William und Joanna - ab 1183

Genüsslich erwiderte Philippe den zweiten Kuss und brummte anschließend ein wenig unwillig. "Ich wünschte, ich könnte dich überreden mit mir im Bett zu bleiben, aber gerade heute muss ich wohl mit gutem Beispiel voran gehen." erwiderte er seufzend.
Doch die Routine sorgte dafür, dass Philippe dennoch schnell auf den Beinen war und im nächsten Moment bereits in seine Hose schlüpfte. Er wollte gerade nach seinem Hemd greifen als Amélies Worte ihn inne halten ließen. So schnell also schon ...
Philippe atmete geräuschvoll aus, dann gab er sich einen Ruck, ging um das Bett herum und blieb vor Amélie stehen. "Das ist ein bisschen kompliziert." begann er langsam. "Ich wollte dir das nicht mitten in der Nacht auftischen, sondern bis heut früh warten." Philippe fuhr sich durch die vom Schlaf zerzausten Haare und schluckte leicht. "Als ich gestern nach Hause kam, bin ich Merle in der Küche über den Weg gelaufen. Sie hatte mich wohl herein kommen gehört ..." Er zögerte kurz, weil ihm der nächste Teil unglaublich schwer fiel, doch es half ja alles nichts. "Amélie, ich ... ich war betrunken und sie war ... sie hat mich geküsst." erklärte Philippe und zwang sich dazu rasch fort zu fahren, jetzt da er mit dem Geständnis begonnen hatte. "Ich hätte sie sofort abweisen müssen, aber für einen kurzen Moment bin ich ... ich weiß auch nicht ... ich bin einfach schwach geworden und habe den Kuss erwidert. Es tut mir so Leid, Amélie, ich hätte das nicht tun dürfen." murmelte Philippe und griff nach den Händen seiner Frau. "Aber glaub mir, mehr ist nicht geschehen. Sie wollte mich zwar überreden die Nacht über bei ihr zu bleiben, aber ich habe sie abgewiesen. Ich weiß, eigentlich viel zu spät, ich hätte es gar nicht so weit kommen lassen ..." Unbehaglich sah er Amélie an und hoffte, dass sie ihm diese Sache nicht allzu übel nehmen würde.

"Ich fürchte, heute musst du das wirklich, Liebster. Sonst würde ich sehr gern mit dir im Bett bleiben und noch ein wenig die Ruhe genießen."
Amélie drehte sich zu Philippe um, als dieser sich gerade anzog und runzelte die Stirn. "Kompliziert? Du weißt doch, dass du mir alles sagen kannst. Also raus damit..."
Im nächsten Moment wurde ihr aber klar, dass sie diese Dinge wohl lieber nicht gehört hatte. Andererseits war es ihm natürlich hoch anzurechnen, dass er ihr die Wahrheit sagte. Amélie legte die Hände auf ihren runden Bauch und schluckte schwer. Erwartet hatte sie das nun wirklich nicht, schließlich war Philippe ihr immer treu gewesen. Und mehr war nicht passiert.
"Du...wirst mir wohl zugestehen, dass mich das ein bisschen befremdet. Aber ich weiß auch, dass du schon Wochen enthaltsam lebst, weil du mir treu bleiben willst, darum sollte ich dir wohl diesen Moment der Schwäche verzeihen. Wenn du sagst, es war nicht mehr als das, glaube ich dir. Du hast mich noch nie angelogen. Immerhin bereust du es und hast es mir freiwillig gesagt. Sorg dafür, dass das nie wieder vorkommt. Und Merle muss gehen...Ich sehe, wie sie dich anhimmelt, schon seit Wochen, aber dass sie soweit gehen würde, habe ich nicht kommen sehen."

Philippe ließ sich neben Amélie auf der Bettkante nieder. "Sicher." murmelte er leise. Dass sie befremdet war, war im Grunde noch die harmloseste Variante.
Er legte eine Hand auf ihren runden Bauch und den anderen Arm um ihre Schultern. "Es tut mir so Leid, Amélie. Du weißt, dass du und die Kinder das wichtigste in meinem Leben seid. Und ich liebe dich von ganzem Herzen." Er lehnte kurz die Stirn an ihre und nickte dann. "Es wird nie wieder vorkommen, das verspreche ich dir. Das schwöre ich bei allem was mir heilig ist."
Philippe seufzte leise. "Ja, sie scheint völlig vernarrt in mich zu sein. Ich habe das bisher immer abgetan, weil ich dachte, es wäre einfach nur ein bisschen Schwärmerei die vorüber gehen würde, aber nach letzter Nacht ..." Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich werde mir ein paar Gedanken machen, wo sie vielleicht eine neue Stelle finden könnte. Abgesehen von dieser Geschichte hat sie immer gut gearbeitet und ich will sie nicht einfach so auf die Straße setzen ohne, dass sie etwas Neues in Aussicht hat. Aber ich sage ihr nachher, dass sie noch heute ihre Sachen packen soll, sei versichert."

