William und Joanna - ab 1183

Philippe Auguste

Philippe seufzte. "Ja und einmal hätte ich ihn schon fast verloren, so krank wie er vor ein paar Jahren mal war. Ich schätze, das hängt mir immer noch nach. Besonders da er mein Erbe ist." Und Philippes einziges Kind. Seine erste Gemahlin hatte noch einmal Zwillinge zur Welt gebracht, doch nicht nur sie war bei der Geburt gestorben, auch die Zwillinge waren nur wenige Tage alt geworden.
Als sie ihre Gemächer erreicht hatten, beobachtete er wie Eleonore sich in den Sessel sinken ließ und dachte insgeheim bei sich, dass diese Reise sie doch mehr angestrengt hatte als sie wohl zugeben würde. Doch er schwieg darüber und setzte sich neben sie, griff nach ihrer Hand und zuckte mit den Schultern.
"Ich habe mich furchtbar gelangweilt." erwiderte Philippe. "Und es waren sehr einsame, sehr kalte Nächte hier ..." berichtete er mit betrübter Miene.

Eleonore nickte. "Ja, ich weiß. Und er ist dein einziges Kind, das macht die Dinge schwerer." Sie hatte bislang nach Géraud auch nur Fehlgeburten gehabt, dabei wünschte sie sich so sehr ihm ein Kind schenken zu können. Sie wollte ein Kind der Liebe...
"Aber mit Gottes Hilfe ändert sich das vielleicht bald.", fuhr sie dann bedächtig fort. Er würde sicher wieder voller Sorge sein, wenn er begriff, was für Neuigkeiten sie hatte.
"Nun, das wird sich nun wieder ändern, keine Sorge. Ich muss ja nicht wieder fort und ich kann auf keinen Fall zulassen, dass du noch eine Nacht einsam und frierend verbringst.", neckte sie ihn liebevoll. "Aber du hast mir auch so gefehlt. Ich bin es nicht mehr gewohnt allein zu schlafen...Das macht mich immer ziemlich unruhig."
Denn ihr sicherer Hafen war nun einmal Philippe.

Philippe Auguste

Philippe brummte zustimmend. Ihm behagte dieses Thema immer nie so richtig, denn er wusste, wie sehr Eleonore sich ein weiteres Kind wünschte und ihm ging es ja ganz genau so. Und er fühlte sich in gewisser Weise verantwortlich, vielleicht auch irgendwie schuldig, weil es bisher einfach noch nicht geklappt hatte. Und gleichzeitig fürchtete er sich davor dass Eleonore bei einer erneuten Schwangerschaft wieder eine Fehlgeburt haben würde.
"Ja, mit Gottes Hilfe ... also vertrauen wir auf ihn und geben uns ein wenig Mühe, hm?" erwiderte er und legte dann lächelnd einen Arm um ihre Schultern. "Für diese Sache gebe ich mir immer gerne Mühe." wisperte er und gab ihr einen sanften Kuss.
Ein Grinsen entstand auf seinen Lippen und er zwinkerte Eleonore gut gelaunt zu. "Hervorragend. Ich bin froh, dass ich eine so mitfühlende Gemahlin habe. In einem warmen Bett wird es mir heute Nacht gleich viel besser gehen."

Eleonore lachte leise. "Das tun wir. Aber ganz so viel Mühe müssen wir uns nicht mehr geben, Philippe. Nur dabei unser kleines Glück zu bewahren." Sie wünschte sich so sehr dieses Kind diesmal behalten zu können und betete jeden Tag darum, dass Gott es ihr lassen möge.
Sie erwiderte den Kuss und strich mit einer Hand durch seine Locken. "Ich bin schwanger, Philippe...Ich habe es gemerkt, kurz bevor Guillaume seine Feier veranstaltet hat."
Eleonore lachte leise auf. "Wundervoll. Dann wird dir das Regieren gleich viel leichter fallen, wenn die Nacht so angenehm wird."
Sie freute sich schon darauf, wieder ihren Platz in seinen starken Armen einzunehmen und sich sicher und geborgen zu fühlen.

