William und Joanna - 1192

John hatte sich mit Diana wieder ein wenig vertragen und so war er wirklich froh, dass sie hier in Mortain waren, nicht mehr in England. Er genoss die Musestunden und las in einem seiner Bücher, während Diana Henry ein wenig beschäftigte und einen Brief las, den sie von ihrem Bruder erhalten hatte. Er war wirklich froh für sie, dass ihre Familie den Kontakt nicht abgebrochen hatte.
Erstaunt hob er den Blick, als sie die Stimme hob und ihn ausgerechet auf das Thema ansprach, das sie seit Wochen mied.
"Ja, das tue ich. Aber das weißt du doch, Liebes.", erwiderte er irrtiert. Die Verhandlungen liefen auch eigentlich ganz gut, aber nachdem sie darüber gestritten hatten, hatten Diana und er nicht mehr darüber gesprochen. Sie hatte entschieden, dass es wohl doch besser war, wenn sie nicht allzu viel wusste.

Diana kaute unruhig auf ihrer Unterlippe herum und nickte leicht. Ja, sie wusste es und im Grunde hätte es seiner Antwort nicht bedurft, aber irgendwie hatte sie das Thema ja ansprechen müssen und ihr war einfach kein besserer Einstieg eingefallen.
Sie war hin und her gerissen. Rob hatte ihr diese Dinge unter dem Mantel der Verschwiegenheit berichtet, aber er musste doch wenigstens geahnt haben, dass Diana John davon erzählen würde, wenn sie seinen Brief bekam ... oder?
Diana schluckte leicht und sah von dem Brief wieder zu John hinüber. "John, du musst den Kontakt zu Philippe abbrechen." erklärte sie dann und fasste sich ein Herz. "Du musst die Verhandlungen einstellen, sonst kommen wir alle in Teufels Küche." Dianas Blick huschte noch einmal zu dem Pergament in ihrem Schoß hinab. "Richard kommt wieder nach Hause." fügte sie dann ein wenig heiser hinzu. Rob schrieb, dass der König einen Frieden mit Sultan Saladin ausgehandelt hatte und im Begriff war das Heilige Land zu verlassen. Noch sollten diese Nachrichten geheim bleiben, aber natürlich hatte Richard schon erste Boten geschickt, um seine Frau, seine Mutter und seine Stellvertreter hier in England und auf dem Festland zu informieren.

"Wie kommst du denn darauf? Wir hatten das Thema doch schon, Diana. Ich kann nicht einfach abbrechen..." Dazu waren die Möglichkeiten, die Philippe ihm bot, zu verlockend. Er wollte die Krone und der Franzose konnte seine Brücke dorthin sein.
Er setzte gerade an, um ihr nochmal zu erklären, warum das so wichtig war und dass er das auf keinen Fall tun konnte, als sie ihm etwas an den Kopf warf, das ihn verblüfft blinzeln ließ.
"Was hast du gesagt?", fragte John verständnislos. "Das ist doch Unsinn. Richard ist weit weg und spielt den Helden von Jerusalem. Er kommt noch ein paar Jahre nicht nach Hause. Erst müssen sie sich alle dort unten die Köpfe einschlagen."
John schüttelte den Kopf.
"Woher willst du das denn wissen? Du glaubst der Gerüchteküche doch sonst nicht."

Diana machte eine unwillige Geste als John zu widersprechen begann, doch ihre Neuigkeiten brachten ihn ins Stocken. Sie zog eine Augenbraue in die Höhe. "Glaubst du mir etwa nicht?" fragte sie ein wenig spitz, wischte den Einwand dann jedoch mit einer Geste direkt bei Seite. "Mein Bruder hat es geschrieben. Es ist kein bloßes Gerücht, John. Richard hat mit dem Sultan ein Friedensabkommen geschlossen und plant seine Rückkehr. Wenn man bedenkt, wie lange ein Bote aus dem Heiligen Land hier her braucht, ist es gut möglich, dass er sogar schon aufgebrochen ist, womöglich schon die Küste erreicht hat, um sich auf den Weg zu machen." Diana legte den Brief zur Seite, beugte sich vor und griff nach Johns Hand. "John, du musst den Kontakt zu Philippe abbrechen bevor Richard zurück ist, ich bitte dich. Es ist jetzt viel zu gefährlich geworden."

