William und Joanna - ab 1191 bis 1192

Philippa

"Das tue ich in der Tat, sie ist eine bewunderswerte Frau. Es hilft mir viel sie zu beobachten, wie sie mit all den verschiedenen Menschen umgeht." Philippa nickte langsam. "Das ist er. Aber er liebt Emma nun einmal, ist aber gezwungen eine standesgemäße Ehe zu führen. Emma und Berengaria verstehen sich übrigens gut. Emma ist sogar ihre Zofe, sie sind Freundinnen. Aber es ist für Berengaria ein Wermutstropfen, dass sie immer noch nicht schwanger ist. Sie grämt sich, weil es eben so offensichtlich an ihr liegt. Dabei ist sie noch jung, es kann alles noch werden."
Philippa lächelte zufrieden, als Jonathan so von seinem Studium schwärmte. Es war in der Tat die richtige Entscheidung für ihn gewesen.
"Das freut mich wirklich für dich, du hast es verdient. Du wirst der Beste von allen werden." Sie küsste ihn auf die Wange.
"Wirklich? Das wäre wundervoll!" Dann könnten sie früher heiraten und endlich zusammen sein.

Jonathan

Jonathan seufzte leise. "Ich bin froh, dass du dich wohl fühlst hier. So vergeht die Zeit bis zu unserer Hochzeit wenigstens für uns beide ein wenig schneller." erwiderte Jonathan. Er zog eine Augenbraue in die Höhe und seine Mundwinkel zuckten amüsiert. "Tatsächlich? Mein armer Bruder. Wenn die beiden befreundet sind, werden sie sich sicher häufig genug gegen ihn verschwören, nicht wahr?" Jonathan machte eine abwehrende Geste. "Ach, sicher, es wäre gut, wenn sie einen Erben zur Welt bringen würde, aber sie sollte sich deswegen noch nicht zu sehr grämen. Sie sind ... was? Ein halbes Jahr ungefähr verheiratet? Das ist noch nicht so wahnsinnig lange. Berengaria ist Anfang zwanzig also noch mehr als jung genug, um eine gesunde Schar Kinder zu bekommen." Aber Jonathan konnte sich vorstellen, was es für eine Bürde war. Und er war froh darüber, dass seine Ehe nicht mit solchen Argusaugen bewacht werden würde.
Jonathan lachte leise. "Wie süß von dir das zu sagen." Jonathan nickte und hauchte einen Kuss auf Philippas Lippen. "Ja, ich gebe mir alle Mühe, dass es klappt. Und wenn ich dich so vor mir sehe, ist das ein umso größerer Anreiz bald fertig zu werden."

Philippa

"Auf jeden Fall. Ich könnte mir keinen besseren Ort für diese Zeit wünschen. Mein Vater würde mir ohnehin nur auf die Nerven gehen." Dabei war sie sich mehr als nur sicher, dass sie Jonathan heiraten wollte. Vielleicht würde es auch schwierige Zeiten geben, aber das war ihr vollkommen gleichgültig, solange sie ihn hatte.
"Das tun sie in der Tat und Guillaume hat das Nachsehen. Aber er hat es selbst soweit gebracht, nun muss er damit leben. Er kann froh sein, dass sie sich nicht die Köpfe einschlagen. Du hast aber Recht. So lange sind sie noch nicht verheiratet."
Sie legte den Kopf schief. "So sollte es auch sein...Was meinst du, sollen wir deine Mutter überraschen? Sie vermisst deinen Vater wirklich sehr, umso mehr wird sie sich freuen dich zu sehen."

Stephan

Stephan lächelte als der einziehende Tross sich langsam im Burghof verteilte und ihn mit reger Betriebsamkeit erfüllte. Er selbst wartete geduldig bis er schließlich seine Mutter in mitten des Knäuls aus Rittern, Damen und Bediensteten entdeckte und ging dann auf sie zu. Der in der Nacht frisch gefallene Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, doch bald würde er von all den Füßen ohnehin fest getreten sein.
"Meine Königin!" Stephan sank vor seiner Mutter auf ein Knie, ergriff ihre Hand und hauchte einen Kuss darauf. Dann erhob er sich, grinste breit und schloss sie in die Arme. "Es tut so gut dich hier zu sehen, Mutter." erklärte er lächelnd. "Wie war eure Reise? Und wen hast du alles mitgebracht?" erkundigte Stephan sich neugierig.

