William und Joanna - 1194

Claire nickte langsam un ließ sich dann bereitwillig auf seinem Schoß nieder. Sie legte die Arme um seinen Hals. "Ich weiß, dass du das tust. Und zurecht, sie ist wundervoll. Aliz liebt dich genauso sehr, sie könnte dich nicht mehr lieben, wenn du ihr leiblicher Vater wärst."
Sie fuhr Edward durch die Locken.
"Wenn es so sein sollte, werde ich dir dabei bereitwillig zur Hand gehen. Ich kann das voll und ganz verstehen. Er hat es verdient, wenn er sie ausnutzt."
Aber sie glaubte fast, dass sich für Eric wirklich etwas geändert hatte. Er wirkte wirklich, als hätte er ernsthafte Absichten.

Edward seufzte leise und rief den Besucher herein, der gerade federleicht an die Tür geklopft hatte. Er wusste, dass es Aliz war, die ihn nun aufsuchte und seine Vermutung wurde bestätigt als sich die Tür öffnete und seine Tochter eintrat.
"Setz dich doch, ich schätze, wir brauchen ein wenig, um die Sache zu klären." forderte er sie auf und deutete auf den freien Platz an seiner Seite.
"Sei so gut und erklär mir, wie es dazu kommen konnte. Bei dem letzten Gespräch, das ich mit Eric geführt habe, machte er den Eindruck als wolle er sich am liebsten in die Themse stürzen, weil du ihn abgewiesen und klar gemacht hast, dass du nichts von ihm wissen willst. Wie kommt es, dass er mich nun doch um deine Hand bittet?"

Aliz


Aliz hatte ihren Mut zusammen genommen und schließlich ihren Vater aufgesucht. Sie war ihm in der Tat eine Erklärung schuldig, aber es würde nicht einfach werden. Sie wusste ja selbst, dass ihr Sinneswandel recht rasch gekommen war.
Als sie klopfte und schließlich eintrat, wirkte ihr Vater schon deutlich ruhiger. Claire hatte ganze Arbeit geleistet.
"Ja, ich weiß...Ich habe ihn abgewiesen, weil ich nie damit gerechnet habe, dass er sich in mich verliebt. Ich hatte nie etwas Anderes als einen Freund, einen Bruder, in ihm gesehen. Aber als er aus Truro zurück kam, hat er...alles getan, was ihm einfiel, um mir wieder nahe zu sein. Er hat sich wirklich Mühe gegeben und irgendwann... irgendwann waren wir zusammen auf dem Markt, eines kam zum anderen und wir haben uns geküsst. Ich...ich kann nicht genau beschreiben, wann meine Gefühle sich so geändert haben, aber er hat mich doch nie richtig los gelassen. Danach haben wir die letzten Wochen genutzt um uns vertrauter zu werden und das genauer zu ergründen, was zwischen uns ist. Er hat dich heute um meine Hand gebeten, weil er dir beweisen wollte, wie ernst es ist."

Edward lauschte mit gerunzelte Stirn dem Bericht seiner Tochter. Er konnte sich fast nicht vorstellen, was er da hörte, aber wer, wenn nicht er selbst, wusste genau, wie sehr die Liebe zu einer Frau einen Mann schließlich doch verändern konnte.
Edward fuhr sich nachdenklich über das Kinn. "Und wie steht es mit dir? Wie ernst ist es dir? Du sagtest, du seist verliebt, aber für eine Ehe sollte da doch noch mehr dazu gehören. Bist du dir sicher, dass du das willst und dass es nicht in ein paar Tagen wieder anders aussieht?" fragte Edward nachdenklich. "Du kennst Eric und du weißt, dass er bisher nicht gerade einen untadligen Ruf hatte, was Frauen angeht. Was, wenn du irgendwann feststellst, dass seine Beteuerungen doch nicht viel mehr als ein paar Worte waren?" Edward wollte auf keinen Fall, dass Aliz unglücklich wurde.

