William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Eric

Eric war alles andere als glücklich über diesen Auftrag, aber was war ihm schon anderes übrig geblieben als zu gehen? Also hatte er ein paar Sachen zusammen gepackt und war im nächsten Morgen aufgebrochen - und noch genauso düsterer Stimmung als er Truro ankam, wie zuvor.
Er nahm sich zusammen als er den Earl aufsuchte und die Briefe überbrachte, dann machte er sich auf den Weg ins Hospital um Lucas zu suchen, wenngleich dessen trautes Familienglück gerade eigentlich das letzte war, was er sehen wollte. Schon bei dem Gedanken daran überkam ihn ein völlig fremdes Gefühl von Eifersucht und Eric verabscheute sich dafür nur umso mehr.
Er seufzte tief als er das große Hauptgebäude des Hospitals betrat. Ich bin wirklich unangenehme Gesellschaft geworden ... schoss es ihm durch den Kopf. Womöglich hatte Edward ja zumindest in einer Sache Recht und er kam hier doch etwas auf andere Gedanken.

Lucas war im Hospital unterwegs gewesen und hatte ein paar Patienten behandelt. Doch nun wollte er eine Pause machen und Zuhause nach dem Rechten sehen. Die Kleinen waren munter gewachsen und hielten ihre Eltern schön auf Trab, sodass Elena heute einmal entschieden hatte, mit ihnen Zuhause zu bleiben und sie zu beschäftigen.
Als Lucas das Hospital verließ, staunte er nicht schlecht, denn er stand plötzlich Eric gegenüber. Er begann zu strahlen und schloss ihn stürmisch in die Arme.
"Eric! Oh, wie gut dich zu sehen, Bruderherz! Was führt dich denn hierher? Du hast gar nicht geschrieben, dass du kommst! Oh, du wirst staunen, wie groß Tristan und Megan geworden sind." Er freute sich wirklich riesig seinen Zwilling zu sehen.

Eric

Eric war erleichtert, dass er Lucas gar nicht erst suchen musste, sondern seinem Bruder förmlich in die Arme lief, kaum dass er das Hospital betreten hatte. In Lucas' freudiges Gesicht zu sehen und seinen Bruder in die Arme schließen zu können, war durchaus gutes Gefühl. Eric fühlte sich immer wohl, wenn er Lucas in seiner Nähe hatte und selbst jetzt hellte das Treffen mit seinem Zwilling ihn umgehend auf.
Eric grinste schief. "Es war ziemlich spontan. Ich wurde sozusagen als Bote hergeschickt und wenn ich schon einmal hier bin, muss ich natürlich auch nach dir sehen." erklärte er und sah Lucas einen Moment lang in die Augen. Erst jetzt merkte Eric wie sehr er sich danach sehnte sein Leid mit Lucas zu teilen, wie gelegen es ihm eigentlich kam, dass Edward ihn hier her geschickt hatte.
"Ich glaubs. Das letzte Mal als ich sie gesehen hab, waren sie ja noch kleine Würmchen." stellte er fest und lächelte leicht. "Und alle wohl auf?"

Lucas spürte, dass Eric etwas bedrückte. Es gab immer noch diese Verbindung zwischen ihnen, die niemals erstarb. Er hatte immer schon gewusst, wenn es seinem Zwilling nicht gut ging.
"Aber natürlich...ich freue mich riesig. Ich wäre auch beleidigt gewesen, wärst du nicht vorbei gekommen. Komm, wir gehen zu uns. Dann kannst du die Kleinen wiedersehen und wir reden in Ruhe etwas. Du wirkst, als hättest du es nötig."
Er grinste. "Warte, bis du Tristan siehst....Er plappert inzwischen wie ein Wasserfall. Aber ja, sie sind alle wohlauf. Elena ist wieder schwanger, weißt du?"
Und er erfreute sich jeden Tag an seiner Familie. "Warst du schon bei unseren Eltern? Du solltest sie morgen unbedingt besuchen...."

