William und Joanna - ab 1174 bis 1175

Henry

Während er darauf wartete, dass Marguerite sich setzte und zu erzählen begann, sortierte Henry beiläufig ein paar Pergamentbögen auf seinem Schreibtisch, dann sah er auf. Die Stirn in Falten gelegt betrachtete er seine Gemahlin. "Was würde ich denn von Euch haben wollen, das Ihr -" er brach ab und in dem Augenblick in dem ihn die Erkenntnis traf, sprach sie es bereits aus.
Henry hatte das Gefühl als bliebe die Welt für einen Moment stehen als Marguerites Worte in seinem Kopf widerhallten. Ich erwarte ein Kind.
Sie war schwanger. Endlich. Endlich erwartete sie ein Kind ... sein Kind.
"Ist das wahr?" fragte er leise und mit so angespannter Stimme, dass sie beinahe zitterte. "Seid Ihr Euch sicher?" Er wagte es kaum zu glauben, sollte sein Wunsch nach einem Erben endlich doch erhört werden?

Marguerite

Es war beinahe seltsam, wie umgänglich er heute war. Wie freundlich sein Ton ihr gegenüber. Kein Spott mehr, kein Hohn, keine grobe Behandlung. Warum konnte er nicht immer so sein? Wenn er am Anfang so zu ihr gewesen wäre, hätte sie nicht so mit ihrer Ehe hadern müssen.
"Ja, es ist wahr. Ich...ich war nicht bei der Hebamme, falls Ihr das meint. Aber eigentlich...sind die Anzeichen eindeutig. Es gibt keine Zweifel, denke ich.", bemerkte sie behutsam.
"Was sagt Ihr?"
Vielleicht wurde er wenigstens ein bisschen freundlicher ihr gegenüber.

Henry

Für einen kurzen Augenblick verdunkelte sich seine Miene. Wieso hatte sie noch nicht mit einer Hebamme gesprochen? Aber der Ärger darüber verflog im Nu wieder. Wenn sie sich sicher war ... sie würde sonst wohl kaum damit zu ihm kommen.
Für einen Moment hatte Henry das Gefühl, dass ihm schwindlig wurde, dann riss ihre Frage ihn wieder zurück in die Wirklichkeit. Sie war schwanger. Beinahe hätte Henry laut aufgelacht, aber stattdessen erhob er sich und trat mit schnellen, eleganten Schritten um den Tisch herum und griff nach Marguerites Handgelenken. Ehe sie protestieren konnte, hatte er sie auf die Füße gezogen und in die Arme geschlossen.
Nun bahnte sich doch ein leises Lachen den Weg seine Kehle hinauf und zeugte von all der Anspannung unter der Henry gelitten hatte. Die Fragen, die er sich selbst gestellt hatte und der Druck der von Außen auf ihm lastet ... es war nicht unbedingt leicht der Sohn und Enkel zweier Männer zu sein, die jeweils eine ganze Horde von Kindern gezeugt hatten. Und er selbst hatte noch nicht eines zustande bekommen.
"Das sind wundervolle Neuigkeiten, ma Chérie." erklärte er noch immer mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen und nahm Marguerites Gesicht in seine Hände. "Ganz wundervolle Neuigkeiten." wiederholte ihr und gab Marguerite einen Kuss. Nicht grob und fordernd wie sonst, sondern zärtlich und voller Dankbarkeit.

Marguerite

Als seine Miene sich verfinsterte, flammte ein klein wenig Angst in ihr auf. Was, wenn er ihr wieder weh tun würde? "Ich habe es eben erst gemerkt, deshalb war ich nicht dort.", rechtfertigte sie sich ein wenig zu schnell.
Umso überraschter war sie, als er um den Tisch herum kam und sie in die Arme zog. All dies war so anders als sonst. Sein fröhliches, ehrliches Lachen...In solchen Momenten sah sie, wie anders Henry sein konnte und dann tat es ihr auch leid, dass sie ihn hinterging. Wenn er von Anfang an so gewesen wäre, hätte sie sich wohl nie auf eine Liebschaft eingelassen. Aber sie liebte Philippe, der sie so sehr schätze und behütete.
Sein so zärtlicher Kuss, den sie dieses Mal ohne Ekel über sich ergehen lassen konnte, trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. "Das ist es. Wenn...wenn Ihr nur immer so zu mir wärt wie jetzt.", sagte sie leise. "Aber ich freue mich so sehr auf das Kind."

