William und Joanna - 1194

Beatrice lächelte schief. "Tja, aber ich schätze, wir müssen darüber irgendwann reden, so ungern du es auch tust. Mein Lieblingsthema ist es auch nicht gerade. Doch es wird ja nicht besser, wenn wir es tot schweigen."
Sie setzte sich auf die Armlehne seines Sessels. "Es wird nicht nur ein Familiendrama geben, sondern einen Skandal. Du kennst doch unsere Tochter, Richard. Sie hat unseren Sturkopf geerbt und so wird sie einen Weg finden ihn doch zu heiraten, wenn du es verbietest. So kann man es vielleicht noch als politischen Akt der Versöhnung verkaufen.", gab sie zu bedenken.
"Und letztendlich...wäre ich froh, sie würde nach ihrer letzten Ehe wirklich glücklich werden. Sie scheinen sich gegenseitig wirklich viel zu bedeuten."

Richard brummte etwas missmutig. "Da hast du wohl Recht." stimmte er zwangsläufig zu und beobachtete wie Beatrice sich auf die Lehne seines Sessels setzte. Er würde sich jetzt viel lieber schöneren Dingen widmen, würde sie auf seinen Schoß ziehen und ausnutzen, dass sie noch etwas Zeit alleine hatten. Aber er wusste, dass er Beatrice jetzt von diesem Thema nicht ablenken konnte, egal was er tat.
Richard schnitt eine Grimasse. "Eine Versöhnung ... was für ein Hohn! Eher friert die Hölle zu als dass ich mich mit diesem Bastard wieder versöhne." grollte Richard ärgerlich. "Ich will ja auch, dass sie glücklich wird, aber doch nicht mit Philippe! Sie könnte jeden Mann auf der Welt heiraten und hätte meinen Segen, aber wieso sucht sie sich genau den Mann aus, den ich nicht billige? Zumal ... zumal sie doch weiß, wie Philippe und ich zueinander stehen ... und standen. Wie kann sie trotzdem behaupten ihn zu lieben?" Eleonore wusste schließlich um die skandalöse, heimliche Affäre, die Philippe und er geführt hatten, wie konnte es sein, dass sie diesem Kerl dennoch vertraute?

Beatrice hob die Schultern. "Du musst dich ja nicht tatsächlich mit ihm aussöhnen, aber wenigstens für die Öffentlichkeit wäre das wohl eine Möglichkeit. Sie hat nun einmal Philippe gewählt, Richard. Sie liebt ihn. Ich glaube nicht, dass sie ihn ausgesucht hat. Eins kam zum Anderen. Du weißt doch, wie es ist....wo die Liebe eben hinfällt."
Beatrice hob die Augenbrauen. "Und das ist vermutlich der Grund, warum du vorsichtig sein solltest. Du misst mit zweierlei Maß. Als du eine Affäre mit ihm hattest, war er ein gut aussehender, netter Kerl und jetzt ist er das Böse. Sicher hat er sich falsch verhalten, aber deshalb ist er doch kein Anderer als er es früher war. Ich mag ihn nicht, aber ich denke, Eleonore ist unbeteiligt genug um einfach selbst zu urteilen.", erklärte sie dann leise.

Richard atmete geräuschvoll aus. "Du sagst also, ich solle sie ziehen lassen? Soll sie die Kindern nehmen und nach Frankreich gehen lassen, um Philippe zu heiraten?" hakte er noch einmal nach.
Richard fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. "Ich messe nicht mit zweierlei Maß. Ich habe erkennen müssen, dass ich mich getäuscht habe. Gutaussehend, ja. Nett, sicher. Aber es war ja nicht nur das, wir haben uns wirklich verstanden - dachte ich jedenfalls. Und deshalb ... deshalb bin ich nun so unversöhnlich ihm gegenüber. Wäre er nur ein hübscher, netter Kerl hätte mich sein Verrat vielleicht nicht so sehr getroffen. So aber weiß ich, wozu Philippe Auguste wirklich fähig ist und wie soll ich ihm da meine Tochter anvertrauen? Wie soll ich sie heiraten lassen, wenn ich doch fürchten muss, dass er sie bei Zeiten fallen lässt, wenn sie seinen Plänen nicht mehr entspricht?"

