William und Joanna - ab 1193 bis 1194

Eleonore klopfte schließlich an Philippes Gemächer und trat ein. Ihr blieb gerade noch Zeit zu erkennen, das Guillaume bei Philippe war, als sie von hinten am Arm gepackt wurde. Man riss sie herum und noch ehe sie ihn sehen konnte, wusste sie, dass es Bernard war. Die Angst packte sie, denn sie wusste, er würde wirklich wütend sein.
"Bernard...", brachte sie heiser heraus und starrte ihn an. Sie war nicht in der Lage zu reagieren, ganz anders aber die beiden Männer im Raum.
Guillaume und Philippe waren aufgesprungen. Sie waren beide unbewaffnet, aber Philippes Schwert lag auf dem Regal und Guillaume hatte eine der Waffen gegriffen, die als Dekoration an der Wand hing.
Drohend kam ihr Bruder näher.
"Lass sie los, du Mistkerl."

Bernard

"Ganz richtig." knurrte Bernard verärgert. "Ein Wunder, dass du Flittchen meinen Namen noch kennst ..."
Bernards Blick glitt beinahe träge von Eleonore zu den Männern hinüber, die bei seinem Auftauchen aufgesprungen waren. Ihm war egal, dass einer von ihnen der König war, Bernard wollte seine Rache.
"Wer bist du denn?" fragte er mit einer Mischung aus Langerweile und Widerwillen und musterte den Kerl, der langsam auf ihn zukam. "Ah, der Feuerkopf ..." Es war Eleonores Bruder, dieser aufgeblasene Gockel. Bernard lächelte trocken. "Sicher nicht, Bübchen. Sie ist meine Frau und ich habe jedes Recht sie mitzunehmen. Und ganz sicher habe ich das Recht sie für ihre Unzucht zu bestrafen, dieses treulose Luder." Bernard sah Eleonore wieder an. "Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass du mich niedergestochen hast, nun machst du auch noch für halb Paris die Beine breit und lässt dich schwängern, hm?"

Eleonore versuchte zurückzuweichen, aber Bernard hielt sie fest. Jetzt hatte er völlig den Verstand verloren, so wie er sich benahm.
Auch Guillaume und Philippe beeindruckten ihn so gar nicht. Guillaume knirschte zornig mit den Zähnen und hob das Schwert. "Du vergisst wohl, mit wem du sprichst. Ich wiederhole mich ungern, lass sie los. Ihr habt jegliche Verantwortung für sie verwirkt, sie untersteht wieder meiner Fürsorge.", sagte er energisch.
"Du weißt, dass das ein Unfall war...Und was du sagst, ist auch nicht wahr. Ich bin nicht schwanger." Und das konnte sie schließlich auch reinen Gewissens sagen.
Gott, wie würde er reagieren, wenn er erfuhr, dass sie ein Verhältnis mit dem König hatte?

Bernard

"Kaum, ich weiß genau mit wem ich hier spreche. Dennoch, du irrst dich, Junge, also steck das Schwert weg und halt dich aus meinen Angelegenheiten raus." erwiderte Bernard abfällig, während er Eleonore weiter unbeirrt fest hielt.
"Das weiß ich nicht. Was ich weiß, ist, dass du mit einem Dolch auf mich eingestochen und mich dann fast verbluten lassen hast." bemerkte er und lächelte dann höhnisch. "Ah, verzeih meinen Fehler, du hast den kleinen Bastard ja verloren, nicht wahr? Du warst also schwanger von irgend einem verdammten Lüstling."
Und Bernard würde diesem Treiben nun endlich ein Ende setzen. Er war es Leid, dass Eleonore ihn wieder und wieder lächerlich machte.

