William und Joanna - bis 1188

Emma

"Ich hoffe, dass du Recht behältst. Ich gebe zu, ich bin etwas nervös deswegen. Ich weiß nicht, was die Anderen dazu sagen werden, wenn sie es erfahren. In der Küche zum Beispiel...und Rob. Er wird wütend sein."
Rob hatte doch genau das vermeiden wollen. Er wollte eine anständige Ehe für sie, aber ihr Herz gehörte Guillaume und sie wollte ohne ihn nicht sein, so schwierig es auch werden würde.
Sie ließ sich neben ihn auf der Matratze nieder und strich die roten Locken aus seiner Stirn, die ihm neckisch ins Gesicht gefallen waren.
"Ebenso lange wie ich..."

Guillaume

Guillaume genoss es in vollen Zügen wieder in Bordeaux zu sein, was maßgeblich an Emma lag. Sie kümmerte sich mehr als gewissenhaft um seine Schulter, massierte ihn jeden Abend vorsichtig und darüber hinaus versuchten sie so viel Zeit miteinander zu verbringen, wie möglich.
Heute Nachmittag hatte Guillaume sie aus der Küche abgeholt als ihre Arbeit getan war und nun schlenderten sie gemeinsam durch den Garten.
"Ich finde es immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich ein und der selbe Ort zu verschiedenen Jahreszeiten wirkt." stellte er fest und ließ den Blick durch den Garten schweifen, der im Moment mit einer dünnen, weißen Schneedecke bedeckt war.
Guillaume blieb stehen, betrachtete Emma einen kurzen Moment lang forschend und lächelte. "Du siehst ein bisschen verfroren aus ..." murmelte er und legte seine Arme um sie, zog sie so dicht an sie, dass er sie beide in seinen Mantel hüllen konnte. "So ist es doch viel besser, oder?"

Emma

Emma war mehr als glücklich, als sie neben Guillaume durch den Garten schlenderte. Sie genoss die Zeit mit ihm sehr und war dankbar für jede gemeinsame Minute. Es war fast, als könnten sie ein ganz normales Liebespaar sein. Seine Eltern wussten noch nichts und bisher bekamen auch nicht allzu viele Leute ihre Liebschaft mit.
"Oh ja. Aber es ist immer einfach wunderschön hier." Sie lächelte sanft und lauschte dem Knirschen der dünnen Schneeschicht unter ihren Schuhen. Sie war gern hier und mochte auch den Winter, aber sie war dennoch dankbar, dass Guillaume sie in die Arme und mit unter seinen Mantel nahm.
"Hm, viel besser. In der Küche ist es immer so warm, da fühlt es sich hier draußen nur noch kälter an." Sie schmiegte sich an seine Brust.
Auch Beatrice hatte beschlossen einen Spaziergang zu machen um das angenehme Winterwetter auszunutzen. In einen Mantel gehüllt folgte sie den leicht verschlungenen Kieswegen und hielt erst inne, als sie leise Stimmen hörte.
Zu ihrem Erstaunen entdecktesie hinter ein paar Bäumen Guillaume mit einem Mädchen. Sie wusste, ihr Sohn war nicht gerade ein Kostverächter, aber so liebevoll wie er wirkte, schien das etwas Ernsteres als nur etwas für eine Nacht zu sein.
Sie runzelte die Stirn, als sie erkannte, dass er Emma in den Armen hielt. Dieses kleine Luder... Missgelaunt trat sie um die Kurve.
"Ich dachte, wir hätten eine Abmachung, Emma."

Guillaume

"Tja, wie gut, dass du mit mir nun deine ganz persönliche, wandelnde Wärmequelle hast." erwiderte er leise lachend und hauchte einen Kuss auf Emmas Lippen. "Und ich muss gestehen, es ist ja nicht ganz uneigennützig. Ich habe dich nur allzu gern so dicht bei mir." Zärtlich strich er Emma über den Rücken und war so versunken in sein Glück, dass er seine Mutter erst bemerkte als diese die Stimme hob.
Rasch huschte sein Blick zu ihr hinüber, der Rest von ihm blieb jedoch ruhig und er rückte bewusst nicht von Emma ab.
Guillaume lächelte schief. "Mutter. Ich hatte gehofft, dieses Gespräch unter anderen Umständen und zu einem von mir gewählten Zeitpunkt zu führen, aber ... so wie es aussieht passiert recht wenig in meinem Leben so wie ich es plane." bemerkte er und atmete durch. "Ich kenne eure Abmachung, aber sie spielt hier keine Rolle, wirklich. Das hier ist ... etwas anderes ... etwas besonderes."

