William und Joanna - bis 1188

Helene

"Du wirst schon noch sehen...", prophezeite Helene finster, drehte sich auf dem Absatz um und ging gemessen aus der Küche. Erst auf dem Gang wurden ihre Schritte schneller und sie hatte nur ein einziges Ziel: Edwards Arbeitszimmer.
Wut, Enttäuschung und Verletztheit stauten sich in ihr an und sie konnte nicht länger warten. Wie konnte dieser Mistkerl sie so hintergehen? Sie gab sich alle Mühe, damit die Ehe angenehm wurde und er trat ihre Bemühungen mit Füßen! Sie hatte gerade erst geglaubt, alles wäre gut.
Ohne zu zögern öffnete sie die Tür, völlig gleichgültig wenn er Besuch gehabt hätte. Mit blitzenden Augen trat sie auf ihn zu und schlug ihm ohne Vorwarnung mit aller Kraft ins Gesicht, ehe sie ihn mit einem Schwall französischer, nicht gerade schmeichelhafter Bezeichnungen übergoss.

Edward saß in seinem Arbeitszimmer und besprach gerade etwas mit seinem Kaplan als eilige Schritte zu hören waren. Noch bevor Edward aufstehen konnte, um zu sehen, was die Unruhe verursachte, wurde die Tür aufgerissen, Helene stürmte herein und verpasste ihm eine solche Ohrfeige, dass Edward auf seinem Stuhl fast das Gleichgewicht verloren hätte, so überrascht war er.
Irritiert fasste er sich an die getroffene Wange und sah dann von Helene zu seinem Kaplan hinüber. "Alexander, würdet Ihr mich entschuldigen, wir reden später weiter. So wie es aussieht, hat meine Gemahlin ein ernstes Anliegen mit mir zu besprechen."

Helene

Helene ballte die Hände zu Fäusten und warf dem sich eilig entfernenden Kaplan einen missmutigen Blick zu. Eigentlich verstand sie sich gut mit Alexander, aber das hier war eindeutig vorrangig.
"Ein ernstes Anliegen? So könnte man es in der Tat nennen! Wann hattest du vor mir zu sagen, dass es dein Bastard ist, den dieses Flittchen austrägt? Wie lange treibst du es schon wieder mit ihr? Hast du überhaupt je damit aufgehört?"
Und das war das Allerschlimmste an dieser Sache...dass er ihr Vertrauen so missbraucht hatte. "Du hast es versprochen! Du bist nichts als ein Lügner!"
Sie hatte doch recht gehabt mit ihrer Ablehnung ihm gegenüber. Von Anfang an...

Edward stieß geräuschvoll die Luft aus als Alexander gegangen war. "Nun, was soll dieses Theater?" erkundigte er sich und runzelte im nächsten Moment die Stirn. "Woher weißt du davon?" erkundigte Edward sich zunächst, ehe er aufstand, um nicht mehr zu Helene aufsehen zu müssen. "Tja, ich wollte eigentlich warten bis das Kind da ist und dann weiter sehen, aber daraus wird nun ja nichts. Und nenn Hanna gefälligst nicht so." forderte er. "Ich habe aufgehört, ja. Aber es ist nun einmal doch nochmal passiert, es war ... nichts weiter dabei. Ich konnte ja auch nicht ahnen, dass ausgerechnet dabei nun ein Kind entsteht." Edward hob leicht die Schultern. "Ach komm schon, was ist denn groß dabei?" versuchte er es im beschwichtigenden Tonfall, wenngleich er wusste, dass das nichts helfen würde.

