William und Joanna - ab 1190 bis 1191

Rob

Rob ließ missmutig den Blick schweifen. "Tja, sonderlich viel ist hier ja nicht gerade." brummte er verdrossen. Ein karges Loch war es, nicht viel mehr. "Aber wir könnten das Licht auch noch ein wenig anders nutzen ... dreh dich um und lass mich deine Hände sehen. Es wird sicher dauern, wenn ich nicht hinsehen kann, aber ich kann versuchen deine Fesseln aufzuknoten und du öffnest dann meine." schlug Rob vor. Immerhin waren sie beide noch mit den Händen auf den Rücken gefesselt, glücklicherweise mit einfachen Stricken, es sollte also möglich sein die Knoten zu lösen. Das würde ihnen immerhin etwas Bequemlichkeit zurück bringen.
Er atmete tief durch. "Ich fürchte, das werden wir noch früh genug erfahren. Aber gutes kann es nicht sein. Hast du die Augen von dem Kerl gesehen als er Akkon erwähnt hat? Großer Gott, ich wünschte nun umso mehr dein Vater hätte die Mauren nicht einfach abgeschlachtet." Sie hätten irgendeinen anderen Weg finden müssen, wenngleich Rob wirklich keine Ahnung hatte was für einen.

Stephan

Stephan seufzte. "Ja, aber ich dachte, man gibt uns vielleicht einen Eimer zum pissen. Selbst in diesem Drecksloch. Aber wer weiß, wie lange wir hier bleiben. Deine Idee ist besser, lass es uns versuchen." Er drehte Rob den Rücken zu, damit dieser die Fesseln in Augenschein nehmen und ihn daraus befreien konnte. "Nein, es wird nichts Gutes sein. Sie wollen Rache an Vater nehmen, da bin ich sicher. Daher dürfen sie auch nicht erfahren, dass ich das Heer führen werde, sollte er fallen. Dass ich sein Zweitgeborener bin."
Stephan schloss einen Moment die Augen.
"Ich habe es gesehen...ich wünschte, ich wäre überzeugender gewesen und wir hätten irgendetwas Anderes mit diesen Männern gemacht als sie umzubringen."
Sie würden dafür büßen müssen, das stand fest.

Rob

Rob schnitt eine kleine Grimasse. "Sieht bisher nicht so aus. aber vielleicht kommt das ja noch. Wenn sie uns nicht verhungern lassen wollen, müssen sie uns ja früher oder später auch etwas essbares und wenigstens Wasser bringen." bemerkte er, betrachtete Stephans Fesseln eingehend, ehe er sich umdrehte und versuchte die Fesseln zu lösen ohne dass er sehen konnte, was er tat. Es dauerte eine Weile, aber schließlich lockerte sich der Knoten und nur wenig später atmete Rob erleichtert durch als er hörte wie die Seile, die Stephans Hände gebunden hatten, zu Boden fielen.
"Wahrscheinlich, ja. Ihnen wird nicht gefallen haben, was passiert ist. Aber sie werden schon nicht raus finden, wer wir sind. Die Gesichte die du ihnen aufgetischt hast, war wirklich brillant. Ich glaube nicht, dass ich in dem Moment so geistesgegenwärtig gewesen wäre."
Rob sah Stephan einen Moment in die Augen, ehe sein Freund sich nun seinerseits an Robs Fesseln zu schaffen machte. "Du konntest nichts tun, Stephan. Du hast versucht, was du konntest, aber letztlich war es die Entscheidung deines Vaters."

Stephan

"Ja, vermutlich. Irgendwann werden wir schon von ihnen hören, sie scheinen ja Pläne zu haben mit uns." Stephan hielt still, während Rob sich an den Fesseln zu schaffen machte und atmete erleichtert auf, als die Seile zu Boden fielen. "Du bist ein Genie, Rob!", stellte er leise fest und machte sich dann ebenso an Robs Handgelenken zu schaffen. Rasch hatte er den Knoten gelöst und rieb sich selbst die Handgelenke. "Das macht die Dinge einfacher. Ich hoffe, du hast Recht. Mein Vater hat mich für solche Momente erzogen. Immer Herr deines Geistes zu bleiben, egal, was kommt. Und ich dachte, als Bastard bin ich nicht so interessant für sie."
Er seufzte schwer und erwiderte Robs Blick. "Ja, ich weiß...danke. Aber es fühlt sich an, als hätte ich mehr versuchen müssen. Ich fühle mich schuldig. Es war grauenhaft."
Er horchte auf.
"Hör mal, Schritte...."

