William und Joanna - ab 1190 bis 1191

Bernard

"Eine Tochter." wiederholte er leise und beugte sich vor um das kleine Wesen zu begutachten, das eingehüllt in weiche Tücher an Eleonores Brust lag. Ein Mädchen. All diese Stunden des Bangens für ein Mädchen. Eleonore hatte Stunden lang gekämpft und so wie sie aussah, war diese Sache noch längst nicht überstanden - und all das nur für ein Mädchen.
Bernard strich das Tuch etwas zurück und betrachtete das kleine Köpfchen. Winzig, krebsrot ... ihm brauchte niemand zu sagen, dass das Leben dieses Kindchens noch auf Messerschneide stand, das konnte selbst er erkennen.
Bernard atmete durch und sah Eleonore wieder an. "Wie möchtest du sie nennen? Dann lasse ich umgehend alles vorbereiten." Damit das Kind getauft wurde, solange es noch am Leben war.
Etwas zögerlich strich Bernard Eleonore eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Ich werde mich auch nach einer Amme umhören. Ich denke, wir werden hier schnell fündig." Denn er wollte unter keinen Umständen, dass Eleonore ihre Tochter selbst stillte, das würde nur Schwierigkeiten geben.

"Ja..." Eleonore beobachtete erschöpft, wie er sich das Mädchen näher ansah. Sie wusste, er war ein wenig enttäuscht, dass es kein Sohn war. Das merkte sie ihm deutlich an. Aber er würde sich damit abfinden müssen. Sie liebte das Kind über alle Maße, auch wenn es nur ein Mädchen war.
"Louisa...", beschloss sie leise. "Es wäre gut, wenn du alles in die Wege leitest." Damit ihre Kleine Gottes Segen hatte.
Eleonore schloss kurz die Augen, öffnete sie dann aber wieder halb, als er von einer Amme sprach. "Meinetwegen...aber lass mich wenigstens die ersten Tage selbst für sie sorgen. Das wird sie stärken. Wenigstens bis wir sicher sind..." Dass sie es schafft.
Sie wollte ihr Kind nicht in fremde Hände geben, solange sein Leben in Gefahr war. Sie kannte die Notwendigkeit einer Amme, auch wenn sie selbst nur ein Kindermädchen gehabt und ihre Mutter selbst gestillt hatte. Das würde Bernard nie zulassen. Aber wenigstens bis sie über den Berg war...

Bernard

Kurz zuckten Bernards Mundwinkel amüsiert. Louis und Louisa ... warum nicht. "Louisa ist ein guter Name." beschied er dann, weil er ahnte, dass Eleonore irgendwie so etwas hören wollte.
Bernard fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und mahnte sich zur Ruhe, ehe er Eleonore wieder ansah. "Ich werde eine Amme suchen, sie herbringen und dann sehen wir weiter, einverstanden? Ich denke, je eher sie dich in diesen Aufgaben unterstützt, umso besser. Du bist doch selbst vollkommen erschöpft und solltest jede Anstrengung vermeiden." Und er wollte wirklich nicht, dass dieses Kind Eleonore aussaugte. Sollte das Mädchen sterben, würden sie früher oder später weitere Kinder bekommen. Aber Eleonore wollte er so schnell nicht aufgeben, wenngleich er wusste, dass er mit ihr nicht gerade die einfachste Frau geehelicht hatte.

Eleonore deutete ein mattes Lächeln an. "Das ist er..." Und ihre Kleine würde leben und eine Schönheit werden, da war sie sich mehr als sicher. Die Kleine würde ihren Sturkopf geerbt haben und nicht so einfach aufgeben, sonst hätten sie Beide schon die Geburt nicht überstanden.
"Meinetwegen..." Eleonore war jetzt nicht in der Lage lange Diskussionen zu führen, sie war einfach zu ausgelaugt.
"Aber bitte versteh...ich kann sie einfach nicht aus der Hand geben, solange ich nicht weiß, ob sie es schafft. Sie ist doch meine Tochter." Einen Moment schimmerten vor Verzweiflung und Erschöpfung Tränen in ihren Augen, die sie dann aber wegblinzelte.
Aber er hatte ja Recht, sie musste sich schonen, damit sie sich erholte und kein Fieber bekam.