Henry

Henry hatte das Gefühl als hätte sich endlich ein Knoten gelöst, der sich die ganze Zeit über in seinem Brustkorb befunden hatte. Er konnte freier atmen und endlich fühlte er sich zufrieden, ja sogar aufrichtig glücklich.
Sein Lachen erstarb als Marguerite die Tränen über die Wange liefen und zurück blieb nur ein sanftes Lächeln. "Nicht doch ... nicht doch. Ich bitte Euch, ma Chérie, weint nicht." murmelte er beschwichtigend und küsste sachte ihre feuchten Wangen. "Ich ... das werde ich." erklärte er leise. "Ich werde dafür sorgen, dass es Euch gut geht, Euch und unserem Kind." versicherte Henry und lehnte seine Stirn an ihre. "Verzeiht mir Marguerite. Verzeiht mir all das Unrecht, das ich Euch angetan habe." bat er leise und ließ eine Hand zu ihrem Bauch gleiten, der zwar noch flach war, in dem jedoch bereits neues Leben heran wuchs.
"Verzeiht mir." wiederholte Henry leise und schloss kurz die Augen. Er hatte einfach nicht anders gekonnt. Er hatte nicht gewusst wohin mit all der Wut, dem Ärger, der Enttäuschung und der Scham, die die Niederlagen gegen seinen Vater und das Ausbleiben eines Erben in ihm ausgelöst hatten.
In diesem Moment erinnerte Henry wahrlich noch an das Kind, das eigentlich noch in ihm steckte und viel zu schnell hatte erwachsen werden müssen. Nur war dabei einiges auf der Strecke geblieben, was er nicht hatte erfüllen können.

Marguerite

Marguerite versuchte sich zu beruhigen, aber Henry machte es ihr mit seinen Entschuldigungen nicht leicht. Nun hatte sie wirklich ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn betrog. Weil dieses Kind nicht Seines war. Aber solange er davon nichts wusste...
"Das habt Ihr auch versprochen, als wir geheiratet haben. Dass Ihr mich behüten würdet. Und doch habt Ihr mir immer wieder Schmerzen zugefügt."
Sie atmete tief ein, erzitterte leicht, blieb aber dennoch stehen, als er seine Stirn an ihre lehnte. Einen Moment solcher Nähe und Wärme hatte sie mit Henry noch nie erlebt. Seine Hand auf ihrem Bauch, so sanft.
"Ich will versuchen Euch zu verzeihen, aber dafür müsst Ihr mir etwas Zeit geben. Viel ist geschehen."

Henry

Henry schwieg einen Moment beinahe beschämt, ehe er zu einer Antwort ansetzte. "Ich war ein kleiner Junge als ich das versprach, der keine Ahnung davon hatte, was es bedeuten würde ... ich habe wahrlich viele Fehler begangen und verdiene es eigentlich gar nicht, dass Ihr mir vergebt. Aber dieses Kind ..." Henry stockte und ließ seine Finger vorsichtig über ihren Bauch streichen. "Unser Kind." murmelte Henry sanft und sah Marguerite wieder an.
"Ich will Euch Zeit geben, wenn Ihr mir erlaubt meine Fehler wieder gut machen zu dürfen." erwiderte er sanft und küsste sie erneut. "Ein Kind, Marguerite ... endlich." murmelte er gegen ihre Lippen und wusste gar nicht wohin mit all seiner Freude.
"Ich danke Euch." flüsterte er leise.

