William und Joanna - ab 1182 bis 1183

Alans Atem ging ebenso rasch wie James', als sie wieder nebeneinander lagen und sich in die Arme des Anderen kuschelten. Er hatte dies hier in vollen Zügen genossen und letztlich war es im Feuer ihrer leidenschaft doch so einfach gewesen, alle Bedenken fortgewischt und nicht mehr von Belang.
"Ja, das war es. Es war wirklich atemberaubend." Weil James es gewesen war und niemand sonst. Es war ganz anders als mit Cedric, viel intensiver. Viel besser...
"Ich auch, glaub mir. Jetzt gehören wir wirklich zusammen." Er musste lachen. "Tatsächlich? Und das aus deinem Munde..."

James sah auf und blickte Alan direkt in die Augen ehe er nickte. "Ja, das tun wir. Von jetzt an bis ans Ende unserer Tage." erwiderte er lächelnd und küsste Alan genüsslich. Er wollte diesen Mann nie wieder gehen lassen. Schon dieses eine Jahr war eine Qual gewesen und die wenigen Tage in denen sie im Streit miteinander gelegen hatten, waren noch viel schlimmer gewesen. So etwas sollte nie wieder vorkommen, nichts und niemand sollte je wieder zwischen ihnen stehen.
James fiel in Alans Lachen ein und nickte. "Tatsächlich. Aber glaub mir, er wird es nur ein einziges Mal von mir hören. Und wenn er je wagen sollte dich noch einmal anzufassen oder dir auch nur einen begehrlichen Blick zu zuwerfen ... glaub mir, ich werde rasend vor Eifersucht." erklärte James und legte die Hand an Alans Wange um ihm in die Augen zu sehen. "Von jetzt an gehörst du nur noch an meine Seite."

Isabella musste sich ein Lächeln verkneifen, als sie das Gemach betrat, dass sie mit ihrem Mann bewohnte. Sie war so aufgeregt, denn sie hatte Neuigkeiten, die sie ihm unbedingt mitteilen wollte und sie freute sich so sehr auf sein Gesicht.
"Da bist du ja...", begrüßte sie ihn und ging auf ihn zu. "Ich habe dich gesucht." Seit mehreren Jahen wartete sie darauf, dass sie endlich ein Kind erwartete, doch es war ihnen nie vergönnt gewesen und dieses Manko hatte ihr schwer zu schaffen gemacht, so sehr William sie auch beruhigt und getröstet hatte.
"Ich will dir etwas erzählen."

William Marshal hatte sich in das Gemach zurück gezogen, das er mit Isabella bewohnte, in der Hoffnung, hier ein wenig Ruhe zu finden. Doch die sich anbahnenden turbulenten Zeiten sorgten dafür, dass er selbst hier keine Ruhe fand und schon wieder einen Stapel Unterlagen vor sich liegen hatten.
Als sich die Tür öffnete, sah er auf und lächelte erleichtert als Isabella herein kam. Seine reizende Gemahlin kam wie immer genau im richtigen Moment.
Er schenkte ihr ein Lächeln und erhob sich. "So? Das trifft sich ja hervorragend, dass du mich jetzt gefunden hast." erwiderte er, legte die Arme um ihre Taille und gab ihr einen Kuss. "Was gibt es denn, Liebes?" erkundigte er sich. "Hoffentlich gute Nachrichten, denn schlechte hab ich schon genug auf dem Tisch liegen." bemerkte er mit leisem Seufzen.

Isabella erwiderte das Lächeln ihres Mannes und schmiegte sich an ihn, als er die Arme um sie legte und sie küsste. Sie liebte William Marshal wirklich sehr und sie würde ihn nie missen wollen, egal, wie wenig Zeit er durch Henry für sie hatte. Auch jetzt hatte er wieder Berge von Unterlagen mit her geschleppt, aber sie war zuversichtlich ihn davon ablenken zu können.
"Oh ja. Und glaube mir, es sind gute Nachrichten. Du wirst den ganzen tag nicht mehr an die schlechten denken können.", prophezeite sie zufrieden.
Sie griff nach seinen Händen und legte sie auf ihren Bauch. "Gott hat unsere Gebete erhört, William. Wir Beide, wir bekommen ein Kind...", sagte sie leise, ihre blauen Augen strahlten vor Glück.
So lange hatte Isabella sich schon nach diesem Moment gesehnt.