"Ich sehe ehrlich gesagt keine große Alternative. Was willst du tun? Sie tatsächlich in ein Kloster stecken und hoffen, dass sie es sich anders überlegt? Du wirst jedes Vertrauen und jede Beziehung zu deiner Tochter zerstören und deine Enkel vermutlich nie wiedersehen. Willst du das wirklich? So kaltherzig bist du doch nicht... Sie wird gehen, auch wenn du es ihr verbietest."
Sie schüttelte den Kopf. "Du weißt, wozu er fähig ist. Aber tut er das nicht als König? Möglicherweise liebt er als Mann Eleonore tatsächlich. Er hat viel Ärger mit seinen Grafen provoziert, als er sie geschützt hat. Das war ein Risiko. Er hat sie trotz all der Widrigkeiten nicht fallen lassen, auch nicht, als sie ein Kind verloren hat. Er hätte allen Grund gehabt, wenn er wirklich der Widerling ist, für den du ihn derzeit hältst. Stattdessen hat er sie getröstet und sich gesorgt. Sogar Guillaume steht hinter seiner Schwester, was das angeht, und er war mindestens so unversöhnlich wie du."

"Ich würde es wirklich gerne tun, weißt du? Sie für eine kleine Weile in ein Kloster schicken bis die Vernunft angenommen hat. Aber ich kann nicht." Erklärte Richard seufzend. "Es ist genau wie du sagst, sie wird das nicht hinnehmen und irgendeinen Weg finden und das würde unser Verhältnis gänzlich zerstören. Ich hasse es, dass ausgerechnet Philippe Auguste, dieser Bastard, mich dazu zwingt von meinen Prinzipien abzurücken und mir so auf der Nase herum tanzen zu lassen. Aber es wird nicht anders gehen." murmelte Richard unzufrieden. Diese Aussicht stimmte ihn ziemlich unversöhnlich und er fragte sich, ob all das seine Schuld war. Ob er es versäumt hatte seiner Tochter gewisse Dinge zu vermitteln oder ob er es hätte verhindern können, wäre er damals hier gewesen.
"Guillaume!" Richard schnaubte. "Guillaume ist ein elender Romantiker! Ein ewiger Träumer!" Es wunderte ihn gar nicht, dass sein Sohn dieser schändlichen Liaison seiner Schwester etwas abgewinnen konnte.

"Nein, das kannst du nicht. Sie wird keine Vernunft annehmen, Richard, beim besten Willen. Ich hätte mich auch gesträubt, wenn man mich ins Kloster gesteckt hätte, als ich dich heiraten wollte. Und tja...wir haben einfach getan, was wir wollten." Sie hatten damals heimlich geheiratet und alle vor vollendete Tatsachen gestellt.
"Es wird nicht anders gehen. Gräm dich nicht. Hauptsache ist doch, dass sie glücklich wird. Sie hat ihre Pflicht getan mit ihrer ersten Ehe, jetzt wird sie nicht noch einmal jemanden heiraten, bei dem sie sich nicht absolut sicher ist."
Beatrice lachte leise. "So warst du auch einmal. Er ist noch jung...Sei doch froh, dass er ein so gutes Verhältnis zu ihr hat."

"Hm, ich wünschte nur, sie hätte jemanden erwählt bei dem auch ich mir sicher sein könnte ..." brummte Richard unwillig und seufzte dann. "Ich bin ja froh, dass sie einander nahe stehen, aber in dieser Sache wäre mir lieber gewesen, Guillaume stünde nicht auf ihrer Seite." räumte er ein, legte dann den Arm um Beatrices Taille und zog sie auf seinen Schoß.
"Und willst du damit jetzt sagen, ich sei nicht mehr romantisch? Oder wie darf ich das verstehen?" erkundigte er sich belustigt und gab Beatrice einen Kuss. Er wusste, dass er auf verlorenem Posten kämpfte, er würde Eleonore gehen lassen müssen. Wieso also noch weiter unnütze Zeit damit verschwenden und so tun als würde er noch dagegen an kämpfen?