Marguerite

Marguerite nickte. "Ich weiß. Trotzdem. Als Ihr angefangen habt die Ehe zu vollziehen, habt Ihr auch angefangen mich so zu behandeln. Und da wusstet Ihr, was Ihr tatet. Aber ich will versuchen Euch zu verzeihen. Irgendwann. Und wer wäre ich, Euch zu verweigern, Eure Fehler gut machen zu dürfen?"
Marguerite lächelte leicht. "Ja, unser Kind." Wenn es denn seines wäre. Sie hoffte einfach, dass das Kind Philippe nicht ähnlich sah.
"Ihr müsst mir nicht danken. Das ist doch meine Pflicht..."
Und bisher war es das Einzige gewesen, was Henry von ihr gewollt hatte. Dies schien sich nun zu ändern.

Henry

Henry blickte betroffen drein, fast wie ein kleiner Junge, dem gerade bewusst wurde, dass er etwas wichtiges kaputt gemacht hatte. "Ich war ein Narr Euch so zu behandeln." gestand er leise. Und es war ja nicht einmal so, als hätte man ihn nicht darauf aufmerksam gemacht. Wie oft hatte er sich von seinem Lehrmeister mahnende Worte eingehandelt, wenn er seinen Ärger wieder einmal an Marguerite ausgelassen hatte. Doch gefruchtet hatte nichts davon ... bis heute.
"Ich wäre froh, wenn Ihr eines Tages feststellt, dass Ihr mir vergeben könnt." erwiderte Henry und strich Marguerite zärtlich über die Wange. "Auch wenn es das sein mag ... ich danke Euch dennoch dafür." Henry grinste nun fast ein wenig. "Seht es als ersten Schritt meiner gelobten Besserung, Marguerite." Er schloss sie noch einmal fest in die Arme und atmete tief durch. "Und nun sollen alle von diesen Neuigkeiten erfahren, ich will, dass sie unsere Freude mit uns teilen ... speist mit mir heute Abend, Marguerite. Ich werde ein kleines Festessen herrichten lassen, nur für Euch."

Marguerite

Marguerite seufzte. "Ja, das wart Ihr." Er entlockte ihr ein kleines Lächeln. Und seine Einladung zum Essen konnte sie natürlich nicht ablehnen, wenn sie nicht wollte, dass er misstrauisch wurde.
"Wenn Ihr es wünscht, werde ich kommen. Ich fürchte mich nur davor, dass dem Kind etwas geschieht und sie alle es dann wissen...."
Sie löste sich langsam von Henry. "Dann würde ich mich gern noch etwas ausruhen vor dem Essen heute Abend. Ich fühle mich nicht so wohl, die Schwangerschaft hat doch einige Auswirkungen."

Henry

"Nichts würde mir heute Abend mehr Freude machen als Euch an meiner Seite zu wissen." gab Henry zurück und legte die Hand an Marguerites Wange, ehe er den Kopf schüttelte. "Es wird nichts geschehen, da bin ich sicher. Gott hat uns endlich erhört, das wird er uns jetzt nicht wieder nehmen. Außerdem werde ich veranlassen, dass man gut auf Euch Acht gibt ... sprecht mit der Hebamme, sie wird Euch sicher helfen können."
Sie Blick wurde sanft als Marguerite sich von ihm löste und er nickte. "Tut das, ma Chérie. Ruht Euch aus ... soll ich Euch zu Eurem Gemach begleiten?"
Er würde Vater werden. Ein Gefühl, das Henry unglaublich berauschend fand. Würde es ein Junge werden, hatte er endlich einen Erben und sollte es doch ein Mädchen sein ... nun, dann würden sie es weiter versuchen, denn jetzt, da Marguerite endlich schwanger war, war Henry guter Dinge, dass es auch noch ein weiteres Mal gelingen würde.

