William und Joanna - 1194

Ben


"Es gibt genug passende Männer, da bin ich ganz sicher, aber in meinen Augen ist trotzdem kein Mann auf dieser Welt gut genug für dich, weil du besonders bist. Ich werde lernen müssen, es trotzdem zu akzeptieren. Wie ich es verantworten kann es nicht zu tun? Du bist dreizehn, beinahe noch ein Kind, auch wenn du schon aussiehst wie eine Frau! Du bist viel zu jung, ich kann das einfach nicht. Ich will dir nicht das Herz brechen, weil ich dich verletze. Dann wirst du nie wieder dieses Vertrauen zu mir haben und ich verliere alles, auch mein Zuhause. Das ist zu heikel."
Ben schaute sie verwirrt an, als sie so aufbrausend reagierte. Manchmal war sie eben doch wie ihre Mutter.
"Wie könnte ich denn abweisend zu dir sein? Ich beschütze dich dein ganzes Leben lang schon! Ich bin dein Beschützer, aber eben ein einfacher Ritter. Ich muss Distanz halten. Es liegt nicht daran, dass ich dich nicht will..."
Er schüttelte fassungslos den Kopf. "Wie kannst du so eine Entscheidung von mir fordern?"

Leanna

"Warum? Warum musst du lernen es zu akzeptieren, wenn du es auch ändern könntest?" fragte sie ihn herausfordernd. "Herrgott, ja, ich bin dreizehn. Dreizehn! Seit einem Jahr heiratsfähig und ja, ich bin noch jung und ich habe ja auch nie behauptet, dass ich morgen heiraten und ein Dutzend Kinder bekommen will! Was genau ist es also, dass du nicht zu können meinst?" Leanna legte die Stirn in Falten.
"Dein Stand hat rein gar nichts damit zu tun und das weißt du ganz genau!" Ihre Eltern waren nicht so engstirnig, außerdem konnten sie beide Ben gut leiden, sie würden ihn nicht abweisen, wenn er tatsächlich um Leannas Hand bitten würde, das wusste sie genau.
Leanna sah Ben mit gequältem Gesichtsausdruck an. "Ich muss sie fordern, weil ich sonst zerbreche. Ich kann so einfach nicht weiter machen. Ich weiß, dass es meine Schuld ist, weil ich dummes Huhn mich in dich verliebt habe, aber ich muss jetzt einen Strich darunter ziehen, auf die eine oder die andere Art. Du sagst, ich bin zu jung, du musst Distanz wahren ... gut. Ich sage, ich kann nicht so weiter machen wie bisher." Leanna sah Ben noch einen Moment lang an, dann straffte sie die Schultern. "Ich werde meine Mutter bitten, mich hier zu lassen, wenn sie wieder abreist. Dann kannst du es dir zu Hause bequem machen und ich habe endlich den Abstand zu dir, den ich brauche, um dich zu vergessen." erklärte Leanna, dann wandte sie sich mit einem Ruck ab und ging, weil sie um keinen Preis wollte, dass Ben die Tränen in ihren Augen sah.

Ben


"Seit einem Jahr heiratsfähig...du warst vor einem Jahr noch ein Kind, Lea. Ich finde es einfach nicht richtig. Du bist noch so leicht zu beeinflussen. Ich will dich nicht um den Finger wickeln und nachher stellst du fest, dass du dir lieber mehr Zeit gelassen und eine andere Entscheidung getroffen hättest. Ich will dich nicht ausnutzen."
Bens Herz schlug ihm bis zum Hals und er fühlte sich vollkommen überfordert mit der Situation. Dieses Gefühlschaos war einfach nicht seine Welt. Er mochte Leanna und er war eifersüchtig, wenn andere Männer sie nur zu lange ansahen. Sie war schon immer etwas Besonderes für ihn gewesen, daran hatte sich nichts geändert."
Eine kalte Hand schien nach seinem Herz zu greifen, als sie sagte, dass sie hier bleiben würde und sich dann abwandte. Ohne sich bewusst dafür zu entscheiden machte er einen großen Schritt hinter ihr her und griff sie vorsichtig am Arm.
"Leanna....bitte geh nicht. Ich will nicht, dass du gehst. Und dass du hier in Truro bleibst. Ohne dich...ist das alles doch nichts wert."

