William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Bernard sah hinauf zu dem Mann, der ihn zu Fall gebracht hatte und dessen Klinge nun über seiner Brust schwebte. "Verflucht seist du, Guillaume Plantagênet." wisperte Bernard leise. "Verflucht seist du für deine treuen Mörderdienste. Auf dass nie die Krone, die du dir so wünschst, dein Haupt berühren wird."
Bernard verengte leicht die Augen und sah dann wieder zu Eleonore als Guillaume sich anspannte und ihn zu einem letzten Gebet aufforderte. Bernard war am Beten jedoch nicht interessiert. Seine Gedanken kreisten um seine Frau, die das Gesicht in den Händen vergraben und sich abgewandt hatte. "Eleonore!" Er sammelte seinen letzten Atem, um nach ihr zu rufen. "Sieh her! Sieh dir wenigstens an, was du veranlasst hast! Das bist du mir schuldig! Sieh es dir an, bevor du wieder in das Bett -" Das letzte Wort war kaum noch zu verstehen gewesen, denn in dem Augenblick fuhr die Klinge hinab und durchstieß Bernards Brust, drang mühelos in seinen Körper ein und brachte ihn zum Schweigen. Einen Moment rang er noch nach Atem, seine Finger vergruben sich im kalten Sand, dann brach sein Blick und ein letztes mühevolles, rasselndes Ausatmen beendete Bernards Leben.

Guillaume

Guillaume ließ sich nicht beeindrucken von den Flüchen, die Bernard ausstieß, er glaubte an solche Dinge nicht. "Du jedenfalls wirst der Krone nie so nahe kommen, wie du gewünscht hast.", erwiderte er trocken.
Eleonore zuckte zusammen, als Bernard ihren Namen rief. Sie war es ihm nicht schuldig, aber vermutlich war es tatsächlich besser, hinzusehen und abzuschließen.
Sie drehte sich um. "Ich schulde dir gar nichts.", sagte sie deutlich und presste die Lippen zusammen, als er sich daran machte ihr Geheimnis auszuplaudern. Doch Guillaume kam dem zuvor und beendete das Ganze. Bernard war tot.
Und sie war frei, sie konnte es kaum fassen. Ihr Blick huschte von Guillaume zu Philippe und sie konnte die selbe Erleichterung in seinen Augen lesen.

Philippe

Philippe beobachtete den Kampf mit nahezu unbewegter Miene. Er durfte sich nicht anmerken lassen, dass er auf Guillaumes Sieg hoffte und als dieser schließlich eintrat, beobachtete Philippe mit zusammen gebissenen Zähnen wie Bernard d'Armagnac seinen letzten Atemzug tat. Nur ein kurzes Aufflackern in seinen Augen verriet die Erleichterung, die er angesichts dieses Ausgangs empfand.
Auch wenn Philippe Eleonore zu gern in die Arme geschlossen hätte, musste das warten bis sie alleine waren. Stattdessen trat er nun vor und gab zweien seiner Männer ein Zeichen, damit sie den toten Grafen hier wegschafften. Trotz aller Abneigung musste dem Anstand genüge getan werden, Bernard musste ein anständiges Begräbnis bekommen und entsprechend hergerichtet werden.
Philippe trat zu Guillaume und legte diesem flüchtig eine Hand auf die Schulter. "Gott hat sein Urteil gesprochen und Euch den Sieg zugestanden, Mylord. Es war ein fairer Kampf, den beide Kontrahenten freiwillig ausgetragen haben und niemand soll Euch jemals einen Vorwurf auf Grund des Ausganges machen."

Guillaume

Guillaume nickte Philippe zu, als dieser das Ende des Kampfes bekräftigte und ihn von Folgen freisprach. Er hatte sein Ziel erreicht und Eleonore befreit.
Nun war sie frei zu tun, was sie wollte und er ahnte schon wohin der Weg seine Schwester führen würde. Aber wenn sie glüklich wurde, sollte es eben so sein.
Hauptsache sie musste nicht mehr leiden. "Wenn Ihr sie nicht gut behandelt, Franzose, wird es Euch genauso ergehen. Ich hoffe, das behaltet Ihr in Erinnerung. Schaut ihn genau an.", raunte Guillaume dem König zu, so dass nur sie Beide es hören konnten.
Dann neigte er leicht den Kopf und wandte sich ab. Seine Aufgabe war getan.

