William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Rob nickte. "Ein Junge. Kerngesund und mit ausgesprochen kräftigen Lungen gesegnet." erwiderte Rob amüsiert. "Ja, nicht wahr? Es war Giselles Vorschlag und ich fand, es ist eine hervorragende Idee." Dann seufzte er leise. "Und das wohl auch zurecht." erwiderte Rob und deutete mit einer vagen Geste zu den freien Plätzen. "Es ist eine etwas verrückte Geschichte, vielleicht sollten wir uns setzen." schlug er vor, ehe er dann zu erzählen begann. "Sie schläft jetzt, sie ist furchtbar erschöpft und wir müssen beten, dass sie sich gut erholt und kein Fieber bekommt. Es war eine wirklich grauenvolle Sache, Giselle hat so gekämpft, aber es ging einfach nicht voran, nichts hat sich getan, obwohl die Wehen so heftig waren." erzählte Rob mit etwas belegter Stimme. "Und dann stand Levi plötzlich an ihrem Bett. Wie aus dem Nichts und hat uns eine verrückte Geschichte erzählt, er sei Arzt und wenn Giselle und das Kind eine Chance haben sollen, dann ... dann bräuchte er ein Messer. Ich habe gedacht, der Kerl ist völlig verrückt geworden, aber, naja, der Erfolg gibt ihm Recht. Giselle hat ihm vertraut und entschieden, er solle es versuchen, ich hätte ihn vermutlich einfach hinaus geworfen, wäre sie nicht gewesen. Aber es hat tatsächlich geklappt. Er hat ... das Kind ... quasi herausgeschnitten." berichtete Rob ein wenig stockend.

Robert lächelte. "Das ist gut. Und die Linie ist gesichert. Es ist in der Tat eine hervorragende Idee, Giselle hat gut gewählt." Ein wenig besorgt ließen sie sich mit Rob auf die Sessel vor dem Feuer sinken und lauschten.
"Levi ist Arzt?", wiederholte Robert dann ungläubig. "Warum in Gottes Namen hat er nichts gesagt?" Aber er dankte Gott umso mehr, dass er den Juden hergeführt hatte, denn offensichtlich hatte er Giselle und das Kind gerettet.
"Giselle hat eine gute Menschenkenntnis...Gut, dass sie ihm vertraut hat, auch wenn...diese Sache sehr seltsam klingt. Arme Giselle....ich hoffe, sie erholt sich davon gut, solch eine Behandlung kann nicht gefahrlos sein. Aber wir hatten ja schon befürchtet, dass die Niederkunft nicht ganz ohne Komplikationen laufen würde."

Rob nickte, er konnte den Unglauben seines Vaters gut nachvollziehen, war es ihm ja auch so ergangen. "Ja, offenbar ist er das. Ich hatte vorher keine Ahnung, aber was er heute getan hat ... scheinbar versteht er wirklich viel davon. Aber wieso er nichts gesagt hat, weiß ich auch nicht. Nachdem er Giselle versorgt hatte, hat er sich erst einmal zurück gezogen, er war ziemlich blass um die Nase. Aber ich will später mit ihm noch einmal reden. Ich verdanke ihm immerhin meinen Sohn und dass Giselle noch am Leben ist."
Rob sah auf seinen Sohn hinab und seufzte leise. "Ja, das hoffe ich auch. Wir können nicht all das zusammen durchgestanden haben, damit sie William und mich jetzt alleine lässt." murmelte er und sah wieder auf. "Ich wollte Großvater und Großmutter den Kleinen vorstellen und ihn dann zu Hal bringen, damit er ihn taufen kann. Anschließend wollte ich wieder zu Giselle und sehen, wie es ihr geht. Vielleicht taucht Levi ja dort auch noch einmal auf."

Robert seufzte leise. "Wir werden es schon herausfinden. Ich werde ihn bei Gelegenheit fragen, warum er das für sich behalten hat. Aber offenbar meint Gott es gut mit uns und vielleicht will er ja hier bleiben und das Hospital verstärken. Levi hängt an Giselle, das war offensichtlich. Ich denke also, ihm ging das Ganze sehr an die Nieren, vor alle, weil sein Geheimnis nun heraus ist."
Er nickte. "Sie wird euch nicht allein lassen, sie ist eine Kämpferin. Ich bin sicher, sie wird wieder gesund. Und nun halten wir dich nicht länger auf. Deine Großeltern brennen sicherlich darauf den Kleinen zu sehen und sich nach Giselle zu erkundigen. Allzu lange solltest du sie ja auch nicht allein lassen in ihrem Zustand, auch wenn Levi sicherlich nach ihr sieht."

