William und Joanna - 1194

Leanna

Leanna hörte Charles aufmerksam zu und nickte dabei versonnen. Dann wurde sie rot und lachte etwas verlegen. "Also wirklich, Vater ..." murmelte sie angesichts seines Kompliments.
Leanna lächelte sanft als Charles lachte. Es war ein so wunderbarer Laut, den er aber meist nur seine Familie hören ließ.
"Nein, das würdest du sicher nicht." Räumte sie mit einem kleinen Grinsen ein und seufzte dann leise. "Ich weiß. Du und Mutter, ihr wollt nur mein bestes. Aber ich bin etwas erstaunt wie gelassen du es nimmst, glaube ich. Ich habe das Gefühl Mutter würde es schwerer nehmen. Nach allem was ... naja, was sie erlebt hat bevor wir zu dir gekommen sind."

Charles lächelte sanft. Es war für ihn ein wunderschöner Tag gewesen, als Leanna begonnen hatte, ihn Vater zu nennen. Zwar hatten gerade die Mädchen sich schon vorher gern an ihn gehängt, weil ihr eigener Vater nie wirklich Interesse gehabt hatte und sie jede Aufmerksamkeit genossen. Aber diese innige Bindung war erst mit der Zeit gekommen. Er hatte wohl offensichtlich Einiges richtig gemacht.
"Was denn? Ich sage doch nichts als die Wahrheit. Du hast zweifelsohne die Schönheit deiner Mutter geerbt. Wenn zugleich allerdings auch ihr temperamentvolles Wesen. Wer immer dich eines Tages heiratet, wird sich warm anziehen müssen."
Charles nickte. "Oh, ich habe schließlich mein erstes Kind schon heiraten sehen, das entspannt mich vielleicht etwas. Deiner Mutter steht das noch bevor, Daniel war schließlich immer eher ein Freund für sie als ein Sohn. Aber du hast natürlich Recht. Weil sie das erlebt hat, hat sie nur noch mehr Sorge um dich. Ich mache dir nichts vor, man kann immer an einen schlechten Charakter geraten, auch wenn man es vorher nicht ahnt. Aber dein leiblicher Vater konnte dafür einfach nichts, er war krank...Und in Anbetracht dessen hat er sich wirklich Mühe gegeben. Ich bin dennoch froh, dass ich euch habe. Ihr macht mich vollständig."
Und es war ein Zeichen dafür, wie erwachsen Leanna wurde, dass sie so über diese Dinge reden konnten.

Leanna

Leanna lachte und hauchte Charles einen Kuss auf die Wange. "Mama hat Recht, du kannst wirklich gute Komplimente machen." Bemerkte sie heiter. Dann wurde sie nachdenklich und nickte knapp. Sie wusste, dass es besonders schwierig war sich an jemanden zu binden, den man womöglich kaum kannte. Man wusste nie wirklich, woran man war und selbst, wenn man sich zuvor ein wenig kennengelernt hatte.
Dann aber ging ihr etwas anderes durch den Kopf und sie sah Charles nachdenklich an. "Diese Krankheit ..." begann sie zögerlich und stockte dann. "Mama hat auch davon gesprochen, dass er krank war, aber wir haben nie ausführlich darüber geredet. Aber manchmal frage ich mich ... ich frage mich, ob er diese Krankheit womöglich ... naja, weitergegeben hatte." An sie und ihre Geschwister womöglich. Sie wusste nicht wirklich woran ihr leiblicher Vater gelitten hatte. Sie war noch klein gewesen als er gestorben war und ihre Mutter Charles geheiratet hatte - etwas worüber Leanna wirklich glücklich war, denn Charles war ihr ein wundervoller Vater. Er war ihr eigentlicher Vater, dachte sie oft. Wenn sie an früher dachte, erinnerte sie sich meist nur daran weitestgehend ignoriert zu werden. Ihr leiblicher Vater hatte ihr und ihren Schwestern nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Doch Leanna wusste, dass er zu ihrer Mutter oft grausam gewesen war. Sie erinnerte sich daran, dass die beiden gestritten hatten und dass er ihre Mutter geschlagen hatte. Er war dann oft völlig aufgewühlt gewesen und Leanna hatten diese Stimmungsschwankungen Angst gemacht. Daher war der beständige, sanfte Charles ihr noch schneller ans Herz gewachsen damals.

