William und Joanna - ab 1183

Alan atmete befreit auf, als sie endlich Truro erreichten. Schon hinter den Stadtmauern von London war eine Last von ihrer beider Schultern gefallen und Alan hatte sich schnell daran gewöhnt, James wieder unbefangener berühren zu können, auch wenn dieser damit immer noch ausgesprochen zurückhaltend war. Alan hoffte, dass auch das nun in James' Heimat besser werden würde.
Da seine Eltern nicht vor Ort waren, begrüßten Robert und John die Beiden. Und während Robert mit Alan über die Bemalung der Kirche sprach, musterte John seinen Schützling aufmerksam.
"Du siehst mitgenommen aus, mein Junge. Ist alles in Ordnung?" Er lächelte leicht. "Oder soll ich Euer Emminenz sagen, nun wo du zu so hoher Würde gekommen bist?"

Schon als sie London verlassen hatten, war James klar gewesen, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Er hatte das Gefühl wieder freier atmen zu können und erwartete nicht mehr hinter jeder Ecke irgendwelches Unheil.
Doch als er im Burghof von Truro vom Pferd stieg, schmerzte sein Magen ein wenig vor Sorge. Er begrüßte John mit einer Mischung aus Erleichterung und Sorge und schüttelte dann den Kopf. "Nicht wirklich." erwiderte er müde. "Aber das muss ich dir alles in Ruhe erklären, nicht hier draußen." entschied James und lächelte matt. "Oh bitte nicht, ich bin hergekommen um dem ganzen mal den Rücken zu kehren." erklärte er dann. Hier wollte er einfach nur er selbst sein, nicht der Bischof von London.

John runzelte besorgt die Stirn, nickte aber dann. "Wann immer du willst. Es tut dir sicher gut die Würde einfach mal hinter dir zu lassen und nur James zu sein. Jedenfalls hat Josephine dafür gesorgt, dass ihr Beide zwei Gemächer nebeneinander bekommt, in der Nähe deines alten Gemachs.", erklärte er dann. "Wenn du willst, bringe ich euch hin. Und heute Abend könntest du mir etwas Gesellschaft leisten und wir werden. Machen einen Spaziergang...wie du willst.", schlug er dann vor. Josephine wusste zwar nichts von dem Verhältnis, das James und Alan teilten, aber sie hatte trotzdem ohne nachzudenken die beiden Freunde nebeneinander untergebracht.
"Erst solltet ihr beide etwas ausruhen."

James musste bei Johns Offenbarung lächeln. "Tatsächlich? Nun, damit hat sie uns wirklich einen Gefallen getan." erwiderte er und sah zu Alan hinüber, der in sein Gespräch mit Robert vertieft war. Sein Freund würde sich zweifelsohne über diesen Umstand freuen und auch James war durchaus erleichtert.
Er sah John wieder an und nickte langsam. "Das klingt nach einem guten Plan. Je eher ich mir all das von der Seele reden kann, desto besser." Aber vorher würde er sich den Straßenstaub vom Gesicht waschen und frische Kleidung anlegen, dann würde er sich schon eine Spur wohler fühlen.

John hatte die beiden Männer zu ihren Gemächern geführt und dann erst einmal in Ruhe gelassen, damit sie ankommen konnten. Ihn beschäftigte allerdings sehr, was James so auf der Seele lastete. So hatte der ihn noch nie gesehen...
Aber er würde sich in Geduld üben müssen, doch nun kam der Abend näher und er wartete bereits auf seinen einstigen Schützling. Manchmal vermisste er James hier immer noch, aber immerhin machte Lucas wenigstens Anstalten in seine Fußstapfen als Arzt zu treten und Edmund schien einer Priesterlaufbahn auch nicht allzu abgeneigt zu sein.

James hatte sich ein wenig ausgeruht und hatte sich umgezogen. Auf Alans Bitten hin, hatte er die härenen Gewänder in London abgelegt und trug jetzt wieder nur seine normale Kleidung, wenngleich er dabei auf deutlich schlichtere Gewänder zurückgriff als sonst.
Er hatte noch kurz die Kapelle aufgesucht und suchte nun Johns Gemächer auf. James klopfte und trat dann ein als er von drinnen Antwort bekam.
"John." Er lächelte und umarmte seinen Mentor noch einmal kurz. "Gut von dir, dass du Zeit für mich hast."