Bernard

Bernard sah die Tränen in Eleonores Augen und seufzte verstohlen. Dieses sture Weib, wie konnte sie seine Gefühle nur so ins Chaos stürzen?
"Du sollst sie ja auch nicht hergeben." erwiderte er sanft, weil er genau spürte, wie verzweifelt Eleonore gerade war. "Die Amme soll dich einfach unterstützen, soll die Kleine zusätzlich stillen, damit du deine Kraft sparen kannst, soll auf sie Acht geben, wenn du schläfst ... mehr ist es doch noch gar nicht." erklärte Bernard, beugte sich schließlich vor und hauchte einen Kuss auf Eleonores Stirn. "Aber du musst doch auch an dich denken, du musst wieder gesund werden und zu Kräften kommen, also lass dir etwas helfen." murmelte er leise.

Eleonore entspannte sich etwas, als Bernard so einfühlsam reagierte und ihr die Ängste nahm. Sie hatte wirklich gefürchtet, sie müsse Louisa ganz an die Amme geben, aber das konnte sie einfach nicht. Sie musste sich vergewissern, dass das kleine Wesen, das sie geboren hatte, atmete und das Herzchen noch schlug.
"Danke...", wisperte sie. "Ich...ich werde mir helfen lassen." Ihre Augen flatterten zu. Sie war so unfassbar erschöpft, dass sie keinen Muskel mehr rühren wollte und konnte. Sie brauchte einfach etwas Schlaf. Aber wenn Bernard ihr das Kind nicht wegnehmen wollte, konnte sie das beruhigt tun.
Er würde schon lernen sie zu lieben.

Bernard

Bernard nickte leicht. "Das ist gut." erwiderte er gedämpft und zog die Decke ein wenig über Eleonore zurecht. Er würde gleich einen Diener losschicken, um den Priester holen zu lassen und einen, der sich nach einer Amme umhören würde. Er selbst würde noch ein wenig bei Eleonore bleiben und zusehen, dass sie genug Ruhe bekam.
Später würde er dann hoffentlich die potenzielle Amme in Augenschein nehmen können. Hier in Paris dürfte es nicht zu lange dauern jemanden zu finden. Es gab immer Frauen, die dafür geeignet waren, weil sie entweder selbst ein Kind verloren hatten oder schlicht weg genug Milch hatten um eine ganze Horde Kinder durchzufüttern. Und Silber brauchten sie ohnehin alle, zumal es eine recht einträgliche Arbeit war, besonders hier am Hofe.

John hatte sich den Kopf zerbrochen, wie er Diana wieder gnädig stimmen konnte und so hatte er beschlossen, dass er sie mitnehmen wollte auf einen Ausritt. Eine von Dianas Zofen würde sie begleiten, alles war schon arrangiert und sie würde keinen Tadel finden.
Ungewohnt nervös klopfte er an ihre Tür und strich noch einmal sein Wams glatt. Er wollte, dass sie ihm gewogen war und ihm verzieh.
Sie war hinreißend, aber vor allem brauchte er eine Freundin. Jemanden, der ihn verstand und mit dem er sprechen konnte.

Diana

Diana sah auf als es an ihrer Tür klopfte und gab ihrer Zofe ein Zeichen auf ihrem Platz zu bleiben. "Schon gut, ich gehe selbst." erklärte sie mit sanftem Lächeln und ging zur Tür. Überrascht fand sie sich einen Moment später John Plantagenêt gegenüber, der eigentümlich angespannt wirkte.
"Mylord ... welch Überraschung." bemerkte Diana und knickste leicht. "Womit verdiene ich diesen Besuch?" erkundigte sie sich neugierig.
War er tatsächlich hier, um wieder gut zu machen, was er getan hatte? Insgeheim hatte Diana vermutet, dass John es einfach auf sich würde beruhen lassen, dass er sich in Zukunft einfach von ihr fern halten würde. Aber hier stand er nun und war nervös wie ein kleiner Junge - ein Anblick, der tief blicken ließ.