Beatrice hatte die Reise durchaus genossen und sich auf Truro gefreut. Sie war so lange nicht mehr Zuhause gewesen, es war eine willkommene Abwechslung. Zwar waren ihre Eltern gerade verreist, aber sie würde nach ein paar Tagen hier ohnehin nach London reisen. Dort würden diese sich sicher früher oder später auch einfinden, um Eleonore zu besuchen.
Sie lächelte, als sie ihren Zweitältesten entdeckte. Sie musste sich allerdings wirklich daran gewöhnen, dass auch ihre Kinder ihr diese Art Respekt entgegen brachten. Umso froher war sie, dass Stephan sich rasch erhob und sie dann umarmte. Sie hielt ihn einen Moment fest und war wirklich dankbar zu sehen, wie gut es ihm wieder ging. Die Schatten schienen endlich von seiner Seele zu lassen.
"Ich bin auch wirklich froh dich zu sehen, Stephan...Die Reise war ein wenig kalt, aber angenehm. Ich genieße es wieder in England zu sein. Oh, Isabel und Richard begleiten mich. Und Sophie und Harry. Die Beiden wollten die Gelegenheit ebenso nutzen und außerdem später London einen etwas längeren Besuch in die Unterwelt abstatten."
Sie legte Stephan die Hand auf die Schulter. "Wie ich sehe, erholst du dich...wie geht es dir?"

Stephan

Stephan bot seiner Mutter den Arm an, um sie über den Hof zu führen. "Dann wird es Zeit, dass ihr alle hinein kommt, um euch aufzuwärmen. Soweit ich weiß, ist auch schon alles bis ins kleinste Detail vorbereitet. Onkel Robert war Feuer und Flamme als du deinen Besuch angekündigt hast." Und sein Onkel hatte viel Zeit darauf verwendet für alle Gäste die richtigen Unterkünfte vorbereiten zu lassen und hatte es sich nicht nehmen lassen alles immer selbst noch einmal zu kontrollieren.
Stephan strahlte. "Hervorragend, ich freue mich die beiden wieder zu sehen. Und Harry und Sophie natürlich auch." Während seine Schwester Isabel mit ihren zwölf Jahren nun immerhin schon ins heiratsfähige Alter gekommen war, war sein jüngster Bruder Richard gerade einmal drei Jahre und Stephan widmete dem kleinen Jungen nur zu gerne seine Zeit, besonders weil er ihn nun so lange nicht gesehen hatte.
Er lachte leise. "Das passt. Ich kann mir vorstellen, dass Harry schon seit eurer Abreise aus Bordeaux ganz aufgeregt ist."
Stephan sah kurz auf die Hand seiner Mutter auf seiner Schulter, dann schenkte er ihr ein warmes Lächeln. "Das tue ich. Es geht mir von Tag zu Tag besser und das ist allein Janes Verdienst. Sie vertreibt die Schatten auf meiner Seele sehr gekonnt." Und Stephan brannte darauf seine Liebste mit seiner Mutter bekannt zu machen.