Eric

Eric seufzte leise. "Bitter nötig, fürchte ich." bekannte er und war wieder einmal dankbar dafür, dass sie zwei sich ohne große Worte verstanden. Manchmal war es Eric ein Rätsel wie andere Menschen ohne einen Zwilling zurecht kamen. Wenn er sich eine Welt ohne Lucas vorstellte, schauderte es ihn jedes Mal. Lucas war der Mensch zu dem er mit all seinen Gedanken und Gefühlen kommen konnte, ganz gleich ob sie gut oder schlecht, ernst oder albern waren, sie konnten einfach alles miteinander teilen.
Eric lachte leise. "Oh je, dann wird aus ihm wohl genauso ein Schwätzer wie sein Onkel es ist, hm?" bemerkte er amüsiert und war stolz auf sich, dass er bei Lucas' Eröffnung nur kurz blinzelte und sich ansonsten nichts anmerken ließ. "Wirklich? Das freut mich für euch. Meinen Glückwunsch. Aber dieses Mal hoffentlich nur eins, was?" neckte er seinen Bruder und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Noch nicht. Ich habe erst die Briefe beim Earl abgeliefert und wollte dich dann zuerst sehen." räumte Eric ein.

"Das dachte ich mir...Mit ein Grund, warum du erst zu mir kommst, nicht wahr? Das ist aber auch gut so...Wir haben immer noch diese spezielle Verbindung..." Lucas lächelte aufmunternd. Es tat gut, dass Eric und er sich trotz der Distanz immer noch so nahe standen.
Elena war seine bessere Hälfte und auch mit ihr konnte er über alles reden, aber diese Sache mit seinem Zwilling war noch einmal etwas Anderes.
Lucas lachte leise und legte den Arm um Erics Schultern. "Möglich wäre es, ja. Danke...aber ja, ich hoffe auch, es wird nur eins. Noch einmal ein Doppelpack wäre etwas viel des Guten, denke ich. Aber die Wahrscheinlichkeit ist auch nicht sehr hoch, denke ich."
Er führte ihn zu seinem Haus und öffnete die Tür. Drinnen kam ihnen Elena schon entgegen. "Oh! Eric, wie wundervoll!"

Eric

Eric nickte langsam. "Ohne Zweifel. Ich hätte es vor unseren Eltern ja doch nicht verbergen können und ich wollte nicht schon heute Abend darüber ausgequetscht werden. Vielleicht bin ich auch schon etwas weiser, wenn wir darüber gesprochen haben. Dann fällt es mir leichter, wenn die zwei über mich her fallen." bemerkte er mit einem schiefen Grinsen.
Eric warf seinem Bruder einen amüsierten Blick zu. "Das wäre es wohl. Aber ich bin sicher, ihr zwei würdet sie dennoch zu nehmen wissen." Wenn es vorbildliche Eltern gab, dann waren das in Erics Augen ohne Zweifel Lucas und Elena.
Er betrat vor seinem Bruder das hübsche, kleine Haus und wurde auch sogleich von seiner Schwägerin begrüßt, die Eric ohne zu zögern in die Arme schloss. Als Lucas' Frau gehörte Elena ganz selbstverständlich zur Familie und Eric konnte sie obendrein gut leiden. "Sieh dich an, Schwägerin ... niedliche kleine Kugel, die du da wieder bekommst." bemerkte er augenzwinkernd und nickte in Richtung von Elenas leicht gewölbtem Bauch.
Ganz zu seiner Erleichterung machte es ihn nicht bitter seinen Bruder in dessen Familienglück zu erleben. Eric hätte sich selbst nur schwer ertragen, wenn er Lucas sein Glück missgönnt hätte, aber seit Aliz ihn abgewiesen hatte, erkannte er sich selbst einfach nicht mehr wieder.

Lucas seufzte leise. "Ja, ich verstehe, was du meinst. Es ist gut, dass du zu mir kommst." Sie hatten noch nie Geheimnisse voreinander gehabt. "Ich helfe, wo ich kann. Wenn es auch nur zuhören ist, damit du deine Gedanken etwas ordnen kannst."
Elena erwiderte Erics Umarmung ohne Vorbehalte. Sie schätzte ihren Schwager, besonders, weil Lucas ihn so sehr liebte, aber auch weil sie seine unbeschwerte Art mochte. Eric wirkte immer irgendwie fröhlich, auch wenn er heute fast  etwas niedergeschlagen schien.
"Nicht wahr? Ein reizendes Kompliment von dir, mein Lieber, ich weiß das zu schätzen.", erwiderte sie mit einem strahlenden Lächeln.
Als sie sich löste, wurden sie von einem begeisterten Kreischen unterbrochen und Tristan und Megan nahmen ihren Onkel in Beschlag.
"Onkel Eric!!"