John schüttelte ein wenig unwirsch den Kopf. "Natürlich glaube ich dir, aber es ist so unwahrscheinlich, dass er plötzlich heimkehren soll. Und es kommt mir ganz und gar nicht gelegen." In diesem Fall war es vermutlich klüger sich still zu verhalten.
"Dein Bruder...nun, dann wird dein Vater vermutlich Nachricht bekommen haben." Er seufzte tief. "Was muss dieser Idiot seinen ach so rumreichen Kreuzzug plötzlich mit einem Frieden mit den Heiden abschließen?", wetterte er verärgert. "Das kann doch gar nicht sein."
Vermutlich hatte Diana Recht und Richard war längst unterwegs zurück nach Hause. Dann würde es nicht lange dauern, bis er in Aquitanien landete.
Er schaute auf seine Hand, die Diana ergriffen hatte. "Ja, du hast ja Recht. Es ist klüger, sich zurück zu halten und ruhig zu sein. Aber der Zeitpunkt ist so denkbar ungünstig."

Diana senkte den Blick als John wütend wurde. Es fiel ihr immer noch schwer, wenn er so gegen seinen Bruder wetterte, denn Diana war damit groß geworden, dass Richard und sein Vater vor ihm als Könige eine besondere Stellung hatten, dass ihre Familie sie wert schätzte und ihnen eng verbunden war. Es war nicht immer einfach, wenn sie dieses Gefühl einerseits verspürte, gleichzeitig aber auch John beistehen wollte.
Sie schluckte leicht. John hielt den Zeitpunkt für ungünstig und für seine Pläne war er das ja auch, aber Diana war insgeheim froh, dass es so kam. Es würde John davon abhalten noch mehr Dummheiten zu begehen, die ihn am Ende vielleicht den Kopf kosten konnten.
Diana beugte sich zu ihm hinüber und strich mit der freien Hand über seine Wange. "Gräm dich nicht zu sehr." murmelte sie leise und gab ihm einen Kuss in der Hoffnung John so etwas zu besänftigen. "Gott wird sich dabei schon etwas gedacht haben, Richard jetzt Heim kommen zu lassen. Vielleicht ist es ein Zeichen."

John überlegte fieberhaft, aber eine bessere Lösung fiel ihm auch nicht ein. Er würde sich zurückziehen müssen, Ruhe bewahren, nicht auffallen und gute Miene zum bösen Spiel machen. Er schluckte seinen Zorn schließlich herunter, als Diana sich zu ihm beugte und ihn küsste.
"Ja, ein Zeichen dafür, dass mein Bruder wieder einmal alle Chancen zunichte macht, die ich habe.", brummte er ein wenig unwillig, aber ein bisschen ruhiger als vorher. Diana tat ihm gut und sie wusste genau, wie sie ihn ein bisschen besänftigen konnte.
Er wollte ja auch gar nicht so wütend und schlecht gelaunt sein, aber immer wieder zerrann ihm alles zwischen den Fingern.
"Wenigstens euch wird er mir nicht wegnehmen können."

Diana schnalzte leise mit der Zunge. "Ach John ..." tadelte sie leise. "Lass mich dich ein wenig ablenken von deinem grässlichen Bruder. Denk lieber daran, was du alles gewonnen hast - und was er dir, wie du selbst sagst, nicht wegnehmen kann." fuhr sie fort und strich zärtlich durch seine Haare. "Henry und ich sind doch durchaus ein Gewinn, denkst du nicht?"
Und niemand konnte sie trennen, höchstens John selbst, aber diese Gefahr schien ja nun dank Richards bevorstehender Rückkehr erst einmal gebannt. Womöglich würde er diese unsinnige Idee mit Alix aufgeben und sie eines Tages doch noch heiraten. Henry war schließlich ein gutes Argument, ein Sohn war für John umso wichtiger, wenn er nach mehr streben wollte. Und vielleicht würde Diana ihm bei Zeiten ja noch ein zweites Kind schenken können, das würde ihre Position an seiner Seite zusätzlich stärken.