"Das werde ich nicht tun.", widersprach Guillaume und öffnete den Mund, um fortzufahren, als Bernard noch mehr dazu zu sagen hatte. Eleonore verfluchte sich dafür, aber sie konnte nicht verhindern, dass die Tränen ihr in die Augen schossen.
Sie hatte das Kind verloren und sie hatte es doch so sehr geliebt. "Hör auf..." Auch Philippe hatte nun genug, schließlich griff Bernard Eleonore und auch das gemeinsame Kind an, dessen Verlust ihn auch noch sehr schmerzte.
"Was erlaubt Ihr Euch eigentlich so zu sprechen? Ihr hat keine Ahnung! Ich werde Euch schon zeigen, was Ihr davon habt, ich..."
Doch Guillaume kam ihm zuvor. Es war besser, wenn er sich um Bernard kümmerte, damit Philippe sich als König nicht so angreifbar machte. Er legte kurz die Hand auf Philippes Arm. "Überlass ihn mir...", sagte er, zog einen Handschuh aus dem Gürtel und warf ihn Bernard vor die Füße.
"Bernard d'Armagnac, ich fordere Euch im Namen meiner Schwester, um sie zu schützen. Wenn Ihr ablehnt, werde ich überall verlauten lassen, dass Ihr ein Feigling seid."
Eleonore wimmerte leise. "Guillaume, nicht..." Sie hatte solche Angst, dass ihrem Bruder etwas geschah.

Bernard

Bernards Kopf fuhr herum und die Erkenntnis traf ihn wie ein Hammerschlag als er in das Gesicht des Königs sah. Er war der Vater des Balges ... dieses Luder war zu Philippe ins Bett gekrochen.
Mit erschreckender Klarheit begriff Bernard, dass seine Position endgültig die schlechtere war. Er würde nicht dagegen ankommen, wenn Eleonore dem König persönlich das Bett wärmte.
Ein wenig wie in Trance ließ er die Hand sinken und starrte Eleonores Bruder an, der ihm den Handschuh vor die Füße warf. Einen Moment lang schwieg Bernard, dann lächelte er freudlos und nickte. "Oh, nur zu gern, Bübchen. Wenn ich an die kleine königliche Hure schon nicht mehr heran komme, dann zeige ich dir wenigstens, dass mit mir nicht zu spaßen ist." erklärte er entschieden.
Bernard hob den Handschuh auf und hielt ihn kurz in die Höhe. "Morgen früh, nach der Messe." beschied er.

Guillaume

Eleonore konnte sehen, wie Bernard begriff. Er verstand, dass er auf verlorenem Posten kämpfte und dass er sie verloren hatte. Sie stand unter mächtigem Schutz.
Doch sie wollte nicht, dass Guillaume sich so in Gefahr begab. Zwar war Bernard ihm sicher nicht gewachsen, aber mit allen Wassern gewaschen.
Doch es war zu spät, sie würde die Beiden nicht mehr davon abhalten. Und vielleicht erlöste ihr Bruder sie ja auch endlich aus ihrer Ehe, sodass sie Philippe heiraten konnte.
Guillaumes Kiefer spannte sich an, dann nickte er knapp.
"Nach der Messe. Aber du wirst schon sehen, dass du nicht weit kommst. Ich lasse mich von dir ganz sicher nicht beeindrucken."

Guillaume

Guillaume betrachtete seinen verhassten Schwager abschätzig als dieser noch einmal nickte und mit einem letzten zornigen Blick auf Eleonore hinaus stürmte.
Guillaume legte die Waffe achtlos beiseite und trat eilig zu Eleonore, um seine Schwester in die Arme zu schließen. "Alles gut." Murmelte er leise und strich ihr über den Rücken. "Du wirst sehen, morgen befreie ich die Welt endlich von dieser Pestbeule." Guillaume fürchtete sich nicht vor Bernard, im Gegenteil, er War froh, dass er diesem Mistkerl endlich zeigen konnte, dass man sich mit den Plantagenets nicht anlegte. Er würde ihn zahlen lassen für das, was er Eleo ore angetan hatte.