William ließ sein tiefes, bassartiges Lachen ertönen. "Oh, das klingt verlockend. Dann versüß mir mal den Tag mit deinen Neuigkeiten." erwiderte er und erstarrte im nächsten Moment.
Ja, sie versüßte ihm den Tag wahrlich. Er konnte es kaum glauben als Isabella seine Hände ergriff und sie auf ihren Bauch legte. William musste schwer schlucken, so überwältigt war er für einen Moment.
Dann begann er zu Lachen. Er lachte und küsste Isabella voller Leidenschaft, zog sie dichter an sich, ließ aber eine Hand auf ihrem Bauch ruhen und strich zärtlich darüber. "Wahrlich, das sind Neuigkeiten ganz nach meinem Geschmack." bemerkte er und atmete tief durch. "Ein Kind." wiederholte er und lächelte überglücklich. "Oh Bella, mein Herz, ich wusste, dass sich unsere Geduld eines Tages schon auszahlen würde, ich hab es dir immer gesagt." wisperte er, küsste sie noch einmal und lehnte die Stirn an ihre. "Ich liebe dich." erklärte er sanft. "Wann wird es kommen?" fragte er dann neugierig und strich sanft über Isabellas noch völlig flachen Bauch. Endlich. Endlich bekamen sie ein Kind. Nicht, dass es ihn wirklich besorgt hätte, aber ihretwillen war er umso glücklicher, denn er wusste, wie schwer Isabella sich damit getan hatte, dass sie nicht schwanger geworden war, während ihre Schwester bereits das dritte Kind geboren hatte.

Isabella nickte langsam und erwiderte dann seinen Kuss. Sie hatte gewusst, dass er sich sehr freuen würde, wenn sie ihm diese Nachricht präsentierte. Und sie hatte wirklich lange gewartet, bis sie sich absolut sicher war.
"Das dachte ich mir. Es ist wirklich wundervoll...Und ja, du hattest natürlich Recht, du hast es immer gesagt. Ich hätte dir glauben sollen, aber es fiel mir so schwer. Und ich freue mich so sehr.", erklärte sie leise.
"Ich dich auch...oh, ich denke, so im Spätsommer bis Herbst.", offenbarte Isabella ihm dann und genoss seine zarten Berührungen auf ihrem Bauch. Allein die Vorstellung, dass darin neues Leben reifte...

"Ja, das hättest du." erwiderte er mit sanftem Lächeln. "Aber ich glaube, ich verzeihe dir noch einmal, immerhin bist du jetzt selbst zur Einsicht gekommen." bemerkte William und hauchte noch einen Kuss auf Isabellas Lippen. "Herrlich, ich wünschte, es wäre schon so weit. Ich kann es kaum erwarten dieses kleine Wunder im Arm zu halten."
Er warf einen kurzen Blick zum Tisch hinüber an dem er gerade noch gesessen hatte, dann nahm er Isabellas Hand und führte sie hinüber zum Kamin, wo sie sich deutlich bequemer niederlassen konnten als an den einfachen Holzstühlen am Tisch. Er zog sie zu sich und schloss sie sanft in seine Arme. "Ich denke, wir sollten den Rest des Tages nutzen und diese wundervolle Nachricht feiern. Dieser ganze Kram dort hinten wird auch morgen noch da sein." erklärte William und lehnte sich zufrieden zurück. "Jetzt will ich einfach nur Zeit mit meiner reizenden Frau verbringen."
Seine Hand fand erneut den Weg zu ihrem Bauch und andächtig strich er darüber. Sie würden Eltern werden, ein wundervolles Gefühl.
Aber gleichzeitig machte sich auch eine gewisse Sorge in ihm breit. Die unruhigen Zeiten, an deren Anfang sie erst standen, bescherten ihm schon seit einiger Zeit Kopfzerbrechen und er machte sich Gedanken um Isabellas Sicherheit. Und jetzt mit dem Kind erst recht ... vielleicht sollte er doch möglichst rasch eine Lösung dafür finden.