Leanna

"Mich um den Finger wickeln?" Leanna lachte auf. "Man kann nicht wirklich behaupten, dass du das tust. Eher im Gegenteil. Wenn dann bin ich diejenige, die das bei dir versucht, aber recht vergeblich wie mir scheint. Daher brauchst du dir in der Hinsicht nun wirklich keine Vorwürfe zu machen."
Leanna war noch nicht weit gekommen als Ben sie vorsichtig am Arm griff und sie aufhielt. Leanna presste fest die Lippen aufeinander, um keinen verzweifelten Laut von sich zu geben. Die Tränen liefen ihr bereits über die Wangen und mit der freien Hand wischte sie sich ungeduldig über das Gesicht, ehe sie sich zu Ben herum drehte.
Sie sah ihn unsicher an, zögerte, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte und ob sie das konnte. Ob sie noch einmal gehen konnte, jetzt da er sie aufgehalten hatte. "Und wie soll es dann weiter gehen, Ben?" fragte sie leise. "Ich ... ich kann das so nicht weiter machen."

Ben


"Nicht vergeblich...wirklich nicht." Ben wusste ja selber nicht, warum seine Gefühle so durcheinander waren. Er hatte so lange eine kleine Schwester in ihr gesehen, aber spätestens seit Rupert war ihm klar, dass sich das geändert hatte. Er war so eifersüchtig gewesen, er hatte mit ihr spazieren gehen und tanzen wollen.
Ihre Tränen machten ihn wirklich traurig, denn er wollte nicht, dass sie seinetwegen weinte. "Ich will, dass du glücklich wirst...aber ich bin nicht sicher, ob ich in der Lage bin dich glücklich zu machen.", sagte er leise.
"Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Was möchtest du denn, wie es weitergehen soll? Lass uns...einfach noch ein bisschen warten. Ich kann jetzt nicht darüber nachdenken dich zu heiraten, weil ich finde, du bist dafür einfach zu jung."

Leanna

Leanna sah Ben an und musste trotz der Tränen lächeln. "Ich glaube schon." erwiderte sie leise. "Wenn du da warst, war ich immer glücklich." erklärte sie und atmete dann zitternd durch. "Ich wünschte, wir ... wir würden die Zeit nutzen. Um uns besser kennen zu lernen, zum Beispiel. Ich meine, natürlich kennen wir uns, aber ... anders. Überrasch mich ein wenig ... tanz mit mir. Sorg dafür, dass sie Männer wie Rupert nicht mehr trauen zu mir zu kommen." Mit jedem Wort, das Leanna über die Lippen kam, wurde sie entschlossener, energischer.
Sie schluckte und legte die Hände dann auf Bens Brust. "Ich will nicht heute heiraten und auch nicht morgen. Nicht im Herbst, im Winter ... vermutlich nicht einmal im nächsten Frühjahr. Aber ich will auch nicht all diese Zeit damit verschwenden einer Seifenblase hinterher zu laufen, die am Ende platzt, wenn ich sie erreicht habe." erklärte Leanna. "Spring oder bleib an Bord, Ben. Dazwischen ist nichts mehr."

Ben


Ben schaute sie zweifelnd an. "Da war ich aber auch nur ein Ritter, mehr wie dein großer Bruder. Jetzt verlangst du mehr."
Er überlegte einen Moment und legte dann die Hände auf ihre. "Dann...lass uns die Zeit nutzen um uns besser kennenzulernen. Auf diese Weise. Ich kann dir nicht versprechen, dass diese Seifenblase nie platzt, denn das Leben ist nie rosarot. Es kann sich viel ändern, viel kann passieren. Aber vielleicht können wir den Weg der Seifenblase erst einmal gemeinsam erkunden.", sagte er dann langsam.
"Uns Zeit lassen, nichts überstürzen und erst einmal nicht an eine Hochzeit denken. Kannst du damit denn leben, Lea?"
Er konnte nicht so vollkommen aus seiner Haut, noch nicht. Sie mussten irgendeinen Kompromiss für den Beginn finden.