Philippe Auguste

Philippes Augen weiteten sich während Eleonore sprach und sich ein Verdacht in ihm ausbreitete, den sie auch schon kurz darauf bestätigte. "Eleonore ..." wisperte er leise und starrte sie einen Moment lang an, unfähig etwas zu sagen oder sich zu regen, dann entwich ein Lachen seiner Kehle und er zog sie an sich, vorsichtig dieses Mal und küsste sie innig. "Schwanger." wiederholte er selig zwischen zwei Küssen.
Dann glitt er von dem Sessel hinunter, kniete sich vor sie und legte vorsichtig die Hände auf ihren Bauch. Noch sah man es unter ihrem Kleid nicht, aber er konnte eine ganz leichte Wölbung fühlen während seine Hände sanft über ihren Bauch strichen. Philippe hob den Blick und schüttelte den Kopf. "Bei allen Heiligen, Eleonore! Und du reist über den Kanal und wieder zurück ... kein Wunder, dass dich die Reise angestrengt hat!" Hätte er das vor ihrer Abreise gewusst, hätte er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, damit sie blieb. Und nun befiel ihn im Nachhinein ein unsinniges Angstgefühl, das er eilig beiseite schob. Immerhin war sie ja gesund wieder hier angekommen.
"Ich bestehe darauf, dass du dich jetzt ein wenig ausruhst, hörst du? Und sieh zu, dass du aus deinen Reisekleidern heraus kommst. Wie wäre es mit einem Bad, hm?" schlug er dann vor, vollkommen aufgewühlt von diesen Neuigkeiten. Es war das, was sie beide sich so sehnlichst gewünscht hatten und endlich war Eleonore wieder schwanger. Philippe nahm sich vor noch heute in die Kirche zu gehen, um Gott um seinen Segen für dieses Kind zu bitten. Dieses Mal musste einfach alles gut gehen.

Eleonore erwiderte seinen Kuss und fuhr mit den Fingern dann durch seinen unbändigen Schopf. Was für ein Anblick es doch war, dass er hier vor ihr kniete. Er, der König von Frankreich. Und das nur, weil sie sein Kind unter dem Herzen trug. Doch er war genauso selig wie sie. Sie wollte dieses Kind unbedingt, sie sehnte sich danach.
"Nun ja, ich konnte es ja noch nicht wissen, als ich aufgebrochen bin. Und da du ja auch sicher nicht willst, dass unser Kind in England zur Welt kommt, musste ich ja auch zurück über den Kanal. Ich konnte während der Überfahrt nicht allzu viel essen, sonst hätten doch die Fische alles bekommen, aber es geht mir gut. Uns geht es gut. Ich bin nur ein kleines bisschen erschöpft."
Sie musste über seine Sorge lächeln. "Genau das werde ich tun. Ein Bad klingt nach einer ganz hervorragenden Idee, es wird mir gut tun und mich entspannen. Vielleicht willst du mir Gesellschaft leisten, hm?"

Philippe Auguste

Philippe sah auf als Eleonore ihm durch die Haare strich und begegnete ihrem Blick. Er lächelte liebevoll, überwältigt von den Empfindungen, die so übermächtig auf ihn einstürzten.
Dann lachte er leise auf. "Nein, da hast du ganz recht, das hätte ich nicht gewollt. Und ich hätte dann auch viel zu lange auf dich verzichten müssen. Das hätte ich nie ausgehalten. Ich will dich ... euch ... bei mir haben." erklärte Philippe und begann dann zu grinsen. "Ah, das klingt nach einer hervorragenden Idee. Natürlich werde ich dir Gesellschaft leisten, mein Herz." Philippe erhob sich, gab Eleonore noch einen Kuss und ging dann zur Tür, um nach Dienern zu schicken, die alles vorbereiteten.
Dann kehrte er zu seiner Frau zurück, ließ sich wieder neben ihr nieder und legte sanft die Arme um sie. "Oh Aliénor, du machst mich zum glücklichsten Mann der Welt." wisperte er sanft in ihr Ohr.