Beatrice seufzte. "Wann kann man sich schon sicher sein? Ich dachte auch, dass Bernard ihr gut tut und sie glücklich mit ihm wird. Aber du siehst ja, was dabei heraus gekommen ist..."
Sie lächelte. "Sie sind Geschwister, natürlich hält er zu ihr. Sie hatten immer eine innige Bindung, warum sollte sich das ändern? Er kann ihr ja doch nichts abschlagen."
Sie ließ sich bereitwillig auf seinen Schoß ziehen und legte den Arm um seinen Hals. "Manchmal bist du durchaus romantisch. Aber du wirst immer mehr zum Rechner, denkst nicht mehr so viel mit dem Herzen. Das ist normal in deiner Position, schätze ich, es ist kein Vorwurf."
Sie liebte ihn so, wie er war. Und sie waren so lange verheiratet, es war ein Wunder, dass ihre Beziehung noch so innig war.

"Hm, ja. Wirklich keine glückliche Ehe, aber umso wichtiger ist es mir auch, dass es dieses Mal klappt. Und Philippe ..." Richard hob die Schultern. Er hatte im Grunde ja schon alles über seinen verhassten, möglichen Schwiegersohn gesagt.
Zärtlich strich er Beatrice über den Arm und lächelte leicht. "Als König bleibt es wohl nicht aus sein Herz hinten an zu stellen." murmelte er. "Aber geht es wohl als romantisch durch, wenn ich dir sage, dass ich dich so sehr liebe, dass ich keinen Augenblick länger mehr auf dich warten kann ?" Fragte er mit Unschuldsmiene, ließ die Hand aber in eindeutiger Absicht zu ihrem Rocksaum wandern, um ihn zu raffen und die Hand darunter verschwinden zu lassen. "Außerdem finde ich, wird es Zeit, dass wir noch einmal für einen kleinen Prinzen oder eine Prinzessin sorgen. Ich sollte also jede Chance nutzen ..."

Beatrice nickte. "Mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird klappen. Sie ist glücklich, das spüre ich. Sie findet wieder Geborgenheit und Liebe. Das tut ihr wirklich gut. Zudem brauchen die Kinder einen Vater, Richard."
Beatrice lächelte zufrieden. "Hm, vielleicht kann man das als romantisch gelten lassen. Es ist jedenfalls sehr charmant.", erwiderte sie und gab ihm einen langen Kuss, während seine Hand unter ihren Rock wanderte. "Hm...ich glaube, da musst du dir derzeit nicht mehr viel Mühe geben, Liebster.", sagte sie schließlich. Sie hatte es ihm noch nicht gesagt, weil sie erst sicher sein wollte, aber inzwischen war sie fest davon überzeugt, dass sie wieder schwanger war. Er nahm ihr den Moment der Offenbarung nun ab, sodass sie ihn einweihen konnte.
Und sie freute sich auf dieses Kind, das beinahe ein Zeichen des Neubeginns zwischen ihnen war.

Richard brummte leise. Ihm behagte diese Sache trotzdem nicht, auch wenn alle beteuerten, dass Philippe ja scheinbar so verliebt war in Eleonore.
Dann schob er den Gedanken aber bei Seite und grinste schelmisch. "Gut, immerhin etwas." gab er zurück und erwiderte Beatrices Kuss innig.
Zielsicher fand seine Hand den richtigen Weg und seine Finger strichen sanft über Beatrices Oberschenkel als ihre Worte ihn plötzlich inne halten ließen. Einen Augenblick lang regte er sich gar nicht, dann starrte er Beatrice verblüfft an und seine Augen begannen zu leuchten. "Ist das wahr?" fragte er und stellte fest, dass er heiser klang. "Du bist schwanger?" Das waren wundervolle Neuigkeiten und ein Lachen bahnte sich den Weg seine Kehle hinauf.
Richard zog die Hand zurück, schlang beide Arme um Beatrice, um sie fest an sich zu ziehen und küsste sie innig. "Oh Bea ..." Sie war schwanger. Sie beide würden noch ein Kind bekommen!

