William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Alan hob verzweifelt die Schultern. "Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Allein bei dem Gedanken daran mit ihm von hier weg zu müssen, wird mir schlecht, aber ... ich kann doch auch nicht einfach so aus meiner Haut und vergessen, was man mich gelehrt hat." erwiderte Alan unsicher. Er tat sich schwer mit solchen Dingen. Deshalb hatte er auch so lange gebraucht, um sich mit James' Zuneigung zu arrangieren, weil sein Kopf ihm so lange verboten hatte, sich darauf einzulassen.
Als Cedric ihm über die Wange strich, erschauderte Alan leicht und schenkte seinem Gegenüber dann ein klägliches Lächeln. "Danke." erwiderte er leise und folgte dann Cedrics Aufforderung und streckte sich auf dem Bett aus, während der Spielmann verschwand, um Hal zu holen.
Wenigstens wurde der Schwindel so ein wenig besser und die Übelkeit ließ ein wenig nach, doch die quälenden Gedanken blieben und machten Alan beinahe wahnsinnig. Er wollte doch nicht von hier weg, er wollte hier bleiben. Aber er hatte seinem Vater noch nie die Stirn bieten können.

Cedric hatte Hal Bescheid gesagt und der junge Mann hatte ihn ohne Zögern begleitet. Sobald Alan einigermaßen versorgt war, würde Cedrics Weg ihn zu Joanna führen, dazu war er fest entschlossen. Egal, was Alan dazu sagte.
Jetzt aber führte er Hal rasch zu Alans Zimmer.
Hal betrat das Zimmer und ließ sich auf die Bettkante sinken. Er fühlte Alans Stirn und runzelte leicht die Stirn. "Alan, wie fühlt Ihr Euch? Schmerzt Euch nur die Hand? Lasst mich danach sehen, ich kann Euch sicher helfen."
Vorsichtig griff der nach der leicht angeschwollenen Hand und tastete vorsichtig nach den Knochen. Das sah nicht gut aus...

Alan öffnete ein wenig unwillig die Augen als er die Tür hörte, war aber dankbar als es Cedric war, der Hal mit hergebracht hatte. Beinahe brachte Alan ein Lächeln zu Stande, dann verzog er das Gesicht als Hal ihm die Hand auf die Stirn legte. "Ging schon besser." erwiderte er trocken. "Mir ist ein bisschen schwindelig und dadurch ein wenig übel, aber seit ich mich hingelegt habe, geht es schon besser." erklärte er dann genauer und atmete geräuschvoll aus. "Nur meine Hand, aber das reicht auch schon." gestand er und keuchte leichte auf als Hal seine Hand ergriff und mit geübten Fingern abtastete.
"Ich habe die Knochen brechen gehört ..." murmelte Alan und sah Hal aufmerksam an. "Wie schlimm ist es?" fragte er dann und bemühte sich um einen neutralen, beinahe beiläufigen Ton, was allerdings nicht ganz so leicht war, denn in Wahrheit hatte er panische Angst vor Hals Antwort.

Hal nickte verständnisvoll. "Ich kann es mir vorstellen, aber das ist normal. Es ist einfach eine Abwehrreaktion des Körpers. Cedric hat mir erzählt, wie es passiert ist. Bleib ruhig erst einmal liegen."
Hal beendete seine erste Untersuchung und legte den Kopf zur Seite. "Ja, gebrochen ist es. Die Handknochen in der Mitte sind gebrochen und der Zeigefinger auch, würde ich sagen. Ich werde die Hand mit einer Kräutersalbe einreiben und dann bandagieren. Sie muss unbedingt ruhig gehalten werden, Ihr dürft sie nicht belasten und so wenig gebrauchen wie möglich."
Hal machte eine vage Handbewegung. "Wenn Ihr Glück habt, ist die Hand in ein paar Wochen wieder einsatzfähig. Aber es wird dauern, bis sie ihre alte Kraft und Feinheit erreicht hat."

