William und Joanna - ab 1190 bis 1191

Lucas

Lucas‘ Augen weiteten sich etwas, dann lachte er verstohlen auf. „Naja, warten wir es mal ab. Zum Glück hat Cathie ja schon für Kinder gesorgt, dann kannst du mich wenigstens nicht damit drängen, dass du endlich Enkelkinder haben willst.“ bemerkte Lucas ein wenig spöttisch. Insgeheim musste er sich aber eingestehen, dass ihm dieser Gedanke tatsächlich schon gekommen war. Er konnte schließlich nicht sein Leben lang alleine bleiben und tagein tagaus nur hier im Hospital hocken. Und Elena passte in so vielerlei Hinsicht zu ihm, vermutlich wäre er ein ziemlicher Dummkopf, sie nicht zu nehmen.
Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit. „Abgemacht. Du sprichst mit William sobald er zurück ist und ich werde Elena schon einmal in die wichtigsten Dinge einweisen und mit ihr und der Hebamme sprechen.“ Lucas nickte zufrieden. „Sie wird sich freuen das zu hören.“ Und Lucas war jetzt schon gespannt darauf Elena dabei zu beobachten, zu sehen, wie ihre Augen zu leuchten begannen ...

Beatrice seufzte leise und ließ den Brief in ihren Schoß sinken. Sie hatte sofort nach Guillaume geschickt, denn dieser Brief betraf sie alle und es gab wichtige Neuigkeiten.
Trotzdem war sie erleichtert, denn jeder Brief bedeutete ein Lebenszeichen ihres Mannes und vielleicht würde sie ihn bald wiedersehen. Wenne s auch nur kurz sein würde, ein Lichtblick.
Sie wartete, bis ihr Ältester den Raum betrat und sich ihr gegenüber setzte. Wie er diese Nachrichten wohl aufnehmen würde im Angesicht dessen, wie es um sein Herz bestellt war? Etwas zu wissen und es dann aber doch wirklich zu erleben waren ganz unterschiedliche Dinge.
"Deine Verlobung mit Alix existiert nicht mehr. Doch du wirst Berengaria von Navarra heiraten und dich nach Zypern begeben um die Ehe einzugehen. Hier, lies selbst, was dein Vater schreibt."

Guillaume

Ein Diener hatte Guillaume die Bitte seiner Mutter überbracht, sie umgehend aufzusuchen und so hatte er sich auf den Weg gemacht und betrat wenig später ihr Gemach. Auf eine kurze Geste seiner Mutter hin, ließ Guillaume sich ihr gegenüber nieder. Ihre Miene verriet nicht allzu viel, sie wirkte allenfalls etwas angespannt und Guillaume fragte sich, was wohl in dem Brief stand, den Beatrice in den Händen hielt.
Im nächsten Moment zog er überrascht die Braunen nach oben. "So? Das wird Philippe von Frankreich doch sicher gar nicht gefallen." bemerkte er, verzichtete jedoch auf eine weitere Bemerkung dazu, angesichts dessen, was noch folgte.
"Berengaria von Navarra ..." murmelte er leise. Guillaume hatte Berengaria schon zweimal gesehen. Einmal als er selbst in Navarra gewesen war und ein weiteres Mal hatte sie ihren Vater König Sancho von Navarra nach Bordeaux begleitet. Sie war fast in seinem Alter, ein wenig älter, wenn er sich richtig erinnerte, eine hübsche Frau, aber sie war ihm bei den beiden Treffen aber nicht weiter aufgefallen, da sie entweder von Natur aus ein eher stiller Typ war oder ihr Vater sie zu vornehmer Zurückhaltung angehalten hatte.
Mit gerunzelter Stirn nahm Guillaume den Brief entgegen und las ihn aufmerksam. Dann stieß er ein leises Seufzen aus und lehnte sich zurück. "Im Frühjahr schon ..." Er fuhr sich mit der freien Hand kurz über die Augen, dann zuckte er leicht mit den Schultern. "Nun ja, was solls. Ich wusste ja, dass es eines Tages so weit kommen würde und ob meine Braut nun Alix von Frankreich oder Berengaria von Navarra heißt ..." versuchte Guillaume sich möglichst gelassen zu geben. Trotzdem sah er diesem Ereignis mit leichten Magenschmerzen entgegen. Es würde seinem unkomplizierten Leben mit Emma ein Ende bereiten und er würde klug vorgehen müssen, um alles in geordnete Bahnen zu führen.

