William und Joanna - ab 1181 bis 1182

Robert stöhnte leise, als sein Sohn sich schon wieder auf den Weg machte, um nur ja ein wenig vorreiten zu können. "Dieses Kind macht mich noch wahnsinnig...Meine Schwester und ihr Mann werden alle Hände voll mit ihm zu tun haben."
Er sah zu seiner Frau hinüber und nickte langsam. "Das tut es in der Tat.. Ich habe ihn lange nicht so unbeschwert gesehen. Wenn er nur nicht so unvernünftig wäre."
Sein Sohn war ein Wildfang und ähnelte darin eher Beatrice als ihm selbst. Aber er liebte den Kleinen ja genauso, wie er war.

Josephine

Josephine grinste. "Dann sei froh, dass du ihn bald für eine Weile abgeben kannst. Ich bin sicher, dass er deine Schwester und Richard in Atem halten wird, aber er wird hier zufrieden sein und an der Sache wachsen." Josephine lächelte sanft und strich ihrem Wallach beiläufig über den Hals. "Und ich bin sicher, dass er hier noch weiter aufblühen wird. In Aquitanien sind die Menschen ja bekannter Maßen doch eher unkonventionell. Wenn ich nur an die Königin denke und die Gerüchte und Geschichten, die sich um ihren Großvater und seine Geliebte ranken ... ich glaube, hier wird ihm niemand seine Herkunft vorhalten."
Josephine streckte die Hand aus, um sie auf Roberts Unterarm zu legen und ihn leicht zu drücken. "Es war die richtige Entscheidung, du wirst sehen."

Robert nickte. "Ja, vermutlich sollte ich das. Aber ich werde ihn sehr vermissen." Seit sie geheiratet hatten, war er kaum einen Tag ohne seine Kinder gewesen. Es würde schwer werden, Rob allein hier zurück zu lassen. Sicher, allein war übertrieben. Aber dennoch...
"Du hast völlig Recht und vermutlich wird er sich wirklich sehr gut hier einleben. Vielleicht hilft ihm das für sein Selbstbewusstsein ein wenig."
Robert seufzte und legte die Hand kurz auf die seiner Frau.
"Ich hoffe es sehr, aber es sieht alles danach aus. Nun komm, lass uns zusehen, dass wir ankommen."

Josephine

"Sicher, ich ebenso und es wäre schlimm, wenn dem nicht so wäre." erwiderte Josephine sanft. Ihr gefiel es auch nicht ihren Sohn ziehen zu lassen, aber seit er während dieser Reise von Tag zu Tag lebendiger geworden war, wusste sie, dass sie genau das für ihn wollte. Sie wollte, dass er wieder unbeschwert das Leben genießen konnte und wenn er dafür eine Weile hier im fernen Aquitanien zubringen musste, dann sollte es wohl so sein.
Josephine nickte. "Oh, da bin ich sicher." erklärte sie zuversichtlich, lächelte dann und zog die Hand von Robert zurück, um ihren Wallach anzutraben. "Ich werde einmal sehen, dass unser Sohn nicht ganz verloren geht auf dem letzten Stück." erklärte sie ihrem Gemahl lachend, während sie dessen Streitross überholte und dem Weg folgte, der sie von hier aus unbeirrbar an ihr Ziel geleiten würde.

Als sie den Innenhof erreichten, atmete Robert noch einmal tief durch und überließ Châtaignier dann bereitwillig einem Stallburschen, um seiner Frau aus dem Sattel zu helfen. Er war etwas angespannt, denn er hatte keine Ahnung, wie Richard auf ihn reagierte und wie er selbst mit dem Prinzen nach ihrem letzten Streit umgehen sollte.
Aber Hauptsache war, dass Rob sich hier wohl fühlte und bleiben wollte, sonst würde es wieder solch ein Drama geben wie in Surrey. Und bei dem Gedanken, sein Sohn könnte auf eigene Faust versuchen den Kanal zu überqueren, wurde ihm schlecht.

