William und Joanna - ab 1183

Constance seufzte leise. "Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass er her kommt." murmelte sie leise. Arthur hatte ein Talent dafür in unpassenden Momenten aufzutauchen. "Am besten du sprichst noch heute mit ihm. Je eher, desto besser." Sie konnten immerhin nicht wissen, ob Arthur nicht sogar schon auf dem Weg hier her war.
Constance schloss kurz die Augen als John ihr über den Rücken strich, dann nickte sie. "Ja, vermutlich ist es das beste sich gar nicht erst auf ihn einzulassen. Wenn ich ihm antworte, denkt er höchstens, er hätte irgendeine Chance mich umzustimmen."

John hatte gewartet, bis sein Sohn das Kräutersammeln beendet hatte und is Hospital zurückgekehrt war. Dann hatte er ihn zu sich gerufen und die Tür geschlossen.
"Johnny....komm, setz dich. Ich will einen Moment mit dir sprechen." Er musterte seinen Sohn nachdenklich. Wie groß der Blondschopf doch geworden war und wie ähnlich er seiner Mutter doch sah. Niemand hätte wirklich sagen können, ob John oder Arthur der Vater war, besonders da sie Brüder waren. Aber John meinte es zu fühlen, dass Johnny zu ihm gehörte.
"War Hal mit deiner Arbeit zufrieden, Großer?" Wie fing man so ein Thema bloß an?

Johnny

Johnny half Hal und seinem Vater häufig im Hospital und heute hatte Hal ihn in den Garten zum Kräuter sammeln geschickt. Lucas hatte ihm zeitweise Gesellschaft geleistet und Johnny hatte sich bemüht möglichst rasch mit der Arbeit fertig zu werden, da er hoffte, dass er so noch ein wenig bei dem Training der Ritter zugucken durfte. Er half gerne im Hospital und freute sich immer, wenn er dort etwas dazulernte, aber es zog ihn doch auch beständig zu dem Trainingsplatz hinüber. Und ganz besonders aufgeregt war er, wenn er Robert bei seinem Training zusehen durfte. Der zukünftige Earl of Cornwall war Johnnys heimliches Idol und er träumte hin und wieder davon, dass er eines Tages vielleicht als Knappe in Roberts Dienste treten dürfte. So wie Eric es bei dem jungen Earl of Oxford getan hatte.
Doch ehe Johnny sich auf den Weg hatte machen können, hatte sein Vater ihn zu sich gerufen und folgsam wie er war, saß der Junge nun im Arbeitszimmer seines Vaters und nickte eifrig. "Er sagt, ich hätte alle Kräuter richtig herausgesucht, die er mir genannt hatte." berichtete er ein wenig stolz und lächelte zufrieden.

John lächelte seinen Sohn zufrieden an und fuhr ihm durch den Schopf. "Gut gemacht. Ich bin stolz auf dich, du weißt schon sehr viel über Kräuter.", lobte er ihn. Johnny hatte es verdient. Der Junge war folgsam und eifrig, immer bemüht und dabei doch so hoffnungslos liebenswert.
"Ich wollte mit dir reden. Es gibt etwas über das wir sprechen müssen, etwas, vor dem ich dich warnen muss. Hör zu, Johnny....es ist möglich, dass bald ein Mann hierher kommt und versucht mit dir zu sprechen. Er wird dir sagen, er sei dein Vater. Aber das ist nicht die Wahrheit. Ich bin und bleibe dein Vater. Wenn dieser Mann herkommt, musst du nicht mit ihm sprechen. Komm einfach zu deiner Mutter oder zu mir oder zu Robert. Zu irgendjemandem, der gerade in der Nähe ist. Geh auf keinen Fall mit ihm allein irgendwo hin. Versprichst du mir das, Großer?"

