William und Joanna - ab 1184 bis 1185

Nur zu gern war James der Einladung seiner Schwester gefolgt und begleitete sie nun durch den Garten. Bordeaux gefiel ihm ausgesprochen gut und er hatte gerne einen kleinen Umweg in Kauf genommen, um hier Station zu machen. So konnten sie dann schließlich auch alle gemeinsam nach England reisen.
James hatte die Hände in die weiten Ärmel seines Gewandes geschoben und ließ den Blick fasziniert durch den Garten schweifen. Es war eine wirklich schöne Anlage und in seinen Gedanken malte er sich aus, wie er selbst einmal in der Lage sein würde, solch einen Garten ausgestalten zu lassen.
Beatrice holte ihn dann jedoch wieder in die Wirklichkeit zurück und er schenkte seiner Schwester ein Lächeln. "Ich ebenso. Es ist wunderschön hier und wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, die Gelegenheit musste ich einfach ergreifen, um her zu kommen." erwiderte er schmunzelnd. "Und eure Kinder sorgen immer für gute Laune und sind erstaunlich neugierig ... aber einen Geistlichen werde ich wohl aus keinem von ihnen machen können." fügte James hinzu und lachte leise.
Als sie auf Alan zu sprechen kam, nickte er ruhig. Er hatte mittlerweile gelernt gelassen zu reagieren, denn nur so würde nicht auffallen, dass Alan und ihn mehr verband. "Das ist er. Der treuste den ich mir vorstellen könnte. Seit wir gemeinsam in York waren, haben wir so viel zusammen erlebt ... ich bin froh, dass er sich entschlossen hat mit nach England zu kommen, selbst jetzt wo sein Weg so eine ganz andere Richtung eingeschlagen hat als der meine. Aber seine Bilder sind ein wahres Gottesgeschenk, du musst sie dir unbedingt genauer ansehen. Er arbeitet derzeit an der Ausgestaltung einer Bibel für mich, es ist wirklich faszinierend, was er mit so ein bisschen Farbe anstellen kann."

Beatrice betrat einen der schmalen Seitenpfade, der sie durch eine Allee aus Birken führte. Dort würden sie besonders ungestört sein, niemand würde hören, was sie besprechen.
"Nein, das wirst du wohl nicht.", bestätigte sie lachend. "Dazu tragen sie allesamt zu sehr Richards Erbe, glaub mir."
Sie lächelte sanft. "Ich bin froh, dass du jemanden an deiner Seite hast, auf den du dich verlassen kannst. Das ist wichtig. Ich werde mir seine Bilder ansehen. Richard hat bereits angedeutet, dass er eventuell einen kleinen Auftrag für Alan hat."
Beatrice atmete durch. "Richard....hatte gestern Abend eine Vermutung. Ich meine, es ist absurd und sei mir nicht böse, dass ich frage, aber du wirst mir als deine Schwester sicher die Wahrheit sagen. Es...es beschäftigt mich einfach. Richard meinte, Alan und du, ihr wärt mehr als nur Freunde, wenn du verstehst was ich meine."

James lächelte leicht. "Tatsächlich? Das würde Alan sicher freuen, dann hat er ein bisschen was zu tun bis wir in England sind." erwiderte er, wurde jedoch vorsichtig als er spürte, dass Beatrices Haltung sich veränderte. Mit einem Mal war die Unbeschwertheit zwischen ihnen wie weggeblasen und an ihre Stelle war ungewohnter Ernst und Zweifel getreten.
James ließ den Blick einen Moment lang dem Weg vor ihnen folgen und biss die Zähne aufeinander. Seine Kiefermuskeln wurden hart und er spürte sein Herz wie verrückt in seinem Brustkorb hämmern, doch er zwang sich zur Ruhe und sah Beatrice schließlich wieder an. "Nein, ehrlich gesagt, verstehe ich nicht was du meinst." erwiderte er ernst und musste sich bemühen keine Ablehnung in seine Stimme treten zu lassen. Es war immerhin seine Schwester, die hier neben ihm ging, doch trotzdem ... er wollte nicht, dass noch mehr Leute von seinem Geheimnis erfuhren. Dass noch mehr Leute ihn so befremdlich ansahen und er den stillen Vorwurf in ihren Augen las, wie ausgerechnet er als Geistlicher so etwas verwerfliches tun konnte. "Wie kommt Richard überhaupt auf so etwas? Hat er nichts besseres zu tun als mir irgendwelche Dinge zu unterstellen?" James merkte selbst, dass er ärgerlich klang, aber er fühlte sich in die Ecke gedrängt und das hasste er zutiefst.

