William und Joanna - 1188 bis 1189

William setzte sich Robert gegenüber und der letzte Anflug eines Lächelns verschwand endgültig aus seinem Gesicht. "Ich würde sagen, das bleibt abzuwarten." erwiderte William ernst. "Ob ich den Eid leiste oder nicht, hängt ganz davon ab, wie Richard sich verhält."
William zog eine Augenbraue in die Höhe. "Ja, ich muss an die Zukunft denken. Und wie soll ich ruhigen Gewissens einen Eid leisten, der mich für den Rest meines Lebens an einen König bindet, der mich bei der erstbesten Gelegenheit in aller Öffentlichkeit bloß gestellt hat?" erwiderte William und senkte die Stimme ein wenig als er fort fuhr. "Wie soll ich einem Mann die Treue schwören, der seinen eigenen Vater gnadenlos bis in den Tod getrieben hat? Ohne auch nur einen Hauch von Reue?"

Robert wurde deutlich blasser. "Nun, ich fürchte, du kannst es dir nicht leisten so stolz zu sein, Vater,so ungern ich das auch sage. Richard lauert nämlich ganz genauso auf dein Verhalten. Du weißt genau, dass er es nicht so gemeint hat. Und es tut ihm leid, er wollte dich nicht demütigen. Nur einen neubeginn. Er sieht selbst, dass er es falsch angegangen ist. Und du weißt auch, dass es nicht wahr ist. Es herrschte Krieg und Henry hätte genauso gehandelt. Wenn er nicht vorher schon angeschlagen wäre, wäre er auch nicht gestorben. Richard konnte das nicht wissen. Außerdem hat John ihn verraten."
Roberts Kehlkopf bewegte sich hektisch auf und ab, als er schwer schluckte. "Vater...", begann er beschwörend. "Du musst diesen Eid leisten. Richard wird es nicht einfach hinnehmen, wenn du es nicht tust. Und ich....er hat Andeutungen gemacht, dir andernfalls den Titel zu entziehen. Ich flehe dich an, lass es nicht so weit kommen."

William blinzelte kurz. "Ich kann es mir nicht leisten?" wiederholte er und starrte Robert mit angespannter Miene an. "Nein, ehrlich gesagt weiß ich das nicht." entgegnete er. "Er hat die Krone von mir entgegen genommen und mich im gleichen Atemzug meines Amtes enthoben. Er hat mich nach Hause geschickt, ganz so als würde man einen alten Gaul auf die Wiese stellen. Ich weiß weder, dass er es nicht so gemeint hat, noch dass es ihm Leid tut. Wenn dem wirklich so ist, sollte er es mir wohl selbst sagen, denkst du nicht? Eine Entschuldigung wäre doch wohl das mindeste, was er tun könnte."
William umklammerte die Lehnen seines Sessels und lehnte sich etwas vor. "Wie bitte?" fragte er heiser, dann lachte er auf. "Ist das dein Ernst? Und du willst mir erzählen, dass es ihm Leid tut? So weit kann es damit wohl kaum her sein, wenn er schon überlegt an wen er meinen Titel und meine Ländereien, dein Erbe wohlgemerkt, am besten verschachern könnte!"

Robert nickte ebenso angespannt. "Es war unklug, das hat er zugegeben. Er wird entgegenkommend sein, sich aber nicht entschuldigen. Vielmehr erwartet er eine Entschuldigung von dir, weil du ihn für den Tod seines Vaters verantwortlich machst. In jedem Fall wirst du mit ihm sprechen müssen. Und ich bitte dich, spring über deinen Schatten."
Robert war dieses Thema unfassbar unangenehm und er wandte den Blick einen Moment lang aus dem Fenster.
"Er...er überlegt nicht, Vater.", musste er leise zugeben. "Wenn du den Eid nicht leistest, dann....dann soll ich es tun. Als Earl of Cornwall." Er sah seinen Vater flehend an. "Ich bitte dich, Vater, ich will nicht jetzt mein Erbe antreten. Die Zeit ist nicht gekommen! Bitte, leiste den Eid. Lass nicht zu, dass das hier uns entzweit. Das war alles nicht meine Idee und nun habe ich die undankbare Aufgabe das mit dir zu besprechen. Bitte...Leiste den Eid."