Rob grinste leicht. "Naja, einfach nur ein wenig geschickt, würde ich sagen." Rob drückte erleichtert die Schultern durch als Stephan auch ihn von den Stricken befreit hatte und begutachtete seine Handgelenke. Ein leichter roter Striemen zeugte von den Fesseln, aber nichts dramatisches. Morgen würde es kaum noch zu sehen sein.
Er legte Stephan eine Hand auf die Schulter und sah ihn eindringlich an. "Es ist nicht deine Schuld, hörst du? Du hast getan, was du konntest." Er wollte nicht, dass Stephan sich wegen dieser Sache unnötig plagte. Sie hatten im Moment ganz andere Sorgen, wenngleich dieses Ereignis vermutlich Schuld daran war, dass sie nun hier fest saßen.
Rob wandte den Blick als auch er die Schritte hörte und kurz darauf wurde die Tür geöffnet. Es war der Anführer der Gruppe in Begleitung zweier weiterer Männer. Der Sarazene musterte seine beiden Gefangenen kurz und Rob meinte ein Lächeln aufflackern zu sehen als der Maure die Seile am Boden sah.
Dann sah er Stephan wieder an. "Du." Er ruckte mit dem Kopf in Stephans Richtung. "Wirst du dich benehmen oder müssen wir dich wieder fesseln?"

Stephan

"Ich danke dir, mein Freund.", erwiderte Stephan leise. Robs Worte nahmen ein wenig die Last von seinen Schultern. Wenn Rob ihm nichts vorwarf, konnte er vielleicht auch aufhören es selbst zu tun. Letztendlich war es wirklich die Entscheidung seines Vaters gewesen.
Es war der Anführer der Truppe, der wieder kam und zwei Mann Eskorte mitbrachte. Stephan hob arrogant eine Augenbraue und zuckte dann mit den Schultern, auch wenn ihm innerlich ganz mulmig zumute war. Was wollten sie von ihm?
"Das kommt darauf an, wie Ihr mich behandelt. Behandelt Ihr mich anständig, könnte ich gewillt sein mich auch entsprechend zu benehmen. Aber wenn Ihr zu Dritt Angst vor einem unbewaffneten Mann habt, dann sollte man Saladin vielleicht informieren, was für Mäuschen er in seinem Heer beschäftigt."

Rob wurde flau im Magen als er den Wortwechsel zwischen dem Sarazenen und Stephan verfolgte. Das versprach nicht wirklich etwas Gutes.
Der Sarazene zeigte sich wenig beeindruckt von Stephans Worten. Er verdrehte lediglich die Augen und auf ein unsichtbares Zeichen hin traten seine beiden Begleiter vor. Und noch ehe Rob überhaupt begriffen hatte, was geschah, hatte einer von ihnen Stephan die Faust in den Magen gerammt und der zweite packte ihn von hinten, um zu verhindern, dass Stephan zu einem Gegenangriff überging.
Rob machte einen Schritt vor, doch da hatte er bereits eine blanke Klinge an der Kehle. "Kein Schritt." forderte der Anführer der Gruppe und nickte seinen Begleitern zu. Der eine hob die Fesseln auf und band Stephan die Hände, dann packten sie ihn jeder an einem Arm, um ihn aus dem Verlies zu schaffen.
"Stephan!" Rob versuchte seiner Stimme Zuversicht zu geben. "Ich bin immer bei dir, Bruder! Vergiss das nicht!" Wenigstens im Herzen würde er seinem Freund beistehen, auch wenn das nicht wirklich viel half. Rob fühlte sich lausig als er hier zurück blieb.

Stephan

Stephan konnte nicht mehr reagieren, als einer von ihnen ihm in den Magen schlug. Er keuchte auf und krümmte sich leicht zusammen. Spätestens jetzt war ihm klar, dass ihn kein Zuckerschlecken erwartete. Er hatte keine Chance sich gegen die Fesseln zu wehren, wand sich aber dennoch widerwillig im Griff der beiden Handlanger.
"Wir werden schweigen, Rob!", rief er zurück und kassierte dafür einen harten Schlag gegen den Kopf. Immerhin würde Rob sicher sein, solange sie sich ihn vorknöpften. Sie hatten ihn wohl als gefährlicheren Part ausgemacht, vielleicht auch einfach als interessanteren, weil der Löwe eben sein Vater war.
"Was wollt Ihr? Was habt Ihr vor mit uns?"
Langsam beschlich ihn doch ein wenig die Furcht, aber das wollte er sich nicht anmerken lassen.