Beatrice nahm mit einem Lächeln den dargebotenen Arm ihres Sohnes an und ließ sich von ihm hinein führen. Wie erwachsen Stephan doch geworden war... "Das wäre wundervoll. Es hätte mich überrascht, hätte Robert irgendetwas dem Zufall überlassen. Ich bin froh ihn wiederzusehen, er fehlt mir wirklich sehr." Ihr kleiner Bruder und sie hatten immer eine sehr enge Bindung zueinander gehabt, was vielleicht auch daran lag, dass sie beide eine andere Mutter hatten als ihre Halbgeschwister.
"Sie werden sich auch freuen dich zu sehen. Ganz besonders Richard..." Stephan hatte bei seinem Stopp in Bordeaux schon einige Zeit mit dem Jungen verbracht, das hatte Beiden gut getan und Stephan von den traumatischen Erlebnissen abgelenkt.
"Ich bin gespannt sie kennenzulernen. Als ich sie das letzte Mal sah, war sie ein kleines Mädchen. Aber deinem Brief nach scheint sie sehr nach ihrem Vater zu kommen. Ich bin ihr wirklich dankbar, dass sie es geschafft hat, dir wieder Freude am Leben zu schenken."

Stephan

"Das glaube ich. Und es wurde deshalb mehr als Zeit, dass du wieder einmal her kommst. Guillaume kann immerhin auf dem Festland nach dem Rechten sehen, das solltest du ausgiebig nutzen." Beschied Stephan, der erst in letzter Zeit und durch Jane begriffen hatte, wie wichtig es war ab und an auch an seine eigenen Bedürfnisse zu denken.
Stephan grinste. "Sehr gut. Der kleine Kobold hat mir auch ziemlich gefehlt. Es ist so leicht ihn ins Herz zu schließen. Vielleicht haben das kleine Kinder aber auch generell an sich. Robs kleine Tochter ist -" Stephan stockte kurz und sah seine Mutter zögernd an. "Ähm, weißt du davon eigentlich schon?" Er würde es seiner Mutter durchaus zutrauen, immerhin stand sie in regem Briefkontakt mit ihrem Bruder. Gut möglich, dass Beatrice schon seit der Geburt der kleinen Lilian von dem Kind wusste und damals in Bordeaux kein Wort zu Rob gesagt hatte, damit er es hier selbst heraus fand.
Stephan lächelte selig als sie über Jane sprachen. "Das tut sie. Aber sie hat auch viel von ihrer Mutter. Sie ist ... " Er atmete tief durch und seufzte ergeben, weil er nicht in der Lage war seine Worte weniger schwülstig klingen zu lassen. "Sie ist die wundervollste Frau der Welt und ich werde Gott für immer dankbar dafür sein, dass er sie mir geschickt hat."

Beatrice nickte. "Das auf jeden Fall, es ist zu lange her. Aber es gibt immer so viel zu tun, da ist es nicht so einfach möglich eine kleine Reise zu unternehmen. Jetzt als Königin schon gar nicht, ich bin immer Rechenschaft schuldig. Umso mehr werde ich das hier genießen."
Sie lächelte vielsagend. "Schön, dass du das so siehst, obwohl ihr so weit auseinander seid. Ich weiß von Lilian, Robert hat es mir geschrieben. Aber es war nicht meine Aufgabe deinen Freund einzuweihen. Man verdirbt Überraschungen nicht. Du hast aber Recht, die meisten kleinen Kinder sind so offenherzig, man muss sie gern haben. Warte einmal, bis du eigene hast. Wie steht Rob zu seiner Kleinen? Hat er es sehr schwer genommen?"
Es war so wundervoll, Stephan so glücklich zu sehen. Das nahm ihr wirklich die Sorge um ihn. "Es tut gut dich so verliebt zu sehen. Ich bin wirklich gespannt auf sie. Wann wollt ihr heiraten?

Stephan

Stephan hob leicht die Schultern. "Er ist mein Bruder, nicht wahr?" Und damit war die Sache für ihn auch maßgeblich geklärt. Stephan liebte alle seine Geschwister, es spielte dabei keine Rolle wie alt sie waren, sie waren eine Familie, das zählte. Dann musste er grinsen. "Oh, Rob ist völlig verzaubert. Es ist ziemlich bemerkenswert ihn so zu sehen, die Kleine hat ihn mit nur einem Wimpernschlag um den Finger gewickelt. Es hat ihn anfangs ziemlich geschockt, dass ausgerechnet er einen Bastard gezeugt hat, aber Lilian hat es wirklich verstanden ihm jede Hemmung zu nehmen, er ist wirklich ein hingebungsvoller Vater." Stephan hatte den Eindruck, dass sein Freund wirklich glücklich war mit seiner kleinen Tochter. Und auch mit deren Mutter, so wie Rob ab und an berichtete.
Stephan grinste ein wenig verlegen. "Es ist ein ziemlich überwältigendes Gefühl. Sie ist so ein bezaubernder Mensch." Er lachte leise und hob die Schultern. "Tja, jetzt wo du hier bist ... wie wärs mit morgen?"