Beatrice spürte ebenfalls die veränderte Stimmung und das tat ihr leid. Doch sie musste die Wahrheit wissen. Und so ungewöhnlich verärgert wie James reagierte, war sie plötzlich gar nicht mehr so davon überzeugt, dass es nur Gespenster waren, die Richard gesehen hatte.
Sie blieb stehen und legte James die Hände auf die Schultern. "James...du weißt, was ich meine. Bist du...bist du verliebt in ihn? Ich kann nicht glauben, dass du für eine Bettgeschichte alles aufs Spiel setzt, daher musst du ihn lieben, wenn daran etwas Wahres ist.", erwiderte sie sanft.
Sie seufzte und hob den Blick kurz zum Himmel. Sie würde James wohl sagen müssen, was dahinter steckte. Doch vielleicht kam sie noch darum herum.
"Richard hat einen Blick für solche Dinge. Er ist ein guter Beobachter und meinte, eindeutige Blicke zwischen euch zu sehen. Er meint es nicht böse, er war nur interessiert.", erklärte sie ein bisschen ausweichend.

Nur widerwillig ließ James sich von Beatrice aufhalten und starrte sie mit aufeinander gepressten Lippen an. "Und wenn es so wäre?" brachte er schließlich hervor und klang vor Wut und Verzweiflung ein wenig heiser. "Was dann? Soll ich dann meine Sachen packen, damit ich deinen Kindern kein schlechtes Vorbild bin?"
Er lachte trocken auf. "Einen Blick für solche Dinge? Herrje, wenn selbst dein Mann es herausfindet, der weder mich noch Alan wirklich kennt, muss es ja mehr als offensichtlich sein. Vielleicht sollte ich dann besser nicht nach London gehen, sondern mich irgendwo in einer Höhle verkriechen ..." Oh es war so bitter, dass er nicht sein konnte, wer er eigentlich war. Dass er sich verstecken musste und jedes Mal, wenn jemand es herausfand, musste er die Konsequenzen fürchten, musste er sich rechtfertigen für das, was er fühlte. Es machte ihn schier verrückt.

Beatrices Augen weiteten sich. Es war wirklich wahr. Ihr Bruder hatte ein Verhältnis mit einem Mann. Richard hatte recht gehabt. Sie schluckte schwer und war zu ihrem eigenen Erstaunen weniger überrascht, als sie vermutet hatte. James' Reaktion war so...eindeutig gewesen.
"Was denkst du denn von mir?", fragte sie tonlos. "Wie kannst du so von mir denken, du bist mein Bruder! Ich würde dich niemals wegschicken. Den Kindern ist es doch ohnehin egal und sie lieben dich."
Beatrice lächelte traurig und sah kurz zur Seite.
"Ihr seid nicht offensichtlich, glaube mir. Ich wollte es nicht glauben. Aber Richard...Richard hat wirklich einen Blick für solche Dinge, weil...weil er weiß, wie es sich anfühlt." Sie hob ruckartig den Kopf und sah James wieder direkt in die Augen.
"Dein Geheimnis für meins, James. Damit du nicht glaubst, ich würde das Wissen gegen dich verwenden, auch wenn das selbstverständlich sein sollte. Mein Mann hat schon seit Jahren Affären. Manchmal längere, manchmal nur für eine Nacht. Weil ihn bestimmte...Gelüste hegen, die ich nicht befriedigen kann. Richard hat eine Schwäche für stattliche, junge Ritter....", brachte sie schließlich hervor. Nur Robert wusste es, niemand sonst. Und jetzt...jetzt James.

