William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Beatrice schüttelte leicht den Kopf. "Das ist mir neu. Ich kenne diese Geschichte anders herum. Brian ist nicht der Typ um Initiative zu ergreifen in solchen Dingen. Er ist ruhig, loyal, immer besonnen und will keine Fehler machen. Trotzdem schien es mir, als hätten die Beiden von Anfang an irgendwie gut zusammen gepasst. Und irgendwie scheint Alan sich dann getraut zu haben. Eigentlich sind sie ein recht angenehmes Pärchen. Unkompliziert....Wo ist dein Problem dabei?"
Beatrice lächelte leicht. "Nur, weil du nicht wahr haben willst, dass Alan sich verliebt hat? Glaub mir, Brian macht seine Sache als Ritter und Leibwächter sehr gut und die Kinder mögen ihn, obwohl er nicht viel redet."

"Du kennst diese Geschichte anders herum?" fragte Richard misstrauisch. "Und wieso bist du dir da so sicher? So furchtbar lange kennst du ihn ja nun auch noch nicht." warf er ein und sah Beatrice forschend an. "Alan und sich verliebt, dass ich nicht lache!" Richard schnaubte abfällig. "Aber, dass dir das gefällt, habe ich mir schon gedacht." bemerkte er trocken als ihn mit einem Mal eine Vermutung kam. Richard trat vor Beatrice, so dass sie nur noch eine Armeslänge voneinander trennte und sah auf sie hinab. "Hast du dabei etwa deine Finger im Spiel?" fragte er leise.

Beatrice lächelte leicht. "Sagen wir so, ein Vögelchen hat es mir gezwitschert.", erklärte sie geheimnisvoll. "Ich bin mir sicher. Alan habe ich direkt angesehen, dass Brian ihm gefällt. Bei Brian war ich mir nicht so sicher. Er zeigt seine Gefühle nicht gern und auch, wenn er auf uns acht gibt, ist er immer ruhig, redet niemals zu viel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Initiative von Alan ausging. Allerdings finde ich, dass die Beiden ganz gut zusammen passen. Alan kann sich verlieben wie jeder Andere auch. Es muss nur der Richtige kommen. Und du hast doch nicht etwa gehofft, dass er sich in dich verliebt, oder?", erwiderte sie skeptisch.
"Ich bin nicht unglücklich darüber, aber ich finde auch, dass es Alan gut tun wird." Sie sah zu Richard auf. "Wie soll ich da meine Finger im Spiel haben? Ich kann ihn nicht zwingen sich zu verlieben.", antwortete sie unschuldig.

Richard schob missmutig die Hände in die Hosentaschen. "Natürlich habe ich das nicht gehofft." brummte er unzufrieden. Er hatte einfach gedacht, dass es auf unbestimmte Zeit so weiter laufen könne, er war zufrieden gewesen mit der Situation.
Er zog eine Augenbraue in die Höhe. "Es wird ihm gut tun? Ging es ihm vorher denn so furchtbar schlecht? Mit mir?" fragte er lauernd und runzelte die Stirn. "Ihn dazu zwingen sicher nicht, aber du hast ihn doch vor ein paar Tagen weg geschickt ... Brian hat ihn nicht zufälligerweise begleitet, oder?"
Richard gab sich einen Ruck und trat von Beatrice zurück, ging wieder zu dem Tisch hinüber und ließ sich dort unzufrieden auf einen Stuhl sinken. Er füllte seinen Becher auf ein neues, nahm einen großen Schluck Wein und dachte darüber nach, dass heute wahrlich ein guter Tag wäre, um sich mal wieder ordentlich voll laufen zu lassen.

