William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Ihre Ankündigung, sie müsse gehen, hatte Arthur mit einem trägen Lächeln abgetan und ihr noch einen Kuss gegeben, so dass sie sich entschied, wenigstens noch einen Moment hier zu verweilen. Sie hatte sie Augen halb geschlossen und den Kopf an Arthurs Schulter gebettet und war völlig in Gedanken versunken.
Als sie plötzlich ihren Namen hörte und es nicht Arthur war, sondern diese andere so wohl vertraute Stimme, fuhr Constance erschrocken hoch und sah sich im nächsten Augenblick John direkt gegenüber, der vor dem Bett stand und sie entsetzt anstarrte. "Oh Gott, John, was -" sie brach ab als Arthur sich regte und herum fuhr, die Augen verärgert zu Schlitzen verengt.
"Was fällt dir eigentlich ein hier einfach so rein zu platzen?" knurrte Arthur zornig, so als wäre nicht er derjenige, der hier den größeren Fehler gemacht hatte, sondern John.
Constance legte ihm rasch eine Hand auf den Arm. "Arthur, bitte ..." mahnte sie leise, wickelte sich rasch in das dünne Bettlaken und stand im nächsten Moment vor John, sah ihn betroffen an und wusste einen Moment lang nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte sich das anders vorgestellt ... sie hatte es ihm sagen wollen, aber doch nicht so, er hatte sie doch nicht sehen sollen!
"John, es tut mir Leid." murmelte sie dann schließlich und senkte den Blick.

John wusste nicht, was ihn sprachloser machte: Constances Reaktion oder Arthurs bissige Frage, als ob er hier derjenige war, der alles falsch machte. Er brachte einen Moment lang kein Wort heraus, er sah die Beiden einfach nur an, völlig entsetzt.
Er schluckte schwer und riss den Blick für einen Moment von Constance los. Er sah Arthur verächtlich in die Augen. "Ich habe geklopft. Und ich habe meine Frau gesucht. Offenbar bin ich ja auch fündig geworden. Die Frage ist ja wohl viel eher, was dir einfällt, dir meine Frau ins Bett zu holen, du Bastard."
Nie in seinem Leben war er so wütend und so verletzt gleichzeitig gewesen. Er konnte es nicht ertragen die Beiden zusammen zu sehen und so schon gar nicht. Wie hatte Constance das tun können?
"Es tut dir leid? Das ist alles, was dir dazu einfällt?", fragte er tonlos. "Du hast also eine Entscheidung getroffen." Warum nur fühlte es sich an, als würde ihm jemand das Herz heraus reißen?
"Wie kannst du mir das antun?"

Arthur hatte sich auf den Ellenbogen abgestützt und warf John einen verächtlichen Blick zu. "Geklopft, aber nicht auf Antwort gewartet." bemerkte er abfällig, setzte sich auf und schwang die Beine über das Bett. Mit einer Gelassenheit, die sogar Constance beinahe die Nerven raubte, hob er seine Hose auf und zog sie an, um seinem Bruder gegenüber zu treten. "Und wir wollen lieber gar nicht davon anfangen, wer hier wem die Frau geklaut hat, was Mönchlein? Du hättest einfach in deinem Kloster bleiben sollen, John, so wie es vorherbestimmt war."
Constance warf Arthur einen wütenden Blick zu, ehe sie John wieder ansah. "Mir würde noch einiges dazu einfallen und ich sage es dir auch gerne, wenn du bereit bist, mich anzuhören." erwiderte sie traurig und seufzte schwer. "Das habe ich tatsächlich, aber nicht die, die du jetzt denkst, John." entgegnete Constance. Mit einer Hand hielt sie das Laken weiter zusammen, mit der anderen fuhr sie sich über das Gesicht und schüttelte leicht den Kopf. "Ich wollte dir nie weh tun, John. Aber nachdem du mich vorhin weggeschickt hast, war ich völlig durch den Wind. Ich weiß, dass das nicht rechtfertigt, was ich getan habe, aber ich ..." Constance senkte beschämt den Blick und zögerte einen Moment. "Es hat einfach gut getan, dass mir jemand zeigt, dass ich nicht ganz so abscheulich und verachtenswert bin, wie ich mich nach unserem Streit gefühlt habe." murmelte sie leise und spürte, wie sich die Tränen langsam in ihre Augen stahlen.