James schloss kurz die Augen. "Verzeih, ich wollte dir nichts unterstellen." presste er mühsam hervor. "Es ist nur ... so schwer ..."
Er schlug die Augen wieder auf und sah Beatrice an als diese weiter sprach. Und dann fühlte er sich plötzlich so als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Für einen Moment war seine Überraschung so groß, dass er zwar den Mund öffnete, um etwas zu erwidern, jedoch nichts hervorbrachte. Dann sickerten Beatrices Worte langsam aber sicher wirklich zu ihm durch und er schlang die Arme um seine Schwester und zog sie an sich. Einen Moment lang hielt er sie schweigend fest, dann brach sich die Absurdität dieser Situation Bahn und James konnte nicht anders als zu lachen. Es war so eigenartig ... er hatte mit Alan auf dem Weg hier her noch darüber gesprochen, dass sie hier besonders vorsichtig sein wollten, damit nicht noch mehr Leute es erfuhren. Und mit einem Mal stellte sich seine Sorge als unbegründet heraus. Mit einem Mal erschien es ihm als sei Beatrice die einzige ihm nahe stehende Person, der er sich wirklich anvertrauen konnte.
"Oh Gott ... Bea, lass uns einen Moment hin setzen, ja? Ich glaube, meine Knie geben sonst bald nach." brachte James schließlich ein wenig keuchend hervor als er sein Lachen wieder im Griff hatte.

"Ich weiß...ich weiß." Beatrice presste die Lippen zusammen und schluchzte doch leise auf, als James sie in die Arme zog. Es tat so unendlich gut sich jemandem anzuvertrauen, der sie verstehen konnte. Gerade bei James wäre es nicht abwegig, wenn er Richard mehr verstehen würde als sie. Und doch fühlte sie sich so verstanden und geborgen in seinen Armen.
Einen Moment genoss sie diese Umarmung und quittierte sein Lachen mit einem zarten Lächeln. Sie nickte und setzte sich gemeinsam mit ihm auf eine Bank, dicht neben ihm, die Hand auf seinen Oberschenkel gelegt.
"Es ist für keinen von uns einfach, Jamie..." Seit er ein kleiner Junge gewesen war, hatte sie ihn nicht mehr so genannt, aber jetzt waren sie sich nahe wie lange nicht mehr. "Tag für Tag spiele ich jedem ein Theater vor....sogar unseren Eltern."

James ließ sich auf der nächsten Bank nieder und legte ohne zu zögern einen Arm um seine Schwester. Mit einem Mal war mehr als nur Ungezwungenheit zwischen ihnen, es war eine Vertrautheit, die er vorher so noch nie empfunden hatte. Er hatte sich immer gut mit Beatrice verstanden, doch der Altersunterschied zwischen ihnen war so groß, dass sie bereits kurz davor gewesen war, als junge Frau angesehen zu werden als er noch ein kleiner Bengel gewesen war, der gerade Laufen lernte. Ihr Vertrauter war immer Robert gewesen und James war stets der kleine Bruder gewesen, das Anhängsel, dem man gerne irgendwelche Geschichten erzählte oder ihn irgendwo mit hin nahm, wenn man großzügiger Stimmung gewesen war. Doch jetzt, jetzt fühlte er sich ihr eigentümlich verbunden.
Ein leichter Schauer fuhr ihm über den Rücken als sie seinen Kosenamen verwendete, einen Namen, den er nur noch höchst selten zu hören bekam.
"Wir sind alles Schauspieler, Bea. Wir alle spielen unser eigenes Stück und hoffen, dass wir Akt um Akt bis zum Ende überstehen." erwiderte er leise. Er legte seine freie Hand auf die ihre, die auf seinem Oberschenkel lag. "Vielleicht solltest du dich ihnen anvertrauen." schlug James sanft vor. "Es ... ist irgendwie befreiend. Und ich glaube, nachdem ich ihnen erzählt habe, wie es um mich steht ... nun, ich denke, sie werden wirklich verständnisvoll sein, wenn du damit zu ihnen kommst."

Beatrice lehnte sich dankbar an ihren Bruder und genoss den vertrauten Moment in vollen Zügen. Und doch stimmte es sie traurig, dass sie Beide nie wirklich sie selbst sein konnten.
"Du hast wohl Recht. Aber ich kann mich ihnen nicht anvertrauen. Das würde noch mehr Menschen einweihen und außerdem würde Vater Richard den Hals umdrehen. Sie würden niemals Verständnis dafür haben, dass ich noch hier bei ihm bin. Er hat ihm damals versprochen ihm das Leben zur Hölle zu machen, wenn er mir weh tut. Das tut er zwar, aber er tut es nicht absichtlich. Er kann einfach nicht anders. Er hat es versucht, aber das Verlangen lässt sich nicht unterdrücken. Und ich sinke immer tiefer."
Unglücklich legte sie die Hand auf ihren zart gewölbten Bauch. "Aber ich liebe ihn nun einmal so sehr. So wie du Alan liebst."

