William und Joanna - 1194

Sophie


Jane lachte fröhlich und betrachtete neugierig Andrews Wohnung, als ihr Vater durch die Tür trat. Sie setzten sich gemeinsam an den großen Holztisch. Harry nickte zufrieden. "Nur zu gern, du weißt, immer gern. Es war Sophies Idee dich mal wieder zu besuchen. Wie immer hat sie ein Gefühl für den besten Zeitpunkt."
Jane legte den Kopf schief. "Darf ich das dann auch lesen?", fragte sie. "Manchmal darf ich Papas Sachen auch lesen." Sophie schmunzelte. Jane war ein sehr intelligentes Kind und hatte so rasch die ersten Buchstaben gelernt, dass Sophie sie weiter unterrichtet hatte. Inzwischen las die Kleine schon recht flüssig einfache Sätze und Sophie war ausgesprochen stolz auf ihre kluge Tochter.
"Sie übt mit Vorliebe das Lesen an Harrys Werken. Oft hat sie mit schwierigeren Sätzen noch Probleme, aber es wird."

Andrew

"Natürlich, deine reizende Frau hatte schon immer ausgesprochen gute Ideen." bemerkte Andrew und führte seine Gäste hinüber zu einem schlichten, aber großen Holztisch. Während sie sich setzten, holte Andrew für alle etwas zu trinken und setzte sich dann zu ihnen an den Tisch.
Etwas verdutzt sah er die kleine Jane an, mit einer solchen Frage hatte er nun nicht gerechnet. "Tatsächlich? Und korrigierst du ihn auch fleißig, wenn er Unsinn schreibt?" fragte Andrew dann amüsiert und nickte schließlich. "Es wäre mir eine Ehre, wenn du es liest und mir deine Meinung sagst. Ich komme nicht oft in den Genuss meine Arbeiten einer solch klugen Dame vorzulegen." bemerkte Andrew heiter.
Jane konnte wirklich nicht leugnen wessen Tochter sie war. Nicht nur äußerlich erkannte Andrew ihre Eltern in dem Mädchen wieder, sie schien auch all deren wunderbaren Charaktereigenschaften geerbt zu haben.

Sophie


Sophie grinste. "Die habe ich wohl." Sophie nahm dankbar ihren Becher entgegen und beobachtete das Zwischenspiel zwischen Jane und Andrew. Es war, wie sie vermutet hatte: Jane wickelte Andrew mühelos um den Finger und begeisterte ihn völlig.

Jane nickte eifrig. "Das mache ich. Manchmal verstehe ich nicht, was er sagen will. Aber Mama sagt immer, das ist so, weil ich noch so klein bin. Aber ich bin gar nicht mehr so klein."
Sie strahlte Andrew an. "Oh ja, ich will es lesen."
Und als kluge Dame wurde sie ausgesprochen gern bezeichnet.
Sophie hob eine Augenbraue. "Ich hoffe, diese Sache ist halbwegs für ein Kind geeignet, Andrew. Sie ist schließlich erst sechs Jahre alt."

Andrew

Andrew grinste breit. "Nein, so klein bist du wirklich nicht mehr. Fast schon eine richtige Lady will ich meinen." erwiderte Andrew lächelnd und warf Harry einen kurzen spöttischen  Blick zu, ehe er seine Aufmerksamkeit wieder seinem jüngsten Gast widmete und Jane ein verschwörerisches Lächeln schenkte. "Weißt du, ich glaube viel eher, dass es daran liegt, dass dein Vater Unsinn schreibt, wenn du ihn nicht verstehst. Es tut ihm gut einmal anständig kritisiert zu werden." Erklärte er Jane, dann warf er Sophie einen scheinbar empörten Blick zu. "Also ich darf doch bitten, Mylady. Meine Werke sind genauso für eine Sechsjährige geeignet wie Harrys. Selbstverständlich kann sie sie lesen." Verkündete Andrew und zwinkerte Jane dabei zu.
Keine Frage, er schrieb genügend Dinge, die die Kleine besser nicht zu Gesicht bekam, aber das, was er Harry heute hatte zeigen wollen, war in der Tat recht harmlos.

