William und Joanna - ab 1189 bis 1190

„Das ist wohl wahr. Vielleicht entpuppt sich dieses Kind auch als kleiner Segen, wenigstens für deinen Vater.“ Es stimmte, was Robert sagte. Jedes Mal wenn Josephine William mit den Kindern sah, wurde ihr ganz warm ums Herz. Es war immer so als würde der mächtige Earl eine Maske ablegen, mit den Kindern war er immer er selbst, ruhig und losgelöst von allen anderen Gedanken und Sorgen. Und die Kinder liebten ihn allesamt.
Josephine nickte langsam. „Es ist kein Weltuntergang, das ist wahr. Und ich bin sehr froh, dass du es auch so siehst. Vielleicht wird es für Rob auch leichter als wir denken, weil er sich über das Kind freut, warten wir ab. Wichtig ist nun erst einmal, dass wir Madeleine unterstützen. Ich will, dass es unserem Enkel an nichts mangeln wird.“ Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. „Das vergisst wohl jeder, der euch zusammen sieht. Manchmal könnte man fast meinen, ihr beide wäret Zwillinge.“ So unterschiedlich die Brüder in manchen Dingen auch waren, so viel vereinte sie aber auch.

Robert nickte. "Ich würde es mir wünschen. Für Vater wäre es gut, wenn er ein bisschen Frieden finden würde in Cornwall. Er soll sich seinen Pferden widmen und den Kindern sein Wissen vermitteln, mit Mutter ein wenig reisen. Das wird ihm gut tun. Er hatte all die Jahre nur Zeit für England."
Er seufzte. "Ich gebe zu, ich muss mich damit erst anfreunden, aber natürlich ist es kein Weltuntergang. Es ist passiert und wir müssen sehen, wie wir das Beste daraus machen. Ich möchte auch nicht, dass es den Beiden an etwas mangelt. Madeleine sollte etwas weniger arbeiten."
Er lachte leise auf. "Ja, so kommt es mir auch manchmal vor. Er ist mir so nahe, näher, als jeder Andere sein könnte. Näher als jeder andere meiner Brüder."
Und das war gut so.

Will

Will saß im Sattel seines Pferdes und versuchte sich nicht zu sehr anmerken zu lassen, wie wenig er von diesem Ausflug hier hielt. Charles hatte lediglich ihn mitgenommen, sonst niemanden und Will war wenig erbaut darüber, dass er kein bisschen Gesellschaft hatte. Wenn wenigstens Edgar dabei wäre ... so aber ritten sie zu zweit durch den Wald und Will bezweifelte, dass sie irgendetwas so erlegen würden. Für eine ordentliche Jagd brauchte man viel mehr Leute, Treiber mit Hunden und eine vernünftige Jagdgesellschaft, erst dann war es wirklich ertragreich und machte Spaß.
Will bezweifelte also - wieder einmal - dass diese 'Lektion' von Charles für ihn von großem Nutzen sein würde, aber er versuchte zumindest gute Miene zu bösem Spiel zu machen.

Charles

Charles hatte beschlossen Will mitzunehmen zu einem kleinen Jagdausflug. Er hoffte immer noch, Will die Ausbildung schmackhafter zu machen und seinen Respekt zu gewinnen, auch wenn das wohl ein recht sinnloses Unterfangen war.
Will war immerhin halbherzig bemüht, aber Charles konnte ihm trotzdem ansehen, wie wenig begeistert diesem Ausflug war.
"Du könntest ein anderes Gesicht machen, wenn ich dich schon mitnehme.", bemerkte er ein wenig amüsiert über diesen Trotz. Allzu weit konnten sie den Ausflug wegen seiner Verletzung nicht ausdehnen, aber er hoffte trotzdem das ein oder andere Kleinwild zu erlegen.

Will

Wills Kopf ruckte herum als Charles die Stille brach und seine Miene verfinsterte sich angesichts der amüsierten Worte. Ihm lag aller Hand auf der Zunge, dass er nicht um den Ausflug gebeten hatte, dass er sich schon alle Mühe gab, um überhaupt so drein zu schauen, aber er schluckte es letztlich alles herunter und bedachte Charles nur mit einem missmutigen Blick.
Dann sah er wieder nach vorne und nach einem kurzen Moment gab er sich einen Ruck. "Ich überlege lediglich, was Ihr zu erlegen hofft, Mylord. Zu zweit wird es nicht allzu viel geben, oder?" erkundigte er sich und versuchte, so neutral wie möglich zu klingen. Es ärgerte ihn gewaltig, dass Charles sich so über seinen Unmut amüsierte, Will fühlte sich so noch weniger ernst genommen als ohnehin schon.

