William und Joanna - ab 1190 bis 1191

William lächelte leicht. "Natürlich sehe ich das so und das weißt du ja auch. Du warst schon als kleines Mädchen so hinreißend, wieso sollte ich irgendetwas an dir ändern wollen?" erwiderte William sachte und strich mit den Lippen zärtlich über Isabellas Schläfe.
"Das wird er ganz sicher. Er wird gut auf sein Geschwisterchen aufpassen und Sybil wird dem neuen Kind ebenso eine gute Schwester sein, wie sie es für William ist." Er ließ den Blick kurz zu seinen beiden Kindern wandern, ehe er Isabella wieder ansah und eine Hand auf ihren noch flachen Bauch legte. "Und du siehst, ich habe immer Recht gehabt, Gott wird uns schon Kinder schenken, wenn es an der Zeit ist." Und es war ein wirklich erhebender Anblick Isabella auf Grund dieser Schwangerschaft so glücklich zu sehen.
William nickte. "Hoffen wir, dass es noch lange so bleibt."

Isabella stand strahlend im Innenhof von Pembroke Castle und sah den Besuchern entgegen. Ihre Eltern hatten beschlossen sie zu besuchen und das machte sie so glücklich. Sie vermisste ihre Eltern und sie war begierig darauf ihnen zu zeigen, was für ein wundervolles Zuhause sie und Willam hier für ihre kleine Familie geschaffen hatten.
Sicher würden sie hier auch Hanna und ihren Kindern über den Weg laufen. Das würde vermutlich einen kleinen Eklat auslösen, aber Isabella wusste solche Wogen immer zu glätten.
Lächelnd ging sie auf ihren Vater zu und schloss ihn in die Arme. "Ich bin so glücklich euch zu sehen und euch Pembroke zu zeigen."

William hatte Wort gehalten und nachdem sie einige Tage wieder in Truro Halt gemacht hatten, waren sie nach Pembroke aufgebrochen, um Isabella und ihre Familie zu besuchen. Das Winterwetter war gnädig mit ihnen gewesen und die Überfahrt zum Glück sehr kurz, so dass sie nun unbeschadet im Innenhof der Burg anhielten.
William war kaum vom Pferd gestiegen als Isabella ihm schon entgegen kam und ihn in die Arme schloss. Leise lachend erwiderte er die Umarmung und küsste seine Tochter auf die Wange. "Isabella, mein Schatz, die Freude liegt ganz bei uns. Wir können kaum erwarten zu sehen, wo ihr nun zu Hause seid und was die Kinder so machen. Euch geht es allen gut, hoffe ich?"

Isabella nickte zufrieden. "Ihr werdet staunen, es ist eine wundervolle Burg. Ein wenig altmodisch vielleicht, aber sehr gemütlich. Die Menschen hier haben ja den Ruf etwas eigen zu sein, aber sie mögen William und wir haben wir wirklich ein Zuhause gefunden für uns und die Kinder. Den Kindern geht es ausgezeichnet. Uns allen. Sogar mehr als das."
Isabella lächelte vielsagend.
"Die kleine Familie wird bald noch etwas wachsen.", gab sie dann preis. "Nun kommt herein und erholt euch ein wenig von der Reise. Ihr müsst unbedingt heute Abend mit uns essen. Die Kinder sind auch schon ganz aufgeregt euch wiederzusehen."

Williams Lächeln wurde noch ein wenig breiter bei Isabellas Eröffnung. "Wirklich? Oh das freut mich sehr für euch." Er nahm seine Tochter noch einmal in die Arme. "Das hast du dir doch so gewünscht. Und es ist mal wieder typisch, dass Mary und du so etwas mal wieder gleichzeitig fertig bringt." bemerkte er augenzwinkernd. Früher hatten die Zwillinge immer alles zusammen geteilt und William hatte oft genug den Eindruck gehabt, dass das Band zwischen seinen beiden Töchtern weiter ging als man wirklich begreifen konnte.
"Nur zu gern, dafür sind wir schließlich hier, nicht wahr? Und ich freue mich auch schon darauf meine Enkel zu sehen. Ich habe das Gefühl das letzte Mal, als ich sie gesehen habe, waren sie beide noch ganz winzig."