"Es hätte ja auch sein können, dass du schon schläfst.", erwiderte John bissig und beobachtete zornig, wie Arthur sich Zeit ließ und sich gelassen eine Hose überzog. Er wich Arthurs Blick nicht aus. "Eine Frau kann man nicht stehlen, denn sie gehört nur sich selbst. Außerdem wusste ich gar nicht, dass du jemals irgendetwas mit Constance zu schaffen hattest, außer, dass du sie im Stich gelassen hast. Sie hat sich für mich entschieden damals, das ist eine Tatsache. Und was vorherbestimmt ist, weißt sicherlich nicht du. Vielleicht wollte Gott, dass ich sie kennenlerne? Nenn mich nicht Mönchlein, das bin ich nicht.", zischte er wütend.
"Ich weiß noch nicht, ob ich dazu bereit bist. Und natürlich hast du eine Entscheidung getroffen. Du hast unser Eheversprechen gebrochen, Constance.", warf er ihr verletzt vor. "Und jetzt bin ich Schuld an dem hier? Weil ich dich weggeschickt habe? Wir streiten einmal und du, du betrügst und hintergehst mich gleich? Und du sagst mir wirklich, meine Eifersucht wäre unbegründet? Und ich Hornochse wollte mich bei dir entschuldigen."

Arthur

"Erst Recht kein Grund in mein Gemach zu kommen oder wolltest du die Gelegenheit nutzen und mich im Schlaf aus dem Weg räumen?" zischte Arthur wütend und im nächsten Moment verengten sich seine Augen zu Schlitzen. "Wie kannst du es wagen!" grollte er und wollte sich auf John stürzen, doch Constance war schneller und versperrte ihm den Weg, legte die Hand auf seine Schulter und sah ihn eindringlich an. "Arthur hör auch damit! Ich bitte dich." redete sie auf ihn ein und wandte sich dann wieder John zu als Arthur nachgab und wieder einen Schritt zurück trat.
Constance hielt den Blick gesenkt und suchte fieberhaft nach irgendwelchen Worten, die nicht wie hohle Phrasen klangen und die John klar machen konnten, was in ihr vorging.
Mit einem Mal ruckte ihr Kopf nach oben und sie schüttelte mit erschrockenem Blick den Kopf. "Nein, so meinte ich das nicht, das hatte ich nicht sagen wollen, es ist nicht deine Schuld, John." erwiderte sie verzweifelt und sah ihren Gemahl wieder an. "Du ... du wolltest dich ... entschuldigen?" murmelte sie leise und spürte, wie die Tränen nun langsam begannen hervorzuquellen und ihr über die Wangen zu laufen. Ungeduldig wischte sie ein paar davon mit dem Handrücken weg. "John, ich bitte dich, lass uns das in Ruhe noch einmal besprechen. Ich weiß, es ist eigentlich unverzeihlich, was ich getan habe, aber bitte ..." Sie trat dichter an ihn heran und legte eine Hand auf seine Brust. "Bitte John, verlass mich nicht." wisperte sie leise.

"Das sind vielleicht deine Methoden, aber nicht meine.", fauchte John aufgebracht zurück. "Ich wage, was ich will." Es war ihm fast unlieb, dass Constance dazwischen ging. Wie gerne hätte er Arthur diese Unverschämtheiten aus dem Leib geprügelt. Es war ihm völlig egal, dass er ziemlich unterlegen war. Hauptsache, Arthur war endlich still!
"Natürlich wollte ich mich entschuldigen, aber du verlangst so unfassbar viel von mir momentan." John schluckte schwer. "Ja, unverzeihlich, du sagst es. Constance, ich kann das nicht. Ich kann jetzt nicht in Ruhe mit dir darüber sprechen, nicht nachdem ich euch so gefunden habe. Ich kann dir nicht sagen, was ich tun werde, ich kann gar nichts sagen. Ich weiß nur, dass du unsere Ehe wegen ein paar Hirngespinsten mit Füßen trittst.", erwiderte er leise.
"Und deshalb werde ich jetzt gehen." Er musste schleunigst hier weg, an die frische Luft. Und wenn er zur Ruhe kam, würde diese Gefasstheit nicht mehr lange Bestand haben. John hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.

