William und Joanna - bis 1188

Emma

"Das kann nie schaden, denke ich." Emma lächelte breit. "In dieser Welt muss man sich ein dickes Fell zulegen, sonst geht man zugrunde. Das wird in deinen Kreisen ebenso sein wie in meinen. Schnell ist ein hartes Wort gesprochen, auch wenn es oft nicht so gemeint ist. Aber wenn man jemanden hat, der einem den Rücken stärkt, ist das alles nur halb so schlimm."
Emma ließ sich rückwärts neben ihn auf das Bett sinken und schaute nachdenklich zu ihm hoch. "Na gut, lass mich überlegen..."
Ihre Miene hellte sich auf. "Gut, ich glaube, das lässt sich nett erzählen. Vor ein paar Monaten kam ein Mann hierher, kräftig, ordentlich angezogen. Kein unangenehmer Kerl, im Gegenteil. Er war höflich und zahlte gleich ohne Aufforderung. Ich nahm ihn mit hier hinauf und kam noch nicht einmal dazu die Tür zu verriegeln, da kam jemand die Treppe herauf gestürmt und riss die Tür auf. Du hättest sein Gesicht sehen sollen! Ganz blass und ängstlich, als plötzlich seine Frau im Zimmer stand. Sie war nur beinahe halb so groß wie er und schrie auf ihn ein. Der arme Kerl wurde immer kleiner. Schließlich begann sie ihn mit der eisernen Pfanne auf ihn einzuschlagen und trieb ihn vor sich her nach Hause. Es war ein Bild zum totlachen!"

"Damit hast du zweifelsfrei Recht." erwiderte Rob. "Das ist nur gar nicht so leicht, wenn man noch nicht einmal zehn Jahre alt ist und die Welt noch nicht recht begreift. Aber mittlerweile habe ich in diesem Punkt wirklich viel dazu gelernt. Und hier in Bordeaux bin ich ohnehin gerne, es ist ein guter Ort für meine Ausbildung."
Zufrieden beobachtete er wie Emma sich neben ihm auf dem Bett ausstreckte und als sie zu erzählen begann, drehte Rob sich herum, so dass er sie besser ansehen konnte und sich nur noch auf einem Ellenbogen abstützte. Er lauschte ihr aufmerksam und brach dann in schallendes Gelächter aus. "Wirklich? Herrje, das muss ein herrliches Bild gewesen sein! Nur gut, dass sie auf ihren Mann los ist und nicht auf die Idee kam, dich auch zur Rechenschaft zu ziehen. Sie hat es aber sicher nicht gern gesehen, dass er ihr schwer verdientes Geld hier her getragen hat."

Emma

Emma nickte. "Das stimmt wohl. Je jünger man ist, desto schwieriger ist es. Aber es freutmich, dass du dich hier so wohl fühlst. Du gehörst zum Hof des Herzogs, nicht wahr? Du bist mit seinen Söhnen befreundet. Ich glaube, es wäre gut für uns alle, wenn er eines Tages König würde. Er lässt die Bauern nicht bluten und schröpft sie nicht bis aufs Letzte. Er tut, was er kann. Und die Lady Beatrice auch. Ich sehe sie manchmal auf dem Markt. Sie ist sich nie zu fein für ein Schwätzchen mit dem Bäcker oder einem Bauern, der sein Gemüse verkauft. Deshalb mögen wir Aquitanier sie auch so gern."
Sie grinste zufrieden, als er laut lachte. Das hatte sie erreichen wollen.
"Ja, ich war auch recht froh. Aber sie war so wütend, dass sie mich gar nicht beachtet hat. Allerdings tat mir der arme Mann ein wenig leid. Ich konnte verstehen, dass er her kam. Bei so einer Furie als Frau...was er sich dabei nur gedacht hat sie zu heiraten."