"Nicht wahr? Es scheint, als wäre dieser Fluch endlich gebrochen. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht als eine große Familie und ich liebe meine Kinder über alles." Isabella lächelte sanft, hob dann erstaunt die Augenbrauen. "Mary ist auch schwanger? Oh, das ist gut. Sie und Charles sind sicher auch sehr glücklich darüber. Dann weiß ich ja, wo mein Kleines einen gleichaltrigen Spielkameraden finden wird, wenn es soweit ist. Wir besuchen uns ohnehin öfter einmal."
Mary und sie waren eine Einheit und ein enges Band verknüpfte sie auch nach all der Zeit noch. Sie hatten beschlossen die Gelegenheit zu nutzen und sich oft zu sehen.
"Ja, sie sind Beide gut gewachsen, ganz besonders William. Und Sybil wird langsam eine kleine Dame. Du wirst deine Freude an ihnen haben. Und du wirst noch mehr Enkelkinder hier treffen, Vater...Edward hat seine Affäre her gebracht. Sie hat zwei Kinder von ihm. Ich dachte, ich sage es dir, bevor du einem rothaarigen Mädchen über den Weg läufst, das nicht meine Tochter ist."

"Und eine große Familie wirst du bekommen, so wie es den Anschein hat." bemerkte William sanft. Es freute ihn sehr, dass Isabella diese Angst endgültig abschütteln konnte. Oft genug hatte sie ihm ihre Sorgen anvertraut und William hatte versucht sie zu beruhigen und zu trösten, aber letztlich waren natürlich alle schönen Worte auch machtlos gegen die Kinderlosigkeit. Sybils Geburt war ein erster Lichtblick gewesen und dass Isabella nun nach dem kleinen William das dritte Kind erwartete war ein gutes Zeichen.
William grinste leicht und nickte zur Bestätigung. "Ja, sie hat es deiner Mutter als erstes erzählt als wir bei ihnen zu Besuch waren und mittlerweile ist es offiziell. Sie schien wirklich glücklich darüber zu sein." Er hingegen war sich nicht so sicher, ob ihn Isabellas Neuigkeiten allzu glücklich stimmte. William hatte Joanna den Arm angeboten und gemeinsam waren sie in Richtung Halle geschlendert als er nun wieder stehen blieb und Isabella anstarrte. "Edward hat was?" fragte er entgeistert. Es schockierte William schon lange nicht mehr, dass sein Sohn eher lose Sitten pflegte, doch dass er offenbar eine Liebschaft unterhielt, die er sogar so umsichtig umsorgte, dass er sie in seiner Abwesenheit zu Isabella brachte, hatte er nun wirklich nicht erwartet.
"Wie kommt er dazu? Ich ... ich meine, was ist das für eine Affäre, dass er sie zu dir bringt? Er schert sich doch sonst nicht um die Frauen, die er verführt, sobald er einmal aus ihrem Bett heraus ist." brummte William missfällig. Hoffentlich brachte diese Frau nun nicht noch unnötigen Ärger mit sich. Sie alle hatten ja schon einmal erlebt, was Edward so fertig brachte, wenn er sich verliebte.

"Oh ja. Ich bin sehr froh darüber und William ist auch unendlich glücklich." Dieser Schattten hatte lange genug auf ihnen gelastet. So lange hatte sie sich gesorgt, ihrem geliebten Mann keine Kinder schenken zu können.
Isabella hielt in der Bewegung ebenfalls inne und schaute ihre Eltern ein wenig zerknirscht an. "Nein, das tut er normalerweise nicht. Aber Hanna hat ihm schon nach Julias Tod das Bett gewärmt und ihn ein bisschen getröstet, seitdem kehrt er trotz gegenteiliger Versprechen regelmäßig in ihr Bett zurück. Inzwischen hat sie zwei Kinder von ihm, Juliana und Edmund. Helene ist natürlich fuchsteufelswild und hasst diese Frau leidenschaftlich. Man kann ihr kaum verdenken, dass sie versucht Hanna das Leben schwer zu machen. Jedenfalls wollte Edward die Beiden voneinander fern halten, solange er nicht da ist um zu schlichten. Außerdem hat er mal wieder Helene versprochen die Finger von Hanna zu lassen, hat es aber nicht gehalten. Hanna ist ein rotes Tuch für Helene."

