William und Joanna - 1193

"Den hat er, da sorge dich nicht." Nur konnte er Edward nicht einfach erzählen, dass James wusste, wie sich eine Liebe anfühlte, die man eigentlich nicht haben sollte. Das war James' Sache, vielleicht fand Edward es selbst heraus.
"Nun, du willst etwas von ihm. Und wenn der Wunsch nur groß genug ist, fällt es auch nicht weiter schwer zu Kreuze zu kriechen. Lass ihn doch seine bischöfliche Stirn runzeln, wenn er das will..."
Robert lachte und schlug Edward auf die Schulter.
"Worum sorgst du dich dann, Brüderchen? Es wird schon alles gut gehen. Aber gerade weil ich dich kenne, kann ich dich vor Unsinn nicht oft genug warnen."

Edward war nach dem Gespräch mit Robert in die Halle zurück gekehrt und hatte sich vorgenommen Claire doch noch heute Abend aufzusuchen. Er würde andernfalls kein Auge zu machen heute Nacht. Er hatte sie auch rasch in der Menge ausgemacht und steuerte auf sie zu als er nur wenig von ihr entfernt plötzlich aufgehalten wurde. Eine Hand legte sich leicht auf seine Schulter und die Stimme des Earl of Chester erklang. "Mylord of Oxford, dürfte ich Euch wohl für einen Augenblick sprechen?" erkundigte der Earl sich freundlich und Edward wandte sich ihm kurz zu, um ihn möglichst rasch, aber ohne unhöflich zu sein wieder abzuwimmeln.
Als er sich jedoch wieder umwandte und zu Claire gehen wollte, war diese verschwunden. Suchend sah Edward sich in der Halle um. Wie war das möglich? Nur wenige Augenblicke und nun würde er die halbe Burg nach ihr absuchen müssen ...

Claire war beinahe traurig gewesen, dass Edward nicht mehr aufzufinden gewesen war, als sie getrennt voneinander von draußen wiedergekommen waren, um dienen Verdacht zu schüren. Sie schaute dem Treiben ein wenig zu, trank etwas Wein und dann schließlich entdeckte sie ihn endlich wieder. Sie bahnte sich den Weg zu ihm, doch kurz bevor sie ihn erreichte, wurde er aufgehalten.
"Mylord of Oxford..." Claire runzelte die Stirn, dann wurde sie blass, als die Teile sich in ihrem Kopf zu etwas Ganzem zusammen fügten. Edward... Der Earl of Oxford war ihr Onkel Edward, ein Halbbruder ihres Vaters. Und Edward hieß auch der Mann, in den sie sich so hoffnungslos verliebt hatte. Sein Alter passte und er hatte den Rotschopf der Gemahlin ihres Großvaters, Edwards Mutter.
Sie drehte sich herum und floh zurück nach draußen, sodass sie sich in einer stillen Ecke allein damit auseinander setzen konnte. Bei Gott, sie hatte sich in ihren Onkel verliebt, das durfte einfach nicht sein...Alle Zukunftsträume zerplatzten wie eine Seifenblase.

Nachdem Edward sicher gewesen war, dass Claire nicht mehr in der Halle war, hatte sein erster Instinkt ihn nach draußen geführt. Er glaubte nicht, dass sie schon schlafen gegangen war, vielleicht hatte sie ihn in der Halle nicht gesehen und war noch einmal nach draußen gegangen, um ihn zu suchen, denn durch das Gespräch mit Robert war er wesentlich später zurück in die Halle gekommen als beabsichtigt.
Edward überquerte den Hof und legte die Stirn in Falten. Hätte er doch nur Askan bei sich, der Hund hätte Claire vermutlich erneut sehr zielsicher ausfindig gemacht.
Einem Impuls folgend wandte er sich zu den Pferdeställen, vielleicht hatte sie noch einmal nach ihrer Stute sehen wollen. Er betrat das im Dunkeln liegende Gebäude und wartete bis seine Augen sich an das schummrige Licht hier drinnen gewöhnt hatten. "Claire?" fragte er gedämpft in die Dunkelheit und ging die Stallgasse entlang, hielt dabei Ausschau nach der hübschen Fuchsstute.