"Er will von mir eine Entschuldigung?" wiederholte William ungläubig. Er konnte es nicht fassen, sollte er nun etwas die nächste Demütigung hinnehmen? Er sollte vor Richard auf die Knie fallen und ihn um Verzeihung bitten?
William biss die Zähne aufeinander und sah Robert schweigend an. Einen Moment lang war er versucht dem Impuls nachzugeben Robert aufzufordern es zu tun. Sollte Robert sich doch mit dieser Sache herum schlagen, sollte er doch die Arbeit übernehmen, was gab es für ihn, William, schon noch zu tun?
"Du also." murmelte William leise. "Wenigstens ist er nicht so pietätlos und plant die Grafschaft an jemand anderen zu vergeben." William strich sich einige Haare aus der Stirn und schwieg nachdenklich, den Blick weiterhin auf Robert gerichtet. "Ich werde darüber nachdenken." erklärte er schließlich langsam.

Robert nickte langsam. "Schon. Aber ich denke, es genügt, wenn du dich im Gespräch mit ihm ein bisschen entgegenkommend zeigst. Er will dir ja nichts Schlechtes, er hat nicht vergessen, dass du ihn bei uns aufgenommen hast und ihm den Vater praktisch ersetzt hast."
Er seufzte. "Ja, ich. Er sagte, er würde sie niemandem sonst geben, schließlich sei es mein Erbe. Und er ist gerecht, er würde mich nicht darum bringen. Aber mir wäre es bedeutend lieber, wenn wir dem normalen Lauf der Dinge folgen könnten."
Robert atmete tief durch.
"Danke...ich wäre wirklich froh, ihr könntet es so regeln." Dann würde er wenigstens nicht zwischen den Fronten stehen. "Hast du Beatrice schon gesehen? Sie ist ganz aufgeregt."

"Nun, wir werden sehen, wie es läuft, nicht wahr?" William war sich nicht sicher, ob er das wirklich konnte, aber zum Glück hatte er noch ein klein wenig Zeit bevor er Richard entgegen treten musste. Und er konnte noch einmal mit Joanna darüber sprechen.
Er nickte knapp. "Vorhin, allerdings nur kurz. Ich werde später noch einmal bei ihr vorbei schauen, damit wir in Ruhe etwas reden können. Aber ihre Zeit ist im Moment auch ausgesprochen knapp bemessen." Als zukünftige Königin hatte sie immerhin auch so einiges zu tun.
"Erzähl mir von deinen Kindern, hm?" forderte William dann. "Wie machen sie sich? Sind alle wohl auf?"

"Das werden wir, du hast Recht." Und immerhin schien das Gespräch versöhnlichere Bahnen zu nehmen als zuvor. Die pure Verzweiflung hatte ihn bei der Vorstellung ergriffen, Richard würde seinem Vater den Titel entziehen.
"Ja, sie hat einen ebenso vollen Zeitplan wie ihr Mann. Sie tut mir ein bisschen leid, das alles überfordert sie noch. Ich werde dankbar sein, wenn sie auf Eleonores Rat vertrauen kann. Allerdings ist Beatrice immer noch genauso eigensinnig. Wenn es ihr zu viel wird, nimmt sie sich Zeit und verschwindet für eine Stunde spurlos.", berichtete er offener.
"Oh, gut.", sagte Robert dann mit einem Lächeln. "Nun, Rob hast du ja zwischendurch gesehen und wenn ich ihn richtig verstanden habe, hast du ihm auch den Ritterschlag versprochen. Ich bin ausgesprochen dankbar für Josies Anwesenheit, dass erleichtert mir Vieles. Und Julia beginnt zu sprechen und wird langsam immer flotter auf ihren kurzen Beinchen."