"Das ist er. Tatsächlich? Ich dachte, er würde sich ein wenig schwerer tun. Aber er hat ein gutes Herz und mir scheint, als sei die Mutter der Kleinen recht vernünftig. So hat sich Robert zumindest ausgedrückt. Ich hätte auch nicht gedacht, dass Rob einen Bastard zeugt, aber manchmal passieren solche Dinge eben."
Beatrice lachte leise auf.
"Ich schätze, deine Braut wäre ein bisschen enttäuscht, wenn es nicht zumindest eine kleine Feier gäbe. Zu Recht. Wir sollten also doch ein bisschen Zeit investieren. Aber ich denke, nächste Woche sollten wir hinbekommen. So lange werde ich bleiben. Ich möchte dich auch heiraten sehen, genau wie Guillaume. Und es macht mich glücklich, dass du die Frau heiratest, die du wirklich liebst."
Sie küsste ihn auf die Wange. "Und nun lass uns ins Warme."

Stephan

Stephan nickte. "Ja, das hatte ich auch erwartet, aber ich glaube, Lilian kam für Rob genau zur richtigen Zeit. Ein bisschen so wie Jane für mich. Vielleicht hätte er länger mit dieser Vaterschaft gehadert, wenn wir nicht gerade aus dem Krieg zurück gekommen wären." mutmaßte Stephan, der genau wusste, dass auch seinen Freund diese grausigen Erlebnisse nicht kalt gelassen hatten. Und Lilian war der Balsam für Robs Seele gewesen, sie hatte ihn im Handumdrehen auf andere Gedanken gebracht.
Stephan sah seine Mutter überrascht, denn er hatte mehr einen Scherz gemacht, hatte nicht wirklich geglaubt, dass sie so darauf eingehen würde. "Wirklich?" Er begann zu strahlen. "Das wäre wundervoll." Stephan blieb stehen und zog seine Mutter impulsiv in seine Arme. "Oh Mutter, das ... das ist genau das, was wir uns gewünscht haben." murmelte er gerührt. "Ich weiß, dass Jane gerne hier heiraten würde, ohne den großen Trubel am Hof. Aber ich wollte dich auch gerne dabei haben."

Beatrice war damit ausgesprochen zufrieden. "Das freut mich wirklich zu hören. Ihr habt schlimme Dinge erlebt im Krieg und ihr seid Beide noch so jung. Euer Leben geht weiter, ihr habt noch so viel vor euch. Das hier sind die ersten Schritte in ein normales Leben zurück."
Sie erwiderte seine Umarmung und lachte. "Warum denn auch nicht? Worauf warten? Ich bin hier und ich dachte mir, dass deine Jane keinen großen Trubel möchte. Zumal man euch ja auch nicht den Fragen aussetzen muss, warum du eine unbedeutende Adelige heiratest."
Sie hob die Schultern. "Alles wird gut. Ich rede mit Constance, wir stellen schon etwas auf die Beine, keine Sorge. Außerdem weiß ich, wie ungeduldig man ist, wenn man verlobt ist."
Sie hatte damals irgendwann einfach geheiratet, heimlich.