John erwiderte die Umarmung und forderte seinen ehemaligen Schüler mit einem Lächeln auf sich zu setzen. "Möchtest du etwas trinken?", fragte er, goss James dann einen Becher Wasser ein und setzte sich ihm gegenüber.
"Für dich habe ich immer Zeit, das weißt du doch. Und nun sag mir, was dich so bedrückt, Junge. Ich habe sofort gesehen, dass etwas nicht in Ordnung ist. Es geht dir nicht gut."
John legte den Kopf nachdenklich zur Seite.
"Ist esdie Bischofswürde? Kommst du in London nicht zurecht?"

James nickte dankbar und nahm den Becher entgegen um einen Schluck zu trinken. Dann schüttelte er den Kopf. "Nein, daran liegt es nicht. Es ist ... viel komplizierter. Ich habe eine schwere Zeit mit Alan hinter mir und habe ... Dinge getan, die mir meine tiefsten Abgründe offenbart haben." erklärte James langsam.
"Ich bin erpresst worden. Von einem Mann, den ich früher in Italien einmal meinen Freund genannt habe. Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist, aber als er nun in London wieder vor mir stand, war er nicht im geringsten mehr der selbe wie damals." begann James mit belegter Stimme zu erzählen. "Er hat gefordert, dass ich meine lasterhafte Beziehung zu Alan aufgebe und sollte ich es nicht tun, würde er Alan etwas antun und die Sache öffentlich machen." James fuhr sich mit der Hand über das Kinn und seufzte. "Es gab für mich keinen Grund an seiner Drohung zu zweifeln und weil ich nicht wollte, dass Alan meinetwegen etwas zustößt, habe ich ... habe ich ihn fortgeschickt." James schloss einen Moment die Augen als er an diese düstere Episode denken musste. "Es ging uns beiden grauenvoll damit, aber was hätte ich schon tun sollen? Und dann stand Cedric eines Tages vor meiner Tür. Erzählte mir, wie schlecht es Alan ginge und bot letztlich seine Hilfe an. Ich habe nicht erwartet, dass er etwas ausrichten kann, aber trotz meiner rüden Worte ihm gegenüber hat er alles in Bewegung gesetzt und stand wenige Tage später mit meinem Erpresser vor mir. Und ich musste eine Entscheidung treffen." James brach ab, weil nun der schwerste Teil der Sache kam und er nicht wusste, wie er diese Worte über die Lippen bringen sollte. Er sah zu dem Fenster hinüber, wenngleich es draußen bereits dämmerte und man kaum noch etwas erkennen konnte. Wie sollte er John sagen, was er getan hatte?

"So siehst du auch aus...nach einer schwierigen Zeit. Und Alan sieht auch mitgenommen aus. An diese Abgründe aber geraten wir auch alle einmal..."
John lauschte James' Erzählungen aufmerksam und seine Stirn legte sich in Falten. Solche Probleme hatte er nicht erwartet.
"Nun, das Fortschicken hat offenbar nicht funktioniert. Es hätte mich auch gewundert, ihr hängt schließlich seit Jahren schon so aneinander."
Und mittlerweile hatte er diese Tatsache auch gut akzeptieren können. Wenn Gott es so hinnahm, warum sollte er dann Richter spielen?
"Du musstest eine Entscheidung treffen...", begann er langsam. "Was hast du mit ihm getan, James? Jetzt kannst du auch alles sagen."

James wandte den Blick mühselig wieder vom Fenster ab und sah John an. "Ich habe ihm einen Dolch ins Herz gerammt, weil ich wusste, dass Alan nie vor ihm sicher sein würde, wenn ich es nicht getan hätte." erklärte James und wappnete sich für das, was er gleich in Johns Augen sehen würde.
"Ich habe mich seitdem jeden Tag und jede Nacht gefragt, was ich anderes hätte tun sollen. Was ich hätte besser machen müssen, aber ich habe noch immer keinen anderen Weg gefunden und das macht es mir noch viel schwerer. Das ich einen Menschen getötet habe und noch immer der Meinung bin, dass es der einzig gangbare Weg war um Alan zu schützen." James schluckte schwer. "Und um mich zu schützen. Ich frage mich, wie wichtig mir Alan in diesem Moment war und wie wichtig meine Position, wie sehr ich mich davor gefürchtet habe, die Macht wieder einzubüßen, die ich erlangt habe." James schüttelte langsam den Kopf. "Bei Gott, ich widere mich so unglaublich an ..."

