William und Joanna - ab 1183

Giulia

Giulia trat schüchtern ein. "Das dachte ich mir schon, aber Mylord, ich...ich wollte gern mit Euch sprechen. Vielleicht könnt Ihr mir weiterhelfen." Der alte Earl hatte schließlich ein Leben lang Erfahrung in Politik und Liebe, wer wäre wohl besser geeignet?
Sie setzte sich ihm gegenüber auf die Stuhlkante.
"Ich bin nicht sicher, ob Ihr wisst, dass mein Bruder angekommen ist? Ich hatte nicht geahnt, warum er herkommt...Aber er will mich heimholen und...er hat eine Verlobung eingefädelt." Giulia biss sich auf die Unterlippe.
"Ich...ich will diese Verlobung nicht. Es ist mir peinlich das zu sagen, aber...Euer Enkel und ich, wir...wir verstehen uns gut und ich hatte versprochen auf seine Rückkehr zu warten. Dann, sobald er Ritter geworden ist, hätten wir eine Zukunft haben können. Aber wenn ich jetzt keinen Weg finde, das zu beschleunigen, dann kann ich diese Eheschließung nicht verhindern. Mein Bruder wollte von einer Verbindung zu einem Engländer nichts hören...Ich weiß nicht, was ich tun soll, Mylord..."

Die Überraschungen nahmen für William schier kein Ende als Giulia nun erklärte, sie wollte mit ihm sprechen, nicht mit Joanna. Trotzdem wiederholte er seine einladende Geste. "Nun dann, setzt dich doch." forderte er sie auf und bemerkte, wie aufgeregt Giulia war. Sie brachte es kaum fertig sich zu setzen, berührte mehr die Kante des Stuhls als dass sie wirklich darauf Platz nahm.
William nickte. "Ich habe ihn kurz getroffen, aber noch nicht weiter mit ihm gesprochen, das wollten wir heute Abend beim Essen nachholen." erwiderte er und musterte Giulia nachdenklich. Noch bevor sie es deutlich aussprach, war ihm klar, dass der jungen Italienerin nicht wohl bei dem Gedanken an diese Verlobung war. Der eigentliche Ursprung dieses Unbehagens überraschte ihn dann aber doch. "Mein Enkel? Gabriel?" fragte er verblüfft nach. Er hatte natürlich gewusst, dass Joanna ihre Fäden gezogen und Gabriel und Giulia zum gemeinsamen Unterricht zusammen gebracht hatte und auch ihm war nicht verborgen geblieben, dass Giulia seitdem mehr und mehr aufgetaut war. Wie ernst es aber offenbar um die beiden stand, war William nicht klar gewesen.
William atmete tief durch als ihm das Ausmaß dieser Geschichte bewusst wurde. "Nun ... ich sehe, das ist eine vertrackte Lage. Was sagt dein Vater denn eigentlich zu den Plänen deines Bruders? Hat er einen Brief mitgeschickt oder ähnliches?" Giovannis Meinung darin würde nicht unwichtig sein, wenn Giulia die Verlobung verhindern wollte, die ihr Bruder für sie anstrebte.

Giulia

Giulia nickte schüchtern. "Es war das Letzte, was ich im Sinn hatte. Ich wollte ganz sicher keine Bindung zu England. Aber...es ist einfach passiert und ich habe nicht kommen sehen, dass das alles nun auf der Kippe stehen würde."
Sie seufzte leise. "Mein Vater scheint mit seinen Plänen einverstanden zu sein. Das sagt aber nur mein Bruder....Vater hat keinen Brief mitgeschickt, weil Giuseppe mich nach Hause holen soll und sie nicht ahnten, dass mich hier etwas hält. Aber...Giuseppe interessiert es auch nicht...Ihm ist mein Glück egal, er will diese Verbindung, weil sie ihm Macht verschafft. Ich denke, Vater wäre es nicht egal, aber wenn ich erst einmal zurück in Italien bin, wird es einfach zu spät sein."