Sophie


Jane strahlte Andrew glücklich an und war sofort sicher, dass sie hier einen Verbündeten gefunden hatte. Sie wusste instinktiv, wer wirklich ihr Freund war. "Meinst du? Dann kritisiere ich ihn weiter.", beschloss sie dann. Harry verdrehte die Augen. "Besten Dank auch, alter Freund."
Sophie seufte. "Ja, ich kenne deine Werke Andrew, also sei so gut und spiel mir nicht das Unschuldslamm vor. Dazu kenne  ich dich zu gut. Aber wenn du das sagst, wird sie es wohl lesen können. Ich hoffe, du weißt, worauf du dich dabei einlässt."
Jane war in vielerlei Hinsicht die Tochter ihres Vaters. "Ich hoffe wirklich, das zweite Kind wird nicht auch so ein Querkopf."

Andrew

Andrew nickte entschlossen. "Ganz sicher. Und so wie mein Eindruck von dir ist, werden die Werke deines Vaters nur von deiner Kritik profitieren." erklärte Andrew und sah dann zu Harry hinüber. Grinsend deutete er eine Verbeugung an. "Immer gern zu Diensten, das weißt du doch."
Andrew lachte und schenkte Sophie ein gutmütiges Lächeln. "Ach Herzblatt, ich weiß doch, dass ich dir nichts vorspielen kann. Und ich denke, ich kann nur davon profitieren eine so junge und gescheite neue Kritikerin zu haben." bemerkte er zuversichtlich, ehe er verwundert die Brauen in die Höhe zog.
"Das zweite Kind? Ist es endlich soweit? Hat Harry es fertig gebracht seine Feder einmal für ein paar Minuten zur Seite zu legen?" neckte er sachte, lächelte dabei aber freudig. "Meinen Glückwunsch, darauf habt ihr ja so lange schon gewartet."

Sophie


Sophie stimmte in sein Lachen ein. "Nein, das konntest du noch nie, seit wir uns kennen nicht. Ich hab dich trotzdem gern, Andrew." Andrew war schon immer ein wenig chaotisch gewesen. Er lebte in den Tag hinein ohne festes Ziel, aber er fuhr gut damit und hatte ein Auskommen.
"Stell dir vor, ich locke ihn öfter einmal von seiner Feder weg. Das fällt mir noch genauso leicht wie früher, einen Vorteil muss es ja haben, dass es so lange gedauert hat mit der Schwangerschaft." Sie hatte immer noch die selbe mädchenhafte Figur wie  vor sechs Jahren.
"Danke. Das haben wir wirklich. Lange genug. Ich hoffe, diesmal wird es ein Junge." Auch, wenn sie nicht wusste, wie es werden sollte, wenn er dann auch Dichter werden wollte. Das war ein ausgesprochen hartes Pflaster, wenn man für den Notfall nicht gerade könglichliche Beziehungen hatten wie sie Beide.
"Darf ich jetzt lesen?", fragte Jane dann.

Harry

Harry stand an dem Bett seiner Tochter und sah mit einem Lächeln auf die schlafende Jane hinab. Sie waren lange bei Andrew gewesen und dieser hatte Jane förmlich zu Füßen gelegen. Es hatte Harry gefreut, dass die zwei sich so gut verstanden, denn Andrew war ohne Zweifel einer seiner besten und ältesten Freunde.
Im Anschluss waren sie zu dritt noch gemütlich durch die Straßen der Stadt zurück zum Tower geschlendert und schon während des Abendessens hatte Jane immer wieder verstohlen gegähnt, so dass Harry sie ohne Mühe ins Bett hatte bringen können.
Als er leise Schritte hinter sich hörte, wandte er leicht den Kopf und legte den Arm um Sophies Taille als sie neben ihn trat. Seine Augen leuchteten freudig. "Es war wundervoll sie so zu sehen. Mit Andrew und in der Stadt ..." Auch wenn sie in Bordeaux glücklich waren, seine heimliche Liebe war und blieb London. Diese Stadt war einfach etwas ganz besonderes und Harry war immer selig, wenn sie hier waren. Umso mehr stimmte es ihn glücklich, dass auch seine Tochter sich hier so wohl fühlte.