Beatrice schüttelte leicht den Kopf. "Nein. Aber es muss schrecklich einsam sein ohne Liebe im Leben. Wenn er einen festen Partner hat, lernt er vielleicht neue Seiten an sich kennen. Ich denke, dazu ist er sehr wohl geeignet. Er ist irgendwie....zu schade, um nur eine Affäre zu bleiben, den Rest seines Lebens."
Beatrice unterdrückte ein Grinsen. "Doch, zufälligerweise hat er das. Aber zum einen hätte ich niemand anders entbehren können und außerdem habe ich es Alan versprochen. Ich habe ihn darauf angesprochen, als mir aufgefallen ist, dass er Gefallen an Brian findet."

"Ah, ich hätte vielleicht doch darauf achten sollen, dass du dich nicht gut mit ihm stellst. Wie mir scheint, habt ihr euch ja beide gegen mich verschworen." bemerkte Richard trocken.
Er maß Beatrice mit einem düsteren Blick, da er ihr durchaus ansehen konnte, wie sehr sie bemüht war, ein Grinsen zu unterdrücken. "Lach du nur." murmelte er und leerte den Becher erneut. "Bedauerlich aber, dass du nicht auf die Idee gekommen bist, mich vorzuwarnen, sondern mich lieber ins offene Messer hast laufen lassen."
Richard griff erneut nach der Karaffe. Er war düsterer Stimmung, nicht nur, weil er in Zukunft auf Alan verzichten musste, sondern auch - oder vielleicht gerade deswegen? - weil Beatrice hinter seinem Rücken so agiert hatte. Und obendrein hatte er sich wirklich auf den Abend mit Alan gefreut, das konnte er nun getrost vergessen.

Beatrice lachte leise und ging zu Richard hinüber, um ihm durch das Haar zu streichen. "Dazu ist es zu spät. Du wolltest selbst, dass ich mich mit ihm arrangiere und er ist kein schlechter Kerl.", sagte sie leise. "Das hat nichts damit zu tun dass ich dich ins offene Messer laufen lassen wollte. Aber es ist Alans Sache dir das zu sagen, nicht meine. Schließlich bist du mit ihm ins Bett gegangen, nicht ich. Und ich wusste ja gar nicht, ob Brian diese Gefühle erwidert."
Beatrice seufzte. "Wein ist auch keine Lösung, Richard. Aber wie du meinst...Du willst doch auch, dass Alan glücklich ist, also nimm es nicht so schwer."

Richard schloss kurz die Augen als Beatrice ihm durch die Haare strich. "Natürlich ist er das nicht. Sonst hätte ich ihn ja nie hergeholt und an meinen Sohn heran gelassen." murmelte er und seufzte laut. "Trotzdem, du hättest mich vorwarnen können." grollte er missmutig, trank seinen Becher aus und legte den Kopf schief. "Keine Lösung, aber es macht es für den Moment erträglicher." erklärte er. Dann stellte er den Becher jedoch zur Seite, legte die Hände an Beatrices Hüften und sah sie einen Moment lang schweigend an.
Dann zog er sie zu sich hinunter auf seinen Schoß und gab ihr einen innigen Kuss. "Ich hoffe, du bist nicht beleidigt, wenn du jetzt an Alans Stelle für die Befriedigung meiner Gelüste her halten musst?" murmelte er gegen ihre Lippen. Wie immer schlug Richards Laune von einem Wimpernschlag zum nächsten um.

Beatrice nickte langsam. "Du wirst schon damit zurecht kommen. Alan ist nicht der einzige Mann auf der Welt, wenn du unbedingt einen brauchst. Und außerdem hast du ja noch mich..."
Sie kam sich manchmal wirklich vor wie ein Lückenbüßer. Er kam dann zu ihr, wenn er Alan nicht haben wollte oder nicht haben konnte. Es war ein bitterer Beigeschmack, der blieb, aber wenn sie ihn nicht verlieren wollte, musste sie damit leben.
Sie ließ sich auf seinem Schoß nieder und erwiderte seinen Kuss, seufzte dann. "Im Prinzip nicht, du weißt, dass ich das gern tue...aber ich dachte nicht, dass ich nur der Ersatz für ihn sein soll."