"Siehst du, es ist also alles gut. Und ich will dich auch bei mir haben." Eleonore wollte jeden Augenblick dieser Schwangerschaft mit ihm teilen und wenn es auch diesmal nicht gut gehen würde, brauchte sie ihn umso mehr.
Sie schmiegte sich in seine starken Arme und schloss die Augen. So war es perfekt, so konnte es bleiben. "Ich freue mich darauf." Sie liebte es so sehr, wenn er ihren Namen auf diese Weise sagte. Kaum jemand sonst tat das.
"Das tue ich gern. Und ich bin genauso glücklich mit dir." Sie strich mit der Hand über seinen Arm. "Phil...was ist, wenn es wieder nicht klappt?"
Diese Gedanken begleiteten sie schon, seit sie die Schwangerschaft festgestellt hatte. Sie hatte in den letzte Jahren zwei Fehlgeburten gehabt und es hatte sie jedes Mal zutiefst getroffen.

Philippe Auguste

Philippe strich Eleonore sanft über die weichen Haare, die sie im Moment noch zu einem Zopf geflochten hatte und dachte bei sich, dass er es kaum noch erwarten konnte ihre Lockenflut endlich wieder ungebändigt zu sehen.
Er seufzte leise und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. "Warten wir erst einmal ab, hm? Wir werden alles tun, damit es dir und dem Kind gut geht, du wirst dich gut ausruhen und wir werden Gott um seinen Beistand ersuchen." erwiderte er leise. "Aber sollte es tatsächlich schief gehen, bin ich genau dort, wo ich immer bin: an deiner Seite." Er würde sie nie im Stich lassen, würde ihr nie die Schuld an solchen Dingen geben. Und sollte sie dieses Kind tatsächlich verlieren, würden sie beide es einfach wieder versuchen. Oder vielleicht irgendwann lernen zu akzeptieren, dass Gott andere Pläne mit ihnen hatte. Aber an so etwas wollte Philippe gerade nicht einmal denken.
"Ich liebe dich, Aliénor, komme was da wolle." wisperte Philippe und lehnte sanft die Stirn an ihre.

Eleonore schloss dankbar die Augen. "Du hast ja Recht. Ich sollte positiv denken und auf Gott vertrauen. Er hat uns zusammen geführt, warum sollte er uns jetzt strafen?"
Sie lächelte sanft und fuhr ihm über die Wange. "Und das weiß ich so sehr zu schätzen. Ich weiß, dass ich dich immer bei mir habe und du mich niemals im Stich lassen würdest."
Eleonore genoss die innige Nähe. "Und ich liebe dich. Und nun komm, lass uns ein Bad nehmen. Ich denke, das wird mir gut tun."
Sie würde sich Zeit nehmen zur Ruhe zu kommen und sich in nächster Zeit schonen. Sie wollte nicht, dass wieder etwas schief ging und die gefährliche Zeit war noch nicht verstrichen.

Giulia

Giulia hielt die Hände vor der Brust verschränkt und presste die kleine Puppe an sich, die sich trug, immer bedacht darauf, dass niemand sie sah während sie nach draußen ging. Sie wollte nicht, dass irgendwer mitbekam, was sie tat, denn sie wurde ja selbst nicht so recht schlau aus sich. Aber als sie in ihrer Reisetruhe diesen einen Stoffrest gefunden hatte, hatte sie sogleich ein Bild von einem Puppenkleid vor Augen gehabt und es hatte sie nicht mehr losgelassen bis sie den Stoff zurecht geschnitten und zu einem Kleidchen genäht und ihn einer Puppe angezogen hatte, die sie beim letzten Markttag im Ort erstanden hatte. Giulia hielt sich selbst für verrückt als sie den Innenhof betrat und auf die beiden kleinen Mädchen zuhielt, die am Rande einer Rosenhecke im Gras hockten und spielten.
Giulia hatte sie von ihrem Fenster aus entdeckt und gesehen, wie Madeleine hinüber in das Backhaus gegangen war, da hatte sie entschieden es jetzt einfach zu tun.
Als sie die beiden Mädchen erreicht hatte, fiel ihr allerdings erst der größte Fehler in ihrem Plan auf, denn die kleinen Kinder sprachen schließlich kein Italienisch oder auch nur ein wenig Französisch wie ihre Mutter. Giulia lächelte leicht und sah das ältere der beiden Mädchen an, denn sie war es gewesen, die an dem Tag ihres Kennenlernens so offen auf sie zugekommen war. "Hier ..." Giulia biss sich leicht auf die Unterlippe, natürlich konnte das Mädchen sie nicht verstehen. Trotzdem ging sie in die Hocke und streckte der Kleinen lächelnd die Puppe entgegen.
Gegen ihren Willen begann sie in ihrem Gedächtnis zu kramen, denn natürlich versuchte ihr Vater unermüdlich ihr Englisch beizubringen, auch wenn sie sich nach wie vor entschieden weigerte. Fluch und Segen zugleich war es aber, dass Giulia ein gutes Gespür für Sprachen hatte und wenngleich sie bisher kein einziges Wort dieser grauenvollen Sprache gesprochen hatte, so waren die Versuche ihres Vaters ja nicht ganz umsonst gewesen. Dann schließlich fiel ihr das Wort ein, das sie suchte. "Geschenk" erklärte sie leise und deutete auf die Puppe und dann auf das Mädchen.