William nickte langsam. Er musste jetzt, da er hier war, auch unbedingt bei Eleonore vorbei sehen. "Ich denke, Beatrice wird die Sache schon meistern. Sie bekommt Unterstützung von allen Seiten und deine Schwester war schon immer eine entschlossene, zielstrebige Persönlichkeit. Sie wird sich alles so einrichten, wie sie es will." Und William war so stolz auf seine Tochter.
Er seufzte leise. "Das habe ich. Aber ich schätze, wir müssen erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln ... gerade ist es wohl nicht sehr rühmlich von mir zum Ritter geschlagen zu werden." Doch die Erwähnung der kleinen Julia entlockte William dann doch ein Lächeln. "Wirklich? Herrje, ich habe die Kleine so lange nicht gesehen. Ich freue mich schon darauf zu sehen, wie sie sich gemacht hat."

Robert nickte. "Ich hoffe es. Sie bekommt doch eine gewaltige Aufgabe zugetragen. Sicher hatte sie eine Weile Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen, aber trotzdem wird sich alles ändern. Aber du hast Recht, Bea wäre nicht Bea, wenn sie es nicht hinbekommen würde. Sie hat ja sogar Richard im Griff."
Er lächelte leicht und legte den Kopf zur Seite. "Wir warten ein wenig. Aber ich glaube, Rob ist es egal. Er würde sich trotzdem sehr freuen, wenn du es tust. Er liebt dich, du bist sein Großvater. Ob es nun rühmlich ist oder nicht."
Und er war dankbar, dass die Beiden so eine gute Beziehung hatten.
"Du musst sie unbedingt sehen, du wirst große Freude an ihr haben. Und Josie fragt auch oft nach dir."

William nickte zuversichtlich. "Sie wird es schon schaffen und sie wird eine hervorragende Königin." Daran hatte er nicht den geringsten Zweifel. Beatrice wusste, wie sie auf die Menschen zu zugehen hatte, weckte in den Leuten Vertrautheit und Ergebenheit.
Roberts Worte ließen Williams Miene sanft werden. "Und es freut mich, dass er so denkt. Der Junge ist wirklich ein Goldstück, ich freue mich darauf ihn wieder um mich zu haben." Er hatte zu seinem Enkel eine durchaus enge Bindung, umso mehr hatte es geschmerzt nun so lange von ihm getrennt zu sein.
"Ich werde später einmal bei euch vorbei sehen und den Rest deiner Familie begrüßen." versprach William dann.

Robert lächelte. "Natürlich wird sie das, sie ist meine große Schwester." Und Beatrice war wirklich bewundernswert. Wie sie damit umging, dass Richard auch anderweitige Interessen hatte, beeindruckte ihn immer noch. Sie liebte ihn wirklich, das stand fest. Aber Josie würde ihm nie verzeihen, wäre es so, davon war er überzeugt.
"Ich bin froh, dass ihr euch immer noch so gut versteht. Du bist ein Vorbild für Rob, auch wenn es gerade etwas schwierig ist. Und er wird geehrt sein, wenn du es tust. Aber die Kinder werden sich alle sehr freuen ihre Großeltern zu sehen, wir sind schon viel zu lange fort aus Truro."

Richard glitt elegant aus dem Sattel seines prachtvollen Hengstes und trat zu Beatrices Pferd, um ihr beim Absteigen zu helfen - eine Geste, die die Massen, die am Rand standen erneut in Jubel ausbrechen ließen. Sie hatten einen durchaus langen Weg hinter sich gebracht, damit genügend Leute die Möglichkeit hatten ihr neues Königspaar zu sehen, doch nun waren sie endlich an der Kirche angekommen.
Richard hielt einen Moment inne als Beatrice vor ihm aus dem Sattel glitt, seine Hände verweilten an ihren Hüften und er lächelte sanft. "Nun ist es also soweit." wisperte er leise, dann bot er Beatrice den Arm an, um sie in die Kirche zu führen. "Und alle sind sie gekommen" murmelte Richard. "Faszinierend." Und sie hatten alles so organisiert, dass all den Zuschauern auch ein ordentliches Spektakel geboten werden würde. Besonders freute er sich aber auch, dass es der erste Auftritt seiner Mutter in der Öffentlichkeit war, den sie nicht mehr unter der Bewachung seines Vaters verbringen musste.
Das war eine seiner ersten Amtshandlungen gewesen: er hatte die vollständige Rehabilitation seiner Mutter befohlen.