William wanderte unruhig in ihrem Gemach auf und ab und warf einen kurzen Blick auf Joanna, die im Vergleich zu ihm den Anschein erweckte als sei sie die Ruhe selbst. "Denkst du, ich sollte einmal gehen und nachsehen wie es steht?" fragte er schließlich in die Stille herein, die bisher nur von seinen Schritten und dem gelegentlichen Umblättern einer Seite in dem Buch, das Joanna gerade las, unterbrochen worden war.
Seit sie erfahren hatten, dass Giselle in den Wehen lag, konnte William einfach nicht mehr wirklich stillsitzen und in den letzten Stunden war es noch schlimmer geworden. "Es muss doch endlich irgendwelche Neuigkeiten geben, oder nicht? Wie kannst du nur so gelassen dort sitzen und lesen? Ich würde verrückt werden dabei." beklagte William seine innere Unruhe.

Joanna hob den Blick von ihrer Lektüre und lächelte nachsichtig. "Sie werden uns informieren, wenn sie soweit sind, Liebster. Es nützt nichts, wenn wir dort im Weg herum stehen. Ich bin sicher, es ist bald soweit. Wir wussten, dass es bei Giselle wahrscheinlich keine einfache, schnelle Geburt werden würde. Das wäre ein Wunder gewesen."
Sie lachte leise. "Ach, Will....es bringt doch nichts, wen wir Beide völlig von der Rolle sind. Ich lenke mich ab, aber gelassen bin ich nicht. Es hilft ja nichts."
Joanna wollte gerade aufstehen und etwas hinzufügen, als es klopfte und die Tür aufing. Es war Rob, mit einem kleinen Bündel auf dem Arm.
"Oh, Rob..." Ihr Enkel lächelte sanft. "Darf ich vorstellen, euer Urenkel."

"Hm, da hast du wohl Recht." räumte William ein. Außerdem hatten sie ja genug fähige Ärzte und eine gute Hebamme, die sich um Giselle kümmerten, William würde ihnen also ohnehin nur im Weg herum stehen. Trotzdem, er war mehr als unruhig.
William brummte leise als Joanna über seine Ungeduld lachte. "Es bringt nichts, trotzdem ist es mir ein Rätsel, dass du auch nur eine Zeile lesen kannst, ich könnte mich jetzt überhaupt nicht darauf konzentrieren." Er wüsste gar nicht zu würdigen, was er dort las, da war er sich sicher.
Im nächsten Moment fuhr er herum und entdeckte Rob, der gerade eintrat. Als er seinen Enkel mit dem kleinen Bündel auf dem Arm entdeckte, fiel William sogleich ein Stein vom Herzen und er trat näher. "Unser Urenkel ... süßer Jesus ..." murmelte William leise und betrachtete das kleine rosige Gesicht, das zwischen den Tüchern hervorlugte. "Ihr habt einen Sohn bekommen ..." William lächelte sanft auf seinen Urenkel hinab. Dieser kleine Winzling würde eines Tages, so Gott wollte, alles erben, was William hier geschaffen hatte. William schluckte schwer und sah Rob wieder an. "Wie geht es Giselle? Hat sie es gut überstanden?"

"Ich versuche einfach ein bisschen Zeit totzuschlagen. Wenn das Buch spannend genug ist, hilft es." Joanna trat Rob ebenfalls entgegen und betrachtete das kleine rosige Gesicht. "Was für ein süßer Fratz er ist..."
Rob nickte langsam und gab seinen Sohn vorsichtig an seinen Großvater weiter. "Ja. Dank Levi...Es ging nicht voran, stundenlang. John war ratlos....Und dann stand Levi da. Er ist Arzt, er....wusste was zu tun ist und hat das Kind sozusagen herausgeschnitten. Es gab keine andere Möglichkeit. Ohne ihn wären sie Beide vermutlich tot. Jetzt schläft sie. Sie ist sehr erschöpft."
Rob lächelte sanft.
"Giselle möchte, dass wir ihn William taufen."