"Gott steh dir bei, James..." John atmete durch. "Du hast ihn getötet..." Er musste darüber wirklich einen Moment nachdenken, ehe er wirklich Stellung dazu bezog.
"Nun, ich schätze fast, ich hätte auch diese Entscheidung getroffen, wäre es um Constance gegangen. Es ist eine schwierige Sache, wenn man seine Liebsten beschützen will. Vermutlich hätte es nicht viele andere Wege gegeben, ohne dass er euch verraten hätte. Und auch das hätte euer beider Leben gefährdet, wenn man ihm geglaubt hätte. Letztlich eine schwierige Wahl. Ich kann verstehen, warum sie dich verfolgt. Doch glaubst du wirklich, du hast es nur getan um deine Macht zu wahren? So bist du nicht, James. So warst du nie. Du bist zu streng mit dir. Auch ein Bischof ist nicht perfekt. Niemand ist das und Gott weiß es. Hast du Buße getan?"

James nickte langsam. Ja, er hatte ihn getötet. Und er würde es wieder tun, wenn es nötig war und das belastete ihn ebenso.
Er beobachtete John aufmerksam, doch zu seinem Erstaunen blieb die Reaktion aus, die er befürchtet hatte. Und im Gegenteil, es schien doch als hätte Alan Recht gehabt.
"Seit ich es getan und Alan zurück geholt habe. Ich lebe enthaltsam, faste, habe härene Gewänder getragen, bete häufiger als sonst ... aber ... ich konnte es nicht beichten. All das habe ich mir selbst auferlegt, weil ich damit nicht zur Beichte gehen konnte. Dann wäre alles hinfällig gewesen. Aber egal was ich getan habe, ich -" James brach kurz ab und musste einen Moment inne halten, ehe er weiter sprechen konnte. "Mein Leben lang bin ich aus einer Buße immer gestärkt hervor gegangen, habe mich hinterher besser gefühlt, leichter, gereinigt ... aber dieses Mal ... dieses Mal will sich dieses Gefühl einfach nicht einstellen. Egal, was ich tue, John. Und ich kann nicht mehr. Ich sehe, wie Alan von Tag zu Tag mehr darunter leidet und ich kann das einfach nicht mehr mit ansehen."

John nickte langsam. "Natürlich kannst du das nicht....Ich weiß, was du meinst." Und er überlegte, wie er James helfen konnte.
"Sicher leidet Alan darunter, wenn er verzichten musst und du auf Distanz bleibt. Er liebt dich, nicht wahr? Es ist schwer für ihn, gerade wo er dich einmal verloren hatte."
Er schwieg einen Moment und legte nachdenklich die Stirn in Falten.
"Ich würde dir gern anbieten dir die Beichte abzunehmen, aber das kann ich nicht. Vielleicht ist es ein seltsamer Vorschlag in deinen Ohren, aber möglicherweise solltest du einmal darüber nachdenken, ob du nicht Hal einweihen möchtest. Er kann dir die Beichte abnehmen und er ist ein wirklich guter Mann. Ich arbeite seit einigen Jahren sehr gern mit ihm zusammen."

James nickte stumm. Ja, Alan liebte ihn und da es James nicht anders ging, wusste er, wie sehr sein Freund unter dieser Situation mitlitt. Das machte es für ihn nur umso schwerer, weil er nicht nur mit seinem Teil dieses Problems konfrontiert war, sondern auch mit Alans.
Dann starrte James seinen einstigen Mentor mit leichtem Unglauben an. "Hal? Aber dann ... dann müsste ich ihm alles erzählen. Er ... oh Gott, John, ich will nicht noch mehr Menschen in diese Sache einweihen, aber ..." Aber er würde so gerne beichten, so gerne seine Seele erleichtert, da es ihm so einfach nicht gelingen wollte.
James fuhr sich über die Augen und schwieg einen Moment, ehe er John wieder ansah. "Denkst du, ich ... ich kann ihm vertrauen?"