Beatrices Augen funkelten zufrieden, als Richard so überrascht reagierte und sie die Freude in seinem Gesicht sehen konnte. Sie lächelte ihn an und nickte.
"Ja, das ist es. Wir bekommen nochmal Nachwuchs, Richard. Ich habe es schon eine Weile geahnt, aber sicher war ich noch nicht und ich wollte keine falschen Hoffnungen wecken. Aber jetzt bin ich mir sicher und ich freue mich wirklich."
Sie erwiderte seinen Kuss. Es war die Krönung ihres Neuanfangs und jetzt, da sie den Großteil ihrer Sorgen los war, konnte sie endlich wieder in Ruhe Mutter sein. Sie freute sich, wieder ein kleines Kind zu haben, das nicht ihr Enkel war. Richard war immerhin auch schon fünf Jahre alt.

"Und ich mich erst. Das macht meine Rückkehr wirklich perfekt." murmelte er und küsste Beatrice ein weiteres Mal. "Der Hof wird begeistert sein, wenn wir deine Schwangerschaft öffentlich machen." bemerkte er dann amüsiert und strich sanft über ihren Bauch. "Aber davon ab, machst du mir ein wirklich großes Geschenk. Ich habe bei Richard so viel verpasst, jetzt kann ich noch einmal miterleben, wie eins unserer Kinder vom Winzling allmählich heran reift. Ich werde es das erste Mal auf einen Pferderücken setzen ..." Richard lächelte zärtlich. Er würde dieses Kind heran wachsen sehen, würde sehen, wie es entweder zu einem stattlichen Ritter oder einer hübschen Dame heran reifte ... Richard seufzte leise.
"Ich liebe dich, Beatrice."

Rupert


Rupert hatte die vergangenen Tage mehr Zeit mit Leanna verbracht und er mochte das Mädchen tatsächlich. Sie war hinreißend und er wollte mehr. Zwar wollte er sie wirklich nicht drängen, aber sie war eine Versuchung und er wollte so gern wissen, ob ihre Lippen wirklich so weich waren, wie sie aussahen. Heute Abend hatte er mehr getrunken, als er es sonst tat und so war er ein wenig beschwipst, als er draußen auf Leanna traf.
"Ah, Täubchen, Ihr seht wie immer bezaubernd aus...", begrüßte er sie mit schwerer Zunge. "Amüsiert Ihr Euch? Und das diesmal sogar ohne mich..."
Er hatte die vergangenen Abende wirklich ausgesprochen gern mit ihr getanzt.

Leanna

Leanna war nach dem Essen noch einmal nach draußen gegangen, um unbemerkt nach ihrer kleinen Stute zu sehen. Sie hatten heute Vormittag einen wundervollen Ausritt unternommen und Leanna hing diesen schönen Stunden noch immer nach, also hatte sie ihr noch einen Apfel bringen wollen, den sie beim Essen unbemerkt eingesteckt hatte.
Allmählich fühlte sie sich hier recht wohl, die Umgebung war ihr Vertraut, sie lernte immer mehr Menschen kennen, wenngleich hier nach wie vor so viele unbekannte Gesichter unterwegs waren. Doch als sie den Hof überquerte, um wieder in die Halle zu gehen, kam ihr jemand vertrautes entgegen - es war Rupert.
Leanna hatte die Gesellschaft des jungen Ritters in den letzten Tagen durchaus genossen, wenngleich die viele Aufmerksamkeit, die er ihr schenkte, sie ein wenig verwirrte. Sie hatte ihn gern, aber es war nicht im Geringsten mit dem zu vergleichen, was sie fühlte, wenn sie Ben ansah. Daran hatte sich trotz allem nichts geändert, auch wenn sie nach dem Gespräch mit ihrem Vater sich etwas zusammen genommen hatte, um Ben nicht zu bedrängen.
Leanna lächelte als sie Rupert erreichte, zog jedoch irritiert eine Augenbraue in die Höhe als er sie begrüßte. "Täubchen?" wiederholte sie amüsiert, knickste dann aber leicht. "Vielen Dank für das Kompliment, Sir Rupert." entgegnete Leanna und nickte dann leicht. "Ich war noch etwas an der frischen Luft, aber wollte gerade wieder zurück in die Halle. Begleitet mich doch, dann können wir noch einen Tanz zusammen wagen, was denkt Ihr?" schlug sie vor und hoffte insgeheim, dass Rupert nicht zu betrunken dafür war, denn dass er dem Wein heute mehr zugesprochen hatte, war ihr direkt aufgefallen.