"Nein, wohl nicht. Aber ich kann nicht behaupten, dass ich unglücklich darüber bin. Ich mochte ihn noch nie, mir war es ein Dorn im Auge, dass dein Vater so mit ihm paktiert hat.", gab sie offen zu. "Jedenfalls hat er es endlich geschaffft sich mit ihm zu überwerfen. Nicht der beste Zeitpunkt, aber besser spät als nie. Das erspart uns auch wenigstens Alix in der Familie."
Beatrice seufzte leise. "Berengaria ist ein nettes Ding, ein wenig still. Aber sie wird dir und Emma keine Schwierigkeiten machen, denke ich. Alles eine Frage der Organisation. Bis zum Frühjahr ist ja noch etwas Zeit sich an den Gedanken zu gewöhnen. Nur solltest du es Emma beibringen, bevor sie es anderweitig erfährt."
Sie lächelte leicht. "Ich bin dankbar, dass du es so gut aufnimmst. So pragmatisch."

Guillaume

Guillaume konnte ein flegelhaftes Grinsen nicht unterdrücken. "Ein Wunder, dass du nicht schon eher für ein Zerwürfnis zwischen den beiden gesorgt hast." Er selbst hatte Philippe von Frankreich mit sehr gemischten Gefühlen betrachtet. Sicher, ein Frieden mit Frankreich und dieses sogar als Bündnispartner wäre wünschenswert gewesen, aber er hatte ähnlich wie seine Mutter nie ein wirklich gutes Gefühl in der Nähe des Kapetingers gehabt. Philippe Auguste war ehrgeizig und auf seinen Vorteil bedacht und Guillaume hätte geschworen, dass er ein Bündnis mit England in dem Moment gebrochen hätte, wenn er eine bessere Alternative gewittert hätte.
"Wie man es nimmt. Wenigstens sind beide auf dem Weg ins Heilige Land. Stell dir vor sie hätten sich überworfen und Philippe wäre in Frankreich geblieben. Bei Gott, wir hätten aller Hand zu tun gehabt, um uns zu schützen." Denn in so einem Fall hätte Philippe mit Sicherheit versucht, Richards Abwesenheit auszunutzen.
Guillaume nickte langsam. "Das hoffe ich. Und es wäre auch wesentlich besser für sie ... für alle. Wenn sie wegen Emma und der Kinder kein Theater veranstaltet, bin ich gewillt ihr ein anständiger Ehemann zu sein. Vielleicht finden wir ja einen Kompromiss." Er seufzte leise. "Das werde ich. Ich werde gleich nachher mit ihr sprechen. Sie wusste ja genau wie ich, dass es eines Tages so kommen würde." Trotzdem war es für sie erst einmal ein Stich, da war Guillaume sich sicher. Aber er würde alles unternehmen um Emma zu zeigen, dass das nichts an seinen Gefühlen und seinen Versprechen änderte, er würde weiter zu ihr stehen, komme, was wolle.
Er grinste schief. "Es scheint, als hätte meine Mutter mich in dieser Hinsicht gut erzogen." bemerkte er augenzwinkernd. "Was soll ich auch zetern, es ist beschlossene Sache und ich weiß schon lange, dass ich irgendwann politisch klug heiraten muss."