Stephan

Stephan atmete tief durch und nickte. "Ja, unser Leben geht weiter. Und darüber bin ich sehr froh." Eine Zeit lang hatte er das nicht so optimistisch gesehen, hatte keine wirkliche Zukunft für sich vor Augen gehabt. Doch dann hatte Jane ihm gezeigt, dass er Fortschritte machen konnte, dass er in der Lage war seine Angst zu bekämpfen - und sie hatte sein Herz erobert und ihm gezeigt, wie lebenswert sein Leben doch war.
"Herrlich, sie wird sich freuen, wenn sie das erfährt. Und so ist es wohl wirklich am Besten. All die Fragen werden später sicher auch noch kommen, aber dann nach und nach." Und nicht von einer ganzen Horde Höflinge, die zur Hochzeit versammelt war.
Stephan grinste schuldbewusst. "Geduldig kann ich mich wirklich nicht nennen, das stimmt. Ich glaube, Jane hat auch schon den Stoff für ihr Hochzeitskleid. Ich habe ihr gesagt, sie soll kaufen, was ihr gefällt und daraufhin war sie beim nächsten Markt den halben Tag mit ihrer Mutter bei irgendeinem Tuchhändler und anschließend waren sie stundenlang in ihren Gemächern verschwunden." berichtet Stephan lächelnd und öffnete die Tür für sie, damit seine Mutter endlich ins Warme kam.

Isabella setzte sich mit Maud auf dem Schoß zu Mary auf das Fell vor dem Kamin. Ihre Schwester beschäftigte gerade den knapp dreijährigen Charles mit ein paar Holzfiguren. Es war wunderbar idyllisch und Isabella genoss es ausgesprochen, dass nicht nur ihre Eltern hier waren, sondern auch Mary. Ihre Familie hatte ihr unglaublich gefehlt, so glücklich sie auch hier in Pembroke war.
"Er ist ein pfiffiges Kerlchen, dein Kleiner.", bemerkte sie und lächelte wohlwollend, als ihr eigener Sohn William sich zu ihnen auf das Fell gesellte, um mit Charles zu spielen. Charles und William waren unzertrennlich, seit Mary und Charles mit den Kindenr hergekommen waren, schließlich waren die beiden Jungen gleich alt.
Und es tat William wirklich ausgesprochen gut einen gleichaltrigen Spielgefährten zu haben, der ähnliche Interessen hegte.

Wie immer war Mary selig in der Gesellschaft ihrer Schwester. Heute saß sie zusammen mit dem kleinen Charles auf einem gemütlichen Fell vor dem Kamin und gab dem Jungen ein paar Holzfiguren zum Spielen. Als Isabella sich zu ihr setzte, sah Mary auf und lächelte leicht. "Das ist er. Und er hält uns alle immer sehr in Atem, so aktiv wie er ist." Wenn Charlie erst einmal richtig in Gang war, war absolut nichts vor seinen kleinen Händen sicher.
Einen Moment lang beobachtete Mary, wie Charlie und William begannen miteinander zu spielen, dann lehnte sich sich etwas zurück. "Die beiden sind so wundervoll zusammen. Wir müssen wirklich zusehen, dass wir uns häufiger sehen, Schwesterherz. Ich glaube, das tut uns allen gut." Denn ganz zu ihrer Freude verstanden sich nicht nur die Kinder gut, auch William und Charles pflegten eine tiefe Freundschaft, so dass wirklich immer alle glücklich waren, wenn sie zusammen kamen.
Mary sah auf das kleine Mädchen in Isabellas Armen hinab und seufzte leise. "Wie hinreißend sie ist. Pass auf, dass ich sie dir nicht einfach klaue, wenn wir wieder abreisen." bemerkte Mary leise lachend und strich ihrer Nichte über die zarte Wange. "Ich könnte glatt neidisch auf dich werden, Bella." fügte sie augenzwinkernd hinzu.