William lächelte schief. "Ja, manchmal passieren die erstaunlichsten Dinge, wenn man sich in den Kopf gesetzt hat, etwas nicht zu wollen." bemerkte er und nickte langsam während Giulia berichtete. Nachdenklich strich William sich über den ergrauten Bart und runzelte die Stirn. Es war keine ganz leichte Situation, aber um Gabriels Willen wollte er alles tun, was in seiner Macht stand, um zu verhindern, dass der Junge vom Festland zurück kam und Giulia verschwunden und verheiratet sein würde.
"Es wird nicht einfach werden." murmelte er. "An sich wäre es gut deinen Vater zu informieren, aber dein Bruder wird wohl kaum mit der Rückreise warten wollen bis ein Bote nach Italien und wieder zurück gereist ist." mutmaßte William und ließ den Blick gedankenverloren schweifen. "So oder so sollten wir wohl meinen Enkel informieren, damit er, wenn es ihm irgendwie möglich ist, zurück kommen kann. Möglicherweise können wir nicht verhindern, dass du nach Italien reisen musst, aber zum einen solltest du das besser nicht alleine mit deinem Bruder tun und zum anderen könnte Gabriel dich im Zweifel auch dort treffen, wenn er Bescheid weiß." teilte William ein paar seiner Gedanken mit, während er zugleich weiter darüber nachsann, wie diese Situation sich gut lösen lassen würde.

Giulia

"So scheint es wohl..." Giulia neigte leicht den Kopf. "Das ist mein Problem. Ich überlege seitdem fieberhaft, was ich tun soll. Vater wird mir frühestens in Italien helfen können und ich weiß nicht, ob Gabriel alles stehen und liegen lassen kann und will deswegen..."
Giulia schaute ihn bang an.
"Aber wie soll ich nicht allein dorthin reisen? Wer soll mitkommen? Ich habe Giuseppe schon etwas hingehalten. Wir reisen erst in einigen Tagen ab, wenn ich diesen Mann treffe, wird Giuseppe danach erst endgültig etwas unternehmen, wenn ich mich dazu äußern konnte."
Giulia blinzelte ein paar Tränen fort.
"Ich weiß nicht, was ich machen soll, Mylord...Ich will diesen Mann nicht, aber mein Bruder lässt nicht mit sich reden."

William wiegte den Kopf hin und her. "Die Frage ist wohl eher das Können. Wenn es so um ihn steht wie du sagst, wird er in jedem Fall wollen." William kannte seinen Enkel, Gabriel hatte das Herz am rechten Fleck und würde Giulia nicht einfach einem anderen überlassen, wenn er von dieser Sache hörte.
William machte eine beruhigende Geste. "Da findet sich schon jemand. Wir haben gute Beziehungen nach Italien, es ist nicht so abwegig, dass dich aus unserer Familie jemand begleitet. Notfalls müssen meine Frau und ich noch einmal unsere Truhen packen." bemerkte William augenzwinkernd.
Als William die Tränen in Giulias Augen sah, seufzte er leise, beugte sich etwas vor und legte eine Hand auf ihren Unterarm. "Wir finden eine Lösung, Kind." erwiderte er leise und mit ruhiger Stimme. "Niemand sollte zu einer Ehe gezwungen werden, die er nicht möchte und alleine schon um meines Enkels Willen werde ich tun was ich kann, um dir zu helfen. Lass mich mit meiner Frau sprechen, dann finden wir schon einen Weg."

Giulia

Giulia hob die Schultern. "Ich würde es so interpretieren....seine Briefe sprechen diese Sprache." Sie schaute den alten Earl mit großen Augen an.
"Das würdet Ihr tun? Ich meine...jemand müsste sehr viel Zeit dafür opfern und für Euch wäre die Reise ziemlich beschwerlich." Sie war verunsichert, aber vor allem verwundert, wie sehr der Earl bereit war ihr zu helfen.
"Ich danke Euch so sehr...Das ist so freundlich." Sie legte ihre Hand auf seine und drückte leicht seine Finger.
"Ich weiß, ich habe Euch keinen Grund gegeben so nett zu mir zu sein, ich war so unausstehlich...Aber es tut mir so leid."
Und es gab ihr einen kleinen Trost, dass sie solche Unterstützung fand.