Beatrice lächelte schelmisch. "Die passende Gelegenheit hat gefehlt. Aber dieser Mann ist nicht ungefährlich, ich konnte nie verstehen, wie dein Vater ihm so blindlings vertrauen konnte. Das hat mir Magenschmerzen bereitet. Du hast allerdings ganz recht, mein Sohn. Lass uns Gott danken, dass Philippe doch recht gläubig ist und seinen Weg fortgesetzt hat. Gut für England."
Beatrice seufzte leise.
"Ich weiß, es ist schwierig, aber wir alle tun unsere Pflicht. Sie wird sich schon damit abfinden, wenn du ihr ein guter Mann bist. Mehr kann sie aus einer solchen Eheschließung auch nicht erwarten. Ja, Emma wusste, dass es so kommen würde. Aber es ging nun doch recht schnell. Es war so lange in der Schwebe..."
Sie lächelte leicht. "Scheint so. Trotzdem nimmst du es mit mehr Fassung als erwartet. Ich dachte, du würdest ein bisschen wütend werden."

Guillaume

"Das war mir auch stets ein Rätsel. Dabei ist Vater nun nicht gerade das, was man leichtgläubig nennen könnte." Bemerkte Guillaume, der die Freundschaft zwischen seinem Vater und dem König von Frankreich nie so ganz hatte ergründen können.
"Das war es, aber ich werde es ihr schon schonend beibringen. Und letztlich wird sich ja auch nicht so viel ändern. Offiziell muss Berengaria an meiner Seite sein und ich muss Erben mit ihr zeugen, aber ich werde Emma und die Kinder nie fortschicken. Und mein Herz ist ihnen ohnehin sicher." Erklärte Guillaume lächelnd. Er lachte leise. "Tja, ich schätze die Vaterfreuden haben mich langmütiger werden lassen. Geduldiger. Und die Aussicht auf ein weiteres Kind stimmt mich ohnehin milde mit meiner Umwelt." Mutmaßte Guillaume, der die Geburt seines zweiten Kindes kaum noch erwarten konnte.

"Nein, eigentlich nicht. Aber jeder Mensch macht einmal Fehler und nun hat er es ja endlich eingesehen. Ich bin gespannt, was das Zerwürfnis verursacht hat." Vielleicht waren sie sich über ihre Vorlieben im Bett nicht mehr ganz einig gewesen.
"Tu das, immerhin ist sie schwanger und sollte sich nicht ganz so viel aufregen. Sicher wird sie es trotzdem tun, aber wenn du ein bisschen einfühlsam bist, beruhigt sie sich auch rasch wieder. Die Vorstellung dich nun teilen zu müssen behagt ihr sicher nicht. Immerhin wirst du Erben zeugen müssen. Wenn sie auch natürlich weiß, dass du sie und Guillaume liebst."
Beatrice lächelte leicht. "Ja, dein Kleiner ist durchaus geeignet dazu. Er ist ein wirklich niedliches Kind, er ist dir sehr ähnlich. Du warst als Kind genauso. Manchmal wünsche ich mir diese Zeiten zurück."

Guillaume

Guillaume hatte noch etwas mit seiner Mutter zusammen gesessen und sie hatten ihr weiteres Vorgehen besprochen. Nun war es allerdings an der Zeit, dass er mit Emma sprach und ihr von diesen neuen Entwicklungen berichtete.
Er fand sie in ihrem Gemach, trat zu ihr, legte die Arme um sie und gab ihr zur Begrüßung einen liebevollen Kuss. Ganz von alleine fand eine seiner Hände den Weg zu ihrem rundlichen Bauch und strich zärtlich darüber. "Wie geht es meinen Liebsten denn, hm? Guillaume schläft nebenan, schätze ich?" Es war genau die Zeit für den Mittagsschlaf des Kleinen und in Guillaumes Augen war das ausgesprochen günstig. So konnte er in Ruhe mit Emma sprechen und den Nachmittag schließlich seiner kleinen Familie widmen, denn danach sehnte er sich nach dieser Eröffnung durch den Brief seines Vaters ganz besonders.

