William und Joanna - ab 1184 bis 1185

William legte den Kopf etwas zur Seite und betrachtete seinen Sohn nachdenklich. Er war froh über diese Offenheit, die Elias plötzlich an den Tag legte und vor allem war er erleichtert, dass sie halbwegs ruhig über dieses Thema sprechen konnten, dass der Junge nicht gleich schäumend vor Wut aus dem Raum gestürmt war. "Du hast Recht, ich hatte nie einen großen Bruder, aber dafür hatte ich in gewisser Weise Henry. Er war mir immer ein wenig voraus, hatte immer größere Ziele und in allem Vorrang. Egal wie meine Wünsche aussahen, wenn Henry sie ebenfalls hegte, war er immer derjenige, der sie sich zuerst erfüllte. Das ist bei Weitem nicht das Gleiche und vermutlich hast du Recht, ich kann dich nie voll und ganz verstehen, aber ich habe eine bessere Vorstellung vom dem, was dich bewegt, als du ahnst." erwiderte William sanft.
Dann runzelte er ein wenig die Stirn. "Nun, das Verhältnis der Plantagenets zueinander muss man nun wahrlich nicht verstehen. Henry kann von seinen legitimen Söhnen nur John wirklich leiden, mit den anderen kommt er bald noch weniger zurecht als Eleonore mit ihrem jüngsten Sohn." William zuckte mit den Schultern.
William sah seinem Sohn einen Moment lang in die Augen als dieser sich etwas vor lehnte, dann schloss er die Augen und rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken. Dann sanken seine Schultern kaum merklich hinab und er sah Elias wieder an. "Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, dass ich dich hindern müsste." erklärte er und klang ein wenig müde. Er wusste, dass er Elias nur gewaltsam aufhalten würde und sie wussten beide, dass er das nicht tun würde. Nicht tun konnte. So etwas brachte William einfach nicht fertig. "Wenn ich dir meinen Segen für deinen Treueschwur gebe, würdest du dann darauf verzichten nach Irland zu gehen?" fragte William, obwohl er die Antwort schon kannte.
Dennoch, schon bei dem Gedanken daran, Elias würde ausgerechnet mit John nach Irland ziehen, verursachte ihm Übelkeit. Die Angst um seinen Sohn war wie ein glühend heißer Stein, der in seinem Magen lag und ihn nicht ruhen ließ.

Elias

Elias schüttelte den Kopf. "Aber Henry ist der König. Ist es da nicht normal, dass sich dessen Wünsche zuerst erfüllten? Schließlich erfüllst selbst du sie ihm. Aber ich kann nirgendwo anfangen, ohne dass einer meiner Brüder schon vor mir dort war."
John war die einzige Möglichkeit, eigene Wege zu gehen. "Siehst du...John tut mir leid. Sie haben immer nur Unfrieden in der Familie, dabei will er das gar nicht."
Elias erwiderte den Blick seines Vaters ernst. "Ich hatte gehofft, dass du mich nicht daran hindern möchtest.", erklärte er im Gegenzug. Sein Vater würde ihn nicht mit Gewalt hier halten, aus dem Alter war er heraus. Aber ob es so förderlich für ihre Beziehung war, wenn er einfach ging? Er seufzte leise auf.
"Und wie soll das gehen, Vater? Wenn ich ihm die Treue schwöre, wird er mich doch erst recht mit nach Irland nehmen wollen."

"Jetzt ist er der König, ja. Als wir uns kennen lernten, war die Krone noch unglaublich weit entfernt." erwiderte William. Aber natürlich hatte Elias recht. Sein Leben lang hatte er Henry seine Wünsche erfüllt, egal um was es ging, auch wenn das bedeutet hatte, dass er selbst hatte zurück stecken müssen.
William zog eine Augenbraue in die Höhe. "Und doch ist er nicht unwesentlich Schuld an den Auseinandersetzungen. Er gießt nur zu gern Öl ins Feuer."
William fuhr sich über das Gesicht und unterdrückte ein Seufzen. "Und wenn du ihm die Treue schwörst, sobald er aus Irland zurück ist?" schlug William vor, wenngleich er wusste, dass auch dieser Vorschlag bei seinem Sohn nicht gerade auf Gegenliebe stoßen würde.
"Ich möchte einfach nicht, dass dir etwas zustößt." gestand William dann leise.