Philippe

Es hatte nach dem Kampf so viel für Philippe zu tun gegeben, dass er lange auf eine Gelegenheit hatte warten müssen, um Eleonore endlich alleine zu treffen. Nun hatte er sich von seinen Pflichten jedoch frei machen können und eilte den Gang zu ihrem Gemach entlang, klopfte an und trat dann zügig ein. Kaum war die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, eilte er zu Eleonore und zog sie an seine Brust.
"Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte." murmelte er während er zärtlich über ihren Rücken strich. "Wie fühlst du dich?" fragte Philippe leise und legte eine Hand an ihre Wange.
Er selbst konnte noch gar nicht recht begreifen, was dieser Zweikampf heute für sie nun bedeutete und nur allmählich gelang es ihm, sich damit auseinander zu setzen.

Eleonore hatte sich zurückgezogen, nachdem das Duell entschieden war. Sie war immer noch geschwächt und all das setzte ihr mehr zu, als sie sich eingestehen wollte. Guillaume war bei ihr gewesen und sie hatten ein bisschen geredet, das hatte ihr gut getan.
Jetzt konnte sie langsam beginnen über die Zukunft nachzudenken. Es dauerte ein wenig, doch schließlich kam auch Philippe, der sich von seinen Pflichten hatte losreißen können.
Sie erwiderte die Umarmung und kniff die Augen zusammen.
"Ich weiß nicht...seltsam. Ich kann nicht richtig fassen, dass es vorbei ist. Dass ich frei bin...Und was er gesagt hat, geht mir noch ein bisschen nach. Bin ich Schuld an dem, was aus ihm geworden ist?"

Philippe

Philippe hauchte einen Kuss auf Eleonores Scheitel. "Verständlich. Es ist eine eigenartige Situation, ich kann es auch nur allmählich begreifen." Sie würden sich dennoch Zeit lassen müssen bis sie ihre gemeinsame Zukunft öffentlich machten, sonst würden die misstrauischen Stimmen trotz allem laut, aber nun war der Weg endlich frei.
"Unsinn. Er allein hat zu verantworten, was aus ihm geworden ist. Er hat seinen Vater ermordet, nicht du. Er hat all seine Skrupel über Bord geworfen und hat anschließend nahezu den Verstand verloren, weil er damit nicht zurecht kam. Du hast keine Schuld an seinem Schicksal, denn du hast lange genug versucht ihm beizustehen. Er hingegen hat dich mit Füßen getreten und nichts anderes verdient als das, was er bekommen hat."

Eleonore schloss die Augen und lehnte den Kopf an seine Brust. Es tat gut ihn bei sich zu haben, er vermittelte ihr Geborgenheit und Ruhe. Nie hatte er ihr gegenüber diesen Hauch Arroganz, den Bernard immer gehabt hatte.
"Es wird dauern...aber dann...dann irgendwann können wir endlich heiraten und in aller Offenheit zusammen sein."
Eleonore seufzte leise. "Danke, dass du das sagst. Ich weiß, dass es so ist, aber es fühlt sich noch...nicht so an. Ich glaube, ich muss erst verstehen, dass meine Kinder nicht mehr in Gefahr sind. Ich...möchte Hugo gern als Verwalter einsetzen, bis mein Sohn alt genug ist. Er wird sich gut um as Armagnac kümmern, er kennt alles ganz genau."

Philippe

"Ja, das Ziel ist nun immerhin schon in Sichtweite." murmelte Philippe und lächelte zärtlich. "Und der Tag an dem wir heiraten, wird der wohl glücklichste in meinem Leben sein."
Philippe nickte leicht. "Lass dir Zeit. Beschäftige dich in Ruhe mit diesem Gedanken und bald wirst du feststellen, wie gut es ist, von dieser Fessel befreit zu sein. Besonders für Louisa und Geraud ist es ein Segen." erwiderte Philippe und hauchte einen Kuss auf Eleonores Lippen. Er würde ihre beiden Kinder nicht anders behandeln als Louis auch, sie gehörten für ihn quasi zur Familie und deshalb war ihm ihr Wohl ebenso wichtig. "Gut. Er hat dir ja bisher schon treue Dienste erwiesen, ich bin sicher, er wird es mit Freuden weiterhin tun." willigte Philippe ein. "Ich werde mich morgen darum kümmern, dass eine entsprechende Urkunde aufgesetzt wird, die Geraud die Grafschaft bestätigt und dir bis zu seiner Mündigkeit die Verfügungsgewalt darüber zuspricht. Dann kannst du Hugo als Verwalter einsetzen und alles weitere in die Wege leiten."