Amélie nickte  langsam und lehnte sich an ihren Mann. "Schon gut, ich weiß, dass du uns liebst. Du gehörst zu uns, zu niemand Anderem." Und immerhin zeigte das hier deutlich, dass er längst völlig frei war von seiner Zuneigung zu Marguerite d'Anjou.
"Ich hielt es auch nur für belanglose Schwärmerei. Wir haben uns Beide geirrt. Und dass sie sich so etwas heraus nimmt hier in unserem Haus, ist doch mehr als frech. Doch du hast recht, wir sollten das etwas diskret behandeln und sie nicht in Verruf bringen, ihre Arbeit war ganz manierlich. Sag ihr, dass sie gehen muss und ich werde Josie fragen, ob sie noch ein paar helfende Hände gebrauchen kann. Oder Lady Joanna...."
Irgendetwas würde ihr schon einfallen.

Guillaume

Guillaume zügelte sein Pferd und sah sich mit leuchtenden Augen in dem Innenhof um. Diese Welt hier war ihm keineswegs fremd, schließlich unterhielt sein Vater in Bordeaux einen Hof, der dem königlichen in keiner Weise nachstand. Dennoch war das Gefühl hier in Rouen am Hof des Königs angekommen zu sein etwas besonders. Auch, weil er noch immer nicht recht glauben konnte, dass er wirklich alleine hier war. Wie Guillaume es seiner Mutter versprochen hatte, hatte er eine Eskorte dabei, aber er war derjenige, der die Entscheidungen traf. Ein wundervolles Gefühl. Und er war überzeugt, dass es aller höchste Zeit geworden war, dass er in diesen Genuss kam. Schließlich war er schon fünfzehn Jahre alt und obendrein ein Prinz, wenn man es genau nahm.
Guillaume glitt aus dem Sattel und überließ sein Pferd einem der Stallburschen, ehe er sich auf den Weg machte, seine Großeltern aufzusuchen. Am liebsten wäre er zuerst zu William und Joanna gegangen, die er doch deutlich besser kannte, aber er wusste genau, dass die Höflichkeit es erforderte, dass er zunächst den König aufsuchte. Und natürlich auch die Königin.

Henry genoss es wieder in Rouen zu sein, fort vom regnerischen Klima Englannds und umgeben von alten Freunden. Besonders Williams Anwesenheit machte den Aufenthalt besonders schön.
Es war wie in alten Zeiten und kaum etwas schien sich verändert zu haben, immerhin war auch Eleonore an seiner Seite und traf gewisse Entscheidungen wieder mit ihm zusammen. Henry musste zugeben, er hatte ihren scharfen Verstand durchaus vermisst.
Heute war ein Tag, an dem er Bittsteller empfing und Neunkömmlinge in der großen Halle begrüßte,erneuerte Treueschwüre in Empfang nahm.
Umso überraschter war er, als man ihm einen ganz besonderen Gast ankündigte.

Guillaume

Als man ihm erklärte, der König würde ihn in der großen Halle empfangen, spürte Guillaume einen Augenblick lang so etwas wie Unbehagen. Doch er wäre nicht der Sohn seines Vaters gewesen, hätte er dieses Gefühl nicht umgehend beiseite geschoben. Als folgte er dem Diener, der ihn bis zur Halle brachte, mit zuversichtlicher Miene.
Ehe er die Halle betrat, straffte er noch einmal die Schultern und ein selbstsicheres Lächeln trat auf seine Lippen als sich die Tür öffnete. Endlich war er hier.
Guillaume durchquerte die Halle und spürte dabei die neugierigen Blicke auf sich, hörte das leise Getuschel und wusste, dass heute der ganze Hof über seinen Auftritt hier tratschen würde. Als er seine Großeltern erreicht hatte, blieb er stehen, sah beiden kurz in die Augen und sank dann auf ein Knie nieder, den Kopf leicht geneigt.
"Mein König, meine Königin." begrüßte er sie mit entschlossener Stimme. "Ich hörte von Eurer Ankunft in Rouen und wollte es mir nicht nehmen lassen, Euch meine Aufwartung zu machen und Euch in Rouen willkommen zu heißen."