Claire hatte sich schließlich in ihrer Verzweiflung zu Clafoutis zurückgezogen und sich an die Stute geschmiegt, als die Tränen kamen. Tausende Fragen schwirrten ihr durch den Kopf, nicht nur, wie es weitergehen sollte, sondern auch, ob Edward es gewusst hatte. Ob er sie ins offene Messer hatte laufen lassen...
Aber sie konnte sich doch nicht so getäuscht haben! Wie gut Edward sie indes inzwischen kannte, zeigte sich, als er sie schon nach recht kurzer Zeit im Stall aufspürte. Sie wartete ab, bis er in die Box ihrer Stute sah und hob dann den Blick.
"Mylord Oxford...", sagte sie ernst.

:edward:

Edward wurde in der Box von Clafoutis tatsächlich fündig und es zerriss ihm beinahe das Herz als er Claires Stimme hörte. Mylord of Oxford ... sie wusste es. Aber wie konnte das so schnell passiert sein?
"Claire ..." Wiederholte er noch einmal leise ihren Namen und trat dann zu ihr und der Stute in die Box. "Claire, ich wusste es nicht. Vielleicht war ich ein Narr und hätte es merken müssen, aber glaub mir, ich habe es gerade erst von Robert erfahren." erklärte er leise, trat zu ihr und strich sachte über ihre Wange. "Ich wünschte, du hättest es nicht so heraus gefunden. Ich wollte dich gerade suchen, um mit dir darüber zu sprechen und dann warst du aus der Halle verschwunden."

Claire wischte sich ein wenig unwillig die Tränen von den Wangen. Sie sollte sich wirklich nicht so anstellen... Sie schaute im Halbdunkel in Edwards Augen und ließ zu, dass seine warme, trockene Hand über ihre Wange strich. Wie konnte es mit diesem Mann keine Zukunft geben?"
"Wie hättest du es merken sollen? Wir haben uns nie viel gesehen, die letzten Jahre schon gar nicht. Es war...ein unglücklicher Zufall, dass wir nie über Namen und Herkunft gesprochen haben. Weil es so unwichtig ist..."
Sie biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf. "Ich hatte dich gesehen und wollte zu dir, dann hat dich jemand angesprochen. Ich habe es gehört und es...fiel mir wie Schuppen von den Augen." Erneut stürzten Tränen über ihre Wangen.
"Wie soll es nur weitergehen, Edward? Das ist so furchtbar...und Onkel Robert denkt sicher ganz schlecht von mir."

Edward zuckte mit den Schultern. "Ich weiß nicht. Ich hätte fragen können. Spätestens als du von deinem Vater und der Zucht erzählt hast ... aber es ist ja auch müßig sich darüber Gedanken zu machen." Es war nun einmal passiert.
Als Claire erneut in Tränen ausbrach, konnte Edward nicht mehr widerstehen und zog sie in seine Arme. "Das tut er nicht. Er war etwas geschockt im ersten Moment, aber er hat weder dir noch mir Vorwürfe gemacht, wir wussten es ja einfach nicht." murmelte er leise. Dann hob er Claires Kinn ein wenig an, so dass sie ihn ansah und küsste die Tränen von ihren Wangen. "Das ... liegt bei dir." erklärte Edward langsam. "Wenn du mich trotzallem noch haben willst, dann werde ich mich um die Auflösung meiner Ehe bemühen, sie ist ohnehin zu einer Farce geworden. Und dann werde ich für uns einen Dispens beim Papst erwirken. Mein Bruder, der Bischof von Winchester, wird uns helfen. Er wird mich nachdrücklich für meine Fehltritte rügen, aber er wird es tun." Edward strich Claire zärtlich über den Rücken. "Was denkst du?" fragte er leise.