Eleonore lächelte zurück und nickte. "Ja, meiner auch. Ich habe damals eine falsche Entscheidung getroffen, aber ich hatte auch schöne Zeiten mit ihm. Und ich bin dankbar für meine Kinder...sie sind wirklich ein Geschenk. Ich habe zwar hart für ihr Leben kämpfen müssen, aber es war es wert." Sie beneidete die Frauen, die leichte und reibungslose Niederkünfte hatten.
"Du bist unwahrscheinlich weise...und so gut zu meinen Kindern. Dafür bin ich dir dankbar. Das ist nicht selbstverständlich. Aber du stehst hinter mir, in allem. Mit dieser Urkunde wird niemand je zweifeln, das ist wirklich beruhigend. Dann kann ich mich um andere Dinge kümmern. Es gibt genug zu tun."
Sie schaute ihn an.
"Wie geht es nun weiter mit uns?"

Philippe

Philippe musterte Eleonore nachdenklich. Er konnte verstehen, wie sie sich fühlte, wie wichtig ihr die Kinder waren, auch wenn sie mit deren Vater in solchem Hader auseinander gegangen war. Louisa und Geraud konnten letztlich ja nichts für ihren Vater und es waren zwei so goldige Kinder, dass man nicht anders konnte als sie zu lieben.
Dann lachte Philippe leise auf. "Weise? Ich glaube, so hat mich noch nie jemand genannt ... ich fühle mich geehrt." Philippe küsste Eleonore zärtlich. "Ich habe mich für dich entschieden, also stehe ich auch zu dir, in allen Dingen. Und ich habe dir doch versprochen, dass Geraud nicht um sein Erbe fürchten muss, also halte ich mich auch daran." Philippe legte den Kopf ein wenig schief. "So wie bisher auch, fürchte ich, im Geheimen. Ganz gleich wie es zwischen Bernard und dir gestanden hat, du warst seine Frau und wirst daher zumindest eine gewisse Zeit Trauer tragen müssen. Und wenngleich es geheuchelt erscheinen mag, in unserer Lage müssen wir umso mehr auf die Einhaltung solcher Dinge achten." erwiderte Philippe, doch dann lächelte er wieder. "Doch sobald eine angemessene Zeit vorüber ist, können wir unsere Verlobung bekannt geben."

Eleonore grinste flüchtig. "Nun, dann wurde es Zeit, scheint mir...Aber du kannst dich geehrt fühlen, das sage ich nicht zu jedem."
Sie legte die Arme um seinen Hals. "Ich liebe dich, Philippe...Ich liebe dich." Er stärkte ihr den Rücken, das war völlig neu und es beruhigte.
"Du hast Recht...Ich werde...eine Trauerzeit einhalten müssen. Ich sollte mir noch ein schwarzes Kleid schneidern lassen.", stellte sie seufzend fest. "Die Farbe steht mir gar nicht...Aber dann...sobald es halbwegs schicklich ist, geben wir es bekannt."
Eleonore legte den Kopf schief. "Komm, lass uns ins Bett gehen...ich will vergessen, was heute passiert ist, wenigstens heute Abend."

Philippe

"Ich fühle mich immer geehrt, wenn du mich lobst, mein Herz." erklärte er leise und lächelte als Eleonore die Arme um seinen Hals legte. "Und ich dich, Eleonore Plantagenêt. Auch wenn ich jeden ausgelacht hätte, der mir noch vor einem Jahr so etwas erzählt hätte." Nachdem Philippe sich mit Richard überworfen hatte, war er der Überzeugung gewesen, keinen Plantagenêt mehr außerhalb eines Schlachtfeldes sehen zu wollen, aber er hatte Eleonore kaum abweisen können als sie an seinen Hof kam, schon gar nicht, da Louis überglücklich gewesen war über ihre Rückkehr. Und dann war es um ihn auch schon geschehen gewesen, ehe er es wirklich begriffen hatte.
"Unsinn, dir steht jede Farbe. Allerdings gebe ich zu, dass ich dich auch lieber in bunten Kleidern sehe als in schwarz. Und ich freue mich schon darauf, dir die schönsten Kleider dieser Welt schenken zu können." erklärte er und gab ihr einen Kuss. "Das lasse ich dich nur zu gern vergessen. Zumal mir dein reizender Bruder schlimme Folgen angedroht hat, sollte ich dich unglücklich machen ... also bin ich noch erpichter darauf, dir ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern." bemerkte Philippe augenzwinkernd.