Alan schloss die Augen und schluckte schwer. Ausgerechnet der Zeigefinger. Eine dumpfe Angst kroch in ihm hoch und er gab einen unwilligen Laut von sich, ehe er die Augen wieder aufschlug. Obwohl er Hal fragte, war sein Blick dieses Mal auf Cedric gerichtet, in der bangen Hoffnung, dass ihm der Blick des Spielmanns so etwas wie Halt liefern konnte. "Und wenn ich Pech habe, kann ich die Hand nie wieder so benutzen wie vorher." schloss er heiser und sah nun doch zu Hal hinüber. "Nicht wahr?"
Tja, dann erübrigt sich wohl meine Sorge um meine Zukunft. Dann bleibt mir ja nur noch übrig Mönch zu werden. schoss es Alan bitter durch den Kopf, er sprach es aber bewusst nicht aus, er konnte das noch nicht offen eingestehen.

Hal wiegte den Kopf hin und her. "Möglich, aber unwahrscheinlich. Wenn Ihr Euch genau an die Anweisungen haltet und die Hand nicht benutzt, wird es gut verheilen. Aber der Bruch darf sich nicht verschieben. Wenn es schief zusammen wächst, wird es schwierig werden."
Cedric erwiderte Alans Blick und lächelte flüchtig. "Es wird alles wieder gut, du wirst sehen."
Auch Hal war recht zuversichtlich. "Ich denke auch, dass es heilen wird. Aber Genaueres müssen wir abwarten.", erklärte er. Wirklich schlecht, dass John gerade nicht hier war. Gern hätte er ihn um Rat gefragt.
Hal kramte in seiner Tasche und zog die Salbe heraus, um die Hand damit einzureiben und danach straff zu verbinden, sodass Bewegungen beinahe unmöglich waren.

Alan schwieg einen Moment, doch als Cedric ihm zulächelte, nickte er schließlich. "In Ordnung." erwiderte er und beobachtete, wie Hal die benötigten Sachen bereit legte. Eins stand fest, die nächsten Wochen würden schwer werden. Diese unfreiwillige Untätigkeit erschien ihm jetzt schon fürchterlich und der Gedanke daran, dass er in der ganzen Zeit weder Malen noch Harfe spielen konnte, war wirklich trostlos.
Als Hal sich daran machte Alans Hand zu verarzten, schloss dieser die Augen und biss die Zähne aufeinander. Möglichst unauffällig krallte sich seine Linke in dem Laken fest, während Hal den Verband straff anlegte und Alans Hand damit ruhig stellte.
Er atmete geräuschvoll aus als Hal fertig war und nickte ihm zu. "Ich danke Euch für Eure schnelle Hilfe." erklärte Alan ein wenig atemlos.

"Du wirst das schaffen, Alan. Die Zeit geht auch vorbei.", versuchte Cedric seinen jungen Freund zu beruhigen. Hal indes beendete seine Arbeit. Er wusste, wie schmerzhaft das Ganze war, aber mehr konnte er für den jungen Mann nicht tun. Den Rest musste die Zeit erledigen.
"Keine Ursache, das ist meine Aufgabe. Ich hoffe, dass es rasch heilen wird." Er lächelte flüchtig und verabschiedete sich dann.
Cedric setzte sich wieder auf die Bettkante. "Wir werden das schon gemeinsam überstehen, keine Sorge. Und ich denke, ich sollte gleich mal mit Lady Joanna sprechen."