"Großer Gott" William seufzte und fuhr sich mit der behandschuhten Linken über das Gesicht. "Ich wusste ja schon immer, dass der Bengel in den unpassendsten Situationen ein sentimentaler Schwachkopf ist. Wenn eines meiner Kinder dafür sorgt, dass ich beständig grauer werde, dann Edward."
Manchmal fragte sich William wirklich, wie Edward so hatte werden können, wie er war. Sicher, jedes seiner Kinder hatte seine Eigenarten und kleineren und größeren Fehler, aber letztlich hielt er sie doch alle für ausgesprochen gelungen. Bei Edward hingegen musste William sein Urteil ab und an wirklich in Zweifel ziehen.
"Und wie sich das anhört, hatte er nicht die geringsten Skrupel dich mit in diese Sache hinein zu ziehen, hm? Fein hat er das angerichtet. Erst schlägt er alles kurz und klein und dann wendet er dem Scherbenhaufen den Rücken zu und verlässt sich darauf, dass andere für ihn aufräumen. Und dabei hast du doch nun wirklich selbst genug zu tun, auch ohne seine Eskapaden!" William atmete geräuschvoll durch, dann gab er sich einen Ruck. "Ich will sie kennen lernen. Alle drei. Entweder heute Abend noch oder morgen. Ob ich will oder nicht, die Kinder sind immerhin meine Enkel und offenbar liegt ihrem Vater ja sogar etwas an ihnen."

Isabella hob ein wenig ratlos die Schultern. "Das ist mein Bruder. Kanntest du Edward je anders? Er war schon immer ein Unruhestifter, immer anders als wir Anderen. Ich bin allerdings froh, dass er Verantwortung übernimmt für die Beiden."
Sie schüttelte leicht den Kopf. "Nein, die hat er nicht. Aber er hat mich wenigstens vorher gefragt, ob er Hanna und Juliana zu mir bringen kann, damit ich sie unter meine Fittiche nehme. Von Edmund weiß er selbst noch nichts. Ich habe Hanna in Oxford kennengelernt und ich mag sie gern. Sie arbeitet hier ein wenig mit und kümmert sich um ihre Kinder, mir ist sie eine Freundin geworden. Es ist daher kein großes Opfer. Zudem ist Edward mein großer Bruder und wir hatten immer eine gute Beziehung zueinander, wie hätte ich ihn abweisen sollen? Ich musste ihm helfen. Zudem ist Helene auch meine Freundin und für sie war es besser, Hanna aus ihrem Wirkungskreis zu entfernen. So muss sie sie nicht immer sehen. Es ist schon beinahe eskaliert, als Helene Aliz hergebracht hat und Hanna über den Weg gelaufen ist. Es ist also in der Tat nicht einfach, aber mein Bruder hat mich gebeten."
Isabellas Miene hellte sich auf. "Selbstverständlich. Ich werde Hanna sagen, dass du sie morgen früh treffen willst. Dann hast du etwas länger Zeit sie kennenzulernen als heute Abend."

William seufzte schwer. "Nein, wirklich nicht. Immer wenn es irgendwo Ärger gab, konnte man Edward stets mittendrin finden. Ich hatte nur gehofft, dass es vielleicht besser wird, wenn er auch älter wird, aber mir scheint, als würde das Chaos, das er anrichtet auch immer nur größer werden."
Im nächsten Moment musste William gegen seinen Willen lachen. "Er weiß nichts von dem Jungen? Herrje, das scheint mir langsam zur Familientradition zu werden." Wenn er da an die kleine, süße Lillian dachte, die in Truro war und von der Rob ebenfalls nicht das geringste wusste.
Langsam nickte er dann. "Es ist gut von dir ihnen so zu helfen. Ich hoffe, Edward zeigt sich auch erkenntlich, sobald er zurück ist. Und es würde mich freuen, wenn du Hanna Bescheid gibst. Morgen früh ist eine gute Idee."

Isabella konnte dem nur vorbehaltlos zustimmen. "So ist es. Natürlich wird es nicht besser. Je älter er wird und je mehr Macht er zur Verfügung hat, desto größer werden seine unmöglichen Fehltritte. Aber so ist Edward und ich liebe ihn so, weil er so anders ist als wir."
Sie legte verwirrt den Kopf schief. "Was soll das heißen? Wer weiß noch nichts von einem Kind? Mir scheint, ich habe hier ein bisschen was verpasst. Aber diese Dinge sind alles die Schuld des Kreuzzuges. Ich hoffe nur, sie kommen alle zurück."
Sie lächelte. "Natürlich helfe ich ihnen. Edward schuldet mir defintitv etwas und es wird der Tag kommen, da ich es einfordere. Keine Sorge, Hanna wird sich morgen früh bereit halten dich zu treffen."