Constance hatte das lose Ende des Bettlakens so verknotet, dass sie nun beide Hände frei hatte und legte deshalb auch die zweite auf Johns Brust und sah ihren Gemahl flehend an. So hatte es nicht laufen sollen. Ganz und gar nicht. Sie hatte sich vorgenommen ihren Fehler morgen zu beichten und ihm zu sagen, dass sie bei ihm bleiben wollte, dass sie sich für ihn und gegen Arthur entschieden hatte und wenn er es in seinem Herz fand, ihr zu vergeben, wollte sie alles wieder gut machen. Aber jetzt, da John sie erwischt hatte, schien die Wahrscheinlichkeit, dass er ihr vergeben würde gegen null zu laufen.
"John, ich flehe dich an, geh nicht. Ich tue alles was du willst, alles, nur bitte, bitte bleib. Ich liebe dich, John." murmelte Constance leise und sah mit tränenverschleiertem Blick zu ihm auf.
Wie hatte sie nur so dumm sein können? Wie hatte sie John so hintergehen können?

John erwiderte Constances Blick kurz, dann trat er einen Schritt zurück. Er liebte seine Frau und ihr Blick machte es ihm schwer, aber er konnte es gerade nicht ertragen, dass sie ihn berührte.
"Was erwartest du nur von mir? Denkst du, ich bin ein Heiliger? Ich kann nicht hier bleiben. nicht in diesem Raum und nicht in seiner Nähe. Ich muss erst damit zurecht kommen, was hier gerade passiert ist. Ach, du liebst mich? Und deshalb steigst du mit diesem Kerl ins Bett? Das ist ein wirklich merkwürdiger Liebesbeweis, Constance.", sagte er kühl und wandte sich ab.
"Ich werde sicher nicht hier bleiben, ich werde jetzt gehen...und nachdenken."
Und vielleicht mit William sprechen. Er hatte wirklich das Gefühl, als habe man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen.

Als John einen Schritt zurück machte, folgte Constance ihm und strich ihm kurz über die Wange. "Dann lass uns in unser Gemach gehen, bitte." bat sie leise. Sie konnte ihn doch jetzt nicht einfach gehen lassen, dann würde es zwischen ihnen nie wieder in Ordnung kommen, fürchtete sie.
Doch Johns Blick allein war unmissverständlich. Constance unterdrückte ein Schluchzen und senkte rasch wieder den Blick als sie eine Hand auf ihrem Rücken spürte. "Komm, lass ihn gehen, wenn er will." erklärte Arthur mit ruhiger Stimme und strich Constance sachte über den Rücken.
Er hielt den Blick starr auf John gerichtet und wünschte sich einmal mehr, sein Bruder wäre entweder im Kloster gewesen oder er wäre ein Ritter, den er fordern konnte, aber so war das unmöglich.

John sah sie an, ließ ihre Berührung kurz zu. "Und was soll das heute Nacht noch ändern, Constance?", fragte er leise. "Gib mir ein bisschen Zeit, darüber nachzudenken, bevor ich irgendetwas entscheide. Ich muss mir über all diese Dinge Gedanken machen. Du wolltest Zeit, also gewähre sie auch mir. Morgen werde ich mit dir sprechen, aber vorher...muss ich ein bisschen allein sein, denke ich.", erklärte er mitgenommen.
Die Wut flammte jedoch erneut in ihm hoch, als Arthur die Hand auf Constances Rücken legte. Ohne weiter darüber nachzudenken, schlug er ihm mit all seiner Kraft ins Gesicht. Es war egal, was Constance darüber denken würde, das Schwein hatte es verdient.
"Lass...die...Finger...von...meiner...Frau!!", brüllte er ihm ins Gesicht. "Glaub ja nicht, weil ich kein Ritter bin, hätte ich dir nichts entgegen zu setzen. Und ich schwöre bei Gott, wenn du sie nicht in Ruhe lässt und sie noch einmal anfasst, Arthur de Warenne, dann werde ich dich eigenhändig zur höchsten Klippe von Cornwall schleifen und ins Meer werfen, damit du wieder nach Frankreich geschwemmt wirst, wo du hingehörst! Nur deinetwegen ist mein Leben ein Scherbenhaufen und nicht einmal jetzt lässt du deine dreckigen Finger von ihr! Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Arthur! Halte dich daran! Du hast doch gehört, dass sie mich nicht verlassen möchte!"

