William und Joanna - 1194

"Und für beides wärst du ohnehin viel zu schade." bemerkte William und legte seine Hände auf Joannas Bauch. "Lächerlich will ich meinen. Aber es musste nun einmal erst der richtige Mann kommen." scherzte er und hauchte einen Kuss auf Joannas Nacken. "Weißt du, ich finde, wir haben das alles durchaus gut hinbekommen. Wenn ich mir ansehe, wie es um unsere Grafschaft bestellt ist und wie unsere Kinder sich entwickelt haben ... es könnte wohl kaum besser sein. Sie alle sind auf ihre Art und Weise etwas besonderes und letztlich haben sie alle einen guten Platz in der Welt gefunden, das kann auch nicht jeder von sich behaupten." bemerkte er und ließ seine Hände dann langsam ein wenig wandern.
"Aber weißt du ... ich finde, wir sollten all diese Schwärmerei später fortführen und nun ein wenig genießen, dass nur wir beide hier sind." schlug William vor.

"Hm, ich weiß sehr zu schätzen, dass du das so siehst. Ich wäre auch furchtbar unglücklich dann geworden." Joannas Hände legten sich einen Moment auf Williams auf ihrem Bauch, dann lachte sie leise auf. "Ja, das glaube ich auch. Und du bist dieser Mann in jedem Fall gewesen. Ich habe mich auf jedes unserer Kinder wirklich sehr gefreut. Und jetzt sind sie wirklich glücklich geworden. Darauf hatte ich gehofft. Ich wünsche mir für sie das selbe Glück, dass wir haben."
Joanna grinste zufrieden.
"So, sollten wir das? Dagegen habe ich níchts einzuwenden. Was stellst du dir denn vor, hm? Du klingst, als hättest du dir darüber schon ganz genau Gedanken gemacht.", erwiderte sie vielsagend.

"Auf jedes Einzelne." murmelte er leise. "Und dass du auch die anderen drei so selbstverständlich angenommen hast ... das ist auch weiß Gott nicht selbstverständlich. Und dennoch hast du es getan und warst für Robert und Beatrice vom ersten Tag einfach da, warst ihre Mutter." Wenngleich William Isabel nie vergessen würde, so war es oft doch kaum vorstellbar, dass Robert und Beatrice gar nicht Joannas leibliche Kinder waren, so selbstverständlich hatten sie alle eine große Familie gebildet.
William lächelte. "Ja, es wäre wirklich ein großes Geschenk, wenn sie alle dieses Glück ebenso genießen können."
William sah Joanna an und lachte leise auf. "Möglicherweise habe ich das. Und zwar schon seit Tagen." räumte William ein und gab ihr einen innigen Kuss. "Ich dachte mir, wir könnten einmal herausfinden, ob ich nach einem solchen Ritt schon wieder kräftig genug bin, um dein Kleid zu öffnen, meine Schöne ..." murmelte William dann gegen ihre Lippen.

"Oh, aber sicher. Was hätte ich denn sonst tun sollen als den armen Würmchen die Mutter zu ersetzen? Für Robert war das ohnehin selbstverständlich, aber auch bei Beatrice scheine ich ja viel richtig gemacht zu haben. Wir gehören einfach alle zusammen."
Joanna stimmte in sein Lachen ein und beobachtete ihn zufrieden. "Na gut, dann...." Sie erwiderte den Kuss und legte die Hand auf seine Brust.
"Dann sollten wir das doch herausfinden, hm? Das hast du lange genug nicht mehr getan, mein Liebster. Es würde mir wirklich gefallen, wenn du schon wieder soweit wärst."
Jetzt, wo sie sich keine Sorgen mehr machen musste, konnte sie die wesentlichen Dinge des Lebens auch wieder genießen.

"Das tun wir. Und du hast bei beiden alles richtig gemacht, hast ihnen in dieser dunklen Stunde beigestanden und Sicherheit gegeben. Und mich hast du ebenfalls gerettet." murmelte William sanft. Die Zeit nach Isabels Tod war in seinem Leben ein wirklich finsterer Abschnitt, denn er hatte nicht nur seine Gemahlin verloren, sondern auch den Eindruck, dass er alles umsonst aufs Spiel gesetzt hatte - er hatte Joanna fallen gelassen, nur damit Isabel ihm nach so kurzer Zeit wieder genommen wurde und er hatte keine Idee gehabt, wo er Joanna hätte finden können. Und dann hatte Gott ein erstes großes Wunder für sie gewirkt.
William grinste als Joanna die Hände auf seine Brust legte. "Ja, lass es uns heraus finden ..." stimmte er zu und ließ seine Hände zu der Schnürung ihres Kleides wandern. "Auch wenn ich das lange nicht getan habe, so bin ich doch sicher, es nicht verlernt zu haben."