Richard schnitt eine Grimasse. "Wundervoll, nun bist du auch noch deprimiert, weil ich mich über diesen Mistkerl ärgere." brummte er und ließ die Hände zärtlich über Beatrices Körper wandern. "Hm, mag sein, dass es viele Männer gibt, aber wenn ich ehrlich bin, steht mir der Sinn momentan nach keinem von ihnen." erklärte Richard und küsste Beatrice sanft. "Ich hoffe, du bist nicht aus der Übung, ma chérie, du wirst in nächster Zeit wieder sehr viel von mir haben, versprochen." wisperte er.
Richard öffnete Beatrices Haare und vergrub sein Gesicht einen Moment lang an ihrem Hals, schwieg eine Weile und hauchte dann einen Kuss auf ihre weiche Haut. "Und dann werde ich auch versuchen all das wieder gut zu machen, was du für mich hast erdulden müssen." fügte er leise hinzu und strich Beatrice dann über die Wange.

Beatrice schloss die Augen und gab sich den Liebkosungen ihres Ehemannes hin. Wie schön wäre es doch, wenn sie ihn wirklich in den nächsten Wochen für sich alleine hatte. Das Wissen, ihn fortwährend teilen zu müssen, machte sie nicht sehr glücklich. Es belastete sie. Doch jetzt schien die Zukunft ein wenig rosiger zu sein.
"Das trifft sich ausgesprochen gut. Und natürlich bin ich nicht aus der Übung, was denkst du von mir? Es wird mir gut gefallen, wenn ich so viel von dir habe."
Sie seufzte zufrieden und küsste ihn sanft, strich dann mit der Hand über seine Brust. "Ich liebe dich.."

Richard zog Beatrice eng an sich und küsste sie auf die Stirn. "Schön zu hören." erwiderte er leise. "Aber beschwer dich nicht, wenn ich dir irgendwann lästig werde." neckte Richard sie sanft und nahm seine Liebkosungen dann voller Hingabe wieder auf.
Der Wein ließ seinen Kopf angenehm leicht werden und als Beatrice ihm über die Brust strich, brummte er zufrieden. "Ich dich auch, Beatrice." erwiderte Richard und küsste sie liebevoll. "Ich liebe dich auch." wiederholte er, packte sie und stand kurzer Hand auf. "Und nun lass uns ins Bett verschwinden. Ich bin ungeduldig ..." erklärte er grinsend und trug seine Gemahlin zum Bett hinüber ohne eine Antwort abzuwarten.

Arthur

Arthur de Warenne atmete durch und zog den fadenscheinigen Mantel ein wenig enger um sich, als er fröstelte. Er sah sich aufmerksam um, als er durch den Schnee durch das Tor zum Innenhof der Burg stapfte. Viele Jahre hatte es gedauert, bis er wieder englischen Boden betreten konnte. Und zwei Jahre hatte es letztendlich gedauert, bis er sich die Überfahrt leisten konnte. Lange hatte er geforscht und sich umgehört, bis er herausgefunden hatte, dass er hier auf seinen jüngsten Bruder treffen würde. Er war nun, da die Begegnung kurz bevor stand, ein wenig aufgeregt. Wie würde der Bruder auf ihn reagieren, da man ihn wohl für tot hielt? Was war aus John geworden?
Er betrat den Innenhof und ließ den Blick schweifen. Eine in einen dicken Mantel gehüllte Gestalt kam ihm entgegen und vielleicht konnte diese ihm ja den Weg zu John weisen. Zielstrebig setzte er seine müden, durchgefrorenen Knochen in Bewegung, um auf sie zu zu halten.