James seufzte leise. "Richard kann sich wirklich glücklich schätzen, dass er dich hat." erwiderte er leise. Er konnte verstehen, wie Richard sich fühlen musste. Zwar hatte es für James nie eine Frau gegeben, aber sein Wunsch eine geistliche Laufbahn einzuschlagen, hatte ihn in nicht weniger große Gewissenskonflikte gestürzt als er seinen Neigung für andere Männer entdeckte. Und es plagte ihn noch immer, Tag für Tag, aber er konnte und wollte weder das eine, noch das andere aufgeben.
James betrachtete seine Schwester nachdenklich und legte dann ebenfalls eine Hand auf ihren Bauch, strich federleicht über die sachte Wölbung und lächelte. "Gott hat uns allen einen Weg vorher bestimmt. Er hat ihn ganz bewusst für uns gewählt und verfolgt dabei einen Plan. Einen Plan, der uns Menschen selten offenbart wird, der uns nicht selten vollkommen irrsinnig erscheint und doch ist er da, dieser Plan. Und er ist gut, er verfolgt einen Sinn, ein größeres Ziel als wir es uns vorstellen können. Wenn wir Glück haben, verstehen wir diesen Sinn eines Tages, andernfalls werden wir ihn erkennen, wenn wir vor unserem Schöpfer stehen." James strich Beatrice über den Rücken. "Gott hat dich Richard zur Seite gestellt, damit du auf ihn Acht gibst und ihm eine Stütze bist, doch ebenso hat er auch ihn für dich ausgewählt, damit er dir beisteht und ihr durch jede Prüfung gemeinsam gehen könnt und schließlich gestärkt darauf hervor geht."
Ein fast scheues Lächeln huschte über James' Gesicht als er die Hand wieder von ihrem Bauch nahm. "Nenn es albernes Priestergeschwätz, aber ich glaube, dass es genau so ist. Und der Glaube daran und an Gott gibt mir jeden Morgen die Kraft wieder aufzustehen und der Welt entgegen zu treten, die häufig genug nur ihre hässliche Fratze für mich bereit hält."

Beatrice schloss die Augen, als James über ihren Bauch strich und lauschte seinen Worten. Sie waren eigentümlich tröstlich. Die Vorstellung, dass hinter allem ein Sinn steckte und Gottgenau das für sie vorher gesehen hatte, machte ihr doch etwas Mut. Und eines Tages würde sie erfahren, warum Gott ausgerechnet sie so auf die Probe stellen wollte.
"Es ist nicht albern. Es sind schöne Worte und sie trösten mich. Du gibst mir neuen Mut, indem du das sagst, was ich versuche mir selbst einzureden. Und wenn du es sagst und ich weiß, dass es Gottes Wille ist, fällt es mir einfacher."
Beatrice lächelte leicht und küsste ihren Bruder auf die Wange. "Ich bin froh, dass du hier bist."

James wurde beinahe ein wenig rot. Er wusste natürlich, dass er mit Worten umgehen konnte, das hatte er oft genug unter Beweis gestellt, aber das hier ... das hier war so eine unglaublich intime Situation und Beatrices Worte so aufrichtig, dass es ihn fast in Verlegenheit brachte. Und gleichzeitig erfreute er sich an der Vorstellung, dass er in der Lage war anderen Menschen, die ihm am Herzen lagen, mit ein paar Worten Trost zu spenden. Das war schönes, ein befreiendes Gefühl und zeigte ihm einmal mehr, dass das, was er tat, das Richtige war.
"Es freut mich das zu hören." erwiderte James und lächelte als Beatrice ihm einen Kuss auf die Wange gab. "Ich bin ebenfalls froh. Besonders darüber, dass wir uns durch diese verrückte Sache so nahe gekommen sind."