Lilian

Lilian spielte mit ihrer Schwester ausgelassen im Innenhof. Rosalie belustigte eine der zahlreichen jungen Katzen mit einem Stückchen Schnur, als plötzlich die junge italienische Lady auf sie zu kam. Sie verstanden sich nicht, aber Lilian war das egal. Sie mochte Giulia. Giulia hatte freundliche Augen und war nett zu ihr gewesen, das machte schon alles wett.
Als Giulia nun kam, war sie überrascht und ging ihr ein paar Schritte entgegen. Mit großen Augen nahm sie die Puppe entgegen und begann dann zu strahlen. Ein Geschenk, hatte sie gesagt, obwohl sie doch gar kein Englisch konnte. Und was für eine wundervolle Puppe es doch war!
Lilian umarmte Giulia stürmisch und drückte die Puppe an ihre Brust.
"Danke! Danke! Das ist so schön." Sie war völlig begeistert. Giulia verstand wahrscheinlich nicht viel, aber manche Dinge verstand man auch ohne Worte.

Giulia

Giulia war froh, dass das kleine Mädchen ihr auch dieses Mal wieder so offen begegnete, denn das bestätigte sie in ihrem Vorhaben. Und das Strahlen, dass sich dann auf dem kleinen Gesicht ausbreitete, war ihr tatsächlich mehr Belohnung als sie es je für möglich gehalten hätte.
Verblüfft hielt Giulia inne als sich das Mädchen ihr förmlich an den Hals warf, dann lächelte sie und erwiderte leicht die Umarmung. Sie war ja ganz froh darüber, dass die Kleine ein solcher Wirbelwind war und nicht so zurückhaltend und nahezu emotionslos, wie ihr so viele Engländer erschienen.
Sie nickte lächelnd. "Bitte." erwiderte sie etwas stockend, denn diese merkwürdigen englischen Worte wollten ihr einfach nicht so recht über die Zunge gehen. Aber das war auch nicht wichtig, hatte sie den Eindruck. Sie beide verstanden sich auch ohne große Worte. Sie strich dem Mädchen noch einmal sanft über den Rücken und erhob sich dann wieder, um der Kleinen zu signalisieren, dass sie ruhig gehen und ihrer Schwester die neue Errungenschaft zeigen konnte, damit die Mädchen mit der Puppe spielen konnten.
Einen Moment lang stand Giulia noch da und beobachtete die zwei, dann entschied sie sich, dass es wohl besser war zu gehen, ehe sie jemand hier entdeckte.

Lilian Madeleine

Lilian strahlte, als Giulia sogar auf Englisch antwortete, auch wenn es ein bisschen seltsam klang. Sie drückte noch einmal ihre Hand und dann eilte sie zu Rosalie hinüber. Auch ihre Schwester war völlig begeistert und die Mädchen waren bald schon in ihr Spiel vertieft.
So entdeckte auch Madeleine die Mädchen, als sie aus dem Backhaus zurückkam. Sie sah die Puppe und auch Giulia, die sich abwenden wollte. Das verwunderte sie wirklich, denn Giulia machte immer den Eindruck, als ginge sie alles nichts an und sie wolle schnellstmöglich hier weg. Sollte es wirklich so sein, dass Lilian ihr Herz erobert hatte?
Madeleine lächelte leicht. "Lady Giulia...Ihr habt den Mädchen eine Puppe geschenkt? Wie freundlich von Euch, das wäre doch nicht nötig gewesen. Ihr werdet sie vermutlich nicht mehr los werden in nächster Zeit."

