William und Joanna - 1188 bis 1189

Richard erwiderte den Blick des Earl of Cornwall ohne jegliches Zögern, offen und direkt. Er hatte nicht vor eine Schwäche zu zeigen, nur weil dieser Mann ihn mit aufgezogen und ihn viele Dinge gelehrt hatte. Weil er der Vater seiner Frau war.
"Entschuldigen?", echote er ein wenig amüsiert. "Wofür? Kaum etwas von dem, was ich getan habe, bereue ich wirklich. Wenn es Euch um Eure Amtsenthebung geht...Ich gestehe ein, dass der Zeitpunkt unklug gewählt war. Aber Ihr müsst einsehen, dass Eure Zeit in der großen Politik zu Ende ist. Lange Jahre hattet Ihr die Macht beinahe allein, die Zeiten ändern sich. Ich muss auf Männer bauen, die mir loyal sind und nicht meinem Vater. Ihr wisst selbst, dass die Trauer um ihn nicht zulässt, dass Ihr mir unvoreingenommen raten könntet."

William biss die Zähne aufeinander als er Richards amüsierten Tonfall vernahm. "Bitter genau, dass Ihr es nicht bereut. Aber ja, das ist einer der Punkte." entgegnete William kühl. "Unklug? Ihr habt mich in aller Öffentlichkeit gedemütigt! Ich habe Euch die Nachricht vom Tode Eures Vaters überbracht, habe Euch seine Krone angetragen und Ihr habt nichts besseres zu tun als mich wie einen alten Gaul nach Cornwall zurück zu schicken!" knurrte William verärgert.
William ballte unbewusst eine Hand zur Faust. "Meine Loyalität hat immer England gegolten und das wird sie auch weiterhin! Mein Rat wird immer zum Wohle unseres Landes und seiner Bevölkerung ausfallen, dessen könnt Ihr Euch sicher sein."

"Einer der Punkte also...Und was steht noch auf Eurer Liste meiner Anklage?" Das war vermutlich der einzige Weg, William nicht gleich hinaus zu werfen: es mit Humor zu nehmen und sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen.
"Ich gebe zu, das war nicht angemessen. Doch gesteht mir zu, auch ich war überrascht in diesem Moment. Sicher macht man sich vorher Gedanken darüber, aber niemand von uns hatte erwartet, wie rasch der Zeitpunkt kommen würde. Ich möchte auf Männer bauen, die treu an meiner Seite standen, die ganze Zeit. Ich weiß zu schätzen, dass Ihr meinem Vater bis zum Ende treu ergeben wart und es immer noch seid. Aber Ihr dürft nicht den Fehler machen in der Vergangenheit zu leben, ich bin die Zukunft. Guillaume ist die Zukunft. Tröstet Euch doch einfach damit, dass er mir eines Tages nachfolgen wird."
Er neigte den Kopf.
"Schön, dass Ihr in diesem Punkt so vernünftig seid. Ich würde auch weiterhin gern dann und wann Euren Rat einholen, aber nicht mehr in der Position als Lordkanzler."

Williams Augen verengten sich zornig. "Du bist immer noch ein unverschämter, frecher Rotzlöffel. Heute sogar noch schlimmer als früher, weil dir all das hier zu Kopf zu steigen scheint! Ich hätte nie für möglich gehalten, dass du dich so gegen Gottes Gebote auflehnen würdest, gegen deinen Vater rebellierst und ihn völlig skrupellos in den Tod treibst. Und es tut dir nicht einmal Leid, das ist das Schlimmste an der ganzen Sache." zischte William bitter. "Und nun sitzt du hier mit einem mokanten Lächeln und denkst, du bist der König der Welt und alles was vor dir gewesen ist, ist wertlos und nicht länger von Bedeutung. Ich habe früher immer gesagt, dass du der richtige für den Thron seist, dass keiner deiner Brüder so geeignet wäre, aber du hast dich wahrlich nicht zu deinem Vorteil entwickelt, Richard."