Eleonore war wie erstarrt, bis Bernard endlich die Räumlichkeiten verließ und die Anspannung von ihnen allen ein wenig abfiel.
Guillaume kam Philippe zuvor und zog sie in seine Arme. Eleonore rannen die Tränen über die Wangen. Sie ließ sich zwar nicht so leicht einschüchtern, aber sie war einfach noch nicht recht wieder auf den Beinen und angeschlagen. Alles ging ihr viel näher als sonst und Guillaume hatte das sofort erkannt. Er war ihr Bruder und sie waren sich ähnlich.
"Das wäre großartig...aber sei vorsichtig. Ich habe Angst, dass dir etwas passiert. Er ist hinterhältig, ich weiß nicht, ob er fair kämpft."
Und sie liebte ihren Bruder doch so sehr...

Guillaume

Guillaume grinste breit. "Du weißt doch, ich bin immer vorsichtig." erwiderte er und küsste Eleonore auf die Wange. Als er sie wieder ansah, war seine Miene etwas ernster. "Er ist mir nicht gewachsen. Aber ich verspreche dir, ich unterschätze ihn nicht. Ich gehe nie leichtfertig in einen Kampf. Schon gar nicht in einen so wichtigen." erklärte Guillaume entschlossen, legte Eleonore einen Arm um die Schultern und führte sie hinüber zu den Sesseln. "Komm, setzt dich erst einmal und trink etwas." Forderte er sie auf und überließ seine Schwester Philipp während er einen weiteren Becher holte und ihn mit Wein füllte.
Philippe drückte Eleonore sanft in einen der Sessel hinab und küsste sie dann zärtlich. "Es tut mir Leid. Dieses Scheusal hätte hier eigentlich gar nicht unbemerkt herum laufen dürfen."

Eleonore lächelte matt. "Ja, das bist du wohl...Ich habe trotzdem Angst um dich." Aber seine Worte beruhigten sie ein wenig. Es war gut, dass er das nicht auf die leichte Schulter nahm und aufpassen würde. Sie umarmte ihn kurz, dann ließ sie sich zum Sessel hinüber führen, wo Philippe sie schließlich auf den Sessel drückte.
Sie erwiderte seinen Kuss und seufzte dann. "Schon gut...Du konntest ja nicht wissen, dass er wieder herkommen würde. Ich bin nur froh, dass du ihn nicht gefordert hast. Du hättest dich zu angreifbar gemacht, jetzt, da noch nicht offziell ist, was mit uns ist."
Dankbar nahm sie den Wein entgegen und trank einen Schluck zur Stärkung.

Philippe

"Ich hätte es aber zumindest ahnen können und entsprechende Vorbereitungen treffen müssen. Aber nun ja, jetzt kann ich es nicht mehr ändern." erwiderte Philippe und setzte sich Eleonore gegenüber und nahm ihre freie Hand in seine. Er seufzte leise und nickte. "Ja, das wäre vermutlich nicht allzu klug gewesen ..." räumte Philippe ein und sah zu Eleonores Bruder hinüber. "Ich bin Euch wirklich zu Dank verpflichtet. Wenn es irgendetwas gibt, womit ich Euch helfen kann, lasst es mich wissen."
Hätte er selbst Bernard gefordert und im Kampf besiegt, hätte er seiner Zukunft mit Eleonore einen riesigen Stein in den Weg gelegt, denn natürlich hätte man ihm unterstellt, er hätte Bernard nur gefordert, weil er ihn aus dem Weg haben wollte, um Eleonore heiraten zu können.

"Es hilft ja nichts über verschüttete Milch zu jammern. Außerdem glaube ich, dass er einfach Rache wollte...Er hat mich hier hinein gehen sehen und ist blindlings gefolgt. Glücklicherweise war ich nicht allein. Aber irgendjemand hat getratscht...Er wusste von dem Kind."
Wohlwollend beoachtete Eleonore, wie Philippe und Guillaume miteinander umgingen. Es schien, als würden sich die Beiden endlich respektieren und vielleicht konnten sie tatsächlich so etwas wie Freunde werden.
Guillaume neigte den Kopf. "Keine Ursache. Ich denke, ich werde mit diesem Widerling schon fertig. Ich warte schon lange auf die Gelegenheit, meiner Schwester zu Genugtuung zu verhelfen und sie von ihm zu befreien. Das kam gelegen und ich habe die beste Position dafür. Ihr könntet mir nur vielleicht einen Waffenschmied empfehlen. Ich würde gern mit scharfem Schwert ohne Kompromisse antreten."

