William und Joanna - bis 1188

Stephan

"Zurecht, schätze ich. Überleg mal, wie die Männer deiner Schwester nachschauen würde und sie ist doch erst dreizehn. Ich würde nicht wollen, dass man Eleonore so ansieht." Stephan verzog leicht das Gesicht, als Rob aussprach, was ihm in den Sinn gekommen war.
"Ich glaub schon. Gott, ich weiß nicht, wie ich Guillaume nochmal in die Augen sehen soll, wenn ich mir allein vorstelle, was er hier treibt." Dabei war Guillaume doch nur ein Jahr älter als er!
"Noch könnten wir unauffällig verschwinden, solange sie weg ist. Aber das wäre ziemlich unhöflich. Also, was tun wir? Abwarten, was sie vor hat?"

"Abwarten was sie vor hat? Soll das ein Scherz sein? Es dürfte ja klar sein, was sie vor hat, denkst du nicht?" erwiderte Rob leise. Er fuhr sich nervös über das Kinn und ließ den Blick schweifen. "Tja, wenn wir gehen, werden wir uns das vermutlich auf ewig von Guillaume anhören müssen. Dass wir zu feige waren ..." Das war eine wirkliche Horrorvorstellung, denn Guillaume war für Rob beinahe eine Art Vorbild. Dass er denken könnte, Rob sei ein Feigling war unvorstellbar!
Rob schluckte schwer und sah zu Stephan hinüber. "Stephan ... hast du ... naja, du weißt schon ... hast du schon mal?" fragte er leise und mit sichtlichem Unbehagen.

Stephan

Stephan schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht...warum sollte sie dann gleich verschwunden sein? Möglicherweise holt sie auch Guillaume? Wobei ich nicht sicher bin, ob das so sehr angenehm wäre. Und ja, wenn wir abhauen, wird er uns das ewig unter die Nase reiben. Das können wir doch nicht auf uns sitzen lassen. Wir sind immerhin keine kleinen Kinder mehr."
Ihm war zwar unbehaglich zumute, aber es hielt nicht unendlich viel Schrecken für ihn bereit. Eigentlich war er ein bisschen neugierig.
"Naja....nicht so richtig.", begann er ausweichend. "Na gut, nein....ich hab schonmal ein Mädchen geküsst und wir haben ein bisschen gekuschelt, aber mehr nicht."

Rob nickte. "Das sind wir nicht mehr." stimmte er zu und atmete tief durch. Also hatte sein Freund auch nur etwas mehr Erfahrung als er. Rob hatte in Rouen mit ein, zwei Mädchen ein wenig angebändelt, hatte ihnen Komplimente gemacht, der einen auch einmal etwas vom Markt mitgebracht und schließlich waren seine Bemühungen mit einem Kuss belohnt worden. Aber das war auch schon so ziemlich alles.
Er schluckte. "Tja, dann hoffen wir mal, dass wir genug Silber dabei haben, hm?" Sein Herz klopfte wie verrückt, zum einen aus Nervosität, aber zum anderen auch vor freudiger Erwartung. Irgendwie hatte es etwas ungemein Spannendes und Aufregendes an sich, dass sie hier waren.
Bevor er noch etwas sagen konnte, tauchte Marie wieder auf, dieses Mal in Begleitung einer weiteren jungen Frau, die ebenfalls ausgesprochen freizügig gekleidet war. "Verzeiht, dass Ihr wartet musstet, aber ich habe erst noch Emma geholt." erklärte Marie und deutete auf ihre Begleiterin. Diese hatte Stephan mit einem Nicken begrüßt, nahm nun aber den Blick nicht mehr von Rob - die Frauen schienen sich also schon abgesprochen zu haben, wer hier für wen zuständig war. Rob warf seinem Freund einen Blick zu und deutete ein Schulterzucken an - nun hatten sie wohl keine andere Wahl mehr. "Es ... freut mich, dich kennen zu lernen, Emma." begrüßte Rob die junge Frau vor ihm und verneigte sich leicht, so wie er es gelernt hatte.