Henry sah dem Neuankömmling neugierig entgegen. Er hatte heute Vieles erwartet, aber nicht einen Besuch seines ältesten Enkels. Guillaume war ein stattlicher junger Bursche geworden, das musste man ihm lassen. Und er kam ganz und gar nach seinem Vater - vielleicht auch nach ihm selbst.
Henry warf Eleonore einen vielsagenden Blick zu. Er wusste ganz genau, dass sie stolz auf ihren Enkel war, der hier so vorbildliche Manieren zeigte.
Der König erlaubte seinem Enkel mit einem Wink aufzustehen und schaute ihn aufmerksam an.
"Wir begrüßen dich mit Freuden an unserem Hof, Guillaume. Unerwartet ist dein Besuch, aber nicht unwillkommen, auch wenn ich verwundert bin, dass du allein hierher kommst."

Guillaume

Guillaume erhob sich auf das Zeichen seines Großvaters hin und erwiderte dessen musternden Blick gelassen. Er nickte kurz, dann breitete sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus. "Nun, mein Vater war gerade auf Reisen als die Nachricht Eurer Ankunft uns in Bordeaux erreichte. Allerdings wollte ich nicht bis zu seiner Rückkehr warten und bin deshalb bereits alleine aufgebrochen, um an Euren Hof zu kommen." erklärte Guillaume. Er schenkte seiner Großmutter ein kurzes Lächeln, ehe er den König wieder mit funkelnden Augen ansah. "Ich bin allerdings sicher, dass meine Eltern mir folgen werden, sobald sie können. Bis dahin will ich mein bestes geben, um sie gebührend zu vertreten."
Und vor allem wollte er die Zeit bis dahin klug nutzen. Er wusste, dass sein Vater und sein Großvater wieder aneinander geraten würden, also musste er Henry bis dahin für sich einnehmen. Und er wollte John kennen lernen, damit er sich endlich ein eigenes Bild von dem Mann machen konnte, der offenbar versuchte, sich zwischen ihn und die Krone zu drängen.

"Nun, alt genug dazu bist du indes inzwischen." Ihm kam es tatsächlich vor, als habe er Guillaume zuletzt als kleinen Bengel gesehen. Und dennoch war Henry wider Willen beeindruckt, denn der junge Mann vor ihm vertrat Richard bisher wirklich ausgesprochen würdig. Etwas, was er bei dem aufbrausenden Temperament seines Sohnes und seiner Wut auf ihn nicht erwartet hatte.
"Sicherlich werden sie das. Und bis dahin wirst du hier auch allein willkommen sein." Henry musste zugeben, er war neugierig auf seinen Enkel. Schließlich hatte er nur die Enkelkinder, die Richard ihm bescherte, in unmittelbarer Nähe
"Ich hätte gern Möglichkeit dich besser kennenzulernen, Guillaume. Ich werde eine Gelegenheit dazu schaffen. Bis dorthin, genieße deinen Aufenthalt."

Guillaume

Guillaume lächelte spitzbübisch. "Das will ich wohl meinen, Sire." pflichtete er seinem Großvater bei. Dann verneigte er sich höflich. "Es wäre mir eine Freude Euch diese Möglichkeit zu geben. Solange ich hier bin, stehe ich Euch jeder Zeit zur Verfügung, mein König." erklärte Guillaume ernst.
Er wollte herausfinden, was für ein Mann sein Großvater war und weshalb es zwischen ihm und seinem Vater tatsächlich immer zu Streitigkeiten kam. Aber er war auch auf der Hut, er hatte genug Geschichten über Henry gehört, um sich diesem nicht einfach so anzuvertrauen. Doch Guillaume war zuversichtlich, dass er diesen Besuch gut meistern würde. Und vielleicht ... vielleicht konnte er seinen Großvater dazu bringen, ihn zum Ritter zu schlagen. Das wäre ein enorm wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Henry hatte am nächsten Tag seinen Enkel zu sich gebeten um mit ihm einen Ausritt zu unternehmen. Das war ihm als die beste Methode erschienen, fernab von unerwünschten Ohren ausführlich mit ihm reden und ihn in Ruhe besser kennenlernen zu können.
Nun ritten sie gemeinsam Seite an Seite durch den Wald, zwei Wachen folgten in gebührendem Abstand, sodass sie ungestört waren.
"Nun, Guillaume...berichte mir doch ein wenig von dir. Wir haben uns lange nicht wirklich gesehen und ich kenne dich viel zu wenig. Wie geht deine Ausbildung voran? Hat dein Vater schon Pläne, wie es mit dir weitergehen soll?"