Claire seufzte tief. "Ich hätte ja auch fragen können, woher du kommst...." Sie schmiegte sich ohne zu zögern an ihn, denn auch, wenn es nicht sein durfte, die Geborgenheit blieb. Sie fühlte sich sicher bei ihm, als ob er sie vor jeddem Ungemach dieser Erde beschützen könnte.
"Das....ist gut. Ich will nicht, dass er schlecht von mir denkt, ich...ich hab ihn doch gern." Mit ihrem Onkel Robert war sie groß geworden, er war oft genug im Haus ihrer Familie zu Gast gewesen.
Sie schaute Edward mit großen Augen an. "Ich...hatte ganz vergessen, dass du verheiratet bist. Und du glaubst, sie lässt sich einfach auflösen? Was wird dann mit deiner Frau? Und deinen Kindern?" Das war alles zu groß für sie...
"Glaubst du, wir bekommen tatsächlich einen Dispens?" Es war natürlich eine Möglichkeit und die Welt schien nicht mehr ganz so düster. "Das klingt nach einer guten Idee...."

Edward konnte seine Erleichterung nicht ganz verbergen als Claire sich an ihn schmiegte. Es hatte sie also nicht verschreckt, dass ihr Vater sein Halbbruder war. Ihr ging es wie ihm, es spielte keine Rolle für ihre Gefühle füreinander.
Edward schnitt eine kleine Grimasse. "Ich versuche es seit meiner Rückkehr auch zu vergessen." murmelte er, nickte dann aber. "Ohne Probleme sogar. Meine ... Gemahlin hat mich mit einem anderen betrogen während ich auf dem Kreuzzug war und hat sogar ein Kind von ihm bekommen. Ich habe also jedes Recht die Ehe aufzulösen und sie wäre damit vermutlich auch glücklicher, denn dann kann sie zu ihrem Priester. Meine Söhne werden bei mir bleiben, aber ich werde sicher einen Weg finden müssen, wie sie ihre Mutter ab und an sehen können." Edward lächelte leicht. "Ja, ich denke schon. Ich würde meinen letzten Penny dafür geben, wenn nötig. Und James wird uns dabei helfen, es wird schon gehen. Es werden in Adelskreisen zwischen Vettern oft genug solche Ehen geschlossen." Edward sah Claire in die Augen und gab ihr einen sanften Kuss. "Claire, ich ... ich liebe dich so sehr. Es würde mir mehr als alles auf der Welt bedeuten, würdest du bei mir bleiben wollen." gestand er leise.

Claire war ein wenig schockiert. "Sie hat dich betrogen und ein Kind bekommen? Von einem Priester?", fragte sie regelrecht entsetzt. "Wie konnte sie nur?" Das war ihr nun wirklich völlig unbegreiflich. Wie konnte man einen Mann wie Edward nicht lieben? Wie konnte man ihn betrügen?
Sie verzog ein wenig unsicher das Gesicht. "Ich weiß nicht, ob ich eine gute Stiefmutter für deine Kinder sein kann, Edward." Sie war selbst noch so jung, sie hatte nur Erfahrung mit kleinen Geschwistern. Ob das genügte?
Claire nickte stumm und erwiderte dann seinen Kuss. Sie hatte ein wenig Angst vor der Zukunft, aber mit Edward würde alles gelingen.
"Das will ich...ich liebe dich doch auch. Aber ich fürchte, Vater wird nicht sehr begeistert sein."

Edward schnitt eine Grimasse. "Das hat sie. Aber unsere Ehe stand wohl von Anfang an unter keinem guten Stern, eigentlich wollten wir beide nicht heiraten, aber was tut man nicht für den König ..." erwiderte Edward und hob leicht die Schultern. "Sie sagt, sie liebt ihn und hat es deswegen getan und ich muss ehrlich genug sein und einräumen, dass ich ihr auch nicht gerade der beste Ehemann gewesen bin. Trotzdem hat es mich ziemlich getroffen als ich nach Hause kam." Edward grinste und hauchte einen Kuss auf Claires Stirn. "Das brauchst du auch nicht. Was würdest du davon halten, wenn du ihnen eine gute Freundin wirst?" schlug Edward vor und zog Claire noch enger an sich. "Du hast ja keine Vorstellung davon, wie glücklich du mich gerade machst." wisperte er leise. "Und lass deinen Vater nur meine Sorge sein. Ich kümmere mich darum." Auch wenn er noch nicht wusste wie ... Philippe würde ihm vermutlich den Hals umdrehen.

