William und Joanna - ab 1183

Madeleine

"Und das zurecht. Die Beiden kennen sich auch schon wirklich lange, habe ich gehört. Sie war mir nie gram über meinen Lebenswandel, vielleicht weil sie selbst so unkonventionell ist. Jetzt ist sie geradezu ruhig geworden, aber früher müssen sie und der Earl gestritten haben, dass die Fetzen geflogen sind.", offenbarte Madeleine kichernd.
"Oh, aber das macht doch nichts. Ihr seid natürlich willkommen, wir sind eine offene Gemeinschaft. Rob kommt auch ab und zu zu den Festen im Dorf, niemand schaut ihn seltsam an. Ich habe Bill auch mit genommen, als er neu hier war und jetzt ist er nicht mehr wegzudenken. Darum solltet Ihr Euch keine Gedanken machen."
Madeleine grinste. "Ihr seid doch recht sprachlich begabt. Ein paar Grundlagen werden schon bis heute Abend gelingen. Es ist nicht so schwierig, wie man meint. Euer Vater spricht doch auch passabel Englisch, hm?"

Giulia

"Aber das ist doch etwas anders. Beide sind in gewisser Weise Teil der Gemeinschaft hier. Ich nicht." Sie hatte sich bisher immer aus allem heraus gehalten und nie einen Zweifel daran gelassen, dass sie nicht hier sein wollte. Wieso sollten die Menschen im Dorf also Wert auf ihre Anwesenheit legen?
Und das brachte Giulia auch direkt zu der Frage, die sie ohnehin schon seit einer Weile beschäftigte. "Wieso tust du all das?" fragte sie. "Ich meine, wieso versuchst du mich so in alles einzubinden und verbringst Zeit mit mir?" Giulia war schließlich von Anfang an nicht gerade nett zu Madeleine gewesen und trotzdem hatte die Magd ständig versucht mit ihr auszukommen, Giulia begriff einfach nicht wieso.

Madeleine

Madeleine schüttelte den Kopf. "Nicht unbedingt. Bill war ein Außenseiter und kannte keinen. Ich habe ihn mitgeschleppt und dann erst hat er Kontakte im Dorf geknüpft. Wir haben uns nach und nach besser kennengelernt. Sie werden auch Euch nicht ablehnen. Seht es doch als Chance uns ein bisschen kennenzulernen. Ihr steht uns Engländern so ablehnend gegenüber, dabei sind wir vielleicht gar nicht so schlimm, wie Ihr denkt. Wenn es Euch gar nicht gefällt, überrede ich Euch nicht wieder. Aber vielleicht macht es Euch Spaß."
Sie musterte Giulia nachdenklich. "Ich weiß es manchmal selber nicht so genau. Ich mag Euch irgendwie. Und ich will, dass Ihr nicht mehr so einsam hier seid. Vielleicht will ich Euch zeigen, wie schön England sein kann. Es ist nicht so schlecht, wie sein Ruf sein mag."
Sie neigte den Kopf. "Vielleicht entdeckt Ihr ja noch, dass wir auch nette Menschen sind."

Giulia

Giulia verschränkte leicht die Arme vor der Brust, jedoch nicht ablehnend, sondern eher in einer sich selbst schützenden Geste. Sie war unsicher und wollte das nicht zu sehr zeigen. Sicher Madeleine und sie hatten in den letzten Tagen öfter Zeit miteinander verbracht, aber trotzdem war die Magd in ihren Augen noch eine Fremde und sie wollte nicht zeigen, wie schwer sie sich mit dieser Sache tat.
Einerseits wollte sie gerne einwilligen, wollte zu dem Fest gehen und ein wenig etwas anderes sehen, aber auf der anderen Seite wollte sie eigentlich immer noch so schnell wie möglich nach Italien zurück und wenn sie sich hier einfügte, würde ihr Vater sie hierlassen wollen so lange es nur irgendwie ging.
Giulia hatte lange geschwiegen als sie schließlich leise seufzte und ein Nicken andeutete. "Also gut. Aber nur ganz kurz." Sie konnte ja einmal hingehen, auch ein wenig, um Madeleine den Gefallen zu tun, und dann würde sie in Zukunft ihre Ruhe vor diesen Dingen haben.