Stephan

"Selbst wenn nicht...es ist ja nicht so, als müssten sie Angst haben auf ihren Lohn verzichten zu müssen. Sie wissen ja, wohin wir gehören." Allerdings wäre es ihm nicht allzu recht, wenn seine Eltern hier von erfuhren. Vor allem seine Mutter war von solchen Dingen nicht allzu begeistert.
Stephan schluckte schwer, zwang sich dann aber zu einem leichten Lächeln und begleitete Marie schließlich hinaus. Er warf Rob noch einen letzten aufmunternden Blick zu.
Emma indes kümmerte sich um Rob.
"Sehr freundlich von dir. Nun komm, lass uns irgendwo hin gehen, wo wir unter uns sind.", forderte sie ihn mit einem Zwinkern auf. Sie hatte nicht allzu oft Männer völlig ohne Erfahrung, aber es war doch recht reizvoll sie aus der Reserve zu locken.

Rob schnitt eine leichte Grimasse. "Schon, aber wäre schon ein bisschen peinlich, oder" gab er zu bedenken, doch die Ankunft der beiden Frauen ließ ihr Gespräch vorerst ersterben.
Er nickte Stephan kurz zu bevor dieser ging, dann sah er Emma wieder an und versuchte sich an einem möglichst lockeren Lächeln.
"Eine gute Idee." erwiderte er und folgte ihr dann die Treppe hinauf. Dort befand sich eine Reihe von Türen und Rob begann sich zu fragen, was wohl alles dahinter war als Emma eine der Türen zielsicher ansteuerte, sie öffnete und Rob mit einer Geste zu verstehen gab, er möge eintreten.
Sein Herz machte einen kleinen Hüpfer als er den Raum betrat, dessen Einrichtung sich maßgeblich auf das Bett zu konzentrieren schien. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet als sie vorhin begonnen hatten Guillaume zu folgen.

Emma

Emma ließ den Jungen in einen der Räume hinein und schloss die Tür hinter ihnen ab. Sie war neugierig, wie der Junge sich so geben würde.
"Wie ist dein Name, Hübscher? Du warst noch nie hier.", begann sie und goss ihm einen Becher Wein ein, damit er lockerer wurde. Der Junge trank vermutlich nicht allzu oft Wein, das würde umso schneller Wirkung zeigen.
"Bist du nervös? Das musst du nicht sein. Wir werden uns Zeit lassen....nichts überstürzen. Du kannst es einfach auf dich zu kommen lassen und genießen."

"Rob. Ich ... ja, ich bin auch nur durch Zufall hier." bekannte er und nahm ohne weiter darüber nachzudenken den Wein von Emma entgegen. "Wenn ich ehrlich sein soll, dann sind wir einfach nur meinem Cousin gefolgt. Er hat uns vorhin abgewimmelt und wir wollten sehen, wohin er geht." berichtete Rob und nippte langsam an dem Wein.
"Etwas." räumte er ein. So war das schließlich nicht geplant gewesen und Rob war sich noch immer nicht sicher, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Er sah Emma an und schluckte schwer. "Vielleicht sollte ich ... vielleicht sollte ich auch besser wieder gehen." murmelte er dann etwas verlegen. "Es tut mir Leid, aber ..."

Emma

"Ein Zufall also. Die Neugierdeführt uns oft an die spannendsten Orte, findest du nicht? Du könntest die Zeit einfach für eine neue Erfahrung nutzen, was meinst du?"
Emma schenkte ihm ein Lächeln. "Du bist wirklich niedlich. Nun, es ist deine Entscheidung. Du kannst auch einfach dieses Zimmer wieder verlassen und nach Hause gehen. Oder du bleibst und lässt dir ein paar dinge zeigen, die dein Leben verändern werden. Du brauchst nicht so schüchtern zu sein. Ich kann dich lehren, was du wissen musst."
Sie zwinkerte ihm zu. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Es muss dir nicht leid tun. Wenn du gehen möchtest, kannst du das tun. Aber wenn du nicht sicher bist, könntest du einmal ein bisschen ausprobieren und wenn es dir zu viel wird, hörst du auf."