Beatrice war nachdenklich, als sie sich auf den Weg zu ihrem Mann machte. Sie hatte das vertraute Gespräch mit ihrem kleinen Bruder sehr genossen und es hatte ihr eine ganz andere Sicht der Dinge eröffnet. Etwas, das ihr vielleicht helfen würde. Vielleicht musste sie den Dingen einfach etwas offener gegenüber stehen.
Sie hing immer noch ihren Gedanken nach, als sie Richards Arbeitszimmer betrat. Beatrice seufzte leise und hob den Kopf, als sie sich auf die Kante von Richards Schreibtisch setzte.
"Du hattest Recht. Ich konnte es kaum glauben. Aber ich hatte ein gutes Gespräch mit ihm."

Richard sah auf als sich die Tür seines Arbeitszimmers öffnete. Ein Lächeln trat auf seine Lippen als er Beatrice entdeckte und er griff nach ihrer Hand, als sie sich auf die Kante seines Schreibtisches setzte.
Hm, gut. So muss der Teufel wenigstens noch etwas auf mich verzichten." erwiderte er grinsend. Er gab Beatrice einen Kuss und sah sie dann forschend an. "Und was habt ihr alles besprochen? Du wirst beinahe zufrieden, ich hätte erwartet, dass du ein wenig ... hm ... aufgebrachter sein würdest." gestand er mit einem um Verzeihung bittenden Lächeln auf den Lippen.

Beatrice lächelte schief und drückte leicht Richards Hand. "Das ist auch nur gut so, du wirst hier noch gebraucht." Sie legte den Kopf ein wenig schief.
"Über einiges. Über ihn, aber auch über uns. Er hatte erst Angst, ich würde ihn fortschicken deswegen. Deshalb habe ich ihm unser kleines Geheimnis anvertraut. Es tat gut mit ihm darüber zu sprechen und er hat gute Worte gefunden. Worte, die mich getröstet haben. Ich denke, deshalb bin ich nicht so aufgebracht. Wir waren uns so nahe, so vertraut. Das war schön."

Richard lächelte sanft. "Das klingt, als wäre dein Bruder bereits Meister seines Fachs. Kein Wunder, dass er Priester geworden ist." erwiderte er und zog Beatrice dann auf seinen Schoß hinab.
"Es freut mich, dass ihr beide so gut miteinander reden konntet. Und besonders, dass er dir Trost spenden konnte." Richard gab Beatrice einen Kuss und lehnte seine Stirn dann an ihre. "Ich wünschte so sehr, ich könnte das ebenfalls. Nein, ich wünschte, ich würde dir gar nicht erst solchen Kummer bereiten." murmelte er leise.
Es war für ihn immer noch eine schwierige Situation. Jedes Mal, wenn er sah, wie sehr Beatrice unter dieser ganzen Sache litt, quälte es ihn, oft Nächte lang ...

"Oh, ich glaube, das ist er. Und er vertraut auf Gott wie kaum jemand, den ich kenne. Ich schätze, ich muss einfach versuchen das auch zu tun und ein bisschen entspannter mit allem umzugehen. Gott wird sich schon etwa dabei gedacht haben."
Beatrice seufzte leise und lehnte sich an seine Brust.
"Oh, das kannst du. Einfach nur, weil du da bist und Zeit mit mir verbringst. Ich weiß, dass du mir keinen Kummer machen willst. Ich sollte einfach versuchen, das alles etwas...gelassener zu sehen. Es fällt mir nur so unfassbar schwer dich zu teilen, kannst du das verstehen?"

Richard nickte versonnen. "Du solltest ihm vorschlagen, dass er am Sonntag die Messe bei uns hält. Vielleicht können wir alle ein wenig von ihm profitieren, was meinst du?" überlegte er dann.
Richard legte die Arme um Beatrice als sie sich an seine Brust lehnte und lächelte sanft. "Das klingt beruhigend. Es freut mich, wenn ich dir zumindest ein wenig Glück bescheren kann." Richard sah Beatrice ernst an und nickte. "Sicher kann ich das. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste dich mit jemand anderem teilen ..." Richard hob mit den Schultern. "Ich kann verstehen, dass dich das nicht glücklich macht." räumte er ein und strich ihr sanft über die Wange. "Aber letztlich bist du es, der mein Herz gehört. Und das bis ans Ende meiner Tage."