Beatrice war äußerst bemüht, einen guten Eindruck zu hinterlassen und ihre Nervosität zu verbergen. Dabei war sie genau das: äußerst aufgeregt. Das hier war der Tag ihrer Krönung, alles war bis in das kleinste Detail durchgeplant und nichts sollte schief gehen.
Allein das Spektakel auf dem Weg zur Kirche. Beatrice rang sich ein Lächeln ab, als Richard ihr vom Pferd half.
"Ja, es ist soweit. Und ich hätte niegedacht, dass ich noch einmal vor den Altar mit dir treten würde. Aber natürlich sind alle gekommen. Sie wollen sich die Krönung ihres neuen Königs nicht entgehen lassen. Viele von ihnen werden das nur einmal im Leben erleben. Nun....nun lass uns gehen."
Dann konnte sie es hinter sich bringen. Die Aufgabe, die vor ihr liegen würde, machte ihr immer noch Angst mit der großen Verantwortung. Jeder würde auf sie schauen. Aber eine Wahl blieb ihr nicht, schließlich war sie Richards Ehefrau.

Richard lachte leise. "Da siehst du einmal, was noch alles so passiert." erwiderte Richard und hauchte einen züchtigen Kuss auf Beatrices Wange. "Hab keine Angst, bald ist das Spektakel vorbei." murmelte er, ehe sie beide nebeneinander in die Kirche gingen. Richard wusste genau, dass Beatrice dieses Spektakel nicht einmal ansatzweise so genoss wie er. Ihr jagte es Respekt ein, sie sehnte sich nie danach im Mittelpunkt zu stehen und doch strahlte sie eine erstaunliche Ruhe aus.
Richard gab sich einen Ruck und verbannte das Lächeln von seinen Lippen, um eine möglichst würdevolle Miene zur Schau zu tragen. Langsam schritten sie zwischen all den Menschen entlang auf den Altar zu. Richard genoss diesen Tag in vollen Zügen und besonders die vertrauten Gesichter, die sich in den Reihen zeigten sorgten für ein warmes Gefühl in seiner Brust.

Beatrice lächelte amüsiert. "Oh ja. Ich hätte es vor ein paar Jahren noch nicht geglaubt." Sie war dankbar für Richards ermunterung, denn natürlich wusste er ganz genau, wie es wirklich in ihrem Innern aussah. Sie kannten sich schon so lange, er wusste, dass sie sich etwas fürchtete. Es würden so wichtige Leute hier sein und sie durfte Richard nicht blamieren.
Sie schritt an seiner Seite gemessen durch den Mittelgang der Kirche, widmete den Menschen rundherum nur dann und wann einmal einen wohlwollenden Blick.
Schließlich sanken sie Seite an Seite auf den vorbereiteten Kissen auf die Knie. Jetzt und hier würde sich einfach alles ändern.

Richard fühlte sich wie berauscht als er neben Beatrice vor dem Altar nieder sank und den Blick senkte. Welch ein feierlicher Moment! Seit dem Tod seines Bruders hatte er auf diesen Moment hingearbeitet. Die letzten sechs Jahre über hatte er seinen Anspruch versucht geltend zu machen, hatte versucht die Krone für sich und seine Nachkommen zu sicher und nun hatte er es geschafft.
Er spürte das Gewicht der Krone und hielt ein Lächeln zurück. Noch war es nötig Würde auszustrahlen. Es war ein atemberaubendes Gefühl. So viele große Männer hatten diesen Titel getragen und nun war er an der Reihe. Und das Wissen darum, dass sein Sohn ihm eines Tages nachfolgen würde, war ebenso zufriedenstellend. Er hatte ein gutes Verhältnis zu Guillaume, anders als er selbst es zu seinem Vater gehabt hatte, und er wusste genau, dass Guillaume ein hervorragender Nachfolger werden würde.
Langsam erhob er sich mit Beatrice an seiner Seite und sie drehten sich herum zu der Menge - König und Königin einvernehmlich nebeneinander, bereit um in eine neue Zukunft zu starten.