"Das scheint so...dann wäre sie vielleicht wirklich glücklicher, wenn ihr die Ehe auflöst. Wenn sie ihn liebt, kann sie dann wenigstens bei ihm sein. Du warst ihr kein guter Ehemann, aber...wirst du es mir sein, Edward?", frate Claire dann leise. Sie konnte allerdings verstehen, dass es ihn sehr getroffen hatte.
"Das könnte ich hinbekommen." Eine Freundin zu sein war ja nicht allzu schwer. "Auch wenn ich nicht weiß, ob sie mich mögen werden, wenn ich ihre Mutter an deiner Seite ersetze."
Claire nickte langsam und schlang dann die Arme um Edwards Hals.
"Das musst du auch...du solltest ihn vorher fragen, weißt du. Er ist mein Vater, letztendlich entscheidet er, wen ich heirate."
Auch wenn ihr Vater sie nie zwingen würde, ein Mitspracherecht hatte er und das bereitete ihr doch ein klein wenig Sorge.

Edward legte beide Hände an Claires Wangen und sah ihr in die Augen. "Das werde ich, das schwöre ich dir. Ich habe für sie in den letzten Jahren nicht annähernd das empfunden, was ich für dich empfinde, Claire. Ich liebe dich. Und ich bin Gott so dankbar dafür, dass wir uns hier über den Weg gelaufen sind." Seit er Julia verloren hatte, hatte er nie wieder so für eine Frau empfunden, nicht einmal ansatzweise. Deshalb hatte es ihn auch so überwältigt, festzustellen, dass er sich verliebt hatte.
"Ich bin mir sicher, dass du das wirst und die kleinen Knirpse sind sehr offenherzig. Ich denke schon, dass sie dich als ihre neue Freundin gern annehmen werden." Und selbst wenn sie anfangs etwas zurück haltend waren, würde sich das alles schon fügen, da war sich Edward sicher.
Edward nickte langsam, es gefiel ihm nicht allzu sehr, aber Claire hatte ja Recht. "Das werde ich. Ich werde mit ihm darüber sprechen." Und vielleicht würde er dafür noch einmal Roberts Rat bemühen, denn er und Philippe waren ja schließlich wie ein Herz und eine Seele.

Claire glaubte ihm auf Anhieb und das war eine neue Erkenntnis, denn für gewöhnlich war sie immer erst einmal skeptisch. In diesem Fall jedoch hatte sie sich gleich geborgen gefühlt in Edwards Armen, als würde sie Zuhause ankommen.
"Das klingt wirklich schön...ich bin auch froh, dass wir uns begegnet sind." Und auch sie kannte die Geschichte um Edwards erste Frau, sodass sie sich umso geschmeichelter fühlte, dass er sie wirklich und wahrhaftig liebte. Es war kein bloßes Lippenbekenntnis, das konnte sie spüren.
"Dann hoffe ich, du behältst Recht. Ich werde gern ihre Freundin sein. Und meinen Vater bekommst du schon besänftigt, mit Onkel Roberts Hilfe."
Auch ihr Vater würde Edward endlich sein Glück gönnen und er wollte ja vor allem, dass seine Älteste glücklich wurde.