Giulia

Kaum hatte Giulia der Szene vor sich den Rücken gekehrt als sie eine mittlerweile bekannte Stimme in etwas holprigem Französisch hörte. Sie erstarrte mitten in der Bewegung und schloss kurz die Augen. Genau das hatte nicht passieren sollen. Sicher, Madeleine hätte es ohnehin herausgefunden wenn die Mädchen mit der Puppe zu ihr gekommen wären, aber dann hätte Giulia Zeit gehabt, um sich eine Ausrede einfallen zu lassen und hätte die Magd schon irgendwie abwimmeln können. Jetzt hatte diese sie jedoch förmlich auf frischer Tat ertappt und Giulia konnte auch unmöglich so tun als hätte sie Madeleine nicht gehört.
Sie schluckte und wandte sich langsam zu der Magd um. "Das ... war nichts." erwiderte sie zurückhaltend. "Sie haben mich an meine Geschwister daheim erinnert, nichts weiter." Warum nur hatte sie das tun müssen? Bisher war es ihr so gut gelungen alle auf Distanz zu halten und nun hatte ausgerechnet diese liederliche Magd sie erwischt wie sie einmal zugelassen hatte, dass jemand hinter ihre Maske schaute. Hätte sie den Gedanken an die kleinen Mädchen doch einfach fort geschoben und nicht dieses Kleidchen genäht!

Maddeleine

Madeleine ahnte schon, dass Giulia wieder abweisend werden würde, wenn sie sie ansprach und so war sie nicht überrascht.
"Aber genug. Euer "Nichts" machte ihnen wirklich große Freude, Mylady, dafür danke ich Euch wirklich. Lilian bewundert Euch wirklich sehr."
Egal welches Gesicht Giulia der Welt zeigte, Lilian hatte sie sofort durchschaut und ins Herz geschlossen. "Es tut mir leid, dass ich Eure Pläne durchkreuzt habe. Ich bin nicht sicher, warum Ihr mich nicht treffen wolltet, denn ich beiße nicht, aber ich will Euch das Leben ja auch nicht schwer machen. Doch...vielleicht stellt Ihr ja irgendwann fest, dass es langweilig ist, immer nur ein paar Brocken kommunizieren zu können. Ihr könntet mein Französisch verbessern." Und irgendwie würde sie dabei schon Giulia ein paar Brocken mehr Englisch beibringen können.

Giulia

Giulia senkte den Kopf und biss sich auf die Unterlippe. "Ich ... ich wollte einfach nicht, dass großes Aufsehen darum gemacht wird." erklärte sie schließlich und sah wieder auf. Sie straffte die Schultern ein klein wenig. "Es ist doch nur eine Puppe, da ist doch nichts weiter dabei. Dafür möchte ich keinen Dank, es reicht mir, dass sie ... dass Lilian glücklich ist." erwiderte Giulia langsam und sah noch einmal zu den Kindern hinüber, die überschwänglich mit der neuen Puppe spielten.
Dann sah Giulia überrascht zu Madeleine hinüber. "Du ... du willst, dass ich dir mehr Französisch beibringe? Aber wieso?" fragte Giulia mit einer Mischung aus Verwunderung und etwas Vorsicht.
Eigentlich war das etwas, was sie bisher vermieden hatte - mehr Kontakt zu den Leuten hier zu suchen als notwendig. Aber es gab hier letztlich so wenig zu tun, dass Giulia durchaus langweilig wurde. Und so würde sie wenigstens Französisch sprechen und musste sich nicht mit diesem grauenvollen Englisch abgeben, das ihr kaum über die Lippen gehen wollte.