Emma

Emma hatte den kleinen Guillaume für sein Mittagsschläfchen hin gelegt und sich schießlich dazu entschieden selbst ein bisschen zu ruhen. Sie öffnete die Augen, als Guillaume herein kam und lächelte kurz, ehe sie seinen Kuss erwiderte.
Behaglich räkelte sie sich, als seine Hand ihren Bauch fand. "Es geht ganz gut, ich bin nur ein wenig erschöpft. Aber Guillaume schläft, ja. Er hat ausgiebig gespielt und die Äuglein sind ihm zwischendurch schon zugefallen."
Sie setzte sich ein wenig aufrechter hin und strich ihm liebevoll über die Wange. "Und was hast du getrieben, Liebster?"

Guillaume

Guillaume setzte sich zu Emma auf das Bett, winkelte ein Knie an und zog sie zwischen seine Beine, so dass sie sich an ihn lehnen konnte. Er legte die Arme um sie und lächelte sanft. "Dann solltest du dich noch ein wenig ausruhen, besonders solange der kleine Unruhestifter noch schläft." murmelte Guillaume leise und hauchte einen Kuss auf Emmas Hals.
"Ich war bei meiner Mutter. Ein Bote kam mit einem Brief von meinem Vater." begann er langsam zu berichten. "Es gab ein paar ... entscheidende Neuigkeiten. Irgendwie hat er es nun doch fertig gebracht, sich mit Philippe von Frankreich zu überwerfen und im Zuge dessen wurde meine Verlobung mit Alix gelöst." Guillaume strich weiter versonnen über Emmas Bauch und seufzte leise. "Allerdings hat Vater nun auch schon eine neue Braut für mich im Auge, die Tochter des Königs von Navarra. Er will, dass ich im Frühjahr nach Zypern komme und sie dort heirate." berichtete Guillaume was alles in dem Brief gestanden hatte. Er hoffte, dass Emma es nicht zu schwer nahm, dass sie ihr Realismus wenigstens zum Teil davor bewahrte allzu traurig über diese Entwicklung zu sein. Sie hatten beide gewusst, dass er irgendwann heiraten musste.

Emma

"Das kann ich umso besser tun, da du hier bist." Emma kuschelte sich zufrieden an Guillaumes Brust, als er sie zwischen seine Beine zog. Sie genoss diese innige Position, die sie oft teilten, wenn sie über wichtige Dinge sprachen. Es fühlte sich an, als könne er sie vor allem beschützen. Und sie war sich sicher, er hatte diese Position auch heute nicht einfach grundlos gesucht.
Emma sollte mit ihrer Vermutung recht behalten.
"Im Frühjahr schon?", fragte sie ein wenig bange. Sie hatte immer gewusst, dass er eines Tages heiraten würde, aber mit der fremden Alix hatte sich die Sache ewig hingezogen und sie hatte darauf spekuliert, dass das Ganze frühestens nach dem Kreuzzug passieren würde. Jetzt war alles anders und es würde viel früher soweit kommen.
"Ich dachte, wir hätten nochmehr Zeit...", wisperte sie und vergrub die Finger in ihrem Rock. "Wie eht es weiter?"