Aliz


Aliz lächelte. "Mir ist es sehr ernst. Ich bin nicht die Art Mädchen, die sich schnell um den Finger wickeln lässt, denke ich. Und ich habe ihn lange hingehalten, er hatte sehr viel Geduld. Ich bin mir sicher, dass er es auch ernst mit mir meint. Ich liebe ihn. Sicher, so lange währt unsere Beziehung auf dieser Ebene noch nicht, aber weiß man solche Dinge nicht einfach? Er lässt mich gewähren wie ich bin, das tut wirklich gut. Ich werde es mir nicht nach ein paar Tagen anders überlegen." Aliz nickte.
"Ich kenne seinen Ruf, aber letztendlich ist es immer ein Risiko, oder nicht? Kein Leben ohne Risiko. Aber ich vertraue ihm. Eric wird mir nicht weh tun, dazu liebt er mich zu sehr."
Es war einfach ein Gefühl, das sie nach den letzten Wochen gewonnen hatte. Sie zweifelte daran einfach nicht.

Edward betrachtete Aliz eingehend und seufzte dann. Wann war sein kleines Mädchen eigentlich so erwachsen geworden? "Du weißt, dass ich einfach nur dein Bestes will, nicht wahr Kleines? Ich will, dass du glücklich wirst und dein Leben so leben kannst, wie du es möchtest." erklärte Edward und griff dann nach Aliz' Hand. "Wenn ... wenn du wirklich willst, dann heiratet. Aber wenn irgendetwas ist, wenn du Probleme hast oder er dir Schwierigkeiten macht, dann kommst du zu mir, nicht wahr? Du weißt, dass ich immer für dich da bin?" Das war er schon allein ihrer Mutter schuldig, aber nicht nur deswegen. Auch weil er Aliz selbst so sehr liebte, würde er ihr nie einen Wunsch abschlagen und ihr Hilfe verwehren, wenn sie sie brauchte.
"Ich kann kaum glauben, dass es wirklich so weit sein soll ... aber, wenn du nun tatsächlich Eric heiratest, dann brauche ich mir wenigstens keine Sorgen mehr machen, dass du Oxford verlässt, hm?"

Aliz


Aliz erwiderte den Blick ihres Vaters und nickte. "Ja, das weiß ich und dafür bin ich dir unglaublich dankbar. Das ist nicht selbstverständlich." Schließlich war er ja eigentlich gar nicht ihr leiblicher Vater, doch das hatte er sie niemals spüren lassen.
"Ich danke dir. Ich denke, er wird mich glücklich machen. Und wenn nicht....Nun, ich muss eigene Erfahrungen machen, nicht wahr?" Sie drückte leicht seine Hand. "Ja, wenn ich Schwierigkeiten habe, komme ich zu dir, versprochen. Du warst doch schon immer mein sicherer Hafen. Ich weiß, dass du immer für mich da bist."
Sie stand auf und setzte sich auf die Lehne seines Sessels um ihn zu umarmen. "Ich kann es auch nicht glauben, aber du hast Recht. Wir werden Oxford dann wohl erhalten bleiben, das freut mich sehr. Eigentlich wollte ich dort nie weg."

Edward seufzte leise und betete stumm zu Gott, dass Aliz an Erics Seite nur gute Erfahrungen sammeln würde. Er lächelte leicht als sie sich zu ihm setzte und erwiderte die Umarmung aus ganzem Herzen. "Ich bin froh, dass du das weißt und dass du dich auch nicht davor scheust mit solchen Dingen zu mir zu kommen." Edward fand es wichtig zu seinen Kindern ein vertrautes Verhältnis zu haben.
Er hauchte Aliz einen Kuss auf die Stirn. "Das ist ohne Zweifel ein Vorteil. Und ich bin sicher, nicht nur ich werde mich darüber freuen, auch Claire und besonders dein Bruder werden glücklich darüber sein, dass du bleibst." versuchte Edward die positive Seite daran zu sehen. Und wenn Aliz weiterhin in Oxford blieb, konnte er ein Auge auf sie und Eric haben und so womöglich verhindern, dass Eric irgendwelche Dummheiten anstellte.
"Ihr sollt meinen Segen haben, Kind, aber ich muss dich vorwarnen, ich werde Eric eine Strafpredigt nicht ersparen können bei der ich ihm allerlei schlimme Dinge androhen werde, wenn er dir wehtut." prophezeite Edward mit einem schiefen Grinsen.