William schnitt eine verzweifelte Grimasse. „Wir alle sollten uns also auf unruhige Zeiten einstellen, sobald er zurück ist. Denn sein Stern ist ohne Zweifel gerade erst am Aufsteigen. Wenn er zurück kommt, wird er einer der engsten Vertrauten Richards sein, da bin ich mir sicher. Die beiden passen einfach zu gut zusammen.“ prophezeite William und seufzte leise. „Ja, das ist sein großes Talent, nicht wahr? Man muss ihn lieben, auch wenn er ein unmöglicher Kerl ist.“ Aber natürlich liebte William seinen Sohn von ganzem Herzen, so wie er alle seine Kinder liebte. Und diesen Bengel vielleicht ganz besonders, weil er Joanna und sein erstes Kind war und zudem unter so schwierigen Umständen zur Welt gekommen war.
William lächelte schief. „Du solltest bei Gelegenheit nach Truro kommen und deine Großnichte kennenlernen, ein hinreißender kleiner, schwarzgelockter Engel.“ erklärte William und konnte nicht verhindert, dass seine Miene bei dem Gedanken an seine Urenkelin sanft wurde. Die kleine Lilian hatte sich so mühelos in Williams Herz gestohlen, er war vollkommen machtlos dagegen gewesen.

Isabella hob die Schultern. "Das wäre vermutlich weise. Du hast Recht, ich glaube auch, dass er Richards wichtigster Mann werden wird, wenn sie auf diesem Kreuzzug Seite an Seite kämpfen. Henry war immer ein Mentor und väterlicher Freund für ihn, Richard könnte viel mehr sein als das. Richard wird wie ein Bruder für ihn werden, da bin ich mir sehr sicher. Ich kenne Edward und ich weiß, wozu er fähig ist, wenn er jemandem wirklich treu ergeben ist. Und du sagst es, man muss ihn lieben."
Isabella legte staunend den Kopf schief. "Sag nicht, Rob...er hat eine Tochter?", fragte sie verblüfft. "Unglaublich. Für mich ist er immer noch der kleine Junge, der damals zu uns kam und jetzt ist er ein Mann. Zu schade, dass er das verpasst, weil er mit Richard unterwegs ist. Herrje, du hast also tatsächlich eine Urenkelin in Truro."
Die Familie wuchs und wuchs, das stand fest. Und ihr Vater erstreckte seine Fürsorge immer auch auf uneheliche Mitglieder der Familie.

William und Joanna hatten den Abend im Kreise von Isabellas Familie sehr genossen. Solange die Kinder noch dabei gewesen waren, hatte William sich voller Hingabe den beiden gewidmet, hatte mit ihnen gespielt, ihnen Geschichten erzählt und war ihnen vollkommen erlegen. Als die zwei kleinen dann im Bett waren, hatten die Erwachsenen noch lange zusammen gesessen und alle möglichen Neuigkeiten ausgetauscht.
Und heute Morgen würde nun der uneheliche Teil der Familie auftauchen. William warf Joanna einen Blick zu. „Ich habe mich ja schon lange damit abgefunden, dass Edward über das ganze Reich verteilt wohl den ein oder anderen Bastard hat, aber ich hätte nie erwartet, dass er eine solche Liebschaft zu einer Magd anfangen und sich so um die Kinder kümmern würde.“ gab William zu und seufzte leise. Isabella wollte Hanna mit den Kindern zu ihnen bringen und William bereitete sich darauf vor die nächsten Enkelkinder kennenzulernen.

Hanna

Joanna war neugierig auf ihre Enkel, schließlich war Edward ihr ältester Sohn und bedeutete ihr eine ganze Menge. Sie hatte noch lange mit William darüber gesprochen undnun warteten sie gemeinsam auf Hanna.
"Nein, das hatte ich auch nicht erwartet. Aber wenn sie ihm tatsächlich nach Julias Tod Trost gespendet hat, ist das sicherlich ein Grund. Er vergisst nie, wer ihm geholfen hat. Offenbar ist diese Frau etwas Besonderes für ihn und seine Ehe läuft auch nicht immer sonderlich gut, wenngleich er daran selber schuld sein dürfte."
Schließlich öffnete sich die Tür und Isabella trat ein. Hanna war nervös, weil sie nun Edwards Eltern treffen würde und keine Ahnung hatte, was sie erwartete. Sie hatte die kleine Juliana an der Hand und trug Edmund auf dem Arm.
Sie knickste höflich, auch wenn sich das mit den Kindern etwas schwierig gestaltete. "Mylord, Mylady....es freut mich Eure Bekanntschaft zu machen."