Guillaume

"Dann ist es ja nur gut, dass ich den ganzen Tag für dich Zeit habe." murmelte Guillaume zufrieden. Jetzt mit der Aussicht auf eine Heirat wollte er die Zeit erst Recht ausgiebig mit Emma und dem Kleinen nutzen.
"Hm hm." Für ihn kam es auch überraschend, aber es war nicht zu ändern, sein Vater hatte es so entschieden und Guillaume würde sich fügen. "Es scheint, also wolle er das ganze noch schnell abschließen bevor er endgültig auf dem Weg nach Jerusalem ist." mutmaßte Guillaume.
Er beobachtete wie Emmas Finger sich in den Stoff ihres Rockes krallten und er hörte damit auf ihren Bauch zu streicheln und löste stattdessen sanft ihre Finger aus den Stofffalten, um ihre Hände in seine zu nehmen. Er führte sie für einen Moment an seine Lippen und küsste zärtlich jede einzelne Fingerspitze.
"Wir werden alle Vorbereitungen treffen, die notwendig sind, ich werde im Frühjahr nach Zypern reisen und Berengaria von Navarra heiraten, so wie es mein Vater und König wünscht. Und dann werde ich ich ihr sagen, dass es dich und die Kinder gibt und immer geben wird und dass ich bereit bin ich ein höflicher, zuvorkommender Ehemann zu sein, wenn sie dafür akzeptiert, dass du und die Kinder Teil meines Lebens seid, dass dir mein Herz gehört und dass ich nicht bereit bin mir von ihr deshalb irgendwelche Szenen machen zu lassen. Aber ich denke, sie ist klug genug, um zu begreifen, dass das schon mehr ist als sie von einer politischen Ehe im Regelfall erwarten kann, deshalb denke ich, wird sie uns keine großen Schwierigkeiten machen." Er hoffte es zumindest inständig. Und wenn doch, nun, dann war es seine Sache damit fertig zu werden, Emma und die Kinder sollten davon unbehelligt bleiben.
"Ich liebe dich, Emma. Und daran wird sich auch nie etwas ändern, hörst du?" wisperte er leise in ihr Ohr.

Emma

Emma nickte. "Ja, das ist gut. Ich würde dich am Liebsten nie wieder gehen lassen, damit es gar nicht erst Realität wird. Jetzt, wo dein Vater all dies plötzlich so schnell erledigt haben will. Ich dachte, wir hätten Zeit bis nach dem Kreuzzug."
Sie ließ zu, dass er ihre Finger vom Stoff löste und sie liebkoste. Es nahm ein klein wenig den Klos aus ihrem Hals.
"Sicher wird sie das, ja. Ich hoffe es, denn ich will keinen Krieg mit ihr. Einen solchen könnte ich einfach nicht gewinnen." Emma schwieg einen Moment und biss sich auf die Unterlippe. "Ich weiß und ich liebe dich. Und deshalb will ich dich auch einfach nicht teilen." Sie schüttelte leicht den Kopf. "Mir ist bewusst, dass uns keine Wahl bleibt und dass du gewisse Pflichten hast, das wusste ich von Anfang an. Aber es war so schön mit unserer kleinen Familie und ich hatte dich für mich allein."

Guillaume

"Ja, das hatte ich auch gedacht. Aber dieser Streit mit Philippe Auguste scheint so einiges geändert zu haben." erwiderte Guillaume. Dann lachte er leise und liebkoste Emmas Nacken. "Wenn sie einen Krieg mit dir beginnt, steck ich sie ins Kloster, ich schwör's." verkündete er entschieden. "Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand dir oder unseren Kindern Ungemach bereitet. Soll die Welt sonst doch zum Teufel gehen, das lasse ich nicht zu. Selbst wenn es die Muttergottes persönlich wäre."
Guillaume seufzte leise. "Ja, das war es. Und ich weiß, dass ich ein elender Lump bin, dass ich dich so etwas aussetze, aber wenn ich dich ansehe, kann ich nicht anders als egoistisch sein, denn ohne dich würde ich eingehen, mein Herz." Guillaume strich Emma über die Wange und betrachtete ihr Profil. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass er sich einmal so rettungslos verlieben würde, aber Emma hatte seine Mauern mit einem Wimpernschlag eingerissen und sich in einem Herzen eingeschlichen, ehe er es auch nur begriffen hatte.