Rob nickte langsam. "Ich bin seit kurzem sein Knappe und Stephan ist schon seit Jahren mein bester Freund. Lady Beatrice ist die Schwester meines Vaters, deshalb bin ich schon früh hier her gekommen und nun für meine Ausbildung wieder hier." Rob lächelte leicht. "Ja, er ist manchmal ein Hitzkopf, wie sein Vater, aber Richard wäre ein guter und gerechter König, dessen bin ich mir sicher."
Als Rob aufhören konnte zu lachen rang er einen Moment lang nach Atem, dann grinste er. "Tja, wer weiß das schon. Vielleicht hatte er es aber auch verdient, wir haben ja keine Ahnung, was er sich zu Hause so leistet. Aber es klingt als hätte seine Frau ihn mehr als im Griff. Womöglich haben sie es sich beide nicht ausgesucht einander zu heiraten. Die wenigsten heiraten ja weil sie einander zugetan sind, sondern weil es wirtschaftlich oder politisch günstig ist." sinnierte Rob.

Emma

"Oh, dann stehst du ihnen ja noch näher, als ich dachte! Du bist sein Neffe!", stellte Emma ehrfürchtig fest. "Es muss eine große Ehre sein, als sein Knappe zu dienen. Eine bessere Ausbildung könntest du nicht bekommen. Und deine Tante ist wirklich wundervoll. Sie ist so wunderschön! Ich bewundere sie wirklich. Herrje, dann ist der Lordkanzler von England dein Großvater?" Sie schaute ihn verblüfft an. "Und so jemand wie du gibt sich mit mir ab?"
Emma legte den Kopf zur Seite. "Möglicherweise. Sie hat definitiv die Hosen an in dieser Ehe. Womöglich macht er noch die Hausarbeit...Oh, ich weiß nicht...Politik spielt in unseren Kreisen gar keine Rolle. Aber ja, wenn befreundete Handwerker gerade ihre Kinder zu verheiraten haben, kann das durchaus einmal vorkommen."

Rob wurde ein wenig rot als er die Erfurcht in Emmas Stimme hörte und machte eine rasche abwehrende Geste. "Oh Gott, hör bloß auf, ich bin auch nur ein Kerl wie jeder andere auch." erwiderte er und nickte dann aber. "Ja, er ist mein Großvater. Und mein Vater ist sein Erbe." erklärte Rob fast ein wenig unbehaglich. An sich war er stolz auf seine Herkunft, aber es machte ihn verlegen, wie Emma darüber staunte und er wollte nicht, dass sie ihn deshalb mit anderen Augen sah. "Wieso sollte ich mich auch nicht mit dir abgeben?"
Rob schürzte amüsiert die Lippen. "Vielleicht nicht so, wie bei uns, aber irgendwie spielt Politik fast immer eine Rolle. Und wenn es nur darum geht in die nächste Familie mit dem besseren Ansehen einzuheiraten. Dadurch erhält man immer neue Beziehungen und in gewisser Weise handelt es sich dabei ja auch um Politik." gab er zu bedenken.

Emma

"Na du hast wahrlich eine schimmernde Herkunft, scheint mir.", erwiderte Emma immer noch staunend, riss sich dann aber zusammen. "Ja, schon gut. Ich war nur...überrascht. Man hört die Schausteller von solchen Leuten nur erzählen, selber sieht man sie ja doch nie als einfaches Mädchen. Umso spannender ist es, jemanden wie dich hier zu haben. Dadurch ist das Ganze nicht mehr so...unnahbar. Du bist sicher anderen Umgang gewohnt als eine einfach Hure irgendwo in Bordeaux. Du solltest vermutlich keinen Umgang mit mir pflegen."
Emma hob die Schultern. "Vielleicht, aber von Politik verstehe ich nichts. Und da ich ohnehin niemals heirate, ist es mir auch völlig egal."
Wer sollte sie auch heiraten? Robs Vater war in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Die Männer kamen gerade hierher, um keine Verpflichtungen zu haben. Einmal Hure, immer Hure.