Rob

"Das werden wir!" pflichtete Rob Stephan bei, den er zwar nicht mehr sehen konnte, aber immerhin noch gehört hatte. Dann schloss sich die Tür des Verlieses wieder und Rob bleib allein mit sich und seiner Angst um seinen Freund zurück. Wieso nur waren sie nicht umgekehrt? Wieso hatte er noch hinter diesem verfluchten Hügel nachsehen wollen?
Der Sarazene, der hinter Stephan ging, lächelte kalt. "Das wirst du noch sehen, Ungläubiger." erklärte er ruhig. "Das wirst du noch sehen." Sie brachten ihn in einen anderen Raum, besser erhellt und größer als das Verlies und vor allem vorbereitet für das, was sie mit dem Kerl vor hatten.
"Mein kleiner Bruder war in Akkon, weißt du." erzählte der Sarazene ruhig, während seine Begleiter Stephan auf einen Stuhl niederdrückten. "Und so viele andere Brüder, Söhne und Väter ... und ihr habt sie einfach geschlachtet wie Vieh." Der Sarazene sah Stephan an und legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Irgendwer aus eurem Heer hätte mir fürs erste schon gereicht. Aber der Bastard eures verfluchten Königs ... welch süße Rache, wenn ich Richard schon nicht selbst in die Finger kriege ..."

Stephan

Ein kalter Schauer lief Stephan über den Rücken, als sie ihn auf den Stuhl drückten und darauf fesselten. Er hatte keine Ahnung, was genau sie vor hatten, aber die Worte des Sarazenen genügten schon um ihm klar zu machen, dass er nun büßen sollte für das Massaker von Akkon. Sein Vater hatte entschieden und er musste die Zeche zahlen.
"Ich habe sie nicht getötet. Es war die Entscheidung des Königs, nicht die Unsere. Zudem hat Euer Herrscher die Chance versäumt all das zu verhindern. Er hätte sie nur abholen müssen, sie hätten freies Geleit gehabt. Er hat sie im Stich gelassen. Aber es ist viel einfacher den Sündenbock woanders zu suchen, nicht?"
Stephan schüttelte den Kopf. "Ich bin unbedeutend für ihn, das ist doch keine Genugtuung. Meistens vergisst er ohnehin, dass es mich gibt. Ihr gewinnt nichts. Was also wollt Ihr von mir? Ich kann Euch nichts sagen."

Sarazene

Ein mattes Lächeln huschte über die Lippen des Sarazenen. "Spare dir den Atem, du wirst mich nicht gegen Sultan Saladin aufbringen. Was immer sein Versäumnis gewesen sein mag, das war kein Grund für Richard so zu verfahren." Er sah sich in dem Raum um, so als überlege er, womit er beginnen wollte, dann ging er zu einem Kohlebecken hinüber und zog den Schürhaken hervor, der dort schon seit geraumer Zeit in den glühenden Kohlen gelegen hatte.
Bedächtig schlenderte der Sarazene zu Stephan zurück. "Jeder von euch, den ich in die Finger kriege, kann mir Genugtuung verschaffen. Ganz gleich, ob euer König an euch hängt oder nicht mal euren Namen kennt." erklärte er und betrachtete die glühende Spitze fasziniert. "Wir werden sehen. Vielleicht fällt dir ja doch das ein oder andere ein. Und wenn dir nicht, dann ganz sicher deinem kleinen Liebsten. Er hat ja so schon geschlottert vor Angst. Ich bin sicher, ich brauche bei ihm gar nicht erst richtig anfangen, ehe er das Liedchen singt, das ich hören will."
Der Sarazene beugte sich vor und hielt Stephan die glühende Spitze gefährlich dicht an den Kopf. "Aber erst einmal, will ich sehen, ob du auch ein Löwenherz hast. Oder ob du auch nur quiekst wie ein Schwein." erklärte der Sarazene ruhig und drückte Stephan den glühenden Schürhaken fast beiläufig auf die Brust.