Emma

Emma nickte. "Ja, leider. Ich wünschte, er hätte sich nicht mit ihm zerstritten, dann hätten wir auch ein bisschen mehr Zeit. Aber es ist nun einmal so." Sie lachte leise auf. "Das möchte ich sehen. Ich werde dich an den Schwur erinnern. Fast verlockend den Krieg zu beginnen, damit du das tust." Sie verschränkte die Finger mit seinen.
"Ich bin so unendlich dankbar, dass du so zu uns stehst. Das ist mehr, als man von vielen anderen Männern erwarten kann."
Emma küsste ihn liebevoll auf die Lippen.
"Ja, ich weiß. So geht es mir auch. Ich könnte gar nicht anders als bei dir zu bleiben. Und du hast dich durch uns so verändert, du bist so bodenständig geworden."

Guillaume

"Oh, das brauchst du nicht, ich stehe immer zu meinem Wort." bemerkte er und grinste breit. "Aber, aber, Mylady, Ihr seid doch sonst so friedliebend." wisperte Guillaume. "Gib ihr eine Chance, vielleicht wird es einfacher als wir denken."
Guillaume musste bei ihren Worten schmunzeln. "Ich bin ja auch nicht wie viele andere Männer. Ich bin ein Plantagenêt, wir waren und sind schon immer anders." neckte er Emma, ehe er ihren Kuss mit voller Hingabe erwiderte. "Da hast du Recht. Ihr tut mir einfach gut. Du, Guillaume und unser kleiner Krümel hier." sachte strich er mit der freien Hand wieder über Emmas Bauch. "Wie könnte ich also so etwas wundervolles aufgeben? Nein, ich wäre wirklich ein Narr so etwas zu tun."

Emma

"Das tust du, du ehrenhafter Prinz. Und Gott sei Dank bist du einer der Männer, auf deren Wort man sich auch wirklich verlassen kann. Aber ich werde gnädig sein und der Dame wenigstens eine Chance geben. Das hat sie wohl verdient, sie wollte dich ja vermutlich auch nicht heiraten und hat keine Wahl. Immerhin kennt sie dich ja nicht."
Emma lachte leise und fuhr durch das rote Haar. "Oh ja, du bist ein Plantagenêt, das könntest du auch niemals leugnen. Oh, ich wäre froh, das Krümelchen würde ein Mädchen werden. Ich hätte so gern eine Tochter und du würdest dahin schmelzen."

Lucas

Lucas wusste mittlerweile nur zu gut, wieso man von 'liebeskrank' sprach, denn seit Elena und er über die Arbeit hinaus Zeit miteinander verbrachten, fühlte er sich manchmal wirklich wie krank. Besonders wenn er weder am arbeiten, noch bei ihr war, denn dann hatten seine Gedanken Zeit zu kreisen und landeten immer wieder bei ihr. Es fiel ihm schwer, sich dann noch auf andere Dinge zu konzentrieren und einmal hatte seine Mutter ihn sogar dafür getadelt, dass er so lustlos in seinem Essen herum stocherte - ohne dass er das wirklich bemerkt hatte.
Umso berauschter fühlte er sich, wenn er mit Elena zusammen war. Ganz gleich, ob sie arbeiteten, er sie unterrichtete oder sie einfach so ein wenig Zeit miteinander verbrachten. Lucas kam sich immer ein wenig vor als sei er geradewegs im Paradies gelandet.
So klopfte sein Herz auch jetzt ein wenig schneller als er leise in der Tür stehen blieb, um Elena noch einen Moment unbemerkt beobachten zu können. Sie stand an dem großen Holztisch, zahlreiche Kräuterbündel auf dem Tisch ausgebreitet und den Mörser in der Hand. In Lucas' Augen war das ein wundervoller Anblick.
Leise trat er näher und fasste während dessen einen Entschluss. Er trat direkt hinter Elena und griff um sie herum, legte die Linke auf ihre, die den Mörser hielt und nahm ihr mit der Rechten den Stößel aus der Hand. "Warte kurz." murmelte er leise, griff in seine Tasche und holte den neuen Stößel hervor, den er gerade abgeholt hatte. "Hier, damit wird es viel besser gehen." erklärte Lucas, legte das neue Werkzeug in Elenas Hand und umschloss diese dann mit der seinen, um mit ihr zusammen die Samen im Mörser zu zerkleinern. "Siehst du ... besser, nicht wahr?" fragte er leise und hielt sie nur mit Mühe davon ab, ihre weiche Haut zu küssen. Aber so verwegen war er nun doch nicht, das hier war für seine Verhältnisse schon wirklich ein Wagnis.