Elias

Elias seufzte leise. "Ich glaube, wir werden dabei kaum zu einer gemeinsamen Meinung kommen. Ich kenne ihn einfach besser, als du glaubst. Und er wünscht sich sehr, dass ich ihm auch offen die Treue schwöre und zu ihm halte. So bin ich doch nur irgendein Knappe seines Vaters."
Er verzog leicht das Gesicht.
"Und mich drücken? Dann würde ich ja als Feigling da stehen." Das gefiel ihm gar nicht. Aber ein bisschen Gewissensbisse hatte er ja schon.
"Ich weiß....aber da sist eben nicht so einfach. Ich werde darüber nachdenken."

William seufzte leise. "Tja, dass du das so siehst, dachte ich mir durchaus." William atmete tief durch und lehnte sich etwas vor, um Elias eine Hand auf die Schulter zu legen. "Ich möchte einfach nur, dass es dir gut geht, Junge." murmelte er. "Ich weiß, wie schwierig das ist, aber ..." William schüttelte leicht den Kopf. "Ich weiß allerdings auch nicht so recht, was du dir erhofft hattest. Dass ich deine Idee freudestrahlend begrüße? Du weißt doch, wie ich zu John stehe." erklärte er dann.
Aber letztlich war er ja froh, dass Elias noch immer zu ihm kam und nicht einfach tat, was ihm gerade in den Kopf kam.

Thomas

Thomas sah sich ein wenig unbehaglich um. Er war gerade aus dem Sattel seines Ponys gestiegen und hielt es nun am Zügel fest. Obwohl das hier der Ort war, an dem er geboren worden war und an dem er mehr Zeit verbracht hatte als in Oxford, hatte er begonnen Oxford als sein Zuhause anzusehen. Truro kam ihm ein bisschen unheimlich vor. Er war froh, dass Edward ihn begleitete.
Besonders aufgeregt war er bei dem Gedanken daran gleich Philippe gegenüber zu stehen. Was, wenn der Bruder seines Stiefvaters ihn nicht leiden konnte? Wenn er sich dumm anstellte und der ihn heim schickte? Wenn er Edward wieder nur enttäuschte?
"Gehen wir gleich zu Philippe?"

Edward hatte Thomas nach Truro begleitet und hatte ein wenig amüsiert beobachtete, wie der Junge nervöser geworden war je dichter sie Truro gekommen waren. Gleichzeitig hatte es ihm aber auch auf seltsame Art und Weise das Herz gewärmt, denn es zeigte ihm, dass Thomas sich in Oxford mittlerweile wohler fühlte. Und sie beide kamen immer besser zurecht.
Edward glitt aus dem Sattel, strich Chouchou über den Hals und sah Thomas dann an. "Möchtest du denn gleich zu ihm oder willst du dich erst mal wieder ein bisschen umsehen? Mir ist es egal, Philippe ist gerade vermutlich eh am arbeiten, wie würden ihn also sicher nicht warten lassen, wenn wir erst später zu ihm gehen.

Thomas

Thomas schaute skeptisch zu seinem Stiefvater auf und biss sich auf die Unterlippe. Einerseits war es verlockend sich alles anzusehen, bevor er hier blieb. Auch, was aus dem Wirtshaus seines Vaters geworden war. Andererseits wollte er die erste Begegnung mit Philippe schnell hinter sich bringen, so aufgeregt wie er war.
"Wir könnten....uns kurz ein bisschen umsehen? Und dann zu ihm gehen?" Er schluckte und grub die Finger in das lange Fell des Ponys. "Bist du sicher, dass er mich mag?"
Er wollte nicht hier bleiben, wenn er sicher war, dass Philippe ihn nicht leiden konnte. Er war doch nur der Sohn eines Wirts. Eines Schlägers noch dazu...

Edward nickte. "Sicher. Wir sehen uns ein wenig um und dann schauen wir, wo wir Phil finden." erwiderte Edward und gab Chouchous Zügel an einen Stallburschen weiter. Er trat neben Thomas und legte den Arm um dessen Schultern. "Na klar. Ich meine ... wenn sogar ich einen solchen Rotzlöffel wie dich in mein Herz schließen kann, dann Phil erst recht. Du wirst feststellen, dass er ein unglaublich offener und gütiger Kerl ist. Du wirst ihn mögen, glaub mir. Und solange du nicht sein Haus anzündest oder den Gäulen irgendetwas tust, wird er dich schnell in sein Herz schließen, sei versichert."

Thomas

Thomas hatte sich ein wenig beruhigt gefühlt und hatte sich mit Edward gemeinsam neugierig im Dorf umgesehen und sogar kurz die Burg besucht. Nun aber blieb ihm keine andere Wahl mehr, er würde seinem neuen Lehrmeister gegenüber treten müssen.
Eigentlich freute er sich ja auch auf die Zeit hier, er würde viel lernen. Aber er hatte bereits so viel in seinen jungen Jahren erlebt, dass er auf solch neue Bekannschaften eher mit Misstrauen reagierte. Und nun standen sie beinahe vor Philippe, Edward hatte schon angefangen ihn zu begrüßen und Thomas schlug das Herz bis zum Hals.

