William und Joanna - ab 1189 bis 1190

Charles

Charles blieb bei Will sitzen und drückte beruhigend dessen Arm, ehe Martin den Jungen gründlich untersuchte. "Nun, dein rechter Arm ist leider gebrochen. Wir werden ihn schienen und dann musst du ihn ein paar Wochen schonen, bestenfalls trägst du eine Schlinge. Der Knöchel ist nur verstaucht und sonst hast du ein paar Prellungen. Es werden blaue Flecke kommen, eine Weile wird es schmerzen und dann von allein verschwinden. Der Fuß braucht auch nur ein paar Tage Schonung."
Charles nickte langsam. "Nun, Martin, dann schient den Arm und tut, was nötig ist." Der Junge tat ihm ein bisschen leid, nun würde er ein paar Wochen auf das Training verzichten müssen. Gerade der rechte Arm war ärgerlich.

Will

Will biss die Zähne aufeinander als Martin begann ihn zu untersuchen und wenngleich er noch ein wenig blasser wurde als der Arzt seinen Knöchel und den Arm abtastete, gab er keinen weiteren Laut von sich. In gewisser Weise beruhigte Charles' Anwesenheit ihn und spornte ihn obendrein dazu an, sich zusammen zu reißen.
Dann beendete Martin die Untersuchung und Will wusste nicht, ob er frustriert oder erleichtert sein sollte. Offensichtlich war er noch recht glimpflich davon gekommen, aber die nächsten Tage würde er hauptsächlich im Bett verbringen müssen und bis er das Training wieder aufnehmen konnte, würden Wochen vergehen. Trotzdem sparte er sich jeden Kommentar dazu und bedankte sich schließlich matt bei Martin als dieser seine Sachen zusammen packte und sich verabschiedete.
Schließlich blieben Will und Charles alleine zurück und einen Moment lang starrte Will auf seinen verbundenen Arm, dann sah er Charles langsam, mit etwas scheuem Blick an. "Mylord ..." begann er zögerlich. "Ihr ... Ihr habt mir das Leben gerettet." stellte er fest und senkte etwas verschämt den Blick. Wie widerlich hatte er sich doch die ganze Zeit über benommen! "Ich ... ich danke Euch. Wirklich. Ich stehe in Eurer Schuld."

Charles

Charles war ein wenig beeindruckt, wie tapfer der Junge all das über sich ergehen ließ. Er wartete bis Martin den Raum verlassen hatte und seufzte leise.
"Nun, immerhin ist es nichts Schlimmeres als das, so bitter es auch ist. Du wirst ein paar Wochen Pause haben und dann geht es eben weiter im Training."
Er hob überrascht die Augenbrauen, als Will so ungewöhnlich scheu reagierte. "Keine Ursache, mein Junge. Es wäre wirklich schade um dich gewesen, ich konnte dich nicht einfach daneben stehen und zusehen. Ich hatte gehofft, dass ich schnell genug bin. Mach dir darum keine Gedanken, ich habe das gern getan."
Charles lächelte leicht.
"Ich bin froh, dass dir nicht mehr passiert ist."

Will

Will wandte den Kopf und sah Charles zweifelnd an. "Denkt Ihr das wirklich? Dass es schade um mich gewesen wäre?" So recht wollte er das gar nicht glauben. Er an Charles Stelle hätte wohl nicht sonderlich viel für einen Bengel mit solchem Benehmen übrig gehabt.
"Ihr wart sogar sehr schnell. Das würde euch so leicht nicht jeder nach machen." stellte Will dann fest und versuchte, Charles' Lächeln zu erwidern ohne dabei allzu kläglich auszusehen. "Glück im Unglück, schätze ich." Als Will dort im Wald auf dem Boden gelegen hatte, war er der festen Überzeugung gewesen, sterben zu müssen. Er hatte die Augen des Keilers gesehen, das geifernde Maul und gewusst, dass das Tier ihn ohne zu Zögern nieder machen würde. Nur Charles' schnellem Eingreifen verdankte er, dass er nun hier saß.