Die Krönungszeremonie ging wie im Fluge an ihnen Beiden vorbei und als das schöne Diadem ihr Haupt zierte, schluckte Beatrice schwer. Nun war sie also die Königin von England. Ob sie dafür wirklich so gut geeignet war?
Sie seufzte leise, als sie neben Richard stand. Sie ahnte genau, wie glücklich und zufrieden Richard gerade war. Er hatte lange für seinen Anspruch gekämpft und nun sein Ziel erreicht: den englischen Thron.
"Oh Gott, Richard....alles wird anders werden. Ich hoffe wirklich, ich werde dieser Aufgabe gerecht." raunte sie unmerklich.
All die Augen, die auf ihnen ruhten...das beunruhigte sie wirklich.

Richard musste grinsen. "Natürlich wirst du das. Du bist eine hervorragende Herzogin und wirst eine ebenso gute Königin. Wir beide werden diese Aufgabe zusammen meistern." erwiderte Richard leise und führte Beatrice langsam aus der Kirche heraus, damit sie sich draußen noch einmal von der Menge bejubeln lassen konnten, ehe sie sich auf den Weg zum Palast machten.
Dort würde heute noch ein großes Festessen auf sie warten, um den Tag gebührend abzuschließen. All die wichtigen Gäste würden an der Tafel Platz finden und morgen würde Richard nach und nach die Eide in Empfang nehmen, die die Earls an ihren neuen König binden würden. Vorher würde aber noch die ein oder andere Verhandlung voraus gehen - besonders mit seinem Schwiegervater.

Beatrice nickte langsam, als sie an seiner Seite die Kirche verließ. "Ich hoffe wirklich, dass du Recht hast. Und die nächsten Tage werden nicht einfacher werden." Vor allem einer der zu leistenden Eide lag ihr schwer im Magen, denn sie wusste, dass ihr Vater nicht einfach schwören würde. Dazu verabschaute er Richard derzeit viel zu sehr, er misstraute ihm seit Henrys Tod. Robert war nicht sehr zuversichtlich gewesen.
"Ich bitte dich nur, sei ein bisschen milde meinem Vater gegenber. Ich möchte nicht, dass es ihm schlecht geht und er um die Zukunft fürchtet."
Aber letztendlich mussten Richard und ihr Vater das unter sich ausmachen. Sie mussten miteinander sprechen und zu einer Einigung kommen.

"Natürlich habe ich Recht. Immerhin kenne ich dich mittlerweile lange genug, um zu wissen, was in dir steckt." erklärte Richard augenzwinkernd und führte Beatrice zu ihrem Pferd, das für sie bereit stand.
Er stieß einen leisen Seufzer aus. "Du und dein Bruder, kein Wunder, dass ihr ein Herz und eine Seele seid." murmelte er gedämpft. "Ihr liegt mir beide mit den gleichen Dingen in den Ohren." Vorsichtig half er Beatrice in den Sattel und ließ seine Hand einen Moment auf ihrem Knie liegen. "Ich werde mich bemühen, versprochen." erklärte er dann leise, ehe er zu seinem eigenen Pferd trat und in den Sattel stieg. Das war das einzige, was er wirklich versprechen konnte. Er würde versuchen milde zu sein, aber ob es wirklich funktionieren würde, blieb abzuwarten. Aber davon wollte er sich jetzt den Moment nicht verderben lassen, also schob er die Gedanken an seinen Schwiegervater bei Seite und konzentrierte sich auf das hier und jetzt.