Philippe

Philippe atmete leise durch und nickte. "Vermutlich hast du Recht. Er hat es nicht verkraftet, dass er seinen Willen nicht bekommen hat. Letztlich war es wohl unausweichlich. Es passt nicht in das Weltbild eines Mannes wie Bernard, dass ausgerechnet eine Frau ihm ein Schnippchen schlägt." brummte Philippe und strich mit dem Daumen dabei versonnen über Eleonores Handrücken. "Letztlich ist es ja kein wirkliches Geheimnis, dass du eine Fehlgeburt hattest. Bernard muss nur das Gesinde einmal belauscht haben und schon kannte er zumindest eine Reihe von Gerüchten."
Philippe sah Eleonores Bruder an und nickte langsam. "Verständlich. Er hat sie wirklich abscheulich behandelt und ihr steht einander schließlich sehr nahe." Und Philippe war dankbar für diese enge Bindung, die dazu geführt hatte, dass Guillaume ohne zu zögern Bernard gefordert hatte. "Sicher, Ihr bekommt den besten. Er wird alles für Euch in tadellosen Zustand bringen."

Guillaume

Die Frühmesse war vorbei und es hatten sich einige Leute eingefunden, um Zeuge des Duells zu werden, das hier stattfinden würde. Wenn der Graf von Armagnac gegen den Kronprinzen von England antrat, hatte das schon etwas zu sagen.
Guillaume ließ prüfend den Daumen über die Klinge gleiten. Sie war messerscharf, Philippes Schmied hatte hervorragende Arbeit geleistet. Es war Zeit.
Eleonore stand blass neben Philippe, der über das Duell wachen würde und er konnte ihr ansehen, dass sie sich sorgte. Aber er würde ihr die Sorge bald nehmen.
Ein Raunen ging durch die Versammelten, als Bernard schließlich kam. Nun würde es losgehen. Endlich konnte er diesem Mistkerl zeigen, was mit denen geschah, die einen Plantâgenet unterschätzen und schlecht behandelten.

Bernard konnte es kaum erwarten, dass die Messe zu Ende ging und er endlich diesem aufgeblasenen Bengel entgegen treten konnte. Er würde ihm schon zeigen, dass man Bernard d'Armagnac nicht einfach so lächerlich machte! Und wenn er den erst einmal aus dem Weg hatte, würde er sich Eleonore holen, ganz gleich, ob der König Gefallen an ihr gefunden hatte oder nicht. Und wenn er ihr heimlich irgendwo auflauern musste, um sie mitzunehmen, aber das kleinen Flittchen würde auch schon noch begreifen, dass sie einen riesen Fehler gemacht hatte.
Bernard erreichte den verabredeten Ort, wo sich auch eine Reihe Schaulustiger eingefunden hatte und musterte seinen Gegner mit einem abschätzigen Blick. Dem würde er schon zeigen, was für einen Fehler er begangen hatte. "Also gut, fangen wir an, hm?" Wozu noch länger warten? Bernard zog das Schwert aus der Scheide und ging in Position.

Guillaume

Guillaume erwiderte Bernards Blick gelassen und nickte dann knapp. Ihm sollte es recht sein, wenn sie gleich zur Sache kamen und sich nicht in Belanglosigkeiten ergingen. Dann ekam Bernard auch keine Gelegenheit den Anwesenden irgendwelchen Unsinn zu erzählen, den diese weiter tratschen konnten. Das war für Eleonore das Beste...
"Also dann..." Er grinste flüchtig, ging ebenfalls in Position und hob das Schwert. Sie fixierten einander, abwartend, wer den ersten Schlag tun würde. Wer als erster die Geduld verlor und zuschlug...
Guillaume wog das Schwert leicht in der Hand.
Er konnte warten...und er wartete darauf, dass Bernard den entscheidenden Fehler machte, der diesen den Sieg endgültig kosten würde und ihm Raum gab.