John verneigte sich vor Diana und lächelte flüchtig. Was würde er nur tun, wenn die Mühe umsonst gewesen war, weil sie ablehnte? Wenn sie all diese Dinge nur gesagt hatte um ihn loszuwerden? Er nahm sich zusammen.
"Ich möchte Euch entführen, wenn Ihr erlaubt. Auf einen Ausritt durch die Wälder, ich habe eine Eurer Zofen gebeten uns zu begleiten. Die Pferde stehen schon bereit. Selbstverständlich warte ich, falls Ihr Euch noch umkleiden möchtet."
Er schaute sie ein wenig bang an. Was würde sie nur dazu sagen? "Ich...wäre froh, wenn Ihr mich mit Eurer Gesellschaft erfreuen würdet."
Es war seltsam eine Frau so zu umgarnen, das hatte er nie getan.

Diana

"Entführen?" wiederholte Diana halb überrascht, halb amüsiert und stellte dann ganz zu ihrer Verwunderung fest, dass John sich ihre Worte offenbar wirklich zu Herzen genommen hatte. Sie blinzelte verwirrt, denn das war nun wirklich nicht das, was sie erwartet hatte. Konnte es wirklich sein, dass sie in John etwas berührt hatte, dass diesen nun bewog ihre Nähe zu suchen - ganz ohne sich ihr aufzuzwingen?
Diana neigte schließlich huldvoll den Kopf. "Nun, wie könnte ich einem so wohl durchdachten und besorgt vorgetragenem Angebot denn widerstehen? Ich werde Euch gerne auf einen Ausritt begleiten, Mylord." beschied sie dann. Wenn ihre Zofe sie begleitete, würde John schon auf Abstand bleiben und was hatte sie schon zu verlieren, wenn sie ihm ein wenig Zeit opferte?

Prinz John nickte bestätigend und wartete ab, was sie sagen würde. Ein ehrliches Lächeln huschte über sein Gesicht, als sie den Kopf neigte und zustimmte ihn zu begleiten. Also hatte sich die Mühe doch gelohnt und sie würde sehen, dass noch andere Dinge in ihm steckten als nur das Böse.
"Das freut mich sehr, Mylady. Ich hatte gehofft, dass Ihr bereit dazu seid." Er verneigte sich leicht und bot ihr dann den Arm.
"Wenn ich bitten darf, Lady Diana? Wir werden bereits erwartet." Und sie würden sicher einen schönen Nachmittag haben, Diana war eine gute Reiterin und würde ohne Probleme mithalten können.
"Reitet Ihr gern zur Jagd, Mylady? Ihr könntet bei der nächsten Jagd an meiner Seite reiten." Wenn seine Mutter dem keinen Strich durch die Rechnung machte, weil sie seine Bemühungen sabotieren wollte.

Diana

Diana sah kurz auf den Arm, den John ihr so höflich anbot. Das würde das erste Mal sein, dass sie einander berührten seit er ihr im Wald aufgelauert hatte. Sie zögerte einen kurzen Moment und überlegte, wie es sich wohl anfühlen würde, beschied dann aber, dass sie nun wohl kaum einen Rückzieher machen konnte. Sie hatte eingewilligt und es war albern, wenn sie sich jetzt wegen einer so kleinen Geste anstellte.
Also legte sie ihre Hand auf Johns Arm und stellte erleichtert fest, dass ihr zumindest nicht gleich übel wurde von dieser Nähe.
"Zur Jagd? Ja, durchaus. Es ist ein interessanter Zeitvertreib." Und sie hatte vor nicht allzu langer Zeit von ihren Eltern einen herrlichen Greifvogel geschenkt bekommen, den Diana gern selbst umsorgte, wann immer sie die Zeit dazu fand.
Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. "So? Ihr wollt mich also so schnell schon an Eurer Seite zur Schau stellen? Wird da niemand Einwände erheben?" neckte sie ihn mit gedämpfter Stimme als sie denGang entlang gingen und war ein wenig schockiert darüber mit welcher Leichtigkeit sie solche Dinge sagen konnte.