Isabella lächelte zurück. "Das bin ich, ich kann es auch kaum erwarten. Endlich muss ich mir nicht mehr Sorgen machen, dass ich vielleicht keine Kinder empfangen könnte. Es wird wirklich Zeit und bald sind wir endlich zu Dritt. Ich freue mich so."
Sie ließ sich mit zum Kamin ziehen und schmiegte sich in seine Arme. "Ich sagte doch, du wirst den ganzen Tag nicht mehr an die schlechten Nachrichten denken. Die Arbeit hat auch noch Zeit bis morgen." Isabella schloss entspannt die Augen und legte den Kopf auf seine Brust. Wie sehr sie doch seine Nähe genoss, seine Zärtlichkeiten.
"Jetzt wird alles gut, du wirst sehen. Was wünschst du dir mehr? Ein Mädchen oder einen Jungen?"

William hätte kaum glücklicher sein können, so viel stand fest. Und wenigstens für den Moment wollte er all die politischen Unruhen einfach ausblenden und sich mit seiner Frau über den bevorstehenden Nachwuchs freuen.
Er lächelte und platzierte einen Kuss auf Isabellas Scheitel. "Weißt du, wenn ich ehrlich bin, ist es mir völlig gleich, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Es ist unser Kind und das ist alles, was wichtig ist." erklärte William entschieden. Außerdem war er eh kein Mann mit riesigen Ländereien und mit großem Reichtum, der Drang einen Erben zu zeugen saß ihm bei weitem nicht so sehr im Nacken wie manch anderem Mann. Sicher, Isabella hatte eine ordentliche Mitgift in die Ehe gebracht, sie mussten im Gefolge des Königs nicht am Hungertuch nagen und er würde sich freuen, eines Tages seinem Sohn alles beizubringen, was er wusste, doch sie hatten noch so viel Zeit ... und eine Tochter wünschte er sich mindestens genauso sehr.
"Egal was es wird, ich werde es von ganzem Herzen lieben, so viel steht fest."

Isabella freute sich, dass sie sich nicht getäuscht hatte und William ähnlich dachte wie sie. Auch ihr war es nicht wichtig, ob sie eine Tochter oder einen Sohn bekam. Hauptsache, sie bekam ein gesundes Kind und durfte endlich Mutter sein. So lange hatte sie sich danach gesehnt und mit Neid betrachtet, wie Mary schon drei Kinder bekommen hatte und so glücklich war.
"Das sehe ich auch so. Ich kann es kaum erwarten, aber vermutlich geht die Zeit schneller um, als wir es jetzt glauben."
Sie schmiegte den Kopf dichter an ihn und genoss das ruhige Klopfen seines Herzschlags zu hören. William war immer ihr Ruhepol. Selten hatte sie ihn aufgeregt gesehen, er war eher besonnen und hatte immer die richtigen Worte für sie. Nie war sie sich an seiner Seite dumm vor gekommen aufgrund ihrer Jugend.

"Vermutlich hast du recht." pflichtete William ihr bei und strich Isabella sanft über den Rücken. Diese Neuigkeit sorgte nicht nur dafür, dass er sich glücklich fühlte, er hatte auch den Eindruck, dass sein Beschützerinstinkt noch weiter gewachsen war. Und das ließ ihn auch zu einer mehr oder weniger unliebsamen Erkenntnis geraten.
"Liebes" begann er langsam und runzelte nachdenklich die Stirn. "Vielleicht solltest du jetzt die Gelegenheit ergreifen und deine Schwester und deine Eltern in England besuchen." William seufzte leise. "Ich hätte nichts lieber als dich weiter an meiner Seite, aber du weißt ja, wie chaotisch es im Moment hier ist. Wir erwarten jeden Tag den Boten aus Aquitanien zurück und ich gebe dir Brief und Siegel, dass Richard Henry erneut vor den Kopf stoßen wird. Und bei dem Gedanken dran ist mir alles andere als wohl. Ich wüsste dich lieber in England mit dem Kind in Sicherheit als alleine hier, wenn diese beiden Hitzköpfe wirklich einen Krieg heraufbeschwören. Und noch wäre die Reise für dich auch nicht so anstrengend ..." legte William Isabella offen und ehrlich seine Gedanken da. Er hatte sie schon immer möglichst in alles eingeweiht, was hier vor sich ging und womit er es zu tun hatte, er schätzte es nicht vor seiner Gemahlin Geheimnisse zu haben und deshalb sprach er auch jetzt seine Sorgen ganz offen an.