Leanna

Leanna schüttelte den Kopf. "Ich verlange nichts. Ich möchte einfach, dass du du selbst bist, nicht mehr, aber auch nicht weniger." erklärte sie und hielt kurz den Atem an, ehe Ben die Hände auf ihre legte und Leannas Herz ins Stolpern geriet.
Sie sah Ben in die Augen und lächelte sanft, legte die Arme um seinen Hals und bettete ihren Kopf an seine Schulter. "Ja, damit kann ich gut leben. Solange du bereit bist nicht mehr krampfhaft die Augen zu verschließen, sondern auf die zukommen lässt, was da kommt ... du wirst überrascht sein, wie geduldig ich sein kann." murmelte sie und schloss für einen Moment die Augen, um dem Gefühlschaos nachzuspüren, das gerade in ihr tobte. Es tat gut Ben so nahe zu sein und das ohne Angst davor, dass er sich ihr entziehen würde. So konnte sie es aushalten, so konnte sie einfach sein.

Ben


Ben seufzte leise. "Ich werde es versuchen und mich bemühen, ich selbst zu sein. Das ist in unserer Welt nicht immer ganz einfach." Er zögerte nur kurz, dann legte er die Arme um ihre Taille und lehnte die Wange an ihren Scheitel.
Es fühlte sich ganz und gar richtig an sie so in den Armen zu halten und er musste sich beherrschen, nicht gleich alle Bedenken über Bord zu werfen. Er wollte einfach noch nicht vergessen, wie jung sie war. Er musste vorsichtig sein.
"Das werde ich tun...abwarten, was dabei herauskommt. Vermutlich bin ich wirklich überrascht, denn Geduld war noch niemals deine Stärke."

Mary atmete tief durch und bedeutete Charles für einen Moment stehen zu bleiben. Sie biss die Zähne aufeinander und wartete bis die Schmerzen der einsetzenden Wehe wieder abklangen. Es waren noch leichte Wehen, die Schmerzen auszuhalten und deshalb lief sie an Charles' Arm auch noch durch die Gegend.
Nach all den Schwangerschaften konnte Mary gut abschätzen, wie viel Zeit ihr noch blieb bis es wirklich ernst wurde. Charles hatte natürlich umgehend Diener losgeschickt, um die Vorbereitungen zu treffen, aber Mary hatte ihn dennoch überreden können, noch etwas mit ihr spazieren zu gehen. Wenn sie in Bewegung blieb, war es anfangs leichter zu ertragen.
Als die Wehe vorbei war fuhr Mary sich mit der freien Hand über die Stirn und schenkte ihrem Gemahl dann ein Lächeln. "Nun, wenigstens wissen wir bald, ob mein Vater Recht hatte mit seiner Prophezeiung." murmelte sie und setzte sich dann langsam wieder in Bewegung. Sie jedenfalls würde sich über ein Mädchen durchaus freuen.

Charles sorgte sich ein wenig um seine Frau, trotzdem hatte er zugestimmt mit ihr noch ein wenig spazieren zu gehen. Aus Erfahrung wusste er, dass Mary das gut tat, sie ein bisschen ablenkte und ihr die Wehen erleichterte. Er hielt geduldig inne, bis sie bereit war wieder loszugehen.
"Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sterbende Menschen Dinge sehen und wissen, die wir nicht mal erahnen können. Es würde mich daher nicht wundern, wenn er recht hätte. Zumal er früher oft schon richtig gelegen hat bei seinen Prophezeiungen.", erwiderte er lächelnd und setzte sich ebenfalls wieder in Bewegung.
"Wir sollten uns langsam wieder auf den Rückweg machen, die Wehen kommen schneller, hm? Ich freue mich wirklich sehr auf das Kind, egal, was es wird. Aber ein Mädchen wäre wirklich schön."