Rupert


Rupert grinste. "Immer gerne....Komplimente mag doch jeder." Er musterte sie einen Moment. "Hm, aber hier ist es doch nett, so ungestört, denkt Ihr nicht? Tanzen können wir später immer noch.", bemerkte er und kam einen Schritt näher.
"Ihr seid so wunderschön, das ist kaum auszuhalten. Ich hätte den Anblick und Eure Gesellschaft gern noch ein wenig für mich allein."
Er konnte ohnehin den Blick gerade nicht von ihr wenden, am liebsten hätte er sie sofort an sich gezogen. "Seid Ihr eigentlich schon versprochen?"
Mit einem Verlobten wollte er dann vielleicht doch keinen Ärger provozieren.

Leanna

Leanna musste schmunzeln und nickte dann. "Ihr habt Recht, tanzen können wir später auch noch. Und es ist tatsächlich schön hier draußen, deshalb hat es mich nach dem Essen ja auch noch einmal hier her gezogen." entgegnete sie, wäre aber um ein Haar zurück gewichen als Rupert einen Schritt näher kam.
Leanna vermutete, dass es am Alkohol lag, dass seine Gegenwart sie heute ein wenig unruhig stimmte, immerhin konnte sie den Wein sogar bis hier her riechen.
"Versprochen?" wiederholte sie irritiert, ehe sie begriff. "Ihr ... Ihr meint, ob ich bereits verlobt bin?" hakte sie nach, schüttelte aber gleichzeitig schon leicht den Kopf. "Nein, ich ... ich habe damit wohl noch etwas Zeit. Meine Eltern sind beide der Meinung, dass ich noch zu jung bin." erklärte sie und fragte sich insgeheim, ob Rupert diese Frage gestellt hatte, weil er selbst Interesse hatte. Sie musste unweigerlich an das denken, was ihr bei ihrem ersten Treffen durch den Kopf gegangen war. Rupert war der jüngere Sohn, der, der auf kein Erbe hoffen konnte, also auf andere Wege sinnen musste ... Wege wie eine gute Heirat.

Rupert


Rupert nickte. "Und wie gut, dass es Euch her gezogen hat, ich schätze Eure Gesellschaft, Leanna... Und so ungestört ist es doch am Besten. Zu jung? Dabei seht Ihr doch schon so erwachsen aus, Ihr seid eine Frau nach meinem Geschmack."
Rupert lächelte leicht. "Aber so unerfahren... Seid Ihr nicht neugierig?" Wenn sie ihn doch nur erhören würde. Aber vielleicht...vielleicht würde sie es ja gut finden, wenn sie erst einmal wusste, was sie erwartete. Davon hatte sie ja zur Zeit noch gar keine Ahnung.
Rupert lächelte leicht und legte die Hand an ihre Wange. "Ihr seid so schön...", wisperte er und küsste sie dann auf diese wunderbar weichen Lippen.