Sophie


Sophie hatte geahnt, wo sie ihren Mann finden würde und so war es leicht, sich ans Janes Bettchen zu ihm zu gesellen. Sie legte den Arm um seine Mitte und lehnte sich an ihn. Janes schlief friedlich, der Tag war für sie anstrengend und aufregend gewesen.
"Ich verstehe, was du meinst. Es ist wirklich großartig, sie ist so ein aufgewecktes Kind. Und sie kommt nach dir, London liegt ihr im Blut. Keine Berührungsängste und sie hat sofort begriffen, dass Andrew ihr ein verlässlicher Verbündeter sein wird. Wie erwartet hat sie ihn vollkommen um den Finger gewickelt, er liegt ihr zu Füßen."

Sie seufzte leise. "Ich befürchte, es wird sie immer wieder hierher ziehen wie dich auch. Ich hoffe, das wird ihr nicht zum Verhängnis. Du musst sie lehren, dass London gefährlich sein kann, wenn sie alt genug ist."

Harry

Harry strahlte. "London liegt ihr im Blut ... ja, das trifft es wohl sehr genau." stimmte er zu und hauchte Sophie einen Kuss auf den Scheitel als sie sich an ihn lehnte. "Andrew vergöttert sie. Er wird ihr allen möglichen Unsinn beibringen, aber er wird auch immer auf sie aufpassen." Davon war Harry fest überzeugt, er wusste, dass Jane in Andrews Nähe immer sicher sein würde.
Harry legte den Kopf ein wenig zur Seite. "Jeder Ort kann gefährlich sein. Aber mach dir keine Sorgen, ich werde ihr alles beibringen, was sie wissen muss. Allerdings glaube ich, dass sie auch schon ganz instinktiv ein Gespür für diese Stadt hat und dafür, wie man sich in ihren Straßen bewegt. So wie sie Andrew entgegen getreten ist ... sie ist kein Kind, dass jeden Fremden gleich ins Herz schließt, nur weil wir vielleicht über ihn gesprochen haben. Dahinter steckt viel mehr, sie hat ... eine erstaunlich gute Menschenkenntnis für ihr Alter."

Sophie


Sophie nickte. "Ja, das wird er. Und ich bin froh, dass sie einen Beschützer in der Stadt hat, der viele Kontakte hat. Jemanden außer dir."
Sie seufzte leise. "Du weißt, wie schnell kleine Mädchen verschwinden und gerade Londons Straßen sind nichts für kleine Mädchen. Ich will, dass sie vorsichtig ist. Das ist sie aber nur, wenn sie die Gefahren kennt. Du hast sicher Recht, sie hat ein gutes Gefühl dafür, aber auch das ist noch nicht so ausgeprägt. Aber sie wird ihre Mitmenschen eines Tages ganz schön verunsichern, wenn sie eine so ausgeprägte Menschenkenntnis hat."

Sophie lächelte leicht. "Ich will einfach nur, dass sie weiß, was sie erwartet. Dass sie erst erwachsen wird, bevor sie die ganzen Abgründe der Menschheit kennenlernt."

Harry

"Ich weiß. Und glaub mir, unser kleines Mädchen wird in Londons Straßen nicht verschwinden, denn ich werde sie dort nie allein lassen, das verspreche ich dir." erwiderte Harry entschlossen und erwiderte dann Sophies Lächeln. "Ich werde auf sie Acht geben. Und anders als mein Vater werde ich sie auf dem Weg begleiten, den sie einmal einschlagen möchte, ganz gleich wohin er führt." Harry wollte, dass seine Tochter glücklich wurde, egal wo und egal mit wem. Und er würde sie so gut es ging dabei unterstützen, denn so wusste er, dass sie immer zu ihm kommen würde, wenn sie etwas auf dem Herzen hatte, anders als wenn er sie zu etwas zwingen würde, das sie nicht wollte.

Eleonore beobachtete ihre Kinder bei ihrem Spiel mit Louis. Sie spielten im Garten ein wenig Fangen. Eine der wenigen Gelegenheiten, in denen Louis unbeobachtet ein bisschen Kind sein durfte. Géraud kam auf seinen kurzen Beinen kaum hinterher, aber er gab sich Mühe und ließ sich nicht entmutigen. Der Anblick entlockte ihr ein Lächeln.
Es tat gut, von ihrer Ehe frei zu sein und bald würde sie endlich Philippe heiraten können. Es wurde Zeit. Vielleicht würde ihr Liebster sich ja auch zu ihnen gesellen, manchmal nahm er sich ein bisschen Musezeit für sich.
Sie musste ohnehin mit ihm reden, denn sie sehnte sich danach, ihren Vater wieder zu sehen.