John war nicht sicher gewesen, ob sie den Arm annahm, war aber erleichtert, als sie es dann doch tat. "Das freut mich zu hören.", stellte er fest, während er sie die Treppen hinab führte. Es war eine weitere Gelegenheit in ihrer Nähe sein zu dürfen und er mochte die Jagd sehr gern.
"Oh, natürlich. Ihr seid eine Augenweide, jeder wird mich darum beneiden, dass Ihr an meiner Seite reitet. Außerdem würde die Jagd durch Eure Gesellschaft nur noch an Reiz gewinnen. Wer sollte Einwände erheben, wenn nicht Ihr selbst? Es ist mir egal, was meine Mutter darüber denkt, eine andere Dame wird keinen Einspruch erheben und sonst ist es nur Neid."
Wie schön sie doch war, wenn sie so leichthin neckend mit ihm sprach, als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen.

Diana

Diana schürzte ein wenig die Lippen. "Was für ein Schmeichler Ihr doch sein könnt, Mylord." bemerkte sie belustigt. Gleichzeitig fragte sie sich, wie er es schaffte so zu sein. Wie er eine solch galante Maske präsentieren konnte und sein Inneres gleichzeitig so verderbt war. Aber vermutlich war Prinz John noch komplizierter als die meisten Menschen es so schon waren. Immerhin hatte sie auch seine weiche Seite erkannt, hatte sehen können wie verletzlich er sein konnte. Diana atmete verstohlen durch. Wie hatte eigentlich ausgerechnet sie sich in diese Lage manövriert?
Diana sah John von der Seite an. "Ihr seid ein passionierter Jäger, Mylord? Was mag wohl Eure liebste Beute sein?" Wild, Frauen ... die Krone Eures Bruders?

Prinz John lächelte schmal. "Das lernt man, wenn man an einem solchen Hof aufwächst, Mylady. Man kommt nicht allzu weit, wenn man sich diese Fähigkeit nicht aneignet."
Wenn man immer nur der Finsterling war, erreichte man nichts. Da er sowieso immer im Schatten seiner Brüder gestanden hatte, hatte er eben anderweitig lernen müssen etwas zu erreichen. Mit ruhmreichen Heldentaten hatten seine Brüder genug getan, für ihn war nichts übrig geblieben.
"Das bin ich, Mylady, in allen Bereichen des Lebens.", erwiderte er unergründlich und zwinkerte ihr zu. "Meine liebste Beute? Ich weiß nicht....ich liebe Rehbraten mit einer guten Kräutersauce, aber am Berauschendsten ist es immer noch, eine schöne Frau für sich zu gewinnen. Eine Jagd, bei der man genauso viel Finesse braucht, wie bei der nach dem empfindlichen Rotwild."

Diana

Diana hob leicht die Schultern. "Vermutlich. Und ich glaube, ich beneide Euch nicht wirklich darum an einem solchen Hof aufgewachsen zu sein." Sicher, sie genoss das bunte Treiben hier, aber diese aufgesetzte Höflichkeit auf die man hier so oft traf, fand Diana eher anstrengend.
"Eure Leidenschaft für einen guten Rehbraten teile ich durchaus, was den Rest angeht ..." Diana hob leicht die Schultern und sah John forschend an als sie in den Hof traten. "Tut Ihr es oft? Schöne Frauen für Euch zu gewinnen?" Und wieso versuchte er sich noch immer an ihr, obwohl er sie doch schon gehabt hatte? Was sie bisher gehört hatte, sprach nicht dafür, dass John ein Mann war, der tatsächlich Affären über eine gewisse Zeit hinweg führte.

"Ich schätze, das solltet Ihr auch wirklich nicht tun, Mylady. Es gibt wahrlich schönere Orte dafür will ich meinen." Für ihn war der Hof zudem immer der Ort gewesen, wo seine Eltern sich bekriegten und seine Mutter ihm aus dem Weg ging, damit sie ihn nicht sehen musste.
"Wundervoll, dann weiß ich, mit was man Euch noch eine Freude machen kann. Ich mag Frauen, die nicht nur essen wie ein Vögelchen."
John schaute sie kurz an und schwieg einen Moment. Er musste diese Antwort gut zurecht legen, aber vermutlich würde sie ihm sowieso nichtglauben. Also war es auch egal...
"Zu oft vermutlich. Es ist reizvoll...für einige Stunden. Und dann ist es wieder fad und alles trist und grau wie vorher. Es...ist Nähe, wenn Ihr versteht."
Es vertrieb die Einsamkeit sich möglichst viele Frauen ins Bett zu holen.