Als Hal sich verabschiedet hatte, saß Alan schweigend auf der Bettkante und starrte auf seine bandagierte Hand hinab. Er fühlte sich grauenhaft und das nicht nur wegen des Schmerzes. Diese ganze Situation machte ihm zu schaffen. Alan seufzte leise. "Ich wünschte, James wäre hier." murmelte er leise, mehr an sich selbst gewandt als an Cedric, der sich gerade neben ihm nieder ließ.
Im Moment vermisste er seinen Freund mehr als schmerzlich, denn James hätte ihm beigestanden, hätte ihn in die Arme geschlossen und ihm Halt gegeben. Er hätte es kaum für möglich gehalten, aber er sehnte sich nach der Nähe, die James und er geteilt hatten.
Langsam hob Alan den Kopf und sah Cedric auf müden Augen an. "Herrje, ich fühle mich fürchterlich." murmelte Alan schließlich. "Nicht nur wegen der Hand, wegen ... allem. Alles was er zur mir gesagt hat war so ..." Alan suchte nach einem passenden Wort, aber ihm wollte keins richtig erscheinen also hob er nur hilflos die Schultern.

Cedric nickte langsam. "Ich weiß, du vermisst ihn. Aber er hätte dir auch nicht viel helfen können. Lass den Kopf nicht hängen, du wirst ihn schon bald wieder sehen." Fürsorglich zog Cedric Alan in seine Arme um ihn zu trösten. Der Junge tat ihm so unfassbar leid. Wie konnte ein Vater nur seinem eigenen Sohn solches Leid zufügen?
"Gib nichts auf das, was er gesagt hat. Du hast ein großes Talent, Alan. Gott hat es dir gegeben, damit du es nutzt, dein Vater kann das nur nicht begreifen. Er hat nicht erkannt, was für einen großartigen Sohn er hat. Mach dir nicht so viele Sorgen, es wird sich alles finden. Er ist es nicht wert, dass du dich quälst."

"Das nicht, aber er ... wir ... er wäre einfach hier und das würde mir gut tun." erwiderte Alan ein wenig unsicher, war im nächsten Moment jedoch völlig überrascht als Cedric ihn in seine Arme zog. Einen Moment lang versteifte Alan sich, dann siegte der Kummer und das Bedürfnis nach Trost und er entspannte sich, vergrub die Finger der Linken Hand in Cedrics Hemd und legte den Kopf an seine Schulter, um einen Moment die Augen zu schließen.
Er lauschte Cedrics Worten, so wie seinem Herzschlag und musste schließlich ein wenig lächeln. "Danke Cedric." murmelte er und schlug die Augen wieder auf. "Danke, dass du so sehr an mich glaubst und für mich da bist."

Cedric seufzte nur leise. Er spürte, dass Alan sich erst anspannte, dann aber nachgab und sich von ihm trösten ließ. Sanft strich er ihm durch den Schopf und über den Rücken.
"Beruhige doch. Und natürlich glaube ich an dich, du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich bin überzeugt von dem, was ich sage."
Er genoss den Moment sehr und küsste Alan schließlich auf die Stirn, sich etwas weiter vorwagend. "Was meinst du...leg dich noch ein wenig hin und ruh dich aus, ich werde mich um deinen Vater kümmern.", schlug er vor.
Er würde Alans Vater schon zeigen, was für ein Idiot er war.

Als Cedrics Hand durch seine Haare glitt und sachte über seinen Rücken strich, erschauderte Alan leicht. Es waren kleine Gesten, aber sie gaben ihm in diesem Moment unglaublich viel Halt und trösteten ihn ein wenig über die zurückliegenden Geschehnisse hinweg.
Er lächelte leicht. "Das klingt nach einem guten Kompliment." bemerkte er und schloss zufrieden die Augen als Cedric ihn auf die Stirn küsste. Er war zwar hin und her gerissen zwischen dem nach wie vor bestehenden Befremden bei solchen Dingen und seinem Bedürfnis nach Nähe, doch im Moment siegte letzteres ganz klar, so dass er Cedrics Nähe genießen und sich davon trösten lassen konnte.
Alan nickte zunächst, sah Cedric dann jedoch fast erschrocken an. "Cedric, mach ... mach keine Dummheiten, ja? Mein Vater ist niemand mit dem zu scherzen ist."