Eleonore nickte. "So geht es mir auch...aber es ist gut, wie es ist. Du bist perfekt für mich und Louis ist ohnehin so sehr mein Sohn, wie er es sein kann ohne Blutbande."
Die Fronten zwischen ihrem Vater und Philippe waren verhärtet gewesen, aber er hatte sie vorbehaltlos aufgenommen, weil Louis so an ihr hing. Und schließlich, weil sie ihn faszinierte. Er war ein guter Mann. Aber ihrem Vater würde das alles ganz und gar nicht gefallen.
"Hm, du kannst gute Komplimente machen...Aber ich freue mich auf die schönen Kleider. Ihr Franzosen habt wahrlich ein Händchen dafür."
Eleonore lachte leise.
"Oh, Guillaume...ich hätte es wissen sollen. Aber er ist wundervoll...Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn täte. Er würde alles für mich tun, damit es mir nur gut geht."

Philippe

"Ja, es ist gut so, wie es ist. Jetzt besonders." murmelte Philippe sanft. Und er wusste, dass Louis überglücklich sein würde, wenn Eleonore nun endlich seine Stiefmutter werden konnte. Der Junge hing so sehr an ihr.
Philippe grinste breit. "Natürlich. Wir Franzosen haben schließlich guten Geschmack. Wir wissen schöne Mode ebenso zu schätzen wie guten Wein. Und wie hübsche Frauen ..." bemerkte er und küsste Eleonore innig. "Du wirst sehen, wenn du erst einmal meine Königin bist, wirst du die schönsten Kleider tragen können, die du dir nicht einmal in deinen Träumen hättest ausmalen können. Aber wenn ich ganz ehrlich bin gefällst du mir so ganz ohne ja doch immer noch am besten." fügte Philippe mit schelmischem Grinsen hinzu und legte einen Arm um Eleonores Taille, um sie nach nebenan ins Schlafgemach zu führen. Noch mussten sie sich zurück halten, Eleonore musste sich von dieser grauenvollen Fehlgeburt noch erholen, aber später würden sie alles nachholen.
"Das ist wahr, das würde er. Und du kannst dich glücklich schätzen, so einen Bruder zu haben, chérie."

Aliz

Aliz hatte in der folgenden Zeit so manchen Ausritt mit Eric unternommen und ihre Beziehung hatte sich noch mehr gefestigt. Sie verbrachte gern Zeit mit ihm und so saßen sie auch jetzt zusammen auf einem tiefhängenden Ast, jeder in seinen Mantel gehüllt, und genossen ein wenig die Stille des Waldes. Ihr Atem bildete leichte Wölkchen.
"Oh, ich bin so gern hier...es sieht aus wie verzaubert." Alles war in glitzernden Schnee gehüllt und man sah die Spuren verschiedenster Tiere in der weißen Decke.
"Wann müssen wir zurück sein? Wird Vater dich bald vermissen?" Bisher hatte ihr Vater von den Ausritten nichts erfahren oder er hielt sichzurück, jedenfalls hatte es noch keinen Tadel gegeben. Das hatte sie verwundert.

Eric

Es war nicht bei diesem einen Ausritt mit Aliz geblieben und jedes Mal, wenn sie Zeit miteinander verbracht hatten, kreisten Erics Gedanken anschließend noch lange um ihre Unternehmungen. Und um Aliz selbst. Sie hatte ihn von Anfang an beeindruckt und irgendwann hatte er sich dabei ertappt, dass er den nächsten Ausritt mit ihr herbei sehnte. Er hatte es sich nicht eingestehen wollen, aber er genoss die Zeit mit ihr viel mehr als er erwartet hatte.
Und als sie nun hier nebeneinander an diesem beinahe verwunschenen Ort saßen, beobachtete Eric Aliz immer wieder aus dem Augenwinkel und fragte sich, wie lange er das noch aushalten sollte. Wie lange sollte er noch so tun als würden sie zwei einfach nur gemütliche Ausritte unternehmen und nichts weiter? Oder besser: wie lange konnte er noch so tun?
Eric war nicht gerade das, was man einen geduldigen Mann nannte, besonders wenn es um Frauen ging. Er war es gewohnt sein Objekt der Begierde mit wenigen sanften Worten um den Finger zu wickeln, allerdings hatte er dabei auch noch nie solche Gefühle gehabt, wie jetzt. Aliz sorgte dafür, dass er kaum noch klar denken konnte.
Er riss sich aus seinen Gedanken und lächelte leicht. "Stimmt. Und die alten Weiber im Dorf erzählen sich, dass hier die Feen nachts umgehen." erklärte er und sah Aliz mit mutwillig funkelnden Augen an. "Vielleicht ja auch ein paar Kobolde oder ähnliches? Wer weiß, vielleicht täten wir gut daran uns hier ein wenig zu fürchten." raunte er verschwörerisch, dann lachte er leise und schüttelte den Kopf. "Wird er nicht. Dein gnädiger Vater hat mir den Rest des Tages frei gegeben. Wir können also bleiben bis uns die Finger abfrieren, wenn es uns gefällt."