Helene

"Woher ich es weiß? Deine ach so tolle Hanna hat es mir soeben bei erster Gelegenheit mitgeteilt und faselte irgendwelchen Unsinn von einem Kind der Liebe und dass das Kind eine gute Ausbildung bekommen würde und du dich kümmern würdest...." Helenes Augen verengten sich.
"Du wolltest warten und mich im Glauben lassen, du wüsstest es nicht. Wie freundlich von dir. Ich lasse mir von dir nicht den Mund verbieten, Edward! Ich nenne sie so oft ein Flittchen wie ich es will und wann ich es will."
Sie verschränkte die Arme vor der Brust, damit sie ihn nicht gleich wieder ohrfeigte. "Nichts weiter dabei? Es ist dir also völlig egal, dass du mich angelogen und dein Wort gebrochen hast? Du hast mir versprochen, dass du die Finger von ihr lässt! Du hast es versprochen und bist doch wieder mit ihr ins Bett! Ich kann nicht fassen, dass du mich so hintergehst. Wir hatten eine Abmachung! Du hast versprochen, dass du hier die Finger von den Mägden lässt und wir über das, was außerhalb von Oxford passiert, nicht reden. Offenbar ist dir gar nichts heilig. Aber glaub mir eins, Edward, ich werde nie wieder so dumm sein und dir etwas glauben. Und deiner Hure werde ich das Leben zu einem Jammertal machen....ich lasse mich nicht herum schubsen, wie es euch gerade passt!"

Edward unterdrückte einen Stöhnen. Wenn Helene das von Hanna hatte, hatten die beiden sicher wieder gestritten, noch ein Grund weshalb Helene nun wie ein feuerspeiender Drache vor ihm stand.
"Herrje, Weib, nun beruhige dich doch erstmal wieder." murmelte Edward und breitete dann leicht die Arme aus. "Es ist ja nicht so, dass ich es vorsätzlich getan habe." erwiderte er mit entschuldigendem Lächeln. "Es ist ... einfach so passiert. Du warst nicht in Stimmung und ich ... naja, ich bin auch nur ein Mann und in solchen Dingen nicht gerade vorbildlich. Sicher, ich hätte auch in die Stadt gehen können, aber Hanna war nun mal hier, wir haben uns zunächst nur unterhalten und irgendwie kam dann eins zum anderen." Edward zuckte mit den Schultern. Er hielt diese ganze Sache nun wirklich nicht für dramatisch.
Im nächsten Moment wurde seine Miene finster. "Lass die Finger von ihr, Helene. Sie trägt mein Kind, ob du willst oder nicht und du wirst nichts unternehmen, was diesem Kind schaden könnte, ist das klar? Andernfalls wirst du es bitter bereuen. Das verspreche ich dir und glaub mir, das versprechen halte ich."

Helene

"Ich will mich aber nicht beruhigen!", fuhr Helene ihm über den Mund. "Das ist deine einzige Entschuldigung? Dass du ein Mann bist und sie gerade eben da, wie eine läufige Hündin? Weil ich einen Abend nicht in Stimmung war? Ich könnte dir den Hals umdrehen, wenn ich mir vorstelle, dass ich dich wirklich vermisst habe, als du in Rouen warst. Die einzige Bitte, die ich hatte, war die Finger von Hanna zu lassen....und nicht einmal das kannst du halten. Du bist wirklich erbärmlich. Wie ich dir jemals vertrauen konnte..."
Sie biss die Zähne zusammen. "Dir ist das alles völlig egal, was? Es ist dir egal, wie verraten ich mir vorkomme. Du denkst, ich rege mich ein paar Tage auf und dann ist alles wieder gut...diesmal hast du dich getäuscht."
Helene hob spöttisch die Augenbrauen. "Sonst was? Was willst du denn tun, damit ich es bereue? Ich habe keine Angst vor dir. Ich will nichts tun, was dem Kind schadet. Ich will einfach nur seine Mutter aus dem Haus haben. Und bis dahin werde ich ihr das Leben so schwer machen, wie ich nur kann."

Edward tat ihre Worte mit einem Schulterzucken ab. Was hätte er schon sagen sollen, was Helene nicht noch mehr aufgebracht hätte oder was eine Lüge gewesen wäre.
Doch als sie ihn so herausfordernd und spöttisch ansah, musste er sich wirklich zusammen nehmen. Edward trat auf Helene zu. "Vielleicht solltest du das aber besser, Helene. Angst vor mir haben. Ich habe Gabriel nur deinetwegen wieder mit nach Oxford gebracht. Wenn du mir Ärger machst, bringe ich den Jungen zu Henry. Und möglicherweise könnte mir auch auffallen, dass es für Michael besser wäre in einem Kloster erzogen zu werden bis er alt genug ist, um seine ritterliche Laufbahn einzuschlagen. Und dann sitzt du hier einsam und alleine und hast genug Zeit um darüber nachzudenken, ob du nicht vielleicht doch Angst vor mir haben solltest." erklärte Edward leise.