Aliz


Aliz lächelte. "Wie könnte ich das, du bist doch mein Vater." Und sie hatten sich immer wirklich nahe gestanden. "Ja, das glaube ich auch. Gabriel wird allerdings nicht sonderlich überrascht sein, wie du feststellen wirst. Er hat mir so manchen guten Rat gegeben und ich könnte schwören, er hat Eric auch einen kleinen Schubs gegeben. Mein kleiner Bruder wird erwachsen.", bemerkte sie dann zufrieden. Schließlich lachte Aliz leise auf.
"Das sollst du auch nicht. Er hat einen Heidenrespekt vor dir, wenn du ihm das nochmal einschärfst, wird das sicher nicht schaden. Ich werde dich nicht davon abhalten."
Ihr Vater würde sich davon ohnehin nicht abbringen lassen.

Edward schnaubte leise, es klang halb empört, halb belustigt. "Gabriel? Der doch immer möglichst glaubhaft versucht den Anschein zu erwecken als würden ihn all diese Dinge nicht interessieren? Oder hat er sich in diesem Fall überwinden können, weil es ja nicht um seine eigenen Gefühle ging?" mutmaßte Edward. Sein Sohn war ihm in dieser Hinsicht wirklich ein Rätsel. Er selbst hatte nie etwas anbrennen lassen, hatte nie eine Frau von der Bettkante gestoßen und jede Gelegenheit genutzt, die sich ihm geboten hatte. Gabriel hingegen ... "Aber wenn er tatsächlich erwachsen wird, ist das ja nur gut, er ist schließlich keine fünf mehr, nicht wahr? Und obendrein wird er eines Tages der Earl of Oxford."
Edward grinste als Aliz über seine Drohung lachte. "Gut. Dann werde ich ihn mir später zur Brust nehmen, sei versichert." beschied Edward amüsiert.

Eleonore ließ sich zu ihren Eltern führen. Sie war gerade mit den Kindern in London eingetroffen und jetzt war sie aufgeregt. Sie hatte ihren Vater so lange nicht mehr gesehen, sie konnte es kaum erwarten und schließlich kannte er seine Enkelkinder auch noch nicht.
Eleonore trug Géraud auf dem Arm und hielt Louisa an der Hand, als sie die Wohngemächer der Familie ein bisschen unsicher betrat.
Es dauerte einen Moment, dann entdeckte sie ihren Vater und lächelte, ehe sie leicht knickste. "Wie schön dich wiederzusehen, Vater. Gott sei gepriesen, dass du endlich frei bist."
Sie wusste zwar, dass ihre Zukunftsplanung ihm nicht gefallen würde, aber sie waren eine Familie.

Richard war ausgesprochen zufrieden damit, wie die Osterfeierlichkeiten bisher gelaufen waren. Und vor Kurzem hatte man ihm angekündigt, dass Eleonore mit ihren Kindern angekommen war und in Kürze zu ihm kommen würde.
Als sich die Tür öffnete und seine Tochter eintrat, sprang Richard mit fast unköniglicher Hast auf und eilte auf sie zu. "Eleonore!" Vorsichtig, um den kleinen Jungen auf ihrem Arm nicht zu verschrecken, umarmte er seine Tochter und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange. "Wie gut dich zu sehen." murmelte er und strich ihr über die Wange. "Was machst du nur für Sachen, Kind? Dich kann man nicht einmal alleine lassen ..." Die Berichte, die Richard über Eleonores verrückte Ehe und das unrühmliche Ende ihres Gemahls gehört hatte, hatten Richard regelrechte Magenschmerzen bereitet, weil er selbst nichts hatte tun können.
Dann betrachtete er seine Enkelkinder und musste lächeln. "Aber willst du uns nicht zu erst einmal miteinander bekannt machen?"