Johnny

Johnny errötete ein wenig bei dem Lob seines Vaters und er lächelte leicht. "Und doch gibt es noch so furchtbar viel mehr zu wissen." erwiderte er. Immer wieder lernte er neue Kräuter kennen, deren Wirkung ihm noch nicht bekannt gewesen war und es faszinierte ihn, wie vielfältig die Pflanzenwelt war und wozu man sie nutzen konnte.
"Warnen?" wiederholte Johnny dann verblüfft und hörte seinem Vater aufmerksam zu. Eine Falte bildete sich auf seiner Stirn als er seinem Vater lauschte und schließlich schüttelte er verwirrt den Kopf, lachte sogar leise auf. "Aber wieso sollte jemand so etwas behaupten? Das ist doch albern." fragte er ungläubig. Das war doch eine ganz und gar unsinnige Geschichte. "Und wer ist dieser Mann denn überhaupt?" erkundigte Johnny sich.

John lächelte nachsichtig zurück. "Da hast du Recht. Und selbst ich weiß noch nicht alles, was es zu wissen gibt. Das Leben besteht immer nur aus lernen..."
Er wurde wieder ernst und nickte leicht. "Das ist es. Aber ich wollte es dir trotzdem sagen, damit du vorbereitet bist. Dieser Mann....dieser Mann ist dein Onkel. Mein Bruder.", begann er bedächtig. "Und Arthur war schon in deine Mutter verliebt, als er jung war. Er war eine Weile verschwunden und in dieser Zeit hat sie mich geheiratet. Arthur kehrte zurück, immer noch verliebt in sie. Er hätte gern, dass du sein Sohn wärst, deshalb behauptet er das. Er will einen Keil zwischen uns treiben. Aber wenn wir zusammen halten, Johnny, wird er das niemand schaffen. Schließlich bist du mein Sohn und ich liebe dich."
Und es würde ihn unendlich schmerzen, wenn Arthur Johnny zu sich holen würde.

Johnny

"Mein ... Onkel?" fragte Johnny verblüfft. "Ich habe einen Onkel? Aber wieso war er noch nie hier?" sprudelten die Fragen ob dieser neuen Erkenntnis nur so aus ihm heraus. Wieso wusste er nichts von einem Onkel?
Doch was dann alles noch folgte, gab dem Jungen noch viel mehr zu denken. Er rieb sich nachdenklich die Stirn und schüttelte kurz den Kopf. Das passte alles irgendwie nicht zusammen. "Aber wieso war er denn verschwunden? Wo hat er die ganze Zeit gesteckt?" erkundigte Johnny sich und kaute dann nachdenklich auf seiner Unterlippe. "Ich versteh das nicht." bekannte er dann langsam. "Warum sollte er behaupten, ich sei sein Sohn? Nur weil er es gerne so hätte? Ist er ... ist er ein bisschen verrückt oder sowas? Verwirrt?" Johnny hatte ein, zweimal Patienten seines Vaters erlebt, die ein bisschen durcheinander gewesen waren. Nicht sonderlich schlimm, aber sie konnten sich manchmal an Dinge nicht erinnern, die sie nur wenige Minuten zuvor gesagt oder getan hatten. Oder sie erkannten Menschen nicht, die sie eigentlich jeden Tag sahen ... solche Dinge eben. Vielleicht war sein Onkel auch ein wenig durcheinander ...

John nickte langsam. "Das hast du. Und er war noch nie hier, weil wir uns nicht sonderlich gut verstehen. Das letzte Mal war er kurz vor deiner Geburt hier. Er war im Krieg in Frankreich, vor vielen Jahren. Dort war er in Gefangenschaft und niemand von uns wusste davon. Eines Tages tauchte er einfach wieder auf." Er seufzte.
"Ich weiß, Großer, das ist sehr schwer zu verstehen." Ein Schmunzeln musste er aber doch unterdrücken. "Ja, so ungefähr. Verstehst du, manchmal will man etwas so sehr, dass man sich einredet, es wäre war, bis man es selber glaubt. Und ich schätze, so geht es Arthur auch. Aber mach dir keine Gedanken. Vielleicht wird er auch nie hier auftauchen. Ich wollte dich nur nicht ins offene Messer laufen lassen."