Madeleine

Madeleine war hoch zufrieden mit sich gewesen, als Giulia eingewilligt hatte. Sie hatte sie nun am Abend mitgenommen ins Dorf. Wie sie gehofft hatte, waren die Leute nicht abweisend, sondern hießen sie willkommen.
"Ich weiß, Ihr mögt lieber Wein, aber vielleicht gebt Ihr uns ja eine Chance Euren Horizont zu erweitern.", bemerkte Madeleine lächelnd und reichte Giulia einen Becher Met.
"Auf das Fest.", prostete sie ihr zu und nahm genüsslich einen Schluck süßen Met. Sie hoffte wirklich, dass es ihr gefiel, denn dass würde Giulia vermutlich mit vielen Dingen versöhnen und das Zusammenleben einfacher machen.
"Wie sind denn die Feste in Eurer Heimat? Wollt Ihr mir nicht vielleicht ein bisschen davon berichten?" Madeleine war wirklich neugierig.

Giulia

In Giulia herrschte ein wahres Chaos an Gefühlen als sie mit Madeleine am Abend ins Dorf ging, um an dem Fest dort teilzunehmen. Auf dem Weg dorthin fragte sie sich manchmal in Gedanken welcher Teufel sie geritten hatte zuzusehen, aber nun war es ohnehin zu spät, sie konnte keinen Rückzieher machen. Also hatte sie Madeleine begleitet und nahm nun einen Becher mit einem merkwürdig süß riechenden Gebräu entgegen. Sie prostete Madeleine zögerlich zu und roch unsicher an dem Becher, dann nippte sie leicht daran. "Mh, sehr süß. Aber ... nicht ganz übel." Erklärte sie langsam und nahm noch einen kleinen Schluck. Es war nichts, was sie jeden Tag trinken könnte, vermutete sie, aber es war auch nicht so schlimm, wie sie im ersten Moment erwartet hatte.
Giulia ließ den Blick kurz schweifen und dachte über Madeleines Frage nach, ehe sie die Magd wieder ansah. "Im Kern vermutlich nicht so viel anders, aber wir haben kein solch klebriges Zeug zu trinken." Erwiderte sie mit einem kleinen Schmunzeln. "Und bei uns wird immer viel Musik gespielt, gesungen und getanzt. Auch das Essen, dass es zu Hause gibt ist anderes als hier." Erzählte Giulia langsam und ein klein wenig wehmütig bei der Erinnerung an ihre geliebte Heimat.

Madeleine

"Nicht ganz übel? Ich schätze, aus Eurem Mund kommt das schon einem Lob gleich.", neckte Madeleine vorsichtig. Sie musste sehen, wie weit sie bei Giulia gehen konnte, möglichst ohne sie vor den Kopf zu stoßen.
"Nun, ihr habt ja auch die Sonne Italiens. Ich schätze, dort wachsen ein bisschen andere Pflanzen als bei uns. Ihr könnt daher also auch anderes Essen zubereiten. Was gibt es bei Euch für Dinge zu essen? Ich werde vermutlich nie dorthin kommen, also muss ich einfach so erfahren, wie es dort so ist. Aber was die Musik angeht, wartet nur noch ein wenig. Sie werden auch noch munter werden und tanzen. Es ist nicht perfekt, aber so einige von uns haben Instrumente gelernt. Vielleicht ist es nicht gut genug, weil Eure Ohren an Anderes gewöhnt sind. Aber Ihr könnt unsere Kultur ein bisschen kennenlernen. Vielleicht überrascht es Euch."