Charles

Charles unterdrückte ein Lächeln, als Will seinen Unmut zu überspielen suchte. Eins musste man ihm lassen, er bemühte sich immerhin um neutrale Miene. Nur den missmutigen Blick konnte er sich dann doch nicht verkneifen. Allerdings hatte Edgars Gesellschaft Will durchaus gut getan in letzter Zeit, der Junge war ruhiger geworden.
"Ach ein bisschen kleines Wild würde mir für heute genügen. Ein paar Hasen oder Rebhühner, vielleicht ein junges Reh. Das dürften wir auch zu zweit schon hinbekommen.", erklärte Charles gelassen. "Außerdem ist es ein Privileg mich zu begleiten und sich dem Müßiggang hinzugeben. Immerhin hast du dafür heute keinen Unterricht."

Will

Will nickte etwas versonnen. "Ein Reh wäre gut." So kleines Viehzeug war nicht sonderlich spannend, aber wenn sie tatsächlich ein Reh erlegen würden, selbst wenn es nur ein kleines war ... das wäre etwas, wovon er erzählen konnte, wenn sie wieder auf der Burg waren.
Er musste im nächsten Moment jedoch wieder mit sich kämpfen, um keine bissige Bemerkung fallen zu lassen. In Wills Augen hätte die Erklärung völlig damit enden können, dass sie zu zweit vielleicht ein kleines Reh erlegen konnten. Was danach folgte, war in seinen Augen nur eine neue Provokation. Ja, was für ein wundervolles Privileg es doch war ...
Will seufzte verstohlen. "Dann danke ich Euch für dieses ... Privileg." brachte er aber schließlich dennoch hervor.

Charles

Charles nickte. "Ja, damit wäre ich auch zufrieden. Es ist die Zeit dafür, vielleicht ist das Jagdglück uns hold und es gibt Rehbraten." Das wäre in der Tat eine nette Abwechslung auf dem Speiseplan, aber es blieb abzuwarten, wie es sich ergeben würde.
"Nur zu gern.", erwiderte er, wusste aber, dass es in Will aber ganz anders aussah. Er verzichtete auf weitere Worte und trieb sein Pferd in eine schnellere Gangart.
Tiefer im Wald waren die Chancen größer. Vielleicht war es keine allzu gute Idee gewesen einen bockigen Bengel mitzunehmen, das störte den Frieden ein wenig.
"Komm schon..."

Will

"Hoffen wir es." murmelte Will und starrte Charles kurz hinterher als dieser antrabte. Wie gern wäre er einfach umgedreht oder alleine weiter geritten ... aber es half ja alles nichts. Und mit etwas Glück begegnete ihnen ja wirklich ein Reh.
Will ließ sein Pferd ebenfalls antraben, um zu Charles halbwegs aufzuschließen. Er hielt seinen Wallach ein wenig zurück, so dass er nicht direkt neben Charles ritt, damit dieser sein Gesicht nicht sehen und ihm wieder Vorhaltungen machen konnte.
Sie waren gerade ein kleines Stück tiefer in den Wald geritten als es plötzlich rechts von ihnen im Gebüsch knackte und raschelte. "Mylord, dort drüben! Da ist etwas."

Charles

Sie waren ein wenig tiefer in den Wald geritten. Charles behielt seine Umgebung im Auge, damit ihm etwaige Beute nicht entging, als es plötzlich nicht weit von ihnen im Gebüsch bedrohlich knackte.
Charles runzelte die Stirn. "Sei vorsichtig, das klingt zu groß für einen Hasen und zu laut für ein junges Reh.", mahnte er.
Langsam ließ er sein Pferd weiter vor treten, als plötzlich ein großer Keiler neben ihnen aus dem Busch brach, genau neben Wills Pferd. Während sein gutmütiger Hengst nur aufgeregt rückwärts tänzelte, scheute Wills Pferd und geriet dabei ins Stolpern.
Pferd und Reiter gingen zu Boden. "Will!", rief Charles besorgt. "Pass auf!" Schließlich war da immer noch ein wilder Keiler.