Richard hatte nach einigem Überlegen ein Treffen mit seinem Schwiegervater festgesetzt. Einige Earls hatten bereits am Morgen ihren Eid geleistet, darunter sein Schwager Charles of Kent. Doch William zierte sich und so saß er nun hierund wartete.
Er wusste, dass William ein Sturkopf war und dass diese Sache nicht einfach werden würde. Aber er erinnerte sich auch an sein Versprechen Beatrice und Robert gegenüber, dass er versuchte milde zu sein und nicht sofort hart zu reagieren.
Richard genoss langsam einen Becher Wein, während er wartete. Blieb zu hoffe, dass der Earl of Cornwall ihn nicht zu lange warten ließ.

William rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über den Nasenrücken und atmete tief durch. Er hatte diesen Moment so lange hinaus gezögert, wie es nur möglich war, aber jetzt ging es einfach nicht anders. Gestern hatte er mit dem Rest seiner Familie der Krönung und dem anschließenden Festessen beigewohnt, hatte Beatrice in die Arme herzlich in die Arme geschlossen und Richard und er hatten ein paar höfliche, distanzierte Worte gewechselt, ansonsten hatte William sich bemüht seinem Schwiegersohn aus dem Weg zu gehen.
Doch nun ging es nicht mehr anders. Richard hatte am morgen schon zahlreiche Eide entgegen genommen und das Raunen darüber, weshalb ausgerechnet der Eid seines Schwiegervaters noch nicht dabei gewesen war, wurde allmählich lauter. Und nun hatte Richard ein Treffen mit ihm gefordert und nachdem William den jungen König schon mehr als gebührlich hatte warten lassen, trat er nun doch in den Gang zu Richards Gemächern und ließ sich nur wenig später von einem der Diener ankündigen.
William atmete tief durch und trat schließlich ein. Er brachte nur mühsam eine leichte Verbeugung zu Stande. "Ihr ... wolltet mich sprechen?" mein König ... Er brachte die Worte einfach nicht über die Lippen, also wartete er. Wartete darauf, wie Richard diese Sache beginnen würde.

Richard horchte auf, als der Diener ihm die Ankunft seines Schwiegervaters ankündigte und er atmete noch einmal durch. Jetzt würde ihnen Beiden ein schwieriges Gespräch bevor stehen. Er brauchte diesen Eid, er konnte nicht dulden, dass einer der Earls ihn nicht leistete. Seine Regentschaft musste gefestigt sein.
Er empfing William aufrecht, aber ruhig. Er hatte nicht vor sich die Unruhe anmerken zu lassen, die ihn ob dieses wichtigen Gesprächs ergriffen hatte. Wenn nicht seine Familie so darin hängen würde, würde man ein viel härteres Vorgehen erwarten.
"Das wollte ich. Ihr habt gesehen, dass bereits die meisten der Earls, die eine der großen Grafschaften inne halten, mir den Treueeid geleistet haben. Eurer war bisher nicht darunter. Wann kann ich damit rechnen, dass Ihr ihn leistet? Werdet Ihr es tun? Ihr wisst, die Leute warten darauf, dass Ihr es tut. Gerade bei Euch."

William blieb vor seinem Schwiegersohn stehen und musterte Richard eingehend. Es war faszinierend, Richard hatte schon immer eine besondere Ausstrahlung gehabt, war selbstbewusst gewesen und hatte es verstanden jeden mit seinem einnehmenden Wesen für sich zu gewinnen. Und seit er gestern die Krone empfangen und zum König von England gekrönt und gesalbt worden war, schien diese Aura noch einmal zugenommen zu haben. Es war wirklich leicht in ihm den strahlenden, jungen König zu sehen, der die goldene Zukunft brachte - wenn zwischen ihm und William nicht so viel Unfriede geherrscht hätte.
"Ich werde ihn leisten, wenn ich sicher sein kann, dass auf Englands Thron ein anständiger König sitzt, der meinen Eid auf verdient hat und dem ich folgen kann. Ich werde ihn leisten, wenn ihr euch entschuldigt." erklärte William entschlossen.