Constance konnte auch im Winter nicht den ganzen Tag nur müßig im Warmen herum sitzen, deshalb hatte sie sich auch heute wieder ihren dicken Mantel genommen, sich darin eingehüllt und war ein wenig durch den Garten spaziert, der in ihren Augen im Winter eine ganz besondere, eigenwillige Schönheit entwickelte.
Nun hatte sie ihre Runde beendet und wollte wieder hinein, als mit einem Mal jemand direkt auf sie zu hielt und ihren Weg kreuzte. Constance blieb vor dem Neuankömmling stehen und als sie ihm ins Gesicht sah, stockte ihr der Atem. Das war unmöglich!
"Arthur?" Sein Name war nur ein leises Flüstern, dass über ihre Lippen kam und doch schien er unglaublich laut in der Stille des Innenhofes wider zu hallen.
Das konnte nicht möglich sein und doch, sie hätte diesen Mann jederzeit wieder erkannt. Er hatte sich verändert, was nicht nur an der schlichten und von der Reise dreckigen Kleidung lag. Seine Haare waren von grauen Strähnen durchzogen, trotzdem erinnerte sie sich noch gut an den dunklen Schopf, seine breiten Schultern, wenngleich er schmaler war als früher - unter tausenden hätte sie ihn wieder erkannt. Allein schon an seinen Augen.
"Du ... du lebst? Aber wie ist das möglich?" wisperte Constance und fühlte, wie langsam ihre Haltung zu bröckeln begann. So lange hatte sie ihn nicht gesehen, so lange hatte sie geglaubt, er sei tot ...

Arthur

Arthur hatte mit vielem gerechnet, aber nicht damit, wer nun so plötzlich vor ihm stand. Er konnte es kaum glauben. "Constance?", fragte er tonlos. Welch ein Zufall, dass sie hier war. Ausgerechnet sie, die er nie vergessen hatte in all den Jahren. Er hatte Briefe geschrieben, doch nie waren sie wohl an ihr Ziel gelangt.
Auch sie hatte sich verändert. In ihr Gesicht hatten sich Lachfältchen gegraben, ihre Figur war ein wenig fraulicher geworden als früher, woraus er schloss, dass sie zumindest ein Kind hatte. Oder war es nur Zufall? Ihr Haar hatte noch den gleichen, wundervollen Blondton, den es früher gehabt hatte und an den er sich all die Jahre erinnert hatte.
"Ich lebe...", sagte er mir rauer Stimme. "Ich war lange Jahre in Gefangenschaft in Frankreich. Doch...wie kommst du ausgerechnet hierher? Ich wähnte dich noch in Surrey."

Constance nickte nur stumm. Als seine raue Stimme erklang, musste Constance sich zusammen nehmen, um keinen Laut von sich zu geben und sie legte die Hände vor den Mund. Wie in aller Welt konnte es sein, dass er so lange verschollen war und nun hier plötzlich einfach so vor ihr stand.
"Ich dachte, du seist tot." wisperte sie heiser und schüttelte leicht den Kopf. "Ein Bote kam aus Frankreich und Robin sagte, du seist gefallen ..."
Constance spürte, wie ihre Knie weich wurden.
Oh, welch verworrenen Gefühle hatte sie für diesen Mann gehegt! Eine Zeit lang, hatte sie ihn sogar gehasst, weil er sie so schändlich im Stich gelassen hatte, aber das war schon lange her, schon lange verraucht und vergessen. Und die Erleichterung, die sie bei seinem Anblick nun durchströmte, bewies eindeutig, dass sie Arthur verziehen hatte, was er getan hatte.
Constance machte einen Schritt nach vorne, hielt dann jedoch wieder inne, starrte ihn mit großen Augen an, dann konnte sie nicht mehr anders, überbrückte das letzte Stück zwischen ihnen und schlang die Arme um Arthurs Hals. "Bei Gott und allen Heiligen, du bist am Leben!" wisperte sie und spürte erst jetzt die Tränen, die über ihre Wangen liefen.
"Das ist eine lange Gesichte. Ich bin mit John hier her gekommen." erklärte sie leise und vergrub kurz das Gesicht an Arthurs Schulter, ehe sie sich wieder fasste. "Aber komm, lass uns hinein gehen. Es ist furchtbar kalt hier draußen, du siehst müde und hungrig aus. Und John wird dich sehen wollen!"