Bernard war kein Dummkopf, er wusste genau, dass Guillaume darauf wartete, dass er den ersten Schlag tat. Aber Bernard wusste auch, dass sie hier noch bis Morgen stehen würden, wenn er es nicht tat, außerdem war er vorbereitet, er wusste, dass sein Gegenüber die Situation ausnutzen wollte.
Er mochte zwar wütend sein über diese ganze Angelegenheit, aber er war nicht völlig kopflos, immerhin hing Bernard auch an seinem Leben. Der Griff um seine Klinge wurde ein wenig fester, dann atmete er noch einmal tief durch und griff an. Es war kein unbesonnener, kraftvoller Schlag, sondern mehr eine Herausforderung an Guillaume sich dem Kampf zu stellen. Wenn sie beide erst einmal in Bewegung waren, würde sich schon zeigen wer von ihnen der Bessere war.

Guillaume

Guillaume hatte Erfolg, denn Bernard wollte nicht warten und tat so den ersten Schlag. Es war mehr eine Herausforderung als ein ernst zu nehmender Angriff. Dennoch schoss das Blut schneller durch Guillaumes Adern, als er den Schlag parierte und dann in der gleichen Bewegung zum Gegenangriff ausholte. Die Bewegungen und Schlagfolgen waren ihm längst bei den vielen Übungsstunden in Fleisch und Blut übergegangen.
Umgehend brachte er Schnelligkeit in den Kampf, hoffend, dass der Andere vielleicht auch durch die Verletzung nicht mehr die Kondition hatte um lange durchzuhalten.
Er drängte Bernard drei Schritte zurück.

Die beiden Kontrahenten schenkten sich von Anfang an nichts, wieder und wieder trafen die Schwerter mit einem hellen Klirren aufeinander. Es ging eine Weile gut, doch dann merkte Bernard durchaus, dass er außer Atem kam, Guillaume jedoch noch wirkte als hätten sie gerade erst begonnen. Trotzdem bemühte Bernard sich darum, seinen Gegner seine beginnende Erschöpfung nicht merken zu lassen, doch als ihm schließlich der Schweiß ausbrach und Guillaume gerade einmal schneller zu Atmen begann, musste Bernard sich eingestehen, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte, wenn er sich noch länger hinzog. Seine einzige Chance bestand darin den jungen Platagenet schnell zur Strecke zu bringen also verlegte er sich auf rasche, dicht aufeinanderfolgende Schläge und begann auch die Regeln des ritterlichen Zweikampfes immer mehr außer Acht zu lassen. Hier ging es immerhin um sein Leben und nicht nur um ein bisschen Ehre oder solchen Unsinn.

Guillaume

Guillaume war vollkommen im Kampf versunken und er gedachte auch nicht sich ablenken zu lassen. Ihm entging ganz und gar nicht, dass Bernard immer angestrengter wirkte. Er atmete heftig und der Schweiß perlte ihm über das Gesicht, während er selbst gerade einmal ein wenig rascher atmen musste.
"Was ist, d'Armangnac, wirst du etwa müde und langsam?", spottete er, um den Anderen wütend zu machen. Das war zwar gar nicht nötig, denn Bernard schien selbst einzusehen, dass er nur in einem schnellen Kampfende Glück finden konnte.
Aber vielleicht verleitete es ihn zu einem Fehler.
Er parierte die Schläge mit mehr Ernst und versuchte, auch unritterliche Angriffe vorherzusehen. Er nutzte eine Lücke in Bernards Verteidigung und verpasste ihm einen Schlag auf den Oberschenkel.