Giulia

Giulia musste lächeln und zuckte leicht mit den Schultern. "Vermutlich schon." stimmte sie zu. Sie nahm Madeleine die kleine Neckerei nicht übel, es schien ihr als wären sie in dieser Hinsicht schon etwas weiter. Noch vor Kurzem hätte Giulia abfällig die Stirn gerunzelt und hätte sie nie auch nur auf diesen Besuch hier eingelassen.
"Das stimmt. Einige Pflanzen die bei uns wachsen, würden hier gar nicht genug Sonne bekommen. Die Olivenbäume zum Beispiel und die Feigenbäume, sie tragen wirklich köstliche Früchte, aber nur, wenn sie genug Sonne abbekommen. Und vor einiger Zeit hat Vater von einem Händler aus Sizilien Artischocken gekauft, die wir nun auch in unserem Garten haben." erzählte Giulia bereitwillig.
Dann lächelte sie leicht und nippte noch einmal an dem Met. "Nun, dann bin ich gespannt auf diese Überraschung." erklärte sie und zwinkerte Madeleine ungewohnt heiter zu.

Madeleine

Madeleine war hoch zufrieden, dass Giulia so gelassen reagierte, nicht mehr so abfällig. Vielleicht ließ sie sich doch noch darauf ein.
"Das klingt wirklich spannend. Artischocken..." Sie kicherte. "Das klingt seltsam, was ist das für eine Pflanze? Es klingt nicht, als wäre es essbar."
Es schien beinahe, als hätte Giulia langsam Spaß an dem Abend und das übertraf ihre Erwartungen bei Weitem.
"Oh es geht los." Ein paar Dorfbewohner hatten sich mit Flöten und Fiedeln, sogar einer mit einer Laute zusammen gefunden. Sie stimmten eine fröhliche Melodie an, begleitet von munterem Gesang. Sie lächelte. "Seht Ihr...es ist vielleicht gewöhnungsbedürftig, aber es hat sicher seinen Reiz. Da hinten, das ist übrigens Bill, mein Mann. Der größte Mann im Dorf. Ihr kennt ihn noch nicht.", erklärte sie amüsiert. "Lady Josephine hütet die Mädchen."

Giulia

Giulia musste schmunzeln. "Es sind auch tatsächlich nur die Blüten, die man essen kann. Aber diese werden recht groß, fast wie ... ein Kohlkopf." erklärte sie dann. "Aber sie sind etwas schwierig zu essen, da sie aus vielen kleinen Blättern bestehen und manche Teile davon zu hart und zu bitter sind, um sie zu essen. Aber das, was genießbar ist, schmeckt wirklich fantastisch." erzählte Giulia lächelnd.
Sie wandte den Blick als Madeleine sie auf die Musiker aufmerksam machte und zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Nun, ziemlich schief das Ganze. Aber zumindest scheinen alle Freude daran zu haben." bemerkte sie und sah dann zu dem Mann hinüber, den Madeleine ihr zeigte. "Oh, nun, ich schätze, dann solltest du uns miteinander bekannt machen, hm?" erwiderte Giulia und nickte leicht in die Richtung von Madeleines Gemahl. "Wie lange seid ihr schon verheiratet?" fragte sie dann recht geradeheraus. Es war immerhin kein Geheimnis, dass Madeleines Mädchen nicht Bills Töchter waren und da man ihr diese Informationen so unumwunden hatte zukommen lassen, konnte sie sicher auch so direkt fragen.