Eric

Eric schnitt eine kleine Grimasse. "Vielleicht kannst du auch ein bisschen mehr tun als das. Ich schätze, ich könnte einige Ratschläge gebrauchen." kündigte Eric an, denn mit diesen Dingen hatte er ja nun wirklich keinerlei Erfahrung. Sicher, er wusste, wie man eine Frau umgarnte, wie man ihr Komplimente machte ... wie man sich den Weg in ihr Bett erschlich. Aber Aliz war doch etwas ganz anderes.
"Absolut." bestätigte Eric lächelnd. "Und dir mache ich doch immer gerne Komplimente, das weißt du doch." fügte er hinzu, kam jedoch nicht mehr dazu noch mehr zu sagen, denn in dem Moment kamen Tristan und Megan hinzu gestürmt und Eric ging in die Hocke, um die zwei in die Arme schließen zu können.
"Schaut Euch an ihr zwei Kobolde!" bemerkte er lachend, wenngleich sein Herz sich schmerzhaft zusammen zog. Bis vor wenigen Wochen war ihm solches Familienglück vollkommen egal gewesen, aber je mehr er sich in Aliz verliebt hatte, desto mehr waren auch seine Gedanken gewandert und er hatte sich ausgemalt wie es sein würde, wenn er sie heiratete, wenn sie beide eine Familie gründeten ...
"Wohin wollt ihr zwei eigentlich noch wachsen, hm? Wenn ihr so weiter macht, werde ihr beiden ja noch wahre Riesen!"

"Oh, das hoffe ich. Ich wäre froh, wenn ich dir helfen kann. Wenn ich dir Ratschläge geben kann, werde ich das gern tun." Lucas klopfte Eric aufmunternd auf den Rücken und überließ ihn dann seinen Kindern. Besonders Tristan liebte seinen Onkel sehr, der ja sein Pate war. Er fand es außerordentlich spannend, dass sein Pate im heiligen Land gewesen war und so faszinierende Geschichten erzählen konnte.
Tristan strahlte ihn an.
"Oh ja! Riesen! Noch größer als du, Onkel Eric! Hast du schonmal Riesen getroffen? Gibt es da wo du warst, weit weg, auch Riesen?", sprudelte es aus ihm hervor.
Lucas war immer wieder fasziniert von seinem Sohn. Tristan war weit für sein Alter und hatte nun begonnen, jedem Löcher in den Bauch zu fragen, den er finden konnte.

Eric

Eric lachte auf. "Ja, das glaub ich gern, dass du größer werden willst als ich." bemerkte er und fuhr Tristan durch den wilden Schopf. "Kommt, lasst uns ein bequemeres Plätzchen suchen ..." schlug er vor und nahm die beiden kleinen kurzer Hand auf den Arm als er sich erhob.
Mit einem Kind rechts, dem anderen links betrat er den behaglichen Wohnraum. "Ich muss dich leider enttäuschen, Tristan." klärte er sein Patenkind dann auf. "Riesen habe ich dort nicht getroffen. Ich schätze, dafür hätte ich noch viel weiter reisen müssen. Aber dafür gab es dort unglaublich viele interessante Tiere." fuhr Eric fort, um die Enttäuschung nicht zu groß werden zu lassen.
Er suchte sich einen bequemen Sessel und nahm die zwei kleinen Knirpse auf den Schoß, um ihnen eine seiner Geschichten zu erzählen. Die strahlenden Kinderaugen ließen ihn dabei für eine Weile seinen eigenen Kummer vergessen.