William atmete geräuschvoll durch. „Ich sage ja, ein sentimentaler Schwachkopf …“ murmelte er halb verzweifelt, halb belustigt. Doch bevor sie noch weiter über dieses Thema sprechen konnten, kam Isabella mit einer jungen Frau im Schlepptau, die ein Mädchen an der Hand hielt und einen kleinen Jungen auf dem Arm trug – beide Kinder konnten Edwards Vaterschaft nicht leugnen.
William erinnerte sich an seine guten Vorsätze und lächelte leicht als die Frau vor ihnen knickste. „Und uns freut es ebenso, Hanna. Ganz besonders gespannt sind wir auf deine Kinder. Setz dich ruhig zu uns, dann können wir in Ruhe reden.“ erklärte William und dachte insgeheim, dass er durchaus ahnte, wieso Edward die Finger nicht von Hanna lassen konnte. Die schlichten Kleider sorgten dafür, dass man im Normalfall wohl nicht genauer hinsah, aber Hanna war durchaus eine hübsche Frau und Edward war nun wirklich kein Musterbeispiel an Standhaftigkeit.
William stützte die Arme auf den Knien ab und lehnte sich etwas vor, so dass er auf ungefähr einer Höhe mit dem kleinen Mädchen war. „Und du musst Juliana sein, habe ich recht?“ erkundigte er sich sanft und mit einem Lächeln auf den Lippen. Edward hatte das Mädchen tatsächlich nach Julia benannt … allein das sprach schon Bände und bedeutete wohl, dass Edward für dieses Kind Himmel und Hölle in Bewegung setzen würde, Bastard hin oder her.

Hanna

Joanna nahm ihr Edmund ab, um den kleinen Jungen etwas besser kennenzulernen und Hanna ließ sich vorsichtig auf der Kante des Stuhls nieder. Ihr behagte das hier nicht wirklich, sie war angespannt im Angesicht von Edwards Eltern. Ob sie verurteilten, was sie getan hatte?
Sie beobachtete, wie William seine Enkelin ansprach. Das Mädchen war erst etwas schüchtern, nickte dann aber. Der fremde Mann war ihr ein bisschen unheimlich, das konnte Hanna sehen, aber Juliana wich icht zurück und versteckte sich in den Röcken ihrer Mutter.
"Das ist sie. Normalerweise ist sie sehr aufgeschlossen, sie braucht nur einen Moment um warm zu werden.", erklärte Hanna zurückhaltend.
"Juliana ist so sehr wie Edward..."

William bemerkte durchaus, wie unsicher Hanna war. Ihre Körperhaltung verriet sie, die angespannte Miene und die Tatsache, dass sie sich gerade so auf die Stuhlkante setzte – regelrecht zur Flucht bereit. Aber er wusste auch, dass er nicht derjenige war, der ihr die Angst nehmen konnte, dazu hatte er eher weniger Talent und überließ es lieber Joanna. Die würde Hanna sicher mit wenigen Worten in ein angeregtes Gespräch verwickeln können und ihr so die Angst nehmen.
William beobachtete das Mädchen vor ihm und musste schmunzeln. „Nun, es ist nur richtig erst einmal vorsichtig zu sein, nicht wahr? Man muss ja erst einmal wissen wen man vor sich hat.“ bemerkte er und deutete vor Juliana eine kleine Verbeugung an. „Verzeih mir meine Unhöflichkeit, ich habe mich gar nicht vorgestellt. Mein Name ist William und dein Vater Edward ist mein Sohn.“ Er schenkte dem Mädchen ein Lächeln. „Ich bin also dein Großvater. Und das hier neben mir ist deine Großmutter Joanna. Von ihr haben dein Vater und du die feuerroten Haare.“ erklärte William augenzwinkernd.