John schaute ihr in die Augen und nickte dann langsam. "Bitte...lenk mich ab. Ich will ihn vergessen, wenigstens für eine Weile. Und du hast Recht, euch kann er mir nicht wegnehmen." Er lächelte matt. "Ihr seid der größte Gewinn."
Denn seit er Diana und auch Henry hatte, hatte sich sein Leben von Grund auf verändert. Diana hatte ihm die Einsamkeit genommen. Sie liebte ihn so, wie er eben war, wenn es auch dann und wann Schwierigkeiten gab. Und Henry war ohnehin sein ganzer Stolz.
"Ich liebe dich..."
Sie hatte ja ganz recht. Auch, wenn ihm alles zwischen den Fingern zerrann und Richard immer gewann, wenigstens in dieser Hinsicht konnte ihm seine kleine Familie niemand nehmen. Er hatte auch endlich einmal ein wenig Glück.

Diana hauchte einen Kuss auf Johns Wange. "Nein, das kann er nicht. Denn wir gehören zu dir, sind deine Familie." erklärte sie leise und strich John über die Wange, ehe sie sich auf seinen Schoß setzte. Sie lehnte sich an ihn und sah dann zu Henry, der gerade sein Stofftierchen hoch warf und vergnügt gluckste. "Sieh ihn dir an, John ... ist er nicht wundervoll." wisperte sie leise. "Und er ist dein Sohn. Dein Fleisch und Blut." Diana strich zärtlich über Johns Brust. "Ich will meinen, dass es keine geringe Leistung ist, ein so wundervolles Kind zu zeugen." bemerkte sie augenzwinkernd, dann gab sie John einen innigen Kuss. "Und ich liebe dich. Dich und die Tatsache, dass ich bei dir sein kann. Es war die richtige Entscheidung, dessen bin ich mir vollkommen sicher." Ja, es gab diese latente Angst vor Alix, aber gerade war sie in weite Ferne gerückt und eines stand fest, Diana würde John nicht einfach kampflos aufgeben, sollte sich das je wieder ändern.

John nickte. "Das seid ihr." Und es war ein großartiges Gefühl eine Familie zu haben, denn seine Eltern und Geschwister waren es ihm nie wirklich gewesen. Seine Mutter hasste ihn, seine Geschwister hatten auch keine Liebe übrig gehabt und die übertriebene Fürsorge seines Vaters hatte einen noch größeren Keil zwischen ihn und seine Brüder getrieben. Er hatte den Wert einer Familie wirklich gelernt, als Diana sich für ihn entschieden und sie schließlich Henry bekommen hatten.
Er beobachtete Henry, der mit seinem Kuscheltier spielte und lächelte sanft. "Er ist großartig und du hast Recht, er ist mein Sohn. Ein wunderbarer Sohn, den wir Beide gezeugt haben."
Dianas Worte besänftigen sein Gemüt und wie immer gab sie ihm das Gefühl etwas wert zu sein, besonders zu sein.
"Ich bin froh, dass du das so siehst. Ich hatte ein bisschen Angst, dass du diese Entscheidung bereuen würdest. Aber ich bin glücklich euch bei mir zu haben, das macht die Dinge einfacher und angenehmer."

Diana lachte leise und kuschelte sich in Johns Armen zurecht. "Und so etwas wundervolles haben wir zu Stande gebracht ... ausgerechnet wir, die wir doch die schwarzen Schafe der Familie sind." bemerkte sie heiter. Diana war zufrieden. Sie fühlte sich John gerade wieder so nah wie seit ihrem Streit mit Alix nicht mehr. Sie wusste es war unsinnig von ihr gewesen ihm das so lange nachzutragen, er tat, was er schon immer getan hatte, er verfolgte seine Ziele. Aber Alix als Ziel war schwierig für Diana gewesen. Jetzt da Richards Rückkehr drohte, war ein Bündnis mit Philippe erst einmal hinfällig und Diana fühlte sich eigentümlich sicher.
"Das war ich insgeheim auch als ich sie getroffen habe. Aber ich bereue es nicht, auch mit all den Höhen und Tiefen. Das gehört zum Leben dazu und ich will meines an deiner Seite verbringen. Mit Henry und all den Kindern, die Gott uns noch schenken möge." erklärte Diana und gab John noch einen Kuss.