Rob zuckte leicht mit den Schultern. "Mein Vater ist ein englischer Edelmann, meine Mutter ein einfaches Bauernmädchen und eine Dirne aus der Normandie ... ich schätze, ich bin irgendwo dazwischen. Manchmal habe ich das Gefühl weder hierhin noch dorthin zu gehören." erwiderte er und schmunzelte dann. "Naja, als Knappe bin ich momentan eins der untersten Glieder in der Kette. Und ich habe mich auch in Truro schon immer gut mit den Mägden und Stallknechten verstanden." Rob grinste breit. "Das sollte ich vermutlich nicht, aber mir gefällt es." Hier bei Emma war alles irgendwie unkompliziert.
"Sei froh. Politik ist nur fürchterlich anstrengend und verwirrend, besser wenn man nichts damit zu tun hat." Rob legte den Kopf ein wenig schief und streckte zögerlich die Hand aus, um eine Haarsträhne hinter Emmas Ohr zu streichen. "Wer weiß. Das hat meine Mutter sicher auch gedacht und jetzt? Vielleicht findest du auch eines Tages jemanden."

Emma

Emma grinste. "Blödsinn, du gehörst zu den Edelleuten. Schließlich ist deine Mutter jetzt auch eine Lady und du bist immerhin der Knappe des künftigen Königs von England. Das muss ja wohl auch etwas zu heißen haben, denkst du nicht?"
Sie hob die Schultern. "Ich finde es gut, dass du so engen Kontakt zu den einfachen Leuten hältst. Das wird dir helfen, wenn du irgendwann deinen Vater beerbst. Die Leute werden dich umso mehr lieben, denke ich."
Emma neigte ihm den Kopf ein wenig entgegen, als er eine Strähne hinter ihr Ohr strich. Der Junge war so niedlich...
"Vermutlich wirklich besser. Weißt du, ich glaube lieber gar nicht erst daran, dass ich jemanden finde. Sonst bin ich enttäuscht, wenn es nicht klappt. Wenn aber doch, kann ich mich umso mehr darüber freuen."

Rob erwiderte das Grinsen und zuckte leicht mit den Schultern. "Das sollte ich vielleicht und werde ich eines Tages wohl auch, aber im Moment fühle ich mich noch nicht so richtig so." erwiderte er ruhig und lächelte dann etwas verlegen. "Das wäre schön, wenn sie das täten. Nur wird das, so Gott will noch viele Jahre dauern. Vorher muss ja zunächst mein Vater einmal Earl werden und mein Großvater erfreut sich glücklicherweise noch bester Gesundheit. Vermutlich bin ich selbst schon alt und grau, wenn ich irgendwann den Titel erbe." Aber im Grunde war das Rob auch nur Recht so. So hatte er genügend Zeit ohne diese schwere Verantwortung.
Emmas Antwort brach ihm fast das Herz, so deprimierend war es, dass sie sich so wenige Hoffnungen machte. "Hm. Vielleicht. Aber sind es nicht gerade die Hoffnungen, die uns weiter anspornen und uns das Leben versüßen? Den Blick nach vorne in schillernden Farben malen können und uns so den Antrieb verleihen weiter einen Fuß vor den anderen zu setzen?" sinnierte er leise.

Emma

Emma nickte langsam. "Du hast ja noch ein ganzes Weilchen Zeit dazu, du bist noch jung, Rob. Dein Großvater wird sicher noch einige Jahre so gesund bleiben. Das heißt ja nicht, dass er keine Aufgaben abgibt schätze ich. Auch wenn ich davon nun wirklich keine Ahnung habe."
Sie lächelte ihn sanft an. "Bewahre dir deine Hoffnungen und Träume, du kannst sie leben. Aber für mich ist es besser, wenn ich mir keine Illusionen mache.Sonst ist der Aufprall auf dem Boden der Wirklichkeit nur umso härter. Das heißt nicht, dass ich keine Freude an meinem Leben habe."
Sie wusste, wie schlecht die Chancen standen, dass sie an ihrem Leben jemals etwas ändern würde und darum blieb sie einfach auf dem Boden.