Diana

"Wie gut, dass ich kein Vögelchen bin." murmelte sie und hörte John dann nachdenklich zu. Zu oft? Was waren das denn für einsichtige Töne?
"Nun, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung, sagt man das nicht?" erwiderte Diana schließlich. Sie konnte nicht wirklich nachvollziehen, was John meinte, aber sie glaubte zu wissen, was er meinte - und das erfüllte sie einmal mehr mit Mitleid.
"Das ist wohl der Preis, den man für solch kurzlebige Eroberungen zahlen muss. So schnell wie sie gewonnen sind, sind sie auch wieder verloren. Aber wieso sucht er diese Nähe nicht bei Eurer Gemahlin? Sie könnte Euch sicher mehr bieten als nur ein paar wenige Stunden, gefolgt von erneuter Düsternis, schließlich könntet Ihr sie beständig an Eurer Seite haben."

"Das sagt man. Aber ich weiß nicht recht, ob ich in der Lage bin mich darin zu bessern. Ich denke oft, es ist einfach meine Natur. Und dieses bunte, flatterhafte Leben bin ich einfach gewohnt, mit allem, was dazu gehört.", erklärte John leichthin, als sie den Innenhof betraten, wo ihre Pferde schon bereit standen.
"Das ist er wohl. Bei manchen ist es nicht schade, dass sie schnell wieder verloren sind, bei manchen schon."
Und deshalb wollte er auch Dianas Freundschaft gewinnen. Vielleicht wenigstens etwas Langfristigeres, wenn seine Ehe schon nicht recht funktionieren wollte.
"Meine Gemahlin mag mich ebenso wenig wie der größte Teil des Hofes hier. Es ist nicht so, als hätte ich mich nicht bemüht. Aber sie...versteht mich nicht. Sie ist immerhin einige Jahre älter und hat ganz andere Interessen. Sie kann mich nicht leiden. Außerdem hat sie mir auch noch keinen Erben geboren. Was nicht daran liegt, dass ich es nicht versucht hätte. Wir passen einfach nicht zusammen."
Er hob die Schultern. "Darf ich Euch auf Euer Pferd helfen?"

Diana

"Ich glaube, wenn Ihr es wirklich wolltet, könntet Ihr eine ganze Menge ändern." mutmaßte Diana ernst, wenngleich sie selbst nicht sicher war, wie sie zu dieser Einschätzung kam, kannte sie John doch eigentlich nicht wirklich.
"Dann nehme ich an, um mich war es schade? Anders lässt es sich wohl kaum erklären, dass Ihr wieder gekommen seid, nicht wahr? Schließlich habt Ihr ja schon bekommen, was Ihr wolltet." führte sie an und war stolz darauf, dass sie die Bitterkeit aus ihrer Stimme hatte halten können. Sie hatte keineswegs vergessen, was John getan hatte und vergeben hatte sie es auch keineswegs. Aber sie hatte nicht in diesen Ausritt eingewilligt, um ihm Vorhaltungen zu machen.
Diana nickte langsam. "Vielleicht ist es also nur gut, dass sie so häufig im Kloster Einkehr sucht." Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, dass auch Isabel of Gloucester nicht viel Freude an dieser Ehe hatte. Es war sicher für beide erträglicher, wenn sie sich nicht allzu oft über den Weg liefen.
Als Diana neben ihrer Stute stehen blieb, musterte sie John einen Moment lang, dann nickte sie schließlich. "Ich bitte darum, Mylord."