Johnny

"Oh. Wieso versteht ihr euch nicht gut?" erkundigte Johnny sich mit betrübter Miene. "Der arme ... in Gefangenschaft zu sein, muss schlimm sein. So weit weg von zu Hause." mutmaßte der Junge.
Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe und schüttelte langsam den Kopf. "Nein, ehrlich gesagt kann ich nicht behaupten, dass ich das verstehe. Das klingt wirklich merkwürdig. Aber ich denke, ich weiß zumindest was du meinst."
Johnny war hin und her gerissen. Irgendwie verwirrte ihn das alles, aber gleichzeitig fand er es auch spannend, dass er mit einem mal einen verwirrten Onkel haben sollte. Er wusste, dass er so ein Gefühl nicht haben sollte, dass ihm sein Onkel viel eher Leid tun sollte und das tat er auch. Aber Johnny war nun einmal neun Jahre alt und in diesem Alter konnte man einfach nicht anders als solche Dinge aufregend zu finden.

"Du streitest doch auch manchmal mit deinen Geschwistern, oder? Und siehst du, Arthur und ich auch. Arthur ist immer noch verliebt in deine Mutter, das ist der Grund warum wir uns nicht verstehen. Er hätte sie gern für sich, aber Constance gehört zu uns, nicht wahr?"
John lächelte schief. "Eines Tages wirst du es verstehen, ich verspreche es dir. Und ich will auch einfach nur, dass du vorsichtig bist, solltest du ihn je treffen. Ich wollte, dass du einfach weißt, was auf dich zukommen könnte. Du bist nun alt genug um solche Dinge zu verstehen."
Seine Miene hellte sich wieder etwas auf.
"Und nun geh schon, du wolltest doch sicher noch beim Training zuschauen."

Johnny

"Schon, ja." räumte der Junge ein. "Aber ich habe sie ja trotzdem lieb und sehe sie gerne." gab er zu bedenken. Im nächsten Moment blinzelte Johnny überrascht und ihm wurde einiges ein wenig klarer. "Oh ... dann glaube ich gern, dass ihr euch nicht versteht." Er warf seinem Vater einen beinahe empörten Blick zu, weil dieser eine solch unsinnige Frage überhaupt stellte. "Natürlich tut sie das!" verkündete er entschlossen. Was für eine Vorstellung, seine Mutter könne mit einem Mal nicht mehr hier sein, sondern irgendwo bei seinem Onkel.
Dann begann Johnny zu strahlen und er rutschte von seinem Stuhl. "Oh ja!" Er brannte schon darauf endlich zum Trainingsplatz zu kommen. Doch bei aller Freude hatte er nun auch einiges, worüber er nachdenken musste.

"Siehst du, das immerhin kannst du verstehen. Wir werden uns darüber nie einig werden, deshalb ist es gut, wenn wir uns nur selten sehen. Deine Mutter gehört zu uns und das wird sie auch immer tun, Großer. Niemand wird sie uns wegnehmen."
Das würde er nicht zulassen. John musste lachen, als sein Sohn so eifrig verschwand um zum Trainingsplatz zu laufen, wo er den Rittern zuschauen würde. John war gespannt, wie sich der Junge entwickeln würde. Ob er Arzt wurde oder Ritter...
"Nun lauf, du wolltest Robert doch sicher etwas zusehen. Vielleicht zeigt er dir ein paar Dinge mit dem Schwert."

Johnny

Johnny band den gut gefüllten Beutel mit Kräutern an seinen Gürtel und zog im Gegenzug sein Holzschwert heraus, das er mitgenommen hatte. Heute hatte Hal ihn los geschickt, um am Waldrand ein paar Kräuter zu holen, die im Garten einfach nicht so gut wuchsen und Johnny wollte den kleinen Ausflug wie immer damit verbunden dort ein wenig zu spielen.
Er sah sein kleines Schwert einen Moment lang an, dann suchte er sich einen Baum aus, der seinen Gegner darstellen sollte und führte den ersten Streich aus. Es dauerte nur Sekunden bis er ganz in seinem Spiel vertieft war und es mit einer Horde französischer Soldaten zu tun hatte.
Mit einem dumpfen Knall traf sein Schwert auf den dicken Holzstamm. "Nimm das, du elender Mistkerl!" johlte Johnny vergnügt und schlug erneut zu. "Ja, lauft nur, ihr Feiglinge!"