Eleonore empfand in diesem Moment nurnoch mehr Liebe für ihren Vater, der sie so überschwänglich begrüßte. Das hatte sie immer sehr geschätzt, denn es war nicht selbstverständlich, dass ein Mann in seiner Position seine Kinder so offen wertschätzte.
Sie erwiderte vorsichtig die Umarmung. "Nein, vielleicht nicht. Aber ich hatte mir das auch anders vorgestellt. Zum Glück habe ich einen großen Bruder, der auf mich acht gibt und gute Beziehungen." Das hatte ihr das Leben sehr viel leichter gemacht. Guillaume würde sich sicher sehr freuen die Kinder wiederzusehen.
Sie lächelte zufrieden. "Nun, die junge Dame hier ist Louisa und dieser kleine schüchterne Mann ist Géraud.", erklärte sie stolz. Louisa musterte den fremden Mann ohne Scheu und mit unverhohlender Neugierde. "Bist du mein Großvater?"

Richard seufzte leicht. "Ja, zum Glück. Und ich bin Guillaume wirklich dankbar dafür, dass er sich so für dich eingesetzt hat." Wenn er selbst schon nicht da gewesen war, um es zu tun.
Richard musterte seine Enkel und stellte einmal mehr fest, dass er sich nicht wirklich wie ein Großvater fühlte, die Kleinen aber sofort seinen Beschützerinstinkt weckten. Er beugte sich etwas zu Louisa hinunter, damit er ungefähr auf einer Höhe mit ihr war und schenkte ihr ein Lächeln. "Das bin ich, kleine Lady. Ich bin dein verrückter Großvater, der sich jahrelang in fernen Ländern herumgetrieben hat, statt das geruhsame Leben hier mit euch zu verbringen." erklärte er augenzwinkernd und griff nach Louisas kleiner Hand, um einen Kuss darauf zu hauchen. "Es freut mich, dich endlich kennen zu lernen, Lady Louisa." erklärte Richard feierlich, aber mit einem warmen Lächeln.

"Dafür habe ich doch schließlich einen großen Bruder. Guillaume hat mich aus dieser Ehe befreit und war imer an meiner Seite, wenn ich ihn brauchte. Das werde ich ihm niemals vergessen."
Eleonore beobachtete äußerst zufrieden das Zusammentreffen ihrer Kinder mit ihrem Großvater. Kurz erfasste sie die Wehmut, weil es eigentlich drei sein sollten, aber sie ließ nicht zu, dass ihre Stimmung sich dadurch trübte.
Louisa kicherte und blinzelte ihrem Großvater kokett zu. Eleonore war sich ganz sicher, dass sie ihn sogleich völlig um den Finger wickeln würde. "In was für fernen Ländern warst du denn, Großvater?", fragte Louisa auch gleich weiter. Was für ein pfiffiges Kind sie doch hatte...
Louisa griff nach der Hand ihres Großvaters. "Ich freu mich auch!"

Richard nickte langsam. "Und ich bin froh, dass es so ist. Nichts ist grauenvoller als Zwist unter Geschwistern." Und damit kannte er sich schließlich mehr als genug aus.
Richard lachte leise über Louisas Frage, dann deutete er auf die freien Plätze am Fenster. "Ich würde vorschlagen, wir setzen uns erst einmal. Dann erzähle ich dir gern alles über diese fernen Länder. Aber im Sitzen geht es besser, es waren schließlich viele Länder und einige Jahre in denen ich dort war." Erklärte Richard und erntete ein fleißiges Nicken von seiner Enkelin. Dann sah Richard zu Eleonore und ihrem kleinen Sohn. Er betrachtete den Jungen neugierig und lächelte. "Und wie steht es mit die Zwerg. Hast du das Herz eines englischen Löwen und lässt dich von deinem Großvater hinüber tragen, hm?" fragte er leise und strich Géraud sanft durch die weichen Löckchen, die ein wenig wild von seinem Kopf abstanden.

Eleonore seufzte leise. "Ja, das glaube ich. Aber selbst wenn Guillaume und ich einmal unterschiedlicher Meinung sind, vertragen wir uns wieder rasch. Da brauchst du dir also wirklich keine Sorgen zu machen." Louisa strahlte zufrieden und freute sich schon auf die Geschichte. "Ich will alles wissen!", erklärte sie begeistert. Géraud war ein wenig zurückhaltender und betrachtete den fremden Mann skeptisch. Einen Moment schmiegte er den Kopf an die Schulter seiner Mutter.
Eleonore fuhr ihm aufmunternd über den Rücken und Géraud fasste Mut. Er richtete den Blick auf seinen Großvater und nickte dann.
"Löwe...", bestätigte er dann leise. Eleonore lächelte sanft. "Er ist noch ein bisschen schüchtern und fängt mit dem Sprechen erst nach und nach so wirklich an, aber das ist auch nicht verwunderlich." Der Junge hatte bisher schließlich in nicht ganz beständigen Verhältnissen gelebt.