Charles

Charles lächelte. "Aber natürlich, Will. Du bist ein guter Junge und ich mag dich gern. Du würdest es uns nur viel leichter machen, wenn du deinen Trotz und deinen Stolz endlich ablegen würdest. Du könntest so viel lernen, du musst es nur annehmen."
Er neigte leicht den Kopf. "Ich danke dir. Ich hatte lange Jahre Zeit zum üben. Alles Dinge, die ich dir beibringen könnte, wenn du nur wolltest."
Charles wünschte sich wirklich, dass ihre Berziehung zueinander besser wurde. Vielleicht war damit jetzt der erste Schritt getan und Will würde lernen Respekt vor ihm zu haben. Das war die größte Schwierigkeit gewesen.

Will

Will spürte, wie ihm die Schamesröte ins Gesicht stieg und er richtete den Blick eilig wieder auf seine Hände. "Ich ..." begann er leise, stocken. "Ich schätze, ich habe ja jetzt viel Zeit, um darüber nachzudenken." erwiderte Will schließlich ein wenig heiser. Vielleicht sollte er sein Verhalten Charles gegenüber wirklich gründlich überdenken. Sicher gab es einige Dinge, die Charles selbst nicht mehr so ausführen konnte wie früher, aber allein heute hatte er bewiesen, dass noch eine ganze Menge in ihm steckte und jetzt da Will den Schrecken erst einmal verwunden hatte, wurde ihm das mehr und mehr bewusst.
"Vielen Dank, dass Ihr noch geblieben seid." murmelte Will schließlich und rutschte dann im Bett etwas hinunter. Er war furchtbar müde, jetzt wo er in Sicherheit und im Warmen war. "Das war sehr nett von Euch."

Charles

Charles hatte seinen Knappen seinem dringend nötigen Schlaf überlassen und sich auf den Weg zu Mary gemacht. Es wurde auch für ihn Zeit für etwas Ruhe, das Hinken hatte sich etwas verschlimmert, die Belastung im Wald hatte ihm wieder seine Grenzen aufgezeigt.
Allerdings schien Will endlich begriffen zu haben, dass sein Lehrmeister trotzdem nicht zum alten Eisen gehörte.
Mit einem erleichterten Seufzen ließ er sich auf die Bettkante sinken und streckte die Beine aus, stellte seinen Stock zur Seite.
"Herrje, Mary, was ein Treiben. Will hat den Arm gebrochen, den Knöchel verstaucht und ein paar Prellungen.Sonst ist ihm nichts passiert.", beruhigte er seine Frau schließlich.

Mary nutzte die ruhige Mußestunde, um ein wenig zu lesen und hob den Blick als die Tür geöffnet wurde. Charles kam herein und ein Blick in sein Gesicht reichte schon, damit Mary ein ungutes Gefühl bekam. Sie legte das Buch zur Seite, erhob sich und trat zu Charles, der sich seufzend auf das Bett setzte.
Sie wollte gerade fragen, was geschehen war, da begann Charles schon zu berichten. "Was?" fragte Mary entgeistert und ließ sich wie in Trance neben Charles nieder. "Was ist geschehen? Wie ist das passiert?" Mary griff nach Charles Hand und drückte sie leicht. "Und was ist mit dir? Du bist blass und hinkst wieder mehr, bist du verletzt?" Ihr Herz schlug ihr mit einem Mal bis zum Hals. Charles und Will waren zusammen im Wald gewesen, Charles hatte mit ihrem Bruder ein wenig jagen wollen.

Charles

Charles erwiderte Marys Händedruck und lächelte leicht. "Sorge dich nicht, es ist nicht so schlimm.  Wir waren auf der Jagd, als ein Keiler aus dem Gebüsch brach. Wills Pferd scheute, stieg und Beide sind gestürzt. Dabei hat der Junge sich verletzt. Der Keiler wollte auf ihn losgehen, aber ich hatte glücklicherweise rechtzeitig die Lanze in der Hand und habe ihn erlegt, bevor er Will erreichen konnte. Ich hatte wirklich Angst, dass ihm etwas passiert wäre. Allerdings musste ich absteigen, nach ihm sehen und ihn schließlich auf sein Pferd heben, dann wieder auf mein Pferd steigen. Das Bein hat das nicht ganz so gut verkraftet, wie ich mir wünschen würde, aber es könnte schlimmer sein. In ein, zwei Tagen wird das Hinken weniger werden und Will wird auch wieder gesund, er braucht nur ein bisschen Ruhe. Martin hat ihn gut versorgt."