Isabella nickte langsam. "Das glaube ich dir sofort. Aber es ist so liebenswert, wenn sie so voller Lebenfreude sind, so anstrengend sie auch sind." Sie lächelte zufrieden. "Oh ja, die Beiden verstehen sich prächtig. Wie auch unsere Männer, das freut mich wirklich außerordentlich. Wir werden Besuch bald erwidern und einmal wieder nach Kent kommen. Du fehlst mir wirklich, wenn wir getrennt sind. Wir sind einfach so verbunden..."
Isabella lachte auf. "Du würdest sie vermutlich mit Kusshand wieder zurück bringen, sie ist nachts nicht gerade freundlich mit meinem Schönheitsschlaf. Außerdem hast du doch gerade selbst so ein niedliches Würmchen gekriegt. Gérard ist so ein süßer Fratz. Und vielleicht ein bisschen pflegeleichter als Maud im Moment, hm, Schatz?"
Sie küsste ihre Tochter auf die Stirn.

"Das ist wahr. Sie so zu sehen macht alle Anstrengung immer wieder wett. Und ich bin froh über jeden Augenblick, den ich so genießen kann." erwiderte Mary, die immerhin genau wusste, wie schmerzhaft es war ein Kind zu verlieren. Annes Tod lag nun schon ein paar Jahre zurück, aber es gab immer noch Momente in denen sie ihre Tochter vermisste wie am ersten Tag.
Mary lächelte zufrieden. "Ja, wir scheinen uns wirklich alle sehr gut zu ergänzen. Und wenn alles gut geht, wird Daniel sich auch bald noch mehr in unserer Familie einfinden. Wir haben ihn in Cornwall gelassen und ich glaube, wenn wir zurück reisen, um ihn zu holen, werden wir eine Verlobung feiern können. Er und Joanna haben kaum die Augen voneinander lassen können, es war wirklich niedlich zu beobachten." berichtete Mary amüsiert. Sie hatte ihren Stiefsohn von Anfang an ins Herz geschlossen gehabt und sie hatte schnell ein vertrautes Verhältnis zueinander entwickelt.
Mary beobachtete ihre Schwester mit dem kleinen Mädchen auf dem Arm und der Anblick wärmte ihr wirklich das Herz. Sie freute sich so sehr für Isabella, die so lange unter ihrer Kinderlosigkeit gelitten hatte und auch nach Sybils Geburt gefürchtet hatte, das Mädchen würde ihr einziges Kind bleiben.
"Na dann lasse ich sie vielleicht wirklich lieber bei dir. Ich bin wirklich dankbar, dass Gerard die Nächte eigentlich immer durch schläft." Marys Lippen kräuselten sich amüsiert. "Ja, er ist ein süßes Kerlchen. Ich glaube, ich muss mich nur langsam erst dran gewöhnen, dass ich nicht mehr von einer ganzen Schar Mädchen umgeben bin, sondern es sich nun die Waage hält. Ich werde mich vermutlich noch ganz schön umgucken, wenn meine Söhne erst einmal älter sind, die Mädchen waren bisher alle so pflegeleicht."

"Ja, so sollte es auch sein. Wir müssen dankbar sein für das, was wir haben. Ich freue mich jeden Tag über meine Kinder. Umso mehr, da ich oft nicht geglaubt hatte, dass ich sie bekommen würde." Aber ihre Ängste hatten sich als unbegründet herausgestellt.
"Das freut mich, Daniel ist ein netter Kerl und es würde mich freuen, wenn er und Joanna zusammen finden. Sie sind vom Wesen her recht ähnlich, so wie ich ihn kennen gelernt habe. Es wird den beiden gut tun ein bisschen Zeit für sich zu haben. Wenn Daniel dann mutig genug ist sie zu fragen, warum nicht? Junge Liebe ist so etwas Schönes."
Isabella lachte leise auf. "Du Glückliche...Dein Kleiner hat eben das ausgeglichene Gemüt seines Vaters. Es ist schon süß, dass du nun einen Sohn nach dem anderen bekommst. Wer hätte das gedacht. Aber vielleicht werden meine mit dem Alter ruhiger, deine aufgedrehter. Jungs sind schon immer kleine Rabauken.", bemerkte sie amüsiert.
"Charles' Bein wird besser, oder? Er bewegt sich ein bisschen geschmeidiger als bei unserer letzten Begegnung."