Cedric verweilte noch einen Moment lang und genoss es, den Jüngeren so dicht bei sich zu haben. Er konnte spüren, dass auch Alan die Nähe genoss und Trost darin fand. Das war wirklich angenehm und genau das war auch das Ziel des Ganzen gewesen. Sicher mochte er Alan und wollte ihn nicht traurig sehen, aber er wollte ihm auch gerne etwas näher kommen, schließlich war er wirklich ein sehr ansprechendes Kerlchen.
"Keine Sorge, Alan. Ich mache keine Dummheiten. Ich bin kein Ritter, ich werde mich nicht selbst mit ihm anlegen. Aber Lady Joannas Männer werden das sicher mit Freunden tun, wenn ich ihr und Geoffrey berichtet habe, was er dir angetan hat. Lady Joanna hat keinerlei Mitgefühl mit Eltern, die ihre Kinder nicht gut behandeln."

Alan atmete erleichtert aus und nickte. Er hatte darauf gesetzt, dass Cedric sich nicht selbst darum kümmern würde, aber dennoch hatte er für einen Moment Sorge gehabt, der Spielmann könnte doch auf dumme Gedanken kommen. "Dann ist gut." erwiderte er und lächelte sachte. "Ich möchte nicht, dass dir auch noch etwas geschieht." erklärte Alan und löste sich von Cedric, nachdem er sich noch einmal kurz an ihn gedrückt hatte.
Er rieb sich mit der gesunden Hand über die Augen, dann zog er ein wenig umständlich die Stiefel aus, um sich auf dem Bett auszustrecken. Es war ein seltsames Gefühl, das in ihm herrschte, wenn er an seinen Vater dachte und daran, was nun alles geschehen würde. Aber Cedric hatte vermutlich recht, es war so der richtige Weg.

Cedric lächelte ihn aufmunternd an. "Lass den Kopf nicht hängen, mein Lieber. Mir wird nichts passieren. Es reicht schon, dass dieses Scheusal dir die Hand gebrochen hat. Da muss er bei mir nicht noch dasselbe tun. Ich kümmere mich um alles, du wirst sehen. und dann musst du dir keine Sorgen mehr machen.", erwiderte er.
Und er triumphierte, dass Alan von sich aus Nähe suchte und sich kurz an ihn schmiegte. Cedric erhob sich und ging zur Tür.
"Ich bin bald zurück, erhol dich ein wenig.", verabschiedete er sich und machte sich sogleich auf den Weg zu Joanna.

Mary drehte den Kopf zum Fenster und legte ihn etwas zurück, so dass sie den glatten, kühlen Stein der Mauer auf ihrer Haut spürte und seufzte leise. Sie hatte sich ein Kissen hinter den Rücken gelegt, in der Hoffnung, dass sie so eine halbwegs bequeme Position zum Sitzen finden würde, aber von bequem konnte mittlerweile wirklich keine Rede mehr sein.
Ihre Hand glitt wie selbstverständlich zu ihrem runden Leib und strich gedankenverloren darüber. Es wurde wirklich Zeit, dass das Kind zur Welt kam, denn mittlerweile hatte ihr Leibesumfang ein Ausmaß erreicht, das sie allein schon daran hinderte wie gewohnt durch die Burg zu laufen und wenn Mary etwas hasste, dann war es Untätigkeit.
Deshalb war sie auch nicht böse darum gewesen, als sich vor Kurzem die ersten kleinen Wehen angekündigt hatten und nun saß sie hier und wartete, dass die Zeit umging, überlegte dabei, um sie doch nach ihrer Zofe rufen sollte, die die Kammer auf der anderen Seite des Ganges bewohnte oder ob sie noch wartete bis Gerard kam, der sich für den Mittag angekündigt hatte und ihn bat, nach der Hebamme zu schicken.
Mary schloss die Augen und biss die Zähne leicht aufeinander als ein unmissverständliches Ziehen durch ihren Körper schoss, aber noch waren die Wehen nicht stark genug, als dass es sich lohnte, die Hebamme zu holen. So viel hatte sie sich seit ihrer letzten Schwangerschaft immerhin gemerkt.