Marguerite

"Ich werde da sein.", erwiderte Marguerite. "Ich hoffe, Ihr behaltet recht. Gott hat manchmal etwas merkwürdige Wege seine Weisheit auszuüben. Aber ich denke nicht, dass ich noch zusätzlich jemanden brauche, der auf mich acht gibt. Mein Leibwächter tut das schon ausgezeichnet. Und ich denke, er ist mir gegenüber sehr loyal. Er wird sich freuen und sich umso mehr Mühe geben."
Sie lehnte mit einem Kopfschütteln sein Angebot ab. "Das ist nicht nötig, ich danke Euch. Ich finde den Weg schon, es ist ja nicht weit. Nun denn, wir werden uns heut Abend sehen. Ich werde in den nächsten Tagen mit der Hebamme sprechen, wie Ihr es wünscht."

Josephine

Josephine hatte sich im Gras niedergelassen und beobachtete ihren Sohn, der fleißig dabei war Grashalme zu rupfen und hin und wieder auch ein Gänseblümchen dabei hatte und dieses dann neugierig in Augenschein nahm. Sie hatten Robert gerade bei seinem Training zugesehen - etwas, was sowohl Rob als auch ihr großen Spaß machte - und da das Wetter einfach herrlich war, hatte Josephine beschlossen noch etwas mit dem kleinen im Garten zu bleiben bis Robert sein Pferd versorgt und sich umgezogen hatte.
Sie seufzte zufrieden und ließ den Blick kurz schweifen - nur um im nächsten Moment inne zu halten. Sie hatte nicht bemerkt, dass überhaupt jemand den Garten betreten hatte und nun war Beatrice bereits so dicht an sie heran gekommen, dass Josephine ihr unmöglich noch aus dem Weg gehen konnte ohne unhöflich zu wirken. Dabei graute es ihr ein wenig vor der Begegnung mit Williams Mutter, denn bisher war immer jemand bei ihr gewesen, wenn sie Beatrice gegenüber gestanden hatte und die alte Frau hatte sich jedes Mal sichtlich beherrschen müssen.
Und da Beatrice nun geradewegs auf Josephine und Rob zusteuerte, war Josephine sich sicher, dass Williams Mutter nun ihre Chance gekommen sah sich Josephine einmal alleine vorzunehmen ...

 

Beatrice war es schon länger ein Dorn im Auge, dass ihr Enkel, Williams Erstgeborener, tatsächlich ein solch einfaches Mädchen - noch dazu eine Dirne - geheiratet hatte. Und das Kind sah Robert zwar ähnlich, aber das konnte genauso gut Zufall sein. Sie glaubte einfach nicht daran, dass ihr Enkel unehelich diesen Sohn gezeugt hatte. Und dass er dieses Mädchen liebte auch nicht. Er hatte sie sicherlich nur aus Pflichtgefühl geheiratet. Wie gern hatte sie dagegen Mathilda gemocht. Das war ein anständiges Mädchen gewesen.
"Josephine, so ganz allein unterwegs?", fragte sie scheinheilig. "Du scheinst dich ja schon sehr heimisch zu fühlen, nicht wahr? Dass du überhaupt Ruhe hier finden kannst, wo du dich doch so dreist hier eingeschlichen hast...."

Josephine

Josephine erhob sich, um Beatrice gebührend begrüßen zu können und knickste vor ihr, den Blick gesenkt. Sie ahnte, was da kommen würde, aber sie würde Beatrice keinen Grund liefern mit irgendwelchen Anfeindungen zu beginnen. Aber den hatte sie offensichtlich allein durch ihre Anwesenheit schon erbracht ...
Sie nickte langsam und lächelte freundlich, den Blick kurz auf ihren Sohn gerichtet, ehe sie Beatrice wieder ansah. "Wir haben Robert beim Training zugesehen und wollten nun das gute Wetter noch ein wenig hier draußen genießen." antwortete Josephine höflich, erstarrte im nächsten Moment jedoch. "Ich denke nicht, dass ich mich dreist eingeschlichen habe, Mylady." erwiderte Josephine, um Fassung bemüht. "Und deshalb wüsste ich auch nicht, wieso ich mich hier nicht wie zu Hause fühlen sollte, immerhin ... ist es mein neues Heim. Und das meines Sohnes."