Madeleine

Madeleine staunte über die Erzählung und dachte nach. "Das klingt....interessant. Vielleicht komme ich irgendwann in den Genuss sie einmal zu probieren, auch wenn sie hier nicht wachsen können."
Sie lachte auf. "Ja. Sie sind keine begnadeten Musiker und verdienen auch ihr Geld nicht damit. Es macht ihnen Spaß und wir haben ein bisschen Unterhaltung."
Und vermutlich hatte sie Recht, sie sollte Giulia ihren Mann vorstellen. "Gern, wenn Ihr möchtet, gehen wir zu ihm hinüber." Sie war nicht sicher gewesen, ob Giulia wirklich wert auf diese Bekanntschaft legte.
"Oh, ungefähr ein dreiviertel Jahr. Wir kennen uns noch nicht so lange. Bill kam mit Robs Frau her und da die beiden Menschen, die uns viel bedeuten, glücklich miteinander sind, haben wir irgendwie zueinander gefunden. Die Mädchen haben ihn gern, Rob hat sich auch damit arrangiert. Es ist eine Situation, mit der alle zufrieden sein können. Bill liebt die Mädchen, als wären sie seine eigenen Kinder."

Giulia

"Oh, das wird sicher kein Problem sein. Mein Vater bringt ja schließlich oft genug Wein hier her, da wird sicher auch für ein paar Artischocken Platz sein." stellte sie in Aussicht.
Giulia nickte leicht und schlenderte neben Madeleine her, während sie sich den Weg zu deren Gemahl bahnten. Nachdenklich runzelte sie die Stirn während sie Madeleine zuhörte. "Das klingt nach einer wirklich ... merkwürdigen Situation. Ich meine ... ich hätte nicht erwartet, dass der junge Lord Robert und dein Gemahl so miteinander auskommen." Denn in gewisser Weise mussten sie sich doch wie Konkurrenten fühlen, da Rob mit Madeleine zwei Töchter hatte und Bill sie nun geheiratet hatte. Giulia schüttelte gedanklich den Kopf. Die Menschen hier waren wirklich merkwürdig. Schon der Umgang mit den beiden Mädchen, die doch Bastarde waren, hatte sie verwundert und die Konstellation wurde irgendwie nur verrückte, hatte sie das Gefühl.

Madeleine

Madeleine strahlte. "Oh wirklich? Das wäre wundervoll! Ich würde so gern einmal davon kosten." Und wenn die Möglichkeit wirklich bestand, dass ihr Vater einige mit her brachte, wenn er nächstes Mal Wein lieferte. Gemeinsam gingen sie über den Dorfplatz zu Bill hinüber, als Giulia sie mit einer scharfsinnigen Schlussfolgerung überrascht.
"Das ist es auch. Oder...es war so. Sie haben sich am Anfang sehr mit Misstrauen beäugt und wollten am Besten nicht viel miteinander zu tun haben. Rob hat sich am Anfang schwer getan, aber er hat versprochen, dass er mir keine Steine in den Weg legt, wenn ich mich binden möchte. Und Giselle hat uns geholfen. Rob ist ihr sehr ergeben und hat nachgegeben. Wir haben uns gut arrangiert, gerade wegen den Mädchen. Ich war noch ziemlich jung damals, Rob und ich kennen uns ziemlich gut. Er will, dass ich glücklich bin."

Giulia

Giulia nickte zuversichtlich. "Ich werde ihn darum bitten, dann wird er das nächste Mal welche mitbringen." erklärte sie entschlossen.
Dann lauschte sie Madeleines Bericht und zog leicht eine Augenbraue empor. "Ihr seid wirklich ein merkwürdiges Volk, ihr Engländer." bemerkte sie ein wenig verwundert. "Ich hätte nicht erwartet, dass er dir so zugetan ist. Ich meine ..." Giulia stockte kurz, sprach dann aber weiter, weil es ihr nicht ähnlich sah ein Blatt vor den Mund zu nehmen. "Ich meine, es ist nicht wirklich normal, dass ein Mann so viel für seine Bastardkinder und deren Mutter tut, auch hier nicht, oder?" Und dass der junge Lord Robert seiner einstigen Geliebten gegenüber offenbar noch so zugetan war, seine Gemahlin auch das aber billigte ... das kam Giulia schon wirklich kurios vor.

