nicht weckten und überlegte eine Weile, ehe er nickte.
"Na gut, dann warten wir noch ein wenig und nutzen die Gunst der Stunde. Deine Mutter ist wirklich um Einiges zugänglicher als dein Vater. Schade, dass sie die Entscheidung nicht trifft, dann wäre unsere Sache leichter. Aber ich denke, er wird mich nicht umbringen, wenn ich noch ein, zwei Stunden bei dir bleibe, bevor ich ihm meine Aufwartung mache."

Elias

Elias war fürchterlich aufgeregt, als er neben seinem Vater entlang lief und sich beständig links und rechts umsah. Gleich würde er dem König gegenüber stehen und sein Vater würde ihn hier lassen, damit er hier eine weitere Etappe seiner Ausbildung hinter sich bringen konnte. Und er war Feuer und Flamme. Endlich durfte er auch einmal etwas erleben!
William blieb vor der Tür zu Henrys Arbeitszimmer stehen und während die Wache davor nach drinnen verschwand, um sie anzukündigen, legte William seinem Sohn eine Hand auf die Schulter. "Du weißt, wie du dich zu benehmen hast, nicht wahr? Wir begegnen hier immerhin gleich dem König." murmelte er leise und erntete von seinem Sohn einen empörten Blick, der William beinahe zum Lachen gebracht hätte. "Natürlich weiß ich das, ich bin doch kein kleines Kind mehr!" erklärte Elias entschieden.

Henry hatte William schon beinahe erwartet, denn er hatte gehört, dass sein Cousin bei Hofe angekommen war. Darum war er auch nicht überrascht, als eine Wache ihn und seinen Sohn ankündigte. John leistete ihm gerade Gesellschaft und Henry wandte sich lächelnd an seinen Sohn. "Nun, mein Sohn, schau dir Williams Sohn einmal an. Wenn er so ein prächtiger Kerl ist wie sein Vater, wäre es sicher klug sich seiner Freundschaft zu versichern."
Er ließ William hinein und sah seinem Freund entgegen.
"William, alter Freund, wie schön dich wieder hier zu sehen. Und wie ich sehe...bringst du mir deinen Sohn."

Elias

William betrat das Gemach mit einem Lächeln auf den Lippen. Er war unendlich froh, dass Henry und er seine Differenzen beigelegt hatten, erst jetzt fühlte er sich wieder vollständig.
Er verneigte sich vor seinem königlichen Cousin und grinste. "Die Freude ist ganz meinerseits." erklärte er und nickte dann. "Er brennt schon seit letztem Frühjahr darauf endlich herzukommen." berichtete William und beobachtete wie sein Sohn vortrat.
Elias hatte den jungen Mann, der neben dem König saß, nur mit einem flüchtigen Blick gestreift, doch er war sich sicher, dass es sich um John of Mortain, den jüngsten Sohn des Königs handeln musste. Die Ähnlichkeit war einfach gegeben. Doch für ihn zählte der König und so ließ Elias sich vor diesem auf ein Knie nieder sinken. "Sire, es wäre mir eine Ehre Euch in Zukunft zu Diensten sein zu dürfen." erklärte er mit einer Mischung aus Erfurcht und Feierlichkeit in der Stimme.

Henry nickte langsam und musterte den Jungen, der nun vor ihm auf ein Knie sank. "Nun, William, du hast mir schon einmal einen Sohn gebracht und ich glaube, ich habe ihn ganz annehmbar hinbekommen. Gehe ich recht in der Annahme, dass dieser hier nicht ganz so rebellisch und draufgängerisch ist wie sein älterer Bruder? Auch, wenn man es bei der Kombination zwischen Joanna und dir nicht viel anders erwarten sollte..."
Er lachte leise und gebot dann dem Jungen mit einer Handbewegung sich zu erheben. "Nun, du sollst mir willkommen sein, mein Junge. Wie ist dein Name?"
Diese erstaunlichen grünen Augen waren in der Tat neu. Edward sah man seine Herkunft ganz genau an, er ähnelte Joanna unglaublich, während er charakterlich eine bunte, aber explosive Mischung der Beiden vereinte. Elias hingegen wirkte etwas ruhiger, aber ein wenig exotisch in seinem Aussehen. Er war gespannt, ob er auch so anders in seinem Verhalten war.