William grinste leicht. "Mein Kind, eine Reise nach Italien ist nie ein Opfer." bemerkte er vergnügt. Er hatte wirklich schöne Erinnerungen an dieses Land, Joanna und er hatten dort wundervolle Wochen verbracht und auch die Reise selbst war in seinen Augen sehr erquickend gewesen. Ob er selbst sie jedoch noch einmal antreten würde, da war er sich keineswegs so sicher, aber es würde ihn doch sehr wundern, wenn sie nicht jemanden finden würden für den die Reise lohnenswert war.
Er lächelte sanft als Giulia ihre Hand auf seine legte und sachte seine Finger drückte. Eine vertraute Geste, die er ihr vor Wochen nie im Leben zugetraut hätte. "Das ist wahr. Aber du hast Einsicht gezeigt und wenn mein Enkel sein Herz an dich verloren hat, wie könnte ich da nicht nett zu dir sein? Gabriel ist ein durch und durch guter Junge, er würde sich nie jemandem anvertrauen, der es nicht wirklich wert ist. Ich vertraue daher ganz auf sein Urteil." erwiderte William ruhig.

Giulia

"Das ist allerdings wahr, es ist wunderschön." Und Giulia freute sich, dass William Italien auch so sehr schätzte.
"Ich danke Euch. Wenn jemand dabei ist, wird es wohl leichter." Dann würde ihr Bruder vielleicht nicht ganz so voreilig handeln.
"Das ist so freundlich...Ich werde mich bemühen Euch nicht zu enttäuschen. Ich hoffe so sehr, dass Gabriel einen Weg findet, sonst ist alles zu spät."
Sie erhob sich langsam. "Ich werde versuchen alles ein wenig herauszuzögern. Vielleicht könnt Ihr mir Bescheid sagen, wenn Ihr mit Lady Joanna gesprochen habt. Wir...sollten wohl Gabriel einen Boten schicken."

Nachdem Giulia gegangen war, hatte William noch ein wenig alleine im Gemach gesessen, aus dem Fenster gesehen und seine Gedanken schweifen lassen. Er wollte wirklich alles tun, um Gabriel diese bittere Enttäuschung zu ersparen, denn er wusste genau, dass sein Enkel es mehr als schwer nehmen würde.
Es dauerte jedoch nicht allzu lange bis sich die Tür schließlich öffnete und Joanna herein kam. Mit einem Lächeln auf den Lippen erhob sich William, trat seiner Frau entgegen und begrüßte sie mit einem zärtlichen Kuss. "Gut dass du kommst, mein Engel. Ich fürchte, wir haben ein Problem, das wir lösen müssen." eröffnete er ihr unumwunden. "Aber verrat mir doch als erstes, was du über unseren Enkel und deinen kleinen italienischen Schützling weißt, sei so gut."

Joanna lächelte, als sie in ihren Gemächern auf William traf. Sie erwiderte seinen Kuss und hob dann die Augenbrauen. "So, ein Problem? Und welches Problem haben wir, Liebster?"
Sie seufzte leise und neigte den Kopf. "Ach ja...die Beiden. Wie kommst du denn darauf, dass es da etwas gäbe?", fragte sie schmunzelnd.
Nun, Gabriel hat sie in Paris kennengelernt und seitdem geht sie ihm nicht mehr recht aus dem Kopf. Sie konnte ihn erst nicht ausstehen....Aber nachdem ich es so eingefädelt habe, dass er ihr Unterricht gibt, sind sie sich immer näher gekommen und scheinbar hat es sie beide ganz ordentlich vermisst. Es war ein kleines Drama, als er sich verabschiedet hat und sie wollte auf ihn warten."

William zuckte leicht mit den Schultern. "Ich weiß nicht ... vielleicht dadurch, dass Giulia hier war und mir überraschend ihr Herz ausgeschüttet hat?" erwiderte er mit einem kleinen Schmunzeln und lauschte dann Joannas kurzem Bericht, ehe er gedankenverloren nickte. "Herrje, also schlägt der Junge sich schon lange damit herum, das habe ich befürchtet." murmelte William und seufzte. "Giulias Bruder ist hier um sie nach Italien zurückzuholen, damit sie dort einen potentiellen Heiratskandidaten trifft. Und so wie sie es erzählt hat, scheint ihr Bruder fest entschlossen zu sein, dass sie eben diesen Auserwählten auch heiratet - nur will sie nicht. Daher hat sie mich um Hilfe gebeten und allein um Gabriels Willen habe ich ihr versprochen zu tun, was ich kann." erklärte William seiner Gemahlin. "Ich will um jeden Preis verhindern, dass der Junge nach Hause kommt und seine Liebste ist abgereist und mit einem anderen verheiratet." Das würde Gabriel das Herz brechen und William fürchtete, dass der Junge damit nicht würde umgehen können.