Will

Ein amüsiertes Lächeln huschte kurz über Wills Gesicht als Charles seine Warnung aussprach, doch der Junge nahm die Worte des Earls zumindest so ernst, dass er nicht auf das Geräusch zuritt, wie er es ursprünglich vorgehabt hatte, sondern an Charles' Seite blieb.
Wie sich zeigte, war es auch gar nicht nötig nachzusehen, denn schon im nächsten Moment brach das Tier aus dem Gebüsch hervor: ein großer - und offenbar wütender - Keiler. Ehe Will reagieren oder etwas sagen konnte, stand sein Pferd schon nur noch auf zwei Beinen. Es hatte sich vor dem großen Wildschwein erschreckt und scheute, wich zurück und dann ging alles so schnell, dass Will nicht einmal wusste, wie genau sie gestürzt waren. Das nächste woran er sich erinnerte war der Aufprall, der im sämtliche Luft aus den Lungen presste und der Schmerz der durch seinen ganzen Körper zu schießen schien - und noch einmal schlimmer wurde als sein Wallach auf ihm landete. Will keuchte verzweifelt auf, aber noch bevor er sich regen konnte, stand das Pferd schon wieder auf und machte einige Schätze fort vom Ort des Geschehens.
Will hörte Charles' Rufe und biss die Zähne zusammen, um sich trotz der Schmerzen auf die Seite zu rollen - nur um zu sehen, dass der Keiler es nun offenbar auf ihn direkt abgesehen hatte. Die Panik schnürte Will die Kehle zu, weil er genau wusste, dass er nicht entkommen konnte. Er konnte sich kaum rühren, geschweige denn sich so schnell bewegen, dass er dem Keiler ausweichen konnte.

Charles

Charles konnte nur hilflos zusehen, wie sich in rasanter Schnelle die ganze Situaton veränderte und eskalierte. Der Wallach begrub Will halb unter sich und verletzte ihn dabei ohne Zweifel noch ein wenig mehr. Das Pferd sprang wieder auf und machte sich ein wenig davon, ließ Will dabei aber genau im Blickfeld des Keilers zurück.
"Will!", rief Charles sorgenvoll, zögerte dann aber nicht weiter. Der Keiler scharrte zornig auf dem Boden und setzte sich im selben Moment in Bewegung, als der Earl sein Pferd wieder vollends unter Kontrolle bekam und seine kurze Jagdlanze vom Sattel zog.
Er wendete seinen Hengst und hoffte, als seine Lanze die Hand verließ, dass der Wurf gelungen war. Doh wenigstens auf seinen sicheren Wurf war Verlass. Wenige Zentimeter von dem am Boden liegenden Jungen entfernt brach der Keiler grunzend zusammen, zuckte noch einmal und blieb reglos liegen.
"Gott, Will, mein Junge, bist du in Ordnung?"
Charles glitt mühsam aus dem Sattel und hinkte zu Will hinüber.

Will

Will wollte die Augen schließen, aber er konnte nicht. Er konnte den Blick nicht von dem Keiler abwenden und starrte ihn voller Angst an als das Tier auf ihn zu rannte. Mühsam rang er nach Luft, der Aufprall hatte ihm den Atem genommen und die Panik, die ihn nun erfasste - die Todesangst - sorgte dafür, dass er auch weiter nicht richtig Luft holen konnte. Sein Herz raste wie verrückt als der Keiler näher und näher kam. Wills Lippen öffneten sich zu einem Schrei - der ihm im Hals stecken blieb und in einem mühseligen Keuchen endete als der Keiler direkt vor ihm zusammen brach.
Alles war so schnell gegangen, Will begriff überhaupt nicht, was geschehen war. Erst als Charles erneut seinen Namen rief, wurde Will bewusst, dass es außer dem Keiler noch andere Dinge um ihn herum gab. Langsam nahm er die Lanze wahr, die in dem großen, dunklen Leib steckte und die den Keiler nicht nur zu Fall gebracht, sondern ihn regelrecht an den Boden genagelt hatte.
"Charles ..." Kein Mylord mehr, kein abfälliger, bockiger Unterton; nur noch ein verzweifelter heiserer Laut, der Will mehr denn je wie das Kind klingen ließ, das er im Grunde noch wahr.