John lachte ebenfalls und küsste ihre Schläfe. "So ist es. Aber Henry wird kein schwarzes Schaf werden. Er wird ein ganz normales Kind.", erwiderte er. Er wollte nicht, dass sein Sohn sein Schicksal teilte und sich mit der ungeliebten Familie herumschlagen musste. Er sollte ein behütetes Zuhause haben.
"Ich freue mich, dass du so denkst. Ich will dich auch ein meiner Seite haben und ich bin dankbar für jedes Kind, das du mir schenken wirst. Es ist ein wunderbares Gefühl Vater zu sein."
Er erwiderte den Kuss und lehnte dann den Kopf an ihren.
"Weißt du...Isabel lag mir in den Ohren...offenbar möchte sie dich etwas besser kennenlernen, da ihr nun einmal Teil meines Lebens seid. Vielleicht tust du ihr den Gefallen und setzt dich einmal mit ihr zusammen. Sie ist ohnehin keine Gefahr für dich, sie kann mich nicht ausstehen."

Diana schenkte John ein zärtliches Lächeln. "Stimmt, er wird ein weißes Schaf werden, weil seine Eltern ihn mehr als alles andere lieben." murmelte sie sanft. Sie strich John durch den wirren Schopf und ihr Lächeln wurde frech. "Dann beweis mir deine Dankbarkeit heute Abend doch in besonderem Maße, John Plantagenêt. Vielleicht hast du dann bald wieder Grund mir dankbar zu sein." neckte sie leise.
Im nächsten Moment wurde sie ernst und zog die Augenbraue in die Höhe. "Isabel?" fragte Diana überrascht und ein bisschen misstrauisch. "Mich kennen lernen? Das ist doch absurd. Wozu? Wir wären doch beide froh, wenn es die jeweils andere nicht geben würde." wandte Diana ein, seufzte dann aber. "Aber ... wenn du es gerne möchtest, rede ich einmal mit ihr. Nur glaube ich kaum, dass das einen großen Nutzen haben wird." lenkte Diana dann aber auch gleich selbst noch ein. Sie musste Isabel of Gloucester ja nicht ins Herz schließen oder mehr Zeit mit ihr verbringen. Sie würde sich einmal mit ihr treffen, dann konnte man ihr keine Vorhaltungen machen, sie hätte es nicht zumindest versucht.

John nickte. "So ist es. Er wird ein gutes Leben haben, da bin ich mir sicher." Er hatte nie gedacht, dass es so überwältigend sein würde ein Kind zu lieben, aber das war es. Und wie sehr er den kleinen Henry doch liebte, der seine gute Seite so sehr wiederspiegelte. Er küsste Diana innig und seine Augen leuchteten auf. "Nur zu gerne, Mylady, nur zu gern..."
Schließlich hob er die Schultern. "Ja...ich weiß nicht, wieso. Aber letztendlich weiß sie ja, dass du zu meinem Leben gehörst und sie mit dir auskommen muss. Ich glaube, sie ist gar nicht so unglücklich darüber, dass es dich gibt, weil sie vor mir ihre Ruhe hat deinetwegen. Vielleicht ist sie dir eher dankbar. Tu mir den Gefallen, rede einmal mit ihr, dann wird sie mich damit in Ruhe lassen. Und wer weiß, vielleicht versteht ihr euch ja auch..."

"Oh ja, das wird er." stimmte Diana zu, den Blick auf ihren Sohn gerichtet. Henry schien allmählich müde zu werden, denn er hatte es aufgegeben sein Stofftier zu werfen und ihm hinterher zu krabbeln, viel mehr hatte er es jetzt in seine kleinen Ärmchen geschlossen und rollte sich auf dem weichen Fell zusammen.
Diana ließ sich von John noch einmal von ihrem Sohn ablenken und erwiderte den innigen Kuss. "Gut so, ich bin sehr gespannt darauf." murmelte sie lächelnd.
Dann seufzte sie leise. "Ich werde es tun. Aber erwarte nicht zu viel von mir. Ich glaube nicht, dass ich Isabel freundschaftlich verbunden sein kann." Nicht nur, weil Isabel zwischen einer Heirat von John und ihr stand, sondern auch weil Diana den Eindruck hatte, dass sie beide viel zu unterschiedlich war. Isabel war eine Dame, wie man sie sich vorstellte, sittsam, zurückhaltend, fromm ... fast schon etwas zu fromm und Diana argwöhnte, dass Isabel in einem Kloster am besten aufgehoben wäre, aber das Schicksal hatte nun einmal anderes im Sinn gehabt. Dennoch, im Vergleich zu der anständigen, sittsamen Isabel kam Diana sich tatsächlicher eher wie die lasterhafte Hure vor als die man sie nicht selten genug bezeichnete seit ihre Liebschaft zu dem Prinzen öffentlich geworden war.