Stephan

Stephan hatte geglaubt, er sei hart im Nehmen und man würde ihn nicht so leicht an die Grenze bringen, doch die Stunden in diesem Zimmer belehrten ihn eines Besseren. Er hatte lange den Mund halten können, sie aber hatten erst aufgehört, nachdem sie ihm wenigstens einen Schrei entlockt hatten. Wirkliche Fragen hatten sie nicht gestellt, vielleicht würden sie es ein anderes Mal tun.
Als sie ihn zurück ins Verlies schleiften, befand er sich in einer Art Dämmerzustand, die Haut schweißüberströmt und Brust und Arme mit Brandwunden übersäht. Sein Gesicht hatten sie noch in Ruhe gelassen.
Er keuchte auf, als sie ihn auf den Boden warfen, blieb aber regungslos liegen. Warum nur tat man ihm das an? Womit hatte er das verdient?

Rob hatte gewartet und gewartet und es schien ihm als würden seine Sorgen und seine Selbstzweifel mit jedem Augenblick immer größer werden. Dann schließlich hörte er Schritte auf dem Gang und er kam eilig auf die Füße.
Die Fackel flackerte besorgniserregend als die Tür geöffnet wurde und die Wachen Stephan herein brachten. Oder viel mehr warfen. Kaum hatte sein Freund den Boden berührt, war Rob auch schon bei ihm, ließ sich neben ihm auf den Boden sinken und zog Stephan vorsichtig in eine halbwegs aufrechte Position. "Oh Gott ... was haben sie getan ..." wisperte er leise und strich Stephan das schweißnasse Haar aus der Stirn. Stephans Hemd hing ihm nur noch in Fetzen am Körper und offenbarte eine Vielzahl von hässlichen Brandwunden auf Brust und Armen. "Stephan ..." Rob senkte den Kopf und schloss kurz die Augen, um ein Gebet zu Gott zu schicken und die Tränen zurück zu halten. "Es tut mir so Leid." wisperte er dann. "Wir hätten umdrehen sollen, so wie du es gesagt hast."

Stephan

Stephan öffnete erschöpft die Augen, als Rob ihn aufrichtete und lehnte den Kopf gegen dessen Schulter. Er brauchte eine Weile um sich zu sammeln.
"Sie wollten...Rache...für Akkon. Gefragt haben sie nichts, noch nicht...", erwiderte er mühsam. "Es ist nicht deine Schuld, Rob. Ich war ja auch dafür weiter zu reiten...sie hätten uns vermutlich ohnehin erwischt, vielleicht haben sie uns schon länger beobachtet."
Stephan verzog das Gesicht.
"Ich habe keine Ahnung, wie wir hier jemals wieder raus kommen sollen...aber glaub mir, mein Freund, es ist die Hölle auf dieser Erde."

"Oh Stephan ..." Rache für Akkon. Rache für etwas auf das sie keinen Einfluss hatten. Wo waren sie da nur hinein geraten? "Aber es war meine Idee." erwiderte er leise. Sanft strich er seinem Freund über die nasse Stirn und sah zur Tür. "Draußen vor der Tür steht mindestens eine Wache. Ich werde sie nach Wasser fragen. Das müssen sie uns einfach geben." Damit konnte er Stephan den Schweiß abwaschen und ihm etwas zu Trinken geben, ihm die Stirn kühlen in der Hoffnung, dass er kein Fieber bekam.
"Uns fällt schon etwas ein. Vertrau mir. Wir kommen hier wieder raus. Dein Vater und mein Onkel werden keine Ruhe geben bis sie uns gefunden haben, sollten wir selbst keinen Weg finden. Wir müssen nur ... nur durchhalten, hörst du?" Die Hölle auf Erden, ja, womöglich hatte Stephan damit Recht. Wie sollte man einem Feind begegnen, der nichts weiter wollte als einen zu quälen?

Stephan

"Du konntest es nicht wissen...also mach dir keine Vorwürfe, das führt zu gar nichts. Und wenn sie die sind, die ich glaube, wirst du mit deiner Bitte nach Wasser auf Granit stoßen. Aber versuch es meinetwegen...Aber mach dir keine zu großen Sorgen, es ist halb so schlimm. Ich werde es schon irgendwie schaffen."
Stephan seufzte. "Ja, irgendwann...irgendwann wird es ein Ende haben. Hoffen wir, sie finden unsere Spur bis hierher. Bis dahin müssen wir durchhalten und schweigen. Ich schätze, ich habe ihnen bewiesen, dass ich in der Tat ein Löwenherz habe."
Aber noch hatte er Hoffnung. Irgendwie würden sie schon hier raus kommen. Aber jetzt musste er sich erst einmal soweit regenerieren, dass er den nächsten Übergriff überstand.