Gerard hatte beinahe ungeduldig darauf gewartet, dass endlich sein zweites Kind zur Welt kam. Er wünschte sich so sehr einen Sohn, diesmal musste es einfach ein Junge werden. Er war ganz sicher, dass er endlich einen Erben bekam.
Darum hatte er sich auch zur Gewohnheit gemacht, mittags nach seiner Frau zu sehen. Er machte sich Sorgen um sie und er wollte sich selbst davon überzeugen, dass alles in Ordnung war.
Als er das Gemach betrat, sah er Mary auf der Fensterbank sitzen und setzte lächelnd zu einer Begrüßung an, als er ihren Gesichtsausdruck sah.
"Mary, Liebes, ist alles in Ordnung?"

Mary war durchaus erleichtert als sich die Tür öffnete und Gerard herein kam, so blieb ihr der Gang zur Tür erspart und sie konnte ihrem Gemahl bitten ihr zum Bett zu helfen. Sie lächelte ein wenig als er sich besorgt nach ihrem Befinden erkundigte und ergriff eine seiner Hände. "Ja und nein." erklärte sie. "An sich ist alles in Ordnung, allerdings hat dein Kind sich entschieden heute zur Welt kommen zu wollen." fuhr sie fort und strich Gerard leicht über die Wange. "Ich denke, es dauert noch ein wenig, aber wenn du so gut sein würdest, mir zum Bett hinüber zu helfen, wäre ich dir sehr dankbar. Und danach könntest du jemanden schicken, um der Hebamme Bescheid zu geben." bat sie ihrem Gemahl und legte eine Hand auf ihren Bauch. Heute würde sie also ihr zweites Kind zur Welt bringen und Mary hoffte inständig, dass es ein Junge werden würde. Es musste einfach so sein, sie beide wünschten es sich so und sie wollte Gerard nicht noch einmal enttäuschen.

Gerard wurde ein wenig blass, lächelte dann aber glücklich. "Wirklich? Das ist schön, ich freue mich darauf." Er küsste sie sanft auf die Wange und nickte dann zustimmend. "Natürlich." Er nahm ihren Arm und führte sie langsam zum Bett hinüber, wo er ihr half sich niederzulassen. Er trat kurz vor die Tür um einen Diener nach der Hebamme zu schicken, ehe er zu seiner Frau zurückkehrte und die Hand auf ihren Bauch legte.
"Oh, das wird wundervoll, wenn das Kleine da ist. Ich bin ganz sicher, es wird ein Junge. Und du wirst sehen, diesmal wird es viel leichter gehen, weil es schon das Zweite ist. Mein Vater wird sich riesig freuen."

Mary musste über seine Reaktion schmunzeln und ließ sich dann erleichtert zum Bett hinüber führen. Noch waren die Abstände zwischen den Wehen groß genug, um nicht zur Eile drängen zu müssen, aber sie merkte langsam, dass sie kürzer wurden.
Als Gerard wieder zu ihr kam und die Hand auf ihren Bauch legte, lächelte sie, legte eine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu sich, um ihm einen Kuss zu geben. "Ich freue mich auch schon auf unser zweites Kind." erklärte sie leise, biss im nächsten Moment jedoch die Zähne zusammen, um die nächste Wehe lautlos über sich ergehen zu lassen.
"Wie wäre es, wenn du zu deinem Vater gehst, sobald die Hebamme da ist? Er wird sich sicher freuen, wenn er davon erfährt." Außerdem hatte Gerard dann etwas Ablenkung und sie wusste, dass sein Vater einen beruhigenden Einfluss auf ihren Gemahl hatte.