Philippe

Philippe hatte aus dem Fenster seines Arbeitszimmers heraus gesehen, dass Eleonore mit den Kindern in den Garten gegangen war und hatte beschlossen, nur noch die wichtigsten Dinge fertig zum machen und dann zu ihnen hinunter zu gehen.
Ein Gespräch mit dem Offizier der Wache hatte er noch führen müssen, dann hatte Philippe sich frei gemacht und schlenderte nun durch den Garten auf der suchen nach Eleonore und den Kindern. Es dauerte auch nicht lange bis er die aufgeregten Stimmchen der spielenden Kinder vernahm und wenig später trat er zu Eleonore, begrüßte sie mit einem flüchtigen Kuss auf der Wange, denn man wusste schließlich nie, ob nicht doch jemand in der Nähe war, legte aber gleichzeitig den Arm um ihre Taille.
"Unser kleiner Comté d'Armagnac wird immer schneller auf seinen kurzen Beinen. Wenn diese erst einmal so groß sind wie sein Ehrgeiz wird er sich wohl von niemandem mehr abhängen lassen, hm?" bemerkte er lächelnd und beobachtete dann wie sein Sohn vor dem kleinen Géraud einen Haken schlug und lachend weiter lief. Es war ein friedlicher Anblick, selten konnte Louis so losgelöst sein.

Wie Eleonore gehofft hatte, gesellte Philippe sich bald danach zu ihnen. Es war immer ein Wagnis, in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten auszutauschen, aber sie waren ungestört und sie liebte es, wenn er es trotzdem tat. Weil es zeigte, wie viel sie ihm bedeutete.
"Oh ja, das glaube ich auch. Er lässt sich nicht entmutigen. Und Louis...ist wirklich lieb zu ihm, als wären sie wirklich Brüder. Es ist so schön mitanzusehen. Und es tut deinem Sohn wirklich gut einmal Kind zu sein und unbeschwert Fangen zu spielen."
Eleonore lächelte zufrieden, wurde dann aber etwas ernster. "Ich...wollte ohnehin mit dir reden. Ich will ene kleine Reise machen. Nach London...ich würde meinen Vater gern wiedersehen, ich habe ihn so viele Jahre nicht gesehen. Und wenn ich zurück bin, könnten wir fast schon daran denken uns zu verloben, hm? Louis wird traurig sein, aber er wird es verstehen."

Philippe

"Es freut mich, dass sie sich so gut verstehen. Und Louis tut es in der Tat mehr als gut, oft genug muss er sich zusammen nehmen, um seine Stellung zu wahren oder seine Gesundheit macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Umso wertvoller sind Momente wie dieser." beschied Philippe.
Er sah Eleonore fragend an als diese so ernst wurde, ahnte aber bereits worum es gehen würde als sie von einer Reise sprach. "London ..." murmelte er leise. Er hatte natürlich gewusst, dass dieser Tag kommen würde, jetzt da Eleonores Vater zurück war. "Und du denkst, er wird dich auch wieder gehen lassen?" fragte er dann ein wenig tonlos, denn Philippe behagte die Sache nicht, doch er wusste, dass Eleonore gehen musste, dass es ihr Vater war, der dort nach Jahren wieder zurück kehrte und sie nicht einfach hier bleiben konnte. Er wollte deshalb auch keineswegs mit ihr streiten, dennoch fiel es ihm schwer gelassen zu bleiben.

"Ja, das stimmt. Vielleicht wird er ein bisschen robuster und ist nicht mehr so oft krank, wenn er mehr Zeit draußen mit meinen Kindern verbringt. Das tut ihm sicher auch in dieser Hinsicht gut.", bemerkte Eleonore sanft.
Sie bedachte Philippe mit einem liebevollen Blick. Sie hatte gewusst, dass er sich sorgen würde. "Natürlich wird er das. Er wird mich nicht daran hindern können. Auch Bernard konnte mich nicht in Aux halten und mein Vater wird mich nicht einsperren. Ich gebe zu, es könnte unangenehm werden, wenn ich ihm die Wahrheit über uns sage, aber er liebt mich. Ich verspreche dir, ich komme wieder her, sobald ich kann. Aber mein Vater hat mich Jahre nicht gesehen, er kennt seine Enkel nicht einmal. Das will ich nachholen."
Sie gab Philippe einen kurzen Kuss. "Sorge dich nicht so viel, Philippe, mein Zuhause ist hier. Aber es kann nicht schaden, mich zu den Osterfeierlichkeiten in London blicken zu lassen. Oder zumindest, wenn er Trubel etwas abgeflaut ist. Vater fragt sich sicher schon, wo ich bleibe."