Rob

Rob nickte langsam. "Vielleicht, ja. Aber einen Versuch ist es wert." entschied er dann. Aber er würde noch ein klein wenig warten, wenigstens so lange bis Stephan wieder ruhig atmen konnte.
Er lächelte ein wenig matt. "Natürlich konntest du ihnen das beweisen. Wenn nicht du, wer denn sonst, hm?" Sie waren nur ein Jahr auseinander, waren sofort Freunde geworden als sie sich kennen gelernt hatten, waren wie Brüder geworden - und für Rob war Stephan auch immer ein Vorbild gewesen. Sie beide hatten schon als Kinder Guillaume bewundert, aber Stephan war für Rob irgendwie ... greifbarer. Guillaume erschien ihm manchmal wie ein unerreichbares Ideal, wenngleich Rob natürlich wusste, dass auch dieser Fehler hatte. Doch Stephan war ihm einfach noch ein wenig näher.
Rob atmete verstohlen durch. Stephan hatte sich schon einmal bewiesen, würde er nun als nächstes dran sein?

Stephan

"Das ist es wohl. Es wäre...eine Erleichterung." Und ihm war klar, dass sie hier tagsüber unter Hitze leiden, nachts aber erbärmlich frieren würden. Alles, was blieb, war die Hoffnung nicht allzu lange hier verweilen zu müssen.
Ein mattes Lächeln huschte über sein Gesicht. "Du glaubst immer so unerschütterlich an mich, du siehst nur das Gute in mir. Schon als wir Kinder waren... Ich bin nicht sicher, ob ich diese Hingabe verdiene. Aber ich danke dir von ganzem Herzen dafür."
Rob war immer derjenige gewesen, der ihm den Rücken frei gehalten hatte. Sie hatten alles geteilt und das schweißte zusammen. Sie würden auch das gemeinsam überstehen.

Rob erwiderte das Lächeln leicht. "Du verdienst sie, sei versichert." erwiderte Rob entschlossen.
Eine Weile blieb er noch bei Stephan sitzen, dann stand er auf und versuchte die Wachen um Wasser zu bitten, allerdings vergeblich. Zumindest fürs erste. Es verging noch eine ganze Weile, dann wurde die Tür geöffnet und man stellte ihnen einen Teller mit einem Brotkanten und einen Krug Wasser hin. Rob schärfte sich genau ein wo die Sachen standen, denn die Fackel war so gut wie abgebrannt und spendete kaum noch Licht.
Als die Tür wieder zu war, holte er den Krug und das Brot und teilte es mit Stephan, wobei er versuchte seinem Freund möglichst viel auch von seinem Stück abzugeben und für sich nur das allernötigste zu behalten. Stephan brauchte es momentan wirklich dringender.

Stephan

Stephan erholte sich nach ein paar Stunden ein wenig, der Schmerz aber blieb bei jeder ewegung. Er hoffte nur inständig, hier an diesem Ort kein Fieber zu bekommen. Das wäre sein sicherer Tod. Als sie endlich ein wenig Brot und Wasser bekamen, fühlte er Erleichterung.
"Wir müssen es uns einteilen, Rob. Das Wasser zumindest, wer weiß, wann wir wieder welches bekommen.", erklärte er dann, wieder bei halbwegs klarem Verstand. "Und ich will nicht, dass du mir dein Essen gibst. Glaub mir, wir Beide werden es noch brauchen."
Morgen würde die Hölle weitergehen, da war er mehr als sicher. Er hoffte nur inständig, dass sie Rob in Ruhe lassen würden.
Vater, ein wenig Eile wäre nett...