Leanna

Leanna musste lächeln. "Ja, das ist kaum zu übersehen. Ich fand die letzten Tage mit Euch auch sehr vergnüglich." erwiderte sie und hob dann leicht die Schultern. "Nun ja, ich ... bin erst dreizehn, Sir. Heiratsfähig, ja, aber meine Eltern sagen, es wäre gut noch zu warten bis ich noch ein wenig älter bin. Und vermutlich haben sie Recht, in ein, zwei Jahren kann ich schließlich immer noch heiraten, nicht wahr?"
Leanna blinzelte. "Neugierig? Wieso sollte ich -" Sie brach ab und Ruperts Hand plötzlich an ihrer Wange lag und Leanna sich mit einem Mal unfähig fühlte, sich noch zu rühren. Sie starrte ihren Gegenüber an und noch ehe sie sich aus dieser Starre lösen konnte, lagen seine Lippen bereits auf den ihren. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, denn das hier war eine völlig neue Erfahrung und Leanna wusste beim besten Willen nicht damit umzugehen.
Es war kein ganz furchtbares Gefühl, Rupert war vermutlich nur eine Spur zu aufdringlich, doch das Unbehagen in Leanna nahm zu, so dass sie die Hände auf Ruperts Oberkörper legte und versuchte ihn von sich zu schieben. "Sir Rupert, bitte ... das dürft Ihr nicht." erwiderte sie mit etwas atemloser Stimme. Ob sie einfach gehen sollte? Bis einschließlich gestern hatten sie beide sich ja gut verstanden, sie wollte ihn nicht völlig vor den Kopf stoßen, aber er war betrunken und das behagte ihr nicht so recht.

Rupert  Ben


Rupert zuckte leicht mit den Schultern. "Heiratsfähig, das genügt doch. Aber ja, Ihr könnt dann ja immer noch heiraten."
Er genoss das Gefühl der weichen Lippen, aber schließlich begann sie ihn wegzuschieben und löste sich. Er war wirklich enttäuscht.
"Stellt Euch nicht so an, es ist doch nur ein Kuss. Lasst Euch darauf ein, dann gefällt es Euch sicherlich auch." Er hielt ihre Hände fest. "Wer sagt, dass ich das nicht darf?", fragte er dann.
Ben hatte natürlich bemerkt, dass Leanna vom Fest verschwunden war und das hatte ihn besorgt, ihre Eltern waren schließlich noch hier. Als er es nicht mehr ausgehalten hatte, war er hinaus gegangen um sie zu suchen. Es dauerte auch nicht lange, bis er fündig wurde. Sie stand draußen mit diesem Kerl, der schon seit Tagen um sie herum schwarwenzelte, was ihm so gar nicht gefiel. Doch jetzt war er ihr eindeutig zu nahe und schon auf den ersten Blick sah er, wie unwohl sie sich fühlte und dass sie sich sträubte. Das war Grund genug.
Mit langen Schritten ging er hinüber zu den Beiden, packte den Anderen an der Schulter und verpasste ihm einen Faustschlag. "Was fällt dir eigentlich ein? Lass sie auf der Stelle in Ruhe!", ging er Rupert an.

Leanna

Leanna schluckte schwer. Lag es an dem vielen Wein oder war das hier gerade der wahre Rupert, den sie zu sehen bekam? Stell Euch nicht so an... "Vielleicht ist es nur ein Kuss, aber es schickt sich nicht und für mich ist es zudem neu. Ich würde es vorziehen, eine solche Erfahrung nicht mit einem Betrunkenen machen zu müssen." erwiderte Leanna und wollte ihn stehen lassen, doch Rupert hatte ihre Hände ergriffen und hielt sie fest. Leanna biss die Zähne aufeinander, nahm all ihren Mut zusammen und sah ihm direkt in die Augen. "Ich sage es, Sir. Und das sollte Euch genügen, um mich gehen zu lassen." erklärte sie entschlossener als sie war. Tatsächlich fürchtete sie sich ein wenig, denn sie wusste, dass sie gegen Rupert nicht ankommen würde, sollte dieser entscheiden sie gewaltsam aufhalten zu wollen. Sie würde sicher nicht kampflos aufgeben, aber ob sie auch nur den Hauch einer Chance hatte?
Doch sie sollte es nie herausfinden, denn im nächsten Moment wurde Rupert von ihr fort gerissen. Sie hörte den kräftigen Schlag, ehe sie begriff, was geschehen war und einen Augenblick später lag Rupert auf dem Boden, keuchend und eine Hand vor Mund und Nase gepresst. "Elender Bastard!" hörte sie Rupert grollen. "Was glaubst du wer du bist ..."
Leannas Blick huschte zwischen Rupert am Boden und ihrem Retter hin und her. "Ben ..." wisperte sie leise. Ben war gekommen und hatte sie aus dieser misslichen Lage befreit.
Leanna schauderte. Mit einem Mal war ihr fürchterlich kalt. Was wäre geschehen, wenn Ben nicht aufgetaucht wäre?