Charles grinste amüsiert. "Ich hatte genug Gelegenheit zu üben in den letzten Jahren, so war ich schließlich nicht immer. Aber deine Mutter holt immer meine guten Seiten hervor."
Er spürte, dass das Thema wieder ernster wurde, als sie zögerte und hörte ihr aufmerksam zu. "Es ist ein schwieriges Thema, deshalb redet deine Mutter nicht gern darüber. Sie hat endlich abgeschlossen. Weißt du...Ich bin fest davon überzeugt, dass diese Krankheit deines Vaters nicht so sehr ausgebrochen wäre, wenn man ihn als Kind schon entsprechend geschult hätte. Er hat es als erwachsener geschafft, sich mehr in den Griff zu bekommen. Nicht perfekt, aber besser. Man hätte ihm also sicher etwas mehr helfen können. Dein Großvater berichtete, dein Vater sei als Kind schon anders gewesen, wütend und aufbrausend. Das ist keiner von euch. Und sollte es so sein, wären wir gleich zur Stelle um euch zu helfen. Es wird nicht soweit kommen, selbst wenn er die Krankheit weiter gegeben haben sollte. Aber niemand von euch zeigt irgendwelche Anzeichen, sei also ganz beruhigt. Wir haben schon ein Auge darauf."
Er legte ihr die Hand auf den Rücken.
"Es ist eine schwierige Situation für euch alle gewesen, aber das liegt hinter euch."

Leanna

Leanna nickte mitfühlend. "Ich weiß. Es war so schwer für sie damals. Sie hat immer versucht es uns nicht merken zu lassen, aber ich wusste immer, wenn sie gestritten hatten. Manchmal habe ich es auch mitbekommen und es war wirklich furchtbar, ich hatte jedes Mal solche Angst. Und wenn Mama geweint hat, wenn sie dachte, dass es niemand sieht ..." Leanna senkte den Blick für einen Moment. Es waren schwere, bittere Erinnerungen und sie war damals noch so klein gewesen. So gern hätte sie ihrer Mutter geholfen, aber sie hatte nichts tun können.
Doch was Charles da sagte war plausibel und es beruhigte sie wirklich. Sie kuschelte sich für einen Moment an ihn und lächelte leicht. "Danke." wisperte sie leise. "Danke für deinen Rat und dass du immer für uns alle da bist." erklärte Leanna sichtlich erleichtert.

Charles seufzte tief. Es tat ihm immer noch weh zu hören, wie sehr Mary gelitten hatte. Als er sie damals bei den Rosen das erste Mal gesehen hatte, war sie so furchtbar unglücklich gewesen, hatte aber auch versucht, sich nichts anmerken zu lassen.
"Für kleine Kinder ist das noch schlimmer zu ertragen, wenn die eigene Mutter weint. Aber natürlich hast du das mitbekommen, Kinder sind sehr sensibel für diese Dinge. Aber jetzt brauchst du nie wieder solche Angst zu haben."
Er lächelte und fuhr über ihren Rücken. "Sehr gerne, Lea...Ihr seid doch meine Familie, das ist selbstverständlich. Ich liebe euch doch."
Und es gefiel ihm, dass alles so harmonisch lief.