Mary nickte langsam. "Ich hoffe, er behält Recht. Ein Mädchen wäre schön, besonders aber, weil er nun doch in der Lage ist, sie kennen zu lernen." erwiderte sie. Als sie hergekommen waren, hatte sie gefürchtet, dass sie sich nun von ihrem Vater würde verabschieden müssen - ein harter Schlag, denn sie liebte ihre Eltern über alles und ihr Vater hatte sich so sehr auf sein nächstes Enkelkind gefreut.
Dass er nun aber doch auf dem Weg der Besserung war, grenzte an ein wahres Wunder und Mary dankte Gott jeden Tag dafür.
Mary warf Charles einen Blick zu und grinste ein wenig müde. "Du wirst langsam auch zu einem richtigen Experten, hm?" neckte sie sanft, stimmte dann aber zu. "Ja, lass uns den Rückweg in Angriff nehmen. Und vielleicht geht es dann ja recht schnell, wenn wir zurück sind."

Charles lächelte leicht. "Ja. Wir hatten wirklich gedacht, wir würden ihn verlieren. Umso glücklicher bin ich, dass er das Kleine nun kennenlernen kann. Er hat es sich so gewünscht. Aber jetzt wird alles gut, du wirst schon sehen."
Er grinste Mary flüchtig an und hob die Schultern. "Ich habe es oft genug mit dir mitgemacht, nicht wahr? Wir haben genug Kinder, da bekommt man ein bisschen Gefühl für die Sache. Außerdem musst du öfter anhalten als am Anfang unseres Spazierganges."
Er fuhr ihr sanft über den Rücken. "Ja, vielleicht hat das Kleine es ein wenig eiliger, das ist ja der Zweck unserer Wanderung. Die Hebamme wird sicher auch jeden Moment bei uns eintreffen."

Mary erwiderte Charles' Lächeln. "Ja, nun wird alles gut." Vorausgesetzt sie brachte dieses Kind gesund und munter zur Welt. Mary hatte genug Kinder geboren, um keine irrationale Furcht vor der Niederkunft zu haben, aber sie wusste natürlich, dass immer etwas geschehen konnte. Doch im Notfall war sie hier in den allerbesten Händen, auch das schenkte ihr zusätzliche Zuversicht.
"Das hast du. Und ich bin froh, dass du es nie müde wirst mir beizustehen so gut es geht." Letztlich musste sie diesen Kampf zwar alleine bestreiten, aber Charles' moralischer Beistand tat ihr gut.
Mary schmiegte sich etwas mehr an Charles als er ihr über den Rücken strich. "Ich hätte nichts dagegen." Bemerkte sie amüsiert und sah ihren Mann an. "Ich liebe dich, Charles ..."

Charles saß unten in der Halle mit einem Becher Wein und wartete geduldig. In Gedanken war er bei Mary, wenn er sie auch bei der Hebamme hatte lassen müssen. Er hoffte, dass alles gut gehen würde und sie bald ein weiteres gesundes Kind in den Armen halten konnten.
Er wusste nicht mehr, wie sein Leben ohne Mary funktionieren sollte, sie ergänzte ihn, war seine zweite Hälfte. Er dankte Gott jeden Tag dafür, dass er sie ihm geschenkt hatte.
Seufzend lehnte er sich zurück und streckte das steife Knie aus, um es etwas zu entlasten. Vielleicht konnte er die Zeit hier in Truro nutzen, um bei Lucas vorbei zu sehen. Vielleicht hatte dieser noch eine Idee zur Linderung der Beschwerden, die er immer noch hatte.
Nun jedoch musste er erst einmal warten, bis ihn jemand informierte, was mit Mary war.

Edward hatte sich entschieden auch noch ein wenig in Truro zu bleiben, wenngleich sein Vater nun außer Lebensgefahr war. Aber es tat gut nach all der Aufregung noch ein paar ruhige Tage hier zu verbringen, die Zeit mit seinen Eltern zu genießen und sich Claire zu widmen. Diese war obendrein selig ihre eigenen Eltern zu sehen und Edward wollte ihr die Freude darüber noch etwas länger lassen.
Doch heute lag erneut eine Anspannung über der Burg, die dieses Mal jedoch nichts mit seinem Vater, sondern mit seiner Schwester Mary zu tun hatte, die in den Wehen lag. Edward machte diese Atmosphäre immer ein wenig rastlos und so durchstreifte er die Burg und war schließlich der Erste, dem die Hebamme über den Weg lief, als sie nach einem Diener suchte, um Charles zu holen.
Edward bot sich an seinem Schwager die freudige Nachricht zu überbringen und machte sich auf den Weg hinunter in die Halle.
"Ich hoffe, du kannst dich von deinem Wein trennen, Charles?" fragte er als er zu diesem trat und lächelte. "Es gibt da jemanden, der dich gerne kennen lernen würde."