Helene

Helene sah unbeeindruckt zu Edward auf. "Du weißt ganz genau, dass du die Kinder damit genauso sehr bestrafst wie mich. Vor allem Michael. Du weißt selber, dass er noch zu klein ist um ohne Mutter zurecht zu kommen. Willst du ihm das zumuten? Außerdem glaubst du doch nicht ernsthaft, ich würde hier bleiben und einfach zusehen? Mir anschauen, wie deine Hure hier mit dem Balg herum läuft und sich aufführt wie die Herrin im Haus. Nein, Edward. Das Spielchen kann man auch zu zweit spielen. Du machst mir keine Angst, Edward. Ich weiß außerdem nicht, was du mir eigentlich vorzuwerfen hast. Ich habe meine Pflichten als Ehefrau gewissenhaft erfüllt, ich habe dir einen Sohn geboren. Und jetzt, wo du anfängst die Mägde zu schwängern, bin ich die Böse, weil ich das nicht hinnehme."
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich dummes Schaf dachte wirklich, dir würde mittlerweile etwas an mir liegen. Scheinbar noch ein Irrtum..."

Edward schüttelte den Kopf. "Gabriel wird sich freuen, er hat viele Freunde am Hof gefunden und kam dort sehr gut zurecht. Und Michael hätte immer noch seine Amme und ich würde ihn oft genug besuchen, das wäre für ihn keine so große Strafe wie für dich." erwiderte Edward, wenngleich er selbst sich eigentlich dagegen sträubte den kleinen Jungen von seiner Mutter weg zu nehmen.
Dann schürzte er leicht die Lippen. "Drohst du mir gerade damit, dass du Oxford verlassen würdest?" fragte Edward belustigt.
"Ich bitte dich, du machst aus dieser Sache wirklich mehr als nötig. Es ist nun einmal nicht mehr zu ändern, dass dieses Kind zur Welt kommt und ich werde es offiziell als mein Kind anerkennen und entsprechend erziehen und ausbilden lassen. Aber mehr muss aus dieser Sache wirklich nicht werden." Es raubte ihm jetzt schon die Nerven, dass Helene aus der Sache solch ein großes Drama machte.

Helene

"Du weißt genau, dass das nicht dasselbe ist.", erwiderte Helene ruhig. Sie wollte um keinen Preis, dass er ihr das Kind wegnahm, aber wenn nichts half, musste sie eben mit Michael ins Kloster gehen. Sie konnte jetzt nicht einfach klein bei geben.
"Möglicherweise...ich könnte auch allein an den Hof gehen. Ich brauche dich nicht dazu. Dort weiß mich jemand bestimmt mehr zu schätzen. Da du mich ja offensichtlich nicht brauchst und nicht willst..."
Sie trat einen Schritt zurück.
"Weißt du, es geht mir nicht um dieses Kind. Wenn du irgendeinen Bastard hier angeschleppt hättest, meinetwegen. Vielleicht hätte ich mich sogar gekümmert. Aber du musstest natürlich mit der einzigen Frau ins Bett gehen, die ich absolut nicht ausstehen kann. Und du wusstest es. Zudem geht es nicht an, dass du hier die Mägde schwängerst. Du hast ein Wort gegeben und du hast es gebrochen. Und das nehme ich dir wirklich übel."

Edward verengte leicht die Augen. "Du weißt, dass du nicht einfach an den Hof kannst, wenn ich es verbiete." erwiderte er. "Außerdem willst du das nicht wirklich, da würdest du mich ja noch mehr zu Gesicht bekommen als hier."
Edward schüttelte den Kopf. "Himmel nochmal, ja, ich bin schwach geworden. Und es tut mir ja Leid, dass dich das so verletzt, aber es ist nun mal passiert. Und ohne das Kind wäre es ja nicht einmal heraus gekommen, ich versuche dir zu Liebe wirklich diskret in diesen Dingen zu sein, auch wenn ich am Hof bin. Aber wenn du es vorziehst jetzt deswegen Tage lang zu schmollen, bitte schön. Du machst dir das Leben damit nur selber bitter." erwiderte Edward und trat dann an ihr vorbei. Ihm stand jetzt sehr der Sinn nach einem Ausritt, um den Kopf frei zu bekommen.