Philippe

Philippe lächelte über Eleonores sanften Tonfall. Sie wusste genau, dass er sich häufig Sorgen um Louis machte, ganz besonders nachdem dieser vor drei Jahren einmal so schwer erkrankt war, dass die Ärzte die Hoffnung schon beinahe aufgegeben hatte. Aber sein Sohn hatte gekämpft und sie alle überrascht, dennoch war seine Gesundheit angeschlagen und Philippe hätte es nur zu sehr begrüßt, wäre der Junge etwas robuster geworden.
Philippe sah Eleonore in die Augen. "Wohl wahr. Niemand kann dich gegen deinen Willen irgendwo festhalten, meine schöne Prinzessin." Als Eleonore ihm einen Kuss gab, hielt er sie einen Moment fest, hinderte sie daran den Kuss direkt wieder zu lösen und zog ihn noch ein wenig in die Länge, auch wenn es unvorsichtig war, dann gab er sie wieder frei und lächelte schief. "Es freut mich zu hören, dass Paris dein Zuhause ist. Aber sorgen werde ich mich dennoch um dich, ich liebe dich einfach viel zu sehr, um es nicht zu tun." erklärte er und seufzte leise. "Also gut, reise nach London, ich sehe ja ein, dass es notwendig ist. Wann willst du aufbrechen? Ich werde dir ein paar Männer zur Verfügung stellen, nur zur Sicherheit."

Eleonore erwiderte seinen Blick und genoss es, dass er den Kuss in die Länge zog, obwohl es so heikel war. "Nein, niemand kann das. Aber das muss man auch nicht. Wenn ich glücklich bin, bleibe ich ja auch so. Und komme immer wieder zurück."
Eleonore legte die Hand an seine Wange. "Ich weiß...aber versuch dich nicht um den Schlaf zu bringen, ich komme bald zurück. Bis dahin musst du Louis ein bisschen über unsere Abwesenheit hinweg trösten. Ich werde übermorgen abreisen, dann kann ich noch in Ruhe packen. Das ist wirklich lieb von dir. Aber meinst du, sie sind vielleicht bereit ohne dein Wappen zu reisen, wenn wir übersetzen? Das würde ihnen das Leben einfacher machen und es wüsste nicht gleich jeder, was Sache ist, bevor mein Vater es weiß. Wenn du im Übrigen Jaques entbehren kannst...Meinen Großvater und ihn verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, er wird wohl in London sein. Die Beiden würden sich sicher gern wiedersehen.", schlug sie dann vor.

Philippe

"Wie gut also, dass du bei mir so glücklich bist." murmelte Philippe sanft und sah zu seinem Sohn hinüber. "Wir werden uns gegenseitig trösten und von deiner Abwesenheit ablenken, schätze ich." Philippe fuhr sich mit der freien Hand nachdenklich über das Kinn. "Hm, ich schätze, sie werden nicht begeistert sein, zumal man sie ohnehin schnell als Franzosen ausmachen wird, aber wenn ich es ihnen sage, werden sie es selbstverständlich tun." überlegte Philippe und sah Eleonore dann verwundert an. "Jacques? Was willst du denn mit dem alten ... ah, verstehe. Sicher, wenn er dich begleiten will, kann er gerne gehen." willigte Philippe lächelnd ein. Jacques war ein alter, erfahrener Ritter, den Philippe sozusagen von seinem Vater geerbt hatte. Er kannte Jacques von klein auf und immer hatte er treu zu ihnen gestanden und gewissenhaft seinen Dienst erfüllt.

Eleonore nickte. "Wie könnte ich denn nicht?" Philippe war immer gut zu ihr, sperrte sie nicht ein und schenkte ihr bedingungslos seine Liebe. Das wusste sie sehr zu schätzen. "Ja, für ihn wird es schwer sein, dass Louisa und Géraud auch weg sind. Aber wir kommen ja bald zurück." Sie seufzte. "Deine Männer werden nicht begeistert sein, ja, aber es ist viellleicht besser, wenn man es nicht gleich auf den ersten Moment sieht. Ich will nicht gleich so viel Gerede, sie werden genug reden, weil ich jetzt erst komme."
Sie lächelte und umarmte ihn dankbar.
"Oh, das ist großartig. Ich werde ihn später fragen, ob er mich gern begleiten möchte. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihn ebenso  freut meinen Großvater und auch meine Großmutter wiederzusehen."