"Und das ist wirklich viel wert. Es freut mich, dass ihr alle so gut zurecht kommt." Offenbar hatten Beatrice und er in der Erziehung ihrer Kinder doch einiges richtig gemacht. Nun ja, maßgeblich wohl Beatrice.
Richard lachte. "Hervorragend. Ich freue mich immer über Zuhörer, die meine Geschichten noch nicht langweilig finden." vertraute er Louisa augenzwinkernd an, ehe er sich Géraud zuwandte und geduldig abwartete. Richards Lächeln wurde noch eine Spur breiter und er nahm den Jungen vorsichtig entgegen. "Genau, ein kleiner Löwe bist du." erklärte er und stupste dem Jungen sanft auf die Nase. "Ein kleiner, mutiger englischer Löwe. Vergiss das nur ja nicht unter all den Franzosen." neckte er und trug seinen Enkel zu einem der Sessel hinüber.
"Ich bin sicher, das gibt sich schon noch. Er ist ja auch noch ein kleiner Knips und mich hat er noch nie gesehen." erwiderte Richard gelassen und sah zu seiner Tochter hinüber. "Aber bevor ich all meine wunderbaren Geschichten auspacke, erzählt mir doch, wie es euch in Paris ergangen ist."

Eleonore bedachte die Drei mit einem zärtlichen Blick. Ihr Vater war einfach ein Kindernarr und es gelang ihm mühelos, Gérauds Zurückhaltung zu mindern und ihn ein wenig für sich zu gewinnen. "Keine Sorge, das wird er schon nicht vergessen. Aber er wird eines Tages Graf von Armagnac, es schadet also vielleicht nicht, wenn er sich zumindest zum Teil auch als Franzose betrachtet.", gab sie zu bedenken. "Ich habe eine Urkunde, die ihm die Grafschaft zusichert."
Eleonore folgte ihrem Vater und setzte sich auf einen Sessel ihm gegenüber, während die beiden Kinder sich an ihren Großvater kuschelten.
"Du hast Recht, er hat alle Zeit der Welt. Paris..es ist uns wahrlich gut ergangen. Wir fühlen uns wohl dort und die Kinder sind ein Herz und eine Seele mit dem kleinen Louis.", berichtete sie dann. "Der König hat mir seine Unterstützung in jeder Hinsicht zugesichert."

Richard zuckte leicht mit den Schultern. "Als Graf von Armagnac, darf er sich auch gerne Aquitanien zugehörig fühlen. Ich hätte kein Problem damit unsere Grenzen ein wenig zu verändern." erwiderte Richard augenzwinkernd. "Eine Urkunde? Von Philippe? Nun, das will ich auch hoffen, die Grafschaft steht ihm schließlich rechtmäßig zu, nicht wahr?"
Richard legte den freien Arm um Louisa, die zu ihm auf den Sessel gekrabbelt war und sich nun ebenfalls an ihn kuschelte, um ihrem Bruder nur ja in nichts nachzustehen.
Richard nickte leicht. Es erleichterte ihn, dass es Eleonore und den Kindern offenbar gut ergangen war in Paris, das war nun nicht selbstverständlich, wenn er daran dachte, wie sein Verhältnis zu Philippe aussah.
"Großzügig von ihm. Aber glücklicherweise bist du nun ja nicht mehr auf ihn angewiesen."

Eleonore lächelte leicht. "Das kannst du dann mit Géraud erörtern, wenn er alt genug ist und seine Grafschaft übernimmt. Ich halte mich aus dieser Sache lieber heraus. Aber ja, eine Urkunde von Philippe. Es war nie eine Frage für ihn, dass Géraud sie bekommt. Selbst wenn man ihn hingerichtet hätte, wenn man ihm den Mord an seinem Vater hätte nachweisen können, selbst dann hätte er sie bekommen."
Eleonore seufzte leise. Das würde noch interessant werden.
"Das ist es und ich bin wirklich dankbar dafür. Aber es ist auch, weil Louis so sehr an mir hängt.", erklärte sie. "Ich bin nicht auf ihn angewiesen, nein, aber ich werde trotzdem in einigen Wochen nach Paris zurück kehren."
Das würde ihm nicht gefallen, aber ihr Platz war dort, dort gehörte sie hin.