"Vielleicht. Aber meistens fehlt mir dazu der nötige Anstoß und der Erfolg bei diesen Dingen. Wenn ich versuche Dinge zu ändern, geht das meistens schief. Also unternehme ich den Versuch schon gar nicht mehr.", erklärte John, lächelte dann aber vieldeutig.
"Das war es. Ich habe bekommen, was ich wollte und ich bedaure die Art und Weise sehr. Aber an Euch ist mehr. Bei unserer ersten Begegnung habt Ihr mich so beeindruckt, dass Ihr mich seitdem bis in meine Träume verfolgt. Ihr habt so zielsicher gelesen, was in mir vorgeht. Das war mir beinahe unheimlich, in der Regel kann ich meine Gefühle ganz gut verbergen."
Er seufzte tief. "Das ist es, es erleichtert es uns Beiden." Aber er war erfreut, dass er Diana aufs Pferd helfen durfte, was er sogleich auch tat, ehe er sich selbst in den Sattel schwang. Auch Dianas Zofe saß schon zu Pferd.
"Ich freue mich auf diesen Ritt."

Diana

"Aber vielleicht wäre es noch einmal einen Versuch wert. Mit dem richtigen Anreiz. Was denkt Ihr?" schlug Diana lächelnd vor. Sie wollte sich nicht der Illusion hingeben, dass sie in der Lage sein würde John zu ändern. Aber vielleicht konnte sie ihm einen kleinen Schups in die richtige Richtung geben.
Als er dann so offen zugab, was ihn bewegte, verschlug es Diana schlichtweg die Sprache. Sie starrte John wortlos an, völlig verblüfft von diesem Bekenntnis. Und ihr fiel auch keine passende Erwiderung ein bis er ihr aufs Pferd half.
Sie starrte auf den Mähnenkamm ihrer Stute und schwieg bis sie nebeneinander den Burghof verließen, ihre Zofe ein klein wenig hinter ihnen. Dann endlich sah Diana wieder auf. "Ich ... hoffe ... es waren nur gute Träume in die ich Euch verfolgt habe?" fragte sie dann leise.

"Möglicherweise. Aber was wäre wohl der richtige Anreiz?", fragte John amüsiert zurück. Er mochte ihre Art und wie er mit ihr geistreiche Konversationen führen konnte. Sie war kein dummes Dinge ohne Ahnung, man merkte, dass sie eine intelligente und gebildete Frau war. Normalerweise waren solche Frauen ihm zu anstrengend, aber Diana war ein wenig anders als alle Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte.
Er lächelte in sich hinein, als er ihr so die Sprache verschlug. Wenigstens gelang ihm das auch einmal. Bei diesem selbstbewussten Persönchen kam das sicher nicht oft vor.
John lachte auf. "Das beschäftigt Euch, nicht wahr? Ich bin nicht sicher. Es waren verwirrende Träume, aber auch gute Träume. Ihr seid...besonders."
Anders als alles, was er zu kennen geglaubt hatte. Sie war so verwirrend vielschichtig in ihrem Wesen, das machte die Sache so kompliziert.

Diana

Diana zuckte leicht mit den Schultern. "Vielleicht sollte die Frage weniger 'was' lauten, sondern viel eher 'wer'?" schlug sie dann vor. Vielleicht wäre John anders, wenn seine Mitmenschen es auch wären. Wenn seine Mutter ihm mehr Zuneigung entgegen bringen könnte. Wenn er eine Frau geheiratet hätte, die ihm zugetan war. Wenn er Kinder bekäme, die sein Leben ausfüllten. Es waren nur Vermutungen, aber Diana wollte glauben, dass John nicht von Grund auf so Falsch war.
Diana warf John einen finsteren Blick zu. "Lacht nicht über mich!" forderte sie energisch, musste dann aber etwas verschämt grinsen. "Das tut es durchaus. Ich habe zuvor noch nie jemanden bis in seine Träume verfolgt." Jedenfalls nicht soweit sie es wusste.
"Besonders ..." wiederholte sie leise, den Blick ein wenig gedankenverloren auf den Weg vor ihnen gerichtet. Sie hatten die Burg hinter sich gelassen und vor ihnen erstreckten sich die weiten Felder zwischen denen man hindurch bis zum nächsten Wäldchen reiten konnte.
Diana atmete tief durch und schloss einen Moment die Augen, genoss die Sonne auf ihrer Haut und den Wind in ihren Haaren. Dann öffnete sie die Augen wieder und sah John herausfordernd an. "Kommt, lasst uns ein wenig schneller reiten, sonst wird es langweilig."