"Tatsächlich?", fragte Joanna verblüfft. Das konnte sie nun wirklich kaum glauben. Giulia war immer so verschlossen gewesen. Dass sie nun ausgerechnet zu William ging... "Und da kommt sie ausgerechnet zu dir, den sie doch kaum wirklich kennt?"
Sie seufzte tief. "Oh ja. Und es war ein hartes Stück Arbeit Giulia dazu zu bewegen ihn wirklich zur Kenntnis zu nehmen. Wenn nun ihr Bruder dazwischen funkt...das verkompliziert alles." Sie überlegte einen Moment. "Ja, das sollten wir auf jeden Fall verhindern. Die Frage stellt sich...wie. Ich denke, ich sollte in jedem Fall unserem alten Freund Giovanni einen Brief schicken. Mit einem Boten, der sich umgehend auf den Weg macht und unterwegs Gabriel in Kenntnis setzt, sodass er notfalls nach Italien reisen kann, um das zu verhindern. Ich werde Giovanni bitten, eine Hochzeit nicht in Erwägung zu ziehen, sondern erst mit seiner Tochter zu sprechen. Er ist doch ein Romantiker. Aber wir müssen jemanden mit auf die Reise schicken, sonst zwingt Giuseppe sie noch unterwegs zu irgendetwas. Was denkst du?"

William nickte mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen. "Tja, sie muss sehr von meinen Fähigkeiten überzeugt sein." bemerkte er. "Oder sie hatte nicht solche Sorge vor meiner Reaktion, eben weil sie mich so wenig kennt und deshalb auf eine negative Antwort nicht so viel geben würde." fügte er achselzuckend hinzu.
Dann zog er Joanna an sich und gab ihr einen Kuss. "Meine Schöne, genau das gleiche habe ich auch gedacht und Giulia bereits vorgeschlagen." erklärte er und strich ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr. Schreib du also nur deinen Brief an Giovanni, ich werde Gabriel schreiben und wir können noch heute jemanden losschicken. Dann müssen wir nur noch überlegen, wer Giulia auf diese Reise begleitet ..."

Joanna lachte leise. "Wahrscheinlich hofft sie, dass du so ehrwürdig und respekteinflößend bist, dass ihr Bruder einknickt. Möglicherweise hast du aber recht und sie hat einfach auf ein offenes Ohr gehofft. Was Hindernisse in der Liebe angeht, kennst du dich ja bestens aus."
Sie nickte. "Gut, dann hatten wir ja dieselbe Idee. Ich werde mich gleich an den Brief setzen. Wer sie allerdings begleiten soll, ist eine andere Sache. Hast du eine Idee? Möglicherweise möchte Claire sie begleiten....Claire würde etwas Ablenkung von der Misere mit Edward sicherlich gut tun, denkst du nicht? Sie könnte Italien kennenlernen und Giulia Gesellschaft leisten. Ich könnte mir vorstellen, dass sie es gern tun wird."
Es wäre schließlich eine gute Gelegenheit von ihren düsteren Gedanken loszukommen.

William schnitt eine kleine Grimasse. "Wohl wahr. Aber ich bin mehr als froh, dass die Zeit in der meine Liebe Hindernisse bewältigen musste, weit hinter mir liegt." bemerkte William und gab Joanna einen Kuss.
Dann fuhr William sich nachdenklich über den Bart und dachte über ihren Vorschlag nach, ehe er schließlich nickte. "Ja, vielleicht keine schlechte Idee. Claire wird es gut tun, wenn sie auf andere Gedanken kommt, so viel ist sicher. Und sie ist energisch genug, um sich von Giulias Bruder nicht einschüchtern zu lassen. Wir sollten nachher mit ihr reden, was meinst du?" gab er Joannas Vorschlag Recht. Claires Situation beschäftigte William nicht gerade wenig und wenn das Mädchen so einmal wieder auf andere Gedanken kommen würde, würde das sein Herz mehr als freuen, sie hatte es verdient.