Guillaume

Guillaume hatte den Ausritt, den Henry vorgeschlagen hatte, mehr als begrüßt. Es war ihm nur Recht, wenn ihr Gespräch nicht vom halben Hof beobachtet wurde.
Er sah seinen Großvater an als dieser das Wort an ihn richtete und lächelte leicht. "Meine persönliche Einschätzung wäre: viel zu langsam." bekannte er freimütig. "Aber realistisch betrachtet, verläuft sie ausgesprochen gut. Vater hat hervorragende Lehrer für meine Geschwister und mich nach Bordeaux geholt, ich kann mich also wirklich nicht beklagen."
Guillaume hob leicht eine Augenbraue. "Nun, nach seinen Plänen für mich müsst ihr ihn wohl selbst fragen. Meistens weiß ja doch nur er, was in seinem Kopf vorgeht. Mit Ausnahme von Mutter. Aber das spielt im Grunde keine so große Rolle, schätze ich. Ich habe meine eigenen Pläne, die ich zu verfolgen gedenke." erklärte Guillaume ohne Scheu. Er wollte keinen Hehl aus seinen Ansichten machen.

Henry musste unwillkürlich über die Antwort seines Enkels lächeln, fühlte sich aber gleichzeitig furchtbar alt.  Als er jung gewesen war, hätte er wohl die selbe Antwort gegeben.
"Das ist auch das Mindeste, was er tun kann, immerhin bist du sein Erbe und wirst eines Tages Aquitanien übernehmen."
England würde er bei Weitem lieber in Johns Händen sehen, aber der machte bisher auch noch keine Anstalten Kinder zu zeugen. Henry hob überrascht die Augenbrauen und schaute Guillaume überrascht an. "So, so eigene Pläne? Du bist ein ausgefuchster Bursche, das muss man dir lassen. Und was wären das für Pläne?"
Das interessierte ihn nun wirklich, was da in dem jungen Kopf vorging. Guillaume war ihm wirklich ähnlich.

Guillaume

Guillaume nickte versonnen. "Aquitanien, ja." Und noch mehr, davon war er fest überzeugt. Guillaume war elf Jahre alt gewesen, als sein Onkel an der Ruhr gestorben war und von dort an hatte sein Vater erklärt, er würde der neue König werden - und damit hatte Guillaume in jungen Jahren ein ganz neues Selbstverständnis gewonnen. Er würde nicht nur Herzog von Aquitanien werden, sondern auch König von England und das war mittlerweile sein persönliches Ziel geworden.
Guillaume warf seinem Großvater einen Blick zu und grinste leicht. "Das fasse ich als Kompliment auf, Sire." erwiderte er und hob dann leicht die Schultern. "Ich wäre ein Dummkopf, wenn ich all meine Pläne so frei herausplaudern würde, nicht wahr? Aber das nächste, was ich anstrebe, ist der Ritterschlag. Danach werde ich weiter sehen." berichtete Guillaume.

"Das kannst du halten, wie du willst, Junge." Henry fand durchaus Gefallen an diesem Jungen, auch wenn er noch nicht wusste, woran er mit diesem war. Jedenfalls aber hatte er eine sehr genaue Vorstellung davon, was er sagte und was er besser für sich behielt.
"So, so, ein Dummkopf? Ich bin dein Großvater, ich glaube, du könntest sie mir ruhigen Gewissens anvertrauen. Aber ein Ritterschlag ist ja erst einmal ein ehrbares Ziel. Hat dein Vater schon festgesetzt, wann es soweit sein soll? Bist du schon soweit oder brauchst du noch ein wenig? Wer soll es tun? Richard selbst?"