Williams Unruhe war schlagartig verschwunden als er neben Rob stand und das kleine Kindchen betrachtete. Mit einem seligen Lächeln nahm er den kleinen Jungen entgegen. "Süßer Fratz ..." wiederholte William die Worte seiner Gemahlin. "Naja, wenn er nicht mehr ganz so zerknautscht aussieht vielleicht." Fügte er amüsiert hinzu. Dann wurde seine Miene ernst als Rob erzählte und er zog scharf die Luft ein. "Gepriesen sei Gott, dass Levi dort war. Ich glaube gern, dass sie erschöpft ist nach solch einer Tortur. Wenn wir irgendetwas für euch tun können, sag Bescheid, hörst du?"
Dann weiteten sich Williams Augen überrascht. "William?" Wiederholte er ungläubig. "Nach mir?" Seine Stimme klang mit einem Mal heiser. Er wusste nicht wieso ihn diese Entscheidung so überraschte, aber es traf ihn völlig unvorbereitet. Und es rührte ihn so sehr, dass sein Urenkel seinen Namen tragen sollte, dass William mit einem Mal wirklich um Fassung Ringen musste. "Gut von euch." Brachte er heiser hervor.

Rob grinste leicht. "Er hat schwere Stunden hinter sich, da darf er auch ein bisschen zerknautscht aussehen." Er jedenfalls war völlig verliebt in seinen kleinen Sohn und die Tatsache, dass sein kleines Leben so teuer erkauft worden war, verstärkte dieses Gefühl nur noch. Er musste den Kleinen einfach beschützen vor der Welt.
"So ist es. Danke. Wenn etwas sein sollte, werde ich Bescheid sagen. Aber ich denke, erst einmal muss Giselle sich in Ruhe erholen. Sie ist in guten Händen."
Er lächelte zufrieden, als sein Großvater genauso reagierte, wie er vermutet hatte und völig gerührt war. "Ja, natürlich nach dir. Giselle wollte es so. Sie dachte, so würde eines Tages wieder der Earl of Cornwall William heißen. Es ist ein guter Name."

William lachte, betont leise, um seinen Urenkel nicht zu erschrecken. "Das ist wahr. Außerdem sehen Neugeborene immer so aus, es sei ihm also nachzusehen. Ich bin sicher, er wird später einmal genau so ein hübscher Bengel wie sein Vater." Erklärte William lächelnd.
Dieses Kind rührte so sehr an Williams Herz wie er es nicht für möglich gehalten hätte. Er hatte zahlreiche Kinder und Enkel vorzuweisen und dieser kleine Kerl War nicht sein erster Urenkel. Aber es War nun einmal derjenige, der Cornwall eines Tages erben würde. Dieser Junge war etwas Besonderes und das aus so zahlreichen Gründen.
William schluckte und sah seinen Enkel wieder an. "Ein wirklich gutes Mädchen hast du da geheiratet, mein Junge." bemerkte William leise und umarmte Rob vorsichtig so gut es mit dem Kleinen auf dem Arm eben ging. "Danke."

Rob lachte leise. "Vielleicht. Aber wenn er Glück hat, kommt er nach seiner wunderschönen Mutter." Aber er war sicher, sein Sohn würde gut behütet aufwachsen und ein sonniges Kind werden, wie er selbst es gewesen war.
Er nickte ein wenig ernster und erwiderte die vorsichtige Umarmung. "Das habe ich. Giselle ist absolut großartig und verblüfft mich selbst immer wieder. Ich habe mir ihr gelernt, was ihr Beide miteinander habt. Das ist ein wunderbares Gefühl."
Sie war seine fehlende Hälfte und sie verstanden einander immer. Vor allem war Giselle hier aufgeblüht, man erkannte sie kaum wieder.

William drehte sich zu Joanna herum als die Tür sich hinter Rob schloss. Er wollte den Kleinen von Hal taufen lassen und William hatte sich angeboten gleich nachzukommen und die Patenschaft für seinen Urenkel zu übernehmen.
"Joanna ..." murmelte er leise und schloss seine Frau fest in die Arme. Eigentlich wollte er noch viel mehr sagen, aber gerade fehlten ihm schlichtweg die Worte. Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals und atmete zitternd durch. "Ich glaube, ich werde alt." brummte er schließlich. "Nur weil ich meinen Urenkel in den Armen gehalten habe, ist das doch noch lange kein Grund zum Heulen, oder?" bemerkte er mit einem schiefen Lächeln und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel als er sich wieder etwas von Joanna löste. "Gebe Gott, dass Giselle es auch wirklich gut übersteht. Ich wünsche es den dreien so sehr."