Leanna

Leanna hatte viel und lange über das nachgedacht, was Charles ihr gesagt hatte. Sie wusste, dass er es gut mit ihr meinte und dass seine Ratschläge von Herzen kamen. Deshalb würde sie auch ernst nehmen, was er ihr geraten hatte und sie würde ihr Verhalten Ben gegenüber ein wenig überdenken. Sie würde versuchen ihm gegenüber etwas gelassener zu werden, ihn nicht zu drängen, aber trotzdem zu versuchen ihm zu zeigen, dass sie kein kleines Kind mehr war.
Es war Abend geworden und der Turniertag war natürlich ebenfalls mit einem abendlichen Festmahl beschlossen wurden. Es waren wieder ausgesprochen erlesene Speisen gewesen, aber Leanna war froh, dass das Essen nun endlich ein Ende hatte und sie von der Tafel hatte aufstehen können. Gemächlich wanderte sie etwas durch die Halle, beobachtete die Tänzer in der Mitte und all die fein hergerichteten Damen und stellte fest, dass sie trotz des ernsten Gesprächs heute Nachmittag leicht wieder zu ihrer guten Laune zurück gefunden hatte.

Ben


Ben hatte sich gewaschen und umgezogen und schließlich war auch er zum Fest gegangen. Er freute sich durchaus immer auf die Festlichkeiten mit den köstlichen Speisen und all dem Trubel.
Als er sich nun am Rand der Tanzfläche aufhielt und den Blick schweifen ließ, entdeckte er Leanna. Sie sah wieder wirklich hübsch aus heute Abend, das musste er sagen.
Ben lächelte leicht. Sie wurde wirklich erwachsen. Ihm entging allerdings auch nicht, dass andere Männer ihr mit den Augen folgten und ihr bewundernde Blicke zuwarfen. Es würde ihm vermutlich wirklich ein bisschen schwer fallen, wenn sie in naher Zukunft heiratete.

Leanna

Leanna blieb am Rande der Tanzfläche bei einer der kunstvollen Säulen stehen und ließ den Blick wandern. Sie entdeckte Ben, der auf der anderen Seite der Tänzer ebenfalls dem Treiben zuzusehen schien und sie lächelte ihm zu als ihre Blicke sich trafen. Aus einem Impuls heraus wollte sie zu ihm hinüber gehen, dann jedoch dachte sie an das, was Charles ihr vorhin gesagt hatte und Leanna entschied sich dafür zu bleiben wo sie war. Sie hatte sich heute Mittag schon um Ben bemüht und sie hatte beschlossen ihm nun nicht bei jeder Gelegenheit hinterher zu laufen.
Wenn sich eine Gelegenheit ergab, dass sie etwas Zeit miteinander verbrachten, wollte sie diese auch nutzen, aber sie würde sich nicht aufdrängen. Vielleicht würde das auch dazu beitragen, dass Ben mehr in ihr zu sehen begann ... vielleicht musste sie einfach beweisen, dass sie reifer geworden war.

Rupert


Rupert hatte das Fest wie alle anderen Turnierteilnehmer auch gern besucht. Er war zwar nicht von hier und kannte auch nicht so viele Menschen, aber ein solch großes Turnier hatte er sich keinesfalls entgehen lassen können.
Nun stand er hier und schaute sich das rege Treiben an. Ein junges Mädchen fiel ihm ins Auge, gerade an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Sie war ausgesprochen hübsch und wirkte ein wenig unentschlossen, so wie sie so da stand. Rupert beschloss, sein Glück zu versuchen. Sie gefiel ihm gut und wer wusste schon, was daraus wurde.
Rupert setzte ein Lächeln auf, ging zu ihr hinüber und verbeugte sich leicht. "Mylady...darf ich Euch auf einen Tanz entführen?"
Er wollte schließlich nicht nur herum stehen, sondern etwas Spaß haben.