Isabella horchte auf, als Williams Stimme mit einem Mal einen besorgten Unterton gewann. Sie hob leicht den Kopf, um ihn ansehen zu können und verzog dann das Gesicht. Das gefiel ihr gar nicht.
"Aber ohne dich? Ich wollte mit dir zusammen England besuchen. Und jetzt würde ich eigentlich lieber bei dir bleiben.", erklärte sie dann ernst. Sie wusste seine Sorge ja zu schätzen, aber ihn jetzt allein lassen?
"Meinst du wirklich, sie würden einen Krieg anfangen? Und selbst wenn, was sollte mir hier passieren?" Auch wenn sie William Marshals Frau war, sie war auch immer noch die Schwester der Herzogin von Aquitanien.
"Ich weiß, du machst dir Sorgen, aber glaubst du wirklich, es ist nötig zu gehen? Ich will dich nicht verlassen. Und wenn sie wirklich einen Krieg anfangen, was ist, wenn dir etwas passiert und ich bin so weit weg? Das will ich nicht."
Auch, wenn Isabella sehr dankbar war, dass er mit ihr darüber sprach anstatt einfach zu entscheiden.

"Mir gefällt die Vorstellung dich jetzt gehen zu lassen auch nicht sonderlich, aber dich hier zu wissen ..." William seufzte leise. "Ich würde nachkommen sobald ich kann, dann könnten wir uns noch eine schöne Zeit in England machen und anschließend gemeinsam wieder her kommen." versuchte er Isabella die Idee etwas schmackhafter zu machen.
William zuckte leicht mit den Schultern. "Ich traue es Henry mittlerweile zu. Er ist so wütend auf seinen Bruder, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein kann bis er etwas Dummes macht und er hat sich schließlich schon einmal gegen seinen Vater gewandt, ich glaube nicht, dass er Skrupel hat seinen Bruder anzugreifen." William strich ihr sachte über die Wange. "Sollte etwas schief gehen und Richards Truppen würden die Burg belagern ..." er schüttelte den Kopf. "Es könnte dir so viel dabei zustoßen."
William hauchte einen Kuss auf Isabellas Stirn. "Mich kriegt man so schnell nicht klein, keine Sorge." erwiderte er sanft und drückte leicht ihre Hand. "Es ist deine Entscheidung, Liebes, aber denk einfach einmal in Ruhe darüber nach, sei so gut, ja?"

Isabella biss sich kurz auf die Unterlippe. Sie wusste ja, er sorgte sich nur um ihre Sicherheit, sonst würde er sie nie wegschicken. Und wenn sie blieb, würde sie ihm vielleicht noch viel mehr Sorgen bereiten. Was, wenn er deswegen nicht genug auf sich aufpasste? Die Vorstellung, er könne wirklich in den Krieg ziehen war ihr ein Graus. Allein die Möglichkeit ihn zu verlieren...
"Henry ist....nicht immer sonderlich besonnen. Richard auch nicht, aber er weiß, wann es besser ist vernünftig zu sein. Ich dachte nur wegen Beatrice wäre es vielleicht nicht ganz so gefährlich, aber wahrscheinlich hast du Recht." Er war immerhin einige Jahre älter und hatte mit seinen Einschätzungen meistens recht.
"Ich könnte es nicht ertragen, wenn dir etwas passiert." Isabella seufzte. "In Ordnung, ich denke darüber nach..."

William seufzte tief. "Das ist er wirklich nicht. Und seit Weihnachten fühlt er sich beständig in seiner Ehre gekränkt, ich fürchte, er verliert allmählich die Geduld."Er strich Isabella über den Rücken und nickte dankbar. "Tu das. Denk in Ruhe darüber nach und dann sag mir, wie du dich entschieden hast." erwiderte William und küsste sie liebevoll. "Oh, so schnell wirst du mich nicht los, Mylady. Dafür braucht es schon mehr als ein paar hitzköpfige Prinzen." erklärte William lächelnd und strich über ihren Bauch. "Und nun genug davon, lass uns lieber die Zeit genießen, die wir zusammen haben, denn sobald dieser kleine Wurm auf der Welt ist, werden wir wohl erst recht alle Hände voll zu tun haben."