Mary schlug die freie Hand vor den Mund. "Großer Gott ..." murmelte sie leise. Ihr Bruder hätte sterben können bei dieser Sache. Schon der Sturz mit Pferd war gefährlich und dann dieser Keiler! "Wie gut, dass du den Keiler rechtzeitig erlegt hast. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre. Ist Will in seinem Zimmer? Vielleicht sollte ich nach ihm sehen."
Wenngleich die dramatische Situation ja schon längst vorbei, die Folgen absehbar und Will behandelt war, raste Marys Herz förmlich. Nur der Gedanke an das, was passiert war und was vor allem sowohl Will als auch Charles noch hätte passieren können, brachte sie fast um den Verstand.
Mary schlang die Arme um Charles' Hals und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. "Herrje, Charles, was soll ich nur mit dir machen, hm? Mir scheint, jedes Mal, wenn du ohne mich irgendetwas unternimmst, geht es schief." neckte sie ihn sanft und versuchte damit ihre Sorge etwas zu überspielen. Erst dieser elende Krieg während dessen sie Todesängste um ihren Mann ausgestanden hatte und nun musste sie schon Sorge haben, dass er bei einem einfachen Jagdausritt verunglückte. Sicher, so etwas konnte immer geschehen, aber Wills Unfall ließ diese Gefahr für Mary erst einmal präsenter werden.

Charles

Charles nickte. "Ja, ich war schnell genug. Wenigstens das funktioniert noch ohne Probleme. Ja, Will ist in seinem Zimmer und schläft ein wenig. Er freut sich sicher, wenn du später nach ihm siehst. Aber gib ihm noch ein bisschen Zeit, er muss den Schock erst verdauen. Ich glaube aber, dass es für unsere Beziehung gut war. Er...hat Respekt vor mir, so klang es vorhin. Ich glaube, es bringt ihn zum nachdenken. Das würde einiges erleichtern."
Schließlich war der Umgang mit Will in den letzten Wochen ausgesprochen anstrengend gewesen.
Charles küsste Marys Schläfe und fuhr ihr beruhigend durch die roten Haare.
"Ja, du weißt ja, wie ein...Kater. Immer ein Kratzer mehr. Aber es ist ja nichts Schlimmeres passiert, mein Herz. In ein paar Tagen wird das Knie wieder besser werden, hoffe ich. Und sonst werde ich ja kaum noch Spannendes erleben."

"Also gut, ich werde noch etwas warten und später nach ihm sehen." willigte Mary ein und legte dann den Kopf ein wenig schief. "Wirklich? Tja, vielleicht hatte dieses Unglück dann doch auch etwas Gutes. Manchmal sind Gottes Pfade ja doch sehr gewunden." Wenn dieser Unfall dazu führen sollte, dass Will endlich die Augen öffnete, umso besser.
Mary seufzte leise. "Ja, es ist nichts Schlimmes passiert. Aber es hätte passieren können." Sie strich Charles zärtlich über die Wange. "Ich weiß, ich bin ein dummes Huhn, das sich anstellt, aber ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren." wisperte sie und gab Charles einen langen Kuss, dann grinste sie spöttisch. "So so, nichts spannendes, ja? Also ist deine Ehe mit mir langweilig?" fragte sie herausfordernd.