Beatrice lächelte. "Das ist eine ausgezeichnete Idee, ich werde ihn fragen. Ich bin sicher, die Leute werden begeistert sein von ihm."
Sie gab Richard einen zärtlichen Kuss. "Wenigstens kannst du verstehen, warum ich manchmal etwas unwirsch reagiere. Auch, wenn ich dich über alles liebe, gerade deswegen ist es so kompliziert für mich. Doch vielleicht wird es besser, wenn wir dich mit Japser verkuppeln. Wenn alles wieder geregelte Bahnen geht."
Sie schaute in seine Augen und strich durch sein rotes Haar. "Und eines Tages wirst du König sein und England in eine bessere Zeit führen."

"Das glaube ich auch." stimmte Richard zu und lachte dann leise. "Natürlich verstehe ich dich. Und es freut mich, dass du dieser Sache so optimistisch entgegen siehst. Ich verspreche auch, dass ich mir mit ihm größte Mühe geben werde, damit er sich auch wirklich auf mich einlässt." neckte Richard sanft und strich Beatrice über den Rücken.
Sein Lächeln wurde bei ihren Worten sanft, doch seine Augen funkelten selbstbewusst. "Ja, eines Tages werde ich das tun. Mit dir als meiner Königin an meiner Seite. Und England wird eine Zeit erleben, wie noch nie zuvor."

Beatrice ging ein wenig unsicher über die Holzplanken zu ihrem Mann hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich hasse Schiffe, besonders bei diesem Wellengang.", brummte sie unleidlich. Besonders jetzt, da ihre Schwangerschaft weiter fortschritt, machte ihr das Meer mit zunehmender Übelkeit zu schaffen. "Ein Wunder, dass du dich dabei immer so wohl fühlst. Du solltest es nutzen und endlich unsere Pläne weiter fortführen. Jasper hält an Deck Wache, warum gehst du nicht zu ihm und leistest ihm Gesellschaft? Ich bin sicher, er würde sich freuen. Und ihr könnt euch ungestört unterhalten.", schlug sie vor.
"Ich werde mich ohnehin ein wenig hinlegen."

Richard drehte sich etwas herum als Beatrice neben ihm auftauchte und legte einen Arm um ihre Taille. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht und er sah wieder auf das Meer hinaus. "Ich finde es einfach wunderbar hier oben." erwiderte er zufrieden. Der Wellengang war rau und ab und an musste man Acht geben, dass man nicht allzu nass wurde, aber Richard fühlte sich wohl hier auf dem schaukelnden Schiff, das hatte er schon immer getan.
Richard zog kurz eine Augenbraue in die Höhe, nickte dann aber. "Soll ich dich noch unter Deck begleiten? Nicht, dass du mir unterwegs noch umfällst, du bist ganz schön blass um die Nase." stellte er fest.
Jasper ... er hatte natürlich ganz bewusst dafür gesorgt, dass der Ritter unter denjenigen war, die ihn nach England begleiteten. Und vielleicht hatte Bea ja Recht und die Gelegenheit war wirklich gut.

"Völlig unbegreiflich...", seufzte Beatrice missmutig. "Es ist nass und man hat ständig das Gefühl einfach umzufallen. Ich weiß ja auch nicht..." Sie schnaubte leise, schüttelte aber den Kopf.
"Nicht nötig, danke. Mir ist einfach nur speiübel, ich werde mich einfach hinlegen und beten, dass das hier schnell vorüber geht. Die Kinder schlafen ja Gott sei Dank schon."
Sie strich ihm sanft über den Arm und wandte sich dann ab um ihren Worten Taten folgen zu lassen und zu hoffen, dass sie ihre Pläne nachher nicht bereuen würde, wenn sie aufgingen.
"Na los..."

Richard hauchte Beatrice einen Kuss auf die Lippen und nickte. "Na gut, dann leg dich hin und ruh dich ordentlich aus. Du wirst sehen, wenn du wieder aufwachst, sind wir in England." versprach er grinsend und wartete bis Beatrice tatsächlich unter Deck verschwunden war. Erst dann machte er sich selbst auf den Weg, überquerte langsam das kleine Deck und blieb schließlich neben Jasper stehen.
Irgendwie kam Richard sich ein wenig merkwürdig bei der ganzen Sache vor, aber er nahm sich zusammen als er zu dem jungen Ritter trat. "Und, hier alles in Ordnung?" erkundigte er sich, um das Gespräch irgendwie in Gang zu bringen - wenngleich auch nicht gerade einfallsreich.