Elena

Elena hatte voller Enthusiasmus den Unterricht bei Lucas aufgenommen. Sie liebte es in seiner Nähe zu sein und zugleich von ihm all diese Dinge zu lernen. Ihre Arbeit hatte sich ein wenig verändert. Sie übernahm immer noch zum Teil die Aufgaben einer Pflegerin, aber wann immer sich die Gelegenheit bot, nutzen John und Lucas sie aus, um ihr etwas Neues zu erklären. Es war wie ein wahr gewordener Traum.
Heute stand sie an einem Tisch und zerstieß gedankenverloren Samen in einem Mörser zu Pulver. Ihre Gedanken wanderten natürlich zu Lucas und der schönen Zeit, die sie momentan so oft miteinander verlebten. Es war nicht viel weiter gegangen zwischen ihnen, es war immer noch ein gewisses Abtasten. Aber es war in Ordnung und sie wollte es nicht missen.
Sie erschrak leicht, als Arme sich um sie herum legten. "Lucas!", stellte sie erleichtert fest. Sie bewegte die Hand nicht, damit er seine nicht fort nahm und nahm mit der Rechten den neuen Stößel entgegen. Zusammen probierten sie ihn aus, aber Elena konnte sich kaum darauf konzentrieren, Lucas so dicht bei sich.
"Oh ja, viel besser.", sagte sie dann ebenso leise und lehnte sich unauffällig ein wenig zurück um ihm noch näher zu sein.

Lucas

Lucas grinste leicht als Elena erschrak, ihn dann aber erkannte. "Der und kein anderer." bestätigte er, dann konzentrierte er sich aber voll und ganz auf seine Hände ... weniger jedoch auf Mörser und Stößel, sondern viel mehr auf Elenas Hände, die unter seinen langen und die sie ganz seiner Führung überließ.
Kurz schloss er die Augen und atmete tief durch als Elena sich etwas zurück lehnte und ihm noch dichter kam. Lucas schluckte schwer, dann überbrückte er auch das letzte bisschen Distanz zwischen ihnen, nahm die linke von Elenas Hand und legte sie stattdessen an ihre Wange, so dass sie ihn ansah. "Elena, ich ..." begann er leise, doch dann fehlten ihm schlichtweg die Worte. Er wusste nicht, wie er beschreiben sollte, was er fühlte, wusste nicht, was er ihr sagen sollte. Also beugte er sich ein wenig vor und verschloss ihre Lippen das erste Mal für einen Kuss. Einen liebevollen, zärtlichen Kuss, aber nicht flüchtig und kurz, nein, jetzt da er sich dazu überwunden hatte, wollte er es auch auskosten, wollte es genießen, solange es ging, weil Lucas wusste, dass er sich so etwas so schnell nicht wieder wagen würde.