Joanna nickte. "Das habe ich versucht, ja. Und es scheint mir ganz gut gelungen zu sein." Als sie in dieses Kloster gegangen war, hatte sie nie geglaubt, William je wiederzusehen. Sie  hatte einfach nicht ertragen zu sehen, wie William und Isabel ein Leben und eine Familie zusammen aufbauten. Es wäre zu schmerzhaft gewesen. Und früher oder später hätten sie Isabel doch hintergangen, das wäre einfach nicht richtig gewesen. Dann jedoch war William als Reisender in dieses Kloster gekommen und alles hatte sich verändert, Gott hatte einen anderen Weg für sie vorgesehen gehabt.
"Hm, ich denke auch nicht. Solche Dinge verlernt man nicht." Sie begann sein Hemd zu öffnen und war einfach froh, das nun wieder ohne Bedenken tun zu können. William war noch ein bisschen dünn, aber er war wohlauf.

"Sehr gut sogar, will ich meinen." erklärte William lächelnd und lachte dann leise auf. "Ich glaube auch. Zumindest stelle ich mich nicht ganz ungeschickt an." bemerkte er als er die erste Schleife geöffnet hatte und zielstrebig weiter machte.
Als Joanna ihm das Hemd geöffnet hatte, zog er es eilig aus und ließ es neben ihnen ins Gras fallen. Er gab ihr einen Kuss und schob dann ihr Kleid herab, ein spitzbübisches Lächeln auf den Lippen. "Ah, wie mir das gefehlt hat. Ich glaube, jetzt werde ich erst wirklich wieder gesund ..." Williams Hände wanderten andächtig über Joannas Körper. Sicher, er war nicht unbedingt geduldig nach dieser langen Zeit, aber genauso gern wollte er sich etwas Zeit nehmen und seine Frau in aller Ruhe wieder entdecken und sich daran erfreuen, dass sie einander noch hatten.
"Ich liebe dich, Joanna." erklärte William leise.

Nachdem all der Trubel um ihren Vater und schließlich auch Guillaumes Sturkopf sich etwas gelegt hatte, Emma mit den Kindern hergekommen war und sie nun eine Weile hier bleiben würden, hatte Beatrice endlich einen Moment Ruhe gefunden. Sie wollte ihn nutzen, um ihrem Mann endlich zu sagen, dass sie wieder ein Kind erwartete. Sie hatte es bislang gut verbergen können, außer Robert war es niemandem aufgefallen. Sie trug locker geschnittene Kleider und niemand hatte Verdacht geschöpft. Sie war nicht mehr im besten Alter dafür und sie hatten wirklich viel Aufregung gehabt in letzter Zeit, daher hatte sie erst einmal die kritischste Zeit abwarten wollen. Sie hatte Richard keine falsche Hoffnung machen wollen.
Sie fand ihn wie so oft bei der Arbeit.
"Du arbeitest zu viel, Richard...", stellte sie sanft fest. "Gut, dass ich hier bin um dich abzulenken, hast du einen Moment Zeit für mich?"

Richard hob den Blick als sich die Tür des Arbeitszimmers öffnete. Er hatte seinen Diener angewiesen niemanden ohne Rücksprache mit ihm vorzulassen, damit er in Ruhe etwas voran kam, daher konnte so unangekündigt nur ein Familienmitglied herein platzen - und Richard irrte sich nicht. Er legte den Federkiel zur Seite und schenkte Beatrice ein Lächeln.
"Tja, ich habe mich jahrelang vor dieser Arbeit gedrückt also muss ich ein bisschen was nachholen, denkst du nicht?" erwiderte er und griff nach ihrer Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen, ehe er sich erhob und einen weiteren Kuss auf ihre Lippen folgen ließ. "Natürlich habe ich das. Für meine Königin habe ich immer Zeit und für meine Liebste sowieso." erklärte Richard, legte eine Hand sachte auf Beatrices Oberarm und führte sie hinüber zu der breiten, gepolsterten Fensterbank. "Wenn du so gezielt fragst, bist du nicht gekommen um mir einfach nur so die Zeit zu vertreiben." mutmaßte er. "Was hast du auf dem Herzen, Schönste?"