Isabella nickte zustimmend. "Das befürchte ich auch. Henry ist solch ein Hitzkopf, immer befürchtet er, hinten an stehen zu müssen. Das wird noch Probleme geben..."
Sie kuschelte sich wieder in seine Arme.
"Das werde ich. Und ich werde dich auch beim Wort nehmen. Wehe, du holst dir auch nur einen einzigen Kratzer."
Sie schüttelte den Kopf.
"Ich glaube, wir werden die Zeit genauso sehr genießen, wenn unser Kleines auf der Welt ist. Ich bin schon echt gespannt, wie du dich als Vater machst."

Mary hatte die Mädchen zusammen mit der Amme ins Bett gebracht und ihnen noch eine kleine Geschichte erzählt. Es wärmte ihr jedes Mal das Herz, wenn sie bei ihren Kindern saß und in die großen Augen schaute, die ihr so gebannt zu hörten.
Gerard war offensichtlich noch beschäftigt, denn sie fand das Gemach leer vor bei ihrer Rückkehr also entschied sie sich dafür, sich noch einen Moment lang mit ihrem Stickzeug vor das Feuer zu setzten. Zwar war sie schon reichlich müde, doch sie arbeitete gerade an einem Hemd von Gerard, das sie mit einem feinen Stickmuster am Kragen versah und war durchaus bestrebt es bald fertig zu bekommen.
Sie strich nachdenklich über den Stoff und seufzte. In letzter Zeit war es nicht ganz einfach mit Gerard gewesen. Dieser Vorfall mit Ben schien ihn doch in gewisser Weise beschäftigt zu haben und besonders ihre Reaktion darauf - und die seine.
Marys Hand glitt zu ihrer Wange, strich leicht darüber und wanderte dann ihren Hals hinab, ehe sie nach der Nadel griff. Mittlerweile war nichts mehr davon zu sehen, dass Gerard ihr gegenüber handgreiflich geworden war, aber vergessen hatte sie das keinesfalls.

Gerard hatte sich nun doch auf den Weg zu seiner Frau gemacht. Nachdem er am Mittag bei Verhandlungen mit seinem Nachbarn gescheitert war und mehr hatte nachgeben müssen, als er wollte, war er nicht gerade bester Stimmung. Er hatte das Gefühl, sein Vater hätte das viel besser hinbekommen. Er fühlte sich minderwertig, wie so oft. Mary hatte ihm dieses Gefühl nach der Sache mit Ben auch gegeben, vielleicht war er auch deswegen so ausgerastet.
Er hatte sich wirklich vorgenommen sich zu bessern, deshalb war er heute auch lieber ins Wirtshaus gegangen und hatte dort ein bisschen Wein getrunken, damit er seine schlechte Laune nicht wieder an ihr ausließ.
Als er eintrat, saß sie am Fenster. Gerard ging zu ihr hinüber und küsste ihren Nacken. "Da bist du ja, meine Schöne...die Kinder schon im Bett?"

Mary sah auf als sich die Tür öffnete und ein sanftes Lächeln huschte über ihre Lippen als Gerard eintrat. "Ja, hier bin ich. Du kommst heute recht spät, wo hast du dich denn herum getrieben?" fragte sie und bekam die Antwort bereits als Gerard zu ihr trat und einen Kuss auf ihrer Haut platzierte. Ganz offensichtlich schien er sich die Zeit mit etwas Wein vertrieben zu haben, aber Mary wollte ihm keine Vorhaltungen machen, also überging sie seinen Geruch einfach.
"Das sind sie. Ich habe sie vorhin zusammen mit Edith ins Bett gebracht und wollte nun noch ein klein wenig an deinem Hemd arbeiten, ehe ich es den Mädchen wohl gleich tue. Der Tag war ganz schön lang."
Sie griff nach Gerards Hand und hauchte einen Kuss auf den Handballen. "Wie lief es heute Mittag?" erkundigte sie sich, wenngleich sie schon eine Vermutung hatte.