Joanna nahm ihren Mann in die Arme und vergrub die Finger in seinen grau melierten Locken. Sie verstand ganz genau, was in ihm vorging. "Oh, ich denke, das ist durchaus ein Grund sentimental zu werden, Liebster. Nicht vielen Männern ist dieses Glück vergönnt, also erfreu dich ruhig an ihm. Und natürlich umso mehr, da er deinen Namen tragen wird."
Sie gab ihm einen sanften Kuss.
"Das wünsche ich ihnen auch. Aber sie ist eine wunderbare Frau, willensstark. Ich bin sicher, sie wird es schaffen. Levi wird wissen, was er tut.
Sie lehnte die Stirn an Williams. "Wir haben alles richtig gemacht, mein Liebster. Unsere Familie ist großartig geworden..."

"Da hast du wohl Recht. In den Genuss zu kommen, seinen Urenkel auf dem Arm halten zu können, ist wohl wirklich eine Seltenheit." William erwiderte zärtlich den Kuss und lächelte. "Ich weiß nicht wieso, aber ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass sie ihm meinen Namen geben würden." An sich war es ja gar nicht so verrückt, es war ja mehr als üblich die Namen der Väter oder Großväter an die Kinder zu vergeben, trotzdem war William nicht darauf vorbereitet gewesen.
William lächelte als Joanna die Stirn an seine lehnte. "Oh ja, das ist sie geworden. Und es vergeht kein Tag an dem ich Gott nicht inständig dafür danke, dass er das ermöglicht hat. Wie arm mein Leben gewesen wäre, wäre ich an diesem einen Tag in dem fürchterlichen Regen nur etwas weiter geritten ... und wie glücklich ich seit jenem Tag bin da du mich erhört hast. Und ich kann gar nicht in Worte fassen, wie froh ich darüber bin, dass es unseren Kindern ebenso ergeht, dass sie glücklich sind. Und unsere Enkel nun auch nach und nach in diesen Genuss kommen. Es ist ein wirklich kostbares Gut, das wir da weitergeben."

Joanna nickte. "So ist es. Und es liegt doch so nahe deinen Namen zu wählen. Es liegt in der Familie, die Beiden lieben dich sehr. Du bist ihnen wichtig. Auch Giselle hat dich so ins Herz geschlossen."
Sie lächelte leicht. "Oh ja...ich bin auch immer wieder dankbar für diesen Tag. Ich könnte mir mein Leben ohne dich nicht vorstellen. Wie hätte ich dich nicht erhören können? Unsere Wege sind seit jeher verflochten."
Und sie war ebenso dankbar, dass ihre Kinder und Enkelkinder der Tradition folgten uns auch auf ihr Herz hörten.
"Na komm, lass uns in die Kirche gehen. Du hast einen kleinen Mann zur Taufe zu heben. Sie warten sicherlich schon auf uns."

"Ja, wohl wahr. Und ich liebe sie von ganzem Herzen. Gott möge nachsichtig mit mir sein und mir meinen Stolz auf meinen Enkel vergeben. Aber es ist einfach so wunderschön zu sehen, wie er sich entwickelt hat und dass auch er die Frau gefunden hat mit der er glücklich ist." William legte einen Arm um Joannas Taille. "Das sind wir. Seit du mir damals vor die Füße gefallen bist." neckte er zärtlich und ging mit ihr zur Tür. "Dann sollten wir sie nicht länger warten lassen. Und anschließend lass uns bei Robert und Josephine vorbei sehen. Mal sehen, ob sie es verkraften Großeltern zu sein." Auch wenn Rob mit Madeleine ja schon zwei kleine, süße Kinder in die Welt gesetzt hatte, war der legitime Enkel doch noch einmal etwas anderes.

Als Giselle erwachte, fühlte sie sich wie zerschlagen. Schwere Stunden lagen hinter ihr und sie hatte die vergangene Stunde genutzt um ein wenig zu ruhen. Als sie nun blinzelnd die Augen öffnete, fel ihr Blick auf Levi, der an ihrem Bett saß und scheinbar ein bisschen über sie wachte.
"Levi...", sprach sie ihn etwas heiser an. "Was tust du hier?" Sie hatte nie gedacht, dass er Arzt sein könnte. Sie hatte gewusst, dass er sehr klug und gebildet war, nicht unbedingt nur ein einfacher Mann. Aber dass er Leben retten konnte...
Sie war gespannt, was dahinter steckte, dass er ein Geheimnis aus seiner Berufung machte. "Danke, dass du mein Kind gerettet hast.", fügte sie dann leise hinzu.
Sie wusste ganz genau, dass sie vermutlich beide gestorben wären, ihr kleiner William und sie. Und sie liebte dieses Kind so sehr...