John lächelte liebevoll. "Er schläft gleich, unser Kleiner. So ein ausgiebiges Spiel mit dem Kuscheltier ist anstrengend."
Er schüttelte leicht den Kopf. "Ich erwarte eigentlich kaum etwas von dir. Es wäre schön, wenn ihr halbwegs miteinander auskommt, aber das ist auch das Einzige. Du musst nicht ihre Freundin werden. Aber es ist sicher klug, wenn ich sie eben nicht ganz ignoriere und zum Beispiel das Treffen mit dir in die Wege leite."
Er fand keinen Gefallen an seiner Frau, aber ein nettes Mädchen war sie sicherlich. Und Diana hatte wenig Freunde, es wäre ja eine nette Kombination, wenn die Beiden sich verstanden.
"Schau sie dir einfach einmal an."

William stand am Fenster ihres Gemaches und sah hinaus. Er hatte den Blick ohne bestimmtes Ziel schweifen lassen und seinen Gedanken nachgehangen. Und nun hatte er eine Netscheidung getroffen.
Nachdem vor Kurzem ein Bote aus dem Heiligen Land eingetroffen war, war William nachdenklich gewesen und er glaubte, nun endlich zu wissen, was das beste für die Zukunft wäre.
Er wandte sich um und sah zu Joanna hinüber, die in einem Sessel vor dem Kamin saß und ihn in Ruhe gelassen hatte, damit er nachdenken konnte.
"Was hältst du davon, wenn wir mal wieder zu einer Reise aufbrechen? Aufs Festland dieses Mal?" Durchbrach William schließlich die Stille.

Joanna hatte mit einem Buch im Sessel vor dem Kamin gesessen und ein wenig gelesen, während William seinen Gedanken nachhing. Manchmal brauchte ihr Mann diese Momente, in denen er in Ruhe nachdenken und seine Gedanken ordnen konnte. und so ließ sie ihn.
EIn wenig überrascht sah sie auf, als er das Wort ergriff und das Schweigen brach. "Das klingt gut. Eine Reise wäre schön. Woran denkst du? Wohin soll die Reise gehen, Liebster?"
William hatte etwas vor, das spürte sie, aber er grübelte auch schon die ganze Zeit darüber nach, was er tun sollte, wenn Richard zurückkehrte. Und wie die Boten klangen, würde das bald der Fall sein.
Aber sie vertraute darauf, dass William die beste Entscheidung für sie alle traf.

William nickte beiläufig, er hatte gewusst, dass Joanna einer Reise nich abgeneigt sein würde, das war sie nie. "Nach Fontevrault." erklärte er dann und atmete tief durch. "Es ist ... schon wieder so lange her, dass ich das letzte Mal dort war." Dass er Henrys Grab besucht hatte. Und jetzt erschien es ihm wichtiger denn je. Richard würde bald zurückkehren und William musste dann Position beziehen, die Schonfrist in der er ignorieren konnte, dass Richard König von England war, neigte sich dem Ende entgegen.
"Danach könnten wir noch weiter reisen und Beatrice und die Kinder besuchen." Fügte er dann noch etwas verspätet hinzu.

Joanna legte den Kopf ein wenig schief und neigte ihn dann. "Nun, dann gehen wir nach Fontevrault. Du hast Recht, du warst lange nicht dort, es wird wieder einmal Zeit." Sie griff nach seiner Hand und drückte sie leicht. "Ich weiß, er fehlt dir sehr.", sagte sie sanft.
Sie ahnte, warum er das gerade jetzt brauchte. Richard würde bald zurückkehren, dann musste William entscheiden, was er tun wollte. Und vielleicht brauchte er dafür ein wenig Bestätigung durch das Andenken an Henry.
"Das könnten wir. Ich würde sie gern wiedersehen. Beatrice freut sich sicher schon sehr drauf, dass ihr Mann bald zurück ist und sie nicht mehr allein die Verantwortung tragen muss."
Joanna erhob sich und gab ihm einen Kuss.
"Ich hoffe, du wirst die Bestätigung finden, die du in Fontevrault zu finden suchst."