Aliz

Aliz grinste flüchtig. "Was schaust du so?" Sie seufzte zufrieden. "Oh, die Feen...Glaubst du an solche Fabelwesen? Manchmal denke ich, es gibt sie wirklich. All die Kobolde mit ihrem Schabernack....es klingt gut."
Sie lachte auf. "Ich fürchte mich nicht, Eric. Warum sollte ich mich fürchten?" Aber sie war höchst zufrieden mit der Aussicht, ohne jegliche Verpflichtungen so lange bleiben zu können, wie sie eben Lust dazu hatten.
"Oh, sehr gnädig von ihn. Ich glaube, bis uns die Finger abfrieren, dauert es noch ein bisschen. Ich bin nicht so empfindlich. Aber ich finde es gerade wirklich angenehm hier. Den Pferden scheint auch noch nicht kalt zu sein."
Sie legte den Kopf schief. "Was hast du ihm gesagt, wo wir sind?"

Eric

Eric schüttelte nur knapp den Kopf, dann zog er die Augenbrauen in die Höhe und dachte kurz über Aliz' Frage nach. "Hm, ich weiß nicht. Es gibt Geschichten, da kann man kaum glauben, dass es sie nicht geben soll, andere hingegen ..." Eric zuckte leicht mit den Schultern. "Vielleicht bin ich aber auch nicht Romantiker genug, um an solche Fabelwesen zu glauben." überlegte er dann weiter, grinste jedoch als Aliz auflachte. "Warum nicht?" fragte er lauernd, dann beugte er sich blitztschnell zu ihr hinüber, packte sie an der Taille und zog sie mit sich hinab von dem Ast. "Bei all dem Schabernack, den die Kobolde treiben ..." wisperte er verschwörerisch und drehte Aliz' einmal um die eigene Achse. "Vielleicht kommen sie uns holen, wenn wir noch länger ihre Ruhe hier stören."
Eric legte den Kopf ein wenig schief und lächelte leicht. "Nein, du bist kein zartes Pflänzchen, das ist wahr." bemerkte er und zuckte erneut mit den Schultern. "Ausreiten. Und da er nicht genauer gefragt hat, habe ich darauf verzichtet ihm zu sagen wohin und dass wir alleine sind."

Aliz

"Ach, dafür muss man doch kein Romantiker sein. Ich finde es schön daran zu glauben, dass es mehr gibt, als das Auge zu sehen vermag."
Im nächsten Moment kreischte sie auf, als er sie mit vom Ast zog und einmal um die eigene Achse drehte. Sie lachte auf. "Schabernack treibst du genug, dafür brauchen wir keine Kobolde! Aber sollen sie uns doch holen...Du wirst mich sicher mannhaft verteidigen.", scherzte sie.
"Oh, das war eine sehr weise Entscheidung von dir. Sonst hätten wir hier garantiert nicht unsere Ruhe. Erist so anstrengend, was das angeht."
Ihr Vater wollte sie um jeden Preis vor allem beschützen, dabei konnte sie ganz gut auf sich selbst aufpassen.

Eric

Eric weidete sich an ihrem fröhlichen Lachen, dass ihm einen Schauer über den Rücken jagte. Und Eric musste sich auch eingestehen, dass er sich getäuscht hatte, dass er nicht noch länger die Augen vor dem verschließen konnte, was er empfand. Seine Hände lagen locker an Aliz Taille und doch fühlte es sich an als wären sie förmlich festgeklebt, als würde er sie nicht mehr loslassen können.
Eric sah Aliz an und lächelte sachte. "Das würde ich ohne Zweifel. Ich würde nie zulassen, dass dir irgendjemand etwas tut. Oder du in die falschen Hände gerätst." erklärte Eric mit gedämpfter Stimme, aber voller Entschlossenheit.
Eric schnitt eine kleine Grimasse. "Wohl wahr. Aber ich ... glaube, er ist nur so, weil du ihm wichtig bist." Und das konnte Eric seit kurzem nachvollziehen. Je mehr Aliz sich in sein Herz geschlichen hatte, desto mehr hatte sie auch seinen Beschützerinstinkt geweckt. Er hatte sich dabei ertappt, dass er mit ihr ausritt, selbst wenn er keine Zeit hatte, nur um bei ihr zu sein und zu wissen, dass sie heile nach Hause kam und er hatte festgestellt, dass er eifersüchtig sein konnte. Auch das war eine völlig neue Empfindung für ihn.