Rob verzog leicht das Gesicht. "Niedlich ..." brummte er unwillig. Wenn es eins gab, was er nicht hören wollte, dann, dass er niedlich war. Er steckte gerade in dieser fürchterlichen Phase in der er eindeutig kein Kind mehr war, aber auch noch kein richtiger Mann. Die paar Stoppeln an seinem Kinn von denen er hoffte, sie würden sich endlich bald dazu entschließen zu einem richtigen Bart zu werden, erschienen Rob ausgesprochen sinnbildlich für seine Situation. Und wenn dann jemand sagte, er sei niedlich ... obendrein noch eine Frau, die sehr eindeutige Absichten hatte ...
"Mein Leben verändern ... aber sollte ich so etwas nicht mit einer Frau tun, die mir am Herzen liegt?" fragte er nachdenklich. "Nichts gegen dich" schob er schnell hinterher. "Du ... du bist nett, wirklich, aber ... wir kennen uns ja erst seit einem Augenblick." Rob trank noch etwas Wein, weil er das Gefühl hatte irgendetwas tun zu müssen. "Außerdem schickt es sich doch gar nicht. Und dass eine Frau so etwas für Geld tun muss ..." Er brach ab und ließ den Blick von Emma zu seinem Weinbecher wandern. Es war ja nicht so, dass sie ihm nicht gefiel. Im Gegenteil, er fand Emma hinreißend, aber trotzdem war es irgendwie seltsam.

Emma

Emma lächelte. "Ich weiß, ich weiß....das willst du nicht hören. Aber du gefällst mir." Und er war noch so jung, vielleicht vierzehn...
"Vielleicht. Aber das Eine schließt das Andere nicht aus, oder? Hier eröffnet sich eine neue Welt und du kannst mit diesem Wissen dann für besagte Frau das Leben verändern.", gab sie gelassen zu bedenken. "Oh, schon gut. Ich nehme solche Dinge nicht persönlich. Und du hast recht. Wir kennen uns noch wenig. Aber das könnte sich ändern."
Wie süß der Junge war...was für Gedanken er sich doch machte... "Oh, es gibt so viele Dinge, die sich nicht schicken, Rob. Die Leute tun es trotzdem. Außerdem ist es hier nicht so schlimm, wie es für dich scheint. Marie zum Beispiel hat wirklich Spaß daran. Wir Anderen haben uns daran gewöhnt und es ist eben unsere Arbeit. Irgendjemand muss sie tun, sonst würden viel mehr Mädchen da draußen irgendwelchen Kerlen zum Opfer fallen."

Rob erschauderte leicht bei ihren Worten. "Aber ich muss ja nicht so sein wie die anderen, oder? Nur weil manche sich falsch benehmen, muss man sich daran ja kein Beispiel nehmen." erwiderte Rob langsam und schluckte dann schwer. Irgendjemand muss sie tun ... Und seine Mutter war eine dieser Frauen gewesen, die es hatte tun müssen.
Rob wurde ein wenig blass bei der Erinnerung und er trat vor, um den Becher Wein wieder auf den Tisch zu stellen. "Was ..." er stockte und spürte, wie er ein wenig rot wurde, gab sich dann aber einen Ruck. "Was kostet eine Nacht hier?" fragte er mit etwas rauer Stimme. Er würde einfach für die ganze Nacht bezahlen und dann wieder verschwinden. Dann brauchte Emma zumindest heute niemanden an sich heran lassen, irgendwie fand er die Vorstellung unerträglich, dass irgendein Kerl kommen würde, sobald er einfach ging.