Emma

"Oh ja, das habe ich. Und es ist wundervoll." Emma genoss die Nähe sehr und schloss kurz die Augen, erschrak jedoch heftig, als Beatrices Stimme hinter ihnen erklang. Wie hatte sie so unvorsichtig sein können? Nun würde Lady Beatrice sie sicher vor die Tür setzen.
Sie ließ Guillaume nicht los, da dieser keine Anstalten machte sich von ihr zu lösen und völlig gelassen blieb. "Es tut mir ehrlich leid, Mylady, aber ich habe das alles nicht geplant. Es ist...passiert."
Beatrice hob die Augenbrauen.
"Passiert...sicher." Sie schaute Guillaume scharf an. "Ach, und wann sollte dieser Zeitpunkt sein? Wenn du sie geschwängert hast? Natürlich spielt die Abmachung eine Rolle, ich dulde keine Hurerei hier und auch keine ständigen Männergeschichten. Das war die Bedingung für die Chance, die ich Emma gab. Etwas Besonderes, tz..."
Sie schüttelte den Kopf. "Sie hat dir ein bisschen den Kopf verdreht und das war es. Du wirst bald heiraten müssen und das weißt du."

Guillaume

Guillaume schnaubte leise. "Nein, aber in ein paar Tagen. Wir wollten sehen, wie sich die Lage in Aquitanien entwickelt, ob ich noch einmal mit Vater fort muss oder bleiben werde. Und dann hatte ich mit euch sprechen wollen." erklärte Guillaume und schnitt dann eine Grimasse. "Von Hurerei kann nicht die Rede sein und ständige Männergeschichten ebenso wenig. Es hat lange genug gedauert bis Emma mich erhört hat und neben mir gibt es sonst niemanden und wird es auch nicht, dafür würde ich jederzeit meine Hand ins Feuer legen." Guillaume bedachte seine Mutter mit einem zornigen Blick. "Sie hat mir nicht ein bisschen den Kopf verdreht! Ich weiß, dass ich heiraten muss, aber das ändert nichts daran, dass ich Emma liebe. Und das von ganzem Herzen. Und du wirst dich auf den Kopf stellen können, aber ich werde nicht zulassen, dass du sie wegschickst."

"Und woher willst du das wissen? Kennst du ihre Vergangenheit oder hat sie darüber geschwiegen? Du kennst sie kaum und trotzdem willst du ihr blind vertrauen? Ich dachte, du hättest etwas mehr Verstand." Beatrice riss sich zusammen und seufzte tief,
"Guillaume...", bemerkte sie eindringlich. "Was soll das denn für eine Zukunft haben? Du wirst einmal König sein. Ein König und eine Küchenmagd? Eine einstige Dirne? Ich sage ja nicht, dass sie kein nettes Mädchen ist. Aber glaubst du nicht, dass ein normales Leben für sie besser wäre als immer dein Geheimnis zu bleiben? Du wirst so viel unterwegs sein, wie soll das gehen?"
Beatrice schüttelte leicht den Kopf.
"Ihr Beide müsst vernünftig sein."

Guillaume

"Sie hat mir alles erzählt, keine Sorge. Und das hat nichts an meinen Gefühlen oder meiner Meinung geändert." Guillaume sah Emma für einen Moment lang sanft in die Augen, dann wanderte sein Blick wieder zu seiner Mutter. "Ich kenne sie vielleicht noch nicht lange, aber dafür ausgesprochen gut und sie mich ebenso. Vermutlich kennt sie mich sogar manchmal besser als ich mich selbst."
Guillaume verengte leicht die Augen. "Ich habe das nicht aus einer Laune heraus entschieden, wenn ich unvernünftig wäre, hätte ich Emma schon längst auf ein Pferd gesetzt und hätte mit ihr einen Priester aufgesucht, der uns getraut hätte. Aber ich kenne meine Pflichten. Doch ich werde mich von diesen keinesfalls davon abhalten lassen, mit der Frau zusammen zu sein, die ich liebe." Er schnaubte leise. "Und was für ein Leben soll das sein? Tagein, tagaus in der Küche bis irgendein Knecht sie heiratet und sie den Rest ihres Lebens an der Seite irgendeines Kerls verbringt, für den sie nichts übrig hat, dem sie aber dennoch den Haushalt führen und einen Stall voll Kinder gebären soll? Ich bitte dich. Außerdem bleibt sie nicht mein Geheimnis. Ich habe mich entschlossen das Ganze nicht länger geheim zu halten. Emma gehört an meine Seite und wenn das als Gemahlin nicht möglich ist, dann als meine Geliebte." Er schürzte leicht die Lippen und zuckte mit den Schultern. "Wie schon? Wenn möglich begleitet sie mich, wenn nicht, wartet sie auf meine Rückkehr. Nicht anders wird es mit einer Ehefrau auch laufen, nicht wahr? Das sehe ich also nun wirklich nicht als Hindernis."