Mary legte einen Arm um ihre Schwester und drückte sie leicht an sich. "Und nun hast du schon drei so hinreißende Kinder. Es freut mich immer wieder dich so glücklich zu sehen, Schwesterchen." bemerkte Mary vergnügt. "Ja, sie würden gut zusammen passen und ich denke jetzt wo der erste Schritt getan ist, werden sie beide etwas mutiger. Sie werden ein schönes Paar abgeben."
Mary sah einen Moment versonnen zu Charlie hinüber. "Ja, wer hätte das gedacht." murmelte sie versonnen während sie ihren Sohn beobachtete. Dann sah sie wieder zu Isabella und lächelte leicht. "Und dabei würde es jetzt überhaupt keine Rolle mehr spielen. Charles ist es ganz egal, ob wir Söhne oder Töchter bekommen." Er hätte es sogar verstanden, wenn sie keine Kinder mehr hätte bekommen wollen. Und langsam glaubte Mary, dass es genau dieses Verständnis, dieses Vertrauen in sie und diese Wertschätzung ihrer Selbst war, die es ihr so leicht machte, auch nach neun Kindern vor möglichen weiteren mit Charles nicht zurück zu schrecken wie sie es damals in ihrer Ehe mit Gerard getan hatte.
Mary nickte als ihre Schwester auf Charles zu sprechen kam. "Er versucht möglichst viel in Bewegung zu bleiben, um das Bein geschmeidig zu halten, weiß aber genau wann er aufhören muss, um es nicht zu sehr zu belasten. Das macht sich schon bezahlt. Und er hat in Truro lange mit John, Lucas und Jane zusammen gehockt und sie haben irgendwelche Kräuter zusammen gemischt, die er nehmen soll. Das hilft auch erstaunlich gut."

Isabella nickte langsam und lehnte sich kurz an ihre Schwester. "Die habe ich. Und wir sind sehr glücklich damit. William ist ein großartiger Vater, die Kleinen vergöttern ihn. Es ist fast unheimlich, wie sehr man einen Menschen doch lieben kann..."
Sie lächelte zurück. "Ich bin froh, dass es so ist und du überhaupt keinen Druck mehr hast damit. Schließlich sind Kinder etwas Schönes. Charles ist ein kluger Mann. Er weiß ganz genau, was er an dir hat und wie er dich halten kann ohne dich unter Druck zu setzen. Eine sehr bewundernswerte Fähigkeit." Diese hatte Gérard völlig gefehlt, weshalb er Mary immer weiter von sich weg getrieben hatte.
"Johns Mittelchen wirken doch immer Wunder und Lucas kennt Charles' Verletzung am Besten. Wenn es hilft, freut mich das umso mehr für ihn."
Je weniger Einschränkungen Charles hatte, desto leichter würde es ihm fallen mit dieser Verletzung zu leben.

Gabriel

Gabriel war mehr als nur nervös als er sein Pferd im Hof zum Stehen brachte. Es war ein schlankes, eher kleines Reitpferd, das er von seinen beiden Onkeln geschenkt bekommen hatte und das für den knapp zwölfjährigen Jungen die perfekte Größe hatte. Gabriel war ungemein stolz gewesen als er das Pferd bekommen hatte und hegte und pflegte es voller Hingabe. Deshalb gab er die Zügel jetzt auch nur ein wenig widerwillig aus der Hand, aber er konnte jetzt nicht mit dem Tier im Stall verschwinden, so gerne er es auch getan hätte, denn Helene wartete im verschneiten Innenhof der Burg schon auf ihn.
Als der Stallbursche Gabriels treuen Vierbeiner zu den Stallungen führte, gab der Junge sich einen Ruck und ging zu Helene hinüber. Sie war es ja schließlich nicht, die er fürchtete und er war heilfroh, dass sie hier draußen alleine auf ihn wartete.
Vor ihr blieb Gabriel stehen und verneigte sich höflich, er war schließlich kein kleiner Bengel mehr, der seiner Stiefmutter in aller Öffentlichkeit um den Hals fallen konnte. "Mylady. Wie versprochen bin ich gekommen." erklärte er lächelnd, wenngleich ihm ein wenig flau im Magen war. Er freute sich Helene zu sehen, brannte darauf seine Brüder wieder zu sehen und auch Theresa kennen zu lernen. Aber vor diesem Kennenlernen fürchtete er sich auch ein wenig. Und vor allem davor Alexander zu begegnen.