Joanna neigte den Kopf. "Darüber bin ich auch froh. Wir hatten für unser Leben mehr als genug davon." Und was hatten sie kämpfen müssen um zusammen zu sein. Doch es hatte sich gelohnt und nun waren sie schon so viele Jahre glücklich.
"Das denke ich auch. Sie wird nicht allzu großen Respekt vor ihm haben und sich von ihm nicht unterkriegen lassen. Sie weiß ihren Willen ja durchaus durchzusetzen, nicht wahr?"
Joanna lächelte zufrieden.
"Sie wird sich sicher freuen, sie versteht sich recht gut mit Giulia. Und dann hat Gabriel seine Chance zu Giovanni zu reisen, vielleicht sogar Giuseppe und Giulia zuvor zu kommen und ihn gleich ins Bild zu setzen. Unser Bote muss schnell sein und wir sollten die Beiden möglichst lange hier aufhalten. Los, lass uns alles in die Wege leiten."

William nickte mit einem kleinen Seufzen und zog Joanna in seine Arme. "Wohl wahr. Und trotz allem haben wir unserem gemeinsamen Weg gefunden." murmelte er und küsste sie noch einmal, ehe er nickte. "Das ist sie und vielleicht schlagen wir so ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe und Claire wird sich ein wenig von diesem Drama erholen. Auf dieser Reise wird sie sicher mehr auf andere Gedanken kommen als hier." Und vielleicht würde sich dann ja auch alles wieder finden mit ihr und Edward ...
William nickte noch einmal und entließ Joanna aus seiner Umarmung. "Also gut, schreib du den Brief, ich sorge für den schnellen Boten und werde nach Claire schicken, damit wir ihr alles erklären können."

Guillaume

Guillaume bat seinen Knappen herein, den er hatte rufen lassen. "Ah, Gabriel, da bist du ja." Er war dankbar gewesen, dass Gabriel zurückgekehrt war in seinen Dienst. Er schätzte den zuverlässigen, ruhigen Jungen, der seinem Vater gar nicht so ähnlich war, wenn man vom Äußeren absah.
"Ein Bote hat einen sehr eiligen Brief für dich gebracht. Ich dachte, ich gebe ihn dir persönlich, wenn es so wichtig ist."
Wer wusste schon, ob sie nicht ohnehin etwas besprechen mussten?
"Ich weiß nicht, worum es geht, aber es sieht aus, als wäre er von unseren Großeltern aus Truro." Und das kam doch nicht so häufig vor.

Gabriel

Gabriel betrat die Gemächer seines Dienstherren und verneigte sich vor diesem. "Ihr wolltet mir sehen, mein Prinz?" erkundigte er sich und ließ den Blick kurz aufmerksam durch den Raum gleiten, ehe er Guillaume wieder ansah. Sie waren allein, was tatsächlich nicht allzu oft vorkam, vor allem nicht mitten am Tage, da der Prinz meist viel beschäftigt war und häufig irgendwelche Berater, Boten oder Bittsteller empfing.
"Ein Brief?" fragte er überrascht und nahm das Pergament mit einem dankbaren Nicken, aber einem ausgesprochen flauen Gefühl im Magen entgegen. Wieso erreichte ihn ein eiliger Brief aus Truro? Er schluckte und erbrach das Siegel, inständig betend, dass niemandem in seiner Heimat etwas zugestoßen war.
Seine größte Sorge fand er in den Zeilen zum Glück nicht bestätigt, dennoch wurde er blass als sein Blick über die Zeilen huschte und sein Herz mit jedem Wort, das er las, schwerer wurde.
Giulias Bruder war nach England gekommen und wollte sie nach Italien zurückholen, um zu heiraten ... und er war hier so weit entfernt ...
"Hat ... hat der Bote Euch gesagt, wann er in Truro aufgebrochen ist, mein Prinz?" fragte Gabriel mit belegter Stimme. Wie viel Zeit ihm wohl noch bleiben mochte?

Giullaume

Giullaume musterte seinen jungen Cousin eine Spur besorgt, als er die Farbe verlor. "Was ist los, Gabriel? Du bist so blass...Ist jemandem etwas passiert?"
Er schüttelte leicht den Kopf. "Nein, aber er hatte es sehr eilig herzukommen. Ich denke also, keinesfalls länger als eine Woche."
Das Ganze machte ihn doch etwas stutzig. "Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen." Doch wenn jemandem etwas passiert wäre, hätte man ihn wohl auch informiert.
"Wir finden sicherlich eine Lösung."
Schleßlich mochte er seinen Cousin wirklich gern und er wollte ihm gern ein bisschen unter die Arme greifen, wenn er es denn vermochte.