Alexander

Alexander kniete vor dem Altar in dieser wunderschönen, imposanten Kirche. Er hatte selten einen solch großen Bau gesehen, der so prachtvoll und doch gleichzeitig so uneitel wirkte. Häufig waren ihm die großen Kathedralen viel zu protzig, aber hier musste irgendein Zauberer am Werk gewesen sein, der die Wandmalereien so wunderschön und gleichzeitig schlicht gehalten hatte.
Er hatte entschieden, dass hier ein guter Ort war, um ein wenig zu beten, ehe er sich auf die Suche nach Gabriel machte. Alexander war sich nicht sicher, aber er hoffte einfach, dass der Junge noch hier war. Sicher sein konnte er sich natürlich keineswegs, denn es war nicht unwahrscheinlich, dass der Earl of Oxford seinen Ältesten nach Hause geholt hatte, jetzt da er zurück war, aber es war Alexanders einzige Hoffnung, um etwas von Helene zu erfahren. Also war er hergekommen und nun kniete er hier und bat Gott um Vergebung dafür, dass er Helene einfach nicht vergessen konnte und bat darum, ihm trotzdem Nachricht über sie zukommen zu lassen. Er wollte ja nur wissen, ob es ihr gut ging, wollte sicher sein, dass dieser Kerl ihr nichts angetan hatte.

Nach den Osterfeierlichkeiten hatte Robert seine Familie wieder nach Hause gebracht, stand aber vor der Herausforderung, dass er Philippe nichts über Claire und Edward sagen durfte. Dabei erzählten sie sich nahezu alles...
Nachdenklich und ein wenig Trost suchend war er daher zur Kirche spaziert. Er bekreuzigte sich und ging durch den Mittelgang des steinernen Gotteshauses zum Altar. Er wollte sich in eine der vordersten Bänke setzen, aber er war zu seiner Überraschung nicht allein.
Es handelte sich nicht um einen der Dorfbewohner und auch nicht um einen Pilgerfahrer, stellte er fest, vielmehr zeichnete dessen Kleidung ihn als Priester aus.
"Na nu, Vater, was führt Euch in unsere Kirche?", fragte er freundlich.

Alexander

Alexander hörte Schritte näher kommen, ließ sich davon aber nicht stören. In einer so großen Kirche wie dieser gingen tagsüber eine ganze Reihe von Menschen ein und aus und die Türen standen schließlich jedem offen. Als er dann jedoch angesprochen wurde, wäre er um ein Haar zusammen gezuckt. Er war nicht gelassener geworden seit Edward of Oxford ihn vor die Tür gesetzt hatte, so viel war sicher.
Alexander beendete sein Gebet und bekreuzigte sich, dann stand er auf und wandte sich zu dem Neuankömmling um. Er konnte nicht sagen was es war, aber irgendetwas an diesem Mann kam ihm vertraut vor und gleichzeitig strahlte er eine ruhige Gelassenheit aus, dass Alexander sich ein wenig entspannte. Er lächelte leicht und machte eine kleine Geste, die jedoch das gesamte Kirchenschiff einzuschließen schien. "Wie könnte man an einem solchen Bau vorüber gehen, Mylord?" erwiderte er offen. "Ich war neugierig und wollte sie mir von innen ansehen und wurde sehr überrascht. Wer immer für den Bau verantwortlich war, hat wirklich Geschick bewiesen. Es ist wunderschön hier drinnen und doch lenkt nichts einen so sehr ab, dass man nicht der eigentlichen Bestimmung hier drinnen nachkommen und zu Gott finden kann." erklärte Alexander lächelnd.

Robert erkannte, dass der Priester ein wenig angespannt wirkte, seine ruhige Art verfehlte ihre Wirkung auf diesen aber nicht. Er beobachtete öfter, dass er diese Wirkung auf Andere hatte, auch wenn er es kaum begreifen konnte.
Er erwiderte das Lächeln des Mannes und nickte. "Da habt Ihr wahrlich Recht. Sie ist immer einen Blick wert, von innen und außen. Mein Vater hat diese Kirche geplant, gemeinsam mit unserem ehemaligen Hauskaplan und Leibarzt. Er hat einen Baumeister gefunden, der diese Kirche nach seinen Vorstellungen umgesetzt hat. Ihr habt Recht, es ist schlicht, aber auf seine Art wunderschön. Ich weiß die Ruhe immer zu schätzen, die einen einnimmt, wenn man hierher kommt."
Er lächelte leicht.
"Was führt Euch nach Truro, Vater? Priester gehören nicht allzu oft zu unseren Gästen."