Rob nickte. "Ja, ich schätze, wenn wir Glück haben, kriegen wir morgen neues. Heute aber sicher nicht mehr." Und dabei war es bei dieser Hitze doch wirklich mehr als nötig ausreichend Wasser zu haben. Rob schnitt eine leichte Grimasse. "Nimm nur, du hast es im Moment nötiger als ich. Beim nächsten Mal teilen wir dann wieder zu gleichen Teilen."
Nachdem sie ein wenig gegessen und getrunken hatten, war die Fackel auch endgültig herunter gebrannt und die einsetzende Kälte verriet, dass es Nacht wurde. "Komm, es wird schweinekalt werden, wir sollten so dicht beieinander schlafen wie möglich, dann erfrieren wir wenigstens nicht gleich in der ersten Nacht."

Stephan

Sie hatten die Nacht eng aneinander geschmiegt verbracht, so wie sie es als Kinder oft getan hatten, wenn einer von ihnen traurig gewesen war. Es hatte geholfen die Kälte ein wenig fernzuhalten, wenngleich Stephan mehrmals schlotternd erwachte. Es mochte die Kälte sein, möglicherweise war es aber auch einfach das leichte Fieber, das ihn erfasst hatte. Doch solange es nicht schlimmer wurde, war es auch unnötig Rob zu beunruhigen.
Die Sonne ging auf, als Stephan sich steif bewegte und sich wieder in eine sitzende Position brachte. Die erste Nacht hatten sie überstanden, aber er hörte schon wieder verdächtige Schritte und alles in ihm krampfte sich zusammen.
"Rob, wach auf...", zischte er.

Es war ein wenig erholsamer Schlaf gewesen, aber immerhin hatte er überhaupt Schlaf gefunden. Nun riss ihn Stephans Stimme aus einem wirren Traum und Rob stemmte sich langsam in die Höhe. "Hm?" Da hörte er es auch. Die verräterischen Schritte auf dem Gang, die sich näherten.
Rob legte Stephan eine Hand auf die Schulter als die Tür geöffnet wurde. Es war wieder der Sarazene, wieder in Begleitung zweier Finstermänner. Der Sarazene sah auf sie hinab und bedachte Stephan mit einem höhnischen Lächeln. "Bereit für die nächste Runde?"
Rob schüttelte vehement den Kopf. "Nein!" Er kam auf die Beine und stellte sich zwischen den Sarazenen und Stephan. "Nehmt mich mit, wenn ihr müsst, aber lasst ihn in Ruhe." Bitte. Bitte, quält ihn nicht schon wieder.

Stephan

Stephan ahnte schon, worauf es hinaus laufen würde, als der Blick des Sarazenen auf ihn fiel. Er würde wieder leiden, er war einfach ein zu perfektes Racheobjekt.
Als Rob sich dazwischen stellte, hob Stephan abwehrend die Hand. "Rob, nein, hör auf...", bat er leise. Er wollte nicht, dass Rob sich so für ihn opferte. Wenigstens einer von ihnen hatte die Chance unversehrt hier heraus zu kommen.
Der Sarazene lachte auf. "Wie rührend....seht nur, wie eine Löwenmutter ihr Junges....Lasst uns doch mal sehen, ob er so tapfer bleibt, wenn er zusehen muss. Los, nehmt sie Beide mit. Soll der Kleine zuschauen, wie der Sohn des Löwen sich schlägt. Vielleicht...ist er dann redebereiter."
Und damit nahmen sie sie Beide mit in den verhassten Raum.

Als Stephan zu widersprechen suchte, machte Rob eine unwillige Geste in der Hoffnung, ihn zum Schweigen zu bringen. Wenn es Stephan eine Pause bescherte, war er mehr als bereit die Schmerzen in Kauf zu nehmen. Allerdings hatte er bei der Sache nicht mit dem widerlichen Rachegelüsten des Sarazenen gerechnet.
Robs Augen weiteten sich mit einer Mischung aus Überraschung und Angst angesichts dieser schaurigen Aussichten. "Nein ..." wisperte Rob tonlos und versuchte sich dem Kerl in den Weg zu stellen, der Stephan auf die Beine ziehen wollte, erntete dafür jedoch nur einen harten Schlag in den Nacken, der ihn benommen in die Knie gehen ließ.
"Nein ... Stephan ..." Rob hob mühsam den Kopf als sie ihn auf die Beine zerrten und sah zu seinem Freund hinüber. Wie sollte er dabei zusehen? Wie sollte er das ertragen, einfach dort zu sitzen, wenn es vielleicht die Möglichkeit gab sie aufzuhalten ... wenn er nur redete ...