Madeleine

"Das ist sehr freundlich von Euch." Madeleine lächelte zufrieden. "Es ist....ich weiß nicht genau, wie ich es erklären soll. Es ist auch unter Engländern nicht üblich. Damit Ihr kein falsches Bild bekommt. Rob ist etwas Besonderes. Ich gehe davon aus, Ihr seid nicht so empfindlich, daher will ich offen sein. Ich war die erste Frau, die er jemals in seinem Bett hatte und so etwas verbindet. Es war kurz bevor er ins heilige Land aufgebrochen ist. Ich bin schwanger geworden, aber er wusste es nicht. Und als er zurückkehrte, lief Lilian ihm vor die Füße. Er hat sie sofort geliebt und wir waren Beide ungebunden, so haben wir eben doch wieder zueinander gefunden. Aber dann hat er sich in Giselle verliebt. Sie gehört einfach zu ihm. Giselle weiß, dass Rob mich nicht anrührt, seit er sie kennt und daher hat sie keinen Grund mir zu grollen. Sie wusste von Anfang an von den Mädchen. Und seine Mutter hat sich meiner angenommen, als ich allein hier war. Es ist also ein Glücksfall für mich gewesen. Woanders wäre mein Leben anders verlaufen."
Sie hob die Schultern, berührte dann ihren Mann am Arm, den sie gerade erreicht hatten. "Bill, das ist Lady Giulia, von der ich dir erzählt habe."

Giulia

Giulia hatte nicht erwartet, dass Madeleine aus der Geschichte ein Geheimnis machen würde. Sie schätzte die junge Magd mittlerweile als sehr offen und direkt ein, sie war kein scheues Mäuschen, dass die Wahrheiten nicht aussprechen konnte. Was Madeleine ihr dann jedoch anvertraute, traf Giulia so unvorbereitet, dass sie für einen Moment stehen blieb und ihre Begleiterin anstarrte. Solch intimen Familiengeheimnisse anvertraut zu bekommen, hatte sie nicht erwartet. "Das ist ... wirklich faszinierend." murmelte sie und dachte weiter darüber nach als sie den Weg fortsetzten und schließlich Madeleines Gemahl erreichten.
Giulia nickte ihm zu und lächelte dann kurz. "Ich hoffe, Madeleine hat keine bösen Geschichten erzählt?" bemerkte sie in sehr gebrochenem Englisch. Diese Sprache lag ihr einfach nicht und Giulia war fest davon überzeugt, dass sie sich nie damit anfreunden würde.

Madeleine

Madeleine grinste flüchtig, als Giulia stehen blieb, für einen Moment wahrscheinlich doch schockiert. "Es weiß ohnehin jeder hier, zumindest das Meiste. Und ich will nicht, dass Ihr irgendwelchen Unsinn glaubt, den man vielleicht darüber erzählt. Ich mag eine Sünderin sein, aber ich tue alles für meine Kinder." Sie schaute Giulia erstaunt an, strahlte dann aber, als diese tatsächlich versuchte mit Bill Englisch zu sprechen. So schlecht konnte die Sprache ja dann doch nicht sein. Sie rechnete es der italienischen Lady auf jeden Fall hoch an, dass sie es versuchte.
Bill lachte leise.
"Aber nein, Mylady. Sie spricht nur gut von Euch.", erwiderte er höflich, ein bisschen zurückhaltend. Madeleine hatte die junge Frau ins Herz geschlossen. Er war noch ein bisschen skeptisch, so abweisend wie sie sich gab.
"Gut gemacht, Mylady, so schwer ist es doch gar nicht.", lobte Madeleine.