Elias

William neigte den Kopf ein wenig und lächelte. "Das hast du in der Tat, sonst wäre ich auch mit dem nächsten hergekommen. Und ich glaube mit diesem hier wirst du eine Menge Freude haben, er ist wahrlich nicht so ein Querkopf wie sein Bruder" erwiderte er William gutmütig. Es stimmte, William war Henry sehr dankbar dafür, dass er Edward eine Chance gegeben hatte und der Junge sich hier am Hof so gut hatte entfalten können. Und ähnliches erhoffte er sich nun auch für Elias von dem er wusste, dass er ihn immer ein wenig ausgebremst hatte, weil William sich schwer damit getan hatte den nächsten Sohn gehen zu lassen. Elias war ein so angenehmer Charakter, er hatte den Jungen gerne um sich, doch es war nun einmal mehr als an der Zeit ihm eine neue Chance zu geben.
Elias biss die Zähne aufeinander. Er konnte es nicht leiden, wenn man ihn ständig mit einem seiner großen Brüder verglich, denn in gewisser Weise schienen alle drei auf ihre Art unantastbar und für Elias unerreichbar zu sein. Elias erhob sich auf Henrys Zeichen hin und erwiderte den Blick des Königs unerschrocken. Er empfand eine gewisse Erfurcht vor dem König, aber er fürchtete sich nicht. Im Gegenteil. "Ich danke Euch. Mein Name ist Elias of Cornwall, mein König." erklärte er und seine Augen funkelten dabei stolz.

Henry lächelte zurück. "Und es war mir eine Freude. So wie es auch diesmal eine Freude sein wird. Besonders, wenn ich mich nicht ständig ärgern muss, weil er das Gegenteil von dem tut, was man sagt." Er konnte an Elias' Gestik sehen, dass ihm die Vergleiche nicht behagten, aber er würde schon noch lernen, dass er genauso viel erreichen konnte wie seine Brüder.
Mutig war der Junge, das musste man ihm lassen, so wie er ihm in die Augen sah. Henry ging einen Schritt auf Elias zu und musterte ihn.
"Nun denn, Elias, ich bin sicher, du wirst mir beweisen wie fähig du bist." Er machte eine einladende Geste. "Ich bin mir sicher, dass du dich mit meinem Sohn John gut verstehen wirst. Ihr seid gar nicht so weit auseinander, was die Jahre angeht."

Elias

Als der König einen Schritt auf ihn zu machte, straffte Elias die Schultern und hob das Kinn kaum merklich an, um dem musternden Blick entschlossen stand zu halten. Er nickte entschieden. "Das werde ich und ich verspreche Euch, dass Ihr nicht enttäuscht sein werdet." erklärte Elias nachdrücklich.
Sein Blick wanderte zu dem jungen Prinzen hinüber, der vielleicht zwei oder drei Jahre älter als er selbst war. Es kostete Elias beinahe ein wenig Überwindung, aber er wusste schließlich, was sich gehörte, also verneigte er sich mit der Hand auf der Brust. "Mylord, es ist mir eine Freude Euch kennen zu lernen." erklärte er und schenkte John kurz ein etwas schelmisches Grinsen von dem er hoffte, dass es sowohl seinem Vater als auch dem König entging, schließlich sollten diese nicht an seinen Manieren zweifeln.

Prinz John

Henry nickte. "Das glaube ich auch nicht. Nun denn, morgen werde ich dir zeigen, was deine Aufgabe sein wird." Er wandte sich wieder William zu. "Wie lange wirst du bleiben, William? Willst du direkt wieder heim oder leistest du mir ein Weilchen Gesellschaft?", fragte er, auch, damit die beiden Jungen sich ungestört kennenlernen konnten.
John lächelte den Jungen gewinnend an, als dieser sich vor ihm verneigte. "Die Freude liegt ganz bei mir." Er erwiderte das Grinsen nur leicht, zwinkerte ihm aber zu.
"Ich bin John.", sagte er leise. Es wäre sicher schön einen Freund zu haben, der nicht nur mit ihm sprach wie mit einem Prinzen.