Alexander

Alexander neigte leicht den Kopf. "Euer Vater und Euer ehemaliger Hauskaplan sind wirklich kluge Männer, Mylord. Ein solcher Bau ist wirklich ein Segen." Alexander ließ den Blick einen Moment schweifen, dann sah er seinen Gegenüber wieder an und hob leicht die Schultern. "Ich bin auf der Suche, in mehr als einer Hinsicht, schätze ich. Und da tut es nur gut möglichst viel von unserem Land zu sehen und besonders solche traumhaften Kirchen." erwiderte er und überlegte, wie viel er Preis geben konnte ohne sich gleich ans Messer zu liefern.
"Ich glaube, ein entfernter Bekannter lebt derzeit hier in Truro und ich wollte ihm auf meiner Reise einen kleinen Besuch abstatten. Bevor ich jedoch im Dorf nach ihm suchen konnte, hat mich Eure Kirche so in den Bann geschlagen, dass ich es für angemessen hielt, sie zuerst aufzusuchen und ein Gebet zu sprechen. So etwas kann schließlich nie schaden."

Robert nickte. "Das sind sie. Ich wäre dazu nicht in der Lage, für solch große Planungen bin ich nicht gemacht.", gab er dann zu und lauschte dem Priester dann.
"Auf der Suche also....es ist sicher nicht der schlechteste Weg, dann ein wenig zu reisen. Man erfährt viel über sich selbst, nicht wahr?"
Er legte den Kopf schief. "Wer ist Euer Bekannter? Ich kenne fast jeden hier, ich kann Euch helfen ihn zu finden. Das erspart Euch eine lange Suche. Ihr wärt überrascht, wie viele Leute hier leben. Aber ja, ein Gebet kann nie schaden."
Das wusste er aus eigener Erfahrung. Er betete dieser Tage oft für das Glück seines Bruders und für Richards baldige Heimkehr.

Alexander

Alexander musterte seinen Gegenüber kurz und legte dann den Kopf ein wenig zur Seite. "Nun, dafür habt Ihr sicher andere wertvolle Talente. Gott hat es schließlich so eingerichtet, dass jeder von uns eine andere Begabung in sich trägt und es liegt an uns sie zu entdecken, zu fördern und zu nutzen." erwiderte Alexander lächelnd.
Dann seufzte er ergeben und nickte kurz. "So einiges. Durchaus auch Dinge, die man gar nicht wissen wollte, aber es sind ja gerade unsere Fehler, die wir kennen lernen müssen, um an ihnen zu arbeiten." räumte er ein. Als sein Gegenüber ihm dann so freimütig Hilfe anbot, wurde Alexander unbehaglich. Er wusste wen er hier vor sich hatte und er war nicht sicher, ob es gut war sich zu offenbaren. Wer wusste schon, was der Earl of Oxford seinem Bruder anvertraut hatte?
Gott, was für einen Prüfung soll das hier sein? Hast du ihn mir geschickt, um mein Vertrauen in die zu prüfen?
Alexander zögerte noch einen Moment, dann entschied er, sich dem jungen Edelmann anzuvertrauen. Vielleicht wusste dieser ja auch gar nichts über ihn und würde sich keine weiteren Gedanken machen. Und wenn doch ... er glaubte nicht, dass man ihn hier festhalten würde, höchstens davon jagen.
"Sein Name ist Gabriel, Mylord. Er ... ist Euer Neffe, wenn ich mich nicht täusche."