Emma

Emma nickte. "Nein. Das bist du auch nicht, sonst würdest du über solche Dinge nicht nachdenken. Aber das macht nichts. Ich finde das interessant an dir."
Etwas an Rob war seltsam. Es steckte mehr dahinter als bloß Scham vor dem Unbekannten. Aber sie würde ihn nicht zwingen.
Emma hob überrascht die Augenbrauen, als er sie nach dem Preis fragte. "10 Schilling. Hast du es dir doch anders überlegt?" Sie wurde wirklich nicht schlau aus diesem Jungen.
"Ich könnte mit dir anstellen, was immer du willst."

Rob nickte langsam. 10 Schilling waren nicht ganz wenig, aber das würde er gerade noch erübrigen können. Er suchte seine Börse heraus und zählte die Münzen ab, dann trat er zu Emma, griff nach ihrer Hand und legte das Geld hinein. "Hier. Jetzt musst du heute Nacht mit niemandem mehr das Bett teilen, oder?" fragte er leise. Er wusste, dass es im Grunde unsinnig war, denn morgen würde wieder jemand anderes kommen, aber wenigstens heute Abend war er selbst hier und Rob hatte das Gefühl, er müsse zumindest für diese eine Nacht verhindern, dass Emma sich noch jemand anderem hingeben musste.
Ich könnte mit dir anstellen, was immer du willst.
Er musste ja zugeben, dass es verlockend war. Emma war hübsch ... niedlich, wenn er das Wort bemühen wollte und er im Grunde ja auch neugierig, aber Rob hatte letztlich doch auch Skrupel, wenn er an seine eigene Mutter denken musste.

Emma

Emma schaute ihn verblüfft an, dann wieder zurück auf das Geld in ihrer Hand. "Das ist dein Ernst? Du willst mir das Geld geben und nichts dafür haben? Aber....warum? Ehrlich, ich begreife dich nicht. Das ist mir noch nie passiert."
Emma war regelrecht bestürzt. "Glaub nicht, ich wüsste das nicht zu schätzen, aber ich verstehe nicht, warum du das tust. Hast du solche Angst davor?"
Sie zögerte und schüttelte dann den Kopf. "Nein. Ich werde heute Nacht keine Freier mehr haben. Unser Hurenwirt akzeptiert es, wenn für die ganze Nacht gezahlt wurde. Egal, was dann hier passiert. Aber du kannst auch gern noch bleiben..."

Rob sah Emma ernst an und nickte dann. "Es ist mein Ernst." erwiderte er. Dann fuhr er sich durch die rabenschwarzen Locken und schüttelte ein wenig verzweifelt den Kopf. "Das ist es nicht. Ich habe keine Angst davor. Nur ..." Er stockte und wandte sich ab, damit er sich ein wenig sammeln konnte und das funktionierte nicht wirklich gut, wenn er Emma direkt gegenüber stand, hatte er gemerkt. "Es ist wegen meiner Mutter." erklärte er leise und atmete tief durch bevor er sich wieder umdrehte.
"Sie hat ... sie hat eine Zeit lang das gleiche machen müssen wie du. Irgendwann wurde sie dann die Geliebte vom jungen König Henry und erst dort hat mein Vater sie kennen gelernt." berichtete Rob leise von seinem sonst so umsichtig gehüteten Geheimnis. "Und wenn ich mir vorstelle, ich ginge hier weg und du müsstest dann irgendeinen anderen Kerl an dich heran lassen ..." Rob schüttelte den Kopf. "Das will ich nicht. Wenigstens nicht heute Nacht wo ich hier gewesen bin."

Emma

Emma wartete ab, bis Rob sich gesammelt hatte und war mehr auf gespannt auf die Erklärung, die er zu geben hatte. Sie hatte mit Vielem gerechnet, aber nicht damit.
"Deine Mutter war eine Dirne?", wiederholte sie verblüfft. Sogar die Geliebte eines Königs....was musste die Frau schön sein. Und das war natürlich etwas Anderes, als in einem Hurenhaus zu arbeiten.
"Und dein Vater hat sie geheiratet? Wirklich? Oder....nicht?" Sie runzelte die Stirn. "Dann ist dein Vater ein seltsamer Mann. Kein Wunder, dass du so geworden bist. Die meisten Männer würden noch nicht einmal in Erwägung ziehen eine Dirne zu heiraten."
Sie trat einen Schritt auf Rob zu. "Ich danke dir für deine Rücksichtnahme und für das Geschenk, das du mir mit dieser freien Nacht machst." Sie beugte sich vor und küsste ihn sanft auf den Mund. "Danke..."