Es war etwas später geworden. Nach dem Abendessen hatten sie gemeinsam die Kleinen ins Bett gebracht, Elena hatte sich auch zurück gezogen, denn sie ahnte, dass die Brüder reden mussten. Nun saßen Eric und Lucas bei einem Becher Ale vor dem Kamin.
"Nun, Brüderchen...erzähl mir...was bedrückt dich? Du wirkst so niedergeschlagen, ich kenne dich so gar nicht. Ist etwas passiert? Hast du dich mit Edward zerstritten?"
Das wäre durchaus geeignet Eric die Laune zu verderben, er hing doch sehr an seinem Dienstherrn. "Ich bin sicher, wir finden eine Lösung, mein Lieber. Es gibt für alles eine Lösung. Manchmal muss man seinen Kopf nur ein bisschen mehr anstrengen um sie zu finden."
Lucas schlug die Beine übereinander und trank einen Schluck.
"Schütte mir dein Herz aus..."

Eric

Eric hatte es genossen sich von den Kindern ein wenig ablenken zu lassen, doch ebenso wichtig war es ihm jetzt mit Lucas alleine zu sitzen. Er musste seinem Bruder unbedingt von Aliz erzählen.
Eric schüttelte den Kopf. "Nein, nicht mit Edward. Das heißt ... naja, wir hatten eine kleine Auseinandersetzung, aber ich schätze, das ist nicht weiter dramatisch und es ist auch eher die Ursache dafür, die mir so zu schaffen macht." bekannte Eric und fuhr sich mit der freien Hand durch die Schopf. "Lucas, ich ... ich habe ein Mädchen kennen gelernt. Das heißt ... eigentlich kenne ich sie schon lange, aber ich habe" Eric stockte etwas und schüttelte ungeduldig mit sich selbst den Kopf, starrte kurz auf seinen Becher hinab, dann sah er Lucas wieder an und gab sich einen Ruck. "Ich habe mich in sie verliebt." gestand er mit schiefem Lächeln. "Allerdings habe ich auch dabei wieder einmal wenig Talent bewiesen und habe mich ziemlich zum Narren gemacht. Als ich ihr meine Gefühle gestanden habe, hat sie mir nämlich erklärt, dass sie ihn mir ... einen großen Bruder sieht." erklärte Eric seufzend und drehte unruhig seinen Becher in der Hand. "Lucas, ich bin so ein Dummkopf. Ich meine, du weißt, wie ich immer zu all diesen Dingen stand, ich war zufrieden so wie es lief. Und dann verliebe ich mich doch und stelle mich dabei auch noch so dämlich an. Ich wette es gibt eine ganze Reihe von Frauen, die mich sofort geheiratet hätten, hätte ich ihnen so etwas gestanden, aber was tue ich ...?"

Lucas lauschte aufmerksam und seine Miene wurde erstaunt. Er hatte ja fast nicht mehr daran geglaubt, dass sein Bruder sich jemals verlieben würde. Eric hatte jede Andeutung in diese Richtung immer abgewiesen und sich gar nicht für so etwas interessiert. Es freute Lucas, dass auch Eric nun in den Genuss dieses Gefühls kam. Auch, wenn es erst einmal hoffnungslos schien.
"Du kennst sie schon lange? Wer ist sie denn, dieses faszinierende Mädchen, das es geschafft hat sogar dir den Kopf zu verdrehen? Kenne ich sie auch? Oh Eric, aber das ist doch großartig! Endlich weißt du, was das für ein Gefühl ist...Großer Bruder, ach was...sieh das nicht so finster. Immerhin mag sie dich und vertraut dir. Der Rest ist nichts, was man nicht ändern kann. Du stellst dich nicht dämlich an....diese ganze Reihe anderer Frauen hat aber dein Interesse nicht geweckt, daher muss das Mädchen besonders sein. Gib doch nicht so leicht auf, Bruderherz, kämpf um sie! Für die Liebe muss man etwas risikieren...Sieh dir Elena an, sie hat zwei Jahre auf mich gewartet, weil ich zu blind war sie zu sehen.", versuchte er Eric Mut zuzusprechen.