William erwiderte sachte den Druck von Joannas Hand. Er wusste, dass er nicht in große Worte fassen musste, was ihn bewegte, Joanna wusste es auch so und sie verstand ihn. Sie verstand ihn oft besser als er sich selbst. "Ja, das tut er." stimmte er zu. Aber es war mit der Zeit auch schon ein wenig besser geworden. William hatte eingesehen, dass sein Leben auch ohne Henry weiter ging, auch wenn es anders war und sein Cousin ihm noch immer unglaublich fehlte.
Er lächelte sanft. "Ja, ich sie auch. Beatrice und die ganze Bande dort. Unsere Enkel und, Gott bewahre, Urenkel." Das war immer eine Freude für William.
Als Joanna sich erhob, legte William die Arme um sie und zog sie an sich. Liebevoll erwiderte er ihren Kuss. "Hm, ich denke, das werde ich. Wenngleich ich mir auch so schon sicher bin, was ich tun werde." erwiderte er leise. "Wenn Richard wieder kommt, werde ich zu ihm gehen. Ich werde ... ihm einen Eid leisten und dann werde ich Robert als meinen Stellvertreter in allen Belangen benennen. Ich kann mich dann vielleicht noch mit dem netten Titel schmücken, aber Robert soll Cornwalls Interessen am Hof und nach außen hin wahren. Meine Zeit war Henrys Zeit, jetzt ist Robert an der Reihe." erklärte er leise.

"Er war lange Zeit Teil deines Lebens, warum also sollte er dir nicht fehlen? Es ist nur gut so....und du wirst Trost darin finden sein Grab zu besuchen."
Joanna seufzte leise und legte die Arme um seine Hüfte. "Oh ja...unsere Urenkel. Herrje, wir werden alt, Liebster."
Sie lauschte seinen Ausführungen aufmerksam und verspürte eine gewisse Erleichterung. Sie hätte jede seiner Entscheidungen unterstützt, aber diese war ihr die Liebste.
"Das ist eine weise Entscheidung, William. Und Robert wird seine Sache ausgesprochen gut machen, er ist längst soweit. Du hast dich so viele Jahre für England aufgeopfert, jetzt denk an dich. Und Richard...Richard wird ein guter König sein, auch wenn er nicht deiner mag."

"Ja, das war er. Die meiste Zeit meines Lebens sogar. Und hätte ich dich und die Kinder nicht ... Gott weiß, ich hätte den Rest meines Lebens nur zu gern in Fontevrault verbracht um darauf zu warten, dass man mich neben ihn legen kann. Aber ich bin froh, dass dem nicht so ist, dass ich euch habe und das ihr mir zeigt, dass mein Leben noch immer lebenswert ist."  William lachte leise. "Ja, alt und grau. Und weißt du, was das wundervollste daran ist? Wir werden es gemeinsam, so wie wir es uns immer gewünscht haben." William grinste leicht. "Weise ... also gefällt sie dir, meine Entscheidung, hm? Sonst würdest du sie kaum weiße nennen." William atmete tief durch und gab Joanna einen Kuss. "Henry war mein König, Richard ist der meiner Söhne. Und ja, er wird ein guter König sein. Er war immer ein guter Junge und ich war lange sehr stolz auf ihn. Er ist ein brillanter Stratege und ein kluger Staatsmann ... und ich warne dich davor, je jemanden zu verraten, dass ich das gesagt habe."

Joanna nickte. "Aber du hast uns. Dein Leben ist überaus lebenswert, wir brauchen dich, du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben."
Sie lächelte zufrieden. "Ja, das haben wir uns gewünscht und ich bin dankbar, dass Gott uns das vergönnt. Wir haben wirklich genug durchgemacht in unserem Leben." Sie strich über seine Wange und küsste ihn dann.
"Sie gefällt mir wirklich gut, ich denke, es ist die klügste, die du treffen konntest." Joanna lachte leise auf. "Keine Sorge, das bleibt unser kleines Geheimnis, aber ich...denke ähnlich wie du. Wann willst du aufbrechen, William?"
Sie freute sich auf diese Reise, sie war eine Weile nicht in Bordeauxx gewesen.