Während Beatrice die Mägde und Diener noch herumscheuchte, um die Halle für den Besuch perfekt vorzubereiten, hatte Richard seinen Ältesten mit in den Hof genommen, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Richard wäre es zwar lieber gewesen, Beatrice hätte ihn begleitet, doch diese hatte ihm zur verschwörerisch zugezwinkert und ihm gesagt, sie glaube an ihn. Also war ihm nichts anderes übrig geblieben als Robert of Cornwall und seiner Familie allein entgegen zu treten.
Zuerst begrüßte er Josephine mit einem warmen Lächeln und einem Handkuss. "Mylady, es freut mich Euch in meinem bescheidenem Heim willkommen zu heißen." erklärte er und warf Guillaume einen mahnenden Blick zu, damit dieser den Besuch auch ordentlich begrüßte, wie es der Anstand verlangte.
Dann trat Richard vor seinen Schwager, zögerte einen Moment, dann streckte er ihm die Hand wie zum Friedensschluss entgegen. "Es freut mich wirklich, dass ihr gekommen seid und dass du mir deinen Jungen anvertrauen willst, Robert." erklärte er möglichst höflich.
Er würde Stein und Bein schwören, dass Beatrice ihrem Bruder bei der nächsten Gelegenheit sofort brühwarm erzählen würde, dass die Sache zwischen Alan und Richard vorüber war und Richard war sich nicht sicher, ob ihm gefiel, dass sein Schwager so in sein Liebesleben eingeweiht wurde.
"Beatrice ist in der Halle und wacht darüber, dass auch ja genug Essen und Trinken auf dem Tisch steht. Die Diener sollen euer Gepäck zu euren Gemächern bringen, dann könnt ihr euch nach der langen Reise erst einmal ein wenig stärken, wenn ihr möchtet." erklärte Richard dann und versuchte sich nun endlich auch Robert gegenüber an einem Lächeln.

Robert richtete sich auf und sah Richard möglichst gelassen entgegen, besonders auch, als dieser Josie begrüßte. Dann kam der Moment der Entscheidung und Robert konnte spüren, dass Richard genauso unsicher war wie er selbst. Also gab er sich einen Ruck und schlug ein. Zumindest halbwegs Frieden ihnen.
"Wir werden gern ein paar Tage bleiben, bis wir nach Rouen weiter reisen. Das macht es für Rob auch etwas leichter. Es wird ihm gut tun hier zu sein." Ihm lag auf der Zunge, dass er Rob seiner Schwester anvertrauen wollte und nicht ihm, aber er wollte keinen neuerlichen Streit anzetteln.
"Das klingt gut. Die Reise war lang und Rob ist es trotz aller Bemühungen nicht gelungen etwas Wildbret zu besorgen.", erklärte er amüsiert.

Richard war erleichtert als Robert einschlug. Er machte sich nichts vor, er wusste genau, dass sie damit beide vorerst nur nach außen hin den Schein warten, aber immerhin ... alles weitere würde sich dann noch klären lassen.
Er breitete leicht die Arme aus und lächelte. "Bleibt so lange ihr wollt. Wir haben gerne Gäste und solche wie euch ganz besonders." erklärte Richard und zog dann auf Roberts Bemerkung hin die Augenbrauen in die Höhe. "So? Das ist aber schade. Nur gut, dass wir noch welches da haben." erklärte er und warf Rob einen amüsierten Blick zu.
Der Junge war unter den Worten seines Vaters feuerrot im Gesicht geworden und senkte den Blick, doch bevor es allzu unangenehm für ihn werden konnte, war Guillaume zur Stelle und griff nach Robs Ärmel. "Komm, der Feigenbaum ist voller Früchte, die musst du unbedingt probieren!" erklärte er eifrig und Robs Augen begannen zu leuchten, er nickte und noch ehe Richard Einwände erheben konnte, waren die beiden Jungen los gelaufen.
Grinsend sah er von den Jungen wieder zu Robert hinüber. "Die zwei werden sich gut verstehen. Und Stephan ist auch schon Feuer und Flamme, dass ihr endlich kommt. Allerdings hatte der Bengel sich eine ordentliche Erkältung eingefangen und ist noch ein wenig müde, daher hab ich ihm gesagt, er muss bis zum Essen noch im Bett bleiben." Richards Augen funkelten amüsiert. "Er hat geheult wie ein Mädchen, aber wenn er gleich hinunter kommt, wird er sich natürlich nichts davon anmerken lassen."