Richard erhob sich langsam und unterdrückte mühsam die Wut, die in ihm aufstieg. "Und Ihr vergreift Euch im Ton. Auch wenn es Euch nicht gefällt, ich bin dennoch der gesalbte König von England. Es steigt mir nicht zu Kopf, aber was soll ich Eurer Meinung nachtun? Mich verkriechen und um den Mann weinen, der mir niemals ein Vater war? Der mir niemals irgendetwas zugestanden hat und sei es auch nur ein einziges Lob? Ich war niemals gut genug für ihn, also musste ich mir mein Recht eben erkämpfen! Würdet Ihr Euren Sohn verurteilen, würde er für sein Erbe kämpfen, weil es jemand Anderer beansprucht? Gottes Gebote sagen auch, dass der Sohn dem Vater nachfolge." Er biss die Zähne zusammen und zischte leise. "Ich habe ihn nicht in den Tod getrieben. Wir befanden uns im Krieg! Hätte ich unterlegen, glaubt Ihr, mein Vater hätte anders gehandelt? Glaubt Ihr, er hätte mir verziehen und alles auf Anfang gesetzt? Ich habe einen Vertrag unterzeichnen lassen, das war alles. Ihr wisst selbst, dass es Johns Verrat war, der ihn am Schwersten getroffen hat. Und das könnt Ihr mir nun wirklich nicht aufbürden. Und dass er krank war, konnte ich ja nun nicht ahnen." Allerdings hätte das auch nicht vie geändert.
"Ich hatte keine Wahl. Ich schätze durchaus, was mein Vater für England erreicht hat und ich sehe diese Zeit nicht als wertlos an, aber was ist der Sinn dahinter, wenn ich der Vergangenheit nachtrauere und vor der Zukunft verzage? Ihr wart früher immer ein sehr gerechter Mann, der immer beide Seiten angehört hat, bevor er urteilte. Nun seid Ihr blind vor Trauer um meinen Vater und aufgrund Eures verletzten Stolzes! Ich kann das also nur zurückgeben...Jeder von uns verändert sich."
Richard atmete tief durch und dachte an das Versprechen, das er Beatrice gegeben hatte.
"Ich bin bereit zu vergessen, was zwischen uns vorgefallen ist und auch dieses Gespräch nicht nachzutragen...Ich will Euch nichts Schlechtes, William. Allein um Beatrices und Roberts Willen und weil ich Euch selbst sehr schätze. Aber ich muss meine Regentschaft auf feste Säulen bauen. Wie könnte ich das tun, wenn ich Euch ohne Eid heim reiten ließe?"

"Nein, du sollst dich nicht verkriechen, aber du könntest wenigstens ein wenig Trauer zeigen. Er war nun einmal dein Vater und ohne ihn hättest du nicht das geringste, was du erben könntest! Trotz eurer Differenzen könntest du also wenigstens ein bisschen Anstand an den Tag legen." William zog die Augenbrauen in die Höhe. "Ja, er hätte anders gehandelt! Er hat anders gehandelt! Darf ich dich daran erinnern, dass Henry, Geoffrey und du schon einmal gegen ihn aufbegehrt hattet? Und er hat euch allen dreien vergeben und euch wieder in seine Gunst aufgenommen. Und das hätte er auch dieses Mal wieder getan."
William schüttelte den Kopf. "Ich bin nicht blind vor Trauer, ich bin nur der Meinung, dass er so etwas nicht verdient hatte. Verlassen und verraten und sein Tod letztlich so wenig beachtet, weil du damit beschäftigt warst, deine Krönung in Prunk und Protz vorzubereiten."
William schnaubte leise. "Wie großmütig es zu vergessen. Aber glaubst du, ich würde diese Demütigung, diese unangemessene Behandlung einfach so vergessen? Ohne ein Wort der Entschuldigung?"

"Und wie soll ich das Eurer Meinung nach tun? Ich war schließlich bei seiner Beerdigung und er hat ein anständiges Begräbnis bekommen, wie er es wollte. Erst danach haben die Krönungsvorbereitungen begonnen. Ich habe seinen Tod durchaus beachtet. Also werft mir nicht vor, ich habe keinen Anstand, das ist nicht wahr. Aber das Leben geht weiter, William."
Richard seufzte. "Ja, er hat uns vergeben. Aber wie hätte ich denn anders handeln sollen? Wie hätte ich ihm vergeben sollen? Jedes Entgegenkommen hätte er doch genutzt um John wieder zum Nachfolger zu ernennen. Das war die einzige Chance an mein Recht zu kommen."
Er verschränkte die Arme vor der Brust. "Ihr sollt es nicht vergessen, aber nicht so schwer nehmen. Ich habe doch bereits eingestanden, dann es unangemessen war. Was wollt Ihr noch mehr? Mehr werdet Ihr nicht zu hören bekommen. Ich bitte Euch noch einmal, leistet diesen Eid. Zwingt mich nicht, Maßnahmen gegen Euch zu ergreifen, denn das möchte ich nicht."