Constance fasste ein klein wenig Mut als John die Berührung zuließ und nicht wieder zurück wich, dann nickte sie bekümmert. "In Ordnung, du sollst die Zeit haben. Aber John, bitte, versprich mir, dass du nicht einfach verschwindest, sondern wir uns morgen sehen." bat sie leise.
Als John im nächsten Moment ausholte und Arthur ins Gesicht schlug, schrie Constance vor Überraschung und Entsetzen auf. Sie hörte den Knochen brechen und Arthur stöhnte leise auf, taumelte etwas zurück und fasste sich an die gebrochene Nase aus der nun das Blut zu fließen begann. Er war auf einen solchen Schlag nicht vorbereitet gewesen und so hatte John ihn direkt getroffen.
"Du elender Bastard." knurrte Arthur und starrte auf seine blutverschmierte Hand. Dann sah er seinen Bruder wieder an und stürzte sich im nächsten Moment auf ihn. "Das wirst du noch bereuen." knurrte Arthur zornig.
Constance war für einen Moment wie vom Donner gerührt, dann begriff sie, was hier gerade geschah. "Oh Gott, hört auf! Hört auf damit, um Himmels Willen!" rief sie und versuchte krampfhaft die beiden Männer irgendwie auseinander zu kriegen. "Hört auf!"

John nickte nur knapp. Es hatte ja ohnehin keinen Sinn davon zu laufen, irgendwie musste die Situation sich klären. Er würde morgen mit Constance sprechen. Wenn er sich selbst über seine Gefühle im Klaren war.
Im nächsten Augenblick hatte er keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn Arthur stürzte sich auf ihn und sie Beide gingen unsanft zu Boden. John versuchte sich wegzurollen. Er wusste, er hatte wenig Chancen gegen Arthur. Dieser war körperlich einfach viel besser in Form.
"Ich bereue überhaupt nichts. DU hast es verdient.", zischte er. Da er nicht riskieren wollte, Constance zu treffen, rappelte er sich hoch und trat zurück, doch auch er hatte einen ordentlichen Schlag abbekommen. Keuchend standen sich die Brüder gegenüber. John straffte die Schultern und verließ mit einem letzten Blick auf Constance den Raum.
Ob er noch einmal Williams Rat suchen sollte? Vielleicht würden ihn seine verletzten Gefühle dann nicht ganz so hart treffen.

Constance war erleichtert als die beiden voneinander abließen, denn einen Moment lang hatte sie geglaubt, sie würden nicht aufhören. Sie biss sich auf die Unterlippe als John sich abwandte und das Gemach verließ und im nächsten Moment strömten die Tränen unaufhaltsam. Sie versuchte sie wegzuwischen, aber sie wollten einfach nicht versiegen. Was hatte sie nur angerichtet?
Langsam wandte sie sich von der Tür ab und Arthurs Anblick brachte wie wieder ein wenig zur Vernunft. "Oh Gott, Arthur, wie du aussiehst ..." murmelte sie, fuhr sich noch einmal mit den Händen über die Augen, dann trat sie zu ihm heran und begutachtete seine Nase. "Ich kann sie richten und dann musst du sie gut kühlen, hörst du?" murmelte sie ein wenig abwesend, da ihre Gedanken immer noch bei John hingen.