Rob blinzelte verschlafen und gähnte herzhaft. Er fühlte sich angenehm ausgeschlafen, wollte die Augen aber nur ungern aufschlagen, es war so schön warm unter der Decke. Mit geschlossenen Augen drehte er sich noch einmal herum und streckte sich ein wenig als er plötzlich mit den Fingern einen Arm berührte, der definitiv nicht seiner war. Rob riss verblüfft die Augen auf und sah sich Emma gegenüber.
Sein Kopf fuhr herum und als er begriff, wo er war und das Sonnenlicht sah, das zum Fenster herein schien, sprang er fluchend aus dem Bett. "Verdammt, ich bin eingeschlafen ..." murmelte er während er eilig nach seinen Stiefeln und seinem Gürtel griff. Alles andere hatte er noch an, da er ja nicht geplant hatte hier zu schlafen. Die Müdigkeit musste ihn einfach irgendwann übermannt haben, er hatte es gar nicht wirklich mitbekommen, während er hier mit Emma gesessen hatte.

Emma

Emma erwachte, als sich neben ihr etwas bewegte und reckte sich blinzelnd. Es war nicht alltäglich, dass jemand wirklich bis zum Morgen blieb, aber es war auch schon vorgekommen. Als sie die Augen öffnete, wusste sie auch, was passiert war.
Sie hatte mit Rob eine ganze Weile noch geredet und schließlich war er darüber eingeschlafen. Sie hatte ihm Stiefel und Gürtel ausgezogen, ihn zugedeckt und sich schließlich zu ihm ins Bett gelegt. Sie hatte gut geschlafen, das musste man sagen.
"Ach, das ist doch nicht weiter dramatisch. So furchtbar spät ist es doch noch gar nicht..."

Rob schlüpfte eilig in seine Stiefel und fuhr sich mit den Fingern durch die zerzausten Haare. "Naja, im Grunde nicht, aber ich war heute früh mit meinem Vater verabredet. Er wird mir die Hölle heiß machen, wenn ich ihn so lange warten lassen." erklärte er und trat zu Emma. Kurz griff er nach ihrer Hand und hauchte noch einen Kuss darauf, dann schenkte er ihr ein Lächeln und machte einen Schritt zurück. "Es war wirklich ein schöner Abend. Ich würde mich freuen, wenn wir das nochmal wiederholen würden." erklärte er. Dann nickte er Emma noch einmal zu und eilte zur Tür. Er würde fürchterlich zu spät kommen und seinem Vater würde sicher auffallen, dass er noch immer die gleichen Sachen wie gestern trug, was ihn in Erklärungsnot bringen würde. Aber es half nun nix mehr, er musste da nun durch.

Robert seufzte ungeduldig und trommelte mit den Fingern auf der Fensterbank. Eigentlich hatte Rob schon vor einer Weile vorbei kommen wollen, damit sie in Ruhe gemeinsam hinaus gehen und eine Trainingseinheit einlegen konnten. Robert wollte die Zeit nutzen, die er noch hier verbrachte, mit seinem Sohn etwas Zeit zu verbringen.
Er würde bald abreisen, da wollte er das Band noch einmal stärken, bevor sie sich eine Weile nicht sehen würden. Es war allerdings völlig untypisch für seinen Sohn sich so zu verspäten.
Als dieser schließlich ein wenig abgehetzt und völlig zerzaust vor ihm auftauchte, hob er die Augenbrauen. "Wo kommst du denn in diesem Zustand her?"

Rob hatte sich auf dem Weg nach Hause wirklich beeilt, aber da er schon zu spät gewesen war als er neben Emma aufgewacht war, hatte er natürlich nicht wirklich Zeit aufholen können. Etwas abgekämpft trat er schließlich seinem Vater gegenüber und holte zunächst einmal tief Luft, ehe er sich die Haare aus der Stirn strich und ein wenig unbehaglich die Schultern hob. "Es tut mir Leid, ich habe schlichtweg verschlafen." erwiderte er zerknirscht. "Das wird nicht wieder vorkommen, das verspreche ich!" gelobte Rob und senkte reumütig den Blick. Auch wenn er wusste, dass es nichts half, betete er zu Gott, sein Vater würde nicht genauer nachhaken. Wie sollte er ihm denn von Emma erzählen ohne dass es gleich einen halben Eklat gab?