Robert nickte langsam. "Das freut uns zu hören. Wir werden bald zum Hof weiterreisen müssen, aber ein paar Tage Pause werden uns gut tun."
Erfreut beobachtete er, wie Guillaume sich gleich seines Sohnes annahm und die Beiden verschwanden. Ja, hier würde Rob sich wohl fühlen und er würde sich sehr gut mit Stephan und Guillaume vertragen."
Er grinste flüchtig.
"Das glaube ich auch. Natürlich wird er sich nichts anmerken lassen, das wäre peinlich. Aber besser so als dass er nicht in der Lage ist Gefühle zu verbergen. Allerdings glaube ich, dass wir die Jungs nicht mehr zu Gesicht bekommen vor dem Abendessen."

"Beatrice wird überglücklich sein das zu hören, sie liegt mir schon seit Tagen damit in den Ohren, dass du endlich her kommst. Sie freut sich wirklich dir alles zu zeigen." berichtete Richard, verschränkte die Arme vor der Brust und sah dorthin wo die Jungen gerade um die Ecke gebogen waren, um im Garten zu verschwinden. "Da hast du wohl recht und noch ist er klein genug, um über solche Dinge hinter verschlossener Tür zu heulen, solange er sich hinterher zusammen nimmt." bemerkte Richard und lachte dann leise. "Sicher nicht. Und bereite dich schon einmal darauf vor deinem Sohn zu erklären, wieso ihr in eurem Garten im kalten England keine solchen Obstbäume pflanzen könnt, wie wir hier." stichelte Richard gutmütig und wies dann mit einer beiläufigen Geste auf die Halle. "Na kommt, wir brauchen uns hier draußen ja nicht die Beine in den Bauch stehen."
Er führte seine Gäste in die große Halle in der rege Betriebsamkeit herrschte, damit das Abendessen pünktlich auf den Tisch kam und alles bereit war. Dennoch brauchte Richard nur kurz in die Hände zu klatschen, schon waren einige Diener bei ihnen, um den Gästen die Mäntel abzunehmen und ihnen Schalen mit Wasser und Handtücher anzubieten, damit sie wenigstens schon einmal die Hände waschen konnten.
Richard grinste als er seine Gemahlin am hochgelegenen Kopfende der Tafel stehen sah. "Beatrice, meine Schöne, sieh mal, wen ich dir mitgebracht habe."

Robert lächelte leicht. "Ich freue mich auch, meine Schwester wieder zu sehen. Es ist schon wieder viel zu lange her. Ein schönes Zuhause habt ihr euch hier geschaffen. Meinem Sohn werde ich das schon erklären können. Wenn er nicht dich danach fragt. Aber selbst wenn ich es versuchen würde zu pflanzen....spätestens dann würde er einsehen, dass England nicht dazu geeignet ist."
Er nahm seine Frau an der Hand und gemeinsam folgten sie Richard in die Halle. Robert war wider Willen beeindruckt. Es war wirklich schön und gut organisiert.
Als Beatrice auf ihn zu kam, war alles egal. Wie er sie doch liebte, seine Schwester. Er trat auf sie zu und schloss sie in die Arme. Auch Beatrice strahlte ihn an.
"Bea....gut siehst du aus, ich freue mich so dich zu sehen."

Richard nickte bedächtig und lächelte. "Vielen Dank, ich kann mich wirklich nicht beklagen mit dem, was ich hier habe." erklärte er zufrieden.
Als Beatrice dann zu ihnen kam, überließ er Robert allerdings nur zu gerne seiner Schwester. Zwar waren sie höflich miteinander umgegangen, hatten sogar ein wenig gescherzt, aber wohl hatte Richard sich in seiner Haut nun wirklich nicht gefühlt. Stattdessen wandte er sich Josephine und den Kindern mit einem Lächeln zu und bot an sie in der Halle herum zu führen, um Beatrice und Robert einen Moment alleine zu gönnen.
Beatrice strahlte von einem Ohr zum anderen als sie von Robert in die Arme geschlossen wurde und legte glücklich ihre Arme um ihren Bruder. "Oh Robert, es freut mich so, dass ihr hier seid." erklärte sie heiter und lachte dann leise. "Ich danke dir, ich fühle mich auch gut. Aber darüber sollten wir später reden." erklärte sie grinsend und konnte sich nur mit Mühe davon abhalten zu Richard hinüber zu sehen. "Erzähl, wie war eure Reise?" fragte sie und runzelte dann kurz die Stirn. "Und wo hast du Rob gelassen?" erkundigte sie sich, als sie jedoch feststellte, dass auch Guillaume fehlte, hellte sich ihre Miene auf und sie nickte wissend. "Ah, ich sehe schon, die zwei sind unterwegs, nicht wahr?"