Helene hatte sich sehr gefreut, als Gabriel nun wirklich nach Oxford kam um sie wenigstens zu besuchen. Sie brannte darauf mehr Zeit mit ihm zu verbringen und ihm Theresa vorzustellen. Sie wartete geduldig im Innenhof, bis der Junge sein Pferd abgegeben hatte und zu ihr trat.
Lächelnd legte sie ihm kurz die Hand auf die Schulter, um ihn nicht zu blamieren, obwohl sie ihn so gern umarmt hätte.
"Gabriel...es tut gut dich wiederzusehen. Ein schickes Pferd hast du, ist es deines? Aus der Zucht von Truro?"
Sie musterte ihn und stellte einmal mehr fest, wie groß der Junge geworden war. "Komm mit hinein und wärm dich ein bisschen auf. Es war sicher eine anstrengende Reise.", forderte sie ihn dann auf und setzte sich in Bewegung.
"Und mach dir keine Sorgen, Alexander wird sich zurückhalten und sich erst einmal nicht blicken lassen." Sie wusste, dass das Gabriels größte Sorge war, dabei würde den Beiden ein Gespräch sicher gut tun.

Gabriel

Gabriel nickte mit einem strahlenden Lächeln. "Ja, ich freue mich auch." Und das war ganz die Wahrheit, es war ihm nicht ganz leicht gefallen wieder Abschied von Helene zu nehmen als sie nach Oxford zurück gereist war. Er warf einen Blick über die Schulter und nickte erneut, dieses Mal mehr als eifrig. "Ja, Onkel Robert und Onkel Philippe haben es mir geschenkt." berichtete er beinahe etwas atemlos vor Freude. Gabriel war mehr als einfach nur stolz auf dieses Pferd. Es war sein kostbarstes Gut.
Er zuckte leicht mit den Schultern, folgte Helene aber bereitwillig hinein. "Nicht so furchtbar anstrengend, aber durchaus ganz schön kalt." räumte er ein und atmete dann verstohlen durch. "Gut so." murmelte er. Allein bei dem Gedanken an Alexander bildete sich in Gabriel Magen wieder ein heißer Stein, der seinen Zorn hochkochen ließ.
"Ich würde gerne Theresa sehen ... und meine Brüder." erklärte Gabriel dann rasch bevor Helene möglicherweise noch einmal von Alexander sprach.

Helene erwiderte das Lächeln und hob die Augenbrauen. "Ein sehr großzügiges Geschenk, wie mir scheint. Aber ich sehe, du weißt es zu schätzen. Es passt gut zu dir, genau die richtige Größe für dich." Und Gabriel war inzwischen ein hervorragender Reiter geworden.
Sie lachte. "Das ist um diese Jahreszeit wohl normal. Ich hoffe, du hattest ein schönes Weihnachtsfest in Cornwall?" Sie hatte hier mit ihrer kleinen Familie ein beschauliches Fest verbracht und Gabriel zwischenzeitlich wirklich außerordentlich vermisst. Er gehörte einfach dazu, aber sie wusste, wie schwierig die Dinge waren.
"Natürlich. Komm, ich bringe dich hin. Sie sind in unseren Wohngemächern." Das Kindermädchen gab ein wenig acht auf die Drei. Sie führte Gabriel zu der entsprechenden Tür und öffnete sie.
"Komm nur herein...ich lasse nach ein wenig Stärkung für dich schicken und etwas heißem zu trinken."
Helene war furchtbar aufgeregt, wie Gabriel auf Theresa reagieren würde.