Robert hob eine Augenbraue und musterte seinen Sohn genauer. Dann runzelte er die Stirn. "Keine Sore, es ist immerhin noch nicht zu spät. Aber mich würde wirklich interessieren, wo du her kommst. Aus deinem Bett jedenfalls nicht, deine Kleider sind völlig zerknittert. Du hast darin geschlafen, aber wieso?"
Er trat einen Schritt auf Rob und und legte den Kopf zur Seite. Sein Sohn kam nun wirklich in ein Alter, in dem man sich Gedanken machen musste, was er so trieb, wenn er unbeobachtet war. Eientlich hatte er Rob für äußerst vernünftig gehalten.
"Hast du dir ein Mädchen angelacht in der Stadt?", fragte er besorgt. Das war nicht gerade das, was er sich vorstellte. Er wollte nicht, dass Rob anfing die Mädchen reihenweise um den Finger zu wickeln.

Rob trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. "Weil ich darin eingeschlafen bin." erwiderte er wahrheitsgemäß, aber wenig aufschlussreich. Er wusste noch nicht, wie er erklären sollte, was geschehen war, da stellte sein Vater schon eine Frage, die Robs Kopf hochrucken ließ.
"Habe ich nicht!" protestierte er ein wenig entrüstet. "Aber ich habe gestern Abend noch jemanden besucht und die Zeit völlig vergessen, so dass ich dort eingeschlafen bin. Es ist nichts weiter gewesen, wirklich." beteuerte Rob und sah seinen Vater an. Er wollte ihm nicht erklären müssen, dass er in einem Hurenhaus geschlafen hatte. Dass er sein Silber nun schon das zweite Mal dafür ausgegeben hatte, dass Emma eine freie Nacht hatte. Sein Vater würde nur die falschen Schlüsse ziehen, davon war Rob überzeugt.

Robert seufzte leise, als sein Sohn ihm so auswich. Das behagte ihm nun wirklich nicht und er war auch nicht davon überzeugt, dass Rob ihm die Wahrheit sagte. Er kannte seinen Sohn nur zu gut. Da war etwas im Busch.
"Ich wünschte wirklich, du würdest mir mehr vertrauen und mir die Wahrheit sagen. Ich sehe, dass du nicht alles sagst. So schlimm kann es doch nicht sein, oder? Ich werde dir schon nicht den Kopf abreißen, Rob. Was ist los?"
Manchmal hatte er den Eindruck, je älter Rob wurde, desto komplizierter wurde es. Manchmal wünschte er sich die Zeit zurück, als dieser noch ein kleiner Junge gewesen war.

Rob schob ein wenig trotzig das Kinn vor. "Nichts ist los. Es ist genau so wie ich gesagt habe. Ich war in der Stadt bei Emma und -" Er brach ab als er merkte, was ihm da heraus gerutscht war und Rob biss die Zähne aufeinander. "Es ist wirklich nicht so wie du jetzt vermutlich denkst." brachte er gepresst hervor. "Sie ist eine Freundin, ich war bei ihr, wir haben geredet und ich bin irgendwann einfach dort eingeschlafen. Als ich heute morgen wach wurde, schien die Sonne bereits munter und ich bin direkt hier her gekommen." Rob breitete leicht die Hände aus. "Das war alles." fügte er ergeben hinzu und just in dem Moment begann auch sein Magen zu knurren, so als wolle er unterstreichen, dass Rob tatsächlich auf direktem Wege in die Burg gekommen war. Ohne Frühstück.