Robert drückte Beatrice noch einen Moment lang an sich und löste sich dann seufzend. "Ich habe dich so vermisst. Später reden? Das klingt nach interessanten Neuigkeiten. Ich brenne darauf sie zu erfahren. Aber da du nicht unglücklich wirkst, scheinen es ja gute Nachrichten zu sein."
Robert grinste breit. "Die Reise war recht ruhig, aber Rob meint manchmal, er müsse auf eigene Faust Abstecher machen. Unsere Sorgen sind ihm egal. Aber hier hat dein Sohn ihn gleich abgeschleppt um ihm irgendeinen Feigenbaum zu zeigen. Aber ich bin froh, dass die Beiden sich so gut verstehen. Meine größte Sorge war, dass er hier genauso unglücklich ist wie in Surrey. Das endete in einer Katastrophe.", erklärte er ihr.

Beatrice konnte ein breites Grinsen nicht zurückhalten und nickte. "Oh ja, es sind interessante und vor allem gute Neuigkeiten. Aber du wirst dich noch bis nach dem Abendessen gedulden müssen." erklärte sie und hauchte ihrem Bruder einen Kuss auf die Wange.
Dann musste sie lachen und schüttelte den Kopf. "Also wirklich, Robert, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, dass der Junge nicht dein Sohn sein kann." erwiderte sie amüsiert. "Auf solche Ideen wärst du nie im Leben gekommen."
Dann lächelte sie sanft und drückte Roberts Hand. "Ich bin sicher, uns wird er schon nicht davon laufen. Ich verspreche dir, dass wir gut auf ihn Acht geben werden."

Nach dem Abendessen hatte Robert sich mit Beatrice zurückgezogen, um ungestört reden zu können. Sie saßen nun einander mit einem Becher Wein gegenüber und genossen schweigend die Gegenwart des Anderen.
Schließlich ergriff Robert das Wort. "Nun, Schwesterchen, dann erzähl doch mal, was es so Neues gibt. meine Neuigkeiten habe ich dir ja schon alle in einem Brief mitgeteilt. Rob hat uns ganz schön in Atem gehalten. Josephine und ich waren außer uns vor Sorge, als wir hörten, dass er allein durch England streift. Du aber siehst recht glücklich aus momentan. Wie läuft es mit Richard?"
Er wünschte wirklich, sie würde sich entscheiden ihn zu verlassen bei dem, was er ihr antat.

Beatrice nippte an ihrem Wein und lächelte dann. "Dein Sohn weiß wirklich was er will. Das mag jetzt zwar ausgesprochen anstrengend sein, aber glaub mir, er wird dir einmal alle Ehre machen, Robert." erwiderte sie und musste schmunzeln.
"Oh, es läuft hervorragend." erklärte sie zufrieden und lehnte sich etwas zurück. "Ich habe ihn seit einer Weile wieder ganz für mich allein und ich muss sagen, dass uns das beiden ausgesprochen gut tun." Wenngleich sie sich mit Alan und Richards merkwürdiger Beziehung zu diesem arrangiert hatte, tat es dennoch unglaublich gut zu wissen, dass Richard nur noch zu ihr kam. Und darüber hinaus gönnte sie sowohl Alan als auch Brian ihr Glück, denn beide schienen wahrlich aufzublühen. Der zurückhaltende Brian taute auf und Alan mit dem sonst ab und an einmal die Pferde durchgingen, schien vernünftiger zu werden - in Beatrices Augen war es also ein Gewinn auf der ganzen Linie. Wenngleich Richard immer noch ein wenig verschnupft war und mit Alan nur wenig mehr als das Nötigste sprach. Sie wusste, dass sich das bald wieder legen würde.