Charles

"Ich denke, er wird sich freuen dich zu sehen. Er hat dich doch gern. Lass ihn ein bisschen den Schock verdauen. Aber ja, ich glaube schon. Er meinte, dass mir diesen Wurf so leicht niemand nachmachen würde. Ich sagte ihm, alles wäre einfacher, wenn er etwas entgegen kommender wäre und er wirkte etwas beschämt. Vielleicht hat er eingesehen, dass ich nicht zum alten Eisen gehöre."
Charles lächelte leicht.
"Ja, ich weiß. Aber du kannst mich nicht vor allem beschützen. Ich würde aber nie behaupten, dass du dich anstellst. Du hast doch schon so viel erlebt in deinem Leben. Niemand könnte das vergessen." Er erwiderte ihren Kuss.
"Oh, wie könnte sie jemals langweilig sein mit einer Frau wie dir? Du bist eine ewige Herausforderung, meine Liebste."

Mary nickte. "Ja, wir verstehen uns eigentlich sehr gut, auch wenn er mir manchmal ein Rätsel ist. Aber soll er ruhig noch etwas Schlafen, vielleicht kommt ihm dabei auch die letzte Eingebung und er revidiert seine Meinung über dich. Würde ihm sehr gut tun."
Sie seufzte leise und schmiegte sich an ihren Mann. "Nein, das kann ich nicht, das stimmt, aber ich wünschte, ich könnte." Sie strich Charles über die Brust und für einen Moment wurde sie nachdenklich. Ja, was hatte sie nicht schon hinter sich gebracht in ihrem Leben. Ihre turbulente Ehe mit Gerard hatte ihr Unruhe für ein ganzes Leben beschert, soviel war sicher.
Mary lachte leise auf. "Glück gehabt, mein Lieber. Ich hätte auch keine andere Antwort gelten lassen." bemerkte sie amüsiert.

Charles

"Er ist einfach noch so jung, Mary, er braucht noch Zeit um erwachsen zu werden. Er ist auch mir dann und wann ein Rätsel, aber ich hoffe, dass er jetzt zulassen wird, dass ich ihm Dinge beibringe. Das wird es für uns alle einfacher machen. Auch für Edgar."
Der arme Junge hatte immer ein wenig zwischen den Fronten gestanden, weil er Wills Freund war und trotzdem seinen Herrn geradezu liebte.
Charles genoss die Nähe zu seiner Frau und lächelte sanft. "Es wird dich dein Leben lang begleiten, aber es würde dir auch etwas fehlen, wenn du diese Erinnerungen nicht hättest. Außerdem hast du aus dieser Zeit auch deine Kinder."
Charles lachte leise. "Wie könnte es eine andere Antwort geben?"

"Wohl wahr. Also hoffen wir für uns alle, dass es sich nun zum Guten wendet." Mary war ja schon froh gewesen als Will zumindest begonnen hatte, seinen Trotz ein wenig zurück zu halten. Er hatte zwar jedes Mal kläglich versagt, weil man ihm immer ansehen konnte, ob ihm etwas missfiel, aber wenigstens hatte er es versucht. Wenn er nun begriff, dass er wirklich Grund hatte, Charles als seinen Lehrer zu akzeptieren, umso besser.
"Da hast du Recht. Es war nicht selten eine schwere Zeit, aber oft genug war ich auch sehr glücklich und so will die all das in Erinnerung behalten. Die guten Dinge daran. Die schlechten habe ich hinter mir gelassen. Und was wäre ich ohne meine kleinen Engel?" Mary liebte ihre Kinder von ganzem Herzen und so verquert Gerard auch gewesen war, mit den Kindern hatte er ihr ein großes Geschenk bereitet. "Sag ... Roland wird noch ein Jahr hier bleiben können, oder? Bevor wir ihn als Pagen irgendwo hin schicken? Er ist doch noch so klein ..." So klein war er nun nicht mehr unbedingt, der Junge wurde nun sechs Jahre alt, aber Mary wollte ihn lieber noch ein klein wenig hier behalten, hier bei sich und sehen, wie er sich entwickelte. Und vor allem, hegte sich noch immer ein wenig die Angst, dass vielleicht eines Tages das Erbe seines Vaters in ihm erwachte, dass er ein bisschen was von dieser Verrücktheit geerbt hatte, die Gerard manchmal angetrieben hatte.
Mary küsste Charles auf die Wange und lächelte. "Könnte es nicht."