Charles hob den Kopf, als jemand die Halle betrat und hob leicht die Augenbrauen. "Natürlich kann ich das. Er dient ohnehin nur dazu meine Nerven ein bisschen zu beruhigen. So? Jemand möchte mich kennenlernen?" Er lächelte sanft.
"Das heißt, du bringst mir Nachrichten von meiner Frau und meinem jüngsten Nachwuchs? Wie kommt es, dass du der Überbringer bist, hm?"
Charles griff nach seinem Stock und erhob sich ein bisschen mühsam. "Geht es ihnen gut, Edward? Ist es gut gegangen?"
Er musterte Edward neugierig. Es hatte ihn tatsächlich gewundert, wie sehr die Ehe mit Claire seinen Schwager verändert hatte.

Edward grinste und nickte. "Gut, dann lass ihn hier, ich schätze, deine Nerven brauchen nun auch nichts mehr zur Beruhigung." riet Edward und nickte erneut. "So ist es. Ich bin ein wenig rastlos durch die Gänge gelaufen und da kam mir die Hebamme entgegen. Ich habe angeboten mich als Bote zu betätigen." berichtete er, der seit einiger Zeit auch mehr mit Mary und Charles zu tun hatte, immerhin lebte Helene mit den Kindern bei ihnen.
Er lächelte sanft. "Natürlich ist es gut gegangen. Meine Schwester hat wirklich mehr als genug Erfahrung in diesen Dingen und Gott hat seine schützende Hand über sie und das Kind gehalten. Und nun komm, du solltest die zwei nicht warten lassen."

Charles lachte leise. "Das werde ich, keine Sorge. Dann danke ich dir für deine Botendienste, Schwager. Ich werde gleich gehen und nach ihnen sehen. Und dann werde ich Gott danken für dieses kleine Wunder." Auch wenn Mary genug Erfahrung hatte, konnte immer etwas schief gehen.
Charles erhob sich und machte sich auf den Weg. Es dauerte zwar ein wenig länger mit dem Stock, aber nun da er wusste, dass alles gut war, hatte er keine Eile mehr.
Vorsichtig betrat er den Raum und setzte sich zu Mary an die Bettkante. "Oh Liebste..." Er küsste ihre Schläfe. "Geht es euch gut? Was haben wir bekommen?"
Neugierig betrachtete er das rosige Gesichtchen, das ihm aus dem Bündel in Marys Armen heraus entgegen sah.

Mary saß aufrecht im Bett, den Rücken an die unzähligen Kissen gelehnt, die man ihr zurecht gerückt hatte und hier ihren jüngsten Nachwuchs in den Armen als sich die Tür öffnete und Charles herein kam. Sie lächelte strahlend als er sich zu ihr setzte.
"Müde, aber sonst hervorragend." Erklärte sie. Es war anstrengend gewesen, aber das war es immer. Doch es hatte keinerlei Komplikationen gegeben und den Umständen entsprechend hatte ihre kleine Tochter es Mary durchaus leicht gemacht.
Mary strahlte über das ganze Gesicht. "Eine Tochter, Charles. Ein wunderschönes, entschlossenes Mädchen." erklärte sie und hielt ihm das kleine Bündel entgegen. "Hier, sieh sie dir an." forderte sie und gab sich keine Mühe den Stolz in ihrer Stimme zurück zu halten.