Robert nickte langsam. "Ja, das glaube ich auch. Er ist ein aufgewecktes Kerlchen und wenn er irgendwann genug Selbstbewusstsein hat, um all die Beleidigungen seiner Herkunft wegen wegzustecken, dann wird er weit kommen. Ich hoffe für ihn, er lernt rasch, dass man sich nicht alles zu Herzen nehmen darf.", erwiderte er zustimmend, lauschte dann aber aufmerksam dem Bericht seiner Schwester.
"Wie meinst du das, du hast ihn für dich? Trifft er sich nicht mehr mit diesem Alan? Woher der plötzliche Sinneswandel? Verzeih mir, aber doch wohl nicht deinetwegen?"
Das kam nun wirklich überraschend und er traute dem Frieden nicht. Warum sollte Richard seine Meinung ändern?

"Ich denke, hier ist er damit gut aufgehoben. Die Aquitanier sind alle ein wenig ... anders." bemerkte sie spöttisch. "Aber durchaus herzliche Menschen, ich bin sicher, er wird hier sämtliche Herzen im Sturm erobert haben. Allerdings muss ich dich warnen, wenn er wieder kommt, wird er vermutlich furchtbar gern und viel Französisch sprechen." erklärte Beatrice lachend.
Dann lehnte sie sich etwas vor und bedachte Robert mit tadelndem Blick. "Wie schön es doch ist, dass du so große Stücke auf meinen Mann hältst." erwiderte sie. "Der plötzliche Sinneswandel, wie du es nennst, rührt daher, dass Alan sich verliebt hat und daraufhin diese ... Affaire ... mit Richard beendet hat. Und da Richard, ob du es glaubst oder nicht, nicht mit jedem Mann ins Bett geht, der ihm gerade über den Weg läuft, habe ich ihn derzeit ganz für mich." berichtete Beatrice und machte sich schon einmal bereit für Roberts Ausführungen, die darin enden würden, dass sie ohne Richard doch deutlich besser dran war.

Robert lächelte sanft. "Das dachte ich mir. Aber Josephine ist auch der Meinung, dass gerade das ihm gut tun würde. Er hat so gekränkelt in letzter Zeit...das andere Klima wird ihm gut tun. Und wenn der Preis dafür eine Vorliebe für Französisch ist, sei es so. Ich bin der Sprache ja glücklicherweise mächtig."
Er hob überrascht die Augenbrauen. "Tatsächlich? Das ist interessant. Nun, offenbar hat Gott doch andere Pläne mit Richard." Er musste mit Mühe ein Grinsen unterdrücken. "Das freut mich wirklich für dich. Auch wenn ich nicht verstehe, warum du überhaupt noch bei ihm bist. Er demütigt dich und du wartest doch eigentlich nur darauf, dass er einen neuen Liebhaber findet."

Beatrice nickte nachdenklich. "Ja, du hast geschrieben, dass es ihm nicht gut ging und John ihm nicht recht helfen konnte. Ich hoffe, dass sich das hier erübrigen wird und ihr recht behaltet und es an dem Druck lag. Ich werde ihn auf jeden Fall gut im Auge behalten." versprach Beatrice.
"Tatsächlich." bestätigte sie und schnalzte dann missbilligend mit der Zunge. "Also wirklich, Robert." begann sie tadelnd. "Du wirst es nicht Leid mir das vorzuhalten, nicht wahr? Jeder hat sein Los zu tragen, du doch schließlich auch. Du liebst Josephine und hast dafür in Kauf genommen, dass du dir alle Nase lang irgendwelche Gerüchte und hanebüchenen Unsinn über sie anhören musst. Und genau wie du, habe ich auch meine Wahl getroffen." erwiderte sie. "Natürlich, mir wäre es lieber, wenn er das Bett ausschließlich mit mir teilen würde, aber ... ich weiß immerhin, dass er mich liebt." Beatrice legte die Stirn in Falten und betrachtete seinen Bruder. "Ich schätze, ich kann mir den Mund fusselig reden und du wirst es immer noch nicht begreifen können. Aber Richard kann nun einmal nichts dafür und es ist ja nicht so, als hätte er es nicht versucht." Sie seufzte leise und trank einen Schluck Wein. "Aber so haben wir uns nun alle damit arrangieren können ... und ich bin glücklich, Robert, glaub mir. Ohne ihn wäre ich das nicht."