Levi

Levi hatte seinen Posten an Giselles Bett bezogen, um ein wenig auf sie Acht geben zu können, während Rob mit dem kleinen Jungen unterwegs war, um ihn taufen zu lassen. Er hatte mit John noch ihr weiteres Vorgehen besprochen, dann hatte dieser sich verabschiedet und Levi wachte ein wenig über den Schlaf seiner Herrin.
Er war so in Gedanken versunken, dass er beinahe zusammen zuckte als plötzlich ihre Stimme seinen Namen aussprach. Levi schenkte ihr ein sanftes Lächeln. "Nur meine Pflicht, Mylady. Ich gebe Acht, dass es Euch an nichts mangelt und Ihr Euch erholen könnt." erklärte er und machte dann eine etwas verlegene Geste als Giselle ihm dankte. "Nicht der Rede wert, Mylady." Es machte ihn unheimlich verlegen, dass er wegen dieser Sache nun so viel Aufmerksamkeit erhielt, besonders da er doch eigentlich nicht mehr hatte auffallen wollen.

Giselle lächelte zufrieden. "Das ist sehr lieb von dir. Aber du solltest nicht so bescheiden sein, Levi. Ohne dich wäre ich jetzt nicht mehr hier und mein Kind auch nicht. Dafür werde ich dir ewig dankbar sein" Sie legte den Kopf leicht zur Seite.
"Du bist also Arzt, hm? Warum hast du uns das nicht gesagt?", fragte sie dann neugierig. Sie hoffte wirklich, dass Levi trotzdem hier bleiben würde.
Giselle hob die Hand und drückte leicht Levis, die auf der Bettdecke lag.
"Ich bin so froh, dass du hergekommen bist, Levi. Jetzt weiß ich auch, warum du so gebildet bist. Aber weißt du, ich bin sicher, Gott hat dich hierher zu mir geschickt. Egal ob meiner oder deiner..."

Levi

Levi lächelte verlegen. "Das dürft Ihr halten wie Ihr wollt, Mylady." erwiderte er, dann senkte er den Blick und atmete tief durch. "Sagen wir, es hat mir in meinem Leben wenig Glück gebracht Arzt und Jude zu sein. Also wollte ich das aufgeben, was ich entbehren konnte, die Medizin. Deshalb musste ich aus Bristol fort und War auf der Suche nach einer neuen Bleibe als Euer Schwiegervater mich fand. Und hier ... hier war ich sehr zufrieden in den letzten Wochen."
Levi sah wieder auf als Giselle seine Hand ergriff und erwiderte leicht den Druck. "Genau genommen, ist es ja der gleiche." bemerkte Levi mit einem verschmitzten Lächeln. "Aber ich teile Eure Meinung, er hat mich nicht umsonst hier her geführt."

Giselle nickte. "Oh ja, das will ich. Es hat dir bisher wenig Glück gebracht, aber mir hat es das. Und dir jetzt auch. Ich bin sicher, du wirst hier immer einen Platz haben, wenn du ihn willst. Sicher nicht nur als mein Kammerdiener... Das Hospital sucht immer fähige Ärzte. Aber was immer du willst. Du darfst auch gern bei mir bleiben. Ich habe dich lieb gewonnen, Levi."
Sie neigte den Kopf. "Bist du sicher, dass du die Medizin entbehren kannst, Levi? Ich denke, es ist ein Teil von dir."
Sie lächelte zurück. "Das hat er nicht, nein. Und es bestätigt mich in meinem Vertrauen in ihn." Sie hatte Vertrauen in Gott und in das, was er für sie vorgesehen hatte. So schlecht konnte es nicht sein, sonst hätte sie keine so großartige Familie.
"Levi, sag mir...wird William mein einziges Kind bleiben? Es ist in Ordnung, weißt du, er ist schon so viel mehr als ich mir jemals erhofft hatte, aber ich muss es wissen."