"So, so...bei Emma also." Robert unterdrückte ein Lächeln, als Rob doch noch etwas herausrutschte. Er war so sehr darauf bedacht sich nicht zu verraten und hatte nur einen Moment nicht aufgepasst. Trotzdem war Robert dadurch nicht viel schlauer, denn wer sollte diese Emma sein?
"Emma...möchtest du mir diese mysteriöse Emma nicht einmal vorstellen, wenn du sie schon so gern hast?", fragte er entgegenkommend.
"Wenn du sogar bei der Dame schläfst... Immerhin hast du dich doch noch daran erinnert, dass wir verabredet waren."
Er wandte sich um und steckte den Kopf zur Tür hinaus. Er hatte Glück, eine der Mägde huschte gerade vorbei. "Alice, sei doch so nett und hol für Rob etwas zum Frühstück aus der Küche, ja?" Dann kehrte er zu seinem Sohn zurück und hob leicht eine Augenbraue.
"Wir wollten trainieren, also musst du vorher etwas essen."

Rob sah seinen Vater ein wenig gequält an. "Papa, bitte ... sie ist wirklich nur eine Freundin, nichts weiter. Ich wollte gar nicht dort schlafen, das war wirklich anders geplant. Ich war nur dort, um ein wenig mit ihr zu reden." Rob atmete geräuschvoll aus. "Sie ist keine Dame." murmelte er ein wenig abwesend und beobachtete dann, wie sein Vater zur Tür ging, um eine der Mägde nach etwas zu Essen zu schicken.
Rob ließ sich auf einem der Stühle nieder, denn es war klar, dass sie hier noch nicht fertig waren und sein Vater ihn auch nicht so leicht vom Haken lassen würde.

Robert setzte sich seinem Sohn gegenüber und verschränkte die Arme vor der Brust, ehe er sich zurücklehnte und seinen Sohn skeptisch musterte.
"Wenn sie nur eine Freundin ist, warum druckst du denn dann so herum? Dann dürfte doch nichts dabei sein, wenn ich dich nach ihr frage, oder meinst du nicht? Es ist ja nichts Schlimmes, dass du dort geschlafen hast. Aber ich wüsste doch ganz gern mit wem du dich herumtreibst. Oder wo."
Er schüttelte leicht den Kopf. "Keine Dame? Was ist sie dann? Rob, wenn sie deine Freundin ist, was ist so schlimm an ihr, dass du es mir nicht erzählen kannst? Warum sollte ich dir den Kopf deswegen abreißen? Ich will einfach an deinem Leben teilhaben."

Rob zog die Schulter ein wenig nach oben und schwieg. Er wappnete sich insgeheim für die Reaktion seines Vaters und legte sich ein paar Worte zurecht, ehe er wieder aufsah. "Es ist einfach ein bisschen kompliziert und ich ... bin mir nicht ganz sicher, ob du es verstehst." erwiderte er. Womöglich war aber sein Vater der Mensch, der ihn noch am ehesten verstehen konnte, wenn er genau darüber nachdachte.
"Sie ... sie ist eine Dirne." erklärte Rob schließlich bedächtig. "Sie arbeitet in einem Hurenhaus unten in der Stadt und von dort bin ich auch gerade gekommen."

Robert hob die Augenbrauen. "Kompliziert also...nun ja, das wirst du nie herausfinden, wenn du es nicht versuchst? Also, Rob...was ist los?"
Das bereitete ihm nun wirklich Sorgen, dass Rob sich so bemühte ihm auszuweichen. Das sprach nicht gerade davon, dass Rob ihm vertraute. Oder er hatte etwas Schlimmes angestellt.
"Eine Dirne...du sagst mir gerade, dass mein gerade vierzehnjähriger Sohn sich nachts in einem Hurenhaus herum treibt?" fragte er fassungslos.
"Und du bist sicher, dass du nur mit ihr geredet hast? Du weißt, was ich davon halte solche Mädchen aufzusuchen."
Immerzu musste erdann an Josie denken.