Charles

"Oh, das wird es sicherlich. Zumal Will nun erst einmal schmerzlich erfahren wird, wie es ist, wenn man nicht so beweglich und belastbar ist, wie man es gern möchte. Das wirdeine wertvolle Lektion für ihn sein und sein Verständnis fördern."
Charles grinste flüchtig. "Na siehst du. Man darf einfach nur nicht alles schlecht reden, alles hat seine guten Seiten."
Er überlegte kurz und nickte dann zustimmend. "Ich denke, das wird für ihn das Beste sein. Er ist zwar alt genug, aber ein bisschen Nestwärme würde ihm gut tun. Lassen wir ihm noch ein bisschen Zeit. Er ist kein einfaches Kind, vielleicht legt sich das noch ein wenig. Aber mach dir keine Sorgen. So schwierig er ist, ich sehe keine Anzeichen der Krankheit seines Vaters in ihm und seinem Verhalten."

Mary lächelte ein wenig matt. "Wenn er mir nicht so Leid tun würde, könnte man fast sagen, es geschieht ihm Recht das so zu lernen."
Sie beobachtete Charles als dieser über ihre Frage nachdachte und seufzte dann erleichtert. Sie wollte sich noch nicht so Recht von Roland trennen. Die Mädchen würden ihr ohnehin noch länger erhalten bleiben, aber für einen jungen Adligen, besonders für einen zukünftigen Earl, gehörte es sich nun einmal, dass er seine Ausbildung auch am Hofe anderer Ritter genoss. Dann legte sie den Kopf ein wenig schief und sah Charles forschend an. "Du sagst das nicht nur um mich zu beruhigen, nicht wahr?" hakte sie dann noch einmal nach. "Du erlebst ihn schließlich in ganz anderen Situationen als ich. Er ... benimmt sich anständig, oder?"

Charles

"Aber wenn ihm das hilft für sein weiteres Leben, war es das durchaus wert. Und es hätte ja auch viel mehr passieren können als nur ein gebrochener Arm.", erwiderte Charles.
"Nein.", sagte er dann bestimmt. "Es wäre wichtig, würde es solche Dinge geben, dass man sie früh genug erkennt und unterbindet. Ihm Wege zeigt damit umzugehen. Aber ich konnte nichts dergleichen entdecken. Sicher, er ist wild für sein Alter, ungestüm und gehorcht nicht immer wirklich, doch böse ist er nicht und er ist zumindest anständig. Er weiß, was sich gehört."
Er hatte durchaus Hoffnung für den Jungen, dass er ein ganz normales Leben führen konnte.

"Gut." Mary nickte leicht. "Sollte dir doch irgendwann etwas auffallen, sag es mir. Ich ... ich weiß nicht, ich habe einfach Angst, dass ich eines morgens aufwache und feststelle, dass mein Sohn genauso ... genau solche Schwierigkeiten hat, wie sein Vater. Vermutlich lege ich diese Angst erst ab, wenn er erwachsen, verheiratet und Vater zahlreicher Kinder ist. Wenn sicher ist, dass er ein wirklich guter Kerl ist." Mary seufzte leise. "Ich bete nur inständig zu Gott, dass ich durch meine Vorsicht nicht erst Recht dafür sorge, dass Roland Schwierigkeiten bekommt. Ich liebe dieses Kind so sehr." Wie lange hatte sie seine Geburt herbei gesehen, wie lange hatte sie sich einen Sohn gewünscht, der ihre Familie endlich komplett gemacht hätte.

Charles

Charles nickte. "Das werde ich, aber ich glaube, er ist einfach nur ein normaler Junge. Wir sollten ihm die Bürde nicht auflasten, dass wir ständig nach Anzeichen dieses Wahns in ihm suchen. Er ist zu klein um sich wirklich an seinen Vater zu erinnern, also lassen wir ihm das, was er noch hat und belasten ihn nicht weiter damit."
Er legte Mary die Hände auf die Schultern. "Er wird erwachsen werden, ein anständiger Mann werden und heiraten, Kinder bekommen. Wir werden uns zurück halten und nur beobachten, ihn nicht auf so etwas ansprechen. Lass ihn Kind sein, er wird seine Grenzen lernen wie jedes andere Kind auch. Er ist ein guter Junge, da bin ich ganz sicher."
Und er wollte, dass der Junge eine gute Zukunft hatte.