Levi

Levi sah Giselle an und dachte bei sich, was für ein Narr er doch war. Er war immer ein wenig stolz darauf gewesen, dass es ihm so gut gelang eine sinnvolle Distanz zu seinen Patienten zu halten, aber hier war es nun ganz anders gekommen. Erst hatte er Giselle kennen und schätzen gelernt und dann war sie mehr durch einen Zufall zu seiner Patientin geworden. Und Levi wusste, dass er sich das nicht verzeihen würde, sollte sie womöglich Fieber bekommen und doch noch sterben, auch wenn er wusste, dass er alles getan hatte, was möglich war.
"Ihr ... seid sehr großzügig, Mylady. John hat auch schon versucht mich anzuwerben, aber ich ... möchte noch etwas abwarten. Solange ihr hier liegt, ist mein Platz bei Euch, um sicher zu gehen, dass es Euch so gut wie möglich geht. Danach können wir weiter sehen. Vielleicht findet sich ja ein Kompromiss, denn ich habe die Zeit als Euer Kammerdiener wirklich genossen, das würde ich nur ungern gänzlich aufgeben." Levi hob leicht die Schultern und grinste. "Nun, ich musste sie entbehren können. Denn ich bin nun einmal ein Jude, daran lässt sich nichts ändern, also blieb mir nur die Medizin vorerst aufzugeben."
Es überraschte Levi nicht wirklich, dass Giselles Gedanken so schnell bei dieser Frage gelandet waren. Er lächelte leicht und nahm sich dann erst einmal den leichteren Teil ihrer Worte vor. "Ihr benennt ihn nach seinem Urgroßvater? Eine gute Entscheidung will ich meinen." bemerkte Levi und sah Giselle dann nachdenklich an. "Nun, erst einmal solltet Ihr Eure Gedanken und all Eure Kraft darauf verwenden, Euch von dieser Niederkunft zu erholen bevor Ihr an die nächste denkt." schlug er vor, fuhr aber fort bevor sie Einwende erheben konnte. "Ihr werdet nach wie vor Kinder empfangen können. Aber, Mylady ... wenn sich an Eurem allgemeinen Zustand nicht wie durch ein Wunder noch erheblich viel ändert, wird es immer nur auf diesem Wege gehen. Ihr werdet so kein Kind auf normale Weise gebären können." erklärte Levi ernst.

"Zu Recht, nicht wahr? Außerdem war sogar John sicher beeindruckt von deinen Fähigkeiten. Er kannte solch einen Eingriff jedenfalls nicht. Aber die Wahl liegt bei dir, Levi. Ich bin sicher, ich bin bald wieder auf der Höhe. Es war einfach...sehr anstrengend. Ein Kompromiss...oh, der findet sich sicherlich. Ich wäre froh, wenn du mir ein bisschen erhalten bleibst. Du würdest mir fehlen, würdest du nur noch als Arzt arbeiten."
Giselle lauschte ihm aufmerksam und nickte, als er ihre Gedanken bestätigte. Sie lächelte flüchtig. "Ja, das tun wir. Ich finde, es ist ein guter Name. Ein starker Name." Giselle seufzte leise. "Ich weiß. Aber ich will mich damit vertraut machen, wie die Zukunft aussehen wird. Ich will wissen, ob William Einzelkind bleiben muss oder ob es die Chance gibt, dass er Geschwister bekommt." Aber sie war ein wenig erleichtert, dass er sie beruhigte.
"Ich danke dir für deine Ehrlichkeit. Ich schätze, du wirst einfach hier bleiben müssen, falls es irgendwann wieder so kommen sollte. Aber ich habe vor, weiter zu kämpfen und meinen Zustand weiter zu verbessern. Vielleicht hast du ja noch eine Idee...John hat schon viel mehr erreicht, als irgendwer uns zugetraut hätte."

Levi

"Nein, das ist wahr. Das liegt vor allem daran, dass die Ärzte mit christlichem Glauben maßgeblich von der Kirche beeinflusst werden. Es sind schließlich die Geistlichen, die diese Art von Bildung verbreiten und genau diese schrecken aber vor solchen Eingriffen zurück. Angeblich wäre es Gott nicht gefällig, sagen sie. Deshalb sind solche Methoden geradezu unbekannt unter den Christen. Ich sage hingegen, dass Jahwe uns dieses Wissen geschenkt hat, damit wir es nutzen und damit wir Leben retten." erwiderte Levi ernst, ehe Giselles Worte ihm ein Schmunzeln entlockten. "Es freut mich, dass ich in den letzten Wochen offenbar einen solch guten Eindruck hinterlassen habe."
Dann zog er eine Augenbraue in die Höhe und lachte leise auf. "Ihr seid faszinierend, Mylady, dass Ihr jetzt schon wieder so weit in die Zukunft schaut. Aber eines verspreche ich Euch ... solange Ihr hier seid und mich haben wollt, werde ich bleiben." erklärte Levi und neigte dann leicht den Kopf. "Wenn Ihr Euch vollständig erholt habt, kann ich Euch gerne einmal untersuchen und Euch meine Einschätzung mitteilen, wenn Ihr es wünscht."