William schüttelte den Kopf. "Er hätte es eingesehen, er hätte begriffen, dass er John nie auf den Thron wird bringen können." entgegnete er. "Und selbst, wenn er es nicht getan hätte, nach Henrys Tod hätte John sich nie durchsetzen können gegen dich. Jeder Mann in England hätte dich unterstützt, hätte dich auf dem Thron gewollt - du hättest diesen Krieg, dieses Elend, dieses Leid nicht heraufbeschwören müssen. So hättest du handeln sollen!"
William betrachtete Richard und der Groll stieg einmal mehr in ihm an. "So? Und was willst du tun? Willst du mich in Ketten legen?" erwiderte er ein wenig spöttisch. "Damit würdest du dir und deinem Ansehen nur selbst schaden und das weißt du ganz genau."

"Das sagt Ihr nun, weil Ihr das Gute in ihm sehen wollt. Er hätte nie begriffen, dass John al König ungeeignet wäre. Weil er ihn geliebt hat, William. Und wenn ich dann einen Krieg begonnen hätte, hätten sie mir auch vorgeworfen, ich würde den letzten Willen meines Vaters missachten und deshalb auch gegen Gottes Gebote verstoßen. Das ist also eine Situation ohne Ausweg, wie Ihr seht. Es ist einfach, Vorwürfe zu machen, wenn man selbst nicht in der Position ist."
Richard seufzte leise, ein wenig entnervt.
"Nein, das werde ich nicht tun. So weit würde ich nicht gehen. Aber der Earl of Cornwall muss mir den Eid leisten. Wenn Ihr es nicht tun wollt, sehe ich mich gezwungen, die Grafschaft weiter zu geben. Allerdings braucht Ihr Euch nicht zu sorgen, wenn Ihr mich dazu zwingt, werde ich sie Robert geben. Der ist davon aber nicht allzu begeistert, also würde ich es begrüßen, wenn Ihr Euch besinnt, Mylord."

William schwieg einen Moment lang, betrachtete Richard eingehend und wog seine Möglichkeiten ab. Es hatte fast etwas verlockendes alles hinter sich zu lassen, Robert den Eid schwören zu lassen. Aber er wusste auch, dass er zu Grunde gehen würde, wenn er so kurz nach Henrys Verlust auch noch seine Grafschaft würde aufgeben müssen.
"Ich kann nicht vor dir niederknien. Nicht, wenn ich nicht sicher sein kann, dass ich nicht wieder eine solche öffentliche Demütigung werde ertragen müssen, wenn ich es tue." erklärte William dann bitter. Noch einmal würde er so etwas nicht ertragen. Es war eine solche Schmach gewesen als Richard ihm das Lordkanzleramt entzogen hatte.

Richard beobachtete genau, was sich auf Williams Gesicht wiederspiegelte. Vielleicht konnten sie diese Sache doch noch in Frieden klären. Er wollte seinem Schwiegervater die Grafschaft nicht nehmen, ihn nicht Spott und Häme aussetzen. Aber er musste konsequent sein.
"Das werdet Ihr nicht, Ihr habt mein Wort darauf. Ihr werdet knien, den Eid leisten und ich werde ihn entgegen nehmen. Ich werde mitteilen, dass Ihr auch weiterhin als königlicher Ratgeber fungiert. Das wird Euer Ansehen wieder ein wenig steigern."
Blieb zu hoffen, dass William seinem Wort genug Vertrauen schenkte und dass sie zu einer Einigung kamen. Sonst würde es keine Alternative mehr geben.
"Kommen wir überein?"

William knirschte kaum hörbar mit den Zähnen. Ihm gefiel diese Sache ganz und gar nicht, aber wenn er sich selbst nicht den Todesstoß versetzen wollte, gab es keine Alternative. Er musste diesen Eid schwören, wenn er England weiterhin dienen wollte.
William atmete geräuschvoll aus und nickte dann langsam, noch ein wenig unwillig. "Wir ... kommen überein." erwiderte er langsam. Aber er würde Richard genau im Auge behalten, noch einmal würde er so etwas nicht akzeptieren können. Es fiel William ja so schon schwer genug, aber er musste letztlich ja auch noch an Beatrice und seine Enkel denken. Wenn er sie nicht verlieren wollte, musste er mit Richard irgendwie ins Reine kommen.