Leanna

Leannas Blick war langsam über die Tänzer geglitten, dabei aber immer wieder scheinbar zufällig auch an Ben hängen geblieben. Sie fand, er sah einfach wunderbar aus in seinen feinen Kleidern, die er extra für solche Anlässe besaß und pflegte. Doch noch ehe sie sich länger diesen Gedanken hingeben konnte, erklang neben ihr eine sanfte Stimme und Leanna musste etwas Mühe aufbringen, um zu verhindern, dass sie zusammen zuckte, so sehr war sie in Gedanken gewesen.
Sie wandte sich um und fand sich einem jungen Mann gegenüber, der sich verbeugte und ihr ein Lächeln schenkte. Sie musterte ihn kurz und nickte dann. Ein Tanz war genau das richtige, um sich abzulenken. "Sehr gern, Sir, aber ... wollt Ihr Euch nicht erst einmal vorstellen bevor Ihr mich entführt?" fragte sie amüsiert.

Rupert


Rupert lächelte erfreut, als sie so vorbehaltlos zustimmte. "Es freut mich, dass Ihr so entschlussfreudig seid. Aber natürlich habt Ihr vollkommen Recht, ich konnte nur nicht widerstehen, Euch zuerst zu fragen. Mein Name ist Rupert Babington.", erklärte er dann und neigte respektvoll den Kopf.
"Verratet Ihr mir auch Euren Namen? Er ist Eurer Schönheit sicher angemessen." Er war immer jemand gewesen, der gut mit Worten umgehen konnte und der sehr offen durchs Leben ging. Daher hatte er auch keine Hemmungen, sie jetzt einfach anzusprechen.
Er bot ihr den Arm an.
"Nun denn, lasst uns tanzen, Mylady."

Leanna

Leanna neigte leicht den Kopf. "Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Sir Rupert." erwiderte sie und lächelte etwas verlegen angesichts seines Komplimentes. Sowas war sie nun wirklich noch nicht gewöhnt, besonders nicht von fremden Männern. "Mein Name ist Leanna of Kent." erklärte sie und knickste leicht vor dem jungen Ritter.
Solche Situationen waren für sie noch völlig neu. Bisher war sie immer noch wie ein kleines Kind betrachtet worden, wenn sie mit am Hof gewesen war, doch nun war sie zur jungen Frau heran gereift und das schienen die Menschen um sie herum auch entsprechend wahr zu nehmen.
Sie sah Rupert an und legte dann die Hand locker auf seinen Arm, um sich von ihm zur Tanzfläche führen zu lassen. "Ich hoffe doch, dass Ihr ein guter Tänzer seid? Es wäre bedauerlich, wenn ich meine Entscheidung bereuen müsste, weil Ihr mir auf die Füße tretet." bemerkte Leanna - vielleicht ein bisschen sehr direkt, aber so war sie nun einmal und da Rupert sie auch so ohne zu zögern zum Tanz aufgefordert hatte, schätzte sie, dass er es nicht übel nehmen würde.

Rupert


Rupert lächelte. "Leanna ist ein außergewöhnlicher Name, aber wirklich schön." Die Tochter des Earl of Kent also, das hätte er kaum vermutet. Sie war wirklich offenherzig, dabei war der Earl of Kent doch eher als wortkarger Griesgram bekannt.
Rupert führte sie zur Tanzfläche hinüber und als die Musik wieder einsetzte, begannen sie zu tanzen. Er grinste flüchtig. "Ich denke, Ihr werdet nicht enttäuscht sein. Aber ich wäre sehr betrübt, wenn Ihr die Entscheidung bereuen würdet."
Er mochte ihre direkte Art, stellte er fest, sie nahm kein Blatt vor den Mund. "Seid Ihr öfter bei Hofe?", fragte er schließlich.