Madeleine

"Ach, großes Aufsehen. Das machen höchstens die Kinder, weil sie so begeistert sind. Aber ich bin Euch trotzdem dankbar, weil Ihr sie glücklich gemacht habt. Nicht jeder schenkt den Kindern überhaupt Beachtung. Und meinen sowieso, weil sie eben...sind, was sie sind."
Es gab immer noch Menschen, die ein wenig verächtlich auf sie hinab sahen, weil die Kleinen Bastarde waren.
Madeleine lächelte und nickte dann. "Warum nicht? Ich lerne gern und hatte immer zu viel zu tun. Und niemanden, der Zeit hatte dafür. Vielleicht bereitet es Euch Freude. Ihr könnt ruhig zugeben, dass Ihr ein bisschen Langeweile habt."
Und dass sie ja auch ein paar Hintergedanken dabei hegte, verschwieg sie lieber. Vielleicht gelang es ihr ja doch sich mit der italienischen Lady ein bisschen anzufreunden. Damit würde sie Lady Joanna sicher einen Gefallen tun. Außerdem war sie neugierig.

Giulia

Giulia sah wieder hinüber zu den beiden kleinen Mädchen und fühlte mit einem Mal einen Stich im Herzen. Sie selbst hatte ja noch die Nase gerümpft als sie den beiden das erste Mal im Garten begegnet war, doch das muntere, offene Auftreten der kleinen Lilian hatte ihr Herz berührt und wenn sie nun so darüber nachdachte, tat es ihr Leid, was die Mädchen womöglich alles erleiden mussten, weil sie nun einmal nur Bastarde waren.
Giulia sah Madeleine wieder an, zögerte kurz und nickte dann langsam. "Also gut, wir können es ja einmal versuchen." erklärte sie noch ehe sie wirklich darüber nachgedacht hatte, was sie da tat. Wieso ging sie darauf ein? Kaum etwas konnte ihr ferner liegen als einer Bauernmagd Französisch beizubringen, oder nicht? Aber irgendetwas hatte sie dazu gebracht einzuwilligen und nun würde sie es wenigstens versuchen müssen. Und vielleicht, nur vielleicht, war es ja wirklich eine ganz nette Abwechselung.

Madeleine

Madeleine lächelte erfreut. "Wundervoll, ich danke Euch. Ich freue mich darauf, ich mochte die Sprache von Anfang an." Und sie hatte ein gutes Gefühl dafür, denn es war ihr immer leicht Gefallen Robs Unterweisungen zu folgen.
"Wann und wo möchtet Ihr beginnen? Ich denke, mein Zuhause wäre einer Lady wohl nicht so angemessen. Wenn es Euch nicht stört, seid Ihr aber natürlich trotzdem willkommen. Ich bin offen für Alles." Madeleine warf einen prüfenden Blick auf ihre Kinder, aber die waren immer noch im Spiel vertieft.
"Sie sind mein ganzer Stolz.", sagte sie leise. "Ich liebe sie über alles und ich habe nie bereut, dass ich sie bekommen habe."
Möglicherweise hatte Giulia kein Verständnis dafür, aber vielleicht würde sie deren Sicht auf die Welt noch ein bisschen ändern.

Giulia

Giulia hob leicht die Schultern. "Nun, ich schätze, du bist von uns beiden diejenige mit Verpflichtungen. Komm einfach vorbei, wenn du Zeit hast." schlug Giulia dann vor. Das war vielleicht am einfachsten. Und Giulia legte nicht unbedingt Wert darauf Giulias kleine Kate aufzusuchen, das war dann für den Anfang doch etwas zu viel des Guten.
Sie folgte Madeleines Blick und nickte dann zögernd. "Sie ... sie sind wirklich niedliche Kinder." bemerkte Giulia langsam. Madeleine konnte wohl mit Recht stolz sein, aber Giulia war dennoch etwas befremdet. Es war nicht so, dass sie und ihre Familie nicht in vielen Dingen auch unkonventionell waren, aber das hier war dennoch auch für sie etwas Neues und so ganz konnte sie all das nicht recht begreifen.