Hanna

Joanna bedachte ihren Mann mit einem leichten Lächeln und wechselte dann mit Edmund auf dem Arm neben Hanna. "Ich muss sagen, die Beiden sind wirklich zuckersüß. Und Edward wie aus dem Gesicht geschnitten. Isabella erwähnte, wie es zu dieser ganzen Sache kam. Allerdings verwundert es mich doch etwas, dass Edward so fürsorglich um euch bemüht ist. Das passt nicht ganz zu ihm. Leider hinterlässt mein Sohn des öfteren verbrannte Erde."
Juliana indes fasste ein wenig Vertrauen zu dem Mann, der sich vorgestellt hatte und sich so nett mit ihr unterhalten wollte.
"Haare wie Feuer.", wiederholte sie und grinste ihn dann an. "Wenn du der Vater von Vater bist, musst du ja lieb sein. Vater ist ja auch lieb. Ich vermisse ihn...", erklärte sie und griff nach Williams Hand.

Hanna

Hanna lächelte ein wenig unsicher. „Ja, das sind sie. Sie sind … wie kleine Kopien von ihm. Ein Teil von ihm, der mir wenigstens erhalten bleibt, ganz gleich was noch kommt.“ erwiderte Hanna ein wenig zögerlich. Hanna seufzte leise und hob die Schultern. „Das stimmt, es passt nicht so recht zu ihm und ich glaube, es sind viele Dinge, die hier zusammen kommen. Ich war … nach Julias Tod für ihn da, ich glaube, das hat, nun, ich weiß nicht genau, vielleicht eine Art Grundstein gelegt für unser Verhältnis. Ihr wisst ja selbst wie schwer diese Zeit für ihn war.“ Und in ihren Armen hatte er wenigstens für ein paar Stunden sein Leid vergessen können. „Dann hat er auf Wunsch des Königs geheiratet, eine Frau, die er eigentlich nicht wollte und nicht leiden konnte. Sicher, die Beziehung zwischen ihm und Helene hat sich gebessert, aber gerade in der Anfangszeit ist er … naja, lieber zu mir gekommen als in sein Ehebett.“ erklärte Hanna leise und wunderte sich selbst darüber, wie es kam, dass sie ausgerechnet Edwards Mutter so freizügig erzählte was vorgefallen war und wie sie zu Edward stand. Sie sah kurz zu ihrer Tochter hinüber, ehe sie Joanna wieder ansah. „Und dann kam auch schon Juliana. Er hat den Namen für sie ausgesucht.“ Und das sagte wohl mehr als tausend Worte darüber wie Edward zu seiner illegitimen Tochter stand.
William erwiderte das Grinsen des kleinen Mädchens. „Gute Schlussfolgerung.“ bemerkte er und sah ein wenig verblüfft auf seine Hand hinab, die Juliana ergriffen hatte – ihre kleine zarte Kinderhand in seiner schwieligen Soldatenpranke. „Ich glaube gern, dass du ihn vermisst. Er hat sich immer Zeit für dich genommen, wie?“ fragte er und strich mit seinem Daumen über Julianas Hand. „Ein Weilchen wird es auch sicher noch dauern bis er zurückkommt. Aber deine Mutter und dein Bruder sind ja da und vielleicht kommt ihr uns einmal bei uns zu Hause besuchen.“ bot William ohne zu zögern an.

"Ja, ich kann diese Denkweise verstehen. Sie sind eine Erinnerung an ihn, egal, wie dieser Kreuzzug ausgeht. Du bist ihm wichtig, das steht außer Frage. Edward vergisst nie, wer in einer schweren Zeit für ihn da war. Mit Helene war es nicht einfach für ihn, er hängt immer noch an Julia. Ich heiße nicht gut, was er getan hat, aber ich weiß wie er ist und ich zürne ihm nicht deswegen. Vor allem, weil ich sehe, was diese Kinder für ihn bedeuten. Er vergibt den Namen seiner geliebten Frau nicht einfach so ohne darüber nachzudenken.", erklärte Joanna. "Wenn du Hilfe brauchst, wende dich an uns. Wir werden dir mit unseren Enkeln gern unter die Arme greifen."
Juliana schenkte ihrem Großvater ein Lächeln und nickte eifrig. "Er hat immer viel mit mir gespielt. Hat uns oft besucht. Ich will nicht, dass es so lange dauert..." Sie zog einen kleinen Schmollmund, dann hellte ihre Miene sich wieder auf.
"Besuchen? Toll! Wo ist das?"