Arthur hatte sich auf den Weg von Hertford nach Cornwall gemacht um nach endlosen Jahren endlich seinen Sohn wiederzusehen. Ihm war klar, dass John und Constance dem Jungen wohl jede Menge Unsinn über ihn erzählt hatten, wenn sie überhaupt von ihm berichtet hatten.
Ihm war daher sehr daran gelegen Johnny erst einmal allein zu begegnen, damit er erst einmal allein mit ihm sprechen konnte.
Er hatte offenbar Glück. Schon eine Weile beobachtete er seinen Sohn, wie er dort ganz allein am Waldrand spielte und jetzt war der Moment gekommen sich zu zeigen.
"Denen hast du es aber gezeigt, mein Junge. Du kämpfst gut."

Johnny

Johnny war so vertieft in sein Spiel gewesen, dass er nicht gehört hatte, dass sich ihm jemand genähert hatte. Überrascht drehte er sich deshalb herum als hinter ihm eine Stimme erklang. Er musterte den Fremden rasch, erkannte die kostbaren Kleider, sah das Schwert und das Wappen und das kostbare Pferd, das der Mann führte. Zweifellos ein Ritter, vielleicht sogar ein Lord, Johnny erkannte das Wappen leider nicht. Dennoch neigte er leicht den Kopf. "Danke, Sir." erwiderte er und sah dem Mann in die Augen. Irgendwas in dessen Blick entlockte Johnny ein verschwörerisches Grinsen. "Ich habe die Franzosen in die Flucht geschlagen, wisst Ihr." erklärte er und legte den Kopf dann ein wenig schief. Irgendetwas an dem Gesicht des Fremden kam ihm vertraut vor, doch er konnte noch nicht genau sagen was.
"Wollt Ihr zur Burg?" erkundigte er sich und deutete in die entsprechende Richtung. "Dann müsst ihr noch ein kleines Stückchen weiter, dort kommt ihr auf einen Pfad, der Euch direkt zur richtigen Straße führt. Von hier aus kommt Ihr sonst erst einmal nur an der Kirche und dem Hospital vorbei."

Arthur grinste in sich hinein. Ein aufgewecktes Kerlchen war sein Sohn geworden, das musste man ihm lassen. Und recht gute Manieren hatte er auch, aber bei Constance als Mutter hatte er auch nichts Anderes erwartet.
"Das hast du großartig gemacht, die Franzosen haben es immer verdient.", erwiderte er mit einem amüsierten Unterton. Dabei hasste er die Franzosen immer noch, das würde er wohl auch nicht mehr ablegen.
"Oh, viellecht später. Aber erst einmal zieht es mich nicht zur Burg. Im Gegenteil, ich weiß nicht, ob ich dort so erwünscht sein werde. Eigentlich würde ich viel lieber noch ein wenig mit dir plaudern. Wie heißt du, Kleiner?"

Johnny

Johnny grinste ein wenig verlegen über das Lob. "Danke. Ich habe mir auch alle Mühe gegeben, Sir." erklärte er. Dann wurde er jedoch eine Spur ernster und betrachtete seinen Gegenüber nachdenklich. "So? Wieso solltet Ihr dort nicht erwünscht sein?" fragte er ein wenig misstrauisch und starrte den fremden Ritter verblüfft an. "Mit ... mir?" Was konnte ein Edelmann schon für ein Interesse daran haben mit ihm zu sprechen?
"John, Sir. Aber alle nennen mich Johnny, um mich von einem Vater zu unterscheiden." erklärte er und musterte den Fremden noch einmal genau. Dann kam ihm eine Vermutung und plötzlich wusste er auch, was ihm an dem Gesicht des Mannes so vertraut vorkam. Er hatte eine leichte Ähnlichkeit mit seinem Vater.
"Seid Ihr ... mein Onkel, Sir?" erkundigte Johnny sich langsam. Irgendwie verwirrte ihn das reichlich. Nach dem, was sein Vater erzählt hatte, hatte er ein ganz anderes Bild in seinem Kopf gehabt. Alles, nur sicher keinen so feinen Ritter, der obendrein auch so offenherzig auf ihn zukam. Johnny hatte erwartet, dass man es sehen würde, dass man die Verwirrtheit erkennen konnte. Zumindest in dem Blick seines Onkels, aber die Augen seines Gegenübers waren vollkommen klar und sahen ihn freundlich, ja sogar mit Zuneigung an.