Charles nickte zufrieden und lächelte. "Ein Mädchen, tatsächlich? Dein Vater hatte also Recht. Sie ist wundervoll, Mary..."
Er nahm seine Tochter entgegen und betrachtete sie ausgiebig. "Sie ist wahrlich wunderschön, unsere Kleine. Sie wird einmal eine Schönheit wie ihre Muttter werden." Er gab seiner Frau einen zärtlichen Kuss. "Danke für dieses erneute kleine Wunder."
Zart strich er über die kleine, rosige Wange und beobachtete, wie sie das Näschen ein wenig kraus zog und dann weiter schlief.
"Wie wollen wir sie nennen, hm?"

"Das hatte er und ja, da gebe ich dir Recht, sie ist in der Tat wundervoll." Mary strahlte als Charles das kleine Bündel entgegen nahm. Sie liebte diesen Anblick einfach so sehr, jedes Mal hatte sie das Gefühl ihr Herz müsse einfach über erlaufen vor lauter Liebe zu diesem Mann.
Mary grinste. "Danke, du Charmeuer." Bemerkte sie und erwiderte zufrieden den Kuss, den Charles ihr gab.
Marys Blick huschte noch einmal zu ihrer Tochter, doch im Grunde hatte sie die Entscheidung für ihren Namen schon getroffen, sofern Charles einverstanden war. "Ich finde, Cecilia wäre ein schöner Name für sie ..." schlug Mary vor und beobachtete ihren Mann dabei aufmerksam.

Charles war noch in die Betrachtung seiner Tochter versunken, als Mary schließlich einen Vorschlag äußerte. Einen Vorschlag, mit dem er niemals gerechnet hatte.
"Cecilia?", wiederholte er ungläubig, überrascht. "Du willst sie nach Daniels Mutter nennen, nach meiner ersten Gemahlin?" Das war eine Geste, die er seiner Frau nicht zugetraut hatte. Zugegebenermaßen hatte er sie unterschätzt.
"Das..." Er räusperte sich gerührt und schloss einen Moment die Augen, ehe er Mary einen langen Kuss gab. "Du überraschst mich immer wieder. Das ist eine wundervolle Idee. Cecilia ist ein guter Name." Er hatte zwar geheiratet, weil es eine gute Partie gewesen war, aber mit der Zeit hatte er gelernt Cecilia zu lieben und sie hatten sich gut arrangiert. Er war wirklich tief traurig gewesen, als er sie verloren hatte. Erst Mary hatte ihm die Liebe wieder geschenkt.

Mary lächelte zufrieden als sie Charles' Reaktion beobachtete und beglückwünschte sich zu ihrer Idee. "Ach Charles ..." murmelte sie sanft als seine Stimme brach und er kurz die Augen schloss. Zärtlich legte sie eine Hand an seine Wange und erwiderte dann seinen Kuss. "Es ist doch auch naheliegend, nicht wahr? Ich meine, ich habe deine erste Frau nie kennen gelernt, aber nach dem, was ich so über sie erfahren habe, war sie eine herzensgute Frau und sie hat dir einen wundervollen Sohn geschenkt, den ich sehr ins Herz geschlossen habe." Mary hauchte einen Kuss auf Charles' Stirn. "Und wenn du schon so großmütig warst und unseren Sohn nach meinem ersten Gemahl benennen wolltest, dann ist es jetzt doch an mir, diese schöne Geste zu erwidern, nicht wahr? So werden sie in unseren Kindern weiter leben."

Charles strich Mary eine Strähne hinter das Ohr und bedachte sie mit einem zärtlichen Lächeln. "Du hast Recht, es ist naheliegend. Trotzdem....Sie hat es in jedem Fall verdient, denn sie war mir eine gute Frau. Und ich bin auf Daniel wirklich ausgesprochen stolz. Auch, wenn ich immer noch nicht begriffen habe, dass er mich bald zum Großvater macht."
Er schüttelte leicht den Kopf. "Ja, sie werden in unseren Kindern weiterleben, das gefällt mir ausgesprochen gut. Eine schöne Aussicht...Und weißt du, was ich nun tun werde? Ich werde unsere kleine Cecilia mitnehmen und sie deinem Vater zeigen, hm? Er hat sich so sehr auf sie gefreut, er sollte sie als Erster sehen können, was denkst du?"