Arthur

Arthur verzog das Gesicht. "Ja...mein Bruder hat in der Tat einen Boten aus Frankreich bekommen. Allerdings nicht mit einer Nachricht von meinem Tod, sondern mit einer Bitte von mir, mein Lösegeld zu bezahlen. Der Bote kam mit einer Ablehnung zurück...und offenbar hat Robin, dieses Aas, euch erzählt, ich sei tot."
Er sah Constance an und war erleichtert, als sie ihn umarmte. Offensichtlich war sie ihm nicht mehr sehr böse. "Oh Gott, Constance....es tut mir so leid, wie ich damals reagiert habe. Ich hätte dir helfen müssen. Ich habe dich so sehr vermisst die letzten Jahre, ich habe oft an dich gedacht." Er seufzte und strich mit den kalten Fingern die Tränen von ihren Wangen.
"Nicht weinen, Liebes. Ist mein Anblick so schlimm?", versuche er einen Scherz, nickte dann aber zustimmend. "Auch, wenn ich das alles noch nicht recht begreife und nicht weiß, warum John in Surrey war und nun hier ist...etwas Wärme und etwas zu essen wäre in der Tat wundervoll. Den Rest kannst du mir nachher in Ruhe erklären. Ja, lass uns zu John gehen...falls er mich überhaupt noch erkennt." Sie hatten sich noch Jahre länger nicht gesehen, als seine Gefangenschaft gewährt hatte.

Constance starrte Arthur mit großen Augen an. "Oh, dieser Dreckskerl." murmelte sie und schüttelte leicht den Kopf. "Ich hätte ihm nicht glauben dürfen ..."
Sie schloss kurz die Augen und nickte knapp. "Ja, das hättest du." bestätigte sie. "Aber lass uns nun nicht von solchen Dingen anfangen, dafür ist später noch Zeit, wenn es sein muss." Erst einmal mussten sie aus dieser Kälte heraus und Arthur brauchte obendrein etwas zu Essen.
Als seine Finger ihr so vertraut über die Wangen strichen, erbebte Constance beinahe. War es möglich, dass sie beide sich so lange nicht gesehen hatten und nun dennoch so unverfangen miteinander umgehen konnten?
Constance musste lächeln, schüttelte rasch den Kopf und löste sich von Arthur, um sich selbst die letzten Tränen aus dem Gesicht zu wischen. "Nein, im Gegenteil. Es ist ein Wunder Gottes, dass ich dich hier vor mir stehen sehe." erwiderte sie und lächelte leicht. "Und nun genug getratscht, komm." forderte sie ihn auf und führte ihn hinein, damit sie John aufsuchen konnten, der um diese Zeit sicher in seinem Arbeitszimmer hockte.

Arthur

Arthur nickte. "Das ist er. Warum ist er eigentlich nicht mehr in Surrey? Ist er tot? Geschieht dem Dreckskerl recht." Er stimmte zu und ließ das unliebsame Thema erst einmal ruhen. Er freute sich auf etwas Wärme und etwas Essbares, alles Andere war ihm erst einmal gleich. Auch, wenn er sich so sehr darüber freute, Constance wiederzusehen.
Er folgte ihr ins Haus und ließ sie führen, bis sie das Arbeitszimmer erreichten. Neugierig sah er sich um. Hier lebte sein Bruder also ebenfalls. Was er wohl tat? Ob er noch Priester war und hier seine Tätigkeit gefunden hatte?
Constance klopfte und gemeinsam traten sie ein.
John sah von seinen Unterlagen auf und runzelte die Stirn. Dieser Fremde kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, woher. "Wen bringst du mir, Constance?"