Charles

Charles beugte sich neben Will umständlich hinunter und legte ihm die Hand auf den Rücken. Der Junge war kreidebleich, aber zumindest bei Bewusstsein und ansprechbar. Das war doch schon einmal ein gutes Zeichen.
"Schon gut, Junge..." redete er beruhigend auf Will ein. "Komm, setz dich erst einmal langsam auf und lass uns sehen, was du dir getan hast."
Er musterte seinen Knappen aufmerksam und bemerkte sofort, dass die ganze bockige Fassade von dem Jungen abgefallen war.
"Was tut dir weh? Kannst du alles bewegen? Lass uns sehen, was dir fehlt und dann bringen wir dich nach Hause."

Will

Will schniefte leise und versuchte die Tränen zurück zu halten, die sich nun zu allem Übel auch noch anbahnten. "Ich ... ich weiß nicht." erwiderte er heiser. "Alles tut weh. Und ich ... ich kann so ... so schlecht atmen." erklärte er mühsam und mit immer wieder stockendem Atem. Auch wenn der große Keiler nun tot am Boden lag, hatte die Angst Will noch immer fest im Griff.
Sein Blick flackerte unstet zwischen dem Keiler und Charles hin und her. Will versuchte sich ein wenig zu rühren, stöhnte aber sogleich leise auf. Er schloss die Augen und biss sich fest auf die bebende Unterlippe, so sehr, dass ein wenig Blut hervorquoll. Dann schlug er die Augen wieder auf und sah zu Charles auf. Ein fürchterlicher Gedanken schoss ihm durch den Kopf. "Muss ich sterben?" wisperte er leise. Vielleicht hatte der Sturz irgendetwas wichtiges in seinem Körper beschädigt oder das Pferd, dass auf ihn gefallen war ... so auf dem Rücken liegend, bekam Will kaum Luft, aber er hatte auch das Gefühl sich nicht wirklich rühren zu können.

Charles

Charles schob den Arm unter den Jungen und richtete ihn vorsichtig in eine sitzende Position auf. "Atme ganz ruhig und langsam, dann wird es gleich besser und du bekommst mehr Luft. Alles ist gut, der Keiler ist tot und dir wird nichts mehr passieren."
Er fuhr dem Jungen beruhigend durch den Schopf. "Unsinn, mein Junge, so schnell stirbt man nicht. Hab keine Angst. Du bist doch sonst auch nicht leicht klein zu kriegen. Komm schon...Spürst du deine Beine? Kannst du deine Zehen bewegen? Kannst du etwas sehen? Wenn all das der Fall ist, ist es nicht ganz so dramatisch."
Er ließ sich neben dem Jungen auf dem Boden nieder, weil sein Bein anfing zu zittern und legte den Arm um ihn.
"Schöpf ein bisschen Luft, dann reiten wir nach Hause."

Will

Will ächzte leise als Charles ihn aufrichtete. Als Charles ihm dann durch den Schopf strich, konnte Will sich der beruhigenden Wirkung gar nicht entziehen. Eigentlich hasste er diese Geste, aber in diesem Moment war er wirklich erleichtert darüber, dass Charles bei ihm war und ihm Mut machte. Erleichtert lehnte er sich gegen Charles als dieser sich zu ihm setzte und den Arm um ihn legte. Jetzt, da Will saß, fiel ihm das Atmen schon gleich etwas leichter und damit ließ auch die Panik etwas nach.
"Ich ... ja, doch ... ich kann sie bewegen. Aber es tut so weh." erwiderte er schließlich und wandte Charles dann den Kopf zu. Kurz huschte ein mattes Lächeln über seine Lippen. "Hm, wenn ich nicht gerade träume, sehe ich genug, schätze ich." erwiderte er und atmete zitternd durch.
Für einen Moment schloss er die Augen und legte den Kopf an Charles' Brust ohne dass er wirklich darüber nachdachte, was er tat. Charles gleichmäßiger Herzschlag und der ruhige Atem ließen auch in Will die Furcht weiter sinken und nach einigen weiteren stockenden Atemzügen wurde auch seine Atmung wieder ruhiger und gleichmäßig. Jetzt da der erste Schock überwunden war, fühlte Will sich nicht mehr ganz so elend, wenngleich ihm noch immer der ganze Körper weh tat und es auch hinter seiner Schläfe ein wenig pochte.