Eric

Eric lehnte sich zurück und atmete tief durch. Er hatte gewusst, dass Lucas sich über diese Neuigkeiten gebührlich auslassen würde, aber es tat gut, dass mal jemand diese Neuigkeit mit Freuden aufnahm und nicht wie Aliz und Edward es getan hatten.
"Tja, da kommen wir zum nächsten Problem. Sie ist ... die Stieftochter meines Dienstherren. Aliz." eröffnete Eric seinem Bruder. "Und selbst, wenn ich ein Wunder wirken und sie von mir überzeugen könnte, Edward würde sie mir nie geben." Da war Eric sich ziemlich sicher. Immerhin war sein Herr auf der Suche nach einer guten Partie für Aliz, einem angesehenen Ritter oder jungen Lord sogar ... und nicht so ein Taugenichts wie er es war.
"Sie war so lange in Pembroke und ist vor einigen Wochen erst zurück nach Oxford gekommen. Als sie plötzlich vor mir stand ... jetzt im Nachhinein glaube ich, es hat da schon begonnen. Lucas, du kannst dir nicht vorstellen, wie sie sich verändert hat!" berichtete Eric und nahm schließlich einen ersten kleinen Schluck von seinem Ale. "Und dann haben wir begonnen Zeit miteinander zu verbringen ... wir sind viel ausgeritten und ... ich weiß nicht, es ist ... einfach so passiert. Vor ein paar Tagen hat sie mir dann gesagt, dass sie mit ihrem Vater zusammen einige mögliche Heiratskandidaten durchgehen will. Es muss einen ganzen Stapel von Briefen geben. Lucas, du kannst dir nicht vorstellen, wie eifersüchtig ich mit einem Mal war. Ich ... ich will nicht, dass sie irgendeinen anderen Kerl heiratet!" brachte Eric hervor.

"Du lässt wirklich kein Problem aus bei deiner Liebesgeschichte, was?", erwiderte Lucas trocken. "Re keinen Unsinn. Wenn sie dich will, würde Edward sie dir geben. Weil er will, dass sie glücklich wird und du auch. Er liebt dich wie einen Sohn, Eric. Ihr habt miteinander so viel durchgestanden, das vergisst er nicht einfach. Vertrau mir, das wird kein größeres Problem werden. Väter geben ihre Töchter nie wirklich gern her."
Lucas lächelte. "Sie kam also heim und du hast begriffen, dass sie erwachsen geworden ist. Ich weiß wie es ist....es passiert einfach. Du schaust sie an und weißt, dass ist die Frau, die du für den Rest deines Lebens bei dir haben willst. Es ist vollkommen normal dann eifersüchtig zu werden, Eric. Du willst nicht, dass sie einen anderen Kerl heiratet, also unternimm etwas dagegen! Du musst um sie kämpfen. Du musst ihr zeigen, was sie dir wert ist und dass du so viel mehr sein kannst als ihr großer Bruder. Gib nicht  so rasch auf...vielleicht muss sie sich auch erst ihrer Gefühle bewusst werden."

Eric

Eric grinste ein wenig unfroh. "Ich habe dich ja gewarnt. Aber vielleicht hast du Recht und er würde es zulassen, derzeit war er jedoch sehr deutlich und hat mich hier her geschickt, damit ich sie mir aus dem Kopf schlage." Erics Grinsen wurde nun eine Spur fröhlicher. "Er hatte wohl nicht erwartet, dass du mir so viel Mut zusprechen würdest."
Eric seufzte leise. "Erwachsen geworden, ja, so kann man es wohl nennen. Wenn du sie siehst, Lucas, weißt du genau was ich meine. Und sie ist so ... anders. Sie ist kein scheues Reh, kein zartes, prüdes Pflänzlein, wie viele Frauen von Stand, aber auch nicht so ... ungebildet wie einfache Leute. Sie ist ... hinreißend." Eric lächelte leicht, zum einen weil der Gedanke an Aliz ihn verzauberte, zum anderen weil er sich bewusst war, wie er klang - genau wie der verliebte Dummkopf, der er war und über den er sich sonst immer lustig gemacht hatte.
"Tja, weiser Lucas, und wie soll ich das anstellen?"