Guillaume

Guillaume zog leicht eine Augenbraue in die Höhe. "Mein Großvater, das stimmt. Aber habt Ihr nicht in der Vergangenheit schon öfter bewiesen, dass Blut nicht immer dicker ist als Wasser? Ihr sagtet selbst, dass wir beide uns kaum kennen und bevor ich Euch meine sehnlichsten Wünsche und Pläne offenbare, würde ich doch erst genau wissen wollen, woran ich an Euch bin." erklärte Guillaume aufrichtig.
Guillaume seufzte leise. "Nein, das hat er noch nicht, aber ja, ich denke ich bin mehr als weit genug dafür." Dann huschte ein Grinsen über seine Lippen und er sah seinen Großvater herausfordernd an. "Vielleicht ... wollt Ihr es ja gerne tun." warf er ein wenig herausfordernd ein.

Henry lachte leise auf. "Touché, Junge. Du hast wohl recht. Wir kennen uns ja wirklich kaum, aber ich gedenke das zu ändern. Und da du vermutlich eine Weile bleibst, haben wir auch genug Zeit dazu. Du bist mir allerdings sehr ähnlich, das kann ich bereits sagen. Wirwerden ganzgut miteinander auskommen, denke ich."
Henry nickte langsam. "Und warum denkt er wohl, du bist noch nicht weit genug? Ich? Mutig bist du wirklich....Nun...ich kann dich nicht einfach so zum Ritter schlagen, ohne zu wissen wie gut du ausgebildet bist. Beweis mir in den nächsten Wochen, dass du würdig bist, dann überlege ich es mir..."

Guillaume

Guillaume neigte leicht den Kopf. "Das würde mich sehr freuen." Er hatte nicht vor seinem Großvater blauäugig sein Vertrauen zu schenken, aber wenn Guillaume bekommen wollte, was er sich wünschte, würde er die Zeit hier am Hof gut nutzen müssen und versuchen sich seinen Großvater zum Freund zu machen.
Guillaume schwieg einen Moment, um seine Worte mit Bedacht zu wählen. "Ich denke nicht, dass er wirklich glaubt, ich wäre noch nicht so weit. Im Gegenteil, ihm ist sehr wohl bewusst, dass es Zeit wäre. Aber ich schätze, ich möchte einfach noch ein wenig damit warten, weil er sich so noch nicht eingestehen muss, dass ich erwachsen geworden bin." erklärte Guillaume mit einem nachsichtigen Lächeln. Tatsächlich glaubte er aber auch, dass es eine instinktive Vorsichtsmaßnahme seines Vaters war. Dieser wusste selbst aus eigener Erfahrung nur zu gut, wozu ehrgeizige Söhne fähig waren, wenn man ihnen gewisse Möglichkeiten eröffnete.
Guillaume grinste fröhlich. "Mutig? Aber wieso denn? Ihr seid doch mein Großvater, nicht wahr? Wenn nicht vor Euch, vor wem sollte ich es sonst wagen können, diesen Wunsch zu äußern." entgegnete er. "Aber ich werde Euch beweisen, dass ich würdig bin. Ihr werdet nicht enttäuscht sein, glaubt mir."

Henry nickte langsam. Auch er hatte so eine Ahnung, warum Richard seinen Sohn ganz gern noch etwas länger unter seinen Fittichen behielt. Darum war dieser von der Reise hierher auch sicherlich nicht ganz so begeistert.
"Das ist das Los aller Väter, eines Tages wirst du das verstehen. Du bist noch jung, du hast noch viel Zeit. Also nichts überstürzen." Henry grinste schief.
"Ich bin nicht nur dein Großvater, ich bin auch dein König. Aber ich schätze, es ehrt mich, dass du mir diese Wünsche anvertraust. Du weißt genau, was du willst. Wie deine Eltern..."
Nicht umsonst hatten die Beiden damals einfach geheiratet und ihren Willen durchgesetzt. Es war eine glückliche Ehe, bis heute.
"Das hoffe ich. Du wirst Gelegenheit haben dich zu beweisen und wenn dein Vater herkommt, werde ich mit ihm darüber sprechen."