Giulia

Giulia betrachtete Madeleine einen Moment lang und nickte dann. "Das glaube ich aufs Wort. Und es sind wirklich hinreißende Mädchen, die du da hast." erwiderte Giulia langsam. Sie hatte sich bei ihrer ersten Begegnung dagegen gewehrt, aber letztlich war sie machtlos gewesen und hatte Madeleines Töchter irgendwie ins Herz geschlossen ohne dass es ihr sogleich bewusst geworden war.
Nachdenklich sah sie Madeleine an. "War es nicht schwer zu sehen, wie er sich einer anderen zugewandt hat?" erkundigte sie sich leise. Giulia konnte sich nicht vorstellen, dass man so einfach zur Seite und Platz für eine andere machen konnte, besonders wenn man zwei Kinder von einem Mann bekommen hatte und diesem offenbar sehr zugetan war.
Als die beiden Frauen nun bei Bill standen, glitt Giulias Blick von dem Hünen zu dessen Gemahlin hinüber und sie zog eine Augenbraue in die Höhe. "Nur gut von mir?" fragte sie Madeleine mit einer Mischung aus Skepsis und Belustigung in der Stimme. "Das kann ich kaum glauben." Sie bedachte Madeleine mit einem kleinen, etwas verlegenem Lächeln als diese sie lobte. "Du täuscht dich. Bei jedem Wort, dass ich in eurer gräuslichen Sprache sprechen muss, habe ich das Gefühl mir gleich die Zunge zu brechen. Es ist außerordentlich schwer." widersprach Giulia kopfschüttelnd.

Madeleine

Madeleine nickte leicht. "Ja, schon...am Anfang. Er hat mir immer viel bedeutet, aber wir haben uns nie wirklich geliebt. Und er war so glücklich, als er sie kennengelernt hat. Giselle tut ihm gut und daher konnte ich ihr ruhigen Gewissens das Feld überlassen. Ich wollte, dass er zufrieden ist und sie hat ihn glücklich gemacht. Das habe ich mir für ihn gewünscht."
Madeleine lachte auf.
"Warum nicht? Ihr habt mir noch nicht so viel Grund gegeben schlecht von Euch zu sprechen. Außerdem ist es nur eine Frage der Übung, Mylady. Sie wird Euch immer leichter über die Zunge gehen, wenn Ihr dem nur eine Chance gebt."
Aber das hier war schon ein großer Fortschritt, mit dem sie nicht gerechnet hatte.Vielleicht hatte se doch so Einiges richtig gemacht.

Giulia

Giulia seufzte leise. "Das scheint ein wirklich kompliziertes Feld zu sein." murmelte sie nachdenklich. Männer und die Liebe ... je mehr Giulia in dieser Hinsicht erfuhr und lernte, desto verwirrender fand sie all diese Dinge. Und sie musste unweigerlich auch wieder an diesen einen Brief denken, der noch immer am Boden ihrer Truhe lag, unbeantwortet, aber keineswegs gänzlich vergessen.
Giulia musste lächeln. "Dann bist du wirklich großherzig, Madeleine." bemerkte sie, denn sie hatte der Magd durchaus genug Grund gegeben, um schlecht über sie zu reden. Und deshalb verwunderte es Giulia auch nach wie vor, weshalb die junge Frau sich so um sie bemühte und sie heute auch hier mit her genommen hatte.

Madeleine

Madeleine lächelte schief. "Glaubt mir, Mylady, das ist es wirklich. Herzensdinge sind nie einfach, aber es ist wirklich schön jemanden an seiner Seite zu haben. Ich bin so froh, dass ich meinen Bill hier gefunden habe. Ich könnte mir keinen besseren Mann vorstellen."
Sie schüttelte den Kopf. "Einfach nur ein bisschen offenherzig. Ich mag Euch gern und so leicht ändert man meine Meinung auch nicht."
Madeleine ließ den Blick einen Moment schweifen. "Und ich habe nicht zu viel versprochen, oder? Ihr findet es hier gar nicht so schrecklich, wie Ihr befürchtet habt. Es ist doch eine Atmosphäre zum wohlfühlen und niemand schaut Euch komisch an."
Und darauf war sie wirklich stolz, denn die Menschen hatten Giulia einfach ohne Kommentar in ihre Mitte aufgenommen für diesen Abend.