Helene

Helene schüttelte den Kopf. "Natürlich kann ich das. Willst du mich einsperren? Wenn ich an den Hof möchte, werde ich das tun. Außerdem gibt es mehr Gelegenheit dir aus dem Weg zu gehen als hier, wenn ich das möchte."
Sie seufzte. "Es ist ja schön und gut, dass du diskret sein willst. Aber ich mache mir wirklich Sorgen um deine Selbstbeherrschung, wenn du nicht einmal die Finger von einer Frau lassen kannst. Ich hätte nicht gedacht, dass du ausschließlich mit deiner Männlichkeit denkst."
Sie verengte die Augen. "Ja, verschwinde einfach, lauf davon...das macht es sicher besser." Ob es ihm wirklich so völlig egal war, dass sie sauer auf ihn war?

Mary war überglücklich, dass ihre Schwester zu Besuch kam und sie eilte in den Innenhof als die Pferde gerade dort zum Stehen kamen. Der Etikette zum Trotz, raffte sie ihre Röcke ein wenig und lief los, um Isabella in die Arme zu schließen, kaum dass diese vom Pferd gestiegen war. "Oh Bella!" Sie umarmte ihre Schwester innig und gab ihr einen Kuss auf die Wange. "Es ist so wundervoll, dass ihr gekommen seid! Wie war die Reise? Geht es euch allen gut? Wo ist meine kleine Nichte?" erkundigte sie sich mit leuchtenden Augen.

Isabella war der Einladung ihrer Schwester nur zu gerne gefolgt und so hatten sie England einen Besuch abgestattet. Nachdem sie eine Weile in Kent geblieben waren, hatte sie auch vor einen Abstecher nach Oxford zu machen um endlich Edwards Frau kennenzulernen.
Jetzt aber war sie nur zu froh, endlich Kent erreicht zu haben und kaum war sie vom Pferd gestiegen, schloss Mary sie auch schon in die Arme.
Sie erwiderte die Umarmung glücklich. "Mary.... die Reise war nicht allzu schwierig, uns geht es ausgezeichnet. William hat sich sogar damit abgefunden, dass ich möglichst viel reiten wollte, statt bei unserem Kindermädchen und Sybill mitzufahren." Sie zwinkerte ihr zu.
"Du siehst gut aus, Mary. Alles in Ordnung bei euch?"

Mary lachte vergnügt. "Naja, er weiß es mittlerweile ja auch besser als zu versuchen sich gegen deinen Dickkopf durchzusetzen, wie?" neckte sie liebevoll und begrüßte dann ihren Schwager ebenfalls mit einer Umarmung, ehe sie die Männer sich selbst überließ.
"Ja, hier ist alles in Ordnung. Wir haben turbulente Zeiten hinter und, aber das erzähle ich dir alles ausführlich, wenn wir drinnen sind." berichtete Mary und im nächsten Moment begann sie zu strahlen. "Ach herrje, du bist doch nicht etwa meine kleine Sybil, oder?" fragte sie und legte zur großen Freude des kleinen Mädchens staunend die Hände vor den Mund. "Wie groß und erwachsen du schon geworden bist!" Mary ging in die Hocke und breitete die Arme aus. "Aber eine Umarmung für deine Tante ist doch sicher noch möglich, oder?" Die dreijährige Sybil kicherte vergnügt und machte sich von der Hand ihrer Kinderfrau los, um auf Mary zuzulaufen. Diese fing das Mädchen rechtzeitig auf und zog sie dann sanft in ihre Arme. "Meine Güte, eine richtige kleine Dame bist du geworden." stellte Mary bewundern fest. "Und was für ein schönes Kleid du da trägst."

"Oh, natürlich weiß er das. Ebenso wie dein Mann." Auch Isabella begrüßte Charles mit einer herzlichen Umarmung und wandte sich dann ihrer Schwester zu, die Sybil entdeckt hatte. Sie lachte leise, als das Mädchen vollends begeistert zu seiner Tante lief und sich ihr in die Arme warf.
"Ich bin schon richtig groß!", bestätigte das Mädchen mit einem leichten Lispeln. Isabella strich ihrer Tochter kurz durch das Haar.
"Oh ja, sie wird so schnell groß und ist flink wie ein ganzer Sack Flöhe." Da William und sie nur diese eine Tochter hatten, bekam Sybil die ungeteilte Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Isabella liebte dieses Kind abgöttisch und es war ihr ganzer Stolz. Die Kleine tröstete sie jeden Tag darüber hinweg, dass sie wohl eher kein zweites Kind bekommen würde, solange wie es nun schon dauerte.