Robert seufzte leise. "Ja. Und wenn selbst John am Ende seiner Weisheit ist...dann ist die Lage ernst. Aber wenn du ihn im Auge hast, beruhigt mich das."
Er schüttelte den Kopf. "Aber Josephine geht heute nur noch mit mir ins Bett und betrügt mich nicht fortlaufend, so wie Richard es mit dir tut. Was die Leute sagen, ist mir völlig gleich. Wenn er dich wirklich lieben würde, Beatrice, würde er einen Weg finden, dagegen anzugehen. Aber jedem das Seine...wenn du dir einreden möchtest, dass du glücklich bist, kann ich dich daran nicht hindern."
Robert nahm ebenfalls einen Schluck Wein.
"Aber ich schätze einmal, darüber werden wir niemals einig werden."

Beatrice blinzelte verblüfft, dann verfinsterte sich ihre Miene sichtlich. Sie hatte sich darauf vorbereitet, dass Robert wieder auf sein einreden würde, aber seine Worte trafen sie doch wieder auf ein neues und das durchaus hart.
"Vielleicht sollten wir lieber das Thema wechseln." erwiderte sie trocken. "Bevor ich noch aufhöre mich über deinen Besuch zu freuen." murmelte Beatrice, nahm einen Schluck Wein und sah Robert wieder an. "Wie lange bleibt ihr hier, weißt du das schon? Ich könnte euch ein wenig die Gegend zeigen, wenn du vom Reiten noch nicht genug hast." erklärte sie und zwang sich zu einem Lächeln, das möglichst sorglos wirkte.
Tatsächlich ärgerte sie sich aber darüber, dass es Robert mit so wenigen Worten gelungen war, sie aus der Fassung zu bringen. Die letzte Zeit mit Richard war wunderbar gewesen und sie hatte die Freude darüber eigentlich mit ihrem Bruder teilen wollen. Leider war das ein Unterfangen, das so nicht wirklich funktioniert hatte.

Robert zögerte kurz, nickte dann aber knapp. "Na gut, wie du willst. Aber Bea...du weißt, ich hab dich schrecklich lieb, ich will nur dein Bestes. Auch, wenn ich dir solche Dinge sage. Ich will nur, dass es dir gut geht. Ich möchte es dir nicht schlecht reden. Ich mache mir Sorgen um dich, ich will nicht, dass du daran zu Grunde gehst."
Er atmete durch und schloss kurz die Augen um sich zu sammeln, ehe er sich auf ihren sprunghaften Themawechsel einlassen konnte.
"Vielleicht eine Woche. Bis Rob sich ein bisschen eingelebt hat und der Abschied ihm nicht mehr so schwer fällt. Ich würde gerne die Gegend sehen. Und ich denke, Josie auch. Gib uns ein, zwei Tage Ruhe und dann sitzen wir gerne wieder im Sattel. Die Pferde brauchen auch eine kleine Pause."

Beatrice fuhr sich mit der freien Hand kurz über die Augen. "Aber genau das tust du, Robert, merkst du das nicht?" erwiderte sie. "Glaub mir, ich rede mir nicht ein, dass ich glücklich bin. Ich bin glücklich. Und ich wäre es noch mehr, wenn du dich mit Richard wieder besser verstehen würdest, aber da du ja nicht einmal mich verstehst, ist es wohl hoffnungslos darauf zu bauen, dass ihr euch wieder näher kommt."
Beatrice nickte lächelnd als Robert auf ihr Angebot einging. "Fein, dann machen wir es so. Ihr erholt euch ein wenig und dann zeige ich euch die Gegend. Es wird euch gefallen, glaub mir. Dieses Land ist wundervoll und so ganz anders als England."

"Es tut mir leid, Bea. Wirklich. Aber ich bin einfach so wütend auf ihn, weil er dir das zumutet. Er hat damals geschworen gut auf dich aufzupassen, aber du hast schon so viele Tränen seinetwegen vergießen müssen. Ich kann dich nicht unglücklich sehen. Wenn Vater das wüsste, Bea, dann hätte er Richard schon lange zu Hackfleisch verarbeitet. Aber ich schwöre dir, ich werde versuchen mir mit Richard Mühe zu geben. Immerhin haben wir uns vorhin schon einmal nicht angegiftet, sondern normal unterhalten."
Robert lächelte schief. "Verzeih mir, aber ich bin einfach noch nicht in der Lage völlig über meinen Schatten zu springen. Aber ich wäre trotzdem froh, wenn du mir dieses wundervolle Land zeigst. Immerhin wird mein Sohn hier leben."