Philippe hatte nicht allzu lange überlegen müssen als Edward ihn gefragt hatte, ob er Thomas für eine Weile nach Truro zu schicken. Er hatte mit Amelié gesprochen und da sie einverstanden war, hatte er Edward umgehend geantwortet - und nun waren sie hier.
Er begrüßte Edward herzlich und richtete seinen Blick dann auf den Jungen, der etwas hinter Edward stand. "So Thomas, du willst also lernen, was es hier in den Stallungen alles zu tun gibt, hm?" begrüßte er den Jungen und streckte ihm die Hand entgegen. "Hast du denn schon viel Erfahrung?" erkundigte er sich neugierig.

Thomas

Thomas schaute mit großen Augen zu Philippe auf und ergriff dann zaghaft die angebotene Hand, um sie zu schütteln. Bisher machte Edwards Halbbruder einen recht netten Eindruck. Er schien nicht allzu streng zu sein, so wie es aussah.
"Ja, das würde ich gerne.", brachte Thomas schüchtern heraus. "Ich habe in Oxford schon in den Stallungen mitgeholfen und ich glaube, ich kann ganz gut mit Pferden umgehen.", erklärte er dann. Oxford sein Zuhause zu nennen hatte er dann doch nicht über die Lippen gebracht. Das war seltsam kompliziert....Wo war denn sein Zuhause?

Philippe grinste leicht. "Na das klingt doch schon mal vielversprechend. Edward hat mir geschrieben, dass du sogar auf Chouchou reiten kannst, ich denke, das spricht auch schon mal für dich, Junge." erklärte Philippe und klopfte Thomas leicht auf die Schulter. "Komm, wir drehen mal eine Runde und ich zeige dir alles genau, was hältst du davon? Ein Teil der Pferde ist auf den Koppel, wir können dort vorbei schauen und ich erkläre dir wie es in nächster Zeit laufen wird, wie klingt das?"
Der Junge sollte bei ihm zu Hause wohnen und auch wenn Amelié es nicht gesagt hatte, sie hatte sich alle Mühe gegeben alles ordentlich herzurichten und schien fast ein wenig aufgeregt, so freute sie sich auf den kleinen Besucher.

Thomas

Thomas nickte ein wenig mutiger. "Ja, ich glaube, Chouchou mag mich. Edward hat mir schon ein paar Reitstunden auf ihm gegeben.", erklärte er dann eifrig. Er folgte Philippes Aufforderung sofort und hing mit beinahe so etwas ie Verehrung an den Lippen des älteren Bruders seines Stiefvaters. Philippe war so, wie er einmal sein wollte.
"Das klingt gut.", bestätigte er. Und wenn Philippe so nett blieb, würde er sich sicher wohl fühlen bei ihm und seiner Familie.
"Wie viele Pferde gibt es hier?", fragte er schüchtern.

"Das sind doch schon einmal gute Voraussetzungen, Chouchou ist schließlich sehr wählerisch." bemerkte Philippe amüsiert und warf Edward einen Blick zu. "Also gehe ich davon aus, dass du einen ähnlichen Sturkopf hast, wie Ed." fügte er hinzu und machte dann eine einladende Geste, die Stallgasse entlang.
"Nicht wahr?" Philippe grinste und führte den Jungen zunächst an den Boxenreihen entlang. Seine Augen funkelten belustigt bei Thomas' Frage. "Wie wäre es, wenn du sie schätzt? Ich zeige sie dir alle und du tippst, wie viele es sind. Anschließend gehen wir zu mir und ich zeige dir die Bücher, dort sind alle aufgelistet. Dann kannst du auch gleich einmal beweisen, wie gut du lesen kannst." erwiderte Philippe.

Thomas

Thomas lächelte ein bisschen stolz. "Danke." Er unterdrückte ein Lachen. Sturkopf. Dabei war Edward nicht einmal sein einlicher Vater. Auch wenn er immer mehr das Gefühl davon bekam, einfach, weil er sich um ihn kümmerte.
"In Ordnung, ich werde es versuchen.", erwiderte er eifrig. Und er nahm sich vor, zumindest ein bisschen mitzuzählen. Aber aufgeregt war er schon, besonders was das Lesen anging. Das war nicht gerade seine Stärke.
"Ich werde mir Mühe geben."