Charles

Charles ließ den Jungen gewähren, als er sich an ihn lehnte. und die Nähe suchte. Dass Will einmal so auf ihn eingehen würde, hatte er nicht erwartet, aber für den Jungen war es ein Schock gewesen und er war noch so jung, er brauchte ein bisschen Zuwendung. Und in Charles schlug letztendlich doch das Herz eines Vaters.
"Nun, du wirst dir wohl den Knöchel verstaucht oder etwas gebrochen haben, aber der Arzt Zuhause soll dich in Ruhe anschauen. In Träumen hat man meistens keine Schmerzen, also träumst du wohl eher nicht." Er gab ihm einen Moment der Ruhe.
"Nun komm, lass uns versuchen dich aufs Pferd zu kriegen. Meinst du, du kannst allein reiten, wenn ich dein Pferd als Handpferd nehme?"

Will

Will nickte matt. "In Ordnung." Er wünschte wirklich, sie wären schon wieder zurück auf der Burg und er hätte nicht mehr den Ritt bis dorthin vor sich, aber er würde die Zähne zusammen beißen, dann würde es schon werden.
Will wollte die Rechte heben, um sich ein paar Haarsträhnen aus der Stirn zu streichen, doch ein jeher Schmerz im Arm ließ ihn zusammen zucken. Stattdessen nahm er die Linke und fuhr sich durch den Schopf. "Ich denke schon. Wenn ich erstmal drauf sitze, wirds schon gehen." versuchte Will sich optimistisch zu zeigen.
Als Charles aufgestanden war und ihm zur Hand ging, nahm Will allen Mut zusammen und versuchte auf die Beine zu kommen. Er keuchte auf und fast hätten seine Beine unter ihm wieder nachgegeben. Hätte Charles ihn nicht gestützt, wäre er vermutlich direkt wieder auf die Knie gefallen. So hielt er sich einen Moment lang an dem Charles fest, dann atmete er tief durch und tat einen ersten Schritt in Richtung seines Wallachs, der nun, da der ganze Spuk vorbei war, auch wieder näher gekommen war.
Schon nach den ersten zwei Schritten brach Will der Schweiß aus und als sie bei seinem Pferd angekommen waren, lehnte er sich erschöpft an dessen Schulter. Unter seinem Mantel war sein Hemd bereits völlig durchgeschwitzt und Will sah etwas mutlos auf den Sattel des Tieres. Wie zum Teufel sollte er dort hoch kommen?

Charles

Charles half dem Jungen auf die Beine und gemeinsam schleppten sie sich zum Pferd hinüber. Will stützte sich schwer auf ihn, aber er musste selbst schauen, dass sein Bein unter der zusätzlichen Belastung nicht nachgab. Schließlich schafften sie es zu Wills Wallach und der Junge lehnte sich mehr an das Pferd. "Ja, es wird schon gehen. Irgendwie."
Charles überlegte einen Moment. Das war in der Tat ein Problem. Wills Zustand war nicht allzu gut, vermutlich hatte der Junge sich einen Arm gebrochen und noch ein paar Dinge mehr verletzt.
"Komm mein Junge, winkel das Bein an, ich werde dich hoch."
Da der Junge nicht allzu schwer war, würde das gerade noch gehen. Es war eine Herausforderung, aber nicht unmöglich.