Beatrice fuhr sich beunruhigt durch das blonde Haar. "Herrje, Guillaume. Das bringt euch noch in Teufels Küche. Es wäre aber ein normales, anständiges Leben. Es muss doch kein Mann sein, für den sie nichts ürig hat. Wenn sie ihn mag, genügt das doch."
Wie vehement Guillaume das verfolgte, machte ihr nun doch ein wenig Sorge.
"Du willst es öffentlich machen? Deinem Vater wird das so gar nicht gefallen, Guillaume. Nicht anders als mit einer Ehefrau, ich verstehe. Und wie soll es gehen, wenn du eine Frau hast? Ich glaube kaum, dass sie eine öffentliche Liebschaft zu einer anderen Frau duldet. Ich würde es nicht tun."
Es genügte, dass ihr Mann heimliche Affären hatte. Würde er es öffentlich tun, wäre sie vermutlich tatsächlich ins Kloster gegangen.

Guillaume

"Oh, wundervoll, damit wir beide mit Menschen zusammen leben, die wir mögen, obwohl wir denjenigen, den wir lieben schon längst gefunden haben ... es tut mir ja wirklich Leid, dass ich es dir und Vater nicht nachgemacht habe und mich in eine passende Partie verliebt habe, aber so ist es nun einmal." Guillaume atmete durch und nickte entschlossen. "Ja, das will ich. Ich will daraus kein Geheimnis mehr machen, will mich nicht mehr verstecken müssen, wenn ich mit Emma zusammen sein will. Und meine zukünftige Braut wird sich damit arrangieren müssen. Schließlich gibt es genügend politische Ehen, die so ablaufen. Wenn ich allein an meinen Großvater erinnern darf ... er hat sich auch die Frau, die er liebte an seine Seite geholt. Und genau das habe ich auch vor."

"Oh, Junge...ich möchte doch, dass du glücklich bist. Aber ich weiß, dass es nur Schwierigkeiten mit sich bringt eine solche Liebschaft zu führen. Auch dein Großvater hatte diese Schwierigkeiten. Außerdem war er schon König und musste seine Position nicht erst erarbeiten. Du kannst dir nichts leisten, was den Groll der Leute auf dich zieht."
Beatrice seufzte schwer. "Aber ich sehe schon, ich rede gegen eine Wand. Ich will doch nur, dass du dir deine Zukunft nicht verbaust, Guillaume. Du wirst das deinem Vater selbst erklären müssen. Und begeistert wird er wohl nicht gerade sein."
Aber Guillaume schien von Emma nicht abzubringen zu sein.

Guillaume

"Schwierigkeiten, die ich bereit bin zu meistern. Das ist es mir alle Male wert." erklärte Guillaume entschieden und sah Emma für einen kurzen Moment an. Für sie würde er all diese Unwegsamkeiten in Kauf nehmen.
Als seine Mutter seufzte, huschte ein Grinsen über Guillaumes Lippen. "Du hast es erkannt." bemerkte er und schüttelte leicht den Kopf. "Ich glaube kaum, dass ich mir wegen einer Liebschaft meine Zukunft verbaue. Außerdem wäre eine Zukunft ohne Emma auch nur grau und düster. Ich bin also bereit für alles was vor mir liegt, wenn sie dabei an meiner Seite ist. Und mit Vater werde ich schon fertig, das ist meine geringste Sorge." Tatsächlich hatte er das Gespräch mit seiner Mutter mehr gescheut.
Guillaume drückte sanft Emmas Hand und schenkte seiner Mutter ein Lächeln. "Es wird alles gut werden, da bin ich mir sicher."