Mary zwinkerte ihrer Schwester zu. "Wir haben unsere Männer durchaus gut erzogen, schätze ich." erwiderte sie, ehe sie ihre Aufmerksamkeit dem kleinen Mädchen in ihren Armen widmete. "Das bist du wirklich. Und weißt du was? Roland und Julianna warten schon sehnsüchtig auf deine Ankunft. Sie wollen dir nachher noch ihre Ponys zeigen und wenn du deinen Vater überredest, könnt ihr nachher ein bisschen reiten, was meinst du, klingt das gut?" schlug Mary vor, ehe sie sich wieder erhob und Sybil noch einmal über die Wange strich. "Sie ist wirklich ein zuckersüßes Ding, Bella. Und sie wird einmal genauso schön und klug wie ihre Mutter." bemerkte Mary lächelnd und hakte sich dann bei ihrer Schwester ein um sie nach drinnen zu führen. Sie war so froh, dass Isabella die Kleine hatte, denn sie wusste wie sehr sich ihre Schwester nach diesem Kind gesehnt hatte. Und Mary fühlte sich immer ein wenig schuldig, wenn sie schon wieder schwanger war. Deshalb war sie auch ganz froh, dass das etwas locker geschnittene Kleid die leichte Rundung ihres Bauches noch gut verdeckte, so sprang es den Leuten noch nicht gleich ins Auge, wenn sie es nicht wussten und Isabella musste nicht gleich bei ihrer Ankunft feststellen, dass ihre Schwester ein weiteres Mal ein Kind erwartete.

Isabella nickte zufrieden. "Oh ja, das glaube ich auch." Und die Beiden waren sich gar nicht so unähnlich. Sie war wirklich froh, dass Mary mit ihrem Charles einen so verlässlichen Ehemann gefunden hatte, der gut für sie und die Kinder sorgte.
"Oh ja! Oh ja!", stimmte Sybil in diesem Moment begeistert zu und Isabella war mehr als klar, dass sie ihre Tochter nicht mehr so schnell von diesem Pony fort bekommen würde, wenn sie einmal dort war. "Ja, das ist sie. Und sie ist wirklich unser Ein und Alles. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie täte." Sie ließ Mary gewähren und folgte ihr dann ins Haus.
"Du musst mir alles erzählen...."

Es hatte ein klein wenig gedauert bis der erste Trubel der Ankunft sich gelegt hatte, doch nun hatten die Kinder Charles und William überredet mit ihnen zu den Pferden zu gehen und während die Männer die Kinder abwechselnd reiten ließen, saßen Mary und Isabella am Rand und beobachteten das Schauspiel.
"Dieser Anblick wärmt einem wirklich das Herz, findest du nicht?" Mary seufzte lächelnd. Es war schön die Kinder so überglücklich mit ihren Vätern zu sehen. "Wie war es in Rouen, was macht der Rest der Familie dort?" erkundigte sie sich dann zunächst einmal bevor sie Isabella über alles aufklären würde, das sich hier in letzter Zeit getan hatte.

Isabella beobachtete die Kinder ebenfalls mit ihren Vätern und erfreute sich daran. Sie fühlte sich wirklich wohl hier bei Mary und mit vereinter Familie. "Oh ja. Wir haben schon tolle Männer gefunden, die sich auch mit ihren Kindern beschäftigen. Sie lieben sie so sehr..."
Jeden Tag war sie dankbar für William an ihrer Seite.
"Denen geht es gut. Edward war eine Weile mit Gabriel dort, Robert kam auch noch kurz. er hat Rob abgeholt und zu Richard gebracht, er wollte nicht, dass Henry ihn überzeugt zu bleiben. Vater und er hatten Streit deswegen, aber letztendlich haben sie sich doch wieder vertragen.", erzählte sie bereitwillig. "Und wie ist es dir ergangen?"