Gabriel

Gabriel schluckte und fuhr sich unbehaglich mit der freien Hand über das Kinn. Diese Neuigkeiten musste er erst einmal verdauen und begreifen, was das für ihn alles bedeutet. Ein wenig zögerlich hob er den Blick und sah seinen prinzlichen Cousin an. Gabriel atmete tief durch und entschied dann sich ihm einfach anzuvertrauen. Es blieb im Grunde ja auch keine andere Wahl, denn wenn er irgendetwas tun wollte, um diese Hochzeit zu verhindern, würde er Guillaumes Einverständnis brauchen.
"Ich ... es gibt ein Mädchen in Truro, das mir sehr am Herzen liegt. Doch jetzt ist ihr Bruder dort aufgetaucht und will sie nach Hause holen, zurück nach Italien, damit sie dort ... dort heiratet." erklärte Gabriel mit belegter Stimme. "Meine Großeltern schreiben, ich müsse mich beeilen, wenn ich diese Heirat verhindern will." fügte er langsam hinzu.

Giullaume

"Oh, ich verstehe..." Und wenn jemand verstehen konnte, wie wichtig einem die Frau war, die man wirklich liebte, dann war es er. Giullaume fuhr sich mit den Fingern über den kurzen Bart. "Nun, dann solltest du das tun und sie aufhalten. Vermutlich werden sie schon unterwegs sein. Ist sie es wert? Wenn sie dir wirklich alles bedeutet, dann geh nach Italien und verhindere diese Hochzeit.", ermunterte er seinen jungen Cousin. "Ich weiß, wie es ist, wenn man Gefahr läuft, das Liebste auf der Welt zu verlieren. Und du hattest es nie leicht....du kannst froh sein eine Frau gefunden zu haben, die dir alles bedeutet."
Es machte vieles für Gabriel gut.
"Was brauchst du, hm? Wie kann ich dir unter die Arme greifen?"

Gabriel

Gabriel sah auf und war für einen Moment so überwältigt vor Dankbarkeit für seinen Dienstherren, dass ihm die Worte fehlten. Guillaume hatte ihn von Anfang an förmlich in einen Bann gezogen, es war Gabriel nie schwer gefallen ihm Loyalität entgegen zu bringen, aber dieser Moment war in seinen Augen wirklich kostbar und er ahnte, dass es das Band zwischen ihnen deutlich fester ziehen würde.
Er nickte und räusperte sich, um endlich zu antworten. "Das ist sie. Sie ist eine faszinierende Frau und wir sind uns beide sehr nahe gekommen als ich in Truro war. Ich meine ... also nichts, was nicht schicklich gewesen wäre, aber ... wir sind uns so eng verbunden." erwiderte Gabriel ein wenig stockend. Er sah seinen königlichen Cousin an und nickte dann. "Ich danke Euch." wisperte er und dachte kurz nach. "Proviant für die Reise, ansonsten habe ich alles was ich brauche." Und wenn er alleine ritt, würde er schneller sein als in Begleitung.

Giullaume

Giullaume neigte den Kopf und lächelte leicht. "Dann solltest du wirklich alles daran setzen sie zu bekommen, mein Junge. So eine Frau findest du niemals wieder. Wenn sie dir verbunden ist, dann ist das etwas Besonderes."
Er stand auf und klopfte Gabriel sanft auf die Schulter. "Gut, dann lass dir vom Koch alles geben, was du brauchst und pass auf dich auf, Cousin. Du musst zusehen, dass du ihnen zuvor kommst."
Aber er hatte keine Sorge, dass Gabriel schnell dort sein würde, angetrieben von der Befürchtung zu spät zu kommen und die Frau zu verlieren, die er liebte.
"Und nun geh. Zögere nicht. Ich wünsche dir alles Glück. Und wenn alles geht, wie wir wollen, dann bring sie mit an meinen Hof, ja? Emma kann sicher etwas Unterstützung brauchen."