"Herrje, dass in dieser Familie keiner den normalen Weg gehen kann..." Beatrice seufzte leise. Isabella war die Einzige, die völlig problemlos geheiratet und den korrekten Weg gegangen war.
"Dein Vater wird nicht begeistert sein, aber sprich selbst mit ihm."
Womöglich aber würde Richard es einfach hinnehmen. Er hatte so viele Affären gehabt, Richard hatte nicht mehr dieselben moralischen Vorstellungen wie sie.
Resignierend legte sie kurz die Hand auf ihren gewölbten Bauch und nickte dann. "Wenn du das sagst...Ich hoffe, du irrst dich nicht."
Ihr graute schon jetzt davor, wenn Richard gehen und sie mit allem allein lassen würde.

Guillaume

Guillaume grinste schelmisch. "Tja, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm." bemerkte er und hauchte Emma einen Kuss auf die Wange, ehe er sich von ihr löste und zu seiner Mutter trat.
Er griff nach ihren Händen, sah ihr in die Augen und lächelte leicht. "Ich irre mich nicht, das weiß ich. Und glaub mir, ich würde das hier sonst nicht tun. Du kennst mich, du weißt, wie ich bin. Und Emma bedeutet mir so viel wie nie eine Frau zuvor." Guillaume führte die Hände seiner Mutter an seine Lippen und hauchte einen Kuss auf ihre Fingerknöchel. "Vertrau mir und lass zu, dass ich das Glück behalten kann, das ich gefunden habe. Immerhin hast du es mir überhaupt erst vor die Nase gesetzt. Ich sollte mich dafür wohl auch noch bei dir bedanken." bemerkte Guillaume amüsiert.

"Ja, das scheint mir auch so. Ich hatte nur gehofft, dass du dem nicht nacheifern würdest." Aber ihr eigener Vater hatte ja schon mit einer schwierigen Beziehung begonnen, warum sollte irgendeiner ihrer Söhne dem entgehen?
Sie sah Guillaume in die braunen Augen und drückte leicht seine Hände. "Ich weiß. Du bist ehrgeizig genug, um deine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren."
Sie strich Guillaume über die Wange. "Ich will dir vertrauen, mein Sohn. Aber versteh, dass ich für dich das Beste will. Ich sorge mich immer, wenn es um euch geht. Besonders jetzt. Wenn du irgendwann selbst Vater bist, wirst du es verstehen."

Guillaume

Guillaume nickte und als seine Mutter ihm über die Wange strich, schloss er sie vorsichtig in seine Arme. "Ich weiß, dass du nur mein Bestes willst. Und du wirst sehen, es ist die richtige Entscheidung, die ich treffe. Emma ist eine wundervolle Frau." Sie hatte ihn im Handumdrehen um den Verstand gebracht, doch vor allem stand sie ihm bei, war immer für ihn da und brachte ihm eine solche Liebe entgegen, dass es ihn fast trunken machte vor Glück. Er konnte es kaum begreifen, dass Gott ihm eine solche Frau geschickt hatte.
"Kommt, lasst uns hinein gehen. Und ich werde Vater auch noch heute in diese Sache einweihen, dann weiß er ebenfalls Bescheid." Und dann konnte ihnen niemand mehr etwas an haben, dann spielte alles weitere keine Rolle mehr.

Helene

Helene sah hinaus auf den schönen Garten und genoss den Ausblick. Sie hatte Edward zum Hof begleitet und der Ausflug aus dem Alltag hatte ihnen gut getan. Sie fühlte sich wohl hier, hatte neue Kontakte geknüpft und zarte Freudnschaften geschlossen.
Henry war sehr charmant zu ihr gewesen, hatte sich aber Edward zuliebe doch zurückgehalten.
Nun wartete sie auf ihren Mann, der noch einige Gespräche zu führen gehabt hatte. Die Kinder schliefen friedlich, müde vom langen Tag. Und sie hatte eigene Neuigkeiten.