Leanna

"Danke. Meine Mutter war wohl der Meinung, ihr erstes Kind bräuchte auch einen außergewöhnlichen Namen." entgegnete Leanna und neigte angesichts seines Komplimentes noch einmal leicht den Kopf.
Sein Grinsen ließ auch Leanna schmunzeln. "Sehr beruhigend. Ich wäre nämlich auch sehr betrübt, würde ich es bereuen müssen. Die Musiker spielen hervorragend, was gäbe es da also schöneres als einen guten Tanz?" fragte sie lächelnd und sie beide begannen sich zum Takt der Musik zu bewegen als ein neues Lied einsetzte.
"Ab und an, aber öfter kann man wohl nicht unbedingt sagen. Mein Vater zieht es auf Grund einer alten Verletzung vor nur noch so viel wie nötig zu reisen. Darüber hinaus gibt es in Kent immer etwas zu tun ... und es ist wunderschön dort." Sie war durchaus gerne am Hof, aber sie vermisste diesen auch nicht wirklich, wenn sie in Kent waren. Leanna liebte diese Grafschaft, die ihr zu Hause geworden war, von ganzem Herzen.

Rupert


Rupert nickte. "Und sie hat klug gewählt. Ich hätte manchmal gern einen außergewöhnlicheren Namen." Er genoss den Tanz, denn Leanna war eine hervorragende Tänzerin und auch eine nette Gesprächspartnerin. "So ist es, es geht nichts über einen guten Tanz. Verständlich, wenn ihn eine alte Verletzung plagt. Eine Kriegsverletzung? Euer Vater ist ohnehin nicht gerade bekannt dafür, dass er gern Feste feiert, wenn Ihr mir diese Bemerkung gestattet. Allerdings sehe ich ein, dass eine Grafschaft viel Verantwortung ist und viel Zeit fordert. Ich war schon einmal in Kent, in der Tat ein schönes Fleckchen."
Ben hatte indes Leanna mit diesem Kerl entdeckt. Es sollte ihm wohl egal sein, aber das war es beileibe nicht. Er spürte einen seltsamen Stich und wäre am liebsten dorthin gegangen, um sie zu trennen. Er hatte bei diesem Kerl wirklich kein gutes Gefühl. Dabei war es doch nur ein Tanz...

Leanna

Leanna sah ihren Tanzpartner verdutzt an. "Wirklich? Aber wieso? Es ist doch ... nur ein Name? Und Rupert ist doch ebenfalls ein schöner Name." erwiderte sie dann lächelnd. Noch nie hatte jemand so etwas über ihren Namen gesagt und es schmeichelte ihr auf seltsame Art und Weise.
Leanna nickte. "So ist es. Seit der Verletzung ist er meist auf einen Stock angewiesen beim Gehen, aber er ist immer noch ein sehr guter Reiter. Trotzdem, längere Reisen sind für ihn dadurch anstrengender geworden. Aber ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass Ihr schon einmal in Kent gewesen seid. Ich würde sagen, es ist die schönste Grafschaft Englands." verkündete Leanna augenzwinkernd.
"Und woher kommt Ihr, Sir Rupert? Ihr seid auch nicht allzu oft am Hof, oder? Zumindest haben wir uns jetzt das erste Mal gesehen ..." Was natürlich nicht so schwierig war, war sie selbst doch nicht allzu oft hier, aber dennoch, irgendwie hatte Leanna den Eindruck als wäre er nicht ständig hier, auch wenn sie nicht genau wusste, woran sie das fest machte.

Rupert


"Ach, ich weiß nicht, irgendwie scheinen viele diesen Namen langweilig zu finden. Ich tue das auch, aber ich heiße nun einmal so.", erwiderte Rupert schulterzuckend.
Er lauschte aufmerksam und nickte dann. "Das kann ich verstehen. Die schönste Grafschaft Englands? Nun, ich denke, das könnte durchaus sein. Fruchtbares Land. Aber es gibt viele schöne Flecken in England." Rupert schüttelte leicht den Kopf. "Unser Familiensitz liegt in Northumberland, mein Vater hält dort einiges an Land. Aber der dritte Sohn hat durchaus die Freiheit, sich anders einen Namen zu machen. Ich erbe ja ohnehin nichts. Also ziehe ich herum von Turnier zu Turnier, bin nie allzu lange an einem Ort. Aber ich war mit dem König im Heiligen Land, dann war ich ein paar Wochen in Northumberland. Wegen des große Turniers bin ich nun hier."