Elias

William grinste. "Ich werde nicht jünger, du glaubst doch nicht, dass ich erpicht darauf bin, sofort wieder in den Sattel zu steigen?" feixte William und legte Henry kurz eine Hand auf die Schulter. "Ich wollte ein paar Tage bleiben. Jetzt da Robert in Truro ist und nach dem Rechten sehen kann, kann ich mir hier etwas Zeit lassen."
Elias musterte den Älteren aufmerksam und wog ab, wie weit er gehen konnte. Er fand es schwierig einzuschätzen, was er sich herausnehmen konnte, ohne den jungen Prinzen zu beleidigen. Anderen Jungen gegenüber, die in seinem Alter oder nur wenig älter waren, hatte Elias keine Berührungsängste, aber das hier war immerhin kein normaler Junge und Elias hatte viel zu wenig Zeit am Hof verbracht, um sich hier wirklich aus zu kennen und mit den Gepflogenheiten vertraut zu sein.
Dennoch setzte er alles auf eine Karte als John ihm zuzwinkerte und lächelte. "Elias." erklärte er und streckte John die Hand entgegen. "Vielleicht kannst du mir hier ja ein paar Dinge zeigen?" fragte er dann ein wenig hoffnungsvoll. Es würde einiges einfacher machen, wenn er jemanden hatte, an den er sich halten konnte.

Prinz John

Henry klopfte William grinsend auf den Rücken. "Das wollte ich hören, mein Freund, das wollte ich hören. Ich bin wirklich froh, dass du so denkst. Und Truro ist sicher in guten Händen, auch wenn dein Sohn ein verdammt arroganter Dickschädel ist.", bemerkte er ein wenig pikiert. Die letzte Auseinandersetzung mit Robert hatte er noch deutlich in Erinnerung.
John lächelte zurück, warf einen flüchtigen Blick zu seinem Vater und schlug dann ein. "Ich denke, das kann ich sicher tun. Es gibt einige Dinge zu sehen und ein paar Dinge, die ich dir erklären kann, um dir den Einstieg hier leichter zu machen. Dich du wirst rasch lernen und dich zurecht finden, glaub mir."

Elias

William zuckte mit den Schultern. "Das muss er wohl von seinem Vater haben. Ich hörte, der sei ebenfalls ein ziemlicher Dickschädel." entgegnete William amüsiert. "Aber wo wir gerade bei Söhnen sind, die nach ihren Vätern kommen ... wie sieht es mit Richard aus? Hast du dir schon Gedanken gemacht?" erkundigte William sich nicht ganz ohne Neugier. Er wusste, dass Henry nicht so sonderlich begeistert von der Vorstellung war, Richard als seinen Nachfolger anzuerkennen, aber es war nun einmal der logische Schritt.
Elias nickte dankbar. "Es würde mich freuen. Ich war wirklich noch nicht oft hier am Hof, ich kenne mich im Grunde kaum aus." gestand er freimütig und sah kurz zu seinem Vater hinüber, der mittlerweile in ein Gespräch mit dem König vertieft war. "Wollen wir ... ich meine, könnten wir gleich damit los legen?" fragte er John dann hoffnungsvoll. Lieber war er direkt verschwunden als sich möglicherweise noch mehr Vergleiche mit seinen Brüder anhören zu müssen.

Prinz John

"Möglich, dass du recht hast. Aber sein Vater war zumeist nicht so dermaßen arrogant, doch lassen wir das." Henry seufzte ein wenig genervt. "Wie immer legst du gleich den Finger in die Wunde, ohne Hemmungen. Ja, ich habe mir tatsächlich Gedanken gemacht."
Er bedeutete William kurz zu warten, da er ohnehin das Gespräch der beiden Jungen etwas mit angehört hatte und es ihm lieber wäre, wenn John und Elias seine Gedanken dazu noch nicht erfuhren. "Geh nur, John, und zeig Elias alles." Es war ihm wichtig, dass sein Sohn Freunde fand, auf die er sich verlassen konnte. Er hatte es schwer genug. John lächelte und zog Elias dann mit sich aus dem Raum.
"Nun...ich habe mir Gedanken gemacht. Ich bin bereit Richard als meinen Erben anzuerkennen. Aber nicht einfach so. Dafür muss er auch etwas tun....Im Gegenzug soll John Aquitanien erhalten."