Edward hatte Wort gehalten und war, kaum, dass Robert sein Einverständnis gegeben hatte, an den Hof gereist und hatte Helene und die Kinder mitgenommen. Isabella und William hatten sie begleitet und wie versprochen widmete Isabella Aliz einiges an Zeit, so dass das Mädchen jeden Abend nahezu glückselig ins Bett ging und Edward seine Entscheidung nicht bereute.
Er selbst hatte nahezu vollständig zu seinem alten Selbst zurück gefunden, nur am Ende eines langen Tages merkte er hin und wieder, dass es ihm noch schwer fiel sich zu konzentrieren, aber auch das wurde zunehmend besser.
Heute hatte er versucht sich nicht allzu lange festhalten zu lassen, wenngleich die aktuelle, angespannte Lage dafür sorgte, dass es nahezu immer etwas zu besprechen gab. Doch er wollte noch ein bisschen etwas von dem Abend haben und ihn mit Helene verbringen, deshalb kam er nun auch früher zu ihr ins Gemach.
Er betrat die Räumlichkeiten und trat mit einem Lächeln zu seiner Gemahlin. "Ah, ein schöner Anblick, so von dir erwartet zu werden." begrüßte er sie und gab ihr einen sanften Kuss. "Wie war dein Tag?"

Helene

Helene sah auf, als Edward endlich eintrat und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Sie erwiderte den Kuss und fuhr sanft über seine Wange.
"Erbaulich. Ich habe ein wenig Zeit mit den Kindern verbracht, Jonah und Gabriel bei ihrem Training zugesehen und ein paar Gespräche geführt. Es gibt interessante Menschen hier. Und wie lief es bei dir? Du wirkst ein wenig erschöpft."
Aber das würde sich ändern, wenn sie ihm ihre Neuigkeiten mitteilen konnte.
"Henry nimmt dich nun wirklich zu viel in Beschlag. Viel tun könnt ihr sowieso nicht, oder?" Sie mussten warten, was Richard tat.
"Hast du keine Angst Robert auf dem Schlachtfeld gegenüber zu stehen?"

Edward ergötzte sich an dem Lächeln, das Helene ihm schenkte und schloss kurz zufrieden die Augen als ihre Hand über seine Wange strich. "Das klingt nach einem guten Tag. Wie haben die beiden Bengel sich heute gemacht?" erkundigte er sich neugierig. Er versuchte selbst so oft es ging den beiden zuzusehen oder selbst einmal das Training zu übernehmen, da es ihm wirklich eine Freude war, wie die zwei Jungen sich entwickelten.
Er machte eine etwas unwillige Geste und hob dann leicht die Schultern. "Ach, ein langer Tag. Aber jetzt wo ich hier bin und es mir gemütlich machen kann, kommen meine Lebensgeister schon wieder in Schwung." erklärte er augenzwinkernd, seufzte dann jedoch. "Tja, im Moment hast du Recht, wir können gerade nicht viel tun. Nur Vorbereitungen treffen und abwarten. Und doch, ich habe Angst davor. Immer wieder aufs Neue. Es ist ja nicht das erste Mal, dass wir auf unterschiedlichen Seiten stehen. Beim letzten Mal haben ausgerechnet meine Männer ihn gefangen genommen. Wer weiß, wie es dieses Mal wird. Zumal er jetzt viel mehr mit dem Herzen dabei ist, er glaubt an Richard und hat gelinde gesagt wenig für Henry übrig."

Helene

Helene nickte. "Das war es auch, ein guter Tag. Die Beiden haben sich ausgezeichnet gemacht. Sie haben große Fortschritte erzielt, der Lehrer lobt die Beiden sehr. Und es macht ihnen Spaß. Hast du eigentlich einmal wieder etwas von Thomas gehört?"
Sie hatte ihren ältesten Stiefsohn bisher nur selten gesehen und keine wirklich Bindung zu ihm. Sie kannte Thomas kaum, aber er gehörte eben zur Familie
Helene küsste ihn auf die Wange. "Oh, das werden sie sicherlich. Und was Robert angeht...Er wird Richard folgen wie du Henry, aber er wird gegen dich das Schwert nicht heben. Es ist besser, ihr geht euch dann aus dem Weg."
Sie lehnte sich an Edward und strich durch die roten Locken.
"Aber ich hätte da etwas, das dich von deinen düsteren Gedanken ablenkt." Sie lächelte verschwörerisch. "Ich bin schwanger.", raunte sie in sein Ohr.