Mary nickte leicht. "Gut, dass sie sich wieder vertragen haben. So ein Streit in der Familie ist wirklich nicht wünschenswert." erwiderte sie und sah noch einmal einen Moment lang zu den beiden Männern hinüber, um die sich eine Kindertraube gebildet hatte.
"Tja, es war ... ein bisschen turbulent zwischendurch. Charles und ich haben eine etwas schwere Zeit hinter uns, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung und ich glaube, im nachhinein betrachtet, war diese Geschichte etwas, woran wir nur noch mehr gewachsen sind." begann Mary langsam und nachdenklich. Und dann begann sie zu erzählen. Berichtete ihrer Schwester davon wie Charles mit den Nerven völlig am Ende von seiner Reise zurück gekommen war und wie er ihr von seinem Fehltritt berichtet hatte.
"Es fiel mir einfach die erste Zeit so schwer, weil ich ... ich glaube, ich war so naiv und hielt ihn für unfehlbar, verstehst du? Ich wusste, dass es ihm Leid tat und dass ich ihm glauben kann, wenn er sagt, er würde es nicht wieder tun, aber ... es hatte einfach nicht in das Bild gepasst, das ich mir mit der Zeit von ihm gemacht hatte und ich war zu einem großen Teil glaube ich auch einfach wütend auf mich selbst." schloss Mary allmählich.

Isabella seufzte. "Wie recht du hast..." Sie lächelte sanft und lauschte dann aufmerksam den Erzählungen ihrer Schwester. Sie musste zugeben, so etwas hatte sie von Charles nicht unbedingt erwartet, aber sie war froh, dass die Beiden wieder zueinander gefunden hatten. Charles tat Mary einfach unglaublich gut und ihre aufbrausende Schwester war deutlich ruhiger geworden, seit sie nach Kent gehörte.
"Ich weiß, was du meinst. Ich glaube, mir ginge es nicht anders. Aber immerhin hat er es nicht nur getan, weil er zu viel getrunken hat. Er war vorher schon angeschlagen und hat einmal die Kontrolle verloren. Es wäre schade, würde eine solche Angelegenheit zwischen euch stehen. Wir wollen immer nur das Beste in unseren Männern sehen und wenn sie uns einmal enttäuschen, ist es gerade dann schwer das zu akzeptieren. Weil sie für uns der perfekte Ritter auf dem weißen Pferd sind..."

Mary hob leicht die Schultern. "Es war ... keine wirkliche Option, dass diese Sache zwischen uns steht und unsere Ehe sabotiert. Ich liebe Charles mehr als ich in Worte fassen kann und seid ich an seiner Seite hier in Kent bin, weiß ich, dass ich wirklich angekommen bin. Mir war also von Anfang an klar, dass ich mich irgendwie mit dieser Geschichte arrangieren würde, es hat nur einfach ein wenig Zeit gebraucht."
Mary legte eine Hand auf ihren Bauch und lächelte schief. "Und der etwas ungeplante Nachwuchs hat dann wohl den letzten Stein ins Rollen gebracht." bemerkte sie dann. Mittlerweile war sie mit dieser Schwangerschaft zufrieden, sie hatte sich nicht einfach nur damit abgefunden, sie freute sich auch allmählich darüber, war dieses Kind für sie ein Zeichen dafür geworden, dass ihrer beider Liebe stärker war als alle Unwegsamkeiten, die das Leben für sie bereit hielt.

Isabella nickte zufrieden. "So sollte es auch sein...Man muss auch verzeihen können. Das gehört dazu. Ich gebe dir recht, du gehörst einfach hier her. Als hättest du deinen Ruhepol gefunden." In Essex war ihre Zwillingsschwester viel rastloser gewesen. "Du weißt doch, was man sagt....die Zeit heilt alle Wunden."
Sie hob überrascht die Augenbrauen und ihr Blick huschte zwischen Marys Bauch und ihrem Gesicht hin und her.
"Du bist schwanger? Und das sagst du jetzt erst?" Sie küsste Mary auf die Wange. "Ich freue mich für euch. Aber was soll das heißen, der ungeplante Nachwuchs? So etwas kann man doch nie wirklich planen. Es kommt oder es kommt nicht."