Madeleine

Madeleine hatte sich schon ein paar Mal mit Giulia getroffen und sie gewöhnten sich langsam aneinander. Madeleine machte der Unterricht großen Spaß, sogar die Mädchen hatten schon ein, zwei Worte aufgeschnappt, als sie im Garten zusammen gesessen hatten.
Auch heute war sie wieder zu Giulia gegangen und lächelte ihr zu. "Wie war Euer Tag, Mylady? Geht es Euch gut?"
Sie wollte so gern, dass Giulia sich ein wenig einlebte, denn eigentlich konnte sie die Andere gut leiden. "Wollt Ihr nicht heute Abend mit ins Dorf kommen? Es gibt ein Fest, vielleicht gefällt es Euch." Manchmal hatte sie den Eindruck, dass Giulia auch eher ein wenig ländlichere Umgebung bevorzugte als das Leben bei Hofe.

Giulia

Giulia hatte tatsächlich Gefallen an ihrem Unterricht mit Madeleine gefunden und ihn daher nicht, wie sie anfangs fast vermutet hatte, nach dem ersten Mal schon wieder aufgegeben. Und so begrüßte sie die junge Frau auch heute wieder mit einem Lächeln als Madeleine eintrat. "Ich schätze, ich kann mich nicht beklagen. Heute Morgen war ich mit Lady Joanna ein wenig ausreiten, aber seit dem ist nicht viel Spannendes passiert, du kommst also genau richtig." erklärte Giulia beinahe ein wenig amüsiert.
Bei Madeleines nächster Frage zog sie jedoch verblüfft die Augenbrauen in die Höhe. "Ins Dorf? Zu einem Fest?" fragte Giulia unschlüssig mit leicht gerunzelter Stirn. Sie glaubte nicht, dass das eine wirklich gute Idee war. Sie kannte dort niemanden, sie würde mit niemandem außer Madeleine reden können, da die Leute aus dem Dorf nur Englisch sprachen und vermutlich würde man sie ohnehin nur schief ansehen. "Ich ... glaube, dass ist keine so gute Idee. So ein Dorffest ist glaube ich nicht das richtige für mich." erwiderte Giulia dann langsam.

Madeleine

Madeleine war hoch erfreut, dass Giulia sie so offen begrüßte. Sie war ihr gegenüber nicht mehr mürrisch, sondern freundlich und ihr Plan schien aufzugehen. Ganz langsam taute die italienische Lady auf. Wenn das nun auch allem Englischem gegenüber irgendwann geschehen würde...
"Oh, aber das klingt doch gut. Mögt Ihr Lady Joanna gern? Ich finde, sie ist eine großartige Frau. Eigenwillig, aber trotzdem würdevoll." Das hatte ihr genauso imponiert wie die unsterbliche Liebe zwischen dem alten Earl und seiner Gemahlin.
"Oh, aber es wäre so schade, wenn Ihr nun schon einmal hier seid und von unseren Gebräuchen gar nichts mit bekommt. Sagtet Ihr nicht, Zuhause wäre es auch eher ländlich? Es würde Euch sicher gefallen. Und naja...ich könnte Euch ein paar Brocken Englisch beibringen, die Ihr brauchen könntet. Die Leute würden sich geehrt fühlen."

Giulia

Giulia nickte langsam. "Ja, doch, ich denke ... ich denke schon. Ich verstehe, wieso mein Vater und sie so gut befreundet sind." Die alte Countess war in der Tat eine bemerkenswerte Frau und es war, wie Madeleine sagte, sie war würdevoll, so wie man es von einer Dame erwartete, hatte aber ihren ganz eigenen Kopf und das war es auch, was Giulia für sie eingenommen hatte.
"Nun, ein wenig, ja. Aber ... ich schon noch anders als hier. Und ich kenne im Dorf ja niemanden außer dir, ich glaube nicht, dass ich dort sehr willkommen wäre. Und ob man es hier so gerne sehen würde, wenn ich dorthin gehe." widersprach Giulia ein wenig unbehaglich, musste dann aber gegen ihren Willen ein wenig lachen. "Du willst mir Englisch beibringen? Bis heute Abend? Ich bin sicher, dass das ziemlich hoffnungslos ist. Eure merkwürdige Sprache kann doch niemand über die Zunge bringen, der nicht hier geboren ist."