"Das freut mich. Besonders, dass sie beide sich hier auch durchaus wohl fühlen. Es macht die Sache leichter, wenn die ganze Familie gerne am Hof ist." erwiderte er und nickte. "Thomas hat mir erst vor kurzem geschrieben und Robert hat auch ein bisschen von ihm erzählt. Er blüht wirklich auf in seiner Arbeit, es freut mich so, dass er etwas gefunden hat, worin er gut ist und was ihm Freude bereitet. Er lernt bei Philippe eine Menge und es scheint als dürfte er immer mehr Verantwortung übernehmen." Es machte Edward wirklich glücklich, dass Thomas nun doch einen guten Platz in der Welt gefunden hatte und dass sie beide auch besser miteinander auskamen.
Edward seufzte leise. "Ja, hoffen wir, dass wir die Chance haben uns aus dem Weg zu gehen." murmelte er und legte die Arme um Helene als diese sich an ihn lehnte und ihre Finger durch seine Locken strichen. "So? Was hast du denn zur Ablenkung zu bieten?" fragte er mit einem Grinsen auf den Lippen. Bei ihren nächsten Worten weiteten sich Edwards Augen überrascht und er legte die Hände an Helenes Wangen, sah ihr in die Augen. "Ist das wahr?" flüsterte er leise. "Wie weit bist du schon?" Er spürte ein leichtes Kribbeln in den Fingern bei der Vorstellung, dass Helene ihm ein weiteres Kind schenken würde. Vielleicht sogar eine kleine Tochter ...

Helene

Helene nickte zufrieden. "Aliz ist genauso glücklich hier. Wir fühlen uns wohl. Und es ist gut, dass Thomas genauso zufrieden ist. Vielleicht möchte er eines Tages zurück nach Oxford kommen und dort Pferde züchten. Bis dorthin ist er in Cornwall sicher gut aufgehoben. Er wird viel lernen und es ist seine Bestimmung."
Sie beobachtete seine Reaktion ganz genau und wurde nicht enttäuscht. Er freute sich darüber, dass sie ihm noch ein Kind schenken konnte.
"Ich denke, ich habe das erste Drittel bald hinter mir. Es wird also noch eine Weile dauern. Ich hätte so gern eine Tochter.", erklärte sie mit leuchtenden Augen.
"Ich habe mich so sehr darauf gefreut."

Edward grinste. "Na das hoffe ich doch. Deshalb ist der Junge ja in Truro, damit er viel lernen kann und eines Tages all das bei uns in Oxford umsetzt." Aber noch hatte das Zeit. Doch Edward hoffte wirklich, dass Thomas sich entschließen konnte, wieder nach Oxford zu kommen.
"Das erste Drittel ..." murmelte Edward, lehnte seine Stirn an Helenes, schloss die Augen und stöhnte leise. "Großer Gott." Sie war die ganze Zeit über schwanger gewesen, während er sich mit dem Opium immer mehr in eine Traumwelt zurück gezogen hatte.
Eine Tochter ...
Edward schlug die Augen wieder auf und zog Helene fester an sich. "Das wäre wundervoll. Aber ganz gleich was es wird, ich werde zufrieden sein." Solange Helene und das Kind alles nur gut überstanden, würde er glücklich sein. Denn seine größte Angst war, dass er noch einmal einen solch schmerzlichen Verlust durchmachen musste.

Helene

Helene lächelte zurück. "Er hat ja noch Zeit dazu, er ist noch so jung. Und ich bin sicher, wenn er erst einmal zum Mann wird, wird er die Chance nutzen sich etwas Eigenes in Oxford aufzubauen. Ich mag Pferde, es wäre sicher schön, mehr als unsere zwei, drei Stuten zu haben, die Nachwuchs bekommen." Sie sah ihm genau an, was er dachte und wie er sich Vorwürfe machte.
"Mach dir keine Sorgen...ich wusste ja selber nicht, dass ich schwanger war. Und du hast ja die Kurve mit Roberts Hilfe noch einmal bekommen."
Helene seufzte leise.
" Ich bin froh, dass du so denkst." Sie hatten besser zueinander gefunden, verstanden sich besser. Und auch wenn Edward sie vielleicht nicht wirklich liebte, er behandelte sie anständig und sie waren vertrauter. Zumindest Freunde und von ihrer Seite aus mehr.