Philippe grinste breit und nickte dann zufrieden als Thomas so eifrig zustimmte. Wenn der Junge sich mit der Zeit weiterhin so begeistert auch an die Arbeit machte, würden sie beide gut miteinander auskommen, da war er sicher. Und Amelié würde den Kurzen erst Recht in ihr Herz schließen.
Nachdem er Thomas die Stallungen und die Sattelkammer gezeigt hatte, führte er ihn zu den weitläufigen Weiden hinüber.
Er trat an das erste Gatter heran und deutete auf die Gruppe von Pferden, die ein wenig entfernt standen und zufrieden grasten. "Hier auf dieser Koppel stehen die Zuchtstuten. Ein paar haben bereits gefohlt, auf die restlichen Fohlen warten wir noch." Philippe lächelte leicht. "Ich würde vorschlagen, wir gehen erst noch etwas weiter, ich zeige dir die Jungtiere und die Hengste und auf dem Rückweg schauen wir uns die Fohlen einmal genauer an."

Thomas

Thomas sog alle Informationen gierig in sich auf. Er wollte Philippe und Edward beweisen, dass er auch etwas wert war und sich anstrengen konnte.
Fasziniert beobachtete er aus der Ferne die Fohlen und fieberte darsuf hin sie endlich aus der Nähe zu sehen. Die Zucht in Oxford war noch nicht so weit, dass sie viele Fohlen hatten. Umso mehr freute er sich darauf.
"Darf ich...darf ich dann auch mal dabei sein, wenn ein Fohlen auf die Welt kommt?" Er hoffte so sehr, dass man es ihm erlauben würde. "Ich bin auch gewiss ganz ruhig."

Philippe sah das Leuchten in den Augen des Jungen und war sich sicher, dass Thomas hier im Gestüt wirklich gut aufgehoben war. Bei der Frage des Jungen zog Philippe eine Augenbraue in die Höhe. "Wo denkst du denn hin? Glaubst du wirklich, ich lasse dich im Bett friedlich schlummern, während es hier draußen Arbeit zu tun gibt? Du wirst bei jedem Fohlen dabei sein, das wir auf die Welt holen und wenn nötig wirst du auch mit anfassen. Dafür bist du immerhin her gekommen, nicht wahr?" erinnerte Philippe ihn mit einem Lächeln und blieb dann bei den Hengsten stehen, die auf der Koppel standen, die am weitesten von den Stuten entfernt war. "Das hier sind die Hengste. Mit einigen wirst du auch schon umgehen können, aber das zeige ich dir, wenn es soweit ist. Aber egal wie lieb sie sind, du wirst immer gut aufpassen müssen. Den Kerlen fällt manchmal aus dem Nichts heraus eine Menge Unfug ein. Und sie sollten immer genügend Abstand zu den Stuten haben." Suchend sah Philippe sich um, dann lächelte er und deutete auf einen Fuchs, der sich etwas abseits über einen besonders grünen Flecken Gras hermachte. "Da, siehst du den Fuchs? Das ist Chouchous Vater." erklärte er Thomas.

Thomas

Im ersten Moment war Thomas enttäuscht, als Philippe scheinbar ablehnte. Dann breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. "Ja! Das würde ich gern." Allein der Gedanke machte ihn glücklich. Was für eine Traumwelt das hier war....Den ganzen Tag nur von Pferden umgeben zu sein und sich keine Sorgen um seine Lateinaufgaben machen zu müssen....das war eine wundervolle Aussicht.
Aufmerksam beobachtete er die Hengste, die sich am saftigen Grün gütlich taten. "Ich werde immer vorsichtig sein.", versprach er.
"Echt? Chouchous Papa? Wie toll! Der ist ja schön", staunte er. "Ist Chouchous Mama auch hier?" Und während er es aussprach, dachte er kurz daran, wie gern er das alles hier auch seine Mutter gezeigt hätte. Damit sie endlich einmal stolz auf ihn sein konnte.

"Prima, dann sind wir uns ja einig." erwiderte Philippe und nickte dann mit einem stolzen Lächeln auf den Lippen. "Das ist er. Ein wahrer Prachtkerl, wenn auch gleich nicht mehr der Jüngste. Dennoch, er gehört zu den Stammvätern unserer Zucht und ist ein hervorragendes Schlachtross." Philippe nickte und deutete hinüber zu den Stutenkoppel. "Sie steht bei den anderen Stuten, ich zeige sie dir, wenn wir dort auf der Koppel sind. Du wirst Augen machen, wenn du die kleine Diva siehst." versprach Philippe lachend.