"Davon träumst du wohl." knurrte Bernard, wenngleich sie natürlich beide wussten, dass es stimmte. Bernard spürte seine Kräfte schwinden und verfluchte Eleonore einmal mehr für ihren heimtückischen Angriff auf ihn. Wäre das nicht gewesen, er hätte diesen Bengel ohne Mühe besiegt. Aber seit der schweren Verletzung war Bernard einfach nicht wieder auf den Stand zurück gekommen wie zuvor, egal was er tat, er ermüdete schneller und seine Kraft war einfach nicht mehr die gleiche.
Bernard zuckte leicht zusammen als Guillaume ihn am Oberschenkel traf und wich zwei Schritte zurück, um sich kurz etwas Zeit zum Durchatmen zu verschaffen. Seine Gedanken rasten, er war unschlüssig, wie er vorgehen sollte, um das Blatt noch zu wenden ... ob er es überhaupt noch konnte? Bernard war sich nicht wirklich sicher, trotzdem presste er entschlossen die Lippen aufeinander und griff erneut an, darauf hoffend, dass er Guillaume irgendwie überraschen konnte ... vielleicht, wenn er ihn irgendwie zu Fall bringen konnte ...

Guillaume

Guillaume lachte auf und setzte nach, als Bernard zurück wich, um eine kleine Atempause zu gewinnen. Diese gedachte er seinem Konkurrenten nicht zu geben, ganz im Gegenteil. Er hob erneut das Schwert und ließ nun seinerseits eine schnelle Schlagabfolge auf den Gegner niedergehen, auch wenn dieser nun auch wieder einen Angriff startete.
Schließlich brachte er Bernard ins Straucheln.
"Sieh es ein, du wirst heute untergehen, Bernard. Du wirst bezahlen für das, was du meiner Schwester angetan hast.", zischte er.
Er schlug erneut zu, um Bernard zu Fall zu bringen.

Egal wie sehr Bernard sich anstrengte, er wusste, dass es ihm nicht mehr gelingen würde, den Sieg davon zu tragen. Er hätte gleich zu Beginn zuschlagen müssen, hätte Guillaume in den ersten kurzen Augenblicken irgendwie außer Gefecht setzen müssen, doch so spielte die Zeit unbarmherzig gegen ihn und schließlich kam er aus dem Rhythmus und strauchelte. Im letzten Moment konnte Bernard verhindert, dass der nächste Hieb seinen Arm abtrennte, doch die Wucht des Schlages brachte Bernard zu Fall.
Er schlug hart auf den Boden auf und der Aufprall presste sämtliche Luft aus seinen Lungen. Bernard keuchte, seine Rechte tastete hektisch nach seinem Schwert, dass ihm bei dem Sturz aus den Fingern geglitten war, wenngleich er wusste, dass er nichts mehr ausrichten konnte, selbst wenn er die Klinge wieder zu fassen bekam.
Bernards Blick huschte kurz zu Eleonore hinüber. Sie würde ihn wirklich sterben lassen. Sie hatte schon einmal versucht ihn zu töten, jetzt würde sie ihren Bruder sicher nicht aufhalten, sie würde dankbar sein, dass ein anderer die Drecksarbeit für sie erledigte.

Guillaume

Ein Gefühl des Triumphes durchrann ihn, als Bernard auf dem Boden aufschlug und er seine Schwertspitze über dessen Brust inne halten ließ. Nun endlich würde er Eleonore befreien von dieser Last. Er hatte jedes Recht dazu ihn zu töten.
Eleonore vergrub das Gesicht in den Händen und wandte sich ab. Es fiel ihr schwer das zu sehen, denn sie hatte diesen Mann einmal geliebt und er war der Vater ihrer Kinder. Aber sie würde niemals mit Philippe zusammen sein, wenn Bernard lebte und außerdem hatte er ihr so viel angetan...
Guillaume ahnte allerdings, wie schwer all das seiner Schwester fiel. Bevor sie es sich anders überlegen konnte, beugte er sich leicht vor.
"Sprich dein letztes Gebet, d'Armagnac...", forderte er leise auf. "Du hast Zeit für ein Pater noster..." Und dann...dann fuhr die Klinge nieder.