Richard lächelte zufrieden und durchaus mit einer Spur Erleichterung. Ihm war es bei Weitem lieber, wenn sie sich so einigen konnten. Beatrice und Robert würden ihm dankbar sein, es machte sein Gewissen leichter und seine Herrschaft konnte ohne weitere Hindernisse beginnen.
"Wunderbar. Ich erwarte Euren Eid heute Nachmittag, wenn es Euch Recht ist." All die Zweifler würden sehen, das er sogar William dazu gebracht hatte, den Eid zu leisten.
"Ich bin wirklich froh über Eure Entscheidung. Alles Andere hätte uns nur Beide wirklich unglücklich gemacht."
Alles würde sich wenden, das Glück war ihm hold.

William zögerte einen Moment, hatte sichtlich mit den Worten zu kämpfen, die er gleich sagen würde, doch schließlich nickte er. "Ganz wie Ihr wünscht, Sire." brachte er ein wenig mühselig die Worte hervor, deutete eine Verbeugung an und verließ dann Richards Gemächer, denn viel länger hätte er es hier kaum ausgehalten.
Mit gemäßigten Schritten verließ er den Raum, ließ den Gang hinter sich und beschleunigte seine Schritte dann bis er endlich vor den Gemächern angekommen war, die er mit Joanna teilte. Eilig trat er ein und seine Hoffnung wurde erfüllt als er Joanna alleine dort vorfand. Er trat zu ihr und zog sie ohne ein weiteres Wort in die Arme. Er sehnte sich gerade so sehr nach ihrer Nähe, brauchte sie bei sich, um Kraft zu sammeln für das, was ihm bevor stand.
William vergrub das Gesicht an ihrem Hals und hielt sie einfach fest, während das Gespräch mit Richard noch einmal durch seinen Kopf ging.

Joanna hatte angespannt gewartet, während William sein Gespräch mit Richard hinter sich brachte. Fahrig hatte sie hier und da ein paar Dinge aufgeräumt, eine Decke gerade gezupft und ein paar lose Fäden von den Bettvorhängen abgetrennt. Alles sinnlose Aufgaben, die sie ein klein wenig ablenkten. Als sich dann endlich die Tür öffnete und William herein kam, öffnete sie schon den Mund, da umarmte er sie wortlos. Liebevoll schlang sie die Arme um ihn und vergrub die Finger der rechten Hand in den dunklen Locken.
Eine Weile ließ sie ihn in seinem Schweigen, weil sie spürte, dass er es brauchte. Dann küsste sie seine Wange.
"Du wirst es tun, nicht wahr?" Sonst hätte er vermutlich getobt vor Wut, wenn er hierher zurück gekehrt wäre. "Ich bin froh...Wie ist es gelaufen?"

William war dankbar dafür, dass Joanna ihm Zeit ließ. Sie kannten sich beide nach all der langen Zeit gut genug, um zu wissen was in dem anderen vorging und William genoss diese Vertrautheit, diese Sicherheit in diesem Moment nur umso mehr.
Als sie ihm schließlich auf die Wange küsste, sah er Joanna an und nickte knapp. "Das werde ich." bestätigte William ein klein wenig heiser. "Tja, ich weiß nicht. Für Richard wohl gut, weil er ohne großen Aufwand heute Nachmittag meinen Eid empfangen wird. Mir hat das Gespräch aber nicht allzu viel gebracht außer der Erkenntnis, dass ich keine andere Wahl habe als ihm den Eid zu leisten. Ansonsten würde Robert der neue Earl of Cornwall und so sehr ich es dem Jungen gönne, ich kann das nicht auch noch verlieren. Nicht jetzt." Er brauchte irgendeine vertraute Aufgabe, die ihm blieb, damit er sich nicht vollkommen nutzlos vorkam.