John schaute seinen Schützling ernst an. "Ja, das müsstest du. Aber ich glaube, es würde dir gut tun einen Priester zu haben, der dir die Beichte abnehmen kann, wann immer du her kommst. Ich weiß, du gehst damit ein Risiko ein, aber letztendlich kann es doch so nicht weiter gehen. Hal ist ein guter Mann und ich bin sicher, du kannst ihm vertrauen. Er nimmt seine Gelübde sehr ernst, er schätzt das Beichtgeheimnis sehr hoch. Er würde dich nie wegen etwas verraten, was du ihm in der Beichte anvertraust. Ich werde vorher mit ihm reden, das macht es dir einfacher."
John lächelte.
"Vertrau mir...Das wird das Beste für dich sein."

James schloss die Augen und lehnte sich etwas zurück. Ja, John hatte Recht, es würde ihm gut tun. Es hatte ihm schon länger Unbehagen bereitet, dass er keinen Beichtvater hatte, den er ins Vertrauen ziehen konnte und seit er Francesco getötet hatte, plagte ihn diese Sache noch viel mehr. Alles in ihm schrie förmlich danach, sich endlich wieder einem Priester anvertrauen zu können.
James schlug die Augen wieder auf, sah John an und nickte schließlich. "Ich würde mich freuen, wenn du vorher noch einmal mit ihm sprichst. Und je eher ich das hinter mir habe, desto besser." entschied James schließlich.

John hatte sich nach dem Gespräch mit James auf die Suche nach Hal gemacht. Er wollte den Priester einweihen und ihm ein paar Dinge vorweg sagen, damit er nicht ganz so sehr ins offene Messer lief. Hal war ihm über die Jahre ein ausgesprochen enger Freund geworden, daher glaubte er auch nicht, dass dieser Probleme machen würde.
Er fand ihn schließlich im Hospital.
"Hal...hast du gerade einen Moment für mich? Ich muss etwas Wichtiges mit dir besprechen. Unter vier Augen." Er machte eine einladende Geste zu einem der Räume, die sie als kleines Arbeitszimmer ausgestaltet hatten.

Hal hatte gerade eine kleine Runde durch das Hospital gedreht, um nach den Patienten zu sehen, also John zu ihm trat. Er schenkte seinem Freund ein Lächeln und nickte. "Selbstverständlich. Für dich doch immer." Er folgte John in das kleine Arbeitszimmer, goss ihnen beiden etwas Wasser in zwei Becher und lehnte sich dann gegen die Tischkante.
"Nun, was gibt es denn? Du machst eine reichlich ernste Miene, ist irgendetwas passiert?" erkundigte Hal sich ernst.

John folgte Hal und nahm das Wasser entgegen, ehe er sich gegen die Wand lehnte. Er seufzte leise, musste dann aber flüchtig lächeln.
"Nicht direkt. Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen. Ich brauche deine Hilfe diesmal nicht als Arzt, sondern in deinem Amt als Priester. Ich habe einen Schützling, der dringend das Bedürfnis zur Beichte verspürt. Aber er benötigt jemanden, der absolut verschwiegen und vertrauensselig ist, denn die Sache ist nicht ganz so leicht. Ich dachte an dich, wenn du dazu bereit wärst. Es wäre für mich eine wirkliche Erleichterung, wüsste ich ihn bei dir in guten Händen."
Und er hoffte so, das Hal James nicht ablehnen würde, sondern ihm eine Chance gab.

Hal lächelte leicht. "Wenn eines meiner Schafe den Wunsch zur Beichte verspürt, hat es bei mir immer ein offenes Ohr, das weißt du doch." Im nächsten Moment zog er jedoch eine Augenbraue in die Höhe und maß John mit einem fast beleidigten Blick. "Ich bin vertrauensselig und würde nie das Beichtgeheimnis berechen." entgegnete er und nahm einen Schluck aus seinem Becher.
Hal maß John mit einem langen Blick und runzelte nachdenklich die Stirn. "So wie du ankommst, muss dein Schützling entweder jemand ganz besonderes sein oder seine Sünde ausgesprochen groß. Oder beides." bemerkte Hal und seufzte leise. "Wen immer du mir anvertrauen willst, John, ich bin gerne bereit zu helfen." Er hatte durchaus schon eine Ahnung, um wen es hier ging, denn es war sicher kein Zufall, dass John ausgerechnet einen Tag nach der Ankunft seines ehemaligen Schülers hier auftauchte. Und Hal hatte den jungen Bischof gesehen, James war äußerlich quasi der Inbegriff einer geplagten Seele.