Richard nickte und strich seinem Enkel sachte über den Rücken. "Ah, ich denke, wir beiden Löwen werden uns da schon einig, nicht wahr Kurzer?" Er zwinkerte seinem Enkel zu und hatte das Gefühl, sein Herz müsse überlaufen vor Liebe als der Kleine ein scheues Lächeln zeigte.
Dann sah Richard jedoch wieder zu Eleonore und zog eine Augenbraue in die Höhe. "Was soll das heißen, du kehrst in ein paar Wochen nach Paris zurück?" fragte Richard misstrauisch. "Und erzähl mir jetzt nicht irgendwelchen sentimentalen Unsinn wie 'der kleine Louis hängt an mir', sei so gut. Du weißt, wie es zwischen England und Frankreich steht. Wenn du zurück nach Paris gehst, wird das weitreichende politische Folgen haben." entgegnete Richard angespannt. Was dachte Eleonore sich dabei nur?

Eleonore lächelte leicht. Géraud schien langsam aufzutauen. Wenn er lächelte, hatte man schon fast gewonnen. Es schien, als würde er sich seiem Großvater öffnen, das gefiel ihr wirklich gut.
Sie seufzte tief. "Es heißt, was es heißt, Vater. Ich gehe nach Paris zurück." Es würde ihm so gar nicht gefallen, was der wirkliche Grund war.
"Ich habe dir nur ein paar sentimentale Gründe zu nennen, wenn du so willst. Aber ich denke, es wäre wohl klüger dieses Thema später zu vertiefen.", bemerkte sie dann mit einer Geste in Richtung ihrer Kinder. Die Beiden mussten nun wirklich nicht mitbekommen, wenn sie sich stritten.
"Ich weiß, dass das Folgen hat, aber so einfach sind die Dinge nicht. Zudem habe ich doch Gründe genug um meine Anwesenheit in Paris auch der Öffentlichkeit gegenüber zu rechtfertigen."

Die Furchen auf Richards Stirn wurden tiefer bei Eleonores Antwort. "Ja, es scheint so als wäre das durchaus besser. Offenbar hast du mir einiges zu erklären." Richard hoffte nur, dass Eleonore nicht schon den nächsten französischen Adligen an der Hand hatte, den sie heiraten wollte. Bei dem ersten war es schließlich gründlich schief gegangen und ginge es nach Richard würde seine Tochter nun erst einmal eine Weile am Hof bleiben und dann würde er ihr einen passenden Gemahl suchen - einen englischen Gemahl.
Richard nahm sich jedoch zusammen und sah Louisa an. "Also, Mylady, ich habe Geschichten versprochen und die sollt ihr natürlich auch bekommen. Was möchtest du zu erst hören, hm?" Er würde den Kindern ein paar Geschichten erzählen und wenn deren erste Neugierde gestillt war, konnte er sich immer noch dem Gespräch mit seiner Tochter widmen. Und vielleicht war es auch besser, wenn Beatrice dann dabei war.

Die Kinder hatten begeistert den Geschichten ihres Großvaters gelauscht. Als sie schließlich müde geworden waren, hatte Eleonore sie zu Bess gebracht, damit die Beiden ein kleines Schläfchen machen konnten. Sie selbst war zu ihrem Vater zurückgekehrt und saß ihm nun gegenüber, die Beine übergeschlagen.
"Ich denke nicht, dass du mich umstimmen wirst, Vater. Ich fühle mich wohl in Paris, ich habe Freunde dort. Man schätzt mich, ich habe gute Beziehungen. Und natürlich bin ich tatsächlich gern dort, weil Louis mich als Mutterersatz sieht."
Und sie liebte den Jungen doch auch so sehr. So sehr wie auch dessen Vater, das würde ihrem Vater so gar nicht behagen.
"Was hast du dagegen einzuwenden?"