"Oh, sicher....er hegt noch Hoffnung, dass es nur eine Schwärmerei ist. Aber so wie ich dich kenne, ist es so viel mehr als das, nicht wahr? Oh nein, er hat gehofft, ich würde sie dir ausreden. Aber darauf kann er lange warten. Ich freue mich, dass dir endlich mal eine Frau den Kopf verdreht, wie es eben sein soll."
Lucas lachte leise.
"Junge, Junge, dich hat es ja ganz schön erwischt, mein Lieber. Aber es klingt, als wäre sie es wert." Lucas beugte sich nach vorne.
"Ach, nun komm schon...du bist doch sonst nicht auf den Kopf gefallen, was das angeht. Umgarn sie, mach ihr Komplimente, schreib ihr meinetwegen einen Liebesbrief. Mach ihr ein schönes Geschenk...Es gibt so viele Möglichkeiten, wie du sie für dich gewinnen kannst."

Eric

Eric grinste leicht. "Ich fürchte, da hast du Recht. Es ist wesentlich mehr als das." Eric konnte leicht ins Schwärmen geraten, wenn er eine hübsche Frau traf, die er der Liste seiner Eroberungen hinzu fügen wollte. Aber mit Aliz war es so gänzlich anders, es ging so viel tiefer.
Eric nahm einen großen Schluck Wein und seufzte dann. "Das hat es. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so elend gefühlt wie nach ihrer Ablehnung, das kann ich dir sagen. Und dabei hat es mich schon genug Mühe gekostet, ihr überhaupt zu gestehen, wie es in mir aussieht."
Eric schnitt eine kleine Grimasse. "Sicher, aber bisher war es mir nie ... wichtig. Ich meine, es gab noch nie eine Frau, die ich so sehr wollte, das macht mich irgendwie ratlos. Ich habe mich vollkommen lächerlich gemacht, ich bin tatsächlich ein wenig überfordert damit, wie ich jetzt weiter machen soll." gestand Eric und lachte dann kurz auf. "Einen Liebesbrief? Lucas, du kennst meine Briefe. Sie wird schreiend davon laufen, wenn ich sowas versuche ..."

"Sei dankbar, Eric, nicht allen wird eine solche Liebe zuteil. Es kann zwar auch wehtun, aber wenn du sie für dich gewinnst, wird alles so viel leichter. Ich könnte mir mein Leben ohne Elena und die Kinder gar nicht mehr vorstellen, weißt du..."
Lucas lächelte sanft. "Das ist normal...Aber sie hat sich sicher auch elend gefühlt, Eric, weil sie gesehen hat, dass es dich getroffen hat. Und jetzt ist es dir wichtig, also wirst du dich auch besonders anstrengen. Lass dir gefälligst etwas einfallen, du kennst sie besser als ich. Du musst wissen, was ihr gefällt." Er lachte leise.
"Ja, aber es bist eben...du. Zeig ihr, wie du bist und was dich ausmacht, dann wird sie sich auch in dich verlieben. Du bist doch ein toller Kerl."
Eric musste etwas mehr Mut gewinnen.

Eric

Eric musste schmunzeln und nickte leicht. "Ja, das weiß ich. Ich muss nicht einmal dein Zwilling sein, um zu sehen, wie glücklich du mit ihnen bist. Bisher war das etwas, das ich dir gegönnt, aber es nie wirklich verstanden habe. Jetzt mit Aliz ..." Jetzt hatte Eric eine Ahnung davon wie sein Bruder sich fühlte.
Nachdenklich rieb Eric sich den Nacken. "Hm, mal sehen, was mir so einfällt. Ein paar Tage habe ich ja immerhin Zeit, um mir etwas zu überlegen. Und wenn ich zurück komme, sollte ich einen guten Plan haben. So wie es scheint, ist die Reihe der Bewerber um ihre Hand ausgesprochen lang und ich ... ich will nicht, dass sie irgendein anderer bekommt. Irgendjemand, der sie nicht glücklich machen würde." erklärte Eric entschlossen.