 

Beatrice hob eine Augenbraue an. "So, habt ihr das. Wohl viel eher ihn vom Training abgelenkt." Sie verschränkte die Arme vor der Brust und musterte die Frau ihres Enkels durchdringend. "Ich denke doch, dass du das hast, schließlich hast du dafür gesorgt, dass Robert seine rechtmäßige und vor allem standesgemäße Verlobte verstößt und stattdessen ausgerechnet dich zur Frau nimmt. Er muss völlig den Verstand verloren haben, eine Dirne zu heiraten, die ihn bei der nächsten Gelegenheit betrügt.", erklärte sie naserümpfend.
"Und ihm im Übrigen ein Kuckuckskind unterschiebt. Du weißt ja sicher nicht einmal, wer als Vater in Frage kommt."

Josephine

Josephine legte die Stirn in Falten. "Ich denke nicht, dass wir ihn abgelenkt haben. Im Gegenteil, er hat sich für uns besonders angestrengt." erwiderte sie und musste im nächsten Moment all ihre Beherrschung aufbringen, um nicht laut nach Luft zu schnappen.
"Ich habe nicht dafür gesorgt, es war seine eigene, freie Entscheidung." erwiderte Josephine und verengte wütend die Augen. "Und ich werde ihn sicher nicht betrügen. Nie würde ich das tun. Eher würde ich sterben als Robert zu hintergehen." stellte sie entschlossen fest, keuchte dann aber doch überrascht auf. "Wie könnt Ihr es wagen!" flüsterte sie leise. "Robert allein kommt als Vater in Frage. Und seht Euch den Jungen doch einmal an, wie könnte er nicht Roberts Sohn sein?" fragte Josephine aufgeregt. Das war wirklich die Höhe, was diese Person sich hier heraus nahm!

 

"Wenn du meinst...ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass du weißt, was du deiner neuen Stellung schuldest." Beatrice zog eine Augenbraue hoch. "Seine freie Entscheidung? Wohl kaum. Eher eine Entscheidung aus Pflichtbewusstsein, weil du ihm das Kind vor die Nase gesetzt hast."
Sie schüttelte ein wenig verächtlich den Kopf.
"Und diese Worte von einer Dirne, nicht zu glauben. Wie er nicht Roberts Sohn sein könnte? Ist Robert der einzige Mann mit dunklen Haaren? Sicherlich nicht."

Josephine

"Ob Ihr es glauben mögt oder nicht, ich bin mir dessen sehr wohl bewusst." erwiderte Josephine. "Und da Ihr mich doch nicht im Geringsten kennt, dürfte es schwer für Euch sein, solche Dinge zu beurteilen."
Josephine mahnte sich zur Ruhe, auch wenn es ihr wahrlich schwer fiel angesichts solcher Anschuldigungen. "Wenn Ihr mir nicht glauben wollt, dass fragt Robert doch selbst, warum er mich geheiratet habt, er wird Euch schon eine Antwort geben. Oder denkt Ihr etwa, er würde Euch anlügen?"
Bei Beatrice nächsten Worten verengten sich Josephines Augen und sie reckte das Kinn ein wenig nach oben. "Ich bin keine Dirne mehr." erklärte sie erstaunlich ruhig. "Ich habe in meinem Leben Fehler begangen, das ist wahr, aber ich habe dafür eingestanden. Ich habe ein Jahr im Kloster verbracht, um zu büßen und mich von meinen Sünden rein zu waschen. Und ich sage Euch, seit Robert in mein Leben getreten ist, gab es für mich keinen anderen Mann mehr. Dieser Junge ist der Sohn Eures Enkels und somit Euer Urenkel und Fleisch und Blut. Findet Euch damit ab oder lasst es bleiben, aber behelligt mich nicht mit solchem unsinnigen Geschwätz."