Guillaume

"Ihr wart auch erst sechszehn als Ihr zum Ritter geschlagen wurdet und nur ein Jahr später wurdet Ihr Herzog der Normandie." erinnerte Guillaume seinen Großvater. "Ich bitte ja nicht darum, dass Ihr es heute tut. Aber bald." Er lächelte gewinnend und nickte dann. "In der Tat, das tue ich." Und er wusste genau, dass es nicht nur Aquitanien war, das er wollte. Er wollte seinen Vater dabei unterstützen die englische Krone zu erhalten, damit er sie eines Tages erben würde. Denn in Guillaumes Augen war das der einzige, richtige Weg.
Im nächsten Moment schnitt er eine leichte Grimasse. "Herrje, wenn mein Vater her kommt, werde ich mir ein Donnerwetter anhören müssen und Ihr werdet nur wieder Tag ein Tag aus mit ihm streiten. Ich wage zu bezweifeln, dass Ihr ernsthaft dazu kommt, mit ihm über diese Dinge zu sprechen." wandte Guillaume seufzend ein.

Henry nickte. "Aber das waren andere Zeiten. Allerdings bist du auch noch keine sechszehn, Guillaume. Du hast noch etwas Zeit. Und diese Zeit werden wir uns auch lassen. Du wirst dein Waffentraining auch hier fortsetzen, wenn du etwas von mir willst. Ich habe einen ausgezeichneten Waffenlehrer unter meinen Rittern, er wird dir behilflich sein. Und William und ich selbst werden dich auch einmal auf die Probe stellen. Bald..." Er lächelte ein wenig spöttisch.
"Abwarten....ich streite nicht immer mit deinem Vater.  Wir können durchaus auch normal miteinander sprechen. Ich werde mit ihm darüber sprechen, du hast mein Wort. Wenn wir fertig mit streiten sind..", fügte er grinsend hinzu.

Guillaume

Guillaume grinste unbekümmert. "Erwischt." bekannte er und nickte dann entschieden. "Nur zu gern. Ich kann es kaum erwarten Euch zu zeigen, was in mir steckt."
Dann wiegte er den Kopf ein wenig hin und her. "Nicht immer, aber meistens. Das müsst selbst Ihr zugeben. Aber das soll meine Sorge nicht sein. Ich gedenke nicht mit Euch in Streit zu geraten." Nicht, wenn alles so lief, wie Guillaume sich es vorstellte.
Guillaume nahm die Zügel seines Pferdes ein wenig auf. "Und wo ihr doch unbedingt herausfinden wollt, wozu ich fähig bin ... da können wir ja gleich einmal mit meinen Reitkünsten beginnen, meint Ihr nicht?" schlug Guillaume grinsend vor und trieb sein Pferd im gleichen Moment schon in den Galopp.

"Ich bin sicher, das wirst du. Und dann werden wir sehen, aus welchem Holz zu geschnitzt bist, Junge. Ich bin gespannt, ob es dir gelingt mich zu überzeugen."
Henry neigte leicht den Kopf. "Oft, das gebe ich zu. Weil wir uns zu sehr ähneln, das ist das Problem. Es ist auch klüger von dir, nicht mit mir streiten zu wollen. Ich würde den Streit vermutlich doch gewinnen, immerhin bin ich immer noch der König."
Henry hob verblüfft die Augenbrauen bei Guillaums nächsten Worten, als dieser auch schon davon ritt. "Frecher Bengel..", brummte er amüsiert und galoppierte sein Pferd ebenfalls an, um aufzuschließen.

Mary hatte eine Decke im frischen Gras ausgebreitet und sich darauf niedergelassen. Die kleine Joan lag zufrieden schlafend neben ihr und sie hatte den kleinen Samuel auf dem Schoß, während sie ihre anderen Kinder beim Toben durch den Garten beobachtete. Es schmerzte Mary immer noch, wenn sie die Kinder so vergnügt zusammen sah und sie einmal mehr feststellte, dass ihre kleine, süße Anne in deren Mitte fehlte.
Aber Charles und die Kinder halfen ihr über den Verlust hinweg und besonders Samuel, wärmte Mary so unglaublich das Herz, dass sie gar kein Trübsal blasen konnte. Der kleine Junge war für sie etwas ganz besonderes, weil er ihr erstes Kind von Charles war. Sie strich Samuel durch die weichen Locken und sah dann auf Joan hinab, die im Schlaf leise und zufrieden schmatzte. Mary musste lächeln. Noch so ein kleines Wunder ...
Manchmal war sie selbst überwältigt von der Tatsache, dass sie bereits sieben Kinder zur Welt gebracht hatte und dabei war sie selbst doch gerade einmal 23 Jahre alt. Sie brauchte wirklich eine Pause, so viel stand fest.