Gerard verzog leicht das Gesicht. "Ja, ich bin etwas später. Ich war noch ein bisschen im Wirtshaus und habe einen Becher Wein getrunken.", gestand er dann leise und war dankbar, dass sie ihm keinen Vorwurf machte.
"Gut. Bist du wirklich schon so müde?" Er küsste sanft ihren Hals und strich über ihre Schultern. "Wie schade...."
Er stöhnte leise auf. "Oh, frag nicht danach. Diese dämlichen Sturköpfe wissen nicht, was Nachgeben heißt. Und ich vermute, Vater hätte das besser hinbekommen."

Mary nickte kurz. "Sowas muss ab und zu wohl auch mal sein, was? Du arbeitest schließlich tagsüber schon genug." erwiderte sie und lächelte kurz. Sie war zwar nicht sonderlich angetan davon, dass er angetrunken zu ihr kam, aber es half ihnen beiden nicht weiter, wenn sie sich daran nun unnötig hochzog.
Mary seufzte leise als Gerard über ihre Schultern strich. "Ja, der Tag war heute fürchterlich anstrengend, ich hatte das Gefühl, die Arbeit nehme überhaupt kein Ende. Ständig wollte irgendjemand etwas von mir, ich hatte kaum genug Zeit für die Mädchen." erwiderte sie und lehnte sich etwas zurück, um sich an Gerard anzulehnen.
Sorgsam stach sie ihre Nadel in den Stoff des Hemdes, so dass sie nicht verloren ging und strich Gerard dann mit der frei gewordenen Hand über den Arm. "Ach Unsinn, ich bin sicher, dass du alles getan hast, was möglich war. Gerard, du solltest ein wenig mehr Vertrauen in dich selbst haben ... dein Vater wäre stolz auf dich, wenn er dich so sehen könnte, da bin ich sicher." erwiderte sie sanft.

Gerard nickte ein wenig. Dankbar, dass Mary ihn nicht auch noch ärgerte, indem sie ihm Vorwürfe machte. "Du wolltest es so, meine süße Mary. Du wolltest, dass ich dir mehr Aufgaben überlasse. Das bedeutet auch mehr Arbeit."
Gerard seufzte theatralisch. "Oh Mary....ich habe mich den ganzen Tag auf dich gefreut. Du kannst mich doch jetzt nicht so auflaufen lassen..."
Ihre Worte erleichterten ihn ein wenig, aber jetzt hatte er Anderes im Sinn. Er ließ die Hände über ihr Dekolleté gleiten.

Mary schnitt eine Grimasse, nickte dann aber. "Das wollte ich und ich bin dir auch sehr dankbar dafür. Es liegt mir wirklich fern mich darüber zu beschweren, aber heute hat es mich doch ein wenig geschafft." erwiderte sie offen.
Mary schloss kurz die Augen als Gerard seine Hände abwärts wandern ließ. Das würde ihm gar nicht gefallen, aber heute Abend hatte sie wirklich keinen Antrieb mehr ... "Ich lasse dich doch nicht auflaufen, Liebster. Wir können uns doch auch so noch einen netten restlichen Abend machen. Vor dem Kamin ist es schön gemütlich." erwiderte sie dann langsam und griff nach seinen Händen, um sie davon abzuhalten noch weiter zu machen. "Was meinst du? Dann lasse ich dein Hemd halt bis Morgen liegen."

Gerard seufzte leise. Das widersprach seinen Plänen so völlig. Er hatte sich vorgestellt, einen schönen Abend mit Mary im Bett zu verbringen, noch einmal zu versuchen einen Sohn zu bekommen. Dass Mary ihm da einen Strich durch die Rechnung machte, gefiel ihm gar nicht.
Er zog seine Hände beleidigt zurück, als sie ihn aufhielt.
"Doch, das tust du. Ich wollte heute Abend mit dir ins Bett und ich wollte einfach noch einmal unser Glück versuchen. Und du speist mich mit einer Ausrede ab. So müde kannst du doch gar nicht sein."
Er ahnte, dass der Wein ihn reizbarer machte, als normalerweise, aber er war einfach furchtbar enttäuscht. Er hatte sich den Abend anders vorgestellt.