"Ich weiß....und weil ich das weiß, dachte ich auch an dich. Wenn du alles weißt, wirst du verstehen, dass ich....ein wenig nervös bin in dieser Sache. Das hat nichts damit zu tun, dass ich an dir zweifle, mein Freund."
John seufzte. "Beides, Hal, leider Beides....Ich danke dir, dass du dich dem annehmen willst. Ich werde ihn nachher zu dir schicken. Vermutlich ahnst du es ohnehin schon, was? Es geht um James...und du weißt, wer er ist. Diese Sachen dürfen niemals an die Öffentlicheit kommen. Ich sorge mich wirklich um sein Wohl. Allein schon, weil... Du weißt, wer ihn begleitet hat? Die Beiden sind nicht nur Freunde, Hal, wenn du verstehst was ich meine. Das ist die erste Schwierigkeit. Den Rest soll er dir selbst erzählen."

Hal nickte beruhigend. Er wusste ja, dass John gerade deshalb zu ihm gekommen war. Weil er ihm vertraute.
"Ich hatte eine Vermutung. Wenn du mit so etwas nur einen Tag nach seiner Ankunft hier zu mir kommst, kann das kaum ein Zufall sein, nicht wahr?" erwiderte Hal ruhig. Er war nicht wirklich schockiert darüber, dass der junge Bischof eine Beichte nötig hatte. Jeder Mensch machte Fehler, da war er keine Ausnahme und ein hohes Amt schützte vor solchen Fehlern nicht, im Gegenteil. Macht verleitet noch eher dazu, sich zur Sünde verführen zu lassen.
"Sicher, der kleiner Maler, der mal eine Zeit lang hier in Truro gelebt hat." Er hatte Alan in guter Erinnerung behalten, hatte den Jungen schon damals als sehr angenehmen Menschen empfunden.
Doch Johns nächste Offenbarung ließ Hal nun doch inne halten. "Ich ... verstehe." erwiderte er langsam. "Und das ist die erste Schwierigkeit?" echote er ein wenig ungläubig. "Jesus, Maria und Josef ... das wird eine lange Beichte, wie mir scheint. Gott steh uns bei." murmelte Hal und rieb sich nachdenklich das Kinn.

John nickte langsam. "Da hast du wohl Recht. Und ja, der kleine Maler. Alan... Die Beiden gehen seit Jahren gemeinsam durch das Leben, von Ort zu Ort." Er lächelte schwach über Hals Unglauben. Ihm selbst war es nicht anders gegangen, als er die Beiden damals im Gang erwischt hatte. Das war nun wirklich ein Schock gewesen.
"Ja, das glaube ich allerdings auch. Und du verstehst nun sicher, warum er nicht einfach zu irgendeinem Priester in London gehen kann. Er wagt es einfach nicht. Vermutlich auch klüger, immerhin hängt nicht nur sein Leben daran. Such ihn auf, wenn du Zeit hast. Ich sagte ihm, ich würde vorher mit dir sprechen. Er hat versucht selbst Buße zu tun, aber es lässt ihn nicht los."

Hal atmete geräuschvoll aus. "Welch unerwartete Offenbarung über unseren jungen Bischof. Aber nun, ich will mir seine ganze Geschichte anhören und dann sehen wir weiter." entschied Hal. Ihn befremdete die Beziehung, die James und Alan offenbar führten durchaus, aber er war ohnehin mit Leib und Seele Geistlicher, er verstand schon nicht wirklich, wie Männer sich für eine hübsche Frau zum Narren machen konnten.
"Sicher, diese Sache könnte sonst ihn und seinen Freund den Kopf kosten. Nein, es ist schon besser, dass er hier her gekommen ist. Wenn du mir den Gefallen tun würdest und Grit ihren Kräutertrank zubereitest, gehe ich gleich zu ihm. Ich bin hier soweit erst einmal fertig."

Hal hatte sich wie ausgemacht auf den Weg zu James gemacht, damit sie es gleich hinter sich bringen konnten. Das würde noch abenteuerlich werden, so viel stand fest.
Er klopfte an das Gemach des jungen Bischofs und wartete darauf, dass ihm Einlass gewährt werden würde. Es galt vorsichtig zu sein, das hatte er begriffen.
"Exzellenz....John sprach vorhin mit mir und bat mich, Euch aufzusuchen. Er sagte, Ihr könntet einen vertrauenswürdigen Priester gebrauchen. Nun, wenn Ihr noch Bedarf habt...", begann er mit einem sanften Lächeln und schloss die Tür.