Arthur nickte langsam. "Wirst du am Schwert schon ausgebildet, Johnny?" Die Frage, warum er auf der Burg nicht erwünscht war, überging er einfach erst einmal kommentarlos.
Doch in dem Moment, als der Junge ihn fragte, ob er sein Onkel sei, wusste Arthur, dass John geredet hatte. Dass er dem Jungen irgendwelche Märchen erzählt hatte.
"Sagen wir es so....ich bin der Bruder des Mannes, der sich für deinen Vater hält. In deinen Augen also wohl dein Onkel. Aber in Wirklichkeit bin ich viel mehr, Junge."
Und er sah die Bewunderung in den jungen Augen. Vielleicht hatte er doch mehr Chancen, als John sich ausgemalt hatte.
"Was hat John dir über mich erzählt?"

Johnny

Johnny wiegte den Kopf leicht hin und her. "Noch nicht richtig, Sir. Dafür bin ich noch zu jung." erwiderte er langsam. "Ich helfe öfter im Hospital, weil Vater dort arbeitet. Aber ich darf auch den Rittern beim Training zusehen. Und manchmal nimmt Sir Robert sich ein bisschen Zeit und zeigt mir im Anschluss an sein Training ein paar Dinge." berichtete er und seine Augen leuchteten als er von Robert erzählte. Wenn dieser sich ein bisschen Zeit für ihn nahm, war Johnny anschließend den Rest des Tages immer in Hochstimmung.
Johnny kaute sich auf der Unterlippe herum und dachte an das, was sein Vater ihm erzählt hatte. Dass sein Onkel in seine Mutter verliebt gewesen war, es wohl immer noch war und dass er sich deshalb eingeredet hatte, er wäre Johnnys Vater.
"Nicht viel, Sir." erwiderte Johnny langsam. "Dass Ihr früher in meine Mutter verliebt gewesen seid, aber lange Zeit verschwunden wart ... in Gefangenschaft in Frankreich. Und dass meine Eltern in der Zeit geheiratet haben." Johnny sah seinen Gegenüber unsicher an. "Und dass Ihr ... dass Ihr glaubt, Ihr seiet mein Vater."

Arthur nickte wohlwollend. "Lange wirst du nicht mehr warten müssen, bis dualt genug ist. Und so wie du es machst, ist es genau richtig. Nimm mit, was du bekommen kannst. Wenn du Dinge schon kannst, kommst du bei der Ausbildung nachher umso schneller voran. Solange ich hier bin, kann ich dir sicher auch ein paar nützliche Dinge zeigen."
Arthur lauschte aufmerksam.
"So ist es. Aber weißt du, ich glaube nicht nur, dass ich dein Vater bin. Ich weiß es. Es ist so. Du, Johnny, bist mein erstgeborener Sohn und mein Erbe. Eines Tages sollst du meine Grafschaft erben. John war sicher ein guter Ziehvater für dich, aber du gehörst zu mir."

Johnny

Johnnys Augen leuchteten auf. Er konnte einfach nicht anders, die Worte seines Onkels ließen die Aufregung in ihm aufsteigen. "Wirklich? Das würdet Ihr tun? Das wäre wundervoll." erwiderte er eifrig. Er war überzeugt davon, dass sein Onkel ihm einiges beibringen konnte, immerhin war dieser ein Ritter und hatte auch Erfahrung im Krieg gesammelt.
Die Worte, die dann folgten waren zum Teil das, worauf Johnny sich nach dem Gespräch mit seinem Vater schon eingestellt hatte. Aber eben nur zum Teil.
Erbe ... Grafschaft ...
Er sollte ein erstgeborener sein? Noch dazu Sohn eines Earls? Sein Kopf begann zu schwirren. Er war hier immer das Nesthäkchen gewesen. Der jüngste in der Familie.
"Ihr seid ein Earl, Sir?" fragte er erstaunt, schluckte dann jedoch. "Aber ... aber wie könnt Ihr mein Vater sein? Das geht doch überhaupt nicht. Meine Mutter ist doch mit meinem Vater verheiratet." erwiderte Johnny zweifelnd.