Beatrice erwiderte sein Lächeln und ließ sich bereitwillig zur Fensterbank führen. Sie ließen sich darauf nieder und einen kurzen Moment versank sie in den blauen Augen, die sie schon so lange liebte. "Da hast du Recht. Aber es geht nicht um etwas, das ich auf dem Herzen habe, sondern vielmehr unter dem Herzen trage. Ich...bin schwanger, Richard. Ich wollt es dir schon längst sagen, aber ich habe den passenden Moment nicht gefunden und ich wollte....dass die kritischste Zeit vorbei geht."
Sie war sich beinahe sicher, dass er sich wirklich freuen würde, wenn er das kurz verdaut hatte.Die Nachricht kam plötzlich, die letzte Schwangerschaft war einige Jahre her. Er war lange fort gewesen, aber seit er wieder da war, hatte ihre Ehe wieder eine neue Ebene erreicht. Es war großartig, ihren Mann wieder für sich zu haben.

Richard setzte sich Beatrice gegenüber, ergriff ihre beiden Hände und lächelte sanft als sie seinen Blick suchte. Nach der jahrelangen Trennung hatte er bei seiner Rückkehr ein wenig gefürchtet, sie beide könnten sich zu sehr verändert haben, sich in verschiedene Richtungen entwickelt haben, aber sie hatten dort weiter gemacht wo sie aufgehört hatten und waren zu einem ganz Neuen Miteinander gekommen. Nicht zuletzt, weil es Richard seit seiner Rückkehr tatsächlich gelang, sich an seinen Schwur zu halten und es außer Beatrice niemanden mehr für ihn gegeben hatte.
"Unter deinem Herzen, was -" Richard brach mitten in der Frage ab und starrte Beatrice an. Er blinzelte verwirrt als die Worte seiner Frau zu ihm durchsickerten. "Schwanger." wiederholte er leise, dann brach er in Gelächter aus, war im nächsten Moment auf den Beinen und zog Beatrice in seine Arme. "Schwanger!" Er drehte sich lachend mit ihr im Kreis, blieb dann stehen, um ihr einen langen Kuss zu geben und sein Gesicht anschließend einen Moment an ihrem Hals zu vergraben. "Schwanger ..." wisperte er heiser, schluckte schwer und richtete sich wieder auf. Ein wenig unwillig fuhr er sich mit der Hand erst über die Augen, dann legte er sie auf Beatrices Bauch. "Das ist ein Wunder." murmelte Richard und schloss für einen Moment die Augen, um die Tränen der Rührung zurück zu halten. "Ich liebe dich, Beatrice." erklärte er als er sie wieder ansah. "Und das ist wirklich das größte Geschenk, das Gott uns derzeit hätte machen können."

Beatrice stimmte in sein Lachen ein und legte die Arme um seinen Hals, als er sie herumdrehte und dann küssste. Sie grub die Finger in seine roten Locken und nickte dann. "Ja, schwanger." Es machte sie glücklich, wie gerührt er war und wie sehr er sich über den Nachwuchs freute. Sie hatte auf eine solche Reaktion gehofft, denn es krönte ihren Neuanfang.
"Das ist es. Ein ganz und gar wundervolles Geschenk. Und ich liebe dich..." Sie lächelte zufrieden. "Robert weiß es, er hat es mir angesehen. Er fand, ich würde mehr strahlen als sonst. Aber sonst weiß es noch niemand, ich wollte es dir erst sagen."
Und das war gut gelungen.

Richard atmete tief durch. Das waren wirklich überwältigende Neuigkeiten, er hatte nicht unbedingt mehr mit einer weiteren Schwangerschaft gerechnet, daher machte es ihn umso glücklicher, besonders, da die ersten bangen Wochen bereits überstanden waren.
"Robert?" wiederholte Richard und lachte kurz auf. "Natürlich, wer auch sonst. Manchmal habt ihr eine genauso gruselige Verbindung zueinander, wie man sie Zwillingen nachsagt, weißt du das?" neckte er zärtlich. Aber es störte ihn nicht im geringsten, dass Beatrices Bruder es vor ihm selbst gewusst hatte, Richard hielt wirklich große Stücke auf Robert.
"Und mich damit sichtlich überraschen." bemerkte er und küsste Beatrice noch einmal. "Ach Bea, das sind wundervolle Neuigkeiten ... und wir sollten es bald öffentlich bekannt geben. Das Volk wird verrückt spielen, wenn sie das hören." bemerkte er augenzwinkernd. "Aber ein paar Tage sollten wir es noch für uns behalten und uns an dem Glück in Ruhe erfreuen."