Ben


Ben war außer sich vor Wut auf diesen Kerl, der sich in den letzten Tagen an Leanna heran gemacht und ihre Unerfahrenheit ausgenutzt hatte, um eine Situation wie diese herbei zu führen. Sie war viel zu jung und viel zu schade für einen Kerl wie diesen Rupert.
"Nein, ich muss dich enttäuschen, meine Eltern waren verheiratet.", erwiderte er trocken. "Wer ich bin? Ich würde sagen, derjenige, der dir gerade eine verpasst hat, weil du ein unschuldiges Mädchen bedrängt hast, obwohl sie nicht wollte. Also würde ich vorschlagen, verschwinde auf der Stelle und sieh sie niemals wieder ungefragt an, sonst wird der König hiervon erfahren." Er wusste zwar nicht, ob Richard ihm überhaupt zuhören würde, aber Leanna war immerhin eine Nichte der Königin.
Als Rupert sich mühsam aufgerappelt und sich mit einem finsteren Blick getrollt hatte, wandte Ben sich Leanna zu und legte die Hände auf ihre Schultern.
"Leanna...geht es dir gut? Hat er dir etwas getan?", fragte er besorgt. "Du solltest nicht allein herum streifen."

Leanna

Leanna biss sich auf die Unterlippe und beobachtete die Szene mit einer seltsamen Gefühlsmischung. Ihr Herz raste noch immer und sie spürte ein leises Bedauern darüber, dass die doch recht schönen Tage mit Rupert ein solches Ende gefunden hatten. Gleichzeitig aber spürte sie eine Wärme in sich, die vor allem Bens Anwesenheit und sein beherztes Eingreifen hervorriefen. Ohne das geringste Zögern hatte er Rupert auf seinen Platz verwiesen und Leanna damit vor einem wahrlich unschönen Erwachen gerettet, denn sie vermutete, dass Rupert nicht einfach nachgegeben hätte.
Als Rupert ohne ein weiteres Wort verschwunden war, trat Ben plötzlich vor sie und legte die Hände auf ihre Schultern. Einen Moment lang sah Leanna ihm wortlos in die Augen, dann schlang sie die Arme um seinen Hals und presste sich an ihn. "Oh Ben ..." wisperte sie leise, das Gesicht an seiner Schulter vergraben. Kurz musste sie lächeln. "Er hat mir nichts getan, das konnte er nicht, weil du aufgetaucht bist. Ich ... mir geht es gut, ja. Ich ... bin nur noch ein wenig durch den Wind, ich hätte ... nicht erwartet, dass er so etwas tut." räumte sie ein und hob den Blick, um Ben anzusehen. "Ich hatte doch nur noch einmal nach Fatima sehen wollen." erklärte Leanna, weshalb sie überhaupt hier draußen gewesen war. Die kleine Stute war immerhin ihr ganzer Stolz.

Ben


Ben seufzte leise, als sie die Arme um ihn schlang. Er war fast wahnsinnig geworden, als er sie dort in den Armen dieses Widerlings gesehen hatte. Niemand sollte ihr so nahe kommen, niemand war gut genug für sie. Aber sie war auch noch so unfassbar jung...Er wusste selbst nicht recht, was das werden sollte. Sie bedeutete ihm viel, er kannte sie so lange schon, aber ob das eine Zukunft hatte?
Er fuhr ihr über den Schopf.  "Er wird dir nie wieder zu nahe kommen, ich verspreche es dir. Er war betrunken, aber vermutlich wartete er die ganze Zeit schon auf diese Gelegenheit."
Ben lächelte leicht.
"Du hättest nicht allein gehen sollen, Leanna...Du solltest die nächsten Tage mit jemandem zusammen bleiben. Ich glaube zwar nicht, dass er es nüchtern wieder versucht, aber so eine Abfuhr schmerzt."