Elena

Elena lächelte leicht zurück, spürte aber ganz deutlich, dass auch Lucas mit den Gedanken nicht recht bei der Sache war. Schließlich lag seine Hand an ihrer Wange, trocken, warm und weich, ein wundervolles Gefühl. Sie sah ihm direkt in die Augen und der Moment fühlte sich an, als würde die Zeit um sie herum still stehen.
Lucas' Worte verklangen, was hätte er in dieser Situation auch sagen sollen? Es gab keine Worte, die das beschreiben könnten. Es war wie ein Zauber. Zwei Jahre hatte sie sich nach einem solchen Moment gesehnt.
Und dann endlich waren seine Lippen auf ihren für einen Kuss, der ihre Vorstellungen bei Weitem übertraf. Sie ließ sich darauf ein, ließ sich fallen, erwiderte ihn. Der Mörser war vergessen und sie schob eine Hand in seinen Nacken.

Lucas

Lucas lachte leise gegen ihre Lippen als Elena den Kuss nicht nur erwiderte, sondern eine Hand in seinen Nacken legte. Und er hatte sich getäuscht. Als ihr erster Kuss endete und sie beide für einen Moment atemlos zurück ließ, hatte er noch immer genügend Mut. Er legte die andere Hand an ihre Taille und zog Elena eng an sich, um sie ein weiteres Mal zu küssen. Es war, als wäre ein Bann gebrochen, so einfach fiel es ihm plötzlich.
"Wie hatte ich nur so blind sein können, all die Zeit?" wisperte Lucas leise und hauchte einen weiteren Kuss auf Elenas Lippen, ehe er seine Stirn an ihre legte, ihr in die Augen sah und ein glückliches Lächeln auf seine Lippen trat. Er fühlte sich wie verzaubert, gefangen in diesem wundervollen Bann mit dem Elenas bloßer Anblick ihn belegte.

Elena

Elena legte auch noch den zweiten Arm um ihn, als seine Hand ihre Taille fand und schließlich kein Blatt mehr zwischen sie gepasst hätte. Sie lächelte, löste sich aber nicht von ihm. Der Traum war erfüllt worden. Er küsste sie, er hatte sie gesehen und für sich entdeckt. Er mochte sie.
"Ich wüsste zu gerne, was dir die Augen geöffnet hat. Ich dachte nicht, dass ich nach zwei Jahren vergeblichen Hoffens noch diesen Tag erlebe." Sie lachte und fuhr durch den braunen Schopf. Sie küsste ihn gerade erneut, als sich plötzlich die angelehnte Tür ruckartig öffnete.
Erschrocken zog Elena die Hände zurück, es war wie ein Reflex, für den sie nichts konnte. Sie entspannte sich aber ein bisschen, als sie erkannte, dass es Cathie war.
"Oh, Brüderchen...." Cathie grinste, als sie die Situation entschlüsselte und auf die beiden leicht schuldbewussten Gesichter sah. "Verzeiht, ich wollte nicht stören. Ich komme einfach später wieder?" Ob ihr ernster Bruder wohl endlich aufgetaut war?

Lucas

"Das kann ich dir sagen." erwiderte Lucas und grinste. "Mein Vater war es. Er hat mich darauf hingewiesen und wäre er nicht gewesen, wäre ich vermutlich noch immer blind. Ich war so gefangen in meiner Arbeit, ich hatte einfach für nichts anderes einen Blick." erklärte er Elena und küsste sie sanft. "Einmal darauf aufmerksam gemacht, fiel es mir förmlich wie Schuppen von den Augen und selbst ich habe es dann endlich begriffen." Und wie dankbar er seinem Vater dafür war!
Lucas ergötzte sich an ihrem Lachen und genoss, wie sie ihm durch die Haare strich. Es war ein so wunderbares Gefühl und nur zu gern erwiderte er auch den nächsten Kuss.
Dann plötzlich wurde die Tür geöffnet und wie Elena schreckte auch Lucas zurück, starrte beinahe entsetzt zur Tür und erkannte seine Schwester.
"Cathie ..." Ein Stein fiel ihm vom Herzen und er schüttelte den Kopf. "Warte nebenan, ja? Ich bin gleich bei dir." bat er sie, damit er nicht sofort von Elenas Seite gerissen wurde.