Beatrice grinste flüchtig. "Das ist tatsächlich der Fall. Wir haben diese Verbindung manchmal, es liegt einfach daran, dass wir als Kinder eine Zeit lang nur uns hatten. Er kennt mich so gut, wie sonst nur du mich kennst. Und er sieht mich nicht so häufig wie du."
Sie seufzte leise.
"Ja, ich glaube auch, dass es ihnen gut gefallen wird. Das Volk steht königlichem Nachwuchs doch immer sehr freudig gegenüber." Sie lächelte und lehnte die Stirn sanft an seine.
"Ja, du hast schon Recht. Ein paar Tage können wir unser süßes, kleines Geheimnis noch für uns behalten, hm?"

"In gewisser Weise wirklich beneidenswert. Es muss spannend sein, sich so eng verbunden zu sein. Ich kann nicht behaupten, dass es mir mit meinen Geschwistern je so ging und jetzt ... jetzt ist ohnehin nur noch John da." Seine Schwestern waren mit hochrangigen Adligen außerhalb des Reiches verheiratet und seine restlichen Brüder waren tot. Richard seufzte leise. "Seltsam, dass mir am Ende von meinen Brüdern ausgerechnet John noch geblieben ist."
Richard lächelte sanft als Beatrice ihre Stirn an seine lehnte. "Oh ja, das ist wahr. Besonders wenn sie eine so hübsche und liebenswerte Königin haben, die ihnen diesen royalen Nachwuchs beschert. Zumal sie ja bereits dessen Geschwister kennen und lieben, es sind also gute Aussichten." scherzte Richard zärtlich und küsste Beatrice noch einmal. "Ja, ein paar Tage kosten wir unser Glück noch im Geheimen aus, ich denke, das haben wir verdient."

Beatrice nickte. "Das ist es. Es hat mir immer gut getan zu wissen, dass ich zu ihm gehen kann. Er hat mich immer vorbehaltlos angehört und mich in den Arm genommen, wenn ich es wollte. Ich habe zu keinem meiner Geschwister so eine enge Bindung wie zu ihm. Aber ich kann auch verstehen, dass du zu deinen Geschwistern nie so eine Verbindung hattest. Deine Brüder und du, ihr musstet immer konkurrieren. Und John ist ein Aasgeier...Ich weiß nicht, was daraus werden wird. Ich vertraue ihm nicht, auch du solltest vorsichtig sein."
Beatrice lachte leise. "Wie lieb von dir... Wir sollten es Guillaume sagen, weißt du. Er freut sich sicherlich auch. Aber die nächsten  Tage gehören uns ganz allein."

"Ein großes Geschenk, diese Verbindung." murmelte Richard und schüttelte dann leicht den Kopf. "Ich weiß nicht, ich glaube nicht, dass das der eigentliche Grund ist. Eigentlich mussten wir nicht mehr oder weniger miteinander konkurrieren als deine Brüder auch, im Gegenteil, wir hatten alle die Aussicht auf eine ertragreiche Position, bis auf John zumindest, der damals aber ohnehin noch zu klein gewesen ist. Deine Brüder hingegen ... Edward hatte Glück, dass dein Vater Oxford zugesprochen bekommen hat, die anderen hingegen hatten nicht die Aussichten wie wir sie hatten. Henry König von England, Geoffrey Herzog der Bretagne, ich von Aquitanien ... unsere Plätze waren klar. Ich glaube, all das hatte mehr mit ... unserem Vater und unseren eigenen Charaktern zu tun." überlegte Richard langsam.
Er wiegte den Kopf hin und her und lächelte nachsichtig. "Ach was. John ist ein Querkopf und hat sich falschen Einflüsterungen hingegeben. Aber du hast doch gesehen, was er für mich getan hat, er hat mir diese Burgen gesichert und er wird mir auch beistehen, wenn wir wieder zurück müssen, um Philippe endgültig in die Schranken zu weisen."
Richard küsste Beatrice sachte auf die Schläfe. "Nur die Wahrheit, meine Schönste. Und ja, innerhalb der Familie können wir es wohl bekannt geben. Allerdings glaube ich nicht, dass Guillaume im Moment für irgendetwas Sinn hat, das nicht Emma heißt." bemerkte Richard spöttisch.