Joanna atmete ein wenig erleichtert durch. "Ich bin froh, dass du es tust. Das erspart uns viel Ärger. Wir können uns in Ruhe zurückziehen und unsere gemeinsame Zeit genießen. Wir können reisen...Wir könnten Giovanni einmal wieder besuchen. Oder Jacques und seine Familie."
Sie lächelte und legte die Arme um seine Taille. "Nein, du kannst es nicht verlieren und ich bin sicher, Robert möchte es auch so nicht gewinnen. Er wird sich nie als rechtmäßiger Earl ansehen, wenn er so an die Grafschaft kommt. Es ist für alle das Beste, wenn du dich einmal überwindest und diesen Eid leistest. Vielleicht wirst du auch eines Tages deine Meinung über Richard ändern, wenn er seine Sache gut macht.", versuchte sie ihm ein wenig Trost zu spenden.
"Und ich werde immer an deiner Seite sein."

"Ja, vermutlich ist es auch ganz gut, wenn wir für eine Weile weg sind. Ich glaube, ich brauche ein wenig Abstand zu all dem hier." Es wäre reizvoll wieder einmal über die Grenzen des Reiches hinaus zu kommen und für einige Zeit zu vergessen, was alles geschehen war.
William strich Joanna über den Rücken und hob dann leicht die Schultern. "Vielleicht, ja. Wir werden sehen, was die Zeit bringt. Ich glaube ja durchaus, dass er seine Sache gut machen wird, nur wie er an die Krone gekommen ist, gefällt mir ganz und gar nicht." Er hätte sich all das einvernehmlicher gewünscht und nicht mit einem solch bitteren Verlust.
William musste lächeln und gab Joanna einen zärtlichen Kuss. "Das wirst du und dafür danke ich Gott nach wie vor jeden Tag aufs Neue."

Richard saß gespannt auf seinem Thron und wartete. Jetzt würde sich zeigen, ob William wirklich tun würde, was er versprochen hatte. Wrde er den Treueeid leisten und sie alle aus diesem Dilemma befreien?
Als der Earl of Cornwall den Saal betrat, ging ein leises Raunen durch den Saal und die Gespräche verstummten. Sie alle wollten Zeuge dieses Kräftemessens werden, das so bedeutsam für ihren jungen König werden konnte.
"Ah, Mylord. Ich freue mich Euch zu sehen, Ihr wurdet bereits erwartet.", begrüßte er seinen Schwiegervater ruhig. Die Stille im Raum war beinahe unheimlich, aber Richard war sicher, dass es umso lauter zugehen würde, wenn der Eid geleistet war.
Sie würden debattieren wie eh und je.

Es war soweit, William konnte sich nicht vor dem drücken, was ihm nun bevor stand, also gab er sich einen Ruck und betrat die Halle. Wie zu erwarten gewesen war, war es furchtbar voll in dem großen Saal, alle wollten dabei sein, wenn mit Williams Eid die recht stumme Auseinandersetzung zwischen dem König und dem Earl of Cornwall ein Ende fand - und insgeheim hoffte wohl der ein oder andere, dass der Eid ausblieb, damit sie etwas hatten, um sich die Mäuler zu zerreißen.
William trat vor Richard und verbeugte sich vor ihm. "Die Freude ist ganz meinerseits, Sire. Ich danke Euch, dass Ihr mich empfangt." erklärte William förmlich, seine Miene verriet nicht das geringste Unbehagen. So lange schon war er auf dieser Bühne unterwegs, er wusste genau, was er zu tun hatte und wie er seine Gefühle vor allem vor der neugierigen Meute verbergen konnte.
"Ich bin gekommen, um mich und meine Fähigkeiten in Eure Hand zu übergeben, Sire. Mein Schicksal liegt in Eurer Hand und wenn Ihr gewillt seid, meinen Eid entgegen zu nehmen, so will ich mich Eurer Herrschaft unterwerfen und alles tun, was Ihr von mir verlangt, werde alle meine Kräfte zu Eurem und Englands Wohl einsetzen." erklärte William und sank vor Richard auf ein Knie. Nun war es an Richard zu beweisen, dass er sein Wort hielt, dass er diesen Moment nicht für eine weitere Demütigung nutzte.

Richard wusste genau, dass er jetzt vorsichtig sein musste, damit er die unsichere Übereinkunft mit William nicht gleich wieder gefährdete. Aber ihn überkam Erleichterung, als er sah, wie dieser das Knie beugte und seine Kräfte in Englands Dienst stellte. So wie eh und je...
Der junge König wartete nun einen kurzen Moment, ließ die Worte wirken und erhob sich dann ohne Zögern. Er berührte William an der Schulter.
"Erhebt Euch, Mylord, gern nehme ich Euren Eid entgegen. Eure Kräfte und Fähigkeiten werden England sehr nützlich sein, wie sie es auch bisher waren. Ihr werdet weiterhin als Ratgeber des Königs gebraucht und ich werde Euren Rat nur allzu gern einholen, wenn wichtige Dinge entschieden werden müssen.", sagte er um Williams Entgegenkommen zu belohnen.
"Seid mir willkommen in meinem Dienst."