"Ja, war sie. Aber das ist lange her." erwiderte er und nickte dann entschieden. "Er hat sie geheiratet. Allerdings war das alles ein wenig kompliziert ... das würde eine längere Geschichte werden und ich will dich damit wirklich nicht langweilen." erwiderte er mit einem schiefen Lächeln. "Mein Vater ist etwas Besonderes, schätze ich. Er ist furchtbar verliebt in meine Mutter gewesen, liebt sie noch heute über alles und deshalb war ihm auch ihre Herkunft egal."
Als Emma auf ihn zu trat, hielt Rob kurz den Atem an, dann lagen ihre Lippen auf den seinen und er schloss einen Moment lang die Augen. Wie gut sich das anfühlte. Auch die Nähe zu ihr und ihr Duft ... Er öffnete die Augen wieder und lächelte scheu. "Es ... es war mir ein vergnügen." erklärte er leise und räusperte sich dann. "Komme ... komme ich hier irgendwie raus ohne dass meine Cousins etwas davon erfahren? Ich lege nicht unbedingt Wert darauf mich völlig vor ihnen zum Gespött zu machen, weil ich in ihren Augen gekniffen habe."

Emma

"Du langweilst mich nicht, keine Sorge. Aber ich finde es faszinierend, wie er sich über alles hin setzt um sie zu sich zu holen. Normalerweise ist unser Lebensweg fest vorgeschrieben. Ich beneide deine Mutter wirklich. Jemanden zu finden, der einen so sehr liebt, ist wirklich ein Gottesgeschenk."
Sie machte sich keine Illusionen, aber sie liebte solche Geschichten.
Emma lächelte Rob an in dem Wissen, dass sie ihm wenigstens damit ein bisschen zurückgeben konnte. "Du bist wirklich ein netter Kerl. Ich glaube, wir Beide hätten wirklich Spaß zusammen gehabt. Aber ich bringe dich hinaus, wenn du willst. Es gibt einen Hinterausgang. Außerdem sind die Beiden vermutlich ohnehin noch beschäftigt."

Rob grinste. "Ja, damit hat er auch einiges an Aufsehen erregt, so viel steht fest." bemerkte er amüsiert. "Irgendwie kitschig die Geschichte, aber wohl auch ganz süß. Und wäre ich meiner Mutter damals nicht ausgerissen und meinem Vater durch Zufall in die Arme gelaufen, würden sie und ich jetzt wohl irgendwo in Surrey sitzen und sie würde als einfache Zofe am Hof des Earls arbeiten." umriss Rob das, was er selbst eigentlich nur aus Erzählungen kannte, weil er damals noch viel zu klein gewesen war.
Rob schluckte und lächelte schief. "Danke. Du bist auch ausgesprochen nett." Er spürte wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. "J-ja, vermutlich hätten wir das." murmelte er verlegen und sah vorsichtshalber zu Boden. Es war ja nicht so, dass er Emma nicht anziehend fand, im Gegenteil. Und genau das machte es noch viel schwerer hier eine Entscheidung zu treffen, die für ihn richtig war.