"Schon, aber irgendwie war es deinen Brüdern nicht genug. Aber du hast schon Recht, es lag auch an deinem Vater. Er hat nicht früh genug Macht abgegeben. Hätte er deinen Bruder nicht immer klein gehalten, hätte dieser nicht rebelliert. Und Geoffrey war immer ein Ränkeschmied."
Beatrice hob die Augenbraue. "Ich habe es gesehen, Richard, aber ich warne dich davor ihm zu leicht wieder voll zu vertrauen. Es ist nicht das erste Mal, dass er gegen dich rebelliert hat. Ich traue ihm nicht über den Weg. Wenn er eine Chance sieht, dich vom Thron zu stoßen, wird er wieder paktieren und intrigieren. Ich will gern an seine Wandlung glauben und Diana tut ihm sicherlich auch gut. Aber ich bitte ich, sei nicht zu blauäugig.", warnte sie ihn eindringlich.
"Hm, da könntest du Recht haben. Aber er liebt sie nunmal so sehr...", erwiderte sie dann grinsend.

Richard zuckte leicht mit den Schultern und grinste schief. "Mir ja auch nicht." wandte er ein. Aber vielleicht hatte Beatrice Recht, vielleicht wäre er mit seinem Los weitaus zufriedener gewesen, wäre Henry nicht in solchen Streit mit ihrem Vater geraten. Das hatte ihn zusätzlich angestachelt.
Richard wiegte leicht den Kopf hin und her. "Ich weiß nicht. Ich glaube, ihm ist durchaus klar geworden, dass man mich nicht einfach vom Thron stoßen kann. Außerdem will er ja etwas von mir." erwiderte er und schürzte leicht die Lippen. "Ein gutes Stichwort, Diana ... er will deine kleine Nichte gerne heiraten, weißt du? Mir gefällt der Gedanke nicht, dass er dafür Isabella aufgeben würde, aber vielleicht würde sich ja eine Lösung finden ... und diese Hochzeit würde ihm ganz neue Fessel anlegen, deine Nichte hat großen Einfluss auf ihn. Ich glaube nicht, dass er sie unglücklich machen würde, indem er sich gegen ihre Familie stellt."
Richard legte eine Hand an Beatrices Wange und sah ihr tief in die Augen. "Hast du mich schon jemals blauäugig gesehen, meine Königin?" fragte er lächelnd.
"Ja ja, er liebt sie so sehr. Und ich fürchte, er bricht wegen ihr bereits den nächsten Familienstreit vom Zaun." bemerkte Richard seufzend.

Beatrice hob die Schultern. "Nein, dir auch nicht. Aber du warst schon immer ein sehr ehrgeiziger Mann, Richard."
Und er hatte seine Ziele bisher ja auch immer erreicht. Er war erst Herzog von Aquitanien und dann König von England geworden. "Sei trotzdem auf der Hut, John ist mit allen Wassern gewaschen. Tja, Diana..." Sie seufzte leise.
"Das möchte er gerne, das ist schon mehr, als ich ihm zugetraut hätte. Sie scheint ihn tatsächlich lenken zu können, eine große Kunst. Was für eine Lösung aber willst du finden? Er verliert große Ländereien und Titel, wenn die Ehe aufgelöst wird. Eine Fessel vielleicht, aber ich weiß nicht, ob es klug ist, ihm den Weg so leicht zu ebnen. Es geht ihm sicherlich vorrangig auch darum seinen Sohn zu legitimieren, damit er einen Erben hat."
Sie erwiderte seinen Blick und seufzte leise.  "Nein, das habe ich nicht, du hast Recht. Aber warum befürchtest du einen Familienstreit? Guillaume kommt doch eigentlich gut zurecht mit Berengaria und Emma."

"Das liegt wohl im Blut. Ich kann auf sehr ehrgeizige Vorfahren zurück blicken." bemerkte er heiter. Und besonders seine Mutter war in diesen Dingen wirklich einzigartig.
Er zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich habe ihm gesagt, dass das kein Unterfangen ist, das man eben einfach so abwickeln könnte. Die Einbußen wären gewaltig bei einer Annullierung der Ehe und ich bin nicht sicher, welches Kunststück er sich in dieser Hinsicht von mir erhofft. Letztlich war er aber zufrieden damit, dass ich seinen Wunsch fürs Erste nicht ganz abgeschmettert habe und ihm gesagt habe, ich würde darüber nachdenken. Fraglich ist nur, wie lange er geduldig abwartet bevor er womöglich eine Dummheit unternimmt und selbst auf eine Annullierung hinwirkt." Kurz huschte ein spöttisches Lächeln über Richards Lippen. "Einen Erben wofür genau?" bemerkte er, hob dann aber sogleich beschwichtigend die Hand. "Ja, das mag sicher eine wichtige Rolle spielen, Isabellas Kinderlosigkeit ist ihm ein Dorn im Auge, daraus macht er kein Geheimnis. Aber wieso sollte man ihm nicht auch einen legitimen Sohn gönnen? Ich kann verstehen, dass er sich danach sehnt."
Richard wiegte nachdenklich den Kopf hin und her. "An sich tut er das, aber die beiden nicht mehr wirklich miteinander, nicht wahr? Und während unser Sohn das blühende Leben war und sich auf Emma und die Kinder gefreut hat, lief Berengaria herum wie das Elend in Person. Ich schätze, sie ist ganz und gar nicht glücklich mit dieser ganzen Situation, vielleicht hatte sie auch gehofft, dass er Emma eines Tages doch für sie aufgeben würde ..."