William grinste. "Sicher tue ich das. Das ist schließlich einer der Gründe, weshalb ich hier bin, nicht wahr?" erwiderte er beinahe vergnügt, nickte jedoch und wartete bis die beiden Jungen verschwunden waren. Dann sah er Henry wieder an und wurde schlagartig ernst. Er hatte nicht erwartet, dass Henry sich tatsächlich schon etwas überlegt hatte, viel eher hatte er damit gerechnet, dass sein Cousin die Sache noch weiter aufschob.
Doch was dann kam, sorgte für einen verblüfften Ausdruck auf Williams Gesicht und er konnte ein kurzes Lachen nicht zurück halten. "Wie bitte?" fragte er ungläubig. "Richard soll Aquitanien an John abgeben? Das wird er nie und nimmer tun, Henry. Vergiss es."

Henry nickte leicht. "Ja, vermutlich bist du das." Er wartete interessiert Williams Reaktion ab, die auch ähnlich ausfiel, wie er es erwartet hatte. Ihm war klar gewesen, dass William seine Gedanken nicht gut heißen würde.
"Das war die Idee. Und doch, er wird es tun. Entweder er wird es tun oder er wird eben die Krone nicht bekommen. Da muss er nun eben eine Entscheidung treffen. Wenn er ablehnt, hat er keine Berechtigung mehr die Krone zu fordern, denn er hat sie ausgeschlagen.", erklärte er. "Ich will nicht, dass John völlig leer ausgeht."

William wurde ein wenig unbehaglich zu Mute und er strich sich etwas beklommen über den Bart, der mittlerweile immer mehr graue Strähnen aufwies. "Henry, ich glaube nicht, dass das gut gehen wird. Hast du das mit Eleonore besprochen? Richard wird Aquitanien nicht einfach so abgeben. Aber du weißt selbst, dass er einen gerechtfertigten Anspruch auf die Krone hat."
William wusste, dass diese Sache nicht einfach so beigelegt werden würde. Dafür waren alle Beteiligten viel zu dickköpfig. Man könnte zwar meinen, dass sie aus der Vergangenheit gelernt hatten, aber ganz offensichtlich war dem nicht so.

Henry hob die Schultern. "Du siehst doch sowieso immer schwarz, William. Wenn Richard vernünftig ist, wird er daraufeingehen. Und ich habe es noch nicht mit Eleonore besprochen, weil es erst einmal eine Idee war, die ich mit dir teilen wollte. Er hat einen Anspruch als Ältester, aber nicht auf alles. Wenn ich mein Reich teilen möchte, ist das meine Sache. Und er hat es ja schießlich in der Hand, was er haben möchte, oder?"
Henry winkte ab. "Ich werde es ihm vorschlagen und dann sehen wir, wie es weitergeht." Er hoffte schon, dass es besser werden würde. Dass sich alles so regelte ohne weiteren Streit und er auch John etwas hinterlassen konnte.

Mary war ein wenig nervös als sie von der Krippe der Zwillinge zurück trat und den Blick über die Schlafenden Kinder schweifen ließ. Nicht nur die Zwillinge lagen friedlich schlummernd in ihren Betten, auch ihre drei Töchter waren bereits in ihren Betten und schliefen seelenruhig wie kleine Engel.
Mary riss sich von dem Anblick und ging nach Nebenan. Gerard würde sicher jeden Moment zurück kommen, er hatte nach dem Essen noch ein wenig mit Robert in der Halle gesessen, während Mary die Kinder ins Bett gebracht hatte.
Sie trat an das Fenster und sah hinaus, wenngleich sie in der Dunkelheit kaum etwas im Burghof ausmachen konnte. Heute Morgen hatte Hal ihre Aussegnung vorgenommen und was das für Gerard und sie bedeutete erfüllte sie einerseits mit Vorfreude, andererseits aber auch mit ein wenig Unbehagen. Sie wollte nur zu gerne wieder das Bett mit ihm teilen, doch sie hatte auch die Worte ihrer Mutter in Erinnerung und musste ihr in gewisser Weise Recht geben. Vier Schwangerschaften direkt nacheinander waren keine Leichtigkeit und eine kleine Pause bis zum nächsten Kind würde ihr zweifelsohne gut tun. Wie Gerard jedoch reagieren würde, wenn sie ihm eröffnete, dass sie entsprechende Maßnahmen ergreifen wollte, wusste sie nicht und sie konnte es auch nicht wirklich abschätzen, immerhin war es ein sehr heikles Thema.