Leanna

Leanna wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. "Ich kenne bisher nur Euch mit diesem Namen, daher finde ich ihn nicht langweilig." erklärte sie lächelnd und begann dann leise zu lachen. "Das stimmt mit Sicherheit, Sir. Ganz England ist wundervoll, aber Kent ist die schönste Gegend, glaubt mir." bestätigte sie augenzwinkernd.
"Das klingt nach einem sehr rastlosen Leben. Sehnt Ihr Euch nicht nach einem Ort an den ihr immer wieder zurück kehren könnt? Einem zu Hause?" fragte sie nachdenklich. Ein solches Vagabundenleben erschien Leanna ein wenig eigentümlich. Es war sicher spannend, das Land zu bereisen und neue Leute kennen zu lernen, aber sie liebte ihr Heim viel zu sehr, um ihm dauerhaft fern zu bleiben.

Rupert


"Es ist wirklich freundlich von Euch, Mylady, das zu sagen.", erwiderte Rupert. "Wenn Ihr ihn nicht langweilig findet, ist er vielleicht nicht so schlimm."
Rupert stimmte in ihr Lachen ein und nickte. "Ich will Euch nicht weiter widersprechen. Wenn Ihr das sagt, wird es so sein. Und wenn es dort mehr Frauen wie Euch gibt, ist es wohl eine reiche Grafschaft."

Er hob leicht die Schultern.
"Manchmal vielleicht. Aber ich bin jung genug, sesshaft werden kann ich immer noch. Ich bin gern mein eigener Herr, aber ohne eigenes Land ist das schwierig. Aber vielleicht habe ich ja noch die Chance darauf, wir werden sehen."

Leanna

Leanna lächelte leicht und deutete ein Schulterzucken. "Nur die Wahrheit, Sir." entgegnete sie und senkte für einen Herzschlag verlegen den Blick. Ob sie sich irgendwann an solche Komplimente gewöhnen würde?
Als Rupert fort fuhr, hörte sie ihm aufmerksam zu und war dankbar dafür, dass sie mittlerweile so erfahren im Tanzen war, dass sie sich nicht mehr auf ihre Schritte konzentrieren musste. Das zu tun und gleichzeitig eine Unterhaltung zu führen erschien Leanna wie ein Ding der Unmöglichkeit.
"Aber vielleicht habe ich ja noch die Chance darauf, wir werden sehen."
Ja, wenn du eine reiche Grafentochter heiratest, zum Beispiel.
Leanna wusste nicht woher dieser Gedanke kam und sie schob ihn sogleich beiseite, weil er ungehörig war und sie zugleich verunsicherte. Aber instinktiv hatte sich diese Überlegung aufgedrängt bei dem, was Rupert da gerade gesagt hatte und Leanna musste sich zusammen nehmen, um nicht zu erschaudern. Bis eben war ihr nicht wirklich bewusst gewesen, was es eigentlich bedeutete, die Stieftochter des Earl of Kent und die Schwester des noch unmündigen Earl of Essex zu sein. Doch Ruperts Worte hatten ihr auf eigentümliche Weise die Augen geöffnet, wenngleich er es womöglich nicht einmal so gemeint hatte. Er hatte schließlich nicht gewusst, wer sie war als er sie angesprochen hatte, demnach wollte sie ihm auch keine so finsteren Absichten unterstellen. Trotzdem ... es war ein eigentümlicher Gedanke, dass sie für viele womöglich nur Mittel zum Zweck war.
"Nun, Ihr habt wohl recht, Ihr seid noch jung und es hat sicher auch seine Vorzüge so ungebunden zu sein. Ihr könnt schließlich gehen wohin es Euch beliebt und die Welt entdecken. Das ist wohl den meisten von uns nicht vergönnt, nicht wahr?"