Arthur

Arthurs Anspannung ließ erst nach, als John den Raum hinter sich gelassen hatte. Und Constances Tränen nervten ihn gerade ein bisschen. Doch noch wütender war er auf seinen Bruder, der den wundervollen Abend zunichte gemacht hatte.
Er seufzte leise und betastete vorsichtig seine Nase. "Verflucht noch eins, für einen Mönch hat er einen wirklich harten Schlag.", brummte er und nickte dann. "Wenn du sicher bist, dass du das kannst. Sonst wird sie so bleiben müssen, John werde ich sicher nicht fragen.", erwiderte er ein wenig spitz.
"Immerhin weiß er es jetzt und kann sich damit abfinden."

Constance legte das Laken auf das Bett zurück und schlüpfte in ihr Unterkleid, der Rest musste warten bis sie Arthurs Nase versorgt hatte, sie wollte nicht, dass das gute Kleid auch noch Blutflecken abbekam. "Du bist unmöglich, weißt du das?" erwiderte sie als sie eine Schüssel holte und ein wenig Wasser hinein füllte, das in einem Krug bereit stand. "Er ist kein Mönch und das weißt du auch." murmelte sie und sah sich nach einem Tuch um. Als sie fündig geworden war, kehrte sie zu Arthur zurück und deutete auf den Stuhl. "Am besten du setzt dich hin." erklärte sie und war in gewisser Weise dankbar für diese gebrochene Nase, denn so hatte sie etwas zu tun, was sie von ihren düsteren Gedanken noch eine Weile ablenkte.
Geräuschvoll atmete Constance aus. "So hatte ich mir nicht vorgestellt, dass er davon erfährt." erwiderte sie und schluckte schwer.

Arthur

Arthur grinste flüchtig. "Ich weiß. Aber er benimmt sich regelmäßig wie ein Mönch, das musst du zugeben." Folgsam setzte er sich auf einen Stuhl und wartete geduldig, dass sie die Behandlung seiner Nase begann. Dieser verfluchte Priester...
"Ich gebe zu, das war etwas unglücklich. Aber immerhin hast du dir die Beichte gespart und er weiß, woran er ist. Du wirst dich doch nicht wirklich für ihn entscheiden, nicht wahr? Du wirst doch bei mir bleiben...John wird ohnehin erst einmal beleidigt sein. Bis er alles kaputt gemacht hat, war der Abend doch wirklich wunderschön..."
Constance hatte das sicher nur gesagt um John zu besänftigen.

Constance schürzte die Lippen. "Ich habe alleine sechs reizende Beweise dafür, dass er keiner ist." erwiderte Constance. "Und nur, weil er nicht so aufbrausend ist wie du, ist er ja noch lange kein Mönch." bemerkte sie ein wenig spöttisch.
Constance schwieg beharrlich und säuberte zunächst vorsichtig Arthurs Nase ein wenig, dann legte die die Hände an beide Seiten und rückte sie mit einem Ruck zurecht. Mit dem feuchten Tuch wischte sie ihm das letzte bisschen Blut aus dem Gesicht und von den Händen, dann tauchte sie ein frisches Tuch in das Wasser, faltete es und hielt es Arthur hin. "Hier, nimm das, um sie zu kühlen." riet sie ihm. "Morgen früh kannst du dir von Hal noch eine Salbe geben lassen, die gegen die Schwellung hilft."
Constance stellte die Schale auf den Tisch und setzte sich dann neben Arthur, ließ den Blick durch den Raum schweifen und seufzte leise. "Es war mein Ernst als ich sagte, dass ich ihn nicht verlassen will, Arthur." erklärte sie dann langsam.

Arthur

"Ja, ja... Arthur verdrehte leicht die Augen. "Aber manchmal benimmt er sich trotzdem wie einer. Er ist manchmal so furchtbar naiv, gerade was seine Ideale angeht..."
Arthur biss die Zähne zusammen, als Constance seine Nase richtete, konnte aber ein leises Stöhnen nicht unterdrücken. Verflucht, tat das weh.... Er nahm das Tuch in Empfang und legte es vorsichtig auf die Nase.
Er warf Constance seitlich einen Blick zu und ließ das Tuch kurz wieder sinken.
"Das kann nicht dein Ernst sein, Constance.", widersprach er entsetzt."Nicht nach diesem Abend zusammen....was gibt er dir, was du bei mir nicht findest? Ich liebe dich, Constance."