Arthur lächelte Johnny wohlwollend an. "Aber sicher. Und du musst nicht so förmlich sein, immerhin bin ich dein Vater. Und selbst wenn du das im Moment noch nicht glaubst, siehst du mich doch zumindest als Onkel, oder nicht? Also, ich bin Arthur."
Er legte Johnny die Hand auf die Schulter. "Natürlich würde ich es dir zeigen. Es wird dir viel nutzen, glaub mir. Du kannst viel lernen."
Er nickte ernst. "Das bin ich. Der König hat mir für meine Loyalität die Grafschaft Hertford gegeben. Und glaube mir, ich kann auch dein Vater sein, auch wenn sie verheiratet sind. Deine Mutter hat mich auch einmal geliebt und sie hat das nicht vergessen. Sie hat sich auch daran erinnert, alsich aus der Gefangenschaft zurückkehrte."

Johnny

Johnny lächelte ein wenig scheu. "Da habt Ihr Recht ... du, meine ich." Auch wenn er nicht recht glauben konnte und wollte, dass Arthur wirklich sein Vater war, er war immerhin sein Onkel und daher auf jeden Fall Familie.
Johnny kaute auf seiner Unterlippe herum. Er war kaum neun Jahre alt und hatte daher keine wirkliche Ahnung davon, was Männer und Frauen so miteinander trieben. Aber Truro war nun einmal sehr ländlich und das Gestüt lebte davon, dass es ständig Nachwuchs gab. Er hatte die Hengste und Stuten schon zusammen gesehen und wusste, dass das Prinzip irgendwie ähnlich war.
Er schauderte leicht. "Aber ... das ist doch nicht richtig ... ich meine, meine Mutter ist doch verheiratet. Mit meinem Vater. Wie kann sie da mit Euch ... mit dir ..." er stockte und runzelte leicht die Stirn. War das nicht Sünde?

Arthur lächelte ihn aufmunternd an und neigte den Kopf. Jetzt musste er behutsam sein,um Johnny zu erklären, wie die Dinge lagen. John und Constance hatten sich davor ja erfolgreich gedrückt. Es hatte ihn schon gewundert, dass Johnny überhaupt je von ihm zu hören bekommen hatte.
"Das hindert doch nicht daran. Eine Ehe ist ein Versprechen, aber es gibt genug Menschen die auch ein Versprechen brechen, oder?"
Arthur seufzte leise. "Vielleicht verstehst du das nicht und es ist sicher auch schwierig für dich, weil es wohl Sünde ist. Aber Menschen begehen Sünde, Johnny. Sie tun es immerzu. Glaub mir, du bist mein Sohn."

Johnny

Johnny starrte seinen Gegenüber mit etwas bangem Blick an. Das Lächeln, das Arthur ihm schenkte, war vertrauenerweckend, aber diese ganze Geschichte war Johnny einfach viel zu viel. Er sollte nicht der Sohn seines Vaters sein? Alles, was er bisher geglaubt hatte, eine Lüge? Das konnte er nicht glauben. Aber gleichzeitig waren die Augen, die ihn musterten so freundlich, gütig und ihm zugeneigt ... und obendrein hatte Arthur ihn vom ersten Moment an beeindruckt. Ein vollendeter Ritter.
"Dann ... dann hat meine Mutter ihr versprechen gebrochen?" fragte er leise. "Sie hat mit Euch zusammen eine solche Sünde begangen?" Er schluckte schwer. "Aber ... aber sie liebt doch meinen Vater." Johnny konnte nicht recht begreifen, dass das wirklich passiert sein sollte. Doch der Zweifel war in ihm gesät.
Er zögerte einen Moment, dann machte er einen langsamen Schritt auf Arthur zu. "Angenommen du ... du seiest wirklich mein Vater ... wieso kommst du dann erst jetzt?" fragte Johnny dann. "Wo warst du all die Jahre vorher? Und warum bist du jetzt hier?"