Gerard lächelte zurück und erwiderte ihren Kuss. "Bald ist es soweit. Leanna ist bei ihrem Kindermädchen gut untergebracht." Er musterte sie besorgt, als eine weitere Wehe kam. Er konnte nur erahnen, wie schmerzhaft das sein musste.
"Ja, das ist vielleicht eine ganz gute Idee. Ich bin ohnehin zu nichts zu gebrauchen, wenn du in den Wehen liegst. Ich bin vermutlich aufgeregter als du. Aber sobald es geschafft ist, werde ich hier sein.", versprach er und gab ihr nochmal einen langen Kuss zum Abschied, als die Hebamme kam.
"Du schaffst das schon, Liebes."

Mary nickte knapp. "Das ist gut, sie wird schon gut auf die Kleine Acht geben." erwiderte sie und schmunzelte leicht."Grüß ihn lieb von mir und sag ihn, dass heute Abend wohl er bei mir vorbei kommen muss und nicht anders herum. Schließlich muss ich nun erst einmal sein Enkelkind zur Welt bringen." erwiderte Mary, die mit Gerards Vater vom ersten Tag an wunderbar zurecht gekommen war. Er war ein warmherziger Mensch und sie hatte ihn sofort lieb gewonnen, daher bekümmerte es sie ebenso wie ihren Mann, dass der alte Earl gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe war. Umso mehr wünschte Gerard sich deshalb auch so dringend einen Sohn und Mary wollte ihm diesen Wunsch so gerne erfüllen.
Mary lachte leise und nickte. "Das werde ich. Etwas anderes bleibt mir ja auch nicht übrig. Und bald hältst du dein nächstes Kind in den Armen."
Als Gerard gegangen war, half die Hebamme ihr dabei, das Kleid auszuziehen und ein leichtes Hemd anzulegen, ehe sie sich wieder ins Bett begab. Die Wehen nahmen nun immer weiter zu und die Hebamme versicherte ihr, dass alles sehr gut aussah und es vermutlich recht schnell gehen würde. Mary konnte nur hoffen, dass sie recht hatte ...

"Ich werde es dem alten Mann ausrichten." erwiderte Gerard amüsiert und verließ dann den Raum, um Marys Rat zu folgen. Ungeduldig warteten Vater und Sohn darauf, dass sie Nachricht bekamen und als er die Nachricht bekam, dass Mary es geschafft hatte, gab es für ihn kein Halten mehr.
Ohne zu zögern betrat er das Zimmer und hielt auf seine Frau zu, setzte sich auf die Bettkante.
"Mary, ist alles gut? Wie geht es dir?"
Neugierig sah er auf das kleine Bündel in ihren Armen hinab, aus dem ein rosiges Gesichtchen lugte. "Geht es unserem Nachwuchs gut?"

Mary war völlig durch den Wind. Die Geburt war tatsächlich leichter gewesen als bei Leanna, hatte sie aber dennoch angestrengt. Doch was ihr noch viel mehr zusetzte, war die Tatsache, dass sie erneut ein Mädchen zur Welt gebracht hatte. Es war ein süßes kleines Ding und gesund und munter, aber nun ein mal ein Mädchen und nicht der ersehnte Junge. Gerard würde so enttäuscht sein.
Sie hielt das Kindchen im Arm als sich die Tür öffnete und Gerard eilig herein kam. Mary sah auf und nickte langsam. "Es ging alles gut, wir sind nur beide etwas müde von der Anstrengung." erklärte sie und hielt ihm dann das kleine Bündel entgegen, damit er das Kind ansehen konnte. "Gerard, darf ich ... darf ich dir deine Tochter vorstellen ..." Ihre Stimme klang müde und belegt und sie wusste, dass sie sich jetzt gut zusammen nehmen musste, um beim Anblick von Gerards Enttäuschung nicht die Fassung zu verlieren. "Die Hebamme sagt, sie ist ein rundum gesundes und kräftiges Kindchen."