Rupert


"Danke." Rupert spürte, dass sie sich ein klein wenig zurückzog, auch wenn er es nicht wirklich greifen konnte. Er schien sie verunsichert zu haben, auch wenn er nicht wusste, womit. Also ging er einfach darüber hinweg und beachtete es nicht weiter.
"Das bin ich und natürlich habt Ihr Recht. Es hat große Vorzüge und allein der Kreuzzug war eine großartige Erfahrung. Es gab so viele Dinge zu sehen, das war faszinierend. Allein, dass es so ein Land gibt, wo es immer warm ist und es so viel Sand gibt. Aber ja, es ist nur den Wenigsten vergönnt. Seid Ihr schon viel gereist, Mylady?"

Leanna

Leanna war erleichtert, dass Rupert ihre Irritation offenbar nicht auffiel. Wäre er darauf eingegangen und hätte sie sich erklären müssen, so wäre sie wirklich auf dünnes Eis geraten, denn sie kannten sich ja kaum eine Stunde und solch eine Unterstellung wäre alles andere als angemessen.
Dankbar griff sie aber das unverfänglichere Thema auf. "Ihr seid zu beneiden, Sir. Wenngleich der Anlass alles andere als schön war, so muss es doch faszinierend gewesen sein bis ins Heilige Land gekommen zu sein." erwiderte sie und lächelte warm. "Noch nicht allzu viel, fürchte ich. Meist sind wir in Kent, ab und zu am Hof und häufiger besuchen wir meine Tante in Pembroke und meine Großeltern in Cornwall ebenso, aber darüber hinaus kann ich Euch nicht gerade mit vielen Anekdoten von Reisen unterhalten. Aber vielleicht habt Ihr ja Lust mir ein wenig mehr zu erzählen? Vom Heiligen Land zum Beispiel?" fragte Leanna neugierig.

Beatrice hatte eine Weile ihren Gedanken nachgehangen, während Richard etwas Korrespondenz gemacht hatte. Sie hatte über viele Dinge nachgedacht und die ruhigen Minuten der Zweisamkeit genossen, die sie einfach nur schweigend miteinander verbrachten.
Als Richard schließlich den Brief zur Seite legte, stand sie auf und ging zu ihm hinüber. "Ich weiß, das Thema behagt dir nicht, aber was wirst du wegen Eleonore tun? Ich denke, sie wird bald mit den Kindern abreisen und eine Entscheidung von dir wollen."
Ihr behagte diese Beziehung zu Philippe so gar nicht, aber sie wollte, dass Eleonore glücklich wurde. Und sie kannte den Sturkopf ihrer Tochter ausgesprochen gut.

Richard genoss den Trubel am Hof, die Bankette, die Turniere, die Jagden, aber ganz besonders genoss er die Zeit mit seiner Familie, mit den Kindern, so wie mit Beatrice in trauert Zweisamkeit. Auch heute leistete sie ihm Gesellschaft während Richard ein wenig Korrespondenz erledigte und er war wenig überrascht als sie schließlich zu ihm kam. Er hatte förmlich gespürt, dass sie grübelt und es etwas gab, worüber sie mit ihm sprechen musste.
Als dann der Name ihrer Tochter fiel, seufzte er schwer. "Du hast Recht, das Thema behagt mir ganz und gar nicht." bestätigte Richard und lehnte sich in seinem Sessel zurück. "Ich muss zugeben, dass ich in dieser Sache ziemlich ratlos bin." räumte er dann ein. "Ich kann sie Philippe nicht heiraten lassen, aber wenn ich es verhindere, wird das ein handfestes Familiendrama geben." Und vermutlich würde es Eleonore ja doch gelingen irgendwie zu entkommen und mit den Kindern zu Philippe zu fliehen und dann hatte Richard erst Recht verloren. Es war genau so, wie er gesagt hatte: er hatte keine Ahnung, was er tun sollte.