Harry

Harry war außer sich vor Freude. Heute Mittag war Richard mit seiner Familie und Gefolge in London eingezogen und es war ein großes Spektakel gewesen, man hatte den Eindruck ganz London sei auf den Beinen, um sie zu sehen. Und anschließend war im Tower fast die Hölle los gebrochen, weil so viele Menschen vor Ort waren und es ein einziges Gewusel gegeben hatte.
Richard hatte die ersten Fürsten begrüßt, nun legte sich jedoch der erste Trubel allmählich und heute Abend würde es ein rauschendes Fest geben.
Harry wollte diese scheinbare Atempause nutzen und fand seinen Bruder zusammen mit Beatrice in der Halle vor. "Richard ..." Harry schnürte es fast die Kehle zu als ihn nun kaum noch ein paar Meter von seinem Bruder trennten und er eilte auf ihn zu, um ihn in die Arme zu schließen. Wie sehr hatte er ihn in all den Jahren doch vermisst und wie sehr hatte er um ihn gefürchtet!

Richard hatte es genossen, endlich wieder englischen Boden zu betreten. Er war mit seiner Familie nach London gewesen und der Empfang hatte ihn wahrlich entschädigt, es war großartig gewesen.  Als sich schließlich der erste Trubel etwas gelegt hatte, blieb Zeit für ein paar andere Dinge als die bloße Begrüßung von einigen Würdenträgern.
Schließlich kam Harry durch die Halle auf ihn zu und er konnte die Freude im Gesicht seines Bruders sehen. Er hatte seinen Bruder so lange nicht gesehen, es tat so gut. Richard lachte auf und setzte sich in Bewegung, dann schloss er Harry in die Arme.
"Oh, Harry, wie gut dich wiederzusehen, Brüderchen!", murmelte er. "Wie geht es dir, hm? Du siehst gut aus." Das Familienleben schien Harry gut zu bekommen.

Harry

Als Richard lachend auf ihn zukam, wusste Harry schon, dass es um ihn geschehen sein würde und er gab sich gar nicht erst Mühe die Tränen zurück zu halten als sie sich in die Arme schlossen. "Richard, endlich ..." murmelte er heiser und drückte seinen Bruder fest an sich - oder eher sich an ihn, denn einen Kerl wie Richard bekam Harry sicher nicht bewegt.
Harry fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen, dann schenkte er Richard ein Lächeln. "Jetzt wo du heil wieder hier bist, geht es mir besser." beschied er und wurde fast etwas rot vor Verlegenheit. "Findest du? Ich ... naja, ja, ich denke, mir geht es sogar sehr gut. Ich bin glücklich, Richard." Endlich. So viele Jahre hatte Harry um sein Glück gekämpft und war seinem starken Vater immer unterlegen gewesen und dann hatte sich alles für ihn zu wandeln begonnen. Und nun hatte er Sophie und Jane und bald noch ein zweites Kind, so Gott wollte.
"Weißt du, ich habe einen Entwurf für ein neues Werk abgefasst ... über dich. Du musst es lesen sobald du Zeit hast und mir sagen, was ich noch ändern muss." erklärte Harry dann lächelnd.

Richard störte sich nicht daran, dass Harry die Tränen kamen. Sein Bruder war schon immer etwas emotionaler gewesen und das war auch gut so. Er drückte Harry einen Moment fester an sich, ehe sie sich lösten.
"Ja, ich bin auch froh zurück zu sein. Und ich finde, du siehst wirklich zufriedden aus. Ich bin froh, dass du glücklich bist, Harry, du hast es verdient. Wie geht es Sophie und der kleinen Jane, hm? Ich freue mich darauf sie wiederzusehen, ich kenne meine Nichte ja kaum."
Richard hob die Brauen. "Ein Werk über mich? Herrje, das ist der Ehre wirklich zu viel. Aber ich werde es selbstverständlich lesen, ich bin sicher, es ist großartig."
Harry besaß für solche Dinge ein großes Talent.