"Ich finde seine Ideale durchaus erstrebenswert. Er ist ein guter Mann, Arthur." erwiderte Constance und bedachte ihn mit einem mitfühlenden Blick als Arthur leise aufstöhnte. "Mach dir keine Sorgen, wenn du die Nase gut kühlst und morgen zu Hal gehst, wird sie rasch besser werden." versprach sie ihm sanft.
Das Entsetzen in Arthurs Stimme ließ ihr Herz schwer werden. Es war so schwer aus dieser Situation heraus zu kommen. "Ich weiß und ich dich auch, aber genauso liebe ich John und er mich. Das ist ja das Problem an der ganzen Sache." erwiderte sie und senkte den Blick für einen Moment lang. "Es ist nichts, was er mir gibt und du nicht, Arthur, nichts, was ich benennen kann." erklärte Constance während sie auf ihre nackten Füße hinab starrte. "Ich liebe euch beide und wenn du damals vor unserer Hochzeit zurück gekommen wärst ... vielleicht hätte ich dann alles abgesagt und John für dich verlassen. Aber das Schicksal hat es anders mit uns gemeint und ich kann einfach nicht verdrängen, was ich in den letzten siebzehn Jahren mit John erlebt habe. Und unsere Kinder ..." Constance schüttelte leicht den Kopf. "Solange er mich nicht verstößt, kann ich ihn einfach nicht verlassen, Arthur. Das würde uns alle unglücklich machen." Sie sah endlich wieder auf und bedachte Arthur mit einem zärtlichen Blick. "Heute Nacht war ... wundervoll, Arthur, aber gleichzeitig hat sie mir vor Augen geführt, dass es nie funktionieren würde, wenn ich John verließe, ich müsste ja doch immerzu an ihn denken."
Sie griff nach Arthurs Hand und strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. "Es tut mir so Leid, Arthur. Ich wünschte, all das wäre anders verlaufen."

Arthur

Arthur gab lieber keinen Kommentar ab und nickte nur knapp. "Ich hoffe es." Auch, wen er noch nicht wusste, wie er damit atmen sollte. Es schmerzte höllisch und so legte er eilig den kühlenden Lappen zurück auf die Nase.
"Aber ich konnte doch nichts dafür, dass ich nicht früher zurückgekehrt bin. ich hätte dich sofort geheiratet. Ich wäre für deine Kinder wie für meine eigenen." Er schüttelte verzweifelt den Kopf.
"Unglücklich? Wieso? Ich wäre überglücklich, wenn du zu mir kämst. Du müsstest an ihn denken? Warum? Ich würde dich das vergessen lassen, Constance. Bestimmt würde es mir gelingen. Es war wunderschön mit dir, das kannst du doch nicht einfach wegwerfen."

"Nein, du konntest nichts dafür, das ist wahr." erwiderte Constance und seufzte leise. "Aber vielleicht hatte es einen Grund, dass alles so gekommen ist."
Sie sah Arthur an und es zerriss sie beinahe innerlich ihn so zu sehen. Warum hatte Gott solch ein Spiel mit ihnen gespielt? Wieso nur?
"Ich wäre unglücklich, weil ich weiß, dass es John zu Grunde richten würde, würde ich ihn verlassen. Und das wiederum würde dir zu schaffen machen. Es kann einfach nicht gut gehen, für keinen von uns." murmelte Constance. Dann gab sie einen kläglichen Laut von sich und legte die Arme vorsichtig um Arthurs Hals, vergrub das Gesicht an seiner Schulter. "Oh Arthur, ich wünschte, ich könnte es allen Recht machen. Ich wünschte, es gebe einen vernünftigen Weg, aber egal was ich tue, irgendjemanden verletzte ich und das halte ich einfach nicht mehr aus." brachte Constance mit rauer Stimme hervor.