 

Beatrice schnaubte ungläubig. "Ein Jahr im Kloster um wie viele Jahre in Sünde aufzuwiegen? Das kann nicht dein Ernst sein. Vielleicht werde ich Robert fragen, wir werden sehen. Jedenfalls kann ich dich nur warnen. Sei vorsichtig, ich werde dich im Auge haben. Und sollte ich auch nur ein Anzeichen sehen, dass du in alte Muster zurückfällst, wird es dein letzter Tag hier sein."
Beatrice bedachte Josephine noch einmal mit einem finsteren Blick und wandte sich dann ab, ohne Rob weiter zu beachten.
Diese Dirne würde schon noch sehen, dass sie nicht hier her passte.

Josephine

Josephine biss die Zähne aufeinander und wartete wortlos bis Beatrice ein Stück von ihnen entfernt war, ehe sie geräuschvoll ausatmete und sich Rob zuwandte. Mit sanftem Blick hob sie ihren Sohn hoch und schlang die Arme um ihn, um den Kleinen fest zu halten.
"Ach mein Süßer, es ist wahrlich nicht ganz so leicht, was?" murmelte sie und schüttelte leicht den Kopf. "Komm, lass uns hinein gehen. Ich muss mich beruhigen und dein Vater ist sicher auch schon drinnen." Auch wenn sie entschlossen war Robert kein Wörtchen davon zu erzählen.

 

Robert seufzte behaglich und streckte sich noch einmal. Er hatte sich gerade an der Waschschüssel etwas gesäubert und den Schweiß und Staub vom Training abgewaschen. Nun wartete er mit einem Becher Wein in der Hand auf seine kleine Familie.
Josie und der Kleine hatten ihm zugesehen und das hatte ihn zu Höchstleistungen angespornt. Schließlich sollte seine Frau stolz auf ihn sein. Vieles hatte sich verändert, seit er sie geheiratet hatte und auch Rob in sein Leben getreten war. Aber mehr hätte er sich nicht wünschen können.
Er war einfach glücklich.

Josephine

Josephine sollte Recht behalten, denn als sie die Tür zu ihrem Gemach öffnete, wartete Robert bereits auf sie. Sie lächelte leicht, ging eilig zu ihm hinüber und gab ihm einen Kuss. "Du warst wundervoll vorhin." erklärte sie leise, während Rob seine kleinen Ärmchen ausstreckte und seinen Vater stumm aufforderte ihn auf den Arm zu nehmen.
"Und ich glaube, Rob ist da ganz meiner Meinung. Er war völlig fasziniert bei der Sache." erzählte sie Robert und strich ihm sanft über die Wange.

 

Robert legte den Arm um Josie, als sie zu ihm trat und ihn küsste. "Ich habe mich extra für euch so angestrengt." Er lachte leise und hob Rob auf seinen Schoß. Es war unfassbar, wie sehr er den Kleinen liebte.
"Warst du das, mein Süßer?" Robert lächelte und zerzauste Rob liebevoll den dunklen Schopf. "Warst du mit ihm im Garten, Josie? Die Sonne noch ein wenig genießen?"
Er war einfach nur zufrieden mit seiner Welt. Alles war gut so wie es jetzt war und daran würde sich auch nichts ändern, wenn Mathilda kam.

Josephine

Josephine wurde warm ums Herz als sie Vater und Sohn beobachtete und sie fühlte sich einmal mehr bestärkt darin, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Es war fast so als hätte Rob ihr damals auf die Sprünge helfen wollen als er mit seinen kleinen Beinchen losgelaufen war - direkt seinem Vater vor die Füße.
"Ja, ich glaube, er wird sich später große Mühe geben dir nachzueifern, sobald er dazu erst einmal in der Lage ist." erwiderte Josephine lächelnd und nickte dann. "Waren wir. Es war ... schön draußen." erklärte sie mit kurzem Stocken bei dem Gedanken an ihr Zusammentreffen mit Beatrice. Diese alte Furie hatte sich wirklich einiges herausgenommen ... unglaublich. Aber Josephine war nicht bereit einfach so klein bei zu geben.