William unterdrückte ein erleichtertes Aufatmen, verweilte noch einen kurzen Moment auf dem Knie, dann erhob er sich, um Richard kurz in die Augen zu sehen. "Und ich werde Euch nur zu gern mit Rat und Tat zur Seite stehen, wann immer Ihr dessen bedürft." erklärte William, ehe sie beide den Friedenskuss tauschten. Dann war er zumindest soweit erlöst, dass er sich von Richard abwenden und zu Beatrice treten konnte. Er schenkte seiner Tochter ein flüchtiges Lächeln, ehe er auch vor ihr auf die Knie sank.
"Mein Versprechen soll Euch natürlich gleichwohl gelten, meine Königin. Wann immer Ihr mich braucht, werde ich Euch zur Seite stehen." erklärte William und diese Worte kamen ihm so unendlich viel leichter über die Lippen, weil er sie an seine geliebte Tochter richtete.

"Ich werde Euch beim Wort nehmen, Mylord. Nur zu gern." Richard lächelte zufrieden mit sich selbst. Nun würde alles seinen Weg gehen und er konnte beruhigt daran gehen, England zu regieren. Ohne Furcht vor aufständigen Earls.
Wohlwollend betrachtete er, wie William Beatrice ebenfalls seiner Treue versicherte. Eine schöne Geste, umso mehr, da es sich um dessen älteste Tochter handelte.
Beatrice lächelte und küsste ihren Vater auf die Wange. "Ich weiß das sehr zu schätzen, Mylord. Erhebt Euch und seid uns hier bei Hofe willkommen, so lange Ihr zu bleiben gedenkt.Wir freuen uns über Eure Gesellschaft."
Und endlich herrschte wieder Frieden in der Familie.

William war furchtbar nervös. Isabella, die Kinder und er waren zusammen mit Charles und Mary an den Hof gereist und hatten der Krönung beigewohnt. Es war ein beeindruckendes Spektakel geworden und William konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Richard und Beatrice die Zukunft Englands gestalten würden. Es war wirklich leicht diesem Paar zu erliegen, ganz besonders auch, wenn man ihre Kinder neben ihnen sah, mit Guillaume auch schon den strahlenden Kronprinzen ...
Aber nun ging es darum, dass William sein eigenes Schicksal und das seiner Familie in die Hand Richards legte und er konnte nur hoffen, dass es gut ausging, dass Richard es ihm nicht zu sehr verübeln würde, was er getan hatte.
Er hatte extra gewartet bis Richard sich wieder zurück gezogen hatte, damit sie in Ruhe über die Zukunft sprechen konnten. Die Öffentlichkeit sollte später nur noch das Ergebnis dieser Unterredung präsentiert bekommen. Der Diener kündigte ihn an und kurz darauf durfte William eintreten. Er verneigte sich vor Richard und auch vor Beatrice, die an der Seite ihres Mannes saß. "Mein König, meine Königin. Ich danke Euch, dass Ihr mich zu dieser Unterredung empfangt."

Richard und Beatrice hatten sich bald aus der Gesellschaft zurück gezogen. Zum einen genoss Richard ein wenig die Ruhe, zum anderen warteten noch ein paar wichtige Audienzen auf ihn, die nicht in die Öffentlichkeit gehörten. So auch ein Gespräch mit William Marshal. Seit der Ritter sein Pferd mit der Lanze gefällt hatte, hatte Richard ihn nur kurz bei der Vertragsunterzeichnung und bei der Beisetzung seines Vaters gesehen.
Jetzt aber schien auch Marshal ein Interesse daran zu haben, in seine Dienste zu treten. Allein schon um Beatrices Willen, deren Schwager Willam immerhin war, hatte er sich entschlossen ihn zu empfangen.
"Nun, Marshal, ich denke, jeder sollte die Chance auf Gehör haben. Also, was führt Euch zu uns? Was ist Euer Begehr?"