Als Lucas am nächsten Morgen ins Hospital gegangen war, fand Elena Eric mit den Zwillingen vor dem Haus. Er saß auf einer Bank und beobachtete die Zwillinge bei ihrem lebhaften Spiel. Er wirkte nachdenklich und beinahe etwas niedergeschlagen.
Sie beschloss, ihm etwas Gesellschaft zu leisten und setzte sich zu ihm. "Na nu, so früh schon hier, Eric? Die Zwillinge freuen sich jedenfalls. Warst du schon bei deinen Eltern?"
Sie mochte Eric wirklich gern, auch wenn sie fand, dass er und Lucas nicht unterschiedlicher sein könnten. Sie waren in vielen Dingen so verschieden, aber ein Herz und eine Seele.
Elena lächelte leicht.
"Ist spät gestern geworden, hm?"

Eric

Eric war völlig in Gedanken während er Tristan und Megan bei ihrem Spiel beobachtete. Die zwei waren wirklich hinreißend und zum ersten Mal spürte er das Verlangen ebenfalls eine Familie zu gründen. Bisher war das für ihn immer ein sehr abstrakter Gedankengang gewesen. Heiraten, eine Familie gründen ... es schien unausweichlich, aber nichts, das er in der nächsten Zeit hatte angehen wollen.
Und dann war er Aliz begegnet und hatte sein Herz so schnell verloren, dass es geschehen war ehe er es überhaupt begriffen hatte.
Er sah auf als Elenas Stimme erklang und grinste leicht. "Ich bin nun mal eine rastlose Seele, mich hält es nicht lange im Bett." erwiderte er und nickte dann. "Ich habe mit ihnen gefrühstückt. Meine Mutter wäre vermutlich auch wirklich beleidigt, hätte ich es noch länger vor mich her geschoben."
Erics Blick wanderte kurz wieder zu den spielenden Kindern, dann nickte er langsam und sah Elena wieder an. "Hat er es dir erzählt?" Er wusste, dass Lucas und Elena alles miteinander teilten und er würde es seinem Bruder nicht übel nehmen, wenn er seine Frau auch in dieser Sache bereits informiert hatte. Zumal Eric Elena gut leiden konnte und wenn Lucas ihr vertraute, tat er es auch.

Elena grinste zurück. "Das hast du mit Lucas gemeinsam. Er ist auch immer mit den Vögeln auf und schon wieder in Gedanken bei der Arbeit. Aber ich dachte mir, dass du schon bei deinen Eltern warst. Deine Mutter hätte ja auch recht gehabt beleidigt zu sein. Sie sieht dich so selten, da kannst du ruhig einmal zum Frühstück vorbei kommen."
Elena schlug die Beine übereinander und legte die Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch. "Er sagte mir nur, dass es um eine Frau geht und dass du unglücklich verliebt bist. Aber keine Details. Es beschäftigt ihn doch ziemlich."
Lucas litt mit, wenn sein Zwillingsbruder litt und das war wohl ganz normal.
"Kann ich dir irgendwie helfen?"

Eric

Eric musste unweigerlich lachen. "Na klar. Wir waren früher ja schon immer die ersten, die das Haus morgens auf den Kopf gestellt haben." erklärter er seiner Schwägerin, dann seufzte er leise. "Unglücklich verliebt trifft es gut. Ich scheine nicht allzu geschickt in diesen Dingen zu sein." bekannte Eric und lehnte sich etwas zurück. Einen Moment lang sah er schweigend zum Himmel hinauf, dann gab er sich einen Ruck. "Ich habe mich in ... die Stieftochter meines Dienstherren verliebt. Nur will sie mich nicht haben. Sie sieht in mir einen großen Bruder, nicht mehr und ich habe mich damit ziemlich zum Narren gemacht." räumte er ein und sah Elena wieder an. "Lucas sagt, ich soll um sie kämpfen und vermutlich hat er Recht, er war schon immer der klügere von uns beiden. Aber ich habe keine wirkliche Idee wie ich das tun soll, besonders da eine ganze Reihe von hochwohlgeborenen Bewerbern bereit steht, die sie heiraten wollen. Ich sollte mich also möglichst schnell gegen diese Konkurrenz durchsetzen, sonst ist Aliz verheiratet bevor ich es überhaupt richtig realisiert habe."