"Möglich. Jeder hat irgendein Talent, nicht wahr? Und meistens gibt Gott uns die Möglichkeit es zu entdecken...", erwiderte Robert lächelnd.
"So ist es. Man muss auch mit unangenehmen Wahrheiten zu leben lernen. Das ist die wahre Kunst. Ihr seid ein kluger Mann, Vater."
Und er mochte den anderen Mann auf Anhieb. Der Priester war klug und besonnen.
"Das ist er.", sagte Robert dann langsam, als er begriff. Mit einem Mal rastete etwas ein und er begriff, die Teile fügten sich zum Ganzen.
"Ihr seid der Priester, der meinem Bruder Hörner aufgesetzt hat...", stellte er nüchtern fest und ihm war ein wenig unbehaglich zumute, weil er ihn mochte.
"Was wollt Ihr von Gabriel? Ich bin nicht sicher, ob er Euch sehen will, Ihr habt seine Familie reichlich durcheinander gebracht."

Alexander

Klug ... Alexander seufzte verstohlen. Wenn er wirklich klug wäre, wäre er vermutlich nicht hier her gekommen. Er hätte sich ein abgelegenes Kloster gesucht und Gott auf Knien um Vergebung für all seine Sünden gebeten.
Alexander senkte kurz betroffen den Blick, dann nickte er leicht und sah wieder auf. "Es ... ist tatsächlich ein wenig komplizierter und es lag nie in meiner Absicht Eurem Bruder zu schaden. Meine Motivation war eine ganz andere. Aber Ihr habt dennoch Recht, der bin ich wohl." erwiderte Alexander und versuchte in der Miene seines Gegenübers einen Hinweis darauf zu finden, ob es ihm gleich an den Kragen ging.
"Ich weiß und um den Jungen tut es mir mit am meisten Leid, denn er hat es nicht verdient unter meinen Fehlern leiden zu müssen. Aber ich weiß auch, dass er zumindest Helene nach wie vor gewogen ist und ich hatte gehofft, dass er mir vielleicht würde sagen können, ob ... ob es ihr und Theresa gut geht. Mehr will ich gar nicht wissen, Mylord, und es liegt mir auch fern für irgendwelche erneute Unruhe zu sorgen." Alexander schluckte schwer, da seine Stimme ein wenig zu zittern begonnen hatte. "Ich möchte einfach nur wissen, ob Helene und meine Tochter wohl auf sind. Danach werde ich wieder meiner Wege ziehen und niemanden behelligen, ich verspreche es Euch, Mylord." Er vermisste die beiden so sehr, dass es weh tat, aber er wusste auch, dass er sie nur in Schwierigkeiten bringen würde, wenn er versuchte Kontakt aufzunehmen.

"Ja, ich weiß..." Robert seufzte tief. "Mein Bruder hat mir alles erzählt, auch, dass Ihr sie liebt." Und er wusste aus eigener Erfahrung, wie machtlos man dagegen war, auch wenn es ihm für Edward unglaublich leid tat.
"Nein, das hat er nicht. Und Gabriel hat bereits eine Mutter verloren, Ihr habt ihm beinahe auch noch die Zweite genommen, Vater. Gabriel hat auch nicht mehr viel von Helene gehört, seit sein Vater zurück ist. Aber...ich kann Euch sagen, dass sie wohlauf ist. Und ich denke, Theresa wird es auch sein. Mein Bruder hat keine Hand an sie gelegt und ist mehr unterwegs als in Oxford. Meine Schwester Isabella ist mit ihm nach Oxford gereist, als er die Kinder dort wieder hin gebracht hat. Sie leistet Helene Gesellschaft, also macht Euch um sie keine Sorgen. Vielleicht ist es besser, wenn Ihr Gabriel in Ruhe lasst."
Er konnte ja verstehen, dass Alexander sich um seine Liebste und seine Tochter sorgte. Er hasste sich in diesem Moment für sein weiches Herz, aber er konnte nicht anders, besonders, als sein Blick auf das Kreuz hinter dem Altar fiel. Er musste ihn einfach fragen...
"Wisst Ihr, wohin Ihr gehen könnt?"