Constance hielt kurz ungewollt die Luft an und nickte. "Er ist tot." bestätigte sie dann trocken. "Auch das ist ... eine lange Geschichte. Und eine unliebsame obendrein. Lass es uns fürs Erste dabei belassen, dass er auf dieser Erde niemanden mehr behelligen kann." erklärte Constance und war erleichtert als sie die Burg betraten und die Gänge entlang gingen.
Sie hielt vor Johns Arbeitszimmer, warf Arthur einen Blick zu und lächelte ihn kurz aufmunternd an, ehe sie klopfte. Sie konnte Arthur sein Unbehagen ansehen, so gut schien sie ihn noch immer zu kennen.
Als John von seinen Unterlagen aufsah, schenkte Constance ihm ein flüchtiges, wenngleich etwas nervöses Lächeln und deutete dann auf Arthur. "John, das hier ist ... dein Bruder." erklärte sie langsam. "Ich habe ihn im Innenhof aufgelesen, Arthur hat Jahre in französischer Gefangenschaft verbracht ohne, dass jemand davon wusste." umriss sie kurz die Umstände. Ein wenig unbehaglich, aber zugleich neugierig beobachtete sie die beiden Brüder.
Arthur schien fast wie gelähmt angesichts dieser Begegnung, neigte jedoch schließlich den Kopf. "John." begrüßte er seinen Bruder mit einer Stimme, die erstaunlich wenig von seiner Unsicherheit preisgab. "Es ist lange her, Bruder."

John war irritiert, denn er konnte Constance ihre Nervosität ansehen. Was hatte es mit diesem Mann auf sich, dass seine Frau so nervös wirkte? Ihre Aufklärung kam völlig überraschend und er fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. "Mein...Bruder? Arthur?", wiederholte er verständnislos.
"Aber wir hörten, du wärest gefallen.." Das kam nun wirklich überraschend. Und er hatte nicht vergessen, dass Arthur Constance seine Hilfe verweigert hatte, als sie sie dringend gebraucht hätte.
John erhob sich langsam und trat einen Schritt näher. "In der Tat, das ist es. Zwanzig Jahre, wenn ich mich nicht irre. Was verschlägt dich ausgerechnet hierher? Ich hätte gedacht, es zieht dich nach Surrey."

Arthur

Arthur nickte ein wenig grimmig. "Ja, das Gerücht hat Robin offensichtlich in die Welt gesetzt, damit niemand auf die Idee kommt, mein Lösegeld zu bezahlen. Er war ohnehin zu geizig dafür." erwiderte er bitter. Er erinnerte sich noch zu gut an den Tag als der Bote wieder zurück kam und die Nachricht überbrachte, dass Robin kein Interesse daran hatte das Lösegeld zu bezahlen.
Arthur schauderte beinahe. Zwanzig Jahre von denen er die meisten weggeschlossen hinter dicken Mauern verbracht hatte.
Er hob leicht die Schultern. "Ich hörte, dass jemand ganz anderes nun die Hand über Surrey hält, zwar offensichtlich als Alais Gemahl, aber als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie ja fast noch ein Kind ... ich dachte mir, dass du dich noch eher an mich erinnern würdest und bereit wärst mir zu helfen." gestand Arthur offen und lächelte schief. "Zumal es wohl leichter ist an das Herz eines Priesters zu appellieren als an das einer kleinen Schwester, die mich womöglich als Gefahr für das Erbe ihrer Kinder sehen könnte."

"Robin war ein Scheusal, das stelle ich immer wieder fest. So ungern ich das auch sage, aber es ist das Beste für alle, dass er tot ist." John wechselte einen Blick mit Constance. Vielleicht hatte tatsächlich Gott dabei seine Finger im Spiel gehabt.
"So ist es. Aber Simon ist ein fähiger Mann und er führt Surrey seit Jahren sehr umsichtig. Ich könnte Alais durchaus verstehen, sollte sie dich als Gefahr sehen. Ich hoffe jedoch, dass du nicht hergekommen bist, damit ich dir helfe Surrey zurück zu bekommen. Damit wirst du nicht sehr weit kommen, die Menschen dort sind sehr zufrieden mit Alais und ihrem Mann."
John musste lächeln. "Wenn du an das Herz eines Priesters appellieren möchtest, solltest du zur Kapelle gehen und nach Lionel oder Hal fragen. Bei mir bist du da falsch. Ich habe schon vor vielen jahren einen ganz anderen Weg gewählt." Er lächelte Constance zu. "Ich bin glücklich verheiratet und habe eine Schar munterer Kinder."