Mary legte den Kopf ein wenig schief und lächelte sanft. "Danke." murmelte sie leise. "Dafür, dass du mich beruhigen willst und vor allem, dass du an ihn glaubst. Das ist nicht selbstverständlich." Dann schlang sie ihre Arme um Charles' Taille und schmiegte sich an ihn. "Ich hoffe, dass du Recht hast damit, es würde mich freuen." Sie lächelte zärtlich. "Und nun genug von all diesen Dingen, kümmern wir uns erst einmal um dich. Was hältst du davon, wenn ich ein heißes Bad vorbereiten lasse und wir es uns gemütlich machen, hm? Solch ein Bad wirkt Wunder, besonders in meiner Gesellschaft." erklärte sie augenzwinkernd.

Charles

Charles neigte leicht den Kopf. "Natürlich tue ich das. Er ist wie mein eigener Sohn, die meiste Zeit vergesse ich ohnehin, dass er das nicht ist. Ihr seid meine Familie, ihr alle."
Er lächelte sanft und küsste sie auf die Wange.
"Oh, das klingt ausgezeichnet, meine Liebste. Das wird mir gut tun, ganz besonders in deiner Gesellschaft." Mary hatte durchaus recht. Das heiße Wasser linderte meistens die Schmerzen im Knie und wenn er dann noch Zeit mit Mary verbringen konnte, war der Tag perfekt.
"Wir sollten in der Tat nutzen, dass wir einmal ein bisschen ungestört Zeit miteinander verbringen können."

Guillaume

Guillaume hatte sich in der Küche einen kleinen Schemel heran gezogen und sich darauf niedergelassen. Er hatte seine wichtigsten Aufgaben für den Vormittag erledigt und wollte den Mittag nun bei seiner kleinen Familie verbringen.
Ein breites Grinsen trat auf seine Lippen, als sein Sohn hinter dem Tisch zum Vorschein kam und auf seinen kurzen Beinchen zu ihm hinüber kam. "Na, da ist ja mein kleiner Krümel." bemerkte Guillaume und hob den kleinen Jungen hoch ohne sich darum zu scheren, dass er über und über mit Mehl bedeckt war. "Hast du versucht Mama zu helfen, hm?" Er stupste dem kleinen auf die Nase woraufhin dieser vergnügt zu Lachen begann, die Ärmchen um den Hals seines Vaters schlang, so gut es eben ging, und Guillaumes feine Tunika großzügig mit Mehl bedeckte.
Guillaume strich zärtlich durch die weichen Locken und sah dann zu Emma hinüber. "Du solltest wirklich aufhören hier in der Küche zu arbeiten." bemerkte er beinahe beiläufig.

Emma

Emma genoss es wieder in Bordeaux zu sein. Die Reise nach London an Guillaumes Seite war wunderbar gewesen, aber Zuhause fühlte sie sich hier. Und auch ihr kleiner Sohn war hier ausgesprochen glücklich. Sie konnten ungestört Zeit mit Guillaume verbringen und niemand nahm darn Anstoß.
Emma freute sich, als sie Guillaumes Stimme vernahm und ihr Liebster auf einem Schemel saß, während er seinen Sohn begrüßte und sich nicht um dessen staubige Kleidung scherte.
"Oh ja, wir haben zusammen Brot gebacken. Er ist ein sehr eifriger Bäcker, nicht wahr mein Engel?" Sie liebte dieses Kind so sehr, es war unglaublich.
Mit einem liebevollen Blick betrachtete sie die Beiden und sah Guillaume dann in die Augen. "Warum? Was sollte ich denn sonst tun, mein Liebster? Den ganzen Tag nur herum sitzen? Außerdem arbeite ich ganz gern hier."