Giulia

"Das freut mich wirklich für dich." hörte Giulia sich sagen, ehe sie überhaupt darüber nachgedacht hatte. Madeleine schien wirklich ihre freundliche Seite hervorzukitzeln ohne dass Giulia sich bewusst dazu entschlossen hatte, das überhaupt zuzulassen.
Giulia sah ihre Begleiterin kurz an und nickte dann langsam. "Ja, es ist ... ein recht kurzweiliger Abend, da muss ich dir Recht geben." Und vielleicht war es ja auch ganz gut, dass sie heute einmal heraus kam aus der Burg und hier etwas anderes sah.
Auch wenn Giulia noch immer das Heimweh plagte und sie sich wünschte, sie könne endlich wieder zurück in ihr geliebtes Italien.

Madeleine

"Ich bin sicher, Ihr werdet auch einen großartigen Mann finden und dann werdet Ihr so glücklich sein wie ich." Madeleine lächelte sanft.
"Na seht Ihr, wenn Ihr uns eine Chance gebt, sind wir doch gar nicht so schlimm." Sie grinste breit, als ein junger Bursche sich näherte und verlegen die Hände wrang, hochrot im Gesicht. Offensichtlich gefiel die fremde Lady ihm und er wollte seinen Mut zusammen kratzen.
"Würdet Ihr mit mir tanzen, Mylady?", brachte er dann aufgeregt heraus. Madeleine war nicht sicher, ob Giulia sich darauf einlassen würde.
Aber wenn sie tat, würde das einen großen Schritt dazu beitragen, dass sie begann ihren Aufenthalt zu genießen. Niemand hatte etwas dagegen, dass sie Italien vermisste, aber Giulia hatte genug Trübsal geblasen. Sie war nun einmal hier.

Giulia

"Es wäre schön, wenn du recht hättest." erwiderte Giulia, glaubte aber nicht wirklich daran. Sie wusste nur zu gut, dass eine Frau in ihrer Position oft zum Spielball der Männer wurde. Sicher, ihr Vater war ihr sehr zugetan, aber sie wusste auch, dass er sich Sorgen machte, dass sie wegen ihres Dickkopfes niemanden abbekommen würde. Wenn ihr Bruder also irgendeine Ehe einfädelte, würde ihr vermutlich nicht viel übrig bleiben als zu heiraten, ob sie wollte oder nicht.
Giulia wandte verwundert den Kopf als ein junger Kerl zu ihnen trat, mit nervöser Miene und rotem Gesicht. Sie runzelte leicht die Stirn, dann reimte sie sich zusammen, was er gefragt hatte und zögerte einen Moment. Ihr Blick huschte kurz zu Madeleine, dann wieder zu dem Burschen vor ihr. "Nun ..." Sie zögerte, unschlüssig, ob sie wirklich einwilligen sollte. Vermutlich würde der Kerl ihr ständig auf den Rocksaum treten oder gar auf die Füße ... aber vielleicht sollte sie sich wenigstens heute Abend einen Ruck geben und es versuchen.
"Also gut." willigte Giulia ein und nickte, um ihre Worte noch einmal zu bestätigen.

Madeleine

Madeleine lachte fröhlich auf, als Giulia nach kurzem Zögern einwilligte und sich mit ihrem Tanzpartner entfernte. In Windeseile hatten sie sich in die Reihen der Tänzer eingefügt und Giulia stellte sich gar nicht so übel an. Sie beobachtete die Beiden noch einen Moment, dann nahm sie Bill bei der Hand und zog ihn mit sich.
Sie wollte auch tanzen und vielleicht kam Giulia sich dann auch nicht so albern vor. Es freute sie wirklich von ganzem Herzen, das Giulia sich so einfügte. Das würde ihren Gemütszustand sicher bessern und auch ihr Interesse an der englischen Kultur und Sprache fördern. Vor allem würde es ihr auch den Respekt der Dorfbewohner verschaffen.
Sie war sicher, jetzt würde es hieraufwärts gehen und der italienischen Lady würde ihr Los gar nicht mehr so sehr schrecklich vorkommen.