Arthur

"Meinst du? Ich glaube eher, es war eine Probe. Eine Probe, wie stark unsere Liebe ist. Und du willst alles wegwerfen. John wird daran schon nicht zugrunde gehen. Er kann zurück ins Kloster, dort fühlt er sich doch wohl. Und dort wird er schon Trost bei Gott finden. Dann musst du nicht unglücklich sein und kannst bei mir bleiben und wir können in Frieden leben. Es könnte gut gehen, wenn du es nur zulassen würdest.", erwiderte Arthur eindringlich. Es musste doch einen Weg geben, dass Constance bei ihm blieb. Er zog sie eng an sich.
"Ich bitte dich, Constance. Mich würdest du genauso zugrunde richten und es ist doch etwas Besonderes zwischen uns.Das musst du doch auch merken. John hat nicht zwanzig Jahre auf dich gewartet." Er hätte es doch endlich einmal verdient, in seinem Leben etwas zu haben.

"Ich weiß es nicht, Arthur. Ich weiß es wirklich nicht. Es gibt so viele Möglichkeiten und ich weiß einfach nicht, welche die ist, die Gott angedacht hat." murmelte sie und ließ zu, dass Arthur sie an sich zog. Der Schaden war ohnehin angerichtet und John auf und davon, da spielte das nun wirklich keine Rolle mehr.
"Arthur ..." murmelte sie leise und strich über seine warme Haut. "Ich muss abwarten. Abwarten wir das Gespräch mit John morgen läuft, ob er überhaupt gewillt ist, mich zurück zu nehmen oder ob ich nun bereits schon alles zerstört habe. Und dann sehen wir weiter." erwiderte Constance schließlich.
Sie sah Arthur wieder an und hauchte dann einen Kuss auf seine Wange. "Aber so oder so, ich sollte heute nicht hier bleiben. Der kleine Johnny wacht manchmal noch mitten in der Nacht auf und ich möchte nicht, dass mein Sohn plötzlich in dem völlig leeren Gemach seiner Eltern steht und nicht weiß wohin."
Constance erhob sich und suchte ihre Sachen zusammen, um sich wieder anzuziehen.
Ihr war mulmig zu Mute und sie wusste, dass sie heute Nacht kein Auge mehr zumachen würde. Sie hoffte nur, dass John sich jetzt nicht halb besinnungslos trank oder irgendwo hin verschwand und sich doch vor dem Gespräch morgen drückte.

Es war inzwischen Mitternacht vorbei und John hatte sich trotz der Kälte in den Garten gesetzt, ins Mondlicht. Dort umfing ihn fast völlige Stille, in der er in Ruhe nachdenken konnte. Außerdem spekulierte er darauf, dass William bei seiner abendliche Runde durch den Innenhof und den Stall heute etwas später dran war.
Er sollte Recht behalten, denn bald schon hörte er langsame Schritte auf dem Kies hinter sich. Er seufzte leise, als die Gestalt hinter ihm zum Stehen kam.
"Es hat keinen Sinn mich zu entschuldigen. Sie hat sich schon Ersatz gesucht.", meinte er niedergeschlagen. "Ich habe sie in Arthurs Bett gefunden..."

William hatte gerade die Stallungen hinter sich gelassen und zog den Mantel fester um sich als er den Garten ansteuerte, um wie üblich auf dem Rückweg zur Burg auch dort noch einmal vorbei zu sehen. Wenngleich an den Toren Wachen postiert waren, hatte er sich über die Jahre hinweg dennoch angewöhnt selbst vor dem Schlafengehen noch einmal nach dem Rechten zu sehen, er schlief dann einfach ruhiger.
Ein wenig verdutzt stellte er fest, dass er heute Nacht aber scheinbar nicht der einzige war, der noch auf den Beinen war, denn im Garten konnte er jemanden auf einer der Bänke sitzend ausmachen und als er näher kam, erkannte er John.
Ein düsteres Gefühl beschlich ihn und die Worte, die er zur Begrüßung erhielt, bestätigten seine Befürchtung. William atmete geräuschvoll aus und ließ sich dann neben John auf der Bank nieder. "Tatsächlich? Nun, das hätte ich nicht erwartet." murmelte er und fuhr sich mit der behandschuhten Hand über den Bart. "Wie hat sie reagiert?" erkundigte William sich nachdenklich.