Thomas

"Das ist er..." Und einen Moment träumte Thomas davon, einmal so ein prächtiges Pferd besitzen zu können. Das würde vermutlich niemals der Fall sein, aber er konnte sich wenigstens mit ihnen umgeben. Auch, wenn der Gedanke schwer war, dass sein jüngster Bruder all das eines Tages einmal bekommen würde. Er würde so viel mehr sein...
"Ich bin wirklich gespannt auf seine Mutter. Sie ist bestimmt eine sehr hübsche Stute. Hat Chouchou viele Geschwister?"
Hier und dort Fragen stellend lernte er nach und nach das ganze Gestüt kennen. Fasziniert freundete er sich mit Stuten und Hengsten an, dann ging es wieder zu den Fohlen und eines von ihnen kam neugierig zum Zaun, um sich von Thomas streicheln zu lassen. Der Junge strahlte mit der Sonne um die Wette, als er seine Finger in das weiche Fohlenfell vergraben konnte.
Und er war auch gespannt darauf Philippes Frau kennenzulernen.

"Oh ja, das ist sie." erwiderte Philippe und lachte dann leise. "Und wie viele. Ein paar Vollgeschwister und eine ganze Menge Halbgeschwister. Diejenigen von ihnen, die noch hier auf dem Gestüt sind, wirst du mit der Zeit alle kennen lernen." erklärte er und ging mit dem Jungen zurück zu der Stutenkoppel.
Zufrieden beobachtete er, wie eins der Fohlen neugierig näher kam und Thomas sofort mit ihm Freundschaft schloss. Er gab dem Jungen eine Weile Zeit, um mit dem Fohlen zu schmusen und auch die restlichen auf der Koppel zu bestaunen, zeigte ihm Esperanze und führte ihn dann in Richtung seines Hauses.
Edward hatte sich vorerst in Richtung Burg verabschiedet, so dass sie beide den Rundgang in Ruhe beenden konnten. "Und hier wirst du deine Nächte verbringen, hier wohne ich mit Amelié und den Kindern." erklärte Philippe als sie vor dem kleinen Häuschen anhielten. "Du wirst meine Frau und unsere kleine Charlotte gleich kennen lernen, die anderen zwei treiben sich aber mit Sicherheit irgendwo in der Gegend herum. Aber spätestens heute Abend zum Essen tauchen sie schon wieder auf." berichtete Philippe, öffnete dann die Tür und wies einladend hinein. "Dann mal los, immer rein mit dir."

Thomas

"Darauf freue ich mich schon." Thomas sah sich alles ausgiebig an und vergaß die Zeit völlig. Er hatte kaum bemerkt, dass Edward sich verabschiedet hatte und er nun mit Philippe alleine unterwegs war. Er mochte seinen neuen Lehrmeister gern und fühlte sich gut aufgehoben.
Thomas folgte nun ein wenig aufgeregt zu seinem neuen Zuhause für die nächste Zeit. Hoffentlich war Amélie auch so nett.
"Müssen sie nicht zu einer bestimmten Zeit zurück sein?" Diese lockere Art der Erziehung faszinierte ihn durchaus. So war es bei ihm nicht zugegangen.
Vorsichtig trat er ein und sah sich einer hübschen, blonden Frau gegenüber. Hastig verneigte Thomas sich etwas unbeholfen.

Philippe zuckte leicht mit den Schultern. "Sicher. Wenn es dunkel wird, sollen sie wieder hier sein. Aber Claire ist sicher wieder bei ihren Freundinnen auf der Burg, dort ist sie gut aufgehoben und ab und an schläft sie auch dort. Und Sebastién ... weiß der Himmel, wo der Junge sich herum treibt, aber er ist sieben Jahre alt und weiß, dass er keinen Unfug anstellen darf. Solange er pünktlich zum Essen am Abend zurück ist, soll es mir gleich sein. Er wird später noch genug Arbeit und viele Pflichten haben, da soll er sich ruhig ein wenig austoben." Er sah Thomas grinsend an. "Er wird dich mit Sicherheit bei erst bester Gelegenheit mitnehmen wollen auf einen seiner Streifzüge."
Amelié war ein wenig am Aufräumen in der Küche, Charlotte saß zu ihren Füßen auf dem Boden und spielte vergnügt mit einem Holzpferdchen, als die Tür geöffnet wurde. Sie entdeckte Philippe, der einen Jungen vor sich her schickte.
Amelié drehte sich ganz herum und trat auf den Neuankömmling zu. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und umarmte ihn ohne zu zögern. "Du bist also Thomas, nicht wahr? Ich bin Amelié. Es freut mich dich kennen zu lernen. Hast du Hunger oder Durst? Die Reise war doch sicher anstrengend."