Aliz

Aliz lächelte zufrieden. "Das dachte ich mir schon. Du hast mich schon als kleines Mädchen immer beschützt, das habe ich nicht vergessen." Eric war für sie wie ein großer Bruder, den sie hier vor Ort hatte. Sie standen sich nah und die Bindung war in den letzten Wochen noch enger geworden. Thomas, Jonah und Gabriel waren nicht hier, aber Eric war immer da.
"Ja, ich weiß..", gab sie schließlich seufzend zu. "Ich bin ihm wichtig. Und er hat ein schlechtes Gewissen, weil er so lange fort war. Er hat schon angedeutet, dass er zahlreiche Briefe mit Bitten um meine Hand bekommen hat...er tut sich schwer damit, aber er will, dass wir sie uns morgen zusammen ansehen. Ich bin gespannt, ob etwas brauchbares dabei ist. Vater kennt ja die meisten Männer ganz gut."
Es wurde wirklich Zeit, aber sie würde nur zusagen, wenn sie sicher war. Sie wollte einen netten Mann an ihrer Seite, keinen Holzklotz.

Eric

Eric nickte leicht. "Und das mache ich auch weiterhin, wenn du mich lässt." Dann grinste Eric. "Du solltest es ausnutzen, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Ich bin mir sicher, dass er dir derzeit nicht viele Wünsche abschlagen würde." riet Eric augenzwinkernd, doch dann verschwand das Lächeln schlagartig aus seinem Gesicht.
"Du ... willst heiraten?" fragte er ein wenig dümmlich, denn das, was Aliz da gesagt hatte, war schließlich unmissverständlich gewesen. Und letztlich war es ja auch ganz normal, sie war im heiratsfähigen Alter und es wurde Zeit für Aliz. Eric konnte sich gut vorstellen, dass Edward nicht begeistert war, aber in dieser Hinsicht war sein Dienstherr doch ein Stück weit Realist. Zudem würde Claire ihn sicher eisern bearbeiten, damit sie für Aliz einen anständigen Mann fanden.
Aber Eric wollte nicht, dass sie das tat, er wollte nicht, dass Aliz heiratete. Zumindest nicht irgendeinen anderen Mann. Wenn ... ja, wenn schon, dass sollte er es sein!

Aliz

Aliz nickte. "Solange ich hier bin, nur zu gerne. Es ist ein beruhigendes Gefühl." Sie lachte leise. "Du hast Recht. Im Moment ist er sehr nachsichtig mit mir und ist in der Tat sehr bemüht, dass ich mich hier absolut wohl fühle."
Als Eric so schockiert wirkte, runzelte sie die Stirn. "Naja, von wollen kann noch nicht wirklich die Rede sein. Aber es wird Zeit...Ich bin sechzehn, Eric. Ich sollte wohl langsam die Augen nach einem Mann offen halten. Warum schockiert dich das so? Das kommt ja nun nicht so überraschend. Aber erst einmal sind es ja nur Anfragen..."
Sie hatten sich noch nicht entschieden.

Eric

Eric wurde unbehaglich zu Mute als er merkte, wie übertrieben er reagiert hatte. Er senkte etwas verlegen den Blick und stellte dabei fest, dass seine Hände ja immer noch an Aliz' Taille lagen. Beinahe eilig zog er sie zurück und sah dann wieder auf. "Ich weiß nicht." räumte er dann mit einem schiefen Grinsen ein. "Vielleicht weil der Gedanke mich etwas erschreckt, dass du nicht mehr das kleine Mädchen bist, dass früher auf meinen Schultern geritten ist. Zudem versucht Claire ja sehr emsig mich zu verkuppeln, ich glaube, deshalb schreckt mich der Gedanke ans Heiraten derzeit generell ab ... auch bei dir." versuchte er sich irgendwie noch einmal aus der Affäre zu ziehen.