Hanna

Hanna nickte leicht. „So ist es. Sie bleiben mir erhalten, ganz gleich wie der Kreuzzug endet, aber vor allem auch ganz gleich, was danach geschieht. Ich mache mich nichts vor, Mylady, ich weiß wie Edward ist und ich weiß, dass er vielleicht eines Morgens aufwacht und entscheidet, dass er nun wirklich kein Interesse mehr an mir hat. Aber ich weiß auch, dass er trotz allem immer für die Kinder sorgen wird und das ist mir wirklich wichtig.“ Dass sie dummes Huhn auch ihr Herz ein bisschen an den verwegenen, jungen Earl verloren hatte – nun ja, das war nicht zu ändern und ganz allein ihre Sache.
Joannas Angebot sorgte dafür, dass Hanna rot wurde vor Verlegenheit. „Das … ist wirklich sehr großzügig, Mylady. Ich denke, im Moment ist das nicht notwendig, Eure Tochter hat uns sehr großzügig hier aufgenommen und ich helfe in ihrem Haushalt aus so gut es geht. Aber es ist … beruhigend zu wissen, dass ich mich im Notfall an Euch wenden kann.“ erklärte Hanna und lächelte ein wenig scheu.
William grinste leicht. „Tja, leider bekommen wir nicht immer was wir wollen.“ bemerkte er und hob Juliana vorsichtig auf seinen Schoß. „Aber du wirst sehen, ehe du dich versiehst, ist die Zeit vorbei und du hast ihn wieder. Und bis dahin wirst du viele spannende Dinge erleben von denen du ihm dann berichten kannst.“ zeigte William auf und lachte leise. „In Truro. Es ist eigentlich gar nicht so weit von hier, wenn man ein Schiff hat. Wir sind auch über das Meer hier her gekommen, denn über Land hätte es deutlich länger gedauert. Dir wird es dort sicher gut gefallen, glaub mir.“ versicherte er und wusste genau, wieso Edward seinen Kindern so viel Zeit gewidmet hatte. Juliana hatte ein sehr einnehmendes Wesen.

Joanna seufzte leise. "Das ist in der Tat wahr. Ich würde in dieser Hinsicht für Edward auch nicht die Hand ins Feuer legen, er ist ein wenig wankelmütig in diesen Dingen. Leichtfertig....ich glaube nicht, dass er jemals wieder einer Frau begegnet, die ihn völlig bedingungslos fesselt und die er nie hintergehen wird. Seit Julia....scheint er mit so etwas abgeschlossen zu haben. Aber er wird immer für die Kinder sorgen. Er ist stolz auf sie und das kann er auch sein."
Joanna lächelte Hanna offen an. "Keine Ursache. Isabella hat ein großes Herz, sie würde Edward nie hängen lassen und sie würde auch dich nicht einfach fort schicken."
Juliana schmiegte sich zufrieden an ihren Großvater, als dieser sie auf seinen Schoß setzte. Das behagte ihr sehr. Ihr Vater hatte das auch oft getan.
"Das wäre toll... Mit dem Schiff? Ich war noch nie auf einem Schiff. Hab nur mal ein kleines Boot gesehen. Meinst du echt, es gefällt mir dort? Dann muss ich Mama fragen, ob wir da mal hin können."

Hanna

Hanna hob leicht die Schultern. "Vermutlich nicht. Julia war eine ganz besondere Frau, so offen und warmherzig ... sie hat Edwards Temperament hervorragend ausgeglichen und wusste ihn immer ganz genau zu nehmen. So eine Frau gibt es wohl kein zweites Mal. Und Euer Sohn, er ... er hat Angst davor, noch einmal jemanden so nah an sich heran zu lassen, wie Julia seiner Zeit." erklärte Hanna leise. Sie hatte Edwards erste Gemahlin kennen und schätzen gelernt, sie war eine herzensgute Frau und sie hatte ihren Tod wahrlich bedauert.
William war hingerissen als Juliana sich so vertrauensvoll an ihn schmiegte. "Ja, mit dem Schiff. Es hat ein bisschen geschaukelt, aber nicht zu sehr. Und wir waren viel schneller als wenn wir mit den Pferden über Land gekommen wären. Wirklich? Nun, dann wird es Zeit, dass du mal eins besteigst, denkst du nicht?" erwiderte er und nickte dann. "Ganz sicher. Dort findest du jede Menge andere Kinder zum Spielen, es ist immer etwas los und wir haben ganz viele Pferde bei uns. Im Frühling kommen die Fohlen zur Welt, das ist immer eine spannende Zeit."