Will

Will zögerte kurz, dann sah er Charles wieder an. "Können ... wir es auf der anderen Seite versuchen?" bat er dann reichlich kleinlaut. "Mein linkes Bein tut mehr weh als das rechte. Ich weiß nicht, ob ich es so gut anwinkeln kann." Er hoffte sehr, dass er sich nur kräftig den Knöchel verstaucht hatte, aber es konnte auch gut sein, dass auch das Bein gebrochen war, immerhin war es kurzzeitig unter dem schweren Pferd begraben gewesen.
Will schleppte sich langsam um das Pferd herum, stützte sich dabei an seinem hasenfüßigen Gefährten ab und biss die Zähne so fest aufeinander, dass es leise knirschte, um nur kein Stöhnen verlauten zu lassen. Auf der anderen Seite angekommen, tat er wie geheißen, winkelte das Bein an und klammerte sich mit der unverletzten linken Hand am Sattel fest. Dann schickte er in Gedanken ein Stoßgebet zum Himmel, es möge gleich beim ersten Versuch gelingen.

Charles

"Ja, so wie es für dich einfacher ist. Wir Beide bekommen das schon hin." Charles folgte Will etwas schwerfällig um das Pferd herum. "Du bist sehr tapfer, mein Junge. So ist es richtig. Bist du bereit?"
Charles griff den Jungen am Bein und hob ihn hoch, um ihn möglichst vorsichtig in den Sattel zu schwingen. Glücklicherweise gelang es und Charles nahm den Wallach am Zügel, um ihn am Sattel seines Hengstes festzubinden.
Er selbst musste sich zum Aufsteigen erst einmal einen Baumstamm suchen. Schade war es fast, dass sie den Keiler liegen lassen mussten, das würde einen sehr guten Braten geben. Aber es war undenkbar ihn nun mitzunehmen. Er würde einen Mann hin schicken, aber jetzt musste er erst einmal William nach Hause bringen, damit ihn ein Arzt ansehen konnte.
Etwas mühsam zog er sich in seinen Sattel und setzte den Hengst in Bewegung.

Will

Will war unendlich erleichtert als sie den Burghof erreicht hatten. Viel länger hätte der Rückweg nicht dauern dürfen. Zum einen schienen seine Kräfte mit jedem Schritt des Pferdes weiter zu schwinden und zum anderen nahmen die Kopfschmerzen zu und ihm wurde ein wenig schwindlig.
Zum Glück gab es auf der Burg zahlreiche Leute, die ihnen helfen konnten und so sank Will nur wenig später in die Kissen seines Bettes zurück. Er schloss die Augen, um gegen die leichte Übelkeit anzukämpfen, die der Schmerz und der Schwindel in ihm hervorgerufen hatten. Nach ein paar Augenblicken war es wieder besser und Will schlug die Augen auf, um Charles anzusehen. "Bleibst du ... bleibt Ihr hier, wenn der Arzt mich untersucht?" fragte er leise, so dass es die zwei Diener nicht hören konnten, die ihn hier hergebracht hatten und nun noch durch sein kleines Gemach huschten, um frisches Wasser, sowie Handtücher und weiteres für den Arzt bereit zu stellen, der bereits alarmiert worden war.

Charles

Charles hatte sich von einem Diener mit Will helfen und sich anschließend seinen Stock bringen lassen, ehe er Will in dessen Zimmer begleitete und mit ihm gemeinsam auf den Arzt wartete. Er strich ihm sanft ein paar Strähnen aus der Stirn.
"Keine Sorge. Wenn du das möchtest, bleibe ich bei dir, während er dich untersucht. Hab keine Furcht, er ist ein guter Arzt. Du weißt doch, Martin hat in Truro im Hospital gelernt.", redete er beruhigend auf Will ein und ließ sich auf einen Stuhl neben dem Bett sinken.
"Wir kriegen dich im Handumdrehen wieder auf die Beine, du wirst sehen." Mary würde sich allerdings trotzdem große Sorgen machen.

Will

Will nickte etwas zaghaft. "Ja, das ... wäre gut." Er würde sich etwas besser fühlen, wenn Charles dabei war. Außerdem sorgte die Anwesenheit des Earls dafür, dass Will sich etwas mehr zusammen riss. Auch wenn Charles Recht hatte, Martin war ein guter Arzt und würde tun was immer er konnte. Trotzdem hatte Will Sorge davor, dass es weh tun würde.
Auch wenn Charles versuchte ihn ein wenig aufzumuntern, Wills Herz sank trotzdem erheblich als sich kurz danach die Tür öffnete und Martin herein kam. Er fürchtete sich vor allem vor der Diagnose und davor, dass er vermutlich lange Zeit außer Gefecht gesetzt sein würde.