Gerard hatte den Abend mit Sehnsucht erwartet, denn er wusste, erst jetzt durfte er mit seiner Frau wieder das Bett teilen. Und wie schwer war ihm der Verzicht gefallen nach all der Zeit der Trennung. Zumal er sich auch fest vorgenommen hatte keine Dirne mehr zu besuchen, wenn er es irgendwie anders aushielt. Er wollte sich wirklich Mühe geben. Also hatte er Mary heute Abend auch nicht gedrängt, sondern noch einen Becher Wein mit Robert getrunken, während sie die Kinder schlafen legte.
Und dann hatte er sich auf den Weg in ihre Gemächer gemacht. Er war so dankbar gewesen, dass ihr Vater ihm erlaubt hatte zu bleiben.
Er öffnete die Tür und trat leise ein. Seine Gemahlin stand am Fenster und Gerard trat zu ihr, um sie von hinten zu umarmen und ihr einen Kuss in den Nacken zu geben.

Mary hörte die Tür und wandte den Kopf, schenkte Gerard ein Lächeln als dieser zu ihr trat. Wie sehr sie ihn doch vermisst hatte in all der Zeit! Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken als Gerard die Arme um sie legte und einen Kuss auf ihren Nacken hauchte. Mary schloss kurz die Augen, dann drehte sie sich in seinem Armen herum, legte die Arme um seinen Nacken und küsste ihn ihrerseits zärtlich.
"Gerard, ich ... wollte noch etwas mit dir besprechen." begann sie dann unverzüglich bevor sie der Mut doch noch verließ. "Jetzt da wir Roland haben, dachte ich ..." Sie zögerte kurz, gab sich dann aber einen Ruck und sprach weiter. "Ich dachte, es wäre vielleicht ganz gut, wenn die nächste Schwangerschaft noch ein wenig auf sich warten ließe. Mit den Zwillingen war es durchaus anstrengend ..." Mary strich Gerard durch die etwas wirren Haare und sah ihn forschend an. "Es gibt Mittel und Wege so etwas herauszuzögern." erklärte sie leise und wurde ein klein wenig rot. Mary war nicht gerade prüde, aber das hier war doch ein recht sensibles Thema und es ausgerechnet mit ihrem Mann zu besprechen war doch etwas ganz anderes als mit ihrer Mutter, ihrer Schwester oder gar der Hebamme. Gerard war nun einmal keine Frau.

Gerard erwiderte Marys Kuss und freute sich sehr auf die Nacht mit ihr. Viel zu lange hatte er auf sie verzichten müssen, sie hatte ihm so gefehlt. Nicht nur körperlich, auch die kurzen Gespräche mit ihr vor dem Einschlafen oder in einer Pause von der Arbeit. Jetzt hingegen kam er sich in Essex so unendlich einsam und verloren vor.
"Du willst etwas besprechen? Jetzt, wo ich nur noch an dich denken kann?", fragte Gerard amüsiert. Doch er lauschte ihr und wünschte sich im nächsten Moment fast, er hätte es nicht getan. "Das heißt...du willst kein Kind mehr?", fragte er entsetzt. Das war nun wirklich ein harter Schlag.  Hinauszögern, ja, aber wie lange wollte sie es hinaus zögern? Allein der Gedanke daran trieb ihm leichte Röte ins Gesicht. Er wollte es so genau gar nicht wissen, was für Möglichkeiten es da gab. "Eigentlich dürftest du an so etwas nicht einmal denken, woher weißt du von solch sündigen Dingen?" Es war nicht gewollt, dass eine Frau verhindern konnte ein Kind zur Welt zu bringen, wenn sie verheiratet war. Und doch....war das nicht der Moment, da er sich beweisen konnte? Beweisen, dass er Mary vertraute und dass er sie nicht drängen würde, vor allem da sie ihm einen Sohn geschenkt hatte? Er biss kurz die Zähne zusammen und schluckte sein Unbehagen und den aufkommenden Zorn hinunter.
"Na gut....wenn...wenn du es für das Beste hältst."