Emma

Emma lachte leise. "Das kann ich mir sehr gut vorstellen." Zumal ihr schien, dass sein Vater nicht gerade ein einfacher Mann war, wenn sie sich anschaute, was für Kleidung Rob trug und in welcher Gesellschaft er sich bewegte.
"Nun, dann warst du wohl der Glücksbringer deiner Mutter. Sie kann wirklich froh sein, dass sie dich hat." Emma liebte solche romantischen Geschichten. Das zeigte ihr einmal mehr, dass die Welt nicht nur schwarz und weiß war, sondern dass es auch für ihresgleichen große Geschichten mit glücklichem Ende geben konnte.
"Es freut mich, dass du das so siehst." Der Junge war wirklich niedlich. Wie rot er doch wurde... "Nun, wenn du gehen willst, solltest du mich jetzt begleiten...", bemerkte sie sanft. "Jetzt ist eine Zeit, in der wenig Leute unten herum stehen."

Rob grinste leicht. "Glücksbringer, das klingt gut." erwiderte er. "Ich glaube, wir sind wohl beide froh, dass wir einander haben."
Er sah Emma an und nickte langsam. Es war wohl besser, wenn er jetzt ging. Aber irgendetwas hielt ihn auch hier, nicht einfach nur die Neugierde, nein, das sogar weniger. Viel mehr war es die Möglichkeit mit einer Frau wie Emma sprechen zu können. Zu Hause wurde nie ein Wort über die Vergangenheit seiner Mutter verloren und Rob versuchte eigentlich auch immer nicht daran zu denken, denn insgeheim beschämte es ihn. Und die Hänseleien, die er deswegen hatte durchstehen müssen, hatten ihn auch sehr geprägt. Aber mit Emma hier vor sich bot sich eigentlich eine neue Gelegenheit, nur traute er sich nicht wirklich einfach hier zu bleiben, um mit ihr zu reden.
"Ja, nun ... es ist wohl besser, wenn ich gehe. Dann hast du auch wenigstens deine Ruhe heute Nacht." erklärte Rob mit einem scheuen Lächeln.

Emma

"So sollte es vermutlich auch sein zwischen Mutter und Sohn." Emma war sich da nicht so sicher, die Beziehung zu ihrer Mutter war immer ein bisschen kompliziert gewesen. Sie hatten kaum genug zum leben gehabt und so war sie eben irgendwann gegangen. Hier hatte sie ein Dach über dem Kopf und musste zumindest nicht hungern.
"Oh, du hättest mich nicht gestört.", wehrte sie mit einem sanften Lächeln ab. "Ich habe selten so angenehme Gesellschaft. Aber du bist auf jeden Fall jederzeit herzlich willkommen, wenn du nochmal vorbei schauen willst.", bot sie ihm an.
Dann schaute sie sich kurz auf dem Gang um und nickte. "Gut, die Luft ist rein."

"Das ... ist sehr nett, dass du das sagst." erwiderte Rob verlegen und beobachtete, wie Emma zur Tür ging. Es tat ihm beinahe Leid, dass sie ihn nicht noch aufhalten musste, aber vermutlich war es so auch besser.
Er nickte und trat aus der Tür. "Ich danke dir." Aus Reflex griff Rob nach Emmas Hand und hauchte einen Kuss darauf. "Nun, vielleicht auf bald." Er lächelte ein wenig scheu. "Und genieß deinen freien Abend." Er wusste ihre Einladung zu schätzen, aber ob er wirklich wieder kommen würde? Nun, erst einmal würde er einigen Spott und Häme von Stephan und Guillaume über sich ergehen lassen müssen, wenn diese herausfanden, was passiert war.

Emma

"Oh, keine Ursache. Du bist auch nett zu mir, warum sollte ich dir also keine netten Dinge sagen?" Emma lächelte sanft, als er ihre Hand küsste. "Wie galant du bist...das kommt nun wirklich höchst selten vor." Sie küsste ihn auf die Wange, ehe sie einen Schritt zurück trat.
"Vielleicht auf bald. Das werde ich, keine Sorge."
Sie würde es genießen den Abend für sich zu haben und schließlich früh ins Bett zu gehen, zu schlafen, so viel sie es wollte.
Und sie hoffte wirklich, der nette Junge kam irgendwann wieder. Er war niedlich und brachte Abwechslung hier rein. Sie fand die Begegnung wirklich spannend.