Arthur

Arthur nickte knapp. "Das ist es wohl. Wenngleich es fast ein wenig bitter ist, dass ich ihm nicht mehr für seine barmherzige Hilfe danken kann." erwiderte er zynisch. Wann immer er an zu Hause gedacht hatte, hatten zwei Gefühle ihn beherrscht und waren mit der Zeit scheinbar immer größer geworden: der Hass seinem älteren Bruder gegenüber und die Sehnsucht und Zuneigung, die er für Constance von je her empfunden hatte. Und gleichzeitig hatte er sich stets unglaublich geschämt. Geschämt dafür, dass er ein solcher Feigling gewesen war und sie im entscheidenden Moment im Stich gelassen hatte. Aber vielleicht würde er ja nun doch noch ihre Vergebung erhalten.
Arthur legte den Kopf ein wenig zur Seite und schnitt eine Grimasse. "Ich glaube kaum, dass ich sonderlich gefährlich bin. Ich habe nur das, was ich am Leib trage und habe gut zwei Jahre gebraucht, um mir eine Überfahrt nach England leisten zu können ... klingt nicht gerade so, als würde ich einfach so eine ganze Grafschaft einnehmen können." Dann fuhr er sich mit der Hand über den Nacken und ließ den Blick wandern, um John nicht ansehen zu müssen. "Außerdem" begann Arthur langsam. "glaube ich nicht, dass es mich nach Surrey dürstet. Vor 15 Jahren hätte ich dich vielleicht darum gebeten, aber nicht heute. Ich schätze, so eine lange Zeit hinter dicken Mauern zu verbringen, hat mir den Sinn für solche Dinge ausgetrieben." Er fühlte sich nicht wirklich im Stande dazu solch eine Position noch einmal anzustreben.
Im nächsten Moment zog Arthur verblüfft die Augenbrauen in die Höhe und sah seinen Bruder überrascht an. "Tatsächlich?" fragte er überrascht. "Dir kam Vaters Tod damit wohl auch sehr gelegen, was? So konnte der alte Herr dich immerhin nicht länger zur geistlichen Laufbahn drängen. Aber wieso bist du dann nicht in Surrey? Dir würde der Titel doch zustehen." erwiderte Arthur verwundert, lächelte dann aber. "Meinen Glückwunsch, Bruder. Ich hoffe doch, dass du mir die Glückliche noch vorstellen wirst?"

John nickte. "Das ist wohl wahr, ich würde ihm auch gern ein paar Takte sagen. Aber dafür ist es leider zu spät. Vermutlich ist es besser so."
Aber er war erleichtert, dass Arthur offensichtlich nicht das Ziel verfolgte, Simon und Alais Surrey streitig zu machen. "Nun, du kannst gern erst einmal hier bleiben und dich wieder in England eingewöhnen. Du wirst dich hier wohl fühlen."
John lächelte leicht. "Das schon...aber ich war gern Priester, weißt du? Vater musste mich nicht viel zwingen. Dann kam Alais und wollte, dass ich Surrey übernehme. Ich war dort...aber ich wollte den Titel nicht. Ich war damals hier Hauskaplan und der Lehrer der Kinder des Earl. Ich war und ich bin sehr glücklich damit. Ich brauche keine Grafschaft. Mein Zuhause ist Truro. In Surrey habe ich meine Frau kennengelernt und ich bin sehr dankbar, dass sie mir hierher gefolgt ist." John lachte leise auf. "Danke. Aber weißt du, du kennst sie schon. Meine wundervolle Frau steht neben dir."