"Das kannst du. Ich brauche mir nur deine Eltern anzusehen...Deiner ganzen Familie war Ehrgeiz noch nie wirklich fremd."
Beatrice nickte langsam. "Ja, das ist wahr. Er hat viel zu verlieren, wenn er diese Ehe aufgibt. Ihm ist die Tragweite offenbar nicht wirklich klar. Geduld war im Übrigen noch niemals seine Stärke. Nun, einen Erben zumindest für seine Ländereien...Ich hoffe, er hofft nicht auf mehr. Und natürlich reden die Leute, weil Isabella ihm noch kein Kind geboren hat."
Beatrice seufzte tief und verschränkte die Finger miteinander. "Nein, das ist leider so. Seit Berengaria Alfons verloren hat, ist sie nicht mehr die selbe. Sie fühlt ihre Position in Gefahr und sie hängt sehr an Guillaume. Ich glaube auch, dass sie sehr unglücklich ist. Sie wird gehofft haben, dass sie Emma übertreffen und Guillaume für sich allein gewinnen kann."

"Nun, wir werden weiterhin ein Auge auf ihn haben und ich werde sehen, ob sich irgendwann eine Lösung finden lässt. Oder meinst du, dein Bruder wird mir sein Schwert ins Herz rammen, wenn ich John ermögliche Diana zu heiraten?" Fragte Richard halb belustigt. Er selbst wäre sich nicht sicher, wie er an Roberts Stelle empfinden würde. Eine Heirat würde zwar Dianas Ruf wieder herstellen, andererseits wäre sie dann endgültig an John gebunden.
Richard nickte nachdenklich und sah einen Moment versonnen aus dem Fenster ehe er fortfuhr. "Nun, vielleicht wird die Zeit auch hier die Wogen wieder glätten. Im Moment ist es für das Mädchen wohl allgemein nicht ganz leicht. Ihr Bruder führt Truppen gegen Philippe um uns zu unterstützen und ihr Vater ist nicht mehr bei bester Gesundheit. Sie hat derzeit also ziemlich viel um das sie bangen muss. Wenn ihr Bruder wieder gesund zurück ist, findet Berengaria vielleicht auch allgemein wieder zu etwas mehr Zuversicht zurück."

"Das ist schwer zu sagen. Er wäre zwar froh, wenn Diana endlich keine Mätresse mehr wäre, sondern einen wirklichen Stand bekäme und auch seine Enkel endlich legitimiert würden, aber wirklich begeistert würde er nicht sein, wenn John sein Schwiegersohn würde. Glaub mir, er wäre fuchsteufelswild, würde sich aber Diana zuliebe dann zusammen reißen und gute Miene dazu machen."
Beatrice konnte nur zustimmen. "Du hast Recht, sie hat es nicht wirklich leicht im Moment. Und Guillaume ist gerade nicht geeignet ihr wirklich Mut zu machen. Vielleicht werde ich das Mädchen ein bisschen mehr unter meine Fittiche nehmen, damit sie sich nicht ganz so allein fühlt. Ich mag Emma gern, aber Berengaria braucht mich erst einmal mehr."

"Nun, dann ist ja zumindest mein Leben erst einmal weitestgehend sicher." bemerkte Richard amüsiert. "Aber ich kann ihn ja in gewisser Weise verstehe . Es ist eine wirklich schwierige Situation. Ich hätte auch nie gedacht, dass es einmal jemanden geben würde, der John wirklich lieben würde."
Richard legte einen Arm um Beatrice und zog sie enger an sich. "Das würde ihr